Vampir à la carte / Argeneau Bd.14
Roman. Deutsche Erstausgabe
Cale Valens gehört zu den ältesten Vampiren der Familie Argeneau. Die Suche nach seiner Seelengefährtin hat er schon lange aufgegeben. Bis er die Restaurantbesitzerin Alexandra Willan trifft, die augenblicklich sein Herz erobert. Um sie...
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Produktinformationen zu „Vampir à la carte / Argeneau Bd.14 “
Cale Valens gehört zu den ältesten Vampiren der Familie Argeneau. Die Suche nach seiner Seelengefährtin hat er schon lange aufgegeben. Bis er die Restaurantbesitzerin Alexandra Willan trifft, die augenblicklich sein Herz erobert. Um sie für sich zu gewinnen, lässt er sich von ihr als Koch anheuern. Dabei hat er seit zweitausend Jahren keine feste Nahrung mehr zu sich genommen ...
Klappentext zu „Vampir à la carte / Argeneau Bd.14 “
Cale Valens gehört zu den ältesten Vampiren der Familie Argeneau. Die Suche nach seiner Seelengefährtin hat er schon lange aufgegeben. Bis er die Restaurantbesitzerin Alexandra Willan trifft, die augenblicklich sein Herz erobert. Um sie für sich zu gewinnen, lässt er sich von ihr als Koch anheuern. Dabei hat er seit zweitausend Jahren keine feste Nahrung mehr zu sich genommen ...
Lese-Probe zu „Vampir à la carte / Argeneau Bd.14 “
Vampir à la carte von Lynsay Sands 3. Kapitel
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»Also gut, hier werden Sie arbeiten.«
Cale blieb hinter Alex stehen und schaffte es nur mit Mühe, seinen Blick von ihrem Po zu lösen, als sie sich halb zu ihm umdrehte. Meine Lebensgefährtin. Die Worte schwirrten ihm durch den Kopf, begleitet von einem ungläubigen Erstaunen. Marguerite hatte recht gehabt. Er konnte Alex Willan tatsächlich nicht lesen. Sie war seine Lebensgefährtin. Diese Erkenntnis beherrschte jeden seiner Gedanken, auch wenn es ihm schwerfiel, es tatsächlich zu begreifen. Nach so vielen Jahrhunderten war er endlich seiner Lebensgefährtin begegnet. Er würde nicht länger allein sein. Er würde eine Partnerin haben.
Nein, dachte er und seufzte leise. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, sein Gehirn war wie betäubt und wollte diese Tatsache einfach nicht verarbeiten.
»Aber vielleicht sind Sie ja mit dem französischen Begriff mis en place vertrauter«, fügte Alex hinzu und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Cale nickte nur steif.
»Als Chefkoch werden Sie natürlich überall in der Küche zu tun haben«, redete Alex weiter und drehte sich weg, um mit einer ausholenden Bewegung den ganzen Raum einzubeziehen. »Aber hier werden Sie sich am häufigsten aufhalten, wenn Sie nicht gerade Ihre Mitarbeiter zur Eile antreiben.«
Wieder reagierte er nur mit einem förmlichen Nicken, als sie sich zu ihm umdrehte. Dabei versuchte er den Eindruck zu erwecken, dass er genau wusste, wovon sie redete, während sein
Blick in Wahrheit über die glänzende Metalleinrichtung wanderte, ohne eine Ahnung zu haben, was er da eigentlich vor sich hatte. Sein Geist war ohnehin nur mit einem Begriff beschäftigt: Lebensgefährtin. Lebensgefährtin. Lebensgefährtin ...
»Weil das nur ein kleiner Betrieb ist, übernimmt der Chefkoch insgesamt drei Funktionen, also neben der des Chefkochs noch zwei weitere, nämlich Saucenkoch und Fischkoch«, erklärte Alex fast ein wenig verlegen. »Das ist das, was Sie in Frankreich als Saucier und Poissonier bezeichnen.«
Cale schürzte die Lippen und deutete ein weiteres Nicken an, obwohl ihre Worte nicht seine Gedanken durchdringen konnten, die sich nur darum drehten, die Ewigkeit mit ihr zu verbringen.
»Wie ich schon sagte, ist Bev Ihr Souschef, also Ihre rechte Hand. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich einfach an sie. Sie erledigt ebenfalls drei Funktionen und ist damit auch Braten- koch und Grillkoch oder - wie man in Frankreich sagt - Rotisseur und Grillardin.«
»Grillardin«, wiederholte Cale und nickte der attraktiven Rothaarigen zu, die ihn neugierig anlächelte.
»Und Bobby da drüben ist der Gemüsekoch und Springer, also der Entremetier und der Tournant«, fuhr Alex fort, die offenbar alles ins Französische übersetzte, weil sie fürchtete, die englischen Begriffe könnte er nicht verstehen. Sie hätte sich diese Mühe nicht machen müssen - er konnte weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas anfangen. Zwar verstand er die Bezeichnungen, aber er hatte keine Ahnung, welche Tätigkeit damit verbunden war. Dennoch versuchte er den Eindruck zu vermitteln, dass ihm in dieser Küche nichts fremd war.
»Rebecca da drüben ...« Alex zeigte auf eine Frau, die soeben einen kleinen Raum im hinteren Teil der Küche verließ. Sie war klein und ein wenig rundlich, die Wangen waren rosig, ihr dunkles Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Sie
überwacht unsere Speisekammer und agiert als Konditor, also Garde manger und Patissier. Sie ist fantastisch, was Süßspeisen anbelangt.«
»Ah, Süßspeisen«, wiederholte Cale mit einem Nicken und tat so, als sei ihm das alles bestens vertraut.
