Schicksalsbande / Vampire Academy Bd.6
Band 6
Nachdem Rose Hathaway ihren Geliebten Dimitri von der Seite der Strigoi zurückgeholt hat, versinkt ihre Welt im Chaos. Und dann droht Rose auch noch die Todesstrafe, weil sie des Mordes beschuldigt wird. Kann sie ihr Leben und ihre Liebe retten?
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Produktinformationen zu „Schicksalsbande / Vampire Academy Bd.6 “
Nachdem Rose Hathaway ihren Geliebten Dimitri von der Seite der Strigoi zurückgeholt hat, versinkt ihre Welt im Chaos. Und dann droht Rose auch noch die Todesstrafe, weil sie des Mordes beschuldigt wird. Kann sie ihr Leben und ihre Liebe retten?
Klappentext zu „Schicksalsbande / Vampire Academy Bd.6 “
Rose Hathaway glaubte, alles würde endlich gut werden, wenn sie nur ihren Geliebten Dimitri von der Seite der Strigoi zurückholen könnte. Doch nachdem ihr dies gelungen ist, bricht ihre Welt von Neuem zusammen. Die Königin der Moroi-Vampire wurde ermordet und Rose ist die Hauptverdächtige. Nun droht ihr die Todesstrafe, wenn sie nicht beweisen kann, dass sie unschuldig ist. Dabei bräuchte ihre Freundin Lissa sie jetzt mehr denn je, denn man versucht ihr den Anspruch auf den Thron streitig zu machen. Und Dimitri, traumatisiert durch die Zurückverwandlung in einen Dhampir, will nichts mehr von Rose wissen. Kann Rose ihre Leben und ihre Liebe retten?
Lese-Probe zu „Schicksalsbande / Vampire Academy Bd.6 “
Vampire Academy - Schicksalsbande von Richelle Mead... mehr
Zwei Wochen. Zwei Wochen, und dann könnte ich tot sein.
„Ich kann aber nicht", sagte ich mit brechender Stimme zu Abe. „Ich bin nicht ... dazu bestimmt, so zu sterben."
„Oh?" Er zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt, wie du sterben solltest?"
„Im Kampf." Einer einzigen Träne gelang es zu entkommen, und die wischte ich hastig weg. Ich hatte mein Leben lang das Image verbreitet, hart im Nehmen zu sein. Dieses Image sollte nicht in die Brüche gehen, nicht jetzt, da es am wichtigsten war. „Im Kampf. Bei der Verteidigung jener, die ich liebe. Nicht ... nicht durch irgendeine geplante Hinrichtung."
„Das ist eine Art Kampf", überlegte er laut. „Nicht nur ein körperlicher. Zwei Wochen sind aber immer noch zwei Wochen. Ist es schlimm? Ja. Aber es ist besser als eine Woche. Und nichts ist unmöglich. Vielleicht tauchen neue Beweise auf. Du musst einfach abwarten."
„Ich hasse es zu warten. Dieser Raum ... er ist so klein. Ich kriege keine Luft. Er wird mich umbringen, bevor irgendein Henker es tut."
„Das möchte ich stark bezweifeln." Abes Ausdruck war immer noch kühl und ohne ein Anzeichen von Mitgefühl. Liebevolle Strenge. „Du hast furchtlos gegen ganze Banden von Strigoi gekämpft und wirst mit einem kleinen Raum nicht fertig?"
„Es ist doch mehr als das! Jetzt muss ich hier in diesem Loch Tag um Tag warten, immer in dem Wissen, dass die Uhr tickt und mein Tod näher rückt und dass es sich fast unmöglich verhindern lässt."
„Manchmal sind die größten Prüfungen unserer Stärke diejenigen Situationen, die gar nicht so augenfällig gefährlich erscheinen. Manchmal ist das Überleben das Schwerste von allem."
„Oh. Nein. Nein!" Ich stolzierte davon und drehte kleine Kreise in meiner Zelle. „Fang bloß nicht mit diesem ganzen erhabenen Quatsch an. Du hörst dich ja wie Dimitri an, wenn er mir früher seine tiefschürfenden Lektionen über das Leben erteilte."
„Er hat genau diese Situation überlebt. Er überlebt auch andere Dinge."
Dimitri.
