Verwandlungen

INHALT:

Starke Schmerzen im Hals und eine gelähmte Zunge zwingen den Rechtsanwalt Ramón Martínez eines Tages zum Arzt zu gehen, als er kaum noch fähig ist zu sprechen.
In seiner Kanzlei stapeln sich derweil die Akten und als erfolgreicher Anwalt kann er nur an die negativen Folgen denken, die sich daraus ergeben werden. Dass seine Erkrankung sehr viel ernster ist als gedacht, wird schliesslich beim Onkologen klar. Denn Ramón wird sich die Zunge entfernen lassen müssen...

Teresa de la Vega hatte selbst Brustkrebs. Nach ihrer eigenen Behandlung hat sich die Psychoanalytikerin auf Krebspatienten und deren Angehörige spezialisiert. Denn sie weiss selbst zu gut, mit welchen langfristigen Folgen die Patienten oftmals zu kämpfen haben...

Zur gleichen Zeit befasst sich der Onkologe Joaquín Aldama mit der geeigneten Therapie für seine Patienten. Doch auch die Forschung ist ihm wichtig. Ob er es mit seiner Probe tatsächlich auf die Titelseite der “Cancer” schaffen könnte?

MEINUNG:

Thematisch ist dieses Buch keine leichte Kost. Vom Klappentext her hätte ich gedacht, dass Ramón und sein Papagei im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Doch es geht mehr um Krebserkrankungen und wie verschiedene Menschen damit umgehen, der Vogel spielt nur eine kleine Rolle.

Schön fand ich, einen kurzen Einblick in die Perspektive von Ramóns Tochter zu bekommen, wie sie mit der Situation umgeht, dass ihr Vater so krank ist. Davon hätte ich mir noch mehr gewünscht, denn das konnte mich bewegen. Hier hat der Autor meiner Meinung nach einiges vom Potential der Geschichte verschenkt. Auch hätte er gerne noch intensiver auf die Gefühle und Gedanken von Ramón eingehen können, den ich im Verlauf gerne verfolgt habe. Seine Wut konnte ich gut nachvollziehen und anfangs war sie gut in mir spürbar.

Vom Schreibstil (trotz vieler Fachbegriffe) und auch vom Aufbau der verschiedenen Perspektiven her, hätte das durchaus eine Lektüre für mich werden können, da so ganz unterschiedliche Ansichten beleuchtet werden, was bei manchen Themen sehr spannend sein kann.

Doch dann habe ich mich mit dem Buch plötzlich sehr schwer getan. Das lag vor allem an einer Stelle aus der Perspektive des Onkologen. Denn da gab es ein paar Zeilen die ich als ziemlich herabwürdigend und verletzend empfand, vor allem gegenüber Krebspatienten und anderen Leute, die mit Schmerzen zu kämpfen haben. Ich habe viel Respekt gegenüber (schweren) Erkrankungen, die sowieso ein sehr sensibles Thema darstellen. Um nicht zu spoilern werde ich hier nicht näher darauf eingehen. Aber ich habe mich regelrecht geekelt. Da kann man sich schon mal die Frage stellen, was darf Literatur an dieser Stelle!? Hin und wieder mag ich Bücher, die vielleicht mal etwas befremdlicher sind. Aber das war mir moralisch gesehen too much und ich konnte die Enscheidung des Autoren für diese Schilderungen hier nicht nachvollziehen.
Insgesamt war auch der schwarzer Humor, von dem im Klappentext die Rede ist, leider nicht der meine. Ich fand die Geschichte leider alles andere als lustig.

FAZIT: Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch sensibler gegenüber Krebspatienten und anderen Menschen mit Schmerzen gewesen wäre. Eine Stelle ging mir hier moralisch einfach zu weit. Sonst hat das Buch gute Ansätze (Schreibstil, Aufbau), doch das Potential der Geschichte wurde meiner Meinung nach leider nicht ausgeschöpft. 2,5/5 Sterne.