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Desorientale (ePub)

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In ihrem fulminanten, komisch-tragischen, autobiographischen Debütroman erzählt Négar Djavadi aus der Sicht ihres Alter Egos Kimiâ Sadr die Geschichte ihrer Familie, die aus Iran stammt. Ein zweiter Erzählstrang betrifft Kimiâ selbst und ihre...
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Kommentar zu "Desorientale"
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    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 22.10.2017

    Als Buch bewertet

    Kimiâ Sadr sitzt im Warteraum ihrer Ärztin. Heute ist der Tag, an dem sie endlich die Insemination vornehmen soll, sie wird Mutter werden, so wie es ihr vor langer Zeit in einem anderen Leben prophezeit wurde. Dieses Leben hat nichts mehr mit ihrem Hier und Jetzt zu tun und dennoch bestimmt es, wer sie ist und wie sie in diese Klinik gekommen ist. Also holt sie aus und berichtet ihren Zuhörern von ihrer Kindheit im Iran, ihren politisch engagierten Eltern und der Zeit der Revolution, wie sie mit der Absetzung des Schahs das Leben veränderte, härter und bedrohlicher wurde. Gewalt und Verfolgung, schliesslich die Flucht in ein fremdes Land. Die Schwierigkeit in ihrer Familie über das zu reden, was passiert war, den Neuanfang zu wagen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

    Entgegen meiner Erwartung ist das Buch weniger ein Bericht über die Schwierigkeit, in Frankreich anzukommen und Fuss zu fassen, sondern viel mehr erlaubt es einen Blick in den Iran der 70er Jahre. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt in der Zeit vor der Flucht und den Entwicklungen im Mittleren Osten. Die Autorin erklärt ihren autobiographischen Roman auch rasch zu Beginn:

    «Die Rolltreppe, die gehört denen.» Das war ein Stück weit der Grund, warum ich diese Geschichte begonnen habe, ohne recht zu wissen, wo ich anfangen soll. Ich weiss nur, dass das hier keine lineare Erzählung wird. Um die Gegenwart schildern zu können, muss ich weit in die Vergangenheit zurückgehen, muss Grenzen überqueren.

    Und Ihr noch junges Leben ist bereits sehr bewegt:

    Ich habe das Land gewechselt und die Sprache, mir wiederholt eine andere Vergangenheit ausgedacht, eine andere Identität. Ich habe gekämpft, jawohl, gekämpft habe ich gegen den heftigen Wind, der sich vor sehr langer Zeit erhoben hat, in einer abgelegenen persischen Provinz namens Mazandaran, mit vielen Todesfällen und vielen Geburten, rezessiven und dominanten Genen, Staatsstreichen und Revolutionen.

    So entsteht in der Tat eine Erzählung, die zwischen Frankreich und dem Iran springt, die auf die Generation ihrer Eltern und deren politisches Engagement, das sie in Lebensgefahr bringt, zurückblickt. Vor allem ist es immer wieder die Mutter der drei Mädchen, Sara Sadr, die im Zentrum steht. Keine Frau, die sich mit häuslichen Pflichten zufrieden gibt, sondern die das Leben anpackt und für eine bessere Zukunft kämpft und stets ihrem Mann an der Seite steht. Simone Veil ist ihr bewundertes Vorbild, doch das, was im Frankreich der 70er Jahre möglich ist, ist im Iran noch in weiter Ferne. Durch die Frauen werden die vorherrschenden Rollenbilder und vor allem der Umgang mit Sexualität thematisiert. Bezogen auf ein unfruchtbares Paar aus ihrer Nachbarschaft stellt die Mutter fest:

    «Natürlich ist er unfruchtbar. Wenn sie die Schuldige wäre, hätte er sich schon lange von ihr scheiden lassen!» Damit hätten wir die Stellung der iranischen Frau mit zwei Sätzen zusammengefasst.

    Ähnlich verhält es sich als die junge Kimiâ den Familienstammbaum entdeckt:

    Eines Tages fragte ich Bibi: «Warum haben sie die Mädchen nicht in den Baum eingezeichnet. Wir existieren doch auch, oder nicht?»
    «Du glaubst, dass du existierst, aber du existierst nicht …»
    «Und ob ich existiere!»
    «(Fatalistische Grimasse von Bibi) Warte, bis du so alt bist wie ich, dann wirst du es verstehen …»
    Mit der Flucht lassen sie alles hinter sich. Keine Fotos, keine Erinnerungsstücke, nichts können sie mit in das neue Leben retten. Das Schweigen in der Familie über das, was passierte, macht es für die Mädchen nicht einfach. Sie werden Jahre brauchen, ihre eigene Geschichte zu rekonstruieren. Erschwerend kommt hinzu, dass man in Frankreich keine Vorstellung von ihrer Heimat hat und es nicht gelingt, ihr Bild des Iran zu vermitteln. Es interessiert auch nicht, sie sollen sich integrieren und dazu gehört zu vergessen, zu verdrängen, die iranische Identität abzulegen.

    Nachdem ich Négar Djavadi auf der Buchmesse erlebt hatte, war mein Interesse an ihrer Geschichte geweckt. Wir haben viele Vorstellungen über Einwanderer und deren Heimat, aber oftmals werden diese durch die westliche Schablone verzerrt, umso wichtiger sind diese Erzählungen, die uns einen direkten Einblick erlauben und vieles wieder zurechtrücken können. Ein sehr bewegender Roman, der bislang in Deutschland noch viel zu wenig beachtet wurde.

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