Die Psychologismus-Kontroverse / Philosophie und Psychologie im Dialog (PDF)
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Der Psychologismus-Streit erreichte im deutschen Wissenschaftsdiskurs im 19. Jahrhundert nicht die Breitenwirkung wie der Darwinismus-Streit oder der Materialismus-Streit, in denen ideologische und religiöse Kontroversen mit neuen Wissenschaftsentwicklungen...
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Produktinformationen zu „Die Psychologismus-Kontroverse / Philosophie und Psychologie im Dialog (PDF)“
Der Psychologismus-Streit erreichte im deutschen Wissenschaftsdiskurs im 19. Jahrhundert nicht die Breitenwirkung wie der Darwinismus-Streit oder der Materialismus-Streit, in denen ideologische und religiöse Kontroversen mit neuen Wissenschaftsentwicklungen ausgetragen wurden und immer noch werden. Die zum Teil wesentlich subtileren Hintergründe sowie die Motive der am Psychologismus-Streit besonders seit 1900 hauptsächlich Beteiligten wurden bis heute nicht hinsichtlich der historisch-systematischen Grundlagen untersucht, obgleich die Problemlagen ebenso grundlegend sind. Dies liegt unter anderem daran, dass hier auch Logik und Mathematik betroffen sind, die zu ähnlicher öffentlicher Diskussion bisher wenig eingeladen haben. In gängiger historischer Perspektive provozierte der Antipsychologismus die Trennung der Psychologie von der Philosophie und beförderte letztlich auch die institutionelle Separierung mit beide Disziplinen behindernden Folgen bis in die Gegenwart. Tatsächlich weisen die erkenntnistheoretischen Prämissen des Antipsychologismus nicht die unterstellte begriffliche Klarheit auf, sondern sind als durchaus vieldeutig zu problematisieren; dementsprechend müssen Hintergründe des Streites neu aufgerollt werden. Die vorherrschende »Psychologie ohne Seele« leidet ebenso wie der Antipsychologismus an epistemischen Defiziten, die es aufzuarbeiten gilt.
Lese-Probe zu „Die Psychologismus-Kontroverse / Philosophie und Psychologie im Dialog (PDF)“
"Briefwechsel (S. 111-112)Margret Kaiser-el-Safti und Werner Loh
Lieber Herr Loh,
Sie bezeichnen Ihren für mich sehr erhellenden Beitrag nur als eine Vorstudie in der Absicht, Ihren Standpunkt in der zur Diskussion stehenden Sache nicht als abgeschlossen zu betrachten, wofür sie von philosophischer Seite ja ausgegeben wurde; wir haben dagegen beide die Vieldeutigkeit des Phänomens und „die Vielfalt des Wortgebrauchs“ in der Debatte moniert, die auf weiteren Klärungsbedarf deutet. Die Bereitschaft zur Offenheit möchte ich meinerseits unterstreichen, jedoch zunächst meine Erleichterung darüber ausdrücken, dass Sie, gerade aus Ihrer logisch argumentierenden Position heraus, dem Antipsychologismus keine Siegerchance einräumen. Ihre differenzierten Ausführungen über Widersprüche in Grundlagenfragen der sogenannten „Klassischen Aussagenlogik“, Ihre Stellungnahme, dass eine (nur) an der Form (z. B. der Syntax) orientierte Logik zur Entmündigung tendiert, erscheinen mir als sehr bedenkenswert.
Dass man heute noch dem Platonismus in der Logik Tribut zollt oder, wie Edmund Husserl meinte, „ideale Spezies“ könnten ebenso „erschaut“ werden, wie man konkrete Dinge wahrnimmt, kann ich nicht nachvollziehen. („Wesensschau birgt nicht mehr Schwierigkeiten oder ‚mystische Geheimnisse‘ als Wahrnehmung“, vertritt Husserl 1981, S. 39, doch eher suggestiv als begründet.)
