Zeit der Rosenblüte
Roman
Lily kehrt in ihren Heimatort zurück, um ihre Großmutter zu pflegen. Dort trifft sie den Mann wieder, vor dem sie einst geflohen ist.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Zeit der Rosenblüte “
Lily kehrt in ihren Heimatort zurück, um ihre Großmutter zu pflegen. Dort trifft sie den Mann wieder, vor dem sie einst geflohen ist.
Klappentext zu „Zeit der Rosenblüte “
Um ihrer schwerkranken Grossmutter beizustehen, kehrt Lily Malone mit ihrer kleinen Tochter Rose und ihrer neuen Liebe Liam in ihren Heimatort an der Ostküste zurück. Lily sieht ihrer Heimkehr mit Sorge entgegen, denn sie befürchtet, ihrem Exmann Edward wiederzubegegnen, vor dem sie einst hochschwanger geflohen ist. Edward will sich an ihr rächen und schreckt nicht davor zurück, dafür auch die kleine Tochter zu benutzen. Lily ist verzweifelt, und nur ihre Freundin Marisa, ebenfalls ein Opfer von Edward, und Liam stehen ihr zur Seite. Was aber können sie gegen einen Menschen ausrichten, der alles daransetzt, Lilys Leben zu vernichten?Die amerikanische Bestseller-Queen der grossen Gefühle!
Um ihrer schwerkranken Grossmutter beizustehen, kehrt Lily Malone mit ihrer kleinen Tochter Rose und ihrer neuen Liebe Liam in ihren Heimatort an der Ostküste zurück. Lily sieht ihrer Heimkehr mit Sorge entgegen, denn sie befürchtet, ihrem Exmann Edward wiederzubegegnen, vor dem sie einst hochschwanger geflohen ist. Edward will sich an ihr rächen und schreckt nicht davor zurück, dafür auch die kleine Tochter zu benutzen. Lily ist verzweifelt, und nur ihre Freundin Marisa, ebenfalls ein Opfer von Edward, und Liam stehen ihr zur Seite. Was aber können sie gegen einen Menschen ausrichten, der alles daransetzt, Lilys Leben zu vernichten?
Die amerikanische Bestseller-Queen der grossen Gefühle!
Die amerikanische Bestseller-Queen der grossen Gefühle!
Lese-Probe zu „Zeit der Rosenblüte “
Zeit der Rosenblüte von Luanne RiceLESEPROBE
Roman
Meine Hochzeit war ein Traum. Mit allem, was man sich nur wünschen kann, und wenn ich daran denke, selbst heute noch, sehe ich den Ablauf vor mir: eine Hochzeit wie ein Märchen, das immer glücklich endet. Die Trauung fand im Garten meiner Großmutter am Meer statt, an einem strahlenden Morgen, Anfang Juli in Hubbard’s Point. Die Taglilien standen in voller Blüte. Daran erinnere ich mich fast genauso lebhaft wie an die Rosen: orange- und cremefarbene, zitronengelbe und goldene Taglilien auf hohen grünen Stengeln, die sich im Sommerwind wiegten, ihre Lebensfreude in den ungezügelten blauen Himmel hinausposaunend.
Doch die Rosen waren das Steckenpferd meiner Großmutter, ihr ganzer Stolz und ihre große Freude, und in jenem Jahr blühten sie allesamt, eigens für meine Hochzeit.
Die Scarlet-Dublin-Bay-Rosen rankten sich an dem Spalier neben der vorderen Eingangtür des Cottage mit seinem verwitterten Schindeldach empor, während sich Garnets-and-Golds und blassrosa New Dawns am gemauerten Schornstein hinaufwanden. In den Beeten neben der eisernen Gartenbank prangten die roten, gelben, pfirsich- und rosafarbenen klassischen englischen Sorten, während an der Steinmauer unweit des alten Wunschbrunnens und neben der Treppe, die zur höher gelegenen Straße führte, niedrige Büsche mit weißen und cremefarbenen Rosen wuchsen. Eine sechs Fuß hohe Rosa-Rugosa-Hecke – weiße und rosa Strandrosen – säumten den Deich, zusammen mit dunkelblauem Rittersporn und Hortensien.
