Das Haus Ullstein / Ullstein eBooks (ePub)
In seiner lebendigen Chronik der Jahre 1858 bis 1939 schildert Hermann Ullstein die frühe Geschichte des Ullstein Verlags - von seinem Aufstieg zu Europas grösstem Verlagshaus bis zur Enteignung der Familie Ullstein durch die Nazis. Januar 1933: Hermann...
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Produktinformationen zu „Das Haus Ullstein / Ullstein eBooks (ePub)“
In seiner lebendigen Chronik der Jahre 1858 bis 1939 schildert Hermann Ullstein die frühe Geschichte des Ullstein Verlags - von seinem Aufstieg zu Europas grösstem Verlagshaus bis zur Enteignung der Familie Ullstein durch die Nazis. Januar 1933: Hermann Ullstein ist gerade mit seiner Familie auf dem Berliner Presseball, als die Nachricht einschlägt wie der Blitz, dass Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wurde. Er weiss, was das bedeutet: das Ende für seine Familie in Deutschland - und das Ende des grössten deutschen Verlages. Immer stärker werden fortan die Repressionen gegen Juden und politisch Andersdenkende, immer spürbarer wird die Unterdrückung der freien Presse. Schliesslich wird der Ullstein Verlag 1934 enteignet. Mit zehn Reichsmark in der Tasche verlässt Hermann Ullstein 1939 das Land und emigriert nach New York, wo er seine Erinnerungen niederschreibt.
Lese-Probe zu „Das Haus Ullstein / Ullstein eBooks (ePub)“
Das Haus Ullstein von Hermann Ullstein Erstes Kapitel
Die Nacht, bevor Hitler kam
In den Festsälen am Zoologischen Garten geht es hoch her. Es ist der letzte Samstag im Januar des unheilvollen Jahres 1933 - ein Tag, der seit eh und je für einen Höhepunkt des Berliner Gesellschaftslebens reserviert ist: den Presseball.
Ganz Berlin - das heißt jeder, der in der Stadt etwas darstellt - ist anwesend. Natürlich dürfen nur geladene Gäste an der glamourösen Veranstaltung teilnehmen, und wer vom Festkomitee nicht für würdig befunden worden ist, eine der eleganten Einladungen zu erhalten, sollte sich ernsthaft Sorgen um seine Reputation machen.
In den weitläufigen, hell erleuchteten Hallen mit ihren Logen längs der Wände befindet man sich in Gesellschaft von Staatsministern und Parlamentsabgeordneten, Politikern und Presseleuten, Künstlern, Dichtern und den führenden Köpfen aus Theater und Film. In dem Gedränge kann man sich nur schrittweise fortbewegen. Die Herren kommen in Uniform oder im Abendanzug mit weißer Krawatte, die Damen in umwerfenden Ballkleidern. Keine einzige denkt daran, sich dem Diktat der Mode zu widersetzen (der Presseball hat seine eigenen Traditionen), und der Ehrgeiz der Damen wird nicht gestillt sein, bevor sie nicht eine ausführliche Beschreibung ihrer Abendgarderobe aus der Sicht eines Modeexperten in der Morgenzeitung entdeckt haben.
Sehen sie mal: diese Herren dort in der Ecke. Vier von ihnen sind bekannte Theaterkritiker. Der Herr, der sich gerade zu ihnen gesellt und Hände schüttelt, ist ein Dichter. Treten wir ein wenig näher und hören, was der Kritiker ihm zu sagen hat.
»Ich habe soeben ihr wundervolles Gedicht im Programmheft des Presseballs gelesen. Ihr Stil, mein Lieber, ist unnachahmlich.«
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Wenn das mal nicht seine Eitelkeit kitzelt. Schauen sie nur, wie er strahlt!
Das Gedränge hier wird zu groß. Es ist ratsam weiterzugehen, obgleich man nur millimeterweise vorrücken kann. Im Nebenraum wird Tango gespielt. Sehen sie den da! Das ist Max Reinhardt. Wir haben es geschafft. Von hier aus hat man einen besseren Überblick. Da steht Helene Thimig an die Wand gelehnt, mit Felix Hollaender. Und dort ist Professor Liebermann im Gespräch mit Spiro. Er ist alt geworden, nicht wahr?
