Wege zum Leben
"Der Weg allein ist nicht das Ziel. Nur unterwegs zu sein, ohne das Ziel zu kennen, füllt den Menschen nicht aus." Der Benediktinerabt Odilo Lechner schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Mönch...
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"Der Weg allein ist nicht das Ziel. Nur unterwegs zu sein, ohne das Ziel zu kennen, füllt den Menschen nicht aus." Der Benediktinerabt Odilo Lechner schöpft aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Mönch und erzählt davon, wie man das Glück und den richtigen Weg im Leben finden kann. Anhand von Bildern, Gleichnissen und Geschichten lehrt er, die Welt immer wieder in einem neuen Licht zu sehen und sich selbst und anderen zu begegnen.
Die Frage nach dem richtigen Weg im Leben beschäftigt Menschen jeden Alters und jeder Zeit. Schon die ersten Christen wurden "Menschen, die auf dem Weg sind" genannt. Für Abt Odilo verbildlicht das Kreuz als Symbol des Christentums die inneren und äusseren Wege, die der Mensch in seinem Leben beschreiten kann. Diese Wege gilt es mit allen Sinnen wahrzunehmen, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Anleitungen dafür gibt die 1500 Jahre alte Klosterregel des heiligen Benedikt.
Mit weisem Humor und feinsinnigem Widerspruch verdeutlicht Abt Odilo, dass der Mensch nicht vor sich selbst oder schwierigen Situationen fliehen kann, sondern sein Glück nur findet, wenn er sich dem Leben stellt. In einfachen Meditationen und Geschichten zeigt der Benediktinerabt, dass dabei der Weg zu sich selbst genauso wichtig ist wie der Weg zu seinem Nächsten.
Wege zumLeben von Abt Odilo Lechner
LESEPROBE
Vorwort
Oft suche ich die Wege,
die ich gegangen bin,
die alten Wanderwege,
die Strassen und die Stege,
und gehe sie noch einmal
in meinem Sinn."
FRITZ GRASSHOFF
Dieses Buch soll Sie einladen, Wege Ihres Lebens zu betrachtenund zu bedenken. Denn seine Wege zu bedenken ist gut nicht nur für denEinzelnen. Im Buch Deuteronomium lesen wir das als eine Mahnung an das ganzeVolk Israel:
Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gottgeleitet hat."
Ich selbst blicke zurück auf einen Weg, der mich mit 21Jahren ins Kloster geführt hat, um den Weg zu gehen, den die Regel des heiligenBenedikt aus dem 6. Jahrhundert entwirft. Sie gab mir die tröstlicheGewissheit, dass schon viele Menschen diesen Weg gegangen sind. In jedemJahrhundert ein wenig anders, in jedem Kloster ein wenig anders und ein jederEinzelne ein wenig anders. Ich habe eigentlich nie bereut, diesen Wegeingeschlagen zu haben, auch wenn ich oft nicht recht sah, wie dieser Weg inden Erschütterungen des 20. und den Ungewissheiten des 21. Jahrhundertsweitergehen soll. Es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist, dass mannicht allein den Weg geht. Es ist ebenso notwendig zu wissen, dass keiner denWeg eines anderen nachahmen kann, dass jeder seinen eigenen Wege finden muss.Aber hilfreich ist es, aus den Wegen zu lernen, die andere gegangen sind, unddie Zuversicht zu haben, dass kein Weg in den Abgrund führen muss.
Dankbar bin ich allen, die meinen Weg begleitet haben, auchwenn ich immer wieder einen Weg ganz für mich allein suchen muss.
Albrecht Goes, ein evangelischer Dichter und Theologe des20. Jahrhunderts, beginnt ein Gedicht mit dem schlichten Vers:
Klein ist, mein Kind, dein erster Schritt, klein wird deinletzter sein. Den ersten gehen Vater und Mutter mit, den letzten gehst duallein."
Das ist für mich tröstlich: Auch grosse Wege beginnen undenden mit kleinen Schritten. Wir dürfen immer wieder gemeinsame Wege gehen. Wosich Wege trennen, wo wir ganz allein einen Weg weitergehen müssen, dürfen wirdaran glauben: All die vielen Wege, die Menschen gehen, führen auch wiederzusammen, haben ein gemeinsames Ziel. So lautet die letzte Strophe desGedichts:
Geh kühnen Schritt, tu tapfren Tritt. Gross ist die Welt unddein. Wir werden, mein Kind, nach dem letzten Schritt wieder beisammen sein."
Der deutsche Papst, der am 19. April 2005 den Namen BenediktXVI. annahm, hat seinen letzten Vortrag als Kardinal Ratzinger ausserhalb Romsin Subiaco gehalten, wo der heilige Benedikt sein klösterliches Leben begann.Am Ende dieses Vortrags sagte er:
Wir brauchen Menschen, die den Blick geradewegs auf Gottrichten und von dort her das wahre Wesen des Menschen begreifen. Wir brauchenMenschen wie Benedikt von Nursia." Er gibt in seiner Regel Weisungen, die auchuns den Weg zeigen, der nach oben führt, heraus aus der Krise und aus denTrümmern".