Es war eine perfekte Kulisse für eine perfekte Hochzeit – etwas, wovon die meisten Leute, ich selbst eingeschlossen, nicht einmal zu träumen wagten. Ich glaube, dass ich damals dachte, nicht der Typ zum Heiraten zu sein. Man könnte auch einfach sagen, dass ich ein
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zurückhaltender Mensch war. Ich hatte meine Eltern schon früh verloren. Als Kind liebte ich meine Familie über alles. Ich weiß, wie dramatisch das klingt, aber es ist wahr. Wir waren glücklich, und meine Eltern liebten sich auf eine unbändige, maßlose und hingebungsvolle Art. Ich hatte gesehen, wie liebevoll sie miteinander umgingen, hatte dieses Bild verinnerlicht und schon damals als Vierjährige beschlossen, dass ich mich niemals mit weniger zufrieden geben würde. Als die beiden während einer Seereise nach Irland bei einem Fährunglück ums Leben kamen, hatte ich das Gefühl, als sei ein Teil von mir mit ihnen gestorben, obwohl ich mich zu dem Zeitpunkt bei meiner Großmutter in Connecticut aufhielt.
Meine Hochzeit und alles, was ihr vorausging – Edward Hunter zu begegnen und mich unsterblich in ihn zu verlieben, auf Wolken zu schweben, wie ich es nie erwartet oder für möglich gehalten hätte –, kam also einem Wunder oder einer Art Auferstehung gleich. Ein kleines Mädchen, wiederauferstanden von den Toten, vom Grund der Irischen See, in die es vor siebenundzwanzig Jahren mit den Eltern entschwunden war.
Edward. Seine Gefühlsäußerungen, seine Umarmung, seine Gegenwart – all das besaß die Intensität einer voll aufgedrehten Sturmlaterne. Er schien mich so zu lieben wie ich war, mit all meinen guten und schlechten Seiten, und wollte mich am liebsten nicht eine Minute aus den Augen lassen.
Als Einzelgängerin und mutterlos aufgewachsenes Kind erlebte ich diese Nähe wie im Rausch.
Er maß kaum mehr als einen Meter vierundsiebzig, aber mit meinen eigenen gerade einmal einssechsundfünfzig kam er mir groß vor; ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu küssen. Als ehemaliger Rugbyspieler in Harvard war er breitschultrig und muskulös. Sein roter Saab trug drei Aufkleber: einen von der Harvard University, einen von der Columbia Business School, und ein weiterer prangte auf der Stoßstange, mit dem Spruch ›Rugby Players Eat Their Dead‹. Der Witz war: Edward war lammfromm, und ich konnte mir nicht einmal vorstellen, dass er eine derart rauhe Sportart ausübte, geschweige denn, dass er sich seine Gegner einverleibte.
Wenn ich an unseren Hochzeitstag zurückdenke, sehe ich seinen roten Wagen wieder vor mir: Er stand auf der Straße, oben an der Steintreppe hinter dem von Rosen und Efeu überwucherten Wunschbrunnen. Der Brunnen wurde von einem anmutigen Eisenbogen überspannt, auf dem ›Sea Garden‹ zu lesen war, der Name des Anwesens meiner Großmutter. Der schmiedeeiserne Schriftzug war noch zu Lebzeiten meines Urgroßvaters angebracht worden – die schwarzen Lettern begannen schon damals, wie vor neun Jahren, in der salzhaltigen Luft zu rosten. Ich erinnere mich noch gut an diesen Augenblick: wie ich im Garten meiner Großmutter stand und daran dachte, dass ich bald in Edwards roten Flitzer einsteigen und mit ihm davonbrausen würde – dass ich seine Frau sein und mit ihm in die Flitterwochen fahren würde.
Hatte ich den Eisenbogen und die rostenden Buchstaben schon damals als versteckte Mahnung betrachtet, dass sogar die schönsten Dinge im Leben, von denen man hofft, dass sie ewig währen, ein Ende haben oder zerstört werden können? Ich glaube nicht. Aber ich erinnere mich, dass ich bei ihrem Anblick zum ersten Mal an jenem Tag einen kalten Schauder verspürte.
Meine Großmutter und Clara Littlefield – ihre Nachbarin, die Tür an Tür mit ihr wohnte, und allerbeste Freundin seit Kindertagen – hatten sich selbst übertroffen, um mir eine Traumhochzeit zu bereiten. Ein gelbweiß gestreiftes Zelt stand im Garten zwischen den beiden Häusern, genau auf dem höchsten Punkt des Kaps von Hubbard’s Point, das stolz in den Long Island Sound hineinragt. Tische mit langen cremefarbenen Tischdecken waren verstreut aufgestellt worden, festlich geschmückt mit Blumen aus dem Garten. Ein Streichquartett der Hartt School of Music von Hartford spielte Vivaldi. Meine Freundinnen waren in ihrem sommerlichen Sonntagsstaat erschienen – bunte Sonnenkleider, Strohhüte, blaue Blazer.