Wir sind in der Haupthalle angelangt. nun können sie ...
Aber was ist denn das? Die große Loge im Zentrum ist leer.
Wo bleiben der Kanzler und seine Minister?
Auf einmal liegt was in der Luft. Eine bedrohliche Spannung. Bruchstücke einer sensationellen Neuigkeit fliegen von Mund zu Mund. »Haben sie gehört -?« Reichskanzler Schleicher und sein gesamtes Kabinett sollen zurückgetreten sein. Präsident Hindenburg hat bereits dessen Rücktritt entgegengenommen, sagt Staatssekretär Busch. Aber er meint auch, es gäbe keinen Grund zur Panik, denn Hindenburg habe sich erst vor kurzem gegen eine Kanzlerschaft Hitlers ausgesprochen. Solche Stellungnahmen, begleitet von Walzerklängen aus dem angrenzenden Saal, beruhigen die Gemüter. Die Mienen hellen sich wieder auf, die Gruppen zerfallen in Paare, und die Damen lächeln wieder, während sie in die rotierende Menschenmenge eintauchen.
Ja, das ist allerdings wahr: Zu einem anderen Zeitpunkt erfuhr Hitler von Hindenburg eine glatte Abfuhr. Jener erklärte, er könne es »vor Gott, seinem Gewissen und seinem Vaterlande nicht verantworten, einer Partei die gesamte Regierungsgewalt zu übertragen, noch dazu einer Partei, die einseitig gegen andersdenkende eingestellt sei.« Abgesehen davon ist es erst zwei Monate her, dass die Nazis bei den Parlamentswahlen einen beträchtlichen Rückgang der Stimmen zu verzeichnen hatten. Von ihren 230 sitzen durften sie nur 196 behalten. Offenbar ist Hitlers Stern im Sinken begriffen. Die Gefahr scheint gebannt. Es handelt sich um nichts weiter als einen Bruderzwist zwischen Schleicher und Papen, die sich um die Vorherrschaft streiten. Auf diese und ähnliche Art wird die Abdankung des Kanzlers kommentiert. Die Menschen lassen sich von Beschwichtigungen einlullen - und der Champagner fließt in Strömen.
Plötzlich richten sich aller Augen auf eine Loge neben der Regierungsloge. Wem sie gehört? Den Ullsteins. Sie wissen sicherlich, dass die Ullstein-Zeitungen die auflagenstärksten in ganz Deutschland sind. Erkennen sie Remarque? Er wird gerade Mady Christians vorgestellt, Berlins beliebtester Schauspielerin. sie ist mit Sven von Müller verheiratet, einem von Ullsteins Schriftleitern. Hinter ihr setzt sich gerade Vicki Baum. Ihr letzter Roman war wieder ein Bestseller. Der Herr, mit dem sie sich unterhält, ist Fritz Ross, der Schwiegersohn vom ältesten der Ullstein-Brüder.
Ein Neuankömmling späht durch sein Opernglas und fragt: »Und die Ullsteins selber, wo sind die?«
Die sind nicht hier. Sie zeigen sich nicht gerne in der Öffentlichkeit. Die Politik überlassen sie ihren Redakteuren. Sie selber halten sich lieber im Hintergrund.
Soeben betritt Geheimrat Schäffer die Loge. Er ist vor kurzem zum Generaldirektor des Unternehmens ernannt worden. Davor war er Staatssekretär im Reichsfinanzministerium. Der Herr, der ihn begrüßt, ist der österreichische Botschafter.
© der deutschen Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2013
Wenn das mal nicht seine Eitelkeit kitzelt. Schauen sie nur, wie er strahlt!
Das Gedränge hier wird zu groß. Es ist ratsam weiterzugehen, obgleich man nur millimeterweise vorrücken kann. Im Nebenraum wird Tango gespielt. Sehen sie den da! Das ist Max Reinhardt. Wir haben es geschafft. Von hier aus hat man einen besseren Überblick. Da steht Helene Thimig an die Wand gelehnt, mit Felix Hollaender. Und dort ist Professor Liebermann im Gespräch mit Spiro. Er ist alt geworden, nicht wahr?
Wir sind in der Haupthalle angelangt. nun können sie ...
Aber was ist denn das? Die große Loge im Zentrum ist leer.