Die Landkarte der Seele
DAS FERNROHR
Als Kind habe ich immer geglaubt, dass da, wo mein Blickendet und sich Himmel und Erde berühren, die Welt aufhört. Doch als ich demHorizont entgegengelaufen bin, habe ich gemerkt, es geht da immer weiter undweiter.
Es gehört zur Natur des Menschen, immer weiterzugehen unddie Grenzen der Erfahrung und des Wissens zu verschieben.
Sosehr wir den Baum bewundern, weil er fest verwurzelt istund unverrückbar steht, so können wir doch nur leben, indem wir uns bewegen.Wir dringen in unbekanntes Terrain vor und ergehen uns einen Ort nach demanderen.
Selbst als der Mensch die Erde noch nicht verlassen konnte,hat er sich in Gedanken ausgemalt, was es hinter dem Sichtbaren, jenseits derMilchstrasse, noch zu entdecken gibt. Erfindungen wie das Fernrohr sind einSinnbild für die Sehnsucht des Menschen, Unbekanntes zu erkunden und inVertrautes zu verwandeln.
DER NAVIGATOR
Der Mensch ist ein Homo viator, einer der wandert, unterwegsist, einen Weg geht.
Wer sich aber auf einen Weg zu einem Ziel macht, brauchtOrientierung.
Die Alten hatten die Gestirne, den Sonnenstand, dieNaturbeobachtung. Sie sahen, auf welcher Seite der Bäume das Moos wächst, undwussten, da ist Westen.
Die, die zum ersten Mal einen Weg gingen, haben Wegzeichengesetzt, damit andere ihn auch finden konnten. Oder sie vertrauten aufSchilderungen von Reisenden, die den Weg in die Ferne, zu fremden Völkern undunbekannten Kontinenten, schon einmal gegangen waren. Mit diesen Bildern imKopf machten sie sich auf.
Später hat man die Welt vermessen und Landkarten erstellt.In der Bibliothek unseres Klosters steht ein schöner, alter Globus aus dem Jahr1701. Dort ist Alaska und vieles andere noch nicht da. Aber das, was dieSeefahrer von ihren Reisen schon kannten, wie die Küstenorte Afrikas, ist schoneingezeichnet. Die technischen Mittel der Navigation sind immer vollkommenergeworden. Heute ist die ganze Erde vermessen. Die letzten weissen Flecken sindverschwunden und nahezu für jeden Ort der Welt gibt es einen Reiseführer.
Aber wie sieht es mit unseren inneren Landschaften aus? Hatder Mensch auch für seine Seele eine Landkarte, nach der er sich auf seineninneren Wegen orientieren kann?
Das Geheimnis des Glaubens
Ich habe mich verirrt, ich habe den Weg in meinem Lebenverloren. Ich merke, ich hatte einmal das Gespür, auf dem richtigen Weg zusein, und habe es versäumt, Acht zu geben. Ich habe mich ablenken lassen undbin einen anderen Weg gegangen.
Hätte mein Leben nicht einen anderen Verlauf genommen, wennich anders entschieden hätte?
Wäre ein anderer Weg nicht besser gewesen?
Wäre ich dann heute nicht viel glücklicher?
Aber ich kann in meinem Leben nicht wie bei einer Wanderungzurückgehen, um den Weg wieder zu finden, den ich einmal gehen wollte. Zeit istvergangen. Ich habe mich für vieles entschieden, das ich heute anders machenwürde. Ich bin unzufrieden. Habe ich alles falsch gemacht? Wie geht es jetztweiter?
DAS NAVIGATIONSSYSTEM
In vielen modernen Autos gibt es ein Navigationssystem. Michverwundert es immer wieder, wie eine Stimme den Weg durch den Dschungel einerfremden Grossstadt exakt beschreiben kann. Der Fahrer gibt ein Ziel ein, und dieStimme sagt ganz genau, wo wir abbiegen müssen und wann wir dort ankommen.
Aber am meisten erstaunt mich, was passiert, wenn der Fahrerfalsch gefahren ist. Er hat nicht aufgepasst oder meinte, es besser zu wissen.Das Navigationssystem stellt sich sofort um und die Stimme bleibt freundlich.Sie schimpft nicht und trägt gar nichts nach. Sie sagt nur, da, wo du bist, vondiesem Punkt aus, musst du jetzt diesen Weg nehmen.
So, denke ich, ist das auch in unserem Leben. Zu dem, derglaubt, sagt Gott: Jetzt geht es von diesem Punkt aus weiter. Auch von hier auskommst du noch ans Ziel.
© Heyne Verlag
Interview mit Abt Odilo Lechner
Sie sind der bekannteste Benediktiner Deutschlands. Wassteht in einer normalen Woche - jenseits Ihrer Abtei - an Terminen an?