Granny stand vor mir, sah mir in die Augen. Wir waren gleich groß und lachten, weil wir beide so glücklich waren. Ich trug ein weißes Brautkleid und sie eine blassgelbe Robe aus Chiffon. Mein Schleier wehte in der Meeresbrise; der Brautstrauß bestand aus weißen Rosen, cremeweißen Hortensien und Efeu vom Wunschbrunnen. Granny hatte einen gelben Strohhut mit einem Band aus blauen Blumen aufgesetzt.
»Wie schade, dass Edwards Familie nicht dabei sein kann«, sagte sie, als wir neben dem Wunschbrunnen standen, bereit, mit dem Einzug der Braut zu beginnen.
»Finde ich auch. Aber er versucht, das Beste daraus zu machen.«
»Na gut. Solche Dinge passieren eben … ich bin sicher, du wirst sie bald kennenlernen. Eines ist gewiss, Mara: Deine Eltern sind heute bei dir.«
»Granny, bring mich nicht zum Weinen.«
»Keine Bange.« Meine Großmutter straffte entschlossen die Schultern. »Wir beide bleiben stark, wenn ich dich deinem Bräutigam übergebe, oder ich will nicht Maeve Jameson heißen.«
»Meine Eltern wären stolz auf dich.« Ich wusste, dass meine Großmutter in gleichem Maß an sie dachte, wie ich versuchte, jeden wehmütigen Gedanken an sie zu verdrängen – und ich sah sie mit einem breiten Lächeln an, um zu beweisen, dass ich nicht in Tränen ausbrechen würde.
»Stolz auf uns beide«, widersprach sie und hakte sich bei mir ein, als das Quartett Bach anstimmte. So viel Zeit ist inzwischen vergangen, doch bestimmte Erinnerungen sind immer noch klar und gestochen scharf. Der Druck von Großmutters Hand auf meiner, ruhig und beharrlich, als wir über den Rasen gingen; meine Strandfreundinnen Bay und Tara, die mich mit einem strahlenden Lächeln ansahen; der Duft der Rosen und der salzigen Luft; Edwards kurze dunkle Haare, sein goldbrauner Teint, der sich von dem blassblauen Hemd und dem weizenfarbenen Leinenblazer abhob; sein staunender Blick. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass er Augen machte wie ein kleiner Junge. Haselnussbraune Augen. Er hatte den ganzen Morgen bei den Vorbereitungen geholfen, hatte angeordnet, wo die Tische aufgestellt werden und wo das Quartett seinen Platz haben sollte. Es war seltsam, einem Mann das Kommando zu überlassen, hier, auf diesem Kap der starken Frauen. Granny und ich hatten einen belustigten Blick getauscht – und ihn gewähren lassen. Und nun stand er da, an unserem provisorischen Altar im Seitengarten, und sah aus wie ein kleiner, von Gott und der Welt verlassener Junge, als ich auf ihn zu ging. Aber dann bemerkte ich diesen Blick – leer, und dennoch irgendwie alarmiert, er ließ mich zögern, und ich klammerte mich an die Hand meiner Großmutter.
Ja, ich erinnere mich an diesen starren Blick, an den Ausdruck in seinen haselnussbraunen Augen. Es war Angst – mein Verlobter hatte Angst, als er unter dem gestreiften Zelt stand und mich näher kommen sah. Die Jahre sind vergangen und haben mich alles über seine Ängste gelehrt, aber kehren wir zum Tag meiner Hochzeit zurück und tun so, als wüssten wir nichts von alledem. Gedanken und Gefühle kamen und gingen im schnellen Wechsel. Halt, die Reihenfolge stimmt nicht. Als Erstes kamen die Gefühle und dann die Gedanken.
Mir war innerlich kalt – das gleiche instinktive Schaudern, das ich empfunden hatte, als mein Blick auf sein Auto und den vom Salz zerfressenen, rostigen Metallbogen fiel. Aber ich verscheuchte dieses unerwünschte, ungute Schaudern mit dem Gedanken: Edward, Liebling, Edward! Du musst keine Angst haben … mach dir keine Sorgen, dass wir uns zu früh zu diesem Schritt entschlossen haben könnten oder weil meine Großmutter an dir zweifelt. Ich liebe dich … ich liebe dich. Ich liebe dich.
