Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen
30 Glücksfälle der Weltliteratur
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Produktinformationen zu „Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen “
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Klappentext zu „Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen “
Wie kam die Schildkröte auf den Kopf des Aischylos? Wer hat den "Cliffhanger" erfunden? Kenntnisreich und mit viel Esprit: Tilman Spenglers ganz persönlicher Literaturkanon.Mit grossen Schriftstellern verhält es sich wie mit guten Freunden: Sie begleiten einen durchs Leben. Um so schöner ist es, eine Würdigung ihrer Meisterwerke in einem Buch versammelt zu wissen. Tilman Spengler präsentiert die grossen Autoren der Weltliteratur und ihre unsterblichen Werke. Wir erfahren, warum Aristophanes' Humor zeitlos ist und warum Don Quijote de la Mancha eine ganze Epoche verkörpert. Spengler nimmt die Leser mit auf seinem Streifzug durch die Weltliteratur. Von Dante bis Rilke, von Shakespeare bis Flaubert - einmal vorgestellt, nie vergessen.
Die DVD-Reihe KLASSIKER DER WELTLITERATUR ist nun lieferbar.
Lese-Probe zu „Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen “
Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen von Tilman SpenglerFranz Kafka (1883-1924) Die Verwandlung (1915) • Der Prozess (1925) Das Schloss (1926)
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Man sollte einem Menschen misstrauen, dem allzu geläufig das Adjektiv »kafkaesk« über die Lippen kommt. Ich weiß, der große Milan Kundera hat viel Gescheites über den Begriff des »Kafkaesken« geschrieben. Kundera wuchs ja wie Franz Kafka in der Tschechoslowakei auf und kennt sich in der Problematik bestens aus. Dennoch warne ich vor Menschen, die, sagen wir, beim Anblick einer einsamen Burg rufen: »Das ist ja so kafkaesk wie das Schloss«, die jeden Behördengang als »kafkaesk« empfinden, ganz zu schweigen vom Ausfüllen amtlicher Formulare. Denen zu einem Prozessverlauf stets eben nur jenes Wort einfällt: »kafkaesk«. »Kafkaesk« ist nämlich zu einem modischen Allerweltswort geworden und verstellt uns den Blick auf das Werk des Schriftstellers Franz Kafka, der 1883 in Prag auf die Welt kam und 1924 in der Nähe von Wien an einer unheilbaren Tuberkulose verstarb. Wenn wir diese Lebensdaten betrachten, dann sticht ins Auge, wie reich die literarische Landschaft jener Jahre an »epochalen« Werken war. Nur ein paar Namen mögen diesen Reichtum verdeutlichen: Als Kafka an seiner ersten Erzählung schrieb, hatten sich Marcel Proust und James Joyce, hatten sich Hermann Hesse, Gottfried Benn, Alfred Döblin, Georg Trakl, Thomas und Heinrich Mann und viele, viele andere bereits einen Namen gemacht oder standen unmittelbar davor. Kurz nachdem Kafka an seiner Tuberkulose starb, veröffentlichte Thomas Mann seinen Zauberberg, in dem just diese Krankheit eine große Rolle spielt. Kaum ein Autor hat jedoch die Phantasie der Leser stärker beschäftigt als der Versicherungsangestellte Franz Kafka. Ist er uns deswegen vertraut? Ich fürchte nein. Denn nach seinem Tod, viele Jahre nach seinem Tod - Kafkas Ruhm setzt so recht erst ein Vierteljahrhundert später ein - erscheint uns der Schriftsteller in den verschiedensten Gestalten. Sein erster Biograph, sein enger Freund Max Brod, hat uns »seinen« Kafka geschenkt, einen dem Mystischen, dem Jüdischen tief verpflichteten Intellektuellen. Dann kamen jüngere Historiker, die uns Kafka als den Propheten des Holocaust vorstellten. Wieder andere präsentierten uns den schonungslosen Analytiker der Moderne. Und in seiner Heimatstadt Prag ist Franz Kafka eine allgegenwärtige Touristenattraktion. Glücklicherweise haben wir seine Werke. Wobei hier das Wort »glücklicherweise« keine schnell dahin gesprochene Floskel ist: Vor seinem Tod bat Kafka seinen Freund Brod, alles Unveröffentlichte zu verbrennen, Manuskripte, Entwürfe, Briefe. Literarisch sollten von ihm nicht einmal ein Dutzend Werke übrigbleiben. Das mag auf eine schwermütige Laune zurückzuführen sein, klingt auch nicht ganz frei von