Die Sprachreiniger / Ullstein eBooks (ePub)

Karl-Heinz Götterts Studie zum "Allgemeinen Deutschen Sprachverein" (1886-1943) las sich ausgesprochen zäh. Ich hatte mir im Vorhinein - ausgehend vom Titel - einfach mehr erwartet. Der Germanist widmete sich vorrangig der nationalistischen Komponente des Vereins. Seit der Gründung im Jahr 1886 kümmerten sich die Vereinsmitglieder nahezu ausschliesslich um "Sprachreinigung" im Sinne von Streichung und Substitution von Fremdwörtern, vor allem aus Frankreich und England. Lustige Beispiele für sog. "Verdeutschungen waren z. B. "Paradiesäpfel" für Tomaten oder "Fleischsülze" für Aspik. Zudem wurde versucht, sich immer dem herrschenden Regime in Deutschland anzupassen. Scharf ins Gericht ging man hingegen mit bekannten zeitgenössischen Geistesgrössen, wie Theodor Mommsen oder Rudolf Virchow, die schon im Sinne ihrer Wissenschaft nicht auf Fremdwörter und Lehnwörter verzichten konnten und wollten. Selbst die Reden und Veröffentlichungen der späteren Grössen des Nationalsozialismus wurden streng beurteilt. Innerhalb des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins überwog allzeit die nationalistische bis rassistische Ausrichtung. Davon legten die von Göttert angeführten Zitate bzw. Artikel aus der Zeitschrift des Vereins vollmundig Zeugnis ab. Allerdings erschlug die unbändige Zitatenflut des Autors selbst den geduldigsten Leser. Nicht nur, dass man sich sprachlich während der Lektüre immer wieder umstellen musste, sondern auch die inhaltliche Kongruenz der Aussagen und Artikel empfand ich als lähmend und schlichtweg dröge. Letztendlich habe ich mich bis zum Schluss durchgekämpft und den Epilog als aussagekräftigsten Teil ausgemacht.

FAZIT
Sehr trockene Kost, die vor allem interessierten und ausdauernden Lesern zu empfehlen ist.

Dieses Buch war für mich nicht ganz einfach zu lesen, vor allem aus stilistischen Gründen, aber da ich sowohl Geschichte als auch die deutsche Sprache liebe, fand ich es hochinteressant.
Ich habe es in Portionen und langsam gelesen, und zugegeben, manche Abschnitte habe ich auch "quergelesen", aber es war für mich doch spannend genug, um dabei zu bleiben.
Viele "alte" Worte sind mir wieder begegnet - und darüber habe ich mich gefreut.
Sprache ist ja etwas Lebendiges, sie lässt sich nur bedingt "künstlich" beeinflussen - da sieht man heute ganz deutlich. Und das hat mir auch dieser Autor gezeigt.
Für jeden Sprachbegeisterten ist das Buch eine lohnende Lektüre!