Vertrauen
Eine Ressource im politischen System der römischen Republik. Habilitationsschrift
Das politische System der römischen Republik war durch zwei Spannungsfelder gekennzeichnet: Da es keinen Geburtsadel gab, sondern gesellschaftlicher Rang durch politische Betätigung erst erworben werden musste, bestand ein Konkurrenzkampf unter den...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch (Kartoniert)
Fr. 79.90
inkl. MwSt.
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Vertrauen “
Das politische System der römischen Republik war durch zwei Spannungsfelder gekennzeichnet: Da es keinen Geburtsadel gab, sondern gesellschaftlicher Rang durch politische Betätigung erst erworben werden musste, bestand ein Konkurrenzkampf unter den Mitgliedern senatorischer Familien. Diesem stand die Herstellung von Entscheidungen durch Konsens gegenüber, d.h. durch Verhandlungen, die mit weitgehender Einmütigkeit enden mussten. Vertrauen in das Gegenüber wie in die Leistungsfähigkeit des politischen Systems war eine wesentliche Bedingung für die Gleichzeitigkeit von Konkurrenz und Konsens.
Klappentext zu „Vertrauen “
Das politische System der römischen Republik war durch zwei Spannungsfelder gekennzeichnet: Da es keinen Geburtsadel gab, sondern gesellschaftlicher Rang durch politische Betätigung erst erworben werden musste, bestand ein Konkurrenzkampf unter den Mitgliedern senatorischer Familien. Diesem stand die Herstellung von Entscheidungen durch Konsens gegenüber, d.h. durch Verhandlungen, die mit weitgehender Einmütigkeit enden mussten. Vertrauen in das Gegenüber wie in die Leistungsfähigkeit des politischen Systems war eine wesentliche Bedingung für die Gleichzeitigkeit von Konkurrenz und Konsens.
Grossformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Vertrauen “
VorwortBei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, die im Sommersemester 2015 von der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn angenommen wurde.
Gedankt sei an dieser Stelle den Gutachtern Peter Geiss, Karl-Joachim Hölkeskamp, Winfried Schmitz, Rudolf Stichweh und Konrad Vössing für ihre Mühe und viele weiterführende Hinweise, den Herausgebern für die Aufnahme in die Reihe "Historische Studien", schliesslich allen Freunden und Kollegen, die in den letzten Jahren in ganz verschiedener Weise die Entstehung der Arbeit begleitet haben.
Bonn, im August 2016 Jan Timmer
1. Einleitung
Am Vorabend des Bürgerkrieges, im Dezember des Jahres 50 v.Chr. und ein weiteres Mal am 1. Januar 49 v.Chr., tagte in Rom der Senat, um einen Ausweg aus der verfahrenen Situation zu finden. Der Konflikt zwischen Caesar und Teilen der Senatorenschaft, insbesondere derjenige mit Pompeius, stellte für alle offensichtlich eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden dar. Die Möglichkeit eines bewaffneten Konflikts war ebenso greifbar wie von weiten Teilen des Senats und der Bürgerschaft gefürchtet.
Den Bürgerkrieg, auf den es hinauslief, wollte niemand. Gefunden werden musste also ein Kompromiss, der den Interessen der Konfliktparteien so weit wie möglich entsprach, sie gleichzeitig wieder in die Bahnen senatorischer Politik, also der Herstellung von Entscheidungen durch Verhandlungen, die mit Einmütigkeit endeten, zurückholte und beiden schliesslich die Möglichkeit bot, bei dem Verzicht, der mit jedem Kompromissvorschlag einhergehen musste, ihr Gesicht zu wahren. Chancen für einen solchen Kompromiss wurden durchaus gesehen. So schrieb Cicero am 17. Dezember an seinen Freund Atticus:
"Über die res publica bin ich in grosser Besorgnis, habe bisher auch kaum jemanden gefunden, der nicht der Meinung gewesen wäre, man solle lieber Caesar gewähren, was er fordere, als es zu einem Kampf auf Leben und
... mehr
Tod kommen zu lassen."
Und an anderer Stelle heisst es:
"Mich tröstet nur das eine, dass ich ihn, dem sogar seine persönlichen Feinde ein zweites Konsulat und das Glück eine solche Machtstellung gewährt haben, nicht für so verrückt halte, dass er all das aufs Spiel setzt."
