Staatliche Sozialpolitik in Deutschland (PDF)
Band II: Sozialpolitik in Demokratie und Diktatur 1919 - 1945
Der erste Weltkrieg unterbricht die "ruhige" Fortentwicklung und Differenzierung der staatlichen Sozialpolitik des Kaiserreiches. Er bereitet gleichzeitig den Übergang von der "obrigkeitsstaatlichen" zur "demokratischen Sozialpolitik" der Weimarer Republik...
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Produktinformationen zu „Staatliche Sozialpolitik in Deutschland (PDF)“
Der erste Weltkrieg unterbricht die "ruhige" Fortentwicklung und Differenzierung der staatlichen Sozialpolitik des Kaiserreiches. Er bereitet gleichzeitig den Übergang von der "obrigkeitsstaatlichen" zur "demokratischen Sozialpolitik" der Weimarer Republik vor. Die Demokratisierung und der rasche Ausbau der staatlichen Sozialpolitik vollziehen sich vor revolutionärem Hintergrund. Die Darstellung und Analyse dieser Zusammenhänge stehen am Anfang dieses zweiten Bandes zur Sozialstaatsgeschichte. Die Inflation, die "goldenen zwanziger Jahre" und die katastrophale, Staat und Gesellschaft erschütternde Weltwirtschaftskrise haben tief greifende Folgen für die staatliche Sozialpolitik. Diese Entwicklungen und die "völkische Sozialpolitik" im "Dritten Reich" sind die weiteren thematischen Schwerpunkte.
Lese-Probe zu „Staatliche Sozialpolitik in Deutschland (PDF)“
1 Einleitung (S. 13) 1.1 Die sozialpolitische Ausgangssituation
Der schon im Ersten Weltkrieg beginnende Bruch mit den Strukturmerkmalen der obrigkeitsstaatlichen Sozialpolitik des Kaiserreichs erfolgt nach der Kriegsniederlage in überstürzter Eile. Die überraschende Tatsache, dass die Grundzüge der demokratischen Sozialpolitik der Weimarer Republik bereits in den Tagen und Wochen nach der Übertragung der Kanzlerbefugnisse auf Friedrich Ebert am 9. November 1918 und dem Ende dieses Schicksalsjahres in der Form grundlegender Rechtsnormen fixiert werden, verweist sowohl auf die innenpolitische Praxis im Ersten Weltkrieg, als auch auf den dramatischen Hintergrund von Kriegsniederlage, Abdankung der Monarchie und Revolution.
Hinzu treten sozialreformerische Vorstellungen, die viele Jahrzehnte zurückreichen. Was den Ersten Weltkrieg, diesen zweifelhaften grossen Schrittmacher der Sozialpolitik betrifft, so ist von bleibender Bedeutung, dass aus der Furcht vor dem Zerbrechen der inneren Front die gemässigte, nach Teilhabe, Anerkennung und Gleichberechtigung mit dem Unternehmertum strebende Arbeiterbewegung in eine Vielzahl von Institutionen des Kriegsstaats und der Kriegswirtschaft einbezogen wurde, um in einem möglichst alle Ressourcen nutzenden Krieg sich verschärfende innere soziale und politische Spannungen dämpfen zu helfen.
Da unter den labilen, sich zuspitzenden innenpolitischen Verhältnissen die von den Experten aus der Gesellschaft für Soziale Reform beratenen Militärs und obersten Repräsentanten des Kaiserreichs Einsicht und Nachgiebigkeit in sozialpolitischen Fragen zeigen, hinterlässt diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts (George F. Kennan) beispielhafte sozialpolitische Innovationen, an die die Akteure der Revolutionszeit anknüpfen können.
Dazu zählt z.B. eine Verfügung eines Militärmachthabers zum Tarifvertrag7 und das Hilfsdienstgesetz von 1916, das einen weiteren Schritt zur konstitutionellen Fabrik und
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zur Schlichtung beinhaltet. Hinzu treten steckengebliebene sozialpolitische Projekte, unerfüllte Forderungen der Arbeiterbewegung sowie ein Netz von engen Beziehungen zwischen den Gewerkschaften, dem Unternehmertum und (militär-)staatlichen Stellen.
Weder diese noch andere im ersten Band dieser Sozialstaatsgeschichte erörterte Faktoren, die den Weg zu einer demokratischen Sozialpolitik im Sinne einer umfassenden, juristisch abgesicherten Mitwirkung der Arbeiterbewegung an sozialpolitischen Entscheidungen und Verfahren markieren, noch eine Verfassungsreform vom 28. November 1918, die die Perspektive der Parlamentarisierung eröffnet, können die Revolution, das endgültige Zusammenbrechen der inneren Front, die Aufkündigung des Burgfriedens von unten verhindern.