Wo bleiben der Kanzler und seine Minister?
Auf einmal liegt was in der Luft. Eine bedrohliche Spannung. Bruchstücke einer sensationellen Neuigkeit fliegen von Mund zu Mund. »Haben sie gehört -?« Reichskanzler Schleicher und sein gesamtes Kabinett sollen zurückgetreten sein. Präsident Hindenburg hat bereits dessen Rücktritt entgegengenommen, sagt Staatssekretär Busch. Aber er meint auch, es gäbe keinen Grund zur Panik, denn Hindenburg habe sich erst vor kurzem gegen eine Kanzlerschaft Hitlers ausgesprochen. Solche Stellungnahmen, begleitet von Walzerklängen aus dem angrenzenden Saal, beruhigen die Gemüter. Die Mienen hellen sich wieder auf, die Gruppen zerfallen in Paare, und die Damen lächeln wieder, während sie in die rotierende Menschenmenge eintauchen.
Ja, das ist allerdings wahr: Zu einem anderen Zeitpunkt erfuhr Hitler von Hindenburg eine glatte Abfuhr. Jener erklärte, er könne es »vor Gott, seinem Gewissen und seinem Vaterlande nicht verantworten, einer Partei die gesamte Regierungsgewalt zu übertragen, noch dazu einer Partei, die einseitig gegen andersdenkende eingestellt sei.« Abgesehen davon ist es erst zwei Monate her, dass die Nazis bei den Parlamentswahlen einen beträchtlichen Rückgang der Stimmen zu verzeichnen hatten. Von ihren 230 sitzen durften sie nur 196 behalten. Offenbar ist Hitlers Stern im Sinken begriffen. Die Gefahr scheint gebannt. Es handelt sich um nichts weiter als einen Bruderzwist zwischen Schleicher und Papen, die sich um die Vorherrschaft streiten. Auf diese und ähnliche Art wird die Abdankung des Kanzlers kommentiert. Die Menschen lassen sich von Beschwichtigungen einlullen - und der Champagner fließt in Strömen.
Plötzlich richten sich aller Augen auf eine Loge neben der Regierungsloge. Wem sie gehört? Den Ullsteins. Sie wissen sicherlich, dass die Ullstein-Zeitungen die auflagenstärksten in ganz Deutschland sind. Erkennen sie Remarque? Er wird gerade Mady Christians vorgestellt, Berlins beliebtester Schauspielerin. sie ist mit Sven von Müller verheiratet, einem von Ullsteins Schriftleitern. Hinter ihr setzt sich gerade Vicki Baum. Ihr letzter Roman war wieder ein Bestseller. Der Herr, mit dem sie sich unterhält, ist Fritz Ross, der Schwiegersohn vom ältesten der Ullstein-Brüder.
Ein Neuankömmling späht durch sein Opernglas und fragt: »Und die Ullsteins selber, wo sind die?«
Die sind nicht hier. Sie zeigen sich nicht gerne in der Öffentlichkeit. Die Politik überlassen sie ihren Redakteuren. Sie selber halten sich lieber im Hintergrund.
Soeben betritt Geheimrat Schäffer die Loge. Er ist vor kurzem zum Generaldirektor des Unternehmens ernannt worden. Davor war er Staatssekretär im Reichsfinanzministerium. Der Herr, der ihn begrüßt, ist der österreichische Botschafter.
© der deutschen Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2013
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Autoren-Porträt von Hermann Ullstein
Hermann Ullstein, geboren 1875, war der jüngste Sohn von Verlagsgründer Leopold Ullstein. 1902 trat er in das Familienunternehmen ein. Er widmete sich vor allem der modernen Werbung und verfasste das Buch Wirb und werde! Ein Lehrbuch der Reklame - sein Motto: "Wer nicht langweilig sein will, muss originell sein".1939 musste er in die USA emigrieren und liess sich als Privatmann in New York nieder, wo er 1943 starb.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hermann Ullstein
- 2013, 1. Auflage, 304 Seiten, Deutsch
- Übersetzer: Geoffrey Layton
- Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
- ISBN-10: 384370631X
- ISBN-13: 9783843706315
- Erscheinungsdatum: 11.11.2013
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Grösse: 3.91 MB
- Ohne Kopierschutz
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