»Genau.« Alex lächelte ihn strahlend an und zeigte auf die Wand, an der mehrere beschriebene Blätter hingen. »Die Rezepte, nach denen wir arbeiten, sind alle von mir. Als ich Peter zum Chefkoch gemacht habe ... zum Chef de cuisine ... da musste ich diese Rezepte alle hier aufhängen, damit er wusste, was er zu tun hat. Wenigstens habe ich das damit auch schon für Sie erledigt.«
Abermals bedachte sie Cale mit einem für sein Empfinden ausgesprochen schönen Lächeln. Die Ähnlichkeit zu Sam war zwar nicht zu verleugnen, doch Alex war viel kurvenreicher als ihre Schwester, ihre großen Augen vervollkommneten ihr hübsches Gesicht, anstatt es zu beherrschen, wie es bei Sam der Fall war. Sie trug die glänzenden braunen Haare kürzer und zu einem Bob geschnitten, der ihr Gesicht umspielte, sobald sie den Kopf drehte. Unwillkürlich fragte er sich, ob sich ihr Haar wohl tatsächlich so seidig anfühlte, wie es aussah. Er musste die Hände in die Hosentaschen schieben, weil er sonst in Versuchung geraten wäre, ihr Haar zu berühren.
»Wenn Sie wollen, können Sie sich eine der Bestellungen vornehmen«, sie deutete dabei auf eine Reihe von Zetteln, die in dem Metallregal neben seinem Arbeitsplatz steckten, »und direkt loslegen. Ich bleibe nur so lange, bis ich mir Gewissheit verschafft habe, dass Sie alles im Griff haben. Dann sind Sie mich sofort los.«
Cale sah sie verständnislos an, während er überlegte, was er wohl nicht mitbekommen hatte, als er damit beschäftigt gewesen war, sie bloß anzustarren. Erwartete sie jetzt etwa von ihm, dass er anfing zu kochen? Offensichtlich ja. Schließlich war er dafür hergekommen, hielt er sich vor Augen und betrachtete die fremdartigen Objekte, die ihn zu allen Seiten umgaben. Er wusste ja nicht einmal, wo er anfangen sollte.
»Vielleicht könnte er ja erst mal sein Jackett ablegen«, warf Bricker als Ablenkungsmanöver ein. »Und du wirst doch bestimmt eine Schürze für ihn haben.«
»Oh ... ja, natürlich.« Alex schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber im Augenblick geht's hier so drunter und drüber, dass ich das ganz vergessen habe. Kommen Sie, geben Sie mir Ihre Jacke. Ich hänge sie in meinem Büro auf und bringe Ihnen Schürze und Mütze.«
Cale murmelte ein »Danke«, während sie ihm aus dem Jackett half, dann sah er ihr nach, wie sie durch die Küche zu ihrem Büro eilte. Kaum war sie außer Sichtweite, wirbelte er zu Bricker herum und fasste diesen am Kragen seines T-Shirts. »Was hast du angerichtet? Ich kann das hier nicht machen. Ich habe keine Ahnung vom Kochen.«
»Hey, Kumpel, ganz ruhig. Ich hab damit überhaupt nichts zu tun. Sam hat ihr erzählt, dass du Koch bist«, machte er ihm klar.
»Aber ich bin kein Koch!«, fuhr er ihn an und drehte sich zu seinem Arbeitsplatz um. »Sieh dir das nur an! So viele Knöpfe ...« Er drehte an einem davon, und ein leises Zischen ertönte. Dann griff er nach einem silbern glänzenden Gegenstand, der an einem Ende abgeflacht war. »... und dann das Ding hier.«
»Himmel, was hast du vor? Willst du uns alle in die Luft jagen?«, knurrte Bricker und griff an ihm vorbei, um den Drehschalter in die Ausgangsposition zurückzubringen. Cale bemerkte, dass das Zischen verstummte. Dann nahm der jüngere Unsterbliche ihm auch noch den länglichen Gegenstand aus der Hand. »Das hier ist ein Pfannenwender. Den benutzt man, um zu ... um zu sautieren, schätze ich.« Als er Cales ahnungslosen Gesichtsausdruck sah, seufzte er leise. »Pass auf, das da sind die
Schalter für den Herd. Wenn du den Knopf drehst, stellst du das Gas an, aber du musst ganz aufdrehen, um die Flamme zu zünden.« Er führte ihm vor, was er gesagt hatte, und Cale hörte, wie das Zischen erneut einsetzte. Es folgten ein paar leise Klick- laute, dann erwachte auf der Oberfläche des Geräts auf einmal ein Flammenring zum Leben (ohne Anzünder??).
Bricker drehte den Knopf ein Stück weit in die andere Richtung, und sofort wurden die Flammen kleiner. Dann nahm er eine von den Pfannen, die neben dem Herd übereinandergetürmt standen, und stellte sie auf den Flammenring. »Du nimmst diese Pfanne, um etwas zu sautieren, und mit dem Pfannenwender schiebst du das Essen hin und her oder du wendest es damit.«
Während er redete, bewegte er das silberne Ding in der Luft, um zu demonstrieren, was er damit meinte. »Das ist alles gar nicht so schwierig, wie du meinst. Lies einfach die Rezepte gründlich durch und tu das, was da steht. Du schaffst das schon, glaub mir.«
Cale schaute missmutig drein, begann aber gleich wieder zu lächeln, als Alex mit einer weißen Schürze und einer Kochmütze in der Hand zurückkehrte.
»So, da wären wir.« Sie reichte ihm eine unglaublich riesige Mütze und legte ihm die Schürze um den Hals. Dann fasste sie die Bändel und griff um Cale herum, um sie zuzubinden. Gleich darauf machte sie erschrocken einen Schritt nach hinten, als ihr klar wurde, in welche Position sie sich damit gebracht hatte. Sie wich seinem Blick aus, murmelte etwas Unverständliches und ging schnell um ihn herum, damit sie sich hinter ihn stellen konnte, um die Schürze zuzubinden. Cale hatte es besser gefallen, als sie das von vorn versucht hatte.
»So, fertig. Ich würde sagen, Sie legen sofort los. Wir wollen die Gäste schließlich nicht unnötig lange auf ihre Bestellungen warten lassen.«
Als Cale sie daraufhin immer noch wortlos ansah, griff Bricker nach einem der Bestellzettel und hielt ihn dem anderen Unsterblichen vors Gesicht. »Hier ist schon die erste: Forelle Amandine. Mmh, lecker.«
Cale riss ihm gereizt den Zettel aus der Hand und las, was darauf geschrieben stand.