Koketterie, denn zu Lebzeiten war der Kreis der Liebhaber seiner Schriften, höflich gesagt, überschaubar. Max Brod jedenfalls überging die Bitte des Sterbenden, wir Leser sind ihm dafür unendlich dankbar, Kafkas Interpreten auch und Kafkas Verleger naturgemäß ebenso. Bleiben wir bei einem der frühen Werke, das bereits zu Kafkas Lebzeiten erschienen war, bleiben wir bei der Erzählung Die Verwandlung, im Manuskript wohl 1912 fertig gestellt, erschienen erstmalig 1915 in Leipzig. Es ist die Geschichte von Gregor Samsa, der eines Morgens aufwacht und entdeckt, dass er sich in einen Käfer verwandelt hat und deshalb seinen Dienst nicht antreten kann. Seitdem sein Vater fünf Jahre zuvor sein Geschäft verloren hat, bringt Gregor die Eltern und seine Schwester Grete als Handelsreisender über die Runden. Das ist nicht der Beruf, den er sich erträumt hat, dennoch gilt er als äußerst gewissenhaft, jedenfalls bis zu besagtem Morgen. Jetzt also hat er sich in einen Käfer verwandelt. Er krabbelt die Wände hoch und zieht leicht verdorbenes Essen frischer Nahrung vor. Durch seine neue Lage verändern sich schnell die Machtbeziehungen in der Familie, Gregor ist schließlich nicht mehr der Ernährer, sondern ein peinliches Mitglied. Der junge Mann, besser gesagt der Käfer, ist nicht mehr »Er«, man spricht von ihm als »Es«. Die Familie arrangiert sich ökonomisch, nimmt Logisgäste auf, der Vater hat eine Stelle als Diener gefunden, seine Frau näht Wäsche, Gregors Schwester arbeitet als Verkäuferin, Gregor, das Insekt, verkümmert in einer Abstellkammer. Als einer der auf äußerste Sauberkeit bedachten Gäste das kleine Tier bemerkt, kommt es zu einem scheußlichen Skandal. Gregor wird endgültig in sein Quartier gesperrt, am nächsten Morgen ist er - oder es - tot. Die Familie atmet auf, das Leben kann weitergehen.
Immer wieder wird die Frage gestellt: Ist das Ganze eigentlich autobiographisch zu verstehen? Wollte uns der Dichter etwas über den Horror mitteilen, der sich in seinem Elternhaus abgespielt hatte? Natürlich ist das möglich, schließlich nutzt jeder Schriftsteller eigene Erfahrungen. Kafkas Vater Hermann etwa war tatsächlich eine Zeitlang Handlungsreisender, bevor er in Prag einen Laden für Galanteriewaren eröffnete, der nun, zugegeben, die Mutter von Gregor Samsa mit Näharbeiten hätte beauftragen können. Und: Kafka hatte zwar drei Schwestern, doch nahe fühlte er sich nur der einen. Und, ach: Kafka arbeitete in einem Beruf, den er nicht sonderlich liebte - er war erst kleiner, dann zunehmend bedeutender Angestellter in der Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt.
Helfen diese Informationen beim Verständnis, gar beim Genuss der Lektüre? Man darf getrost Nein sagen. Was Interpretationen angeht, ist Franz Kafka vermutlich das am häufigsten missbrauchte Versuchsobjekt der westlichen Literaturgeschichte. Generationen von erzwungenen Abituraufsätzen können hierfür ein verquältes Zeugnis ablegen. Und mit jedem biographischen Detail, das neu an die Öffentlichkeit gelangt, setzt sich das Deutungskarussell von neuem in Bewegung. Vielleicht war der Vater in Wirklichkeit gar nicht so streng, vielleicht hat der Bub ja maßlos übertrieben - was aus künstlerischen Gründen übrigens völlig legitim wäre. Vielleicht war auch die Arbeit bei der Versicherung gar nicht so nervtötend, vielleicht lieferte sie gerade einem Schriftsteller viele Anregungen, wenn er nach Sonderlichem oder Absurdem suchte. Aber die biographische Lesart führt uns nicht weiter. Sie lenkt nur ab von dem schieren Vergnügen, sich auf den Text selbst einzulassen. Sich auch das Lachen zu gestatten, das Unerwartete zuzulassen. Nehmen wir nur einen Punkt: Selbstredend tauchen in der Weltliteratur immer wieder zur Überraschung der Leser Tiere auf.Man denke nur an den Faust. Da braucht es eine Weile, bis uns der Autor erklärt, was denn des Pudels Kern, also Sinn sei. Bei Kafka, darin liegt das Glück des Lesers, wird überhaupt nicht erklärt, warum hier plötzlich ein Handelsreisender zum Käfer wird. Wie bei, sagen wir, Alice im Wunderland ist das Unbegreifliche schlichtes Faktum.