© Droemer Knaur Verlag
Übersetzung: Ursula Bischoff
Meine Hochzeit und alles, was ihr vorausging – Edward Hunter zu begegnen und mich unsterblich in ihn zu verlieben, auf Wolken zu schweben, wie ich es nie erwartet oder für möglich gehalten hätte –, kam also einem Wunder oder einer Art Auferstehung gleich. Ein kleines Mädchen, wiederauferstanden von den Toten, vom Grund der Irischen See, in die es vor siebenundzwanzig Jahren mit den Eltern entschwunden war.
Edward. Seine Gefühlsäußerungen, seine Umarmung, seine Gegenwart – all das besaß die Intensität einer voll aufgedrehten Sturmlaterne. Er schien mich so zu lieben wie ich war, mit all meinen guten und schlechten Seiten, und wollte mich am liebsten nicht eine Minute aus den Augen lassen.
Als Einzelgängerin und mutterlos aufgewachsenes Kind erlebte ich diese Nähe wie im Rausch.
Er maß kaum mehr als einen Meter vierundsiebzig, aber mit meinen eigenen gerade einmal einssechsundfünfzig kam er mir groß vor; ich musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu küssen. Als ehemaliger Rugbyspieler in Harvard war er breitschultrig und muskulös. Sein roter Saab trug drei Aufkleber: einen von der Harvard University, einen von der Columbia Business School, und ein weiterer prangte auf der Stoßstange, mit dem Spruch ›Rugby Players Eat Their Dead‹. Der Witz war: Edward war lammfromm, und ich konnte mir nicht einmal vorstellen, dass er eine derart rauhe Sportart ausübte, geschweige denn, dass er sich seine Gegner einverleibte.
Wenn ich an unseren Hochzeitstag zurückdenke, sehe ich seinen roten Wagen wieder vor mir: Er stand auf der Straße, oben an der Steintreppe hinter dem von Rosen und Efeu überwucherten Wunschbrunnen. Der Brunnen wurde von einem anmutigen Eisenbogen überspannt, auf dem ›Sea Garden‹ zu lesen war, der Name des Anwesens meiner Großmutter. Der schmiedeeiserne Schriftzug war noch zu Lebzeiten meines Urgroßvaters angebracht worden – die schwarzen Lettern begannen schon damals, wie vor neun Jahren, in der salzhaltigen Luft zu rosten. Ich erinnere mich noch gut an diesen Augenblick: wie ich im Garten meiner Großmutter stand und daran dachte, dass ich bald in Edwards roten Flitzer einsteigen und mit ihm davonbrausen würde – dass ich seine Frau sein und mit ihm in die Flitterwochen fahren würde.
Hatte ich den Eisenbogen und die rostenden Buchstaben schon damals als versteckte Mahnung betrachtet, dass sogar die schönsten Dinge im Leben, von denen man hofft, dass sie ewig währen, ein Ende haben oder zerstört werden können? Ich glaube nicht. Aber ich erinnere mich, dass ich bei ihrem Anblick zum ersten Mal an jenem Tag einen kalten Schauder verspürte.
Meine Großmutter und Clara Littlefield – ihre Nachbarin, die Tür an Tür mit ihr wohnte, und allerbeste Freundin seit Kindertagen – hatten sich selbst übertroffen, um mir eine Traumhochzeit zu bereiten. Ein gelbweiß gestreiftes Zelt stand im Garten zwischen den beiden Häusern, genau auf dem höchsten Punkt des Kaps von Hubbard’s Point, das stolz in den Long Island Sound hineinragt. Tische mit langen cremefarbenen Tischdecken waren verstreut aufgestellt worden, festlich geschmückt mit Blumen aus dem Garten. Ein Streichquartett der Hartt School of Music von Hartford spielte Vivaldi. Meine Freundinnen waren in ihrem sommerlichen Sonntagsstaat erschienen – bunte Sonnenkleider, Strohhüte, blaue Blazer.
Granny stand vor mir, sah mir in die Augen. Wir waren gleich groß und lachten, weil wir beide so glücklich waren. Ich trug ein weißes Brautkleid und sie eine blassgelbe Robe aus Chiffon. Mein Schleier wehte in der Meeresbrise; der Brautstrauß bestand aus weißen Rosen, cremeweißen Hortensien und Efeu vom Wunschbrunnen. Granny hatte einen gelben Strohhut mit einem Band aus blauen Blumen aufgesetzt.
