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Naomis Reise (DVD)

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Naomi, 20, lebt mit ihren kleineren Geschwistern in Peru ein einfaches Leben. Nur die grosse Schwester lebt das scheinbare Glück, verheiratet in Deutschland. Aber dann ist sie tot, ermordet von ihrem deutschen Ehemann. Naomi ist wie betäubt. Die Mutter nach...
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Kommentar zu "Naomis Reise"
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    5 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MaRe, 07.02.2019

    Frieder Schlaich (Jahrgang 1961, u.a. „Der Hauptmann“ - 2017) inszenierte das Familien- und Justizdrama „Naomis Reise“ 2017 für die ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“. Es bezieht sich auf einen wahren Fall und bildet zusammen mit „Otomo“ (1999) und „Weil ich schöner bin“ (2012) eine Trilogie zum Thema Migration. Das Drehbuch verfasste Nicola Schiewek.

    Nachdem Naomis (Scarlett Jaimes) grosse Schwester Mariella in Deutschland umgebracht worden ist, reisen sie und ihre Mutter Elena (Liliana Trujillo) von Peru nach Berlin zum Strafprozess, um als Nebenklägerinnen Mariellas Interessen wahrzunehmen. Auf der Anklagebank sitzt Mariellas Ehemann.

    Der Zuschauer begleitet Naomi zu dem Strafverfahren und beobachtet sie hautnah während der Verhandlung, in der sachlich und detailliert und gerade dadurch besonders schmerzhaft der Tathergang dargelegt, vom Verhältnis der Eheleute zueinander berichtet wird und durch Zeugeneinvernahmen Motive für die Tat erörtert werden. Gespräche mit Freunden der Schwester und das Aufsuchen von Örtlichkeiten, an den Naomi ihrer Schwester und deren Sohn näher ist, beschreiben ihre grossen, widerstreitenden Emotionen.

    „Naomis Reise“ ist ein fiktionaler Film, der jedoch über weite Strecken dokumentarisch wirkt, zum einen, weil viele Passagen auf Spanisch (deutsch untertitelt) gedreht sind, zum anderen weil er den Ablauf eines Strafverfahrens realistisch und akribisch darstellt und nachvollzieht. Da der Vorsitzende Richter, der Verteidiger, der Staatsanwalt und die Nebenklagevertreterin praktizierende und erfahrene Juristen sind, strahlt das Drama grosse Glaubwürdigkeit aus.
    Die oft nachgerade irritierende bis erschreckende Nüchternheit, Kälte und Härte, mit der die „juristisch-prozessualen Rituale“ vonstatten gehen, die mal sachlichen, mal dosiert polemischen Reden und Gegenreden der „Organe der Rechtspflege“ im Gerichtssaal kontrastieren mit Naomis Bedürfnis nach Beantwortung all ihrer Fragen, der angemessenen Würdigung ihrer Schwester und des taktvollen Umgangs mit ihr, ihrem Tod und den Gefühlen der Hinterbliebenen.

    Dieses Drama wirft einen analytischen, kritischen Blick auf das deutsche Justizsystem und dessen Repräsentanten, deren institutionalisiertes Agieren als voreingenommen, überheblich oder verkrusteten Ritualen folgend wahrgenommen werden könnte. Strukturelle und durchaus gut durchdachte Eigenheiten des deutschen Strafsystems tragen dennoch u.U. zur Verschärfung dieses Eindrucks bei. Zum Beispiel steht die Straftat im Mittelpunkt, deren Begehung dem mutmasslichen Täter, der als Angeklagter vor Gericht steht, nachgewiesen werden muss. Wegen seiner Gesinnung oder Einstellung darf niemand verurteilt werden, solange diese sich nicht eindeutig in der Tat manifestiert. Auch dem Opfer und dessen Angehörigen, die, wie hier, als Nebenkläger am Prozess beteiligt sind, wird keine aktive Rolle (die übernimmt die Staatsanwaltschaft mit ihrer Anklage), sondern eine relativ passive, beobachtende Rolle zugedacht. Damit ein fairer Prozess gewährleistet wird, gilt der Grundsatz, dass dem Angeklagten die Begehung einer Tat „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nachgewiesen werden muss, ansonsten greift der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“. Und die Verurteilung wegen Mordes ist nur möglich, wenn eines der zwingend und abschliessend formulierten „Mordmerkmale“ bei der Tatbegehung als erfüllt angesehen werden können.

    Doch „Naomis Reise“ ist ausser einem ungewöhnlichen Justizdrama auch ein Film über Migration und Erwartungen an das Leben, über das Wesen und Denken von Menschen aus höchst verschiedenen Ländern und Gesellschaftsformen, über Enttäuschungen, tiefsitzende Vorurteile, Klassismus, Rassismus und Sexismus, die Macht des Geldes und den „Raubtierkapitalismus“ sowie das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Armen und Reichen und damit sehr sozial- und gesellschaftskritisch.

    Ich empfehle diesen an Themen reichen, vielschichtigen, anspruchsvollen, konzentrierten, vor allem von Scarlett Jaimes intensiv gespielten und nicht nur wegen des offenen Schlusses inspirierenden Spartenfilm sehr gerne an ein Publikum weiter, das explizit nach Denkanstössen oder Sujets für gesellschaftspolitisch interessante und relevante Diskussionen sucht.

    PS: Der DVD liegt ein umfangreiches, interessantes Booklet bei, das u.a. Interviews mit dem Regisseur und der Drehbuchautorin zur Entstehung, Pressestimmen und didaktische Anregungen enthält.

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