»Ms Willan?«
Alle drehten sie sich gleichzeitig zu der jungen Frau um, die plötzlich in die Küche gestürmt kam. In ihrer schwarzen Hose und der weinroten Bluse gehörte sie eindeutig nicht zum Küchenpersonal. Irgendetwas hatte sie in Aufregung versetzt, ihr ansonsten ausdrucksloses Gesicht war von Besorgnis gezeichnet.
»Was gibt es, Sue?«, fragte Alex und ging mit ihr zur Seite, um in Ruhe mit ihr zu reden.
»Und was soll ich jetzt machen?«, wandte sich Cale aufgebracht an Bricker, kaum dass die beiden Frauen außer Hörweite waren.
»Na, die Forelle eben«, gab Bricker ironisch zurück.
»Und wie?«, knurrte Cale ihn an. »Und welche Forelle überhaupt? «
Bricker sah sich um. »Oh, stimmt. Warte, ich kümmere mich darum.«
Kopfschüttelnd sah Cale ihm nach, wie er davoneilte, dann drehte er sich zu Alex um und bekam ein paar Gesprächsfetzen mit. Offenbar war eine Bedienung nicht zur Arbeit erschienen, weshalb sie nun im Lokal unterbesetzt waren. Alex verzog angesichts dieser Neuigkeit missmutig den Mund.
»Hier, und ich hab sie auch schon in Mehl gewälzt«, sagte Bricker, als er plötzlich wieder neben ihm auftauchte und ihn von der Unterhaltung der Frauen ablenkte.
Cale drehte sich um und sah vor sich einen Teller mit zwei Fischfilets, die in Mehl gehüllt waren. »Und was mache ich damit? «, fragte er, während er den Teller entgegennahm.
Als Bricker statt zu antworten auf die Rezeptausdrucke sah, folgte Cale seinem Blick, musste aber feststellen, dass diese Rezepte nur Saucen betrafen, aber keinen Fisch. Vermutlich wusste ein Chefkoch auch so, wie man den zubereitete.
»Warte, ich schau noch mal in Bevs Kopf nach«, seufzte Bricker.
»Noch mal?«, fragte Cale verwundert.
»Was glaubst du, woher ich wusste, wo ich den Fisch finde und dass man ihn in Mehl wälzt?«, konterte er und näherte sich der Rothaarigen. Gleich darauf war er zurück bei Cale. »Also. Du musst die Forelle vier bis fünf Minuten lang in drei Esslöffeln und einem Teelöffel Butter anbraten, dann wird er gewendet und noch mal zwei Minuten gebraten. Dann träufelst du etwas Zitronensaft drauf und brätst ihn weitere ein bis zwei Minuten, während du die Mandeln ganz ohne Butter in einer anderen Pfanne anbrätst. Anschließend kommen die Mandeln und ein wenig Petersilie auf den Fisch, und dann kann er serviert werden.«
Während er redete, gab Bricker etwas Butter in die Bratpfanne und stellte sie auf den Herd, um die Butter auf kleiner Flamme schmelzen zu lassen. Dann griff er nach dem Teller mit dem Fisch darauf, aber Cale hielt ihn außer Reichweite zur Seite.
»Das sollte ich wohl besser machen«, grummelte er.
»Oh ja, stimmt. Dann kümmer du dich um den Fisch.«
Zufrieden brummend hielt er den Teller über die Pfanne und ließ die Fischstücke hinunterplumpsen, wo sie auf den Butter- klumpen landeten. Bricker schnaubte verärgert.
»Was machst du denn da? Du sollst warten, bis die Butter geschmolzen ist, dann erst kommt der Fisch rein.«
»Davon hast du nichts gesagt«, herrschte Cale ihn an und wollte die Forelle wieder aus der Pfanne fischen, aber Bricker hielt ihn davon ab.
»Jetzt ist es eh zu spät. Lass es einfach so.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Alex, die sich umgedreht hatte und ein wenig beunruhigt in ihre Richtung sah.
»Nein, nein«, antworteten Cale und Bricker gleichzeitig und gaben sich Mühe, ihr keinen Blick auf die Pfanne zu ermöglichen.
Alex reagierte ein wenig irritiert, musste sich dann aber wieder Sue zuwenden, die vermutlich für das Personal im Lokal vorne zuständig war.
»Hier.«
Cale sah, dass Bricker irgendwo eine Gabel gefunden hatte und damit nun versuchte, die Butter unter dem Fisch zu zerdrücken, damit sie schneller flüssig wurde. Dabei kratzte er aber auch einiges von der Mehlschicht ab, und nach den Flüchen des Mannes zu urteilen, konnte das nichts Gutes bedeuten. Cale schaute sich um und entdeckte einen Teller mit einer pulvrigen Substanz darauf. Auf dem Teller musste Bricker die Fischstücke in Mehl gewälzt haben. Er nahm eine Handvoll davon und verteilte das Pulver auf dem Fisch in der Pfanne, woraufhin Bricker einen erstickten Schrei ausstieß.
»Was soll denn das?«, fauchte er.
»Ich koche«, gab Cale ungehalten zurück.
»Das ist kein ...«
»Stimmt was nicht?«, erkundigte sich Alex, die sich plötzlich entschlossen hatte, zu ihnen zurückzukommen.
»Nein, alles in Ordnung«, versicherte Bricker ihr hastig. »Kümmere du dich ruhig um ... um das, worum du dich kümmern musst.«
Einen Moment lang zögerte Alex, dann huschte ein leerer Ausdruck über ihr Gesicht. Sie nickte und ging abermals zu Sue.
Cale kniff argwöhnisch die Augen zusammen und drehte sich zu Bricker um, der wie erwartet sehr konzentriert dreinblickte. Er hatte Alex einen geistigen Schubs zurück in die Richtung gegeben, aus der sie gekommen war - der jüngere Unsterbliche kontrollierte Cales Lebensgefährtin.
»Starr mich nicht so an«, murmelte Bricker und widmete sich wieder der Bratpfanne, um das Mehl vom Fisch zu kratzen, das Cale soeben darauf verteilt hatte.
»Hör auf, meine Frau zu kontrollieren«, beschwerte sich Cale.
