Die Parteiensysteme Westeuropas (PDF)
In diesem Band werden für alle westeuropäischen Länder eine Einführung in die Grundlagen und Funktionsweisen des jeweiligen Parteiensystems dargestellt. Der Band liefert somit die Grundinformationen zu Parteien und Parteisystemen der einzelnen Länder,...
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Produktinformationen zu „Die Parteiensysteme Westeuropas (PDF)“
In diesem Band werden für alle westeuropäischen Länder eine Einführung in die Grundlagen und Funktionsweisen des jeweiligen Parteiensystems dargestellt. Der Band liefert somit die Grundinformationen zu Parteien und Parteisystemen der einzelnen Länder, bietet eine wichtige Vertiefung zum jeweiligen politischen System und dient als Grundlage für eine vergleichende Parteien- und Parteiensystemforschung.
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Das Parteiensystem Belgiens (S. 41) Claus Hecking
1. Einleitung
Das Parteiensystem des Königreichs Belgien ist durch ein in Industrieländern einzigartiges Phänomen geprägt: den Parteienkonföderalismus. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert gibt es in Belgien nicht eine einzige "nationale" Partei mehr, die sowohl im niederländischsprachigen flämischen als auch dem französischsprachigen wallonischen Landesteil kandidiert.
Selbst die drei grossen, einst unitären Parteien Belgiens (Christdemokraten, Sozialisten, Liberale) sind vom Nationalitätenkonflikt zwischen den rund sechs Millionen niederländisch- und den rund vier Millionen französischsprachigen Belgiern gesprengt worden: Heute kandidieren organisatorisch und programmatisch voneinander unabhängige christdemokratische, liberale, sozialistische, grüne und kommunistische Parteien in Flandern und Wallonien. Hinzu kommen einige Regionalparteien, die ausschliesslich die Interessen eines bestimmten Landesteils vertreten (Woyke 1999: 381, Detrez/Blommaert 1994: 14, Dewachter 1992: 16).
Zu den klassischen Trennlinien zwischen den Parteien wie dem Interessenskonflikt zwischen Arbeit und Kapital oder dem zwischen Kirche und Staat tritt in Belgien somit eine dritte, eine geografische Trennlinie. Eine - jedoch bei Weitem nicht die einzige - Folge dieser regionalen Aufspaltung ist die Zersplitterung der belgischen Parteienlandschaft, welche die politischen Handlungsträger zu Mehrparteien-Koalitionen zwingt, die sich in der Nachkriegsgeschichte schon des Öfteren als instabil erwiesen haben (Hecking 2003: 117- 118, Alin 1995: 44).
Eine detaillierte Analyse des Parteienkonföderalismus und seiner Folgen für das politische System Belgiens erfolgt im dritten Abschnitt dieses Beitrags. Zuvor soll jedoch die historische Entwicklung des belgischen Parteiensystems dargestellt und dabei erläutert werden, warum es überhaupt zur geografischen Spaltung innerhalb der einzelnen Parteien kam.
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2. Historische Entwicklung des belgischen Parteiensystems
2.1 Entstehung der drei grundlegenden politischen Konfliktlinien: Von der Staatsgründung bis zum Zweiten Weltkrieg
Als der Belgische Nationalkongress am 24. November 1830 die Unabhängigkeit des unitären Zentralstaats Belgiens vom Königreich der Vereinten Niederlande proklamierte, handelte es sich um ein Novum. Denn einen belgischen Staat hatte es nie zuvor gegeben - wenn überhaupt, so war die Region immer nur ein Teil grösserer Staatsgebilde gewesen. Zwischen der Teilung Frankenreichs im Jahre 843 und der Besetzung durch Napoleons Truppen im Jahre 1795, also fast ein Jahrtausend lang, war das Staatsterritorium von 1830 nicht ein einziges Mal komplett vereint. Mit Ausnahme der Nordseeküste gab es keinerlei natürliche Grenzen Belgiens.
Mitten durch das Land verlief eine rund 400 Kilometer lange, alte römische Heerstrasse, welche die Sprachgrenze zwischen den germanischsprachigen Flamen im Norden und den romanischsprachigen Wallonen im Süden bildete und bis heute bildet (Beaufays 1998: 15, Lamarcq/Rogge 1998: 11). Treibende politische Kräfte der belgischen Revolution waren die von den Idealen der Französischen Revolution beeinflusste liberale Bourgeoisie sowie der katholische Klerus.
Beide Gruppen sahen sich durch den Obrigkeitsstaat des niederländischen Königs Wilhelm von Oranien in ihren Interessen bedroht und schlossen sich zu einem Zweckbündnis gegen den Feind zusammen. Es gab keine positiven Gründe für die Schaffung Belgiens, vereint waren die Liberalen und Katholiken nur in der Ablehnung des Zentralismus der Oranier (Hecking 2002: 39f.). So kam es bereits in den ersten Monaten nach der Staatsgründung zu einem Konflikt zwischen den beiden Motoren der Revolution: Die Katholiken wollten ein religiös gebundenes Schulsystem, die Liberalen lehnten dieses strikt ab.
