Wächter des Tages / Wächter Bd.2
2006 auch in den deutschen Kinos!
''Einzigartig! Eine atemberaubende Mischung aus Dostojewski und Dawn of the Dead!''
NEW STATESMAN
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2006 auch in den deutschen Kinos!
''Einzigartig! Eine atemberaubende Mischung aus Dostojewski und Dawn of the Dead!''
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Vampire, Gestaltwandler, Hexen, Magier - seit ewigen Zeiten leben die so genannten "Anderen" unerkannt in unserer Mitte. Und zwei Organisationen obliegt es, den Frieden zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Dunkelheit aufrechtzuerhalten: den "Wächtern der Nacht" und den "Wächtern des Tages". Doch dieser Friede ist so brüchig wie nie zuvor ... In Russland die Kult-Fantasy-Serie schlechthin und beliebter als "Der Herr der Ringe" oder "Harry Potter" - jetzt auch in Deutschland ein riesiger Erfolg!
Nach der Verfilmung von "Wächter der Nacht", dem erfolgreichsten russischen Film aller Zeiten, kommt 2006 auch die Fortsetzung "Wächter des Tages" in die deutschen Kinos.
Wächter von Sergej Lukianenko
LESEPROBE
Prolog
Der Hauseingangflösste keinen Respekt ein. Das Zahlenschloss hing heraus und funktioniertenicht, überall auf dem Fussboden lagen platt getretene Kippen billigerZigaretten. Im Fahrstuhl prangten unzählige hirnlose Graffiti, in denen das WortSpartak genauso oft vorkam wie saftige Vulgärausdrücke; die Knöpfe waren vonZigaretten durchgebrannt und die Löcher sorgsam mit hart gewordenem Kaugummiverklebt.
Auch die Wohnungstürim dritten Stock fügte sich ins Bild: Erbärmliches Kunstleder, noch aus Sowjetzeiten,billige aufgesetzte Ziffern aus Aluminium, die jeden Moment von den schräghineingedrehten Schrauben zu fallen drohten. Natascha zögerte einen Moment,bevor sie die Klingel drückte. Wie dumm, irgendwelche Hoffnungen zu hegen undhierher zu kommen. Wenn sie schon so dämlich sein musste, zu Magie Zuflucht zusuchen, dann hätte sie die Zeitung aufschlagen, den Fernseher einschalten oderRadio hören sollen. Seriöse Einrichtungen, erfahrene Übersinnliche mitinternationalen Diplomen Aber was solls, letztendlich war das natürlichgenauso ein Schwindel. Vielleicht wäre dann jedoch wenigstens die Atmosphäreangenehmer gewesen, die Leute respektabler. Vielleicht wäre sie nicht in diesemNest von Versagern gelandet. Trotzdem drückte sie schliesslich auf denKlingelknopf. Es wäre schade um die Zeit, die sie für den Weg hierher gebrauchthatte.
Ein paar Minuten langglaubte sie, die Wohnung sei leer. Dann hörte sie hastige Schritte, wie siecharakteristisch für einen Menschen in Eile sind, der aufpassen musste, dieausgelatschten Pantoffeln nicht zu verlieren. Der kleine primitive Spionverdunkelte sich kurz, dann klapperte das Schloss und die Tür ging auf. »Natascha,ja? Komm rein, komm rein « Leute, die sie sofort duzten, mochte sie nicht.Gewiss, sie selbst bevorzugte diese Form der Anrede auch. Aber sollte man nichtwenigstens der Ordnung halber vorher um Erlaubnis bitten? Inzwischen zog dieFrau, die die Tür geöffnet hatte, sie bereits hinein, indem sie Natascha ohnezu fackeln am Arm packte, wobei sich auf ihrem nicht mehr jungen, grellgeschminkten Gesicht eine derart aufrichtige Gastfreundschaft widerspiegelte,dass Natascha nichts dagegenzusetzen hatte. »Eine Freundin von mir hat mirgesagt, Sie würden «, fing Natascha an. »Ja, ich weiss, ich weiss doch, meineLiebe.« Die Frau winkte ab. »Ach, du brauchst die Schuhe nicht auszuziehen, ichwollte nämlich gerade sauber machen Oder warte, ich hol dir doch Hausschuhe.«Natascha sah sich um, konnte ihren Ekel dabei aber kaum verbergen. Eine nichtunbedingt kleine, aber unglaublich zugemüllte Diele. An der Decke baumelte einetrübe Glühbirne, die, obwohl sie mal gerade mit 30 Watt funzelte, dieallgemeine Unordnung erkennen liess. An der Garderobe hingen Unmengen vonKleidern, zur Freude der Motten sogar ein Winterpelz aus Bisam. Das Linoleumvon verwaschener grauer Farbe löste sich vom Boden ab. Offensichtlich wolltedie Hausfrau schon seit einer ganzen Weile sauber machen.
