Wilhelm Löhe (1808-1872)
Nach Antritt seiner ersten Pfarrstelle in Neuendettelsau 1837 entfaltete Löhe von hier aus sein umfassendes Wirken, das ihn weit über Deutschland hinaus bekannt werden liess. 1854 gründete er die erste Diakonissenanstalt in Bayern, in deren Nachfolge heute...
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Produktinformationen zu „Wilhelm Löhe (1808-1872) “
Klappentext zu „Wilhelm Löhe (1808-1872) “
Nach Antritt seiner ersten Pfarrstelle in Neuendettelsau 1837 entfaltete Löhe von hier aus sein umfassendes Wirken, das ihn weit über Deutschland hinaus bekannt werden liess. 1854 gründete er die erste Diakonissenanstalt in Bayern, in deren Nachfolge heute die Diakonie Neuendettelsau steht. Bewusst als Ausbildungsstätte ins Leben gerufen, engagierte sich die Diakonissenanstalt auf dem Gebiet der Behindertenfürsorge und -pädagogik, im Krankenhauswesen, in der Altenhilfe, der Kleinkinderbetreuung und vor allem in der über die Elementarschule hinausgehenden Ausbildung junger Mädchen und Frauen. Ferner widmete sich Löhe bereits seit Anfang der 1840er Jahre der Betreuung deutscher Auswanderer nach Nordamerika. In diesem Band werden Person und Wirken Wilhelm Löhes aus den Blickwinkeln der Theologie und Diakoniewissenschaft, aber auch der Kultur- und Sozialgeschichte beschrieben.
Lese-Probe zu „Wilhelm Löhe (1808-1872) “
Wilhelm Löhe - Seine Bedeutung für Kirche und DiakonieErnst Dietrich Bezzel
Einleitung
1. Das Löhejubiläum 2008
Unsere Zeit pflegt eine ausgeprägte Denkmals- und Erinnerungskultur. Jubiläen, gleich welcher Art, werden gern und ausgiebig gefeiert.
Mag sein, dass auf der Suche nach historischen Ereignissen auch der Schnelllebigkeit der Zeit, die Wissen und Erkenntnisse ebenso rasch verbraucht wie materielle Konsumgüter, gegengesteuert werden soll.
Jubiläen möchten Traditionen zum Leben erwecken. Ebenso versuchen sie herausragende Gestalten der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis zu rufen und vor Augen zu führen.
Die Notwendigkeit, Wilhelm Löhe anlässlich seines 200. Geburtstages wieder neu bekannt zu machen, ist unbestritten. „Mehr als 130 Jahre nach seinem Tod ist Wilhelm Löhe … außerhalb seiner fränkischen Heimat so gut wie vergessen.“ Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich dies – wenigstens eine Zeit lang – ändert.
Im Jubiläumsjahr fanden eine Fülle von Veranstaltungen mit großer Öffentlichkeitswirkung statt: ein Symposium, eine Ausstellung, ein eigener Kongress und natürlich eine Reihe von Vorträgen und fachwissenschaftlichen Untersuchungen. Nicht nur Kirche und Diakonie, sondern auch der Freistaat Bayern und seine Heimatstadt Fürth ehren den fränkischen Pfarrer aus Neuendettelsau. Sie tun es am wirkungsvollsten, wenn sie ihn selbst zu Wort kommen lassen und so ihn – in Zustimmung und Kritik – neu verstehen lernen.
Als man 1958 des 150. Geburtstages von Wilhelm Löhe gedachte, meinte Helmut Krimm, dass „sich … die Gedächtnisaufsätze des Jahres 08 [1908] von denen des Jahres 58 durch stärkere persönliche Nähe unterscheiden.“ Außerdem hätten die Menschen damals mehr Zeit gehabt …
Der
... mehr
zeitliche Abstand zu Löhe ist noch einmal um ein halbes Jahrhundert gewachsen. Doch vielleicht ermöglicht gerade diese größere Entfernung, Löhe näher zu kommen und ihm „sine ira, sed studio“ gerecht zu werden.