Ich holte tief Luft und beruhigte mich, bevor ich antwortete. Bis zu diesem Mordschlamassel war Dimitri die größte Komplikation in meinem Leben gewesen. Vor einem Jahr erst - obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkam - war er an der St. Vladimir's Academy noch mein Lehrer gewesen und hatte mich zu einer der Dhampir-Wächterinnen ausgebildet, die die Moroi beschützten. Das war ihm auch gelungen - und noch viel mehr. Wir hatten uns ineinander verliebt, was natürlich verboten war. Wir hatten die Sache so gut gehandhabt, wie wir konnten, und am Ende sogar eine Möglichkeit gefunden, zusammen zu sein. Diese Hoffnung hatte sich jedoch in Luft aufgelöst, als er gebissen und zu einem Strigoi geworden war. Für mich war dies alles ein fleischgewordener Albtraum gewesen. Dann hatte ihn Lissa - ein Wunder, das niemand für möglich gehalten hätte - mithilfe von Geist wieder in einen Dhampir verwandelt. Aber danach war es leider nicht wieder so geworden, wie es vor dem Strigoi-Angriff gewesen war.
Ich funkelte Abe an. „Dimitri hat es überlebt, hat deswegen jedoch schreckliche Depressionen bekommen! Bekommt sie immer noch. Wegen alldem."
Die Auswirkungen der Gräueltaten, die er als Strigoi begangen hatte, lasteten schwer auf Dimitri. Er konnte sich nicht verzeihen und schwor, er werde jetzt niemals wieder jemanden lieben. Dass ich inzwischen mit Adrian ging, machte es auch nicht gerade besser. Nach einer Anzahl nutzloser Bemühungen meinerseits hatte ich akzeptiert, dass es zwischen Dimitri und mir aus war. Ich hatte mich Adrian zugewandt und gehofft, dass ich jetzt eine echte Beziehung mit ihm aufbauen könnte.
„Stimmt", sagte Abe trocken. „Er ist deprimiert, aber du bist der Inbegriff von Glück und Freude."
Ich seufzte. „Manchmal ist ein Gespräch mit dir wie ein Selbstgespräch: verdammt ärgerlich. Bist du vielleicht auch noch aus einem anderen Grund hier? Abgesehen davon, dass du mir diese schrecklichen Neuigkeiten überbringen wolltest? Ich wäre glücklicher gewesen, hätte ich in Unwissenheit leben können."
Ich sollte nicht so sterben. Ich sollte es nicht kommen sehen. Mein Tod ist nicht irgendein Eintrag in einem Kalender, ein Termin.
Er zuckte die Achseln. „Ich wollte dich einfach sehen. Und feststellen, was du vorhast."
Ja, es war wirklich so, begriff ich. Abes Blick war während unseres Gesprächs immer wieder zu mir zurückgekehrt; es stand außer Frage, dass ich seine Aufmerksamkeit fesselte. An unserem Geplänkel war nichts, das meine Wachen hätte beunruhigen können. Doch ab und zu sah ich Abes Blick umherflackern; er schaute sich den Flur, meine Zelle und was er sonst an Einzelheiten interessant fand, genau an. Er hatte sich seinen Ruf als Zmey - die Schlange - nicht umsonst verdient. Er war immer berechnend, immer auf der Suche nach seinem Vorteil. Offenbar lag mein Hang zu verrückten Plänen also in der Familie.
„Außerdem wollte ich dir dabei helfen, die Zeit totzuschlagen." Er lächelte und reichte mir einige Zeitschriften, die er unter dem Arm gehalten hatte, zusammen mit einem Buch durch die Gitterstäbe. „Vielleicht wird das hier deine Lage etwas erleichtern."
Ich bezweifelte, dass mir irgendeine Art von Unterhaltung meinen zweiwöchigen Todescountdown erträglicher machen könnte. Bei den Zeitschriften ging es um Mode und Frisuren. Bei dem Buch handelte es sich um Der Graf von Monte Christo. Ich hielt es hoch, weil ich einen Scherz machen ... oder irgendetwas tun musste, damit das hier nicht so schrecklich wirklich erschien.
„Ich hab den Film gesehen. Dein subtiler Symbolismus ist nicht wirklich so subtil. Es sei denn, du hast eine Feile darin versteckt."