Auch wenn ich vor zwei Jahren die Leitung der Abtei meinemNachfolger übergeben durfte und so wieder einfacher Mönch im Kloster sein kann,gibt es doch jede Woche noch genügend zu tun. Unter dem Motto Jetzt haben Sieja Zeit" kommen viele Einladungen zu Exerzitien, Vorträgen und Predigten. ImLauf der 49 Priesterjahre haben sich auch viele Begegnungen mit Menschenergeben, die einen Rat suchen oder für Kinder oder Enkelkinder Taufe oderTrauung erbitten.
Wie schon der Name des neuen deutschen Papstes deutlichtmacht: Auch er sieht sich in der Nachfolge des Heiligen Benedikt. Wird das fürIhren Orden neue Impulse bedeuten?
Natürlich hat es uns gefreut, dass unser bayerischer Papstden Namen unseres Ordensvaters angenommen hat. Sicher auch, weil er aus einembenediktinisch geprägten Land kommt (Bavaria - terra benedictina = terrabenedicta); sicher auch, weil er an den Friedenspapst Benedikt XV erinnernwollte; sicher auch, weil er in diesem Namen den Abraham und seinen Nachkommenverheissenen Segen schätzt. Aber entscheidend ist doch wohl die feste Ordnung,die Benedikt den Mönchen und damit auch Europa als Modell eines massvollen Wegeszum Frieden gegeben hat. Das ermutigt auch uns, uns freudig zu dieserLebensordnung zu bekennen.
Wie gut kennen Sie Papst Benedikt XVI. persönlich?
Joseph Ratzinger war für uns junge Priester, etwa mitseiner Einführung in das Christentum, begeisternde Pflichtlektüre. AlsErzbischof von München durfte ich ihm immer wieder begegnen, etwa beim damalsin St. Bonifaz jährlich stattfindenden Aschermittwoch der Künstler. Ich lernteihn auch als feinsinnigen Freund des Schönen und des künstlerischen Schaffenskennen, etwa in der gemeinsamen Wertschätzung der auch aus dem Chiemgaustammenden Bildhauerin Christine Stadler.
Ihr Buch Wege zum Leben" beschreibt und interpretiertBenedikts Weisungen für die Zukunft". Geben Sie bitte ein Beispiel für dieAktualität seiner Botschaft.
Benedikt sucht den Menschen die Einladung Gottes auf demWeg zum Leben nahezubringen. Gerade der heutige Mensch, der vom Lärm so vielerAppelle und Parolen umstellt ist, braucht eine Kultur des Hörens, er brauchtdie Stille, um den wirklich lebenweckenden Anruf zu vernehmen. Nur so könnenwir den in der Regel vorgezeichneten Ausgleich zwischen Kollektiv undIndividuum, zwischen Gemeinsamkeit und Eigenart des Einzelnen für unsereGesellschaft finden.
Sie schreiben, dass das Kreuz die inneren und äusseren Wege"verbildlicht, die der Mensch in seinem Leben gehen kann. Können Sie das nähererläutern?
Das Kreuz fasst die Himmelsrichtungen zusammen, die Wegenach rechts und links, nach oben und nach unten, nach aussen und nach innen. Soist es ein Zeichen der Ganzheit, so ist es ein Bild des ganzen Menschen, derfest auf der Erde steht und sich zum Himmel erhebt und der seine Armeausbreitet zur Begegnung mit der Welt. Im Gekreuzigten freilich zeigt es sich,dass unsere Wege immer wieder durchkreuzt werden, dass wir Fragment bleiben unddie Ganzheit vermissen, dass wir die Mitte verloren haben. Aber da Gott, derdie Fülle ist, in diese tödliche Bedrohung hineingegangen ist, können auch wirim Scheitern und Sterben den Weg zur Fülle gehen.
Wie löst sich der scheinbare Widerspruch auf, dass derMensch einerseits nach Regeln und Anleitung sucht, aber andererseits seineneigenen Weg finden muss?
Jeder muss seinen eigenen Weg zu Gott gehen. Um ihn zufinden, muss er sich angesichts vieler Möglichkeiten immer wieder entscheiden.Da können ihn die Weisungen des Evangeliums, das Vorbild anderer Menschen,Modelle gemeinsamen Lebens im Innern spüren lassen: In diese Richtung sollteauch ich gehen. Und damit er nicht nur zwischen vielen Möglichkeiten hin- undherschwankt, wird er sich an eine bestimmte Lebensweise binden, an eineGemeinschaft, an eine Ordnung seines Betens und Arbeitens.
Die Fragen stellt Henrik Flor, Literaturtest.
- Autor: Odilo Lechner
- 2005, 1, 159 Seiten, mit farbigen Abbildungen, mit Abbildungen, Masse: 12 x 16,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Herausgegeben von Schlagenhof, Juergen
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453120302
- ISBN-13: 9783453120303
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