»Ich versuche nur zu helfen«, konterte Bricker mürrisch und begann plötzlich zu fluchen.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, wollte Cale wissen. Die Butter in der Pfanne war inzwischen geschmolzen und hatte eine braune Färbung angenommen, während sie rund um den Fisch bedrohlich zu brodeln begann und Blasen warf.
»Ich hab den Herd zu heiß eingestellt«, gab Bricker seufzend zu.
Cale schürzte die Lippen. Vermutlich war mehr schiefgegangen als nur ein zu heiß eingestellter Herd. Die Butter hatte mit dem Mehl zusammen inzwischen eine dickliche Masse gebildet, die auf ihn nicht den Eindruck machte, dass sie so aussehen sollte. Und auch wenn er kein Koch war, hatte er das Gefühl, dass der Fisch anzubrennen begann. Er räusperte sich und schlug vor: »Vielleicht sollte ich den Fisch jetzt wenden.«
»Ja«, stimmte Bricker ihm unzufrieden zu. »Mach das mal.«
Mit dem Pfannenwender hob er die Filets an und drehte sie auf die andere Seite, aber kaum war das vollbracht, seufzten er und Bricker betrübt auf. Der Fisch war an einigen Stellen kahl, wohingegen an anderen schwarz verbranntes Mehl klebte, während der Rest noch in der Pfanne lag.
»Vielleicht sollten wir uns um die Mandeln kümmern«, überlegte Bricker.
»Hmm«, machte Cale.
»Ich hole sie.«
Kaum war Bricker gegangen, schaute Cale wieder zu Alex, doch die stand nicht mehr da, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Sue war gegangen, und Alex hatte sich in ihr Büro zurückgezogen, wo er sie an ihrem Schreibtisch sitzen und telefonieren sah. Sicher versuchte sie, einen Ersatz für die fehlende Kellnerin zu finden.
»So, da wären wir.«
Bricker war wieder da und warf eine Handvoll Mandelblätter in eine andere Pfanne.
»Die musst du nur ein wenig braun werden lassen«, erklärte er und entzündete eine zweite Flamme auf dem Herd, auf die er dann die Pfanne stellte. »Ich beschaffe in der Zwischenzeit die Zitrone für den Fisch.«
»Okay«, murmelte Cale und fand, dass sich das nach einer ziemlich leichten Übung anhörte. Als er wenig später in eine Pfanne mit zur Hälfte verbrannten und zur Hälfte noch schneeweißen Mandeln sah, musste er sein Urteil revidieren.
»Diese ganze Kocherei ist gar nicht so einfach, wie es aussieht «, merkte Bricker enttäuscht an, als sie einige Minuten später auf den Teller starrten, auf dem eine verkohlte Forelle lag, die mit Schnittlauch und angebrannten Mandelblättern dekoriert war. »Essen ist eindeutig einfacher.«
»Hm-hm-hm«, machte Cale und schüttelte unzufrieden den Kopf.
»Na, wie kommen wir voran?«
Beide Männer zuckten zusammen und stellten sich schnell so hin, dass Alex, die unvermittelt hinter ihnen aufgetaucht war, keinen Blick auf ihr Werk werfen konnte.
»Bestens«, versicherte Bricker hastig. »Das erste Gericht ist so gut wie fertig.«
»Nur ein einziges Gericht ist fertig?«, fragte Alex erschrocken.
Ihr Blick wanderte zum Regal neben ihnen, wo die Bestellzettel hingen, und ihr Schreck verwandelte sich schlagartig in Panik. Cale drehte sich zu dem Regal um und musste zu seinem eigenen Entsetzen feststellen, dass die Zahl der Zettel sich in der Zwischenzeit mindestens verdoppelt hatte. Er hatte zwar irgendwie registriert, dass sich immer mal wieder Leute um ihn herum bewegt hatten, aber er hatte nichts davon mitgekriegt, dass weitere Bestellungen eingegangen waren. Er war einfach zu sehr abgelenkt gewesen, weil er einerseits versuchte hatte zu kochen, und andererseits bemüht gewesen war, der Unterhaltung zwischen Alex und Sue zu folgen.
»Es ist alles unter Kontrolle«, sagte Bricker nachdrücklich. »Du solltest jetzt besser die Dinge erledigen, die du erledigen musst.«
Es wunderte Cale nicht, dass der andere Unsterbliche wieder sehr konzentriert wirkte. Er kontrollierte Alex erneut, und diesmal war Cale ihm dafür sogar dankbar. Die Frau hatte schon genug Ärger, da musste sie sich nicht seinetwegen noch mehr Sorgen machen. Auf diese Weise würde er sie ganz sicher nicht für sich gewinnen.
»Sie haben ja offenbar alles unter Kontrolle«, sprach Alex wie in Trance und drehte sich weg. »Ich sollte jetzt besser die Dinge erledigen, die ich erledigen muss.« Erst als Sue in die Küche zurückkehrte, blieb sie abrupt stehen.
»Und? Haben Sie jemanden finden können?«, fragte die Bedienung voller Hoffnung, während sie neue Bestellungen ins Regal legte.
»Nein«, musste Alex zugeben und ließ deprimiert die Schultern hängen.
»Und was sollen wir jetzt machen?« Sue sah sie beunruhigt an. »Wir kommen mit den Bestellungen nicht mehr nach. Alle Tische sind besetzt, Alex, und wir sind da vorne nur zu zweit.«
Alex fuhr sich so frustriert durchs Haar, dass Cale in Sorge um sie geriet. »Dann müssen wir eben ...«, begann sie.
»Bricker kann einspringen«, unterbrach er sie.
»Was?«, rief Bricker erschrocken.
Er drehte sich zu dem jüngeren Unsterblichen um und sah ihn mit finsterer Miene an. »Du wirst als Kellner einspringen.«
»Den Teufel werde ich tun!«, widersprach der.
»Bricker«, knurrte Cale ihn an, packte ihn am Arm und zog ihn quer durch die Küche mit sich, bis sie für alle außer Hörweite waren. »Ich kann nicht kochen.«
»Ist mir nicht entgangen«, konterte Bricker.
»Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern«, versicherte er ihm mürrisch. »Alex' Gäste werden sich wohl kaum über das freuen, was ich ihnen auf den Teller zaubere ... es sei denn, jemand hilft ihnen dabei zu glauben, dass es köstlich schmeckt.«
Bricker zog die Augenbrauen hoch. »Du willst, dass ich die Gäste kontrolliere?«
»Du hast mir das hier eingebrockt«, machte Cale ihm klar.
»Oh nein, von wegen!«, protestierte er und hob abwehrend die Hände. »Das war nicht mein Werk. Sam hat erzählt, dass du Koch bist.«
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
»Also gut, hier werden Sie arbeiten.«
Cale blieb hinter Alex stehen und schaffte es nur mit Mühe, seinen Blick von ihrem Po zu lösen, als sie sich halb zu ihm umdrehte. Meine Lebensgefährtin. Die Worte schwirrten ihm durch den Kopf, begleitet von einem ungläubigen Erstaunen. Marguerite hatte recht gehabt. Er konnte Alex Willan tatsächlich nicht lesen. Sie war seine Lebensgefährtin. Diese Erkenntnis beherrschte jeden seiner Gedanken, auch wenn es ihm schwerfiel, es tatsächlich zu begreifen. Nach so vielen Jahrhunderten war er endlich seiner Lebensgefährtin begegnet. Er würde nicht länger allein sein. Er würde eine Partnerin haben.
Nein, dachte er und seufzte leise. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, sein Gehirn war wie betäubt und wollte diese Tatsache einfach nicht verarbeiten.
»Aber vielleicht sind Sie ja mit dem französischen Begriff mis en place vertrauter«, fügte Alex hinzu und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Cale nickte nur steif.
»Als Chefkoch werden Sie natürlich überall in der Küche zu tun haben«, redete Alex weiter und drehte sich weg, um mit einer ausholenden Bewegung den ganzen Raum einzubeziehen. »Aber hier werden Sie sich am häufigsten aufhalten, wenn Sie nicht gerade Ihre Mitarbeiter zur Eile antreiben.«
Wieder reagierte er nur mit einem förmlichen Nicken, als sie sich zu ihm umdrehte. Dabei versuchte er den Eindruck zu erwecken, dass er genau wusste, wovon sie redete, während sein
Blick in Wahrheit über die glänzende Metalleinrichtung wanderte, ohne eine Ahnung zu haben, was er da eigentlich vor sich hatte. Sein Geist war ohnehin nur mit einem Begriff beschäftigt: Lebensgefährtin. Lebensgefährtin. Lebensgefährtin ...
»Weil das nur ein kleiner Betrieb ist, übernimmt der Chefkoch insgesamt drei Funktionen, also neben der des Chefkochs noch zwei weitere, nämlich Saucenkoch und Fischkoch«, erklärte Alex fast ein wenig verlegen. »Das ist das, was Sie in Frankreich als Saucier und Poissonier bezeichnen.«
Cale schürzte die Lippen und deutete ein weiteres Nicken an, obwohl ihre Worte nicht seine Gedanken durchdringen konnten, die sich nur darum drehten, die Ewigkeit mit ihr zu verbringen.
»Wie ich schon sagte, ist Bev Ihr Souschef, also Ihre rechte Hand. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich einfach an sie. Sie erledigt ebenfalls drei Funktionen und ist damit auch Braten- koch und Grillkoch oder - wie man in Frankreich sagt - Rotisseur und Grillardin.«
»Grillardin«, wiederholte Cale und nickte der attraktiven Rothaarigen zu, die ihn neugierig anlächelte.
»Und Bobby da drüben ist der Gemüsekoch und Springer, also der Entremetier und der Tournant«, fuhr Alex fort, die offenbar alles ins Französische übersetzte, weil sie fürchtete, die englischen Begriffe könnte er nicht verstehen. Sie hätte sich diese Mühe nicht machen müssen - er konnte weder mit dem einen noch mit dem anderen etwas anfangen. Zwar verstand er die Bezeichnungen, aber er hatte keine Ahnung, welche Tätigkeit damit verbunden war. Dennoch versuchte er den Eindruck zu vermitteln, dass ihm in dieser Küche nichts fremd war.
»Rebecca da drüben ...« Alex zeigte auf eine Frau, die soeben einen kleinen Raum im hinteren Teil der Küche verließ. Sie war klein und ein wenig rundlich, die Wangen waren rosig, ihr dunkles Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Sie
überwacht unsere Speisekammer und agiert als Konditor, also Garde manger und Patissier. Sie ist fantastisch, was Süßspeisen anbelangt.«
»Ah, Süßspeisen«, wiederholte Cale mit einem Nicken und tat so, als sei ihm das alles bestens vertraut.
»Genau.« Alex lächelte ihn strahlend an und zeigte auf die Wand, an der mehrere beschriebene Blätter hingen. »Die Rezepte, nach denen wir arbeiten, sind alle von mir. Als ich Peter zum Chefkoch gemacht habe ... zum Chef de cuisine ... da musste ich diese Rezepte alle hier aufhängen, damit er wusste, was er zu tun hat. Wenigstens habe ich das damit auch schon für Sie erledigt.«
Abermals bedachte sie Cale mit einem für sein Empfinden ausgesprochen schönen Lächeln. Die Ähnlichkeit zu Sam war zwar nicht zu verleugnen, doch Alex war viel kurvenreicher als ihre Schwester, ihre großen Augen vervollkommneten ihr hübsches Gesicht, anstatt es zu beherrschen, wie es bei Sam der Fall war. Sie trug die glänzenden braunen Haare kürzer und zu einem Bob geschnitten, der ihr Gesicht umspielte, sobald sie den Kopf drehte. Unwillkürlich fragte er sich, ob sich ihr Haar wohl tatsächlich so seidig anfühlte, wie es aussah. Er musste die Hände in die Hosentaschen schieben, weil er sonst in Versuchung geraten wäre, ihr Haar zu berühren.