»Du heisst Natascha,Töchterchen? Ich bin Dascha.« Dascha war fünfzehn, zwanzig Jahre älter als sie.Mindestens. Sie hätte tatsächlich gut und gern Nataschas Mutter sein können -nur dass man sich einer solchen Mutter lieber gleich den Strick nahm! Einefette Frau mit ungewaschenem stumpfen Haar, grell lackierten Fingernägeln - undnatürlich blätterte der Lack bereits ab -, in einem ausgewaschenen Kittel undmit ausgetretenen Latschen an den nackten Füssen. Mein Gott, selbst dieZehennägel waren lackiert! Wie vulgär! »Sie sind eine Kräuterfrau?«, fragteNatascha. Um sich innerlich zuzuschreien: Und ich bin eine Idiotin! Daschanickte. Nach einigem Stöbern zog sie aus einem wüsten Schuhberg ein PaarGummilatschen. Die bescheuertsten Dinger, die die Menschheit je erfunden hatte,mit zahllosen hochstehenden Gumminoppen innen drin. Der Traum eines Yogi. EinTeil dieser Gumminägel fehlte schon seit langem - was freilich nicht zu ihrerBequemlichkeit beitrug. »Zieh die an!«, schlug Dascha fröhlich vor. Wiehypnotisiert streifte Natascha ihre Sandalen ab und zog die Latschen an. Lebtwohl, ihr Perlons. Ohne Laufmaschen würde sie hier bestimmt nicht wiederrauskommen. Selbst bei diesen berühmten Omsa mit dem sagenhaften Lycra nicht.War eben doch alles auf der Welt Beschiss, den sich durchtriebene Blödmännerausdachten. Und auf den kluge Leute aus irgendeinem Grund immer wiederhereinfielen. »Ja, eine Kräuterfrau«, meinte Dascha, während sie aufmerksamdarüber wachte, ob Natascha sich die Latschen anzog. »Das habe ich von meinerGrossmutter. Und von meiner Mutter. Die waren alle Kräuterfrauen und haben alleden Menschen geholfen. Das liegt bei uns in der Familie Gehen wir in dieKüche, Natascha, die andern Zimmer sind nicht aufgeräumt « Während Nataschasich innerlich ein weiteres Mal selbst verwünschte, folgte sie Dascha. DieKüche entsprach genau ihren Erwartungen. Ein Berg von schmutzigem Geschirr imSpülbecken, ein verdreckter Tisch, von dem bei ihrem Erscheinen eine Kakerlaketräge herunterkroch und unter der Tischplatte verschwand. Klebriger Fussboden.Die Fenster warteten natürlich noch auf den Frühjahrsputz, die Lampe starrtevor Fliegendreck.