Der unmittelbare Zugang zu Wilhelm Löhe erfolgt naturgemäß über seine zahlreichen Schriften, Briefe und Tagebücher. Hilfreich sind auch die zahlreichen Biographien, die ab dem Jahr 1873, also bereits ein Jahr nach Löhes Tod, erschienen. In jüngster Zeit hat Erika Geiger Wilhelm Löhe mit seinem Leben, Werk und seiner Wirkung einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
Es ist nicht zu übersehen, dass es in der Gegenwart ein neues Interesse an Wilhelm Löhe gibt, der nicht mehr nur als „Diakonissen-Vater“ oder „Erzlutheraner“ verstanden wird, von dem ein „Heiligenleben“ (Wolfgang Trillhaas) gezeichnet wird.
Dieser Sammelband zum 200. Geburtstag hat sich vorgenommen den vielseitigen Löhe darzustellen.
Er möchte den gegenwärtigen Forschungsstand erheben und die Facetten der Persönlichkeit Löhes wie seiner Theologie würdigen. Dabei wird die Betrachtung der Zeitumstände, also des 19. Jahrhunderts, von erheblicher Bedeutung sein. Jeder, auch der mit den neuesten und revolutionärsten Ideen, ist immer auch „Kind seiner Zeit“, geprägt durch soziale Faktoren. Er ist aufgewachsen in einem bestimmten Elternhaus, großgeworden in einer geprägten Gesellschaft.
Viele Einflüsse haben auf Löhe gewirkt, seinen persönlichen Glauben und seine Theologie geformt. Löhe selbst hat ein Kapitel Theologie- und Kirchengeschichte, im Besonderen auch ein Kapitel Missions- und Diakoniegeschichte, geschrieben. Das wird in den einzelnen Beiträgen dieses Bandes zum Ausdruck kommen. Diese Jubiläums-Festschrift will aber auch Anstöße geben für neue Forschungen. Noch lange nicht ist der „Mikrokosmos“ Wilhelm Löhe ausreichend oder gar abschließend erforscht. Mit Entdeckungen und Anregungen im Gespräch mit der heutigen Theologie, z.B. in der Ekklesiologie, des kirchlichen Bildungsauftrages oder des Ehrenamts in der Gemeinde darf durchaus gerechnet werden.
Schließlich will dieser Sammelband auch einladen zum Fachgespräch über den Weg der Diakonie im 21. Jahrhundert. Das Modell der Mutterhausdiakonie, auch von Löhe ursprünglich nicht so gedacht, hat seine geschichtlich bedeutsame und segensreiche Stunde gehabt.
Die Aufgabenstellungen in Kirche und Gesellschaft haben sich jedoch seither stetig – und immer rascher – verändert. Diakonie als Dienst der christlichen Nächstenliebe muss „mit der Zeit gehen“ – ohne ein Opfer des Zeitgeistes zu werden.
Was für das gesamte kirchliche Handeln gilt, ist auch für die Diakonie verbindlich:
Texte, Grunderkenntnisse wie Grundbekenntnisse der Väter müssen übersetzt, übergesetzt werden in die sich verändernde Welt. Nur dann können sie „wahr“ und richtungsweisend bleiben, wenn sie sich diesem hermeneutischen Vorgang unterziehen.
2. Die Zeit Wilhelm Löhes
Sein Lebensraum war das bis in die jüngste Vergangenheit zu Unrecht gering geschätzte 19. Jahrhundert.
Will man es an großen Ereignissen der deutschen politischen Geschichte festmachen, so lebte Löhe in der mit den Freiheitskriegen ausklingenden napoleonischen Ära bis hin zur Bismarckschen Reichsgründung 1871. In diesen Jahrzehnten vollzog sich nicht nur die von der Allgemeinheit begrüßte Einigung vieler deutscher Staaten.
Es war auch eine Zeit rasanter wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen. Die Industrialisierung veränderte das bisherige Sozialgefüge. Das blieb nicht ohne Auswirkung auf das Handeln der Kirche, die – zunächst waren es nur einzelne – die „Innere Mission“ als neue, drängende Aufgabe entdeckte.
Für die innerkirchliche Entwicklung war das Jahr 1817 von entscheidender Bedeutung. In der evangelischen Christenheit feierte man das 300. Jubiläum des Thesenanschlags von Wittenberg. Zugleich ging man in Preußen daran, durch eine Union der beiden reformatorischen Kirchen, der lutherischen und der reformierten „die Reformation zu vollenden“. Dies war ein besonderes Anliegen des reformierten Herrscherhauses, dessen Untertanen zumeist der lutherischen Kirche angehörten.