»Wenn Sie wollen, können Sie sich eine der Bestellungen vornehmen«, sie deutete dabei auf eine Reihe von Zetteln, die in dem Metallregal neben seinem Arbeitsplatz steckten, »und direkt loslegen. Ich bleibe nur so lange, bis ich mir Gewissheit verschafft habe, dass Sie alles im Griff haben. Dann sind Sie mich sofort los.«
Cale sah sie verständnislos an, während er überlegte, was er wohl nicht mitbekommen hatte, als er damit beschäftigt gewesen war, sie bloß anzustarren. Erwartete sie jetzt etwa von ihm, dass er anfing zu kochen? Offensichtlich ja. Schließlich war er dafür hergekommen, hielt er sich vor Augen und betrachtete die fremdartigen Objekte, die ihn zu allen Seiten umgaben. Er wusste ja nicht einmal, wo er anfangen sollte.
»Vielleicht könnte er ja erst mal sein Jackett ablegen«, warf Bricker als Ablenkungsmanöver ein. »Und du wirst doch bestimmt eine Schürze für ihn haben.«
»Oh ... ja, natürlich.« Alex schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber im Augenblick geht's hier so drunter und drüber, dass ich das ganz vergessen habe. Kommen Sie, geben Sie mir Ihre Jacke. Ich hänge sie in meinem Büro auf und bringe Ihnen Schürze und Mütze.«
Cale murmelte ein »Danke«, während sie ihm aus dem Jackett half, dann sah er ihr nach, wie sie durch die Küche zu ihrem Büro eilte. Kaum war sie außer Sichtweite, wirbelte er zu Bricker herum und fasste diesen am Kragen seines T-Shirts. »Was hast du angerichtet? Ich kann das hier nicht machen. Ich habe keine Ahnung vom Kochen.«
»Hey, Kumpel, ganz ruhig. Ich hab damit überhaupt nichts zu tun. Sam hat ihr erzählt, dass du Koch bist«, machte er ihm klar.
»Aber ich bin kein Koch!«, fuhr er ihn an und drehte sich zu seinem Arbeitsplatz um. »Sieh dir das nur an! So viele Knöpfe ...« Er drehte an einem davon, und ein leises Zischen ertönte. Dann griff er nach einem silbern glänzenden Gegenstand, der an einem Ende abgeflacht war. »... und dann das Ding hier.«
»Himmel, was hast du vor? Willst du uns alle in die Luft jagen?«, knurrte Bricker und griff an ihm vorbei, um den Drehschalter in die Ausgangsposition zurückzubringen. Cale bemerkte, dass das Zischen verstummte. Dann nahm der jüngere Unsterbliche ihm auch noch den länglichen Gegenstand aus der Hand. »Das hier ist ein Pfannenwender. Den benutzt man, um zu ... um zu sautieren, schätze ich.« Als er Cales ahnungslosen Gesichtsausdruck sah, seufzte er leise. »Pass auf, das da sind die
Schalter für den Herd. Wenn du den Knopf drehst, stellst du das Gas an, aber du musst ganz aufdrehen, um die Flamme zu zünden.« Er führte ihm vor, was er gesagt hatte, und Cale hörte, wie das Zischen erneut einsetzte. Es folgten ein paar leise Klick- laute, dann erwachte auf der Oberfläche des Geräts auf einmal ein Flammenring zum Leben (ohne Anzünder??).
Bricker drehte den Knopf ein Stück weit in die andere Richtung, und sofort wurden die Flammen kleiner. Dann nahm er eine von den Pfannen, die neben dem Herd übereinandergetürmt standen, und stellte sie auf den Flammenring. »Du nimmst diese Pfanne, um etwas zu sautieren, und mit dem Pfannenwender schiebst du das Essen hin und her oder du wendest es damit.«
Während er redete, bewegte er das silberne Ding in der Luft, um zu demonstrieren, was er damit meinte. »Das ist alles gar nicht so schwierig, wie du meinst. Lies einfach die Rezepte gründlich durch und tu das, was da steht. Du schaffst das schon, glaub mir.«
Cale schaute missmutig drein, begann aber gleich wieder zu lächeln, als Alex mit einer weißen Schürze und einer Kochmütze in der Hand zurückkehrte.
»So, da wären wir.« Sie reichte ihm eine unglaublich riesige Mütze und legte ihm die Schürze um den Hals. Dann fasste sie die Bändel und griff um Cale herum, um sie zuzubinden. Gleich darauf machte sie erschrocken einen Schritt nach hinten, als ihr klar wurde, in welche Position sie sich damit gebracht hatte. Sie wich seinem Blick aus, murmelte etwas Unverständliches und ging schnell um ihn herum, damit sie sich hinter ihn stellen konnte, um die Schürze zuzubinden. Cale hatte es besser gefallen, als sie das von vorn versucht hatte.
»So, fertig. Ich würde sagen, Sie legen sofort los. Wir wollen die Gäste schließlich nicht unnötig lange auf ihre Bestellungen warten lassen.«
Als Cale sie daraufhin immer noch wortlos ansah, griff Bricker nach einem der Bestellzettel und hielt ihn dem anderen Unsterblichen vors Gesicht. »Hier ist schon die erste: Forelle Amandine. Mmh, lecker.«
Cale riss ihm gereizt den Zettel aus der Hand und las, was darauf geschrieben stand.
»Ms Willan?«
Alle drehten sie sich gleichzeitig zu der jungen Frau um, die plötzlich in die Küche gestürmt kam. In ihrer schwarzen Hose und der weinroten Bluse gehörte sie eindeutig nicht zum Küchenpersonal. Irgendetwas hatte sie in Aufregung versetzt, ihr ansonsten ausdrucksloses Gesicht war von Besorgnis gezeichnet.
»Was gibt es, Sue?«, fragte Alex und ging mit ihr zur Seite, um in Ruhe mit ihr zu reden.
»Und was soll ich jetzt machen?«, wandte sich Cale aufgebracht an Bricker, kaum dass die beiden Frauen außer Hörweite waren.
»Na, die Forelle eben«, gab Bricker ironisch zurück.