„Das Buch ist immer besser als der Film." Er machte Anstalten, sich umzudrehen. „Vielleicht führen wir beim nächsten Mal eine literarische Debatte."
„Warte!" Ich warf den Lesestoff aufs Bett. „Bevor du gehst ... in diesem ganzen Schlamassel hat doch noch nie jemand die Frage aufgeworfen, wer sie tatsächlich getötet haben könnte." Als Abe nicht sofort antwortete, warf ich ihm einen scharfen Blick zu. „Du glaubst doch nicht, dass ich es war, oder?" Wie ich ihn kannte, hielt er mich durchaus für schuldig und versuchte nur, mir trotzdem zu helfen. Untypisch wäre es jedenfalls nicht für ihn gewesen.
„Ich glaube schon, dass meine süße Tochter eines Mordes fähig ist", erwiderte er schließlich. „Aber nicht dieses Mordes."
„Wer hat es dann getan?"
„Das herauszubekommen", antwortete er, bevor er ging, „daran arbeite ich."
„Aber du hast gerade gesagt, dass uns die Zeit davonläuft! Abe!" Ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Ich wollte mit meiner Angst nicht allein sein. „Das schaffen wir nicht mehr! Unmöglich!"
„Denk einfach an das, was ich im Gerichtssaal gesagt habe!", rief er über die Schulter.
Er verschwand aus meinem Gesichtsfeld, und ich setzte mich wieder aufs Bett und dachte an diesen Tag bei Gericht zurück. Am Ende der Anhörung hatte er mir - ziemlich nachdrücklich - erklärt, dass ich nicht hingerichtet werden würde. Oder auch nur vor Gericht gestellt werden würde. Dabei war Abe Mazur eigentlich nicht der Typ, der müßige Versprechen machte, aber ich kam allmählich zu der Überzeugung, dass selbst ihm Grenzen gesetzt waren, vor allem, da unser Fahrplan soeben neu aufgestellt worden war.
Erneut holte ich den zerknüllten Papierfetzen hervor und öffnete ihn. Auch er stammte aus dem Gerichtssaal, heimlich überreicht von Ambrose - Tatianas Diener und Lustknabe.
Rose,
wenn Sie dies lesen, dann ist etwas Schreckliches geschehen. Sie hassen mich wahrscheinlich, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus. Ich kann Sie nur bitten, darauf zu vertrauen, dass das, was ich mit dem Alterserlass getan habe, für Ihre Leute weitaus besser war als das, was andere geplant hatten. Es gibt einige Moroi, die alle Dhampire zum Dienst zwingen wollen, ob sie dazu bereit sind oder nicht, und zwar indem sie Zwang einsetzen. Der Alterserlass hat diese Gruppe vorläufig gebremst.
Ich schreibe Ihnen jedoch, um Ihnen ein Geheimnis mitzuteilen, das Sie in Ordnung bringen müssen, und zwar ist es ein Geheimnis, das Sie mit so wenigen Personen wie möglich teilen dürfen. Vasilisa braucht ihren Platz im Rat, und es lässt sich auch machen. Sie ist nicht die letzte Dragomir. Es gibt noch ein weiteres Familienmitglied der Dragomirs, das außereheliche Kind von Eric Dragomir. Ich weiß sonst nichts, aber wenn Sie diesen Sohn oder diese Tochter finden können, dann werden Sie Vasilisa die Macht verschaffen, die sie verdient. Ungeachtet Ihrer Fehler und Ihres gefährlichen Temperaments sind Sie die Einzige, von der ich das Gefühl habe, dass sie dieser Aufgabe gewachsen wäre. Verschwenden Sie bei der Erfüllung dieser Aufgabe keine Zeit.