Vor dem Hintergrund eines militärisch bereits verlorenen Krieges, weiterer Opfer an Leben und Gesundheit, enormer Versorgungsschwierigkeiten sowie weiterer Einflüsse, breitet sich eine nunmehr aufs äusserste gesteigerte, eine fast schrankenlose Friedenssehnsucht, eine allgemeinen Depression, eine leidenschaftlichen Erbitterung, ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Autoritäten auf Seiten vor allem der grossstädtischen Arbeitermassen aus.
Vor dem Hintergrund der in radikalen Kreisen als völlig ungenügend angesehenen inneren Reformen, treten aufständische Matrosen eine allgemeine Revolutionsbewegung los. Im November 1918 schwankt der monarchisch gekrönte, von oben legitimierte preussisch-deutsche Machtstaat. Es stürzen schliesslich die Throne und der alte Obrigkeitsstaat bricht angesichts von Kriegsniederlage und Revolution zusammen. Nach einer revolutionären Übergangszeit wird er durch einen von unten legitimierten, demokratischen Volksstaat ersetzt.
Mit dieser wichtigen geschichtlichen Zäsur ist bekanntlich zunächst die Zeit vorbei, in der die Sozialdemokratie eine Randstellung in einem nur begrenzt machtvollen Parlament eingenommen hat und keine wirksamen Möglichkeiten der Beeinflussung der Regierungsbildung und -kontrolle hatte. Von der Rechtsordnung her gesehen ist bald auch die Praxis beendet, durch eine Fülle von Massregeln Sozialdemokraten und Gewerkschaftsvertreter unbedingt von einer Tätigkeit im mittelbaren oder unmittelbaren Staatsapparat fernzuhalten.
Weder diese noch andere im ersten Band dieser Sozialstaatsgeschichte erörterte Faktoren, die den Weg zu einer demokratischen Sozialpolitik im Sinne einer umfassenden, juristisch abgesicherten Mitwirkung der Arbeiterbewegung an sozialpolitischen Entscheidungen und Verfahren markieren, noch eine Verfassungsreform vom 28. November 1918, die die Perspektive der Parlamentarisierung eröffnet, können die Revolution, das endgültige Zusammenbrechen der inneren Front, die Aufkündigung des Burgfriedens von unten verhindern.
Vor dem Hintergrund eines militärisch bereits verlorenen Krieges, weiterer Opfer an Leben und Gesundheit, enormer Versorgungsschwierigkeiten sowie weiterer Einflüsse, breitet sich eine nunmehr aufs äusserste gesteigerte, eine fast schrankenlose Friedenssehnsucht, eine allgemeinen Depression, eine leidenschaftlichen Erbitterung, ein grundsätzliches Misstrauen gegen die Autoritäten auf Seiten vor allem der grossstädtischen Arbeitermassen aus.
Vor dem Hintergrund der in radikalen Kreisen als völlig ungenügend angesehenen inneren Reformen, treten aufständische Matrosen eine allgemeine Revolutionsbewegung los. Im November 1918 schwankt der monarchisch gekrönte, von oben legitimierte preussisch-deutsche Machtstaat. Es stürzen schliesslich die Throne und der alte Obrigkeitsstaat bricht angesichts von Kriegsniederlage und Revolution zusammen. Nach einer revolutionären Übergangszeit wird er durch einen von unten legitimierten, demokratischen Volksstaat ersetzt.
Mit dieser wichtigen geschichtlichen Zäsur ist bekanntlich zunächst die Zeit vorbei, in der die Sozialdemokratie eine Randstellung in einem nur begrenzt machtvollen Parlament eingenommen hat und keine wirksamen Möglichkeiten der Beeinflussung der Regierungsbildung und -kontrolle hatte. Von der Rechtsordnung her gesehen ist bald auch die Praxis beendet, durch eine Fülle von Massregeln Sozialdemokraten und Gewerkschaftsvertreter unbedingt von einer Tätigkeit im mittelbaren oder unmittelbaren Staatsapparat fernzuhalten.
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Autoren-Porträt von Eckart Reidegeld
Dr. Eckart Reidegeld ist Professor für Sozialadministration und Politikwissenschaft an der Fachhochschule Dortmund.
Bibliographische Angaben
- Autor: Eckart Reidegeld
- 2007, 2006, 604 Seiten, Deutsch
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531903284
- ISBN-13: 9783531903286
- Erscheinungsdatum: 19.09.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
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Pressezitat
"Im ersten und im zweiten Band dieser überaus instruktiven politik- und sozialwissenschaftlichen Untersuchung der geschichtlichen Entwicklung der staatlichen Sozialpolitik in Deutschland wird aus der Sicht des Autors der 'verwickelte Prozess der Sozialstaatsgenese' von den Urpsürngen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs aufgezeigt und erklärend erläutert. Beide Bände zeichnen sich durch sorgfältig gearbeitete Literatur- und Quellenhinweise aus. [...] Diese zwei Bände Geschichte der Sozialpolitik von Reidegeld sind nicht nur Studierenden, sondern auch sozialpolitisch Interessierten in Politik, Wirtschaft und Verbänden als Lektüre sehr zu empfehlen." ZAR - Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, 04/2007
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