Die Stärkeren (ePub)
Über die schier endlose Landstrasse fegte der Sturm. Er rüttelte an den dicken Stämmen der Linden, die rechts und links den Weg einsäumten, stieg hinauf zu den Wipfeln und richtete in dem dichten Blätterdache eine heillose Verwüstung an. Unter der Wucht des...
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Produktinformationen zu „Die Stärkeren (ePub)“
Über die schier endlose Landstrasse fegte der Sturm. Er rüttelte an den dicken Stämmen der Linden, die rechts und links den Weg einsäumten, stieg hinauf zu den Wipfeln und richtete in dem dichten Blätterdache eine heillose Verwüstung an. Unter der Wucht des wilden Gesellen brach hier und dort ein mächtiger Ast krachend herab, der schon im nächsten Augenblicke von Staub- und Erdwolken eingehüllt war, denn die Landstrasse war ein einziges Staubmeer, in dem die Blätter gleich tollen, bunten Schmetterlingen eilends hin und her flogen.
Weit und breit keine Hütte, kein Haus; rechts und links nur kahle Erdflächen mit dem ersten rötlichen Schimmer des keimenden Winterroggens, umgeworfene Schollen, die letzten Kartoffelfelder; alles grau in grau, trübe und farblos. Schwer hingen die Wolken vom Himmel herab, am Horizonte sich noch mehr verdichtend. Es schien, als wolle das Unwetter bald mit noch grösserer Kraft niedergehen, denn immer dunkler ballte sich das Gewölk zusammen.
Plötzlich brach ein Platzregen vom Himmel, der die Staubwolken, die sein Bruder, der Sturm, in wildem Tanze herumwirbelte, sofort zum Stehen brachte. Rauschend fielen die schweren Tropfen in immer dichterer Folge und binnen wenigen Minuten war die Landstrasse mit trüben Wasserlachen wie besät. Zu den Böschungen herab rieselten die Bächlein, schmutzig und schlammig; sie schwemmten die kleinen, abgerissenen Zweige mit hinab, als wollten sie die Strasse säubern von all dem Unrat, den Bruder Sturm in so reichem Masse ausgestreut hatte.
In das Klatschen des Regens hinein heulte der Wind sein Lied. Es klang wie höhnisches Lachen. Er schien sich darüber zu belustigen, dass sich bei diesem Unwetter ein Menschenkind die Landstrasse entlangkämpfte, Schritt für Schritt, denn Sturm und Regen erschwerten das Vorwärtskommen. Es war aber auch zum Lachen! Denn wie sah der Mann aus!
Von der schwarzen Samtjoppe rieselten die Bächlein, das dunkle Haar klebte fest an der hohen, weissen Stirn, und in dem grossen, runden Filzhut stand das Wasser. Der Rucksack klatschte bei jedem Schritt auf den Rücken, und die hohen Stiefel, in die der Wanderer die dunklen Beinkleider gesteckt hatte, quietschten und sangen eine eigenartige Melodie. Die Hand des Wanderers hielt einen knorrigen Baumast, der dazu diente, dem schlanken, elastischen Körper mit einem Satze über die allzu grossen Pfützen hinwegzuhelfen. Von Zeit zu Zeit wischte der Fremde die Regentropfen mit dem Rockärmel aus dem Gesicht, nahm den Hut vom Haupte und schüttete das ...
Weit und breit keine Hütte, kein Haus; rechts und links nur kahle Erdflächen mit dem ersten rötlichen Schimmer des keimenden Winterroggens, umgeworfene Schollen, die letzten Kartoffelfelder; alles grau in grau, trübe und farblos. Schwer hingen die Wolken vom Himmel herab, am Horizonte sich noch mehr verdichtend. Es schien, als wolle das Unwetter bald mit noch grösserer Kraft niedergehen, denn immer dunkler ballte sich das Gewölk zusammen.
Plötzlich brach ein Platzregen vom Himmel, der die Staubwolken, die sein Bruder, der Sturm, in wildem Tanze herumwirbelte, sofort zum Stehen brachte. Rauschend fielen die schweren Tropfen in immer dichterer Folge und binnen wenigen Minuten war die Landstrasse mit trüben Wasserlachen wie besät. Zu den Böschungen herab rieselten die Bächlein, schmutzig und schlammig; sie schwemmten die kleinen, abgerissenen Zweige mit hinab, als wollten sie die Strasse säubern von all dem Unrat, den Bruder Sturm in so reichem Masse ausgestreut hatte.
In das Klatschen des Regens hinein heulte der Wind sein Lied. Es klang wie höhnisches Lachen. Er schien sich darüber zu belustigen, dass sich bei diesem Unwetter ein Menschenkind die Landstrasse entlangkämpfte, Schritt für Schritt, denn Sturm und Regen erschwerten das Vorwärtskommen. Es war aber auch zum Lachen! Denn wie sah der Mann aus!
Von der schwarzen Samtjoppe rieselten die Bächlein, das dunkle Haar klebte fest an der hohen, weissen Stirn, und in dem grossen, runden Filzhut stand das Wasser. Der Rucksack klatschte bei jedem Schritt auf den Rücken, und die hohen Stiefel, in die der Wanderer die dunklen Beinkleider gesteckt hatte, quietschten und sangen eine eigenartige Melodie. Die Hand des Wanderers hielt einen knorrigen Baumast, der dazu diente, dem schlanken, elastischen Körper mit einem Satze über die allzu grossen Pfützen hinwegzuhelfen. Von Zeit zu Zeit wischte der Fremde die Regentropfen mit dem Rockärmel aus dem Gesicht, nahm den Hut vom Haupte und schüttete das ...
Autoren-Porträt von Magda Trott
Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Magda Trott
- 2019, 1. Auflage, 378 Seiten, Deutsch
- Verlag: Books on Demand
- ISBN-10: 3749431744
- ISBN-13: 9783749431748
- Erscheinungsdatum: 08.08.2019
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eBook Informationen
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