Gegen diese „Union“ erhob sich – eigentlich unerwartet – heftiger Protest. Nicht immer war dieser, vor allem in den späteren Jahren, rein glaubensmäßig begründet. Claus Harms in Holstein trat am Reformationsfest 1817 mit 95 neuen Thesen zur Lage der Kirche in der Gegenwart an die Öffentlichkeit, „eine bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit“. Die beherrschenden Themen waren die Ekklesiologie und die Ämterlehre, ausgelöst durch die Wiederentdeckung des „echten“ Luther.
So vollzog sich analog zu den antiaufklärerischen restaurativen Tendenzen in der Gesellschaft in den deutschen evangelischen Kirchen eine Rekonfessionalisierung. Man orientierte sich in Theologie und Kirche bewusster an Luther und an der lutherischen Orthodoxie des 17. Jahrhunderts, betonte die normative Geltung der Bibel, wie der Bekenntnisschriften.
Im nun sich ausbildenden Neuluthertum waren auch romantisierende und romanisierende Tendenzen zu spüren. Von entscheidender Bedeutung für die Theologie und für die Wirkung Löhes aber wurde die Verbindung der konfessionellen Theologie mit der Erweckungsbewegung, wie sie sich gerade in Bayern abzeichnete. Eine tiefe Sakraments- bzw. Abendmahlsfrömmigkeit, die Wiederentdeckung der alten Kirchengeschichte als Quelle der Spiritualität und die Offenheit, sich auch durch katholische Frömmigkeitsformen inspirieren zu lassen – das ist die Welt Wilhelm Löhes. Aus diesen Quellen lebte und wirkte er.
Der unmittelbare Zugang zu Wilhelm Löhe erfolgt naturgemäß über seine zahlreichen Schriften, Briefe und Tagebücher. Hilfreich sind auch die zahlreichen Biographien, die ab dem Jahr 1873, also bereits ein Jahr nach Löhes Tod, erschienen. In jüngster Zeit hat Erika Geiger Wilhelm Löhe mit seinem Leben, Werk und seiner Wirkung einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
Es ist nicht zu übersehen, dass es in der Gegenwart ein neues Interesse an Wilhelm Löhe gibt, der nicht mehr nur als „Diakonissen-Vater“ oder „Erzlutheraner“ verstanden wird, von dem ein „Heiligenleben“ (Wolfgang Trillhaas) gezeichnet wird.
Dieser Sammelband zum 200. Geburtstag hat sich vorgenommen den vielseitigen Löhe darzustellen.
Er möchte den gegenwärtigen Forschungsstand erheben und die Facetten der Persönlichkeit Löhes wie seiner Theologie würdigen. Dabei wird die Betrachtung der Zeitumstände, also des 19. Jahrhunderts, von erheblicher Bedeutung sein. Jeder, auch der mit den neuesten und revolutionärsten Ideen, ist immer auch „Kind seiner Zeit“, geprägt durch soziale Faktoren. Er ist aufgewachsen in einem bestimmten Elternhaus, großgeworden in einer geprägten Gesellschaft.
Viele Einflüsse haben auf Löhe gewirkt, seinen persönlichen Glauben und seine Theologie geformt. Löhe selbst hat ein Kapitel Theologie- und Kirchengeschichte, im Besonderen auch ein Kapitel Missions- und Diakoniegeschichte, geschrieben. Das wird in den einzelnen Beiträgen dieses Bandes zum Ausdruck kommen. Diese Jubiläums-Festschrift will aber auch Anstöße geben für neue Forschungen. Noch lange nicht ist der „Mikrokosmos“ Wilhelm Löhe ausreichend oder gar abschließend erforscht. Mit Entdeckungen und Anregungen im Gespräch mit der heutigen Theologie, z.B. in der Ekklesiologie, des kirchlichen Bildungsauftrages oder des Ehrenamts in der Gemeinde darf durchaus gerechnet werden.
Schließlich will dieser Sammelband auch einladen zum Fachgespräch über den Weg der Diakonie im 21. Jahrhundert. Das Modell der Mutterhausdiakonie, auch von Löhe ursprünglich nicht so gedacht, hat seine geschichtlich bedeutsame und segensreiche Stunde gehabt.
