Heisse Phase (PDF)
Ein Insider-Roman aus der Welt der Unternehmensberatung
Die grossen Unternehmensberatungen werden von ihren Befürwortern als Motoren weitreichender Innovationen und hervorragende Nachwuchsschmieden bewundert. Ihre Kritiker sehen sie als arrogant-schillernde Machtzentren, die Aura statt wirklicher Leistung...
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Produktinformationen zu „Heisse Phase (PDF)“
Die grossen Unternehmensberatungen werden von ihren Befürwortern als Motoren weitreichender Innovationen und hervorragende Nachwuchsschmieden bewundert. Ihre Kritiker sehen sie als arrogant-schillernde Machtzentren, die Aura statt wirklicher Leistung verkaufen. Fabian Hardenberg gibt einen vielschichtigen Einblick in die gleissende Welt der Unternehmensberatungen. In seinem spannenden und facettenreichen Roman zeigt er, dass Berater nicht die nüchternen Experten sind, die man in ihnen vermutet: Oftmals geraten sie als Spielball zwischen die Fronten der Firmen. Dies widerfährt auch Sebastian Ritter: Der erfolgverwöhnte junge Unternehmensberater steht kurz vor dem entscheidenden Schritt seiner Karriere: Er soll Mitinhaber der Beratungsfirma werden. Doch im Augenblick des sicher geglaubten Triumphes muss er erkennen, dass er sich in einem dicht gesponnenen Intrigennetz verfangen hat. »Up or out« - entweder Beförderung oder Abstellgleis - , dieses knallharte Gesetz der Unternehmensberatungen wird für Ritter schliesslich lebensbedrohlich.
Lese-Probe zu „Heisse Phase (PDF)“
05:14 Uhr Sebastian Ritter stand im Teamraum am Fenster und sah auf die Frankfurter Bankentürme. Die Sonne schien und die Glasoberflächen strahlten, die Farben changierten zwischen kühlem Blau und wärmeren Silbertönen, die harten Linien zeigten steil nach oben. Beeindruckend war diese Architektur. Manchmal vielleicht auch bedrohlich. Sebastian drehte sich um, und da sah er Natalie. Sie kam langsam auf ihn zu und lächelte - jenes zarte, beinahe nur angedeutete Lächeln, das ihn verfolgte seit ihrer ersten Nacht. Er öffnete die Arme, aber gerade, als er sie berühren wollte, wich sie zurück, aufgeschreckt von etwas, was er nicht bemerkt hatte. Ein Mann stand mit einem Mal vor ihm, griff nach Natalie, riss sie weg von ihm, stiess sie in die andere Ecke des Teamraums. Dann ging er auf Sebastian zu. Der wich zurück, aber der Mann kam immer näher, bis Sebastian mit dem Rücken gegen das Fenster stiess. Unten war der Parkplatz der Bank, und der Wagen von Dr. Schweizer, dem allmächtigen Sprecher der Geschäftsführung, musste jeden Moment um die Ecke biegen. Das Gesicht des Mannes war so nah, dass Sebastian seinen Atem spürte. So schnell ändert sich das Spiel, sagte der Mann. Und das gerade am Schluss der heissen Phase, wo es darauf ankommt. Dumm, nicht? Jetzt haben Sie verloren, Herr Ritter. Ich mache jetzt das Fenster auf, und Sie steigen da auf den Sims. Und dann werde ich zählen, rückwärts, von zehn bis null. Und wenn Sie bei null nicht gesprungen sind, dann muss ich leider etwas nachhelfen. Er riss das Fenster auf. Sebastian wehrte sich, aber er wurde hochgeschoben. Zehn, hörte er die Stimme des Mannes. Neun. Der Wagen Schweizers fuhr unter ihm auf den Parkplatz. Acht. Die Wände schwankten. Sieben. Da krähte ein Hahn. Sebastian schreckte hoch und drückte auf den Wecker. "Good Morning" schallte es ihm entgegen. Mein Gott, dachte er. Was für ein Traum. Jetzt verfolgte ihn diese Bank schon bis in den Schlaf. Es wurden sogar gleich Mordgeschichten daraus. Und was für welche. Wer
