König Henri Quatre - Gesamtausgabe (ePub)
Jugend und Vollendung
Der Knabe war klein, die Berge waren ungeheuer. Von einem der schmalen Wege zum anderen kletterte er durch eine Wildnis von Farren, die besonnt dufteten oder im Schatten ihn abkühlten, wenn er sich hineinlegte. Der Fels sprang vor, und jenseits toste der...
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Produktinformationen zu „König Henri Quatre - Gesamtausgabe (ePub)“
Der Knabe war klein, die Berge waren ungeheuer. Von einem der schmalen Wege zum anderen kletterte er durch eine Wildnis von Farren, die besonnt dufteten oder im Schatten ihn abkühlten, wenn er sich hineinlegte. Der Fels sprang vor, und jenseits toste der Wasserfall, er stürzte herab aus Himmelshöhe. Die ganz bewaldeten Berge mit den Augen messen, scharfe Augen, sie fanden auf einem weit entfernten Stein zwischen den Bäumen die kleine graue Gemse! Den Blick verlieren in der Tiefe des blau schwebenden Himmels! Hinaufrufen mit heller Stimme aus Lebenslust! Laufen, auf blossen Füssen immer in Bewegung! Atmen, den Körper baden innen und aussen mit warmer, leichter Luft! Dies waren die ersten Mühen und Freuden des Knaben, er hiess Henri.
Er hatte kleine Freunde, die waren nicht nur barfuss und barhäuptig wie er, sondern auch zerlumpt oder halb nackt. Sie rochen nach Schweiss, Kräutern, Rauch, wie er selbst; und obwohl er nicht, gleich ihnen, in einer Hütte oder Höhle wohnte, roch er doch gern seinesgleichen. Sie lehrten ihn Vögel fangen und sie braten. Mit ihnen zusammen buk er zwischen heissen Steinen sein Brot und ass es, nachdem er es mit Knoblauch eingerieben hatte. Denn vom Knoblauch wurde man gross und blieb immer gesund. Das andere Mittel war der Wein, sie tranken ihn aus jedem Gefäss. Alle hatten ihn im Blut, die kleinen Bauern, ihre Eltern und das ganze Land.
Seine Mutter hatte Henri einer Verwandten und einem Erzieher anvertraut, damit er aufwuchs wie das Volk, obwohl er auch hier oben in einem Schloss wohnte, es hiess Coarraze. Das Land hiess Bearn. Die Berge waren die Pyrenäen.
Hier herrschte eine volle Sprache, viele Vokale, und das R rollten sie im Munde. Als seine Mutter in die Wehen fiel, hatte sie nach dem Willen seines Grossvaters ein Lied angestimmt um Hilfe von der Mutter Gottes. Adjudat me a d'aqueste hore. Das war die Landessprache und war so gut wie Latein. Daher wurde es dem Knaben nicht schwer, lateinisch sprechen zu lernen, nur sprechen. Sein Grossvater verbot, dass er auch schreibe; übrigens hatte es damit Zeit, er war noch klein.
Der alte Henri d'Albret starb drunten in seinem Schloss in Pau, indes der junge Henri auf Coarraze lateinisch sprach, durch den Wald kletterte nach den kleinen Gemsen, isards genannt, die unerreichbar blieben; und das letzte Röcheln des Alten fiel vielleicht zusammen mit einem Freudenschrei des Jungen, während er badete mit Knaben und Mädchen, im Bach unterhalb des grossen Wasserfalls, der herrlich sprühte.
Er war ungemein ...
Er hatte kleine Freunde, die waren nicht nur barfuss und barhäuptig wie er, sondern auch zerlumpt oder halb nackt. Sie rochen nach Schweiss, Kräutern, Rauch, wie er selbst; und obwohl er nicht, gleich ihnen, in einer Hütte oder Höhle wohnte, roch er doch gern seinesgleichen. Sie lehrten ihn Vögel fangen und sie braten. Mit ihnen zusammen buk er zwischen heissen Steinen sein Brot und ass es, nachdem er es mit Knoblauch eingerieben hatte. Denn vom Knoblauch wurde man gross und blieb immer gesund. Das andere Mittel war der Wein, sie tranken ihn aus jedem Gefäss. Alle hatten ihn im Blut, die kleinen Bauern, ihre Eltern und das ganze Land.
Seine Mutter hatte Henri einer Verwandten und einem Erzieher anvertraut, damit er aufwuchs wie das Volk, obwohl er auch hier oben in einem Schloss wohnte, es hiess Coarraze. Das Land hiess Bearn. Die Berge waren die Pyrenäen.
Hier herrschte eine volle Sprache, viele Vokale, und das R rollten sie im Munde. Als seine Mutter in die Wehen fiel, hatte sie nach dem Willen seines Grossvaters ein Lied angestimmt um Hilfe von der Mutter Gottes. Adjudat me a d'aqueste hore. Das war die Landessprache und war so gut wie Latein. Daher wurde es dem Knaben nicht schwer, lateinisch sprechen zu lernen, nur sprechen. Sein Grossvater verbot, dass er auch schreibe; übrigens hatte es damit Zeit, er war noch klein.
Der alte Henri d'Albret starb drunten in seinem Schloss in Pau, indes der junge Henri auf Coarraze lateinisch sprach, durch den Wald kletterte nach den kleinen Gemsen, isards genannt, die unerreichbar blieben; und das letzte Röcheln des Alten fiel vielleicht zusammen mit einem Freudenschrei des Jungen, während er badete mit Knaben und Mädchen, im Bach unterhalb des grossen Wasserfalls, der herrlich sprühte.
Er war ungemein ...
Autoren-Porträt von Heinrich Mann
Heinrich Mann lebte von 1871 bis 1950 und war ein deutscher Schriftsteller.
Bibliographische Angaben
- Autor: Heinrich Mann
- 2021, 1. Auflage, 1990 Seiten, Deutsch
- Verlag: Books on Demand
- ISBN-10: 3752686103
- ISBN-13: 9783752686104
- Erscheinungsdatum: 01.01.2021
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