Tatiana Ivashkov
Die Worte hatten sich seit den letzten hundert Malen, da ich sie gelesen hatte, nicht verändert, ebenso wenig wie die Fragen, die sie immer wieder aufwarfen. War der Brief echt? Hatte Tatiana ihn wirklich geschrieben? Hatte sie mir - trotz ihrer nach außen gezeigten Feindseligkeit - dieses gefährliche Wissen anvertraut? Insgesamt zwölf königliche Familien sollten Entscheidungen für die Moroi treffen, aber in der Praxis hätten es geradeso gut nur elf sein können. Lissa war die Letzte ihrer Linie, und das Gesetz der Moroi besagte, dass sie ohne ein weiteres Mitglied der Familie Dragomir keine Macht hatte und somit nicht im Rat, der unsere Entscheidungen traf, sitzen und abstimmen durfte. Es waren schon ziemlich schlimme Gesetze verabschiedet worden, und wenn der Brief tatsächlich echt war, würden auch noch weitere folgen. Lissa konnte gegen diese Gesetze zwar kämpfen, doch einigen würde das keineswegs gefallen, und zwar solchen, die ihre Bereitschaft zu töten bereits gezeigt hatten.
Ein weiterer Dragomir.
Ein weiterer Dragomir bedeutete, dass Lissa abstimmen konnte. Eine weitere Stimme im Rat konnte so vieles verändern. Sie konnte die Welt der Moroi verändern. Sie konnte auch meine Welt verändern - sagen wir: zum Beispiel die Frage entscheiden, ob ich für schuldig befunden wurde oder nicht. Und gewiss konnte es Lissas Welt verändern. Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, allein zu sein. Und doch ... beklommen fragte ich mich, ob sie einen Halbbruder oder eine Halbschwester überhaupt willkommen hieße. Ich akzeptierte, dass mein Vater ein Schurke war, aber Lissa hatte ihren Vater immer auf den Sockel gehoben und nur das Beste von ihm geglaubt. Diese Neuigkeit wäre bestimmt ein Schock für sie, und obwohl ich mein ganzes Leben dafür trainiert hatte, sie vor körperlichen Bedrohungen zu beschützen, kam mir allmählich in den Sinn, dass es vielleicht auch noch anderes gab, vor dem sie beschützt werden musste.
Aber zunächst musste ich die Wahrheit kennen. Ich musste wissen, ob dieser Brief wirklich von Tatiana gekommen war. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es herausfinden konnte, aber dazu musste ich etwas tun, das mir verhasst war.
Na ja, warum nicht? Es war ja nicht gerade so, als hätte ich im Augenblick etwas anderes zu tun. Also stand ich vom Bett auf, wandte den Gitterstäben den Rücken zu, starrte auf die leere Wand und nutzte sie als Fokus. Dann wappnete ich mich, rief mir ins Gedächtnis, dass ich stark genug war, nicht die Kontrolle zu verlieren, und ließ die mentalen Barrieren sinken, mit denen ich mich immer wieder unbewusst umgab. Ein großer Druck fiel von mir ab, wie Luft, die aus einem Ballon entwich.
Und plötzlich war ich von Geistern umringt.
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Zwei Wochen. Zwei Wochen, und dann könnte ich tot sein.
„Ich kann aber nicht", sagte ich mit brechender Stimme zu Abe. „Ich bin nicht ... dazu bestimmt, so zu sterben."
„Oh?" Er zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt, wie du sterben solltest?"
„Im Kampf." Einer einzigen Träne gelang es zu entkommen, und die wischte ich hastig weg. Ich hatte mein Leben lang das Image verbreitet, hart im Nehmen zu sein. Dieses Image sollte nicht in die Brüche gehen, nicht jetzt, da es am wichtigsten war. „Im Kampf. Bei der Verteidigung jener, die ich liebe. Nicht ... nicht durch irgendeine geplante Hinrichtung."
„Das ist eine Art Kampf", überlegte er laut. „Nicht nur ein körperlicher. Zwei Wochen sind aber immer noch zwei Wochen. Ist es schlimm? Ja. Aber es ist besser als eine Woche. Und nichts ist unmöglich. Vielleicht tauchen neue Beweise auf. Du musst einfach abwarten."
„Ich hasse es zu warten. Dieser Raum ... er ist so klein. Ich kriege keine Luft. Er wird mich umbringen, bevor irgendein Henker es tut."
„Das möchte ich stark bezweifeln." Abes Ausdruck war immer noch kühl und ohne ein Anzeichen von Mitgefühl. Liebevolle Strenge. „Du hast furchtlos gegen ganze Banden von Strigoi gekämpft und wirst mit einem kleinen Raum nicht fertig?"