»Setzt dich!« Miteiner geschickten Bewegung zog Dascha einen Hocker unterm Tisch hervor, den siean einen Ehrenplatz schob - zwischen dem Tisch und dem Kühlschrank, einem krampfhaftzuckenden »Saratow«. »Danke, aber ich bleib lieber stehen.« Natascha wolltesich auf gar keinen Fall hinsetzen. Der Hocker flösste ihr noch wenigerVertrauen ein als der Tisch oder der Fussboden. »Dascha Darja?« »Darja.« »Darja,ich wollte eigentlich nur erfahren « Die Frau zuckte mit den Schultern.Drückte auf den Knopf des elektrischen Teekessels, womöglich des einzigenGegenstandes in dieser Küche, der nicht aussah, als stamme er aus einemMüllhaufen. Sie sah Natascha an. »Wirklich? Was willst du denn noch erfahren,meine Liebe? Es ist doch alles klar zu erkennen, liegt ganz offen da « EinenMoment lang hatte Natascha den unerklärlichen, quälenden Eindruck, in der Küchesei nicht genug Licht. Alles wurde grau, das krankhafte Gemurre desKühlschranks verstummte ebenso wie der Lärm der Autos, der vom nahen Prospekt herüberdrang.Sie strich sich über die Stirn, die mit eisigem Schweiss überzogen war. Das kamalles von der Hitze. Der Sommer, die Hitze, die lange Fahrt in der Metro, dasGedränge im Oberleitungsbus Warum hatte sie auch kein Taxi genommen? IhrenFahrer hatte sie mit dem Wagen fortgeschickt - gut, es wäre ihr peinlichgewesen, auch nur anzudeuten, wohin sie wollte. Und warum. Aber weshalb hattesie kein Taxi genommen? »Dein Mann hat dich verlassen, Nataschenka«, sagteDarja zärtlich. »Vor zwei Wochen. Mit einem Mal. Hat seine Sachen gepackt, siein einen Koffer geworfen und ist gegangen. Ohne jeden Streit, ohne jedeAuseinandersetzung. Er hat dir die Wohnung überlassen, das Auto. Ist zu seinerGeliebten gezogen, einem Luder mit schwarzen Augenbrauen, einem jungenFlittchen dabei gehörst du selbst noch nicht zum alten Eisen, Töchterchen.« Diesmalreagierte Natascha gar nicht mehr auf das »Töchterchen«. Sie versuchtekrampfhaft, sich zu erinnern, was sie ihrer Freundin gesagt hatte und wasnicht. Die »schwarzen Augenbrauen« hatte sie bestimmt nicht erwähnt. Obwohl:dunkelhäutig war die Frau, mit schwarzem Haar Erneut packte Nataschawahnsinnige, blinde Wut. »Auch warum er gegangen ist, weiss ich, Nataschenka Verzeih mir, dass ich dich Töchterchen genannt habe, schliesslich bist du einestarke Frau, die sich kein X für ein U vormachen lässt. Aber ihr seid ja fürmich alle wie die eigenen Töchter Ihr hattet keine Kinder, nicht wahr,Nataschenka?« »Nein«, flüsterte Natascha. »Warum nicht, meine Liebe?« DieKräuterfrau schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Dabei hat er sich doch so einekleine Tochter gewünscht, oder?« »Ja « »Dann hättest du ihm eine schenkensollen«, meinte Darja achselzuckend. »Ich hab übrigens fünf Kinder. Zwei sindzur Armee gegangen, meine beiden Ältesten. Eine meiner Töchter ist verheiratetund hat ein Kind, die andre lernt. Dann ist da noch mein Jüngster, dieserLausebengel « Darja winkte ab. »Aber setz dich doch endlich «
© Wilhelm HeyneVerlag München 2006
Übersetzung: ChristianePöhlmann
- Autoren: Sergej Lukianenko , Wladimir Wassiljew
- 2006, Deutsche Erstausgabe, 528 Seiten, Masse: 13,5 x 20,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christiane Pöhlmann
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453532007
- ISBN-13: 9783453532007
- Erscheinungsdatum: 06.03.2006
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