Governance der Quartiersentwicklung / Quartiersforschung (PDF)
Theoretische und praktische Zugänge zu neuen Steuerungsformen
Einst als blosse Unterkategorie von Stadt gedacht, erleben Quartiere seit einigen Jahren eine Wiederentdeckung in Planung und Forschung. Sie gelten als Orte, an denen sich gesellschaftlicher Wandel im Alltag manifestiert, als Nuklei des bürgerschaftlichen...
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Produktinformationen zu „Governance der Quartiersentwicklung / Quartiersforschung (PDF)“
Einst als blosse Unterkategorie von Stadt gedacht, erleben Quartiere seit einigen Jahren eine Wiederentdeckung in Planung und Forschung. Sie gelten als Orte, an denen sich gesellschaftlicher Wandel im Alltag manifestiert, als Nuklei des bürgerschaftlichen Engagements, aber auch als Labore neuer stadtentwicklungspolitischer und immobilienökonomischer Strategien. Dadurch entstehen Fragen zur Regulation auf der Planungs- und Steuerungsebene. Die Autoren des vorliegenden Bandes zeigen unterschiedliche Governance-Konzepte, Instrumente und Modelle sowie Beispiele aus der Praxis der Quartiersentwicklung auf.
Das Buch wendet sich an ForscherInnen, Lehrende und Studierende der Stadtgeographie, der Stadtsoziologie und verwandter Disziplinen sowie an Akteure aus der Praxis der Stadtplanung und der (Kommunal-)Politik.
Das Buch wendet sich an ForscherInnen, Lehrende und Studierende der Stadtgeographie, der Stadtsoziologie und verwandter Disziplinen sowie an Akteure aus der Praxis der Stadtplanung und der (Kommunal-)Politik.
Lese-Probe zu „Governance der Quartiersentwicklung / Quartiersforschung (PDF)“
Powered by Quartiersmanagement: Füreinander Leben im „Problemkiez“ (S. 209-210)Stephan Lanz
Im Jahr 1998 publizierte der Berliner Senat die Studie „Sozialorientierte Stadtentwicklung“, die eine „kumulative Verschärfung sozialräumlicher Problemlagen“ in bestimmten Stadtteilen feststellte und eine „Strategie einer urbanen Integration“ einforderte, um diesen „Prozess der Marginalisierung und Exklusion zu stoppen“ (IfS/S.T.E.R.N. 1998: 79). Zur gleichen Zeit schwoll ein politisch-medialer Diskurs an, der Einwanderungsquartiere als Ghettos skandalisierte. Schließlich richtete der Senat im März 1999 in 15 „Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf“ ein Stadtteilmanagement ein.
Dessen finanzielles Fundament lieferte das Bund-Länder- Programm „Sozialer Staat“, das die rot-grüne Bundesregierung kurz vorher aufgelegt hatte. Als durch selektive Wanderungsprozesse, sozialen Abstieg und kulturelle Kommunikationsbarrieren verursachte Hauptprobleme definierte der Senat eine „Konzentration von Problemgruppen“ sowie „interkulturelle Aus- und Abgrenzung, Intoleranz, Aggression“ (Abgeordnetenhaus 1999: 6ff.).
Das Berliner Programm sollte „eine nachhaltige, soziale, wirtschaftliche, städtebauliche und ökologische Entwicklung durch integriertes Handeln und vernetzte Maßnahmen im Quartier bewirken“ (ebd.: 2). Wolkig verhieß es die „Schaffung von Lebenswelten ohne Ausgrenzung“ oder den „Erhalt sozialer Mischung“ (ebd.).
Der Lokalstaat beauftragte nun privatwirtschaftliche „Quartiersmanager“, um in Kooperation mit den Behörden lokale Akteure zu vernetzen und Projekte zu entwickeln. Diese sollten den „Menschen im Quartier“ dazu verhelfen, „ihre Lebenssituation selbst zu verändern, ihre
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Möglichkeiten und Kompetenzen zu nutzen, um unabhängiger und selbständiger zu werden“ (Senat 1999: 10). Es ging weniger darum, einen „staatlichen Handlungsrahmen“ zu setzen als „Eigeninitiative und Selbsthilfekräfte auf regionaler/lokaler Ebene durch Vernetzung und Information zu stärken“ (Abgeordnetenhaus 1998: 1).