Ihr Plädoyer für einen reflexiven Umgang mit Disjunktionen, ohne auf prinzipiell nicht zu erreichende Vollständigkeit (Unendlichkeit) zu insistieren, Irrtümer einzuräumen, statt auf Gehorsam wie immer zu definierenden Autoritäten gegenüber zu pochen, haben mich begeistert. Ihr entschiedenes Eintreten dafür, die Befähigung zu stärken, Disjunktionen im Sinne von sachlich
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relevanten Alternativen zu reflektieren und für Entscheidungen nutzbar zu machen, beleuchtet meines Erachtens wertvolle didaktische und pädagogische Möglichkeiten, anders als in der Tradition des 20. Jahrhunderts mit „Logik“ umzugehen, und diese, ähnlich wie Anhänger des „Kritischen Rationalismus“ befürworten, auch für den rationalen Umgang mit Alltagsproblemen fruchtbar zu machen.
Die Logik kommt in Ihren Ausführungen also nicht zu kurz; aber müsste man nicht vielleicht radikaler vorgehen in Hinblick auf das Konstrukt „Psychologismus“? Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass die Kontroverse „Antipsychologismus versus Psychologismus“ nicht als „Abgrenzungsproblem von Disziplinen“ aufzufassen sei (am Anfang Ihres Kapitels über Mündigwerden), was ich ja sehr wohl vertrete.
Sie begründen Ihren Standpunkt damit, das die Situation, einer beträchtlichen Mehrdeutigkeit bezüglich der rationalen Bewältigung von Welt ausgesetzt zu sein, ein uraltes Menschheitsproblem sei, und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, nicht das Problem dieser oder jener wissenschaftlichen Disziplin sein könnte. Ich würde zustimmen, wenn nicht bestimmte psychologiefeindliche Philosopheme (wie die kantische Philosophie) tief in die Alltagskultur eingegriffen hätten. Aus einer wahrhaft aufgeklärten Perspektive lässt sich Ihrer (und meiner) Meinung nach selbst (oder gerade) hinter einem, der „Kritik einer reinen Vernunft“ unterstellten Aufklärungsgestus immer noch die Notwenigkeit ableiten, einer sakrosanten Autorität Gehorsam zu verschaffen."
Die Logik kommt in Ihren Ausführungen also nicht zu kurz; aber müsste man nicht vielleicht radikaler vorgehen in Hinblick auf das Konstrukt „Psychologismus“? Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass die Kontroverse „Antipsychologismus versus Psychologismus“ nicht als „Abgrenzungsproblem von Disziplinen“ aufzufassen sei (am Anfang Ihres Kapitels über Mündigwerden), was ich ja sehr wohl vertrete.
Sie begründen Ihren Standpunkt damit, das die Situation, einer beträchtlichen Mehrdeutigkeit bezüglich der rationalen Bewältigung von Welt ausgesetzt zu sein, ein uraltes Menschheitsproblem sei, und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, nicht das Problem dieser oder jener wissenschaftlichen Disziplin sein könnte. Ich würde zustimmen, wenn nicht bestimmte psychologiefeindliche Philosopheme (wie die kantische Philosophie) tief in die Alltagskultur eingegriffen hätten. Aus einer wahrhaft aufgeklärten Perspektive lässt sich Ihrer (und meiner) Meinung nach selbst (oder gerade) hinter einem, der „Kritik einer reinen Vernunft“ unterstellten Aufklärungsgestus immer noch die Notwenigkeit ableiten, einer sakrosanten Autorität Gehorsam zu verschaffen."
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Autoren-Porträt von Werner Loh, Margret Kaiser-El-Safti
Dr. Werner Loh ist Mitgründer, Mitherausgeber und Forschungsredakteur der Zeitschrift »Erwägen - Wissen - Ethik«.
Bibliographische Angaben
- Autoren: Werner Loh , Margret Kaiser-El-Safti
- 2011, 1. Auflage 2011, 142 Seiten, Deutsch
- Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
- ISBN-10: 3647452033
- ISBN-13: 9783647452036
- Erscheinungsdatum: 20.07.2011
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