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war bloss dieser Mann? Er konnte sich an kein Gesicht erinnern, auch die Stimme war ihm fremd. Er schüttelte den Kopf. Merkwürdig. Gut, dass es in Wirklichkeit anders zuging. Heute Nachmittag war die Abschlusspräsentation seines Projekts, damit war die heisse Phase vorbei, und danach würde die Welt schon wieder anders aussehen. Die Bankenchefs mussten nur einmal die Ergebnisse akzeptieren, dann war das Anschlussprojekt so gut wie verkauft. Sebastian schlurfte ins Badezimmer. Zwanzig nach fünf ... Was für eine Uhrzeit. Und das an einem Montag. Mühsam zielte er ins Klobecken, geschüttelt von einem neuen Gähnanfall. Warum nur hatte er sich ausgerechnet für diesen Job entschieden? Hatte er sich je entschieden? Irgendwann hatte er sich beworben, war durch neun Interviews gestolpert, und dann hatten sie ihm wirklich ein Angebot geschickt. Ein Angebot von Top Management Consulting. Für Aussenstehende klang der Name nichtssagend. Insider wussten, was sich dahinter verbarg. Er stieg in die Dusche und drehte den Hahn auf. Das eiskalte Wasser prasselte auf ihn nieder. Erst die Füsse, dann die Oberschenkel, am Bauch wurde es kritisch, das Gesicht und schliesslich der Nacken ... Immerhin, die Lebensgeister kehrten langsam wieder. Dann der schlagartige Wechsel auf heiss. Als Student hatte er nie vor neun ein Auge aufbekommen, aber von seinem ersten Arbeitstag an wurde das anders. Unternehmensberater müssen reisen, und geschäftlich verreist man früh am Morgen. Anfangs glaubt man noch, dass es besser wird, wenn man erst befördert ist und selbst mehr bestimmen kann ... Und ausserdem gewöhnt man sich ja daran. Sebastian wurde befördert, immer in der schnellstmöglichen Zeit, bestimmen konnte er mehr und mehr, aber kaum seine Flugzeiten. Und daran gewöhnen konnte er sich auch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Moment, in dem die Wärme der Nacht überging in den kalten Morgen. Selbst wenn am Tag ein kritisches Meeting nach dem anderen auf ihn wartete, der Moment des Aufwachens war die grösste Herausforderung. Sebastian stellte die Dusche ab, griff nach dem Handtuch und rubbelte sich kräftig ab. Man durfte nicht nachlassen in den morgendlichen Anstrengungen, sonst verkrochen sich die Lebensgeister wieder. Und man durfte nicht zu lange in den Spiegel schauen um diese Uhrzeit, und erst recht nicht bei diesem Licht. Sonst sah man, wie grau die Haut war, und wie dunkel die Ringe unter den schlammfarbenen Augen. Immerhin war der Haarschopf beneidenswert voll. Erfreuliche Reste eines jungenhaften Charmes ... Sah so ein zukünftiger Partner von Top Management Consulting aus? "The CEO's First Choice?" Gut, dass die Vorstände ihn nicht um diese Uhrzeit sahen. Wenn er in ihre Büros marschierte, war er bereit. Wenn auch nicht immer ausgeschlafen, so doch wach genug, um auch harte Brocken zu beeindrucken. Er lächelte. Eigentlich war es doch schön, Berater zu sein.[...]
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Autoren-Porträt von Fabian Hardenberg
Fabian Hardenberg ist für eine weltweit renommierte Unternehmensberatung tätig. Er lebt und arbeitet in München und Frankfurt am Main. Der Name ist ein Pseudonym.
Bibliographische Angaben
- Autor: Fabian Hardenberg
- 2002, 1. Auflage, 370 Seiten, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG GMBH
- ISBN-10: 3593414074
- ISBN-13: 9783593414072
- Erscheinungsdatum: 19.08.2002
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