Der Begriff »Komik« stammt aus dem Griechischen und ist von dem Wort komos abgeleitet, was »Festzug« heißt. Wir dürfen uns eine Bilderfolge vorstellen, die uns verstört, gleichzeitig diese Verstörung aber wieder auflöst - eben im Lachen. Wenn Franz Kafka aus seinen Texten las, so erinnern sich Zeugen, kam er vor Lachen bisweilen nicht weiter. Dieses Lachen war eine Befreiung.
Ich erwähne das an dieser Stelle, um den Dichter vor Interpreten in Schutz zu nehmen, die seine Texte aus Ehrfurcht am liebsten heiliggesprochen sähen. Kafka, auch das ist kein frisch enthülltes Geheimnis, war ein begeisterter Kinobesucher. Gerade die Filme von Charlie Chaplin hatten es ihm angetan. The Tramp war der große Kassenschlager des Jahres 1915, auch in Prag. Und wie sehr Elemente des Slapstick in Kafkas Werk mitschwingen, kann man an dem Roman Der Prozess nachvollziehen, der um dieselbe Zeit entstand, allerdings erst 1925, also nach des Dichters Tod - und wohl auch gegen seinen Willen - erschien.
Man sollte einem Menschen misstrauen, dem allzu geläufig das Adjektiv »kafkaesk« über die Lippen kommt. Ich weiß, der große Milan Kundera hat viel Gescheites über den Begriff des »Kafkaesken« geschrieben. Kundera wuchs ja wie Franz Kafka in der Tschechoslowakei auf und kennt sich in der Problematik bestens aus. Dennoch warne ich vor Menschen, die, sagen wir, beim Anblick einer einsamen Burg rufen: »Das ist ja so kafkaesk wie das Schloss«, die jeden Behördengang als »kafkaesk« empfinden, ganz zu schweigen vom Ausfüllen amtlicher Formulare. Denen zu einem Prozessverlauf stets eben nur jenes Wort einfällt: »kafkaesk«. »Kafkaesk« ist nämlich zu einem modischen Allerweltswort geworden und verstellt uns den Blick auf das Werk des Schriftstellers Franz Kafka, der 1883 in Prag auf die Welt kam und 1924 in der Nähe von Wien an einer unheilbaren Tuberkulose verstarb. Wenn wir diese Lebensdaten betrachten, dann sticht ins Auge, wie reich die literarische Landschaft jener Jahre an »epochalen« Werken war. Nur ein paar Namen mögen diesen Reichtum verdeutlichen: Als Kafka an seiner ersten Erzählung schrieb, hatten sich Marcel Proust und James Joyce, hatten sich Hermann Hesse, Gottfried Benn, Alfred Döblin, Georg Trakl, Thomas und Heinrich Mann und viele, viele andere bereits einen Namen gemacht oder standen unmittelbar davor. Kurz nachdem Kafka an seiner Tuberkulose starb, veröffentlichte Thomas Mann seinen Zauberberg, in dem just diese Krankheit eine große Rolle spielt. Kaum ein Autor hat jedoch die Phantasie der Leser stärker beschäftigt als der Versicherungsangestellte Franz Kafka. Ist er uns deswegen vertraut? Ich fürchte nein. Denn nach seinem Tod, viele Jahre nach seinem Tod - Kafkas Ruhm setzt so recht erst ein Vierteljahrhundert später ein - erscheint uns der Schriftsteller in den verschiedensten Gestalten. Sein erster Biograph, sein enger Freund Max Brod, hat uns »seinen« Kafka geschenkt, einen dem Mystischen, dem Jüdischen tief verpflichteten Intellektuellen. Dann kamen jüngere Historiker, die uns Kafka als den Propheten des Holocaust vorstellten. Wieder andere präsentierten uns den schonungslosen