Im Kern zielt das heute in 33 Stadtgebieten laufende Programm auf sich selbständig regulierende Gemeinwesen. Dafür sucht es von oben herab eine lokale Zivilgesellschaft zu organisieren, die in den benachteiligten Quartieren als nicht mehr vorhanden gilt. Marginalisierten BewohnerInnen soll „Hilfe zur Selbsthilfe“ vermittelt werden: Das zentrale Stichwort heißt Empowerment (vgl. Lanz 2000). Das Gros der Maßnahmen liest sich wie eine aktualisierte Version jener soziokulturellen Projekte der Alternativbewegung, die der Senat bereits in den 80er Jahren gefördert hatte. Neu ist, dass der Staat solche Projekte nun selbst zu initiieren trachtet.
Zudem wurden sie um Instrumente wie einen „Ausbau formaler Kontrollinstanzen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls“ oder eine „Repression gegen Vandalismus“ ergänzt, die sich aus den Effekten des Ghetto-Diskurses erklären. Die wissenschaftliche Bewertung bisheriger Verfahren fällt widersprüchlich aus: Die offizielle Evaluation erkannte beachtliche Erfolge, kritisierte aber einen zu geringen Fokus auf soziale Chancen von Bewohnern (Geiss u. a. 2003: 3).
Im Kern zielt das heute in 33 Stadtgebieten laufende Programm auf sich selbständig regulierende Gemeinwesen. Dafür sucht es von oben herab eine lokale Zivilgesellschaft zu organisieren, die in den benachteiligten Quartieren als nicht mehr vorhanden gilt. Marginalisierten BewohnerInnen soll „Hilfe zur Selbsthilfe“ vermittelt werden: Das zentrale Stichwort heißt Empowerment (vgl. Lanz 2000). Das Gros der Maßnahmen liest sich wie eine aktualisierte Version jener soziokulturellen Projekte der Alternativbewegung, die der Senat bereits in den 80er Jahren gefördert hatte. Neu ist, dass der Staat solche Projekte nun selbst zu initiieren trachtet.
Zudem wurden sie um Instrumente wie einen „Ausbau formaler Kontrollinstanzen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls“ oder eine „Repression gegen Vandalismus“ ergänzt, die sich aus den Effekten des Ghetto-Diskurses erklären. Die wissenschaftliche Bewertung bisheriger Verfahren fällt widersprüchlich aus: Die offizielle Evaluation erkannte beachtliche Erfolge, kritisierte aber einen zu geringen Fokus auf soziale Chancen von Bewohnern (Geiss u. a. 2003: 3).
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Autoren-Porträt von Matthias Drilling, Olaf Schnur
Dr. Matthias Drilling ist Dozent am Institut Sozialplanung und Stadtentwicklung der Fachhochschule Nordwestschweiz und Lehrbeauftragter am Geographischen Institut der Universität Basel.Dr. Olaf Schnur ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Matthias Drilling , Olaf Schnur
- 2010, 2009, 272 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Matthias Drilling, Olaf Schnur
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531928759
- ISBN-13: 9783531928753
- Erscheinungsdatum: 16.09.2010
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Grösse: 2.79 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"Der von Drilling und Schnur herausgegebene Sammelband bereichert [...] die Diskussion um die Bedeutung der Quartiere als Rahmen eines "gelingenden Lebens." Das Buch bietet interessante Praxisbeispiele und einige gute theoretische Positionen; es ist als Studienbuch gut einsetzbar und bietet eine Reihe von guten Argumentationssträngen, deren weitere Diskussion sich lohnt." www.socialnet.de, 18.02.2010
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