Die Aufgabenstellungen in Kirche und Gesellschaft haben sich jedoch seither stetig – und immer rascher – verändert. Diakonie als Dienst der christlichen Nächstenliebe muss „mit der Zeit gehen“ – ohne ein Opfer des Zeitgeistes zu werden.
Was für das gesamte kirchliche Handeln gilt, ist auch für die Diakonie verbindlich:
Texte, Grunderkenntnisse wie Grundbekenntnisse der Väter müssen übersetzt, übergesetzt werden in die sich verändernde Welt. Nur dann können sie „wahr“ und richtungsweisend bleiben, wenn sie sich diesem hermeneutischen Vorgang unterziehen.
2. Die Zeit Wilhelm Löhes
Sein Lebensraum war das bis in die jüngste Vergangenheit zu Unrecht gering geschätzte 19. Jahrhundert.
Will man es an großen Ereignissen der deutschen politischen Geschichte festmachen, so lebte Löhe in der mit den Freiheitskriegen ausklingenden napoleonischen Ära bis hin zur Bismarckschen Reichsgründung 1871. In diesen Jahrzehnten vollzog sich nicht nur die von der Allgemeinheit begrüßte Einigung vieler deutscher Staaten.
Es war auch eine Zeit rasanter wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Entwicklungen. Die Industrialisierung veränderte das bisherige Sozialgefüge. Das blieb nicht ohne Auswirkung auf das Handeln der Kirche, die – zunächst waren es nur einzelne – die „Innere Mission“ als neue, drängende Aufgabe entdeckte.
Für die innerkirchliche Entwicklung war das Jahr 1817 von entscheidender Bedeutung. In der evangelischen Christenheit feierte man das 300. Jubiläum des Thesenanschlags von Wittenberg. Zugleich ging man in Preußen daran, durch eine Union der beiden reformatorischen Kirchen, der lutherischen und der reformierten „die Reformation zu vollenden“. Dies war ein besonderes Anliegen des reformierten Herrscherhauses, dessen Untertanen zumeist der lutherischen Kirche angehörten.
Gegen diese „Union“ erhob sich – eigentlich unerwartet – heftiger Protest. Nicht immer war dieser, vor allem in den späteren Jahren, rein glaubensmäßig begründet. Claus Harms in Holstein trat am Reformationsfest 1817 mit 95 neuen Thesen zur Lage der Kirche in der Gegenwart an die Öffentlichkeit, „eine bittere Arznei für die Glaubensschwäche der Zeit“. Die beherrschenden Themen waren die Ekklesiologie und die Ämterlehre, ausgelöst durch die Wiederentdeckung des „echten“ Luther.
So vollzog sich analog zu den antiaufklärerischen restaurativen Tendenzen in der Gesellschaft in den deutschen evangelischen Kirchen eine Rekonfessionalisierung. Man orientierte sich in Theologie und Kirche bewusster an Luther und an der lutherischen Orthodoxie des 17. Jahrhunderts, betonte die normative Geltung der Bibel, wie der Bekenntnisschriften.
Im nun sich ausbildenden Neuluthertum waren auch romantisierende und romanisierende Tendenzen zu spüren. Von entscheidender Bedeutung für die Theologie und für die Wirkung Löhes aber wurde die Verbindung der konfessionellen Theologie mit der Erweckungsbewegung, wie sie sich gerade in Bayern abzeichnete. Eine tiefe Sakraments- bzw. Abendmahlsfrömmigkeit, die Wiederentdeckung der alten Kirchengeschichte als Quelle der Spiritualität und die Offenheit, sich auch durch katholische Frömmigkeitsformen inspirieren zu lassen – das ist die Welt Wilhelm Löhes. Aus diesen Quellen lebte und wirkte er.
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Autoren-Porträt
Prof. Dr. h.c. Hermann Schoenauer ist Rektor der Diakonie Neuendettelsau.
Bibliographische Angaben
- 2008, 462 Seiten, Masse: 15,5 x 23,4 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Herausgegeben: Hermann Schoenauer
- Verlag: Kohlhammer
- ISBN-10: 3170205145
- ISBN-13: 9783170205147
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