Eine mögliche Chance auf Einigung lag vor allem darin, dass die beiden Kontrahenten auf ihre Zugriffsmöglichkeiten auf Truppen verzichteten. Diese Lösung schien plausibel, und beide Konfliktparteien formulierten entsprechende Angebote. In einem Brief an den Senat, in dem Pompeius die Leistungen Caesars lobte, erklärte er sich bereit, die Macht, die er ohnehin nur widerstrebend angenommen habe, an den Senat zurückzugeben. Auch auf der Seite Caesars wurde die Option, auf die Legionen zu verzichten, um den Frieden zu wahren, diskutiert. Curio forderte den Truppenverzicht von beiden Protagonisten und setzte zu diesem Thema sogar eine Abstimmung in der oben erwähnten Senatssitzung im Dezember durch. Das Ergebnis war eindeutig. Der Senat, der hierin eine Chance auf Frieden sah, stimmte dem Vorschlag zu. 370 Senatoren votierten für den gleichzeitigen Rücktritt von Pompeius und Caesar, nur 22 stimmten dagegen. Implementiert werden konnte die Entscheidung aber nicht. Einen letzten Versuch unternahm Caesar in der Sitzung vom 1. Januar. Er liess Curio dem Senat in einem Brief noch einmal sein Angebot überbringen. Nach einer Aufzählung aller seiner Verdienste forderte er, entweder bis zur Wahl seine Provinzen behalten zu können, oder die gleichzeitige Niederlegung des Heeresbefehls durch alle Kommandoinhaber.
Ähnlich klingende Kompromissangebote der Protagonisten von Kon-fliktparteien und die Zustimmung weiterer Beteiligter sind grundsätzlich eine gute Ausgangsposition, um am Ende von Verhandlungen auch zu einer Einigung zu gelangen. Zu dieser kam es bekanntlich aber nicht. Am 10. Januar 49 v.Chr. überschritt Caesar den Rubicon und eröffnete damit den Bürg
Und an anderer Stelle heisst es:
"Mich tröstet nur das eine, dass ich ihn, dem sogar seine persönlichen Feinde ein zweites Konsulat und das Glück eine solche Machtstellung gewährt haben, nicht für so verrückt halte, dass er all das aufs Spiel setzt."
Eine mögliche Chance auf Einigung lag vor allem darin, dass die beiden Kontrahenten auf ihre Zugriffsmöglichkeiten auf Truppen verzichteten. Diese Lösung schien plausibel, und beide Konfliktparteien formulierten entsprechende Angebote. In einem Brief an den Senat, in dem Pompeius die Leistungen Caesars lobte, erklärte er sich bereit, die Macht, die er ohnehin nur widerstrebend angenommen habe, an den Senat zurückzugeben. Auch auf der Seite Caesars wurde die Option, auf die Legionen zu verzichten, um den Frieden zu wahren, diskutiert. Curio forderte den Truppenverzicht von beiden Protagonisten und setzte zu diesem Thema sogar eine Abstimmung in der oben erwähnten Senatssitzung im Dezember durch. Das Ergebnis war eindeutig. Der Senat, der hierin eine Chance auf Frieden sah, stimmte dem Vorschlag zu. 370 Senatoren votierten für den gleichzeitigen Rücktritt von Pompeius und Caesar, nur 22 stimmten dagegen. Implementiert werden konnte die Entscheidung aber nicht. Einen letzten Versuch unternahm Caesar in der Sitzung vom 1. Januar. Er liess Curio dem Senat in einem Brief noch einmal sein Angebot überbringen. Nach einer Aufzählung aller seiner Verdienste forderte er, entweder bis zur Wahl seine Provinzen behalten zu können, oder die gleichzeitige Niederlegung des Heeresbefehls durch alle Kommandoinhaber.