„Es ist doch mehr als das! Jetzt muss ich hier in diesem Loch Tag um Tag warten, immer in dem Wissen, dass die Uhr tickt und mein Tod näher rückt und dass es sich fast unmöglich verhindern lässt."
„Manchmal sind die größten Prüfungen unserer Stärke diejenigen Situationen, die gar nicht so augenfällig gefährlich erscheinen. Manchmal ist das Überleben das Schwerste von allem."
„Oh. Nein. Nein!" Ich stolzierte davon und drehte kleine Kreise in meiner Zelle. „Fang bloß nicht mit diesem ganzen erhabenen Quatsch an. Du hörst dich ja wie Dimitri an, wenn er mir früher seine tiefschürfenden Lektionen über das Leben erteilte."
„Er hat genau diese Situation überlebt. Er überlebt auch andere Dinge."
Dimitri.
Ich holte tief Luft und beruhigte mich, bevor ich antwortete. Bis zu diesem Mordschlamassel war Dimitri die größte Komplikation in meinem Leben gewesen. Vor einem Jahr erst - obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkam - war er an der St. Vladimir's Academy noch mein Lehrer gewesen und hatte mich zu einer der Dhampir-Wächterinnen ausgebildet, die die Moroi beschützten. Das war ihm auch gelungen - und noch viel mehr. Wir hatten uns ineinander verliebt, was natürlich verboten war. Wir hatten die Sache so gut gehandhabt, wie wir konnten, und am Ende sogar eine Möglichkeit gefunden, zusammen zu sein. Diese Hoffnung hatte sich jedoch in Luft aufgelöst, als er gebissen und zu einem Strigoi geworden war. Für mich war dies alles ein fleischgewordener Albtraum gewesen. Dann hatte ihn Lissa - ein Wunder, das niemand für möglich gehalten hätte - mithilfe von Geist wieder in einen Dhampir verwandelt. Aber danach war es leider nicht wieder so geworden, wie es vor dem Strigoi-Angriff gewesen war.
Ich funkelte Abe an. „Dimitri hat es überlebt, hat deswegen jedoch schreckliche Depressionen bekommen! Bekommt sie immer noch. Wegen alldem."
Die Auswirkungen der Gräueltaten, die er als Strigoi begangen hatte, lasteten schwer auf Dimitri. Er konnte sich nicht verzeihen und schwor, er werde jetzt niemals wieder jemanden lieben. Dass ich inzwischen mit Adrian ging, machte es auch nicht gerade besser. Nach einer Anzahl nutzloser Bemühungen meinerseits hatte ich akzeptiert, dass es zwischen Dimitri und mir aus war. Ich hatte mich Adrian zugewandt und gehofft, dass ich jetzt eine echte Beziehung mit ihm aufbauen könnte.
„Stimmt", sagte Abe trocken. „Er ist deprimiert, aber du bist der Inbegriff von Glück und Freude."
Ich seufzte. „Manchmal ist ein Gespräch mit dir wie ein Selbstgespräch: verdammt ärgerlich. Bist du vielleicht auch noch aus einem anderen Grund hier? Abgesehen davon, dass du mir diese schrecklichen Neuigkeiten überbringen wolltest? Ich wäre glücklicher gewesen, hätte ich in Unwissenheit leben können."
Ich sollte nicht so sterben. Ich sollte es nicht kommen sehen. Mein Tod ist nicht irgendein Eintrag in einem Kalender, ein Termin.
Er zuckte die Achseln. „Ich wollte dich einfach sehen. Und feststellen, was du vorhast."
Ja, es war wirklich so, begriff ich. Abes Blick war während unseres Gesprächs immer wieder zu mir zurückgekehrt; es stand außer Frage, dass ich seine Aufmerksamkeit fesselte. An unserem Geplänkel war nichts, das meine Wachen hätte beunruhigen können. Doch ab und zu sah ich Abes Blick umherflackern; er schaute sich den Flur, meine Zelle und was er sonst an Einzelheiten interessant fand, genau an. Er hatte sich seinen Ruf als Zmey - die Schlange - nicht umsonst verdient. Er war immer berechnend, immer auf der Suche nach seinem Vorteil. Offenbar lag mein Hang zu verrückten Plänen also in der Familie.