Analytiker der Moderne. Und in seiner Heimatstadt Prag ist Franz Kafka eine allgegenwärtige Touristenattraktion. Glücklicherweise haben wir seine Werke. Wobei hier das Wort »glücklicherweise« keine schnell dahin gesprochene Floskel ist: Vor seinem Tod bat Kafka seinen Freund Brod, alles Unveröffentlichte zu verbrennen, Manuskripte, Entwürfe, Briefe. Literarisch sollten von ihm nicht einmal ein Dutzend Werke übrigbleiben. Das mag auf eine schwermütige Laune zurückzuführen sein, klingt auch nicht ganz frei von Koketterie, denn zu Lebzeiten war der Kreis der Liebhaber seiner Schriften, höflich gesagt, überschaubar. Max Brod jedenfalls überging die Bitte des Sterbenden, wir Leser sind ihm dafür unendlich dankbar, Kafkas Interpreten auch und Kafkas Verleger naturgemäß ebenso. Bleiben wir bei einem der frühen Werke, das bereits zu Kafkas Lebzeiten erschienen war, bleiben wir bei der Erzählung Die Verwandlung, im Manuskript wohl 1912 fertig gestellt, erschienen erstmalig 1915 in Leipzig. Es ist die Geschichte von Gregor Samsa, der eines Morgens aufwacht und entdeckt, dass er sich in einen Käfer verwandelt hat und deshalb seinen Dienst nicht antreten kann. Seitdem sein Vater fünf Jahre zuvor sein Geschäft verloren hat, bringt Gregor die Eltern und seine Schwester Grete als Handelsreisender über die Runden. Das ist nicht der Beruf, den er sich erträumt hat, dennoch gilt er als äußerst gewissenhaft, jedenfalls bis zu besagtem Morgen. Jetzt also hat er sich in einen Käfer verwandelt. Er krabbelt die Wände hoch und zieht leicht verdorbenes Essen frischer Nahrung vor. Durch seine neue Lage verändern sich schnell die Machtbeziehungen in der Familie, Gregor ist schließlich nicht mehr der Ernährer, sondern ein peinliches Mitglied. Der junge Mann, besser gesagt der Käfer, ist nicht mehr »Er«, man spricht von ihm als »Es«. Die Familie arrangiert sich ökonomisch, nimmt Logisgäste auf, der Vater hat eine Stelle als Diener gefunden, seine Frau näht Wäsche, Gregors Schwester arbeitet als Verkäuferin, Gregor, das Insekt, verkümmert in einer Abstellkammer. Als einer der auf äußerste Sauberkeit bedachten Gäste das kleine Tier bemerkt, kommt es zu einem scheußlichen Skandal. Gregor wird endgültig in sein Quartier gesperrt, am nächsten Morgen ist er - oder es - tot. Die Familie atmet auf, das Leben kann weitergehen.
Immer wieder wird die Frage gestellt: Ist das Ganze eigentlich autobiographisch zu verstehen? Wollte uns der Dichter etwas über den Horror mitteilen, der sich in seinem Elternhaus abgespielt hatte? Natürlich ist das möglich, schließlich nutzt jeder Schriftsteller eigene Erfahrungen. Kafkas Vater Hermann etwa war tatsächlich eine Zeitlang Handlungsreisender, bevor er in Prag einen Laden für Galanteriewaren eröffnete, der nun, zugegeben, die Mutter von Gregor Samsa mit Näharbeiten hätte beauftragen können. Und: Kafka hatte zwar drei Schwestern, doch nahe fühlte er sich nur der einen. Und, ach: Kafka arbeitete in einem Beruf, den er nicht sonderlich liebte - er war erst kleiner, dann zunehmend bedeutender Angestellter in der Prager Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt.