Am Ende stand ein Kompromiss, mit dem keine der beiden Seiten zufrieden war: Zwar sah die Verfassung aus dem Jahr 1831 offiziell Religionsfreiheit vor. Tatsächlich jedoch wurde der katholische Religionsunterricht an allen öffentlichen Schulen obligatorisch eingeführt - und darüber hinaus eine Reihe katholischer Universitäten geschaffen. In der Folgezeit kämpften beide Parteien im so genannten "Schulstreit" jahrzehntelang gegeneinander.
2.1 Entstehung der drei grundlegenden politischen Konfliktlinien: Von der Staatsgründung bis zum Zweiten Weltkrieg
Als der Belgische Nationalkongress am 24. November 1830 die Unabhängigkeit des unitären Zentralstaats Belgiens vom Königreich der Vereinten Niederlande proklamierte, handelte es sich um ein Novum. Denn einen belgischen Staat hatte es nie zuvor gegeben - wenn überhaupt, so war die Region immer nur ein Teil grösserer Staatsgebilde gewesen. Zwischen der Teilung Frankenreichs im Jahre 843 und der Besetzung durch Napoleons Truppen im Jahre 1795, also fast ein Jahrtausend lang, war das Staatsterritorium von 1830 nicht ein einziges Mal komplett vereint. Mit Ausnahme der Nordseeküste gab es keinerlei natürliche Grenzen Belgiens.
Mitten durch das Land verlief eine rund 400 Kilometer lange, alte römische Heerstrasse, welche die Sprachgrenze zwischen den germanischsprachigen Flamen im Norden und den romanischsprachigen Wallonen im Süden bildete und bis heute bildet (Beaufays 1998: 15, Lamarcq/Rogge 1998: 11). Treibende politische Kräfte der belgischen Revolution waren die von den Idealen der Französischen Revolution beeinflusste liberale Bourgeoisie sowie der katholische Klerus.
Beide Gruppen sahen sich durch den Obrigkeitsstaat des niederländischen Königs Wilhelm von Oranien in ihren Interessen bedroht und schlossen sich zu einem Zweckbündnis gegen den Feind zusammen. Es gab keine positiven Gründe für die Schaffung Belgiens, vereint waren die Liberalen und Katholiken nur in der Ablehnung des Zentralismus der Oranier (Hecking 2002: 39f.). So kam es bereits in den ersten Monaten nach der Staatsgründung zu einem Konflikt zwischen den beiden Motoren der Revolution: Die Katholiken wollten ein religiös gebundenes Schulsystem, die Liberalen lehnten dieses strikt ab.
Am Ende stand ein Kompromiss, mit dem keine der beiden Seiten zufrieden war: Zwar sah die Verfassung aus dem Jahr 1831 offiziell Religionsfreiheit vor. Tatsächlich jedoch wurde der katholische Religionsunterricht an allen öffentlichen Schulen obligatorisch eingeführt - und darüber hinaus eine Reihe katholischer Universitäten geschaffen. In der Folgezeit kämpften beide Parteien im so genannten "Schulstreit" jahrzehntelang gegeneinander.
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Autoren-Porträt
Prof. Dr. Oskar Niedermayer und Prof. Dr. Richard Stöss sind Politikwissenschaftler und Parteienforscher an der FU Berlin.Melanie Haas ist Politikwissenschaftlerin.
Bibliographische Angaben
- 2007, 2006, 584 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Oskar Niedermayer, Richard Stöss, Melanie Haas
- Verlag: VS Verlag für Sozialw.
- ISBN-10: 3531900617
- ISBN-13: 9783531900612
- Erscheinungsdatum: 12.12.2007
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eBook Informationen
- Dateiformat: PDF
- Grösse: 3.75 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
Pressezitat
"[...] die Beiträge [bieten] [...] gut lesbare historische Überblicke über die Parteiensystementwicklung in Westeuropa. Sowohl als erster Einstieg als auch als Nachschlagewerk [...] daher empfehlenswert." Mitteilungen des Instituts für Deutsches und Europäisches Parteienrecht und Parteienforschung, 14/2007"Der aus einer Konferenz des Arbeitskreises für Parteienforschung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft hervorgegangene Band über die Parteiensysteme Westeuropas glänzt durch die Einheitlichkeit und Systematik seiner detaillierten Beiträge." Jahrbuch Extremismus & Demokratie 2007
"Insgesamt stellt der von Niedermayer, Stöss und Haas herausgegebene Sammelband eine gelungene Einführung in die einzelnen westeuropäischen Parteiensysteme dar. Er präsentiert mit Wilhelm Marxers Beitrag über Liechtenstein ansonsten kaum zugängliches Wissen, bietet einige gute Einführungstexte in etablierte westeuropäische Parteiensysteme und ist durch die drei international vergleichenden Studien auch für weitergehende Forschungsfragen interessant." Neue Politische Literatur, 01/2007
"Die Darstellung hat im Wesentlichen Handbuchcharakter. Das Buch gibt darüber hinaus Einblicke in die vorherrschenden Forschungskontroversen und den Stand der Forschung. Insbesondere der einleitende Aufsatz der Herausgeber eignet sich als kurze und konzise Überblicksdarstellung der gegenwärtigen Parteienforschung." PVS - Politische Vierteljahresschrift, 01/2007
"Das umfangreiche Werk ist eine wichtige Grundlagenlektüre für die universitäre Beschäftigung mit dem vergleich von Parteien und Parteisystemen." www.buchkatalog.de, 26.02.2007
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