»Und wie?«, knurrte Cale ihn an. »Und welche Forelle überhaupt? «
Bricker sah sich um. »Oh, stimmt. Warte, ich kümmere mich darum.«
Kopfschüttelnd sah Cale ihm nach, wie er davoneilte, dann drehte er sich zu Alex um und bekam ein paar Gesprächsfetzen mit. Offenbar war eine Bedienung nicht zur Arbeit erschienen, weshalb sie nun im Lokal unterbesetzt waren. Alex verzog angesichts dieser Neuigkeit missmutig den Mund.
»Hier, und ich hab sie auch schon in Mehl gewälzt«, sagte Bricker, als er plötzlich wieder neben ihm auftauchte und ihn von der Unterhaltung der Frauen ablenkte.
Cale drehte sich um und sah vor sich einen Teller mit zwei Fischfilets, die in Mehl gehüllt waren. »Und was mache ich damit? «, fragte er, während er den Teller entgegennahm.
Als Bricker statt zu antworten auf die Rezeptausdrucke sah, folgte Cale seinem Blick, musste aber feststellen, dass diese Rezepte nur Saucen betrafen, aber keinen Fisch. Vermutlich wusste ein Chefkoch auch so, wie man den zubereitete.
»Warte, ich schau noch mal in Bevs Kopf nach«, seufzte Bricker.
»Noch mal?«, fragte Cale verwundert.
»Was glaubst du, woher ich wusste, wo ich den Fisch finde und dass man ihn in Mehl wälzt?«, konterte er und näherte sich der Rothaarigen. Gleich darauf war er zurück bei Cale. »Also. Du musst die Forelle vier bis fünf Minuten lang in drei Esslöffeln und einem Teelöffel Butter anbraten, dann wird er gewendet und noch mal zwei Minuten gebraten. Dann träufelst du etwas Zitronensaft drauf und brätst ihn weitere ein bis zwei Minuten, während du die Mandeln ganz ohne Butter in einer anderen Pfanne anbrätst. Anschließend kommen die Mandeln und ein wenig Petersilie auf den Fisch, und dann kann er serviert werden.«
Während er redete, gab Bricker etwas Butter in die Bratpfanne und stellte sie auf den Herd, um die Butter auf kleiner Flamme schmelzen zu lassen. Dann griff er nach dem Teller mit dem Fisch darauf, aber Cale hielt ihn außer Reichweite zur Seite.
»Das sollte ich wohl besser machen«, grummelte er.
»Oh ja, stimmt. Dann kümmer du dich um den Fisch.«
Zufrieden brummend hielt er den Teller über die Pfanne und ließ die Fischstücke hinunterplumpsen, wo sie auf den Butter- klumpen landeten. Bricker schnaubte verärgert.
»Was machst du denn da? Du sollst warten, bis die Butter geschmolzen ist, dann erst kommt der Fisch rein.«
»Davon hast du nichts gesagt«, herrschte Cale ihn an und wollte die Forelle wieder aus der Pfanne fischen, aber Bricker hielt ihn davon ab.
»Jetzt ist es eh zu spät. Lass es einfach so.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Alex, die sich umgedreht hatte und ein wenig beunruhigt in ihre Richtung sah.
»Nein, nein«, antworteten Cale und Bricker gleichzeitig und gaben sich Mühe, ihr keinen Blick auf die Pfanne zu ermöglichen.
Alex reagierte ein wenig irritiert, musste sich dann aber wieder Sue zuwenden, die vermutlich für das Personal im Lokal vorne zuständig war.
»Hier.«
Cale sah, dass Bricker irgendwo eine Gabel gefunden hatte und damit nun versuchte, die Butter unter dem Fisch zu zerdrücken, damit sie schneller flüssig wurde. Dabei kratzte er aber auch einiges von der Mehlschicht ab, und nach den Flüchen des Mannes zu urteilen, konnte das nichts Gutes bedeuten. Cale schaute sich um und entdeckte einen Teller mit einer pulvrigen Substanz darauf. Auf dem Teller musste Bricker die Fischstücke in Mehl gewälzt haben. Er nahm eine Handvoll davon und verteilte das Pulver auf dem Fisch in der Pfanne, woraufhin Bricker einen erstickten Schrei ausstieß.
»Was soll denn das?«, fauchte er.
»Ich koche«, gab Cale ungehalten zurück.
»Das ist kein ...«
»Stimmt was nicht?«, erkundigte sich Alex, die sich plötzlich entschlossen hatte, zu ihnen zurückzukommen.
»Nein, alles in Ordnung«, versicherte Bricker ihr hastig. »Kümmere du dich ruhig um ... um das, worum du dich kümmern musst.«
Einen Moment lang zögerte Alex, dann huschte ein leerer Ausdruck über ihr Gesicht. Sie nickte und ging abermals zu Sue.
Cale kniff argwöhnisch die Augen zusammen und drehte sich zu Bricker um, der wie erwartet sehr konzentriert dreinblickte. Er hatte Alex einen geistigen Schubs zurück in die Richtung gegeben, aus der sie gekommen war - der jüngere Unsterbliche kontrollierte Cales Lebensgefährtin.
»Starr mich nicht so an«, murmelte Bricker und widmete sich wieder der Bratpfanne, um das Mehl vom Fisch zu kratzen, das Cale soeben darauf verteilt hatte.
»Hör auf, meine Frau zu kontrollieren«, beschwerte sich Cale.
»Ich versuche nur zu helfen«, konterte Bricker mürrisch und begann plötzlich zu fluchen.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, wollte Cale wissen. Die Butter in der Pfanne war inzwischen geschmolzen und hatte eine braune Färbung angenommen, während sie rund um den Fisch bedrohlich zu brodeln begann und Blasen warf.
»Ich hab den Herd zu heiß eingestellt«, gab Bricker seufzend zu.
Cale schürzte die Lippen. Vermutlich war mehr schiefgegangen als nur ein zu heiß eingestellter Herd. Die Butter hatte mit dem Mehl zusammen inzwischen eine dickliche Masse gebildet, die auf ihn nicht den Eindruck machte, dass sie so aussehen sollte. Und auch wenn er kein Koch war, hatte er das Gefühl, dass der Fisch anzubrennen begann. Er räusperte sich und schlug vor: »Vielleicht sollte ich den Fisch jetzt wenden.«
»Ja«, stimmte Bricker ihm unzufrieden zu. »Mach das mal.«
Mit dem Pfannenwender hob er die Filets an und drehte sie auf die andere Seite, aber kaum war das vollbracht, seufzten er und Bricker betrübt auf. Der Fisch war an einigen Stellen kahl, wohingegen an anderen schwarz verbranntes Mehl klebte, während der Rest noch in der Pfanne lag.