Ähnlich klingende Kompromissangebote der Protagonisten von Kon-fliktparteien und die Zustimmung weiterer Beteiligter sind grundsätzlich eine gute Ausgangsposition, um am Ende von Verhandlungen auch zu einer Einigung zu gelangen. Zu dieser kam es bekanntlich aber nicht. Am 10. Januar 49 v.Chr. überschritt Caesar den Rubicon und eröffnete damit den Bürg
... weniger
Inhaltsverzeichnis zu „Vertrauen “
InhaltVorwort 7
1. Einleitung 9
2. Vertrauen im politischen System der römischen Republik 31
2.1 Das politische System der römischen Republik 32
2.1.1 Forschungsüberblick 32
2.1.2 Das Funktionieren des politischen Systems 34
2.1.3 Wahrnehmungs- und Handlungsdispositionen von Akteuren in Verhandlungssystemen 56
2.1.4 Stärken und Schwächen von nicht-formalisierten Verhandlungssystemen 73
2.2 Vertrauen im politischen System 81
2.2.1 Vertrauen und die primären Handlungsdispositionen 83
2.2.2 Vertrauen und die Senkung von Transaktionskosten 84
2.2.3 Vertrauen als Teil gesellschaftlicher Selbstbeschreibung 86
2.2.4 Vertrauen als Grundlage von Macht 89
2.2.5 Nachteile von Vertrauen im politischen System 101
2.2.6 Zusammenfassung: Vertrauen und politisches System 103
3. Grundlagen von Vertrauen 105
3.1 Vertrautheit und die Disposition zu vertrauen 106
3.1.1 Vertrautheit 107
3.1.2 Die Disposition zu Vertrauen und der Sozialisationsprozess 118
3.2 Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit 133
3.2.1 Vertrauen, Vertrauenswürdigkeit und die Darstellung des
eigenen Selbst 135
3.3 Vertrauen in der Gruppe 168
3.3.1 Bezugsgruppen 170
3.3.2 Die Konstitution der Gruppe 185
3.3.3 Die Interaktion in der Gruppe 203
3.4 Institutionalisierung von Misstrauen 219
3.4.1 Formen institutionalisierten Misstrauens im politischen System 220
3.4.2 Das Recht als Grundlage der Ermöglichung von Vertrauen 226
3.5 Aktives Vertrauen 244
3.5.1 Vertrauenswürdigkeit testen 246
3.5.2 In Vorleistung treten 248
3.5.3 Durch Vertrauen binden 252
3.5.4 Grenzen des Vertrauens 254
4. Vertrauenserosion und die Entstehung von Misstrauen 257
4.1 Misstrauen 258
4.1.1 Grundlagen von Misstrauen 260
4.1.2 Misstrauen beschränken 267
4.2 Das Ende der Republik und das Misstrauen 279
5. Zuviel Vertrauen? - Abschliessende Überlegungen 285
6. Quellen und Literatur 288
6.1 Quellen 288
6.2 Literaturverzeichnis 291
Autoren-Porträt von Jan Timmer
Jan Timmer, PD Dr. phil., ist Akademischer Rat auf Zeit an der Universität Bonn.
Bibliographische Angaben
- Autor: Jan Timmer
- 317 Seiten, Masse: 14,6 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359350698X
- ISBN-13: 9783593506982
- Erscheinungsdatum: 31.03.2017
Pressezitat
"Der Autor weist eindrucksvoll nach, wie wichtig das Vertrauen in die gemeinsamen Institutionen für die Römer war und wie sehr sie sich auf die 'republikanischen Tugenden' ihrer Mitbürger verliessen.", DAMALS, 07.08.2017 "Wer das [...] ungemein kluge Buch studiert, gewinnt nicht nur eine neue Perspektive auf die erstaunlich dauerhafte Stabilität der so merkwürdigen römischen Republik sowie auf ihr Scheitern. Geschärft wird auch der Blick auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen in der Gegenwart, feine Beobachtungen eingeschlossen: Wenn Vertrauen öffentlich ausgesprochen wird, ist es damit meist nicht weit her." Uwe Walter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2017 "The undaunted reader will be rewarded with many stimulating ideas and observations, which deserve a place in the current debate about the 'political culture' of the Roman republic and the workings of the Roman elite. Particularly valuable is the acute and perceptive analysis of the political system [...], which articulates important new insights into the paradoxical nature of the Roman 'constitution'." Henrik Mouritsen, Sehepunkte, 15.02.2018
Kommentar zu "Vertrauen"
0 Gebrauchte Artikel zu „Vertrauen“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Vertrauen".
Kommentar verfassen