Helfen diese Informationen beim Verständnis, gar beim Genuss der Lektüre? Man darf getrost Nein sagen. Was Interpretationen angeht, ist Franz Kafka vermutlich das am häufigsten missbrauchte Versuchsobjekt der westlichen Literaturgeschichte. Generationen von erzwungenen Abituraufsätzen können hierfür ein verquältes Zeugnis ablegen. Und mit jedem biographischen Detail, das neu an die Öffentlichkeit gelangt, setzt sich das Deutungskarussell von neuem in Bewegung. Vielleicht war der Vater in Wirklichkeit gar nicht so streng, vielleicht hat der Bub ja maßlos übertrieben - was aus künstlerischen Gründen übrigens völlig legitim wäre. Vielleicht war auch die Arbeit bei der Versicherung gar nicht so nervtötend, vielleicht lieferte sie gerade einem Schriftsteller viele Anregungen, wenn er nach Sonderlichem oder Absurdem suchte. Aber die biographische Lesart führt uns nicht weiter. Sie lenkt nur ab von dem schieren Vergnügen, sich auf den Text selbst einzulassen. Sich auch das Lachen zu gestatten, das Unerwartete zuzulassen. Nehmen wir nur einen Punkt: Selbstredend tauchen in der Weltliteratur immer wieder zur Überraschung der Leser Tiere auf.Man denke nur an den Faust. Da braucht es eine Weile, bis uns der Autor erklärt, was denn des Pudels Kern, also Sinn sei. Bei Kafka, darin liegt das Glück des Lesers, wird überhaupt nicht erklärt, warum hier plötzlich ein Handelsreisender zum Käfer wird. Wie bei, sagen wir, Alice im Wunderland ist das Unbegreifliche schlichtes Faktum.
Der Begriff »Komik« stammt aus dem Griechischen und ist von dem Wort komos abgeleitet, was »Festzug« heißt. Wir dürfen uns eine Bilderfolge vorstellen, die uns verstört, gleichzeitig diese Verstörung aber wieder auflöst - eben im Lachen. Wenn Franz Kafka aus seinen Texten las, so erinnern sich Zeugen, kam er vor Lachen bisweilen nicht weiter. Dieses Lachen war eine Befreiung.
Ich erwähne das an dieser Stelle, um den Dichter vor Interpreten in Schutz zu nehmen, die seine Texte aus Ehrfurcht am liebsten heiliggesprochen sähen. Kafka, auch das ist kein frisch enthülltes Geheimnis, war ein begeisterter Kinobesucher. Gerade die Filme von Charlie Chaplin hatten es ihm angetan. The Tramp war der große Kassenschlager des Jahres 1915, auch in Prag. Und wie sehr Elemente des Slapstick in Kafkas Werk mitschwingen, kann man an dem Roman Der Prozess nachvollziehen, der um dieselbe Zeit entstand, allerdings erst 1925, also nach des Dichters Tod - und wohl auch gegen seinen Willen - erschien.
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Autoren-Porträt von Tilman Spengler
Spengler, TilmanTilman Spengler, 1947 in Oberhausen geboren, war mehrere Jahre am Max-Planck-Institut für Sozialwissenschaft tätig und Mitherausgeber des Kursbuch. Er schreibt für Die Zeit und die Süddeutsche Zeitung. Tilman Spengler lebt am Starnberger See und in Berlin.
Bibliographische Angaben
- Autor: Tilman Spengler
- 2011, 283 Seiten, Masse: 12,6 x 19,7 cm, Geb. mit Su., Deutsch
- Verlag: Ullstein HC
- ISBN-10: 3550088396
- ISBN-13: 9783550088391
- Erscheinungsdatum: 16.09.2011
Rezension zu „Wahr muss es sein, sonst könnte ich es nicht erzählen “
»Ein höchst spannendes literarisches Kaleidoskop« RHEIN-NECKAR-ZEITUNG, Volker Oesterreich, 27.09.11 »Kluge, gut lesbare Essays zu 30 berühmten Autoren« OBERHESSISCHE PRESSE, 30.09.11 »Dies ist das Buch eines Anwalts, der seine Fälle mit Verve vertritt, doch ohne literaturprofessoralen Bierernst und mit jenem Schuss Ironie, zu dem Tilman Spengler in jeder Lebenslage als Schriftseller, Zeitschriftenherausgeber, politischer Berater, sinologischer Fachmann und Stehgreiferzähler fähig ist ... Tilman Spengler erhellt Sternstunden der Weltliteratur - souverän, angenehm witzig und unterhaltsam« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Harald Eggerbrecht, 28.10.2011 »Geistreich, witzig, kompetent. Bestes literarisches Feuilleton.« MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, 29.10.11 »Diese 30 wahren Geschichten sorgen für Gesprächsstoff.« BUNTE, 10.11.11
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