„Außerdem wollte ich dir dabei helfen, die Zeit totzuschlagen." Er lächelte und reichte mir einige Zeitschriften, die er unter dem Arm gehalten hatte, zusammen mit einem Buch durch die Gitterstäbe. „Vielleicht wird das hier deine Lage etwas erleichtern."
Ich bezweifelte, dass mir irgendeine Art von Unterhaltung meinen zweiwöchigen Todescountdown erträglicher machen könnte. Bei den Zeitschriften ging es um Mode und Frisuren. Bei dem Buch handelte es sich um Der Graf von Monte Christo. Ich hielt es hoch, weil ich einen Scherz machen ... oder irgendetwas tun musste, damit das hier nicht so schrecklich wirklich erschien.
„Ich hab den Film gesehen. Dein subtiler Symbolismus ist nicht wirklich so subtil. Es sei denn, du hast eine Feile darin versteckt."
„Das Buch ist immer besser als der Film." Er machte Anstalten, sich umzudrehen. „Vielleicht führen wir beim nächsten Mal eine literarische Debatte."
„Warte!" Ich warf den Lesestoff aufs Bett. „Bevor du gehst ... in diesem ganzen Schlamassel hat doch noch nie jemand die Frage aufgeworfen, wer sie tatsächlich getötet haben könnte." Als Abe nicht sofort antwortete, warf ich ihm einen scharfen Blick zu. „Du glaubst doch nicht, dass ich es war, oder?" Wie ich ihn kannte, hielt er mich durchaus für schuldig und versuchte nur, mir trotzdem zu helfen. Untypisch wäre es jedenfalls nicht für ihn gewesen.
„Ich glaube schon, dass meine süße Tochter eines Mordes fähig ist", erwiderte er schließlich. „Aber nicht dieses Mordes."
„Wer hat es dann getan?"
„Das herauszubekommen", antwortete er, bevor er ging, „daran arbeite ich."
„Aber du hast gerade gesagt, dass uns die Zeit davonläuft! Abe!" Ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Ich wollte mit meiner Angst nicht allein sein. „Das schaffen wir nicht mehr! Unmöglich!"
„Denk einfach an das, was ich im Gerichtssaal gesagt habe!", rief er über die Schulter.
Er verschwand aus meinem Gesichtsfeld, und ich setzte mich wieder aufs Bett und dachte an diesen Tag bei Gericht zurück. Am Ende der Anhörung hatte er mir - ziemlich nachdrücklich - erklärt, dass ich nicht hingerichtet werden würde. Oder auch nur vor Gericht gestellt werden würde. Dabei war Abe Mazur eigentlich nicht der Typ, der müßige Versprechen machte, aber ich kam allmählich zu der Überzeugung, dass selbst ihm Grenzen gesetzt waren, vor allem, da unser Fahrplan soeben neu aufgestellt worden war.
Erneut holte ich den zerknüllten Papierfetzen hervor und öffnete ihn. Auch er stammte aus dem Gerichtssaal, heimlich überreicht von Ambrose - Tatianas Diener und Lustknabe.
Rose,
wenn Sie dies lesen, dann ist etwas Schreckliches geschehen. Sie hassen mich wahrscheinlich, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus. Ich kann Sie nur bitten, darauf zu vertrauen, dass das, was ich mit dem Alterserlass getan habe, für Ihre Leute weitaus besser war als das, was andere geplant hatten. Es gibt einige Moroi, die alle Dhampire zum Dienst zwingen wollen, ob sie dazu bereit sind oder nicht, und zwar indem sie Zwang einsetzen. Der Alterserlass hat diese Gruppe vorläufig gebremst.
Ich schreibe Ihnen jedoch, um Ihnen ein Geheimnis mitzuteilen, das Sie in Ordnung bringen müssen, und zwar ist es ein Geheimnis, das Sie mit so wenigen Personen wie möglich teilen dürfen. Vasilisa braucht ihren Platz im Rat, und es lässt sich auch machen. Sie ist nicht die letzte Dragomir. Es gibt noch ein weiteres Familienmitglied der Dragomirs, das außereheliche Kind von Eric Dragomir. Ich weiß sonst nichts, aber wenn Sie diesen Sohn oder diese Tochter finden können, dann werden Sie Vasilisa die Macht verschaffen, die sie verdient. Ungeachtet Ihrer Fehler und Ihres gefährlichen Temperaments sind Sie die Einzige, von der ich das Gefühl habe, dass sie dieser Aufgabe gewachsen wäre. Verschwenden Sie bei der Erfüllung dieser Aufgabe keine Zeit.