»Vielleicht sollten wir uns um die Mandeln kümmern«, überlegte Bricker.
»Hmm«, machte Cale.
»Ich hole sie.«
Kaum war Bricker gegangen, schaute Cale wieder zu Alex, doch die stand nicht mehr da, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Sue war gegangen, und Alex hatte sich in ihr Büro zurückgezogen, wo er sie an ihrem Schreibtisch sitzen und telefonieren sah. Sicher versuchte sie, einen Ersatz für die fehlende Kellnerin zu finden.
»So, da wären wir.«
Bricker war wieder da und warf eine Handvoll Mandelblätter in eine andere Pfanne.
»Die musst du nur ein wenig braun werden lassen«, erklärte er und entzündete eine zweite Flamme auf dem Herd, auf die er dann die Pfanne stellte. »Ich beschaffe in der Zwischenzeit die Zitrone für den Fisch.«
»Okay«, murmelte Cale und fand, dass sich das nach einer ziemlich leichten Übung anhörte. Als er wenig später in eine Pfanne mit zur Hälfte verbrannten und zur Hälfte noch schneeweißen Mandeln sah, musste er sein Urteil revidieren.
»Diese ganze Kocherei ist gar nicht so einfach, wie es aussieht «, merkte Bricker enttäuscht an, als sie einige Minuten später auf den Teller starrten, auf dem eine verkohlte Forelle lag, die mit Schnittlauch und angebrannten Mandelblättern dekoriert war. »Essen ist eindeutig einfacher.«
»Hm-hm-hm«, machte Cale und schüttelte unzufrieden den Kopf.
»Na, wie kommen wir voran?«
Beide Männer zuckten zusammen und stellten sich schnell so hin, dass Alex, die unvermittelt hinter ihnen aufgetaucht war, keinen Blick auf ihr Werk werfen konnte.
»Bestens«, versicherte Bricker hastig. »Das erste Gericht ist so gut wie fertig.«
»Nur ein einziges Gericht ist fertig?«, fragte Alex erschrocken.
Ihr Blick wanderte zum Regal neben ihnen, wo die Bestellzettel hingen, und ihr Schreck verwandelte sich schlagartig in Panik. Cale drehte sich zu dem Regal um und musste zu seinem eigenen Entsetzen feststellen, dass die Zahl der Zettel sich in der Zwischenzeit mindestens verdoppelt hatte. Er hatte zwar irgendwie registriert, dass sich immer mal wieder Leute um ihn herum bewegt hatten, aber er hatte nichts davon mitgekriegt, dass weitere Bestellungen eingegangen waren. Er war einfach zu sehr abgelenkt gewesen, weil er einerseits versuchte hatte zu kochen, und andererseits bemüht gewesen war, der Unterhaltung zwischen Alex und Sue zu folgen.
»Es ist alles unter Kontrolle«, sagte Bricker nachdrücklich. »Du solltest jetzt besser die Dinge erledigen, die du erledigen musst.«
Es wunderte Cale nicht, dass der andere Unsterbliche wieder sehr konzentriert wirkte. Er kontrollierte Alex erneut, und diesmal war Cale ihm dafür sogar dankbar. Die Frau hatte schon genug Ärger, da musste sie sich nicht seinetwegen noch mehr Sorgen machen. Auf diese Weise würde er sie ganz sicher nicht für sich gewinnen.
»Sie haben ja offenbar alles unter Kontrolle«, sprach Alex wie in Trance und drehte sich weg. »Ich sollte jetzt besser die Dinge erledigen, die ich erledigen muss.« Erst als Sue in die Küche zurückkehrte, blieb sie abrupt stehen.
»Und? Haben Sie jemanden finden können?«, fragte die Bedienung voller Hoffnung, während sie neue Bestellungen ins Regal legte.
»Nein«, musste Alex zugeben und ließ deprimiert die Schultern hängen.
»Und was sollen wir jetzt machen?« Sue sah sie beunruhigt an. »Wir kommen mit den Bestellungen nicht mehr nach. Alle Tische sind besetzt, Alex, und wir sind da vorne nur zu zweit.«
Alex fuhr sich so frustriert durchs Haar, dass Cale in Sorge um sie geriet. »Dann müssen wir eben ...«, begann sie.
»Bricker kann einspringen«, unterbrach er sie.
»Was?«, rief Bricker erschrocken.
Er drehte sich zu dem jüngeren Unsterblichen um und sah ihn mit finsterer Miene an. »Du wirst als Kellner einspringen.«
»Den Teufel werde ich tun!«, widersprach der.
»Bricker«, knurrte Cale ihn an, packte ihn am Arm und zog ihn quer durch die Küche mit sich, bis sie für alle außer Hörweite waren. »Ich kann nicht kochen.«
»Ist mir nicht entgangen«, konterte Bricker.
»Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern«, versicherte er ihm mürrisch. »Alex' Gäste werden sich wohl kaum über das freuen, was ich ihnen auf den Teller zaubere ... es sei denn, jemand hilft ihnen dabei zu glauben, dass es köstlich schmeckt.«
Bricker zog die Augenbrauen hoch. »Du willst, dass ich die Gäste kontrolliere?«
»Du hast mir das hier eingebrockt«, machte Cale ihm klar.
»Oh nein, von wegen!«, protestierte er und hob abwehrend die Hände. »Das war nicht mein Werk. Sam hat erzählt, dass du Koch bist.«
© 2012 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Lynsay Sands
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat zahlreiche zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie studierte Psychologie, liest gern Horror und Liebesromane und ist der Ansicht, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft". Mit der Argeneau-Serie gelang ihr der grosse internationale Durchbruch.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lynsay Sands
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2012, 368 Seiten, Masse: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Ralph Sander
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802588010
- ISBN-13: 9783802588013
- Erscheinungsdatum: 05.11.2012
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