»Wie schade, dass Edwards Familie nicht dabei sein kann«, sagte sie, als wir neben dem Wunschbrunnen standen, bereit, mit dem Einzug der Braut zu beginnen.
»Finde ich auch. Aber er versucht, das Beste daraus zu machen.«
»Na gut. Solche Dinge passieren eben … ich bin sicher, du wirst sie bald kennenlernen. Eines ist gewiss, Mara: Deine Eltern sind heute bei dir.«
»Granny, bring mich nicht zum Weinen.«
»Keine Bange.« Meine Großmutter straffte entschlossen die Schultern. »Wir beide bleiben stark, wenn ich dich deinem Bräutigam übergebe, oder ich will nicht Maeve Jameson heißen.«
»Meine Eltern wären stolz auf dich.« Ich wusste, dass meine Großmutter in gleichem Maß an sie dachte, wie ich versuchte, jeden wehmütigen Gedanken an sie zu verdrängen – und ich sah sie mit einem breiten Lächeln an, um zu beweisen, dass ich nicht in Tränen ausbrechen würde.
»Stolz auf uns beide«, widersprach sie und hakte sich bei mir ein, als das Quartett Bach anstimmte. So viel Zeit ist inzwischen vergangen, doch bestimmte Erinnerungen sind immer noch klar und gestochen scharf. Der Druck von Großmutters Hand auf meiner, ruhig und beharrlich, als wir über den Rasen gingen; meine Strandfreundinnen Bay und Tara, die mich mit einem strahlenden Lächeln ansahen; der Duft der Rosen und der salzigen Luft; Edwards kurze dunkle Haare, sein goldbrauner Teint, der sich von dem blassblauen Hemd und dem weizenfarbenen Leinenblazer abhob; sein staunender Blick. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass er Augen machte wie ein kleiner Junge. Haselnussbraune Augen. Er hatte den ganzen Morgen bei den Vorbereitungen geholfen, hatte angeordnet, wo die Tische aufgestellt werden und wo das Quartett seinen Platz haben sollte. Es war seltsam, einem Mann das Kommando zu überlassen, hier, auf diesem Kap der starken Frauen. Granny und ich hatten einen belustigten Blick getauscht – und ihn gewähren lassen. Und nun stand er da, an unserem provisorischen Altar im Seitengarten, und sah aus wie ein kleiner, von Gott und der Welt verlassener Junge, als ich auf ihn zu ging. Aber dann bemerkte ich diesen Blick – leer, und dennoch irgendwie alarmiert, er ließ mich zögern, und ich klammerte mich an die Hand meiner Großmutter.
Ja, ich erinnere mich an diesen starren Blick, an den Ausdruck in seinen haselnussbraunen Augen. Es war Angst – mein Verlobter hatte Angst, als er unter dem gestreiften Zelt stand und mich näher kommen sah. Die Jahre sind vergangen und haben mich alles über seine Ängste gelehrt, aber kehren wir zum Tag meiner Hochzeit zurück und tun so, als wüssten wir nichts von alledem. Gedanken und Gefühle kamen und gingen im schnellen Wechsel. Halt, die Reihenfolge stimmt nicht. Als Erstes kamen die Gefühle und dann die Gedanken.
Mir war innerlich kalt – das gleiche instinktive Schaudern, das ich empfunden hatte, als mein Blick auf sein Auto und den vom Salz zerfressenen, rostigen Metallbogen fiel. Aber ich verscheuchte dieses unerwünschte, ungute Schaudern mit dem Gedanken: Edward, Liebling, Edward! Du musst keine Angst haben … mach dir keine Sorgen, dass wir uns zu früh zu diesem Schritt entschlossen haben könnten oder weil meine Großmutter an dir zweifelt. Ich liebe dich … ich liebe dich. Ich liebe dich.
© Droemer Knaur Verlag
Übersetzung: Ursula Bischoff
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Autoren-Porträt von Luanne Rice
Luanne Rice hat in den USA zahlreiche Romane veröffentlicht und ist dort eine Bestsellerautorin. In Deutschland erschienen von ihr "Wo das Meer den Himmel umarmt", "Wo die Sterne zu Hause sind", "Wolken über dem Meer", "Wenn du mir nur vertraust" etc. Sie stammt aus Connecticut und lebt heute mit ihrem Mann in New York City.
Bibliographische Angaben
- Autor: Luanne Rice
- 2008, 3. Aufl., 416 Seiten, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Ursula Bischoff
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426634872
- ISBN-13: 9783426634875
- Erscheinungsdatum: 01.10.2008
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