Tatiana Ivashkov
Die Worte hatten sich seit den letzten hundert Malen, da ich sie gelesen hatte, nicht verändert, ebenso wenig wie die Fragen, die sie immer wieder aufwarfen. War der Brief echt? Hatte Tatiana ihn wirklich geschrieben? Hatte sie mir - trotz ihrer nach außen gezeigten Feindseligkeit - dieses gefährliche Wissen anvertraut? Insgesamt zwölf königliche Familien sollten Entscheidungen für die Moroi treffen, aber in der Praxis hätten es geradeso gut nur elf sein können. Lissa war die Letzte ihrer Linie, und das Gesetz der Moroi besagte, dass sie ohne ein weiteres Mitglied der Familie Dragomir keine Macht hatte und somit nicht im Rat, der unsere Entscheidungen traf, sitzen und abstimmen durfte. Es waren schon ziemlich schlimme Gesetze verabschiedet worden, und wenn der Brief tatsächlich echt war, würden auch noch weitere folgen. Lissa konnte gegen diese Gesetze zwar kämpfen, doch einigen würde das keineswegs gefallen, und zwar solchen, die ihre Bereitschaft zu töten bereits gezeigt hatten.
Ein weiterer Dragomir.
Ein weiterer Dragomir bedeutete, dass Lissa abstimmen konnte. Eine weitere Stimme im Rat konnte so vieles verändern. Sie konnte die Welt der Moroi verändern. Sie konnte auch meine Welt verändern - sagen wir: zum Beispiel die Frage entscheiden, ob ich für schuldig befunden wurde oder nicht. Und gewiss konnte es Lissas Welt verändern. Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, allein zu sein. Und doch ... beklommen fragte ich mich, ob sie einen Halbbruder oder eine Halbschwester überhaupt willkommen hieße. Ich akzeptierte, dass mein Vater ein Schurke war, aber Lissa hatte ihren Vater immer auf den Sockel gehoben und nur das Beste von ihm geglaubt. Diese Neuigkeit wäre bestimmt ein Schock für sie, und obwohl ich mein ganzes Leben dafür trainiert hatte, sie vor körperlichen Bedrohungen zu beschützen, kam mir allmählich in den Sinn, dass es vielleicht auch noch anderes gab, vor dem sie beschützt werden musste.
Aber zunächst musste ich die Wahrheit kennen. Ich musste wissen, ob dieser Brief wirklich von Tatiana gekommen war. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es herausfinden konnte, aber dazu musste ich etwas tun, das mir verhasst war.
Na ja, warum nicht? Es war ja nicht gerade so, als hätte ich im Augenblick etwas anderes zu tun. Also stand ich vom Bett auf, wandte den Gitterstäben den Rücken zu, starrte auf die leere Wand und nutzte sie als Fokus. Dann wappnete ich mich, rief mir ins Gedächtnis, dass ich stark genug war, nicht die Kontrolle zu verlieren, und ließ die mentalen Barrieren sinken, mit denen ich mich immer wieder unbewusst umgab. Ein großer Druck fiel von mir ab, wie Luft, die aus einem Ballon entwich.
Und plötzlich war ich von Geistern umringt.
© 2011 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Autoren-Porträt von Richelle Mead
Richelle Mead hat Kunst, Religion und Englisch studiert. Alles begann mit Geschichten über Einhörner und Zauberer, die sie schon als kleines Kind schrieb. Dem Erfolg ihres ersten Romans SUCCUBUS BLUES schloss sich die Roman-Serie VAMPIRE ACADEMY an. Damit gelang ihr auf Anhieb der Sprung auf die amerikanische und die SPIEGEL-Bestsellerliste.
Bibliographische Angaben
- Autor: Richelle Mead
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2011, 2. Aufl., 528 Seiten, Masse: 13,5 x 21,5 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzer: Michaela Link
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802583477
- ISBN-13: 9783802583476
- Erscheinungsdatum: 05.07.2011
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