Die Ostdeutschen - 25 Wege in ein neues Land (DVD)

Die DDR hat ihre Bewohner nachhaltig geprägt, das Thema wurde massentauglich verarbeitet, durchleuchtet, diskutiert und durchgekaut, posthum gab es sogar den Oscar. Aufarbeitung abgeschlossen. Doch die Augen der Menschen erzählen etwas anderes. Das Funkeln und das Strahlen, das Giftige und das Enttäuschte leuchten noch immer auf, wenn Ostdeutsche über die DDR-Prägung erzählen.

Dabei liegt die Wende fast 25 Jahre zurück. Ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung, 25 Jahre Nicht-DDR, die in den Fokus der Erzählungen rücken sollen. Die medial verbreiteten Kategorien der ostdeutschen Menschen greifen dabei mehr als zu kurz. Der System-Kollaps, den manche Westdeutsche eher nebenbei erlebten, bedeutete für den ehemaligen DDR-Bürger Brüche, Enttäuschungen, eine komplette Neuorientierung, beruflich, oft auch privat. Oder aber die ganz große Chance, Reisen, Karriere, neues Glück.

Für die meisten gab es drei Phasen. Euphorie, die große Enttäuschung, dann der Realismus. Doch die Ostdeutschen haben sich entschlossen, durch die Vergangenheit besser zu werden, nicht bitter. Wie macht man den mentalen Wandel einer Gruppe sichtbar? Indem einzelne Menschen ihre persönliche Geschichte erzählen können. 25 Lebenswege, jede Episode für sich, sodass man jederzeit einsteigen kann und doch eine Gesamterzählung erhält. Das Regiekollektiv entwickelt dabei eine genau aufeinander abgestimmte Geschichten-Folge, die sich wie ein Puzzle zusammenfügt.

Wer sind diese Menschen geworden und wer sind sie geblieben? Die DDR ist weg, die Erinnerung bleibt. Die Filmhelden stammen aus allen Schichten und Zeiten der DDR und werden bis in die Gegenwart gezeigt. Die Auswahl spannender und vielfältiger Charaktere und Themen ist Fundament des Films: Die Prinzessin vom Kraftwerk, eine junge Frau, porträtiert als Heldin der Arbeit. Wolfgang Kohlhaase, Jahrgang 1931, einer der wichtigsten deutschen Drehbuchautoren, erzählt von den Russen, die im Mai 1945 in Berlin an ihm vorbeizogen: Hier beginnt etwas Neues! Günther Fischer, Star-Komponist der DDR, ein Mann der Besitztümer, mit Westpass, Beziehungen. Er bespitzelt seinen Freund Manfred Krug, seit der Enttarnung haben sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Fischer lebt heute in Irland.

Dann, das Mädchen aus Ostberlin, gesungen von Udo Lindenberg, sie ist heute eine Frau mit drei erwachsenen Kindern und lebt am Stadtrand von Berlin.Die Volksbühne, Brutstätte, Haus der Ostdeutschen, Ort der Selbstbehauptung und des Selbstbewusstseins. Identitätsfindung Ost und mittendrin Henry Hübchen als Charlie Chaplin vom Prenzlauer Berg. Heute fährt er BMW. Die Super Illu als Organ der ostdeutschen Seelen, über 20 Jahre war der Bayer Jochen Wolff der Chef.Eisenhüttenstadt und die Hiphop-Band Blutgruppe, die Verwandlung des Prenzlauer Bergs, die Eisbären, die Stasiunterlagenbehörde: Ich gebe Informationen raus. Die Gesellschaft muss selbst wissen, wie sie damit umgeht.

Der Mann, der Bruce Springsteen in den Osten holte; Firmen, Kulturhäuser, die von Wessis gekauft werden; ein Schuldenberater, der vor allem die Ostdeutschen berät: Sie haben es nicht geschafft, mit dem neuen Geld umzugehen und mit den neuen Verhältnissen.