Der Tod kommt wie gerufen / Tempe Brennan Bd.11
Roman
Ein verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für Forensikerin Tempe Brennan: Neben Kupferkesseln, einem toten Huhn und seltsamen Artefakten liegt der abgetrennte Kopf eines Mädchens. Blitzartig geht ein Gerücht...
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Produktinformationen zu „Der Tod kommt wie gerufen / Tempe Brennan Bd.11 “
Ein verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für Forensikerin Tempe Brennan: Neben Kupferkesseln, einem toten Huhn und seltsamen Artefakten liegt der abgetrennte Kopf eines Mädchens. Blitzartig geht ein Gerücht um: Ritualmord! Ein bibelfester Politiker auf Stimmenfang verdächtigt okkulte Kreise und ruft nach Vergeltung. Noch während Tempe den Tatort untersucht, bahnt sich in Charlotte eine gnadenlose Hexenjagd an.
Klappentext zu „Der Tod kommt wie gerufen / Tempe Brennan Bd.11 “
»Ich kenne den Tod. Jetzt lauert er auf mich.«Ein verlassenes Haus in Charlotte, North Carolina, ein grausiger Einsatz für Forensikerin Tempe Brennan: Neben Kupferkesseln, einem toten Huhn und seltsamen Artefakten liegt der abgetrennte Kopf eines Mädchens. Blitzartig geht ein Gerücht um: Ritualmord! Ein bibelfester Politiker auf Stimmenfang verdächtigt okkulte Kreise und ruft nach Vergeltung. Noch während Tempe den Tatort untersucht, bahnt sich in Charlotte eine gnadenlose Hexenjagd an.
"Reichs neuer Thriller fasziniert." -- Deutsche Presse-Agentur
"Reichs neuer Thriller fasziniert mit seinem Plot voller falscher Spuren und vielen schillernden Charakteren. Aus dem Dickicht der Ermittlungen gelingt es ihrer Protagonistin, den Täter herauszukristallisieren, der, von Gier und Hochmut getrieben, alles Mitgefühl verloren hat und zum eiskalten Mörder geworden ist." -- Deutsche Presse-Agentur
"Geschickt verwebt die Autorin Pathologie und Pathos, was die innere Zerrissenheit einer wissenschaftsgläubigen Gesellschaft widerspiegelt. Der Tod wurde zwar entzaubert, aber die Angst vor ihm ist geblieben. Vielleicht kann es also durchaus heilsam sein, für ein paar Stunden in die nekrophile Welt der abgeklärten Temperance Brennan einzutauchen." -- Peter M. Hetzel, Schweizer Illustrierte
"Reichs neuer Thriller fasziniert mit seinem Plot voller falscher Spuren und vielen schillernden Charakteren. Aus dem Dickicht der Ermittlungen gelingt es ihrer Protagonistin, den Täter herauszukristallisieren, der, von Gier und Hochmut getrieben, alles Mitgefühl verloren hat und zum eiskalten Mörder geworden ist." -- Deutsche Presse-Agentur
"Geschickt verwebt die Autorin Pathologie und Pathos, was die innere Zerrissenheit einer wissenschaftsgläubigen Gesellschaft widerspiegelt. Der Tod wurde zwar entzaubert, aber die Angst vor ihm ist geblieben. Vielleicht kann es also durchaus heilsam sein, für ein paar Stunden in die nekrophile Welt der abgeklärten Temperance Brennan einzutauchen." -- Peter M. Hetzel, Schweizer Illustrierte
Lese-Probe zu „Der Tod kommt wie gerufen / Tempe Brennan Bd.11 “
Der Tod kommt wie gerufen von Kathy Reichs1
Mein Name ist Temperance Deasee Brennan. Ich bin eins fünfundsechzig, reizbar und über vierzig. Mehrfach diplomiert. Überarbeitet. Unterbezahlt. Dem Tode nah. Ich strich dieses Fragment literarischer Inspiration durch und versuchte einen neuen Anfang. Ich bin forensische Anthropologin. Ich kenne den Tod. Jetzt lauert er auf mich. Dies ist meine Geschichte. O Mann.
Die Wiedergeburt von Jack Webb und seinem Polizeibericht Los Angeles. Wieder Striche durch die Zeilen. Ich schaute auf die Uhr. 14 Uhr 45. Ich ließ die autobiografischen Versuche sein und fing an zu kritzeln. Kreise in Kreisen. Das Ziffernblatt der Uhr. Das Konferenzzimmer. Der Campus der UNCC. Charlotte. North Carolina. Die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Erde. Die Milchstraße.
Um mich herum diskutierten meine Kollegen winzigste Details mit dem Eifer religiöser Fundamentalisten. In der augenblicklichen Debatte ging es um Formulierungen in einem Unterkapitel einer Selbststudie des Fachbereichs. Das Zimmer war stickig, das Thema zum Lidflattern langweilig. Die Sitzung dauerte schon über zwei Stunden, und die Zeit flog nicht gerade dahin.
Ich fügte den äußersten meiner konzentrischen Kreise Spiralarme hinzu. Füllte Leerräume mit Punkten. Vierhundert Milliarden Sterne in der Galaxie.
Am liebsten hätte ich meinen Stuhl auf Hyperdrive geschaltet und wäre zu einem von ihnen geflogen. Anthropologie ist ein sehr weites Feld, das aus verschiedenen, miteinander verbundenen Subspezialgebieten besteht. Biologisch. Kulturell. Archäologisch. Linguistisch. Unsere Fakultät hat das komplette Quartett. Und Mitglieder jeder Gruppe hatten das Bedürfnis mitzureden.
George Petrella ist Linguist, der über Mythen als Erzählungen der individuellen und kollektiven Identität forscht. Hin und wieder sagt er etwas, das ich verstehe.
... mehr
In diesem Augenblick hatte Petrella etwas gegen die Formulierung »reduzierbar auf« vier unterschiedliche Bereiche.
Er schlug als Ersatz »unterteilbar in« vor. Cheresa Bickham, eine Archäologin aus dem Südwesten, und Jennifer Roberts, Spezialistin für kulturübergreifende Glaubenssysteme, hielten eisern an »reduzierbar auf« fest.
Da mir mein galaktischer Pointillismus langsam langweilig wurde und ich nicht wusste, wie ich meine Langeweile reduzieren oder in weniger langweilige Momente unterteilen sollte, verlegte ich mich auf die Kalligrafie. Temperance. Von lateinisch temperantia, Mäßigung. Das Charaktermerkmal der Vermeidung von Exzessen. Davon bitte eine doppelte Portion. Mit extra Zurückhaltung. Und ohne Ego. Noch ein Blick auf die Uhr. 14 Uhr 58. Das Gequassel ging weiter.
Um 15 Uhr 10 wurde eine Entscheidung getroffen. »Unterteilbar in« war der Sieger. Evander Doe, der Fakultätsvorstand seit über einem Jahrzehnt, leitete die Sitzung. Obwohl er ungefähr so alt ist wie ich, sieht Doe aus wie jemand aus einem Gemälde von Grant Wood. Kahlköpfig. Mit Drahtgestellbrille, die ihn aussehen lässt wie eine Eule. Elefantenohren. Fast alle, die Doe kennen, betrachten ihn als mürrisch. Ich nicht. Ich habe den Mann schon mindestens drei Mal lächeln gesehen.
Nachdem er »unterteilbar in« nun abhaken durfte, wandte Doe sich dem nächsten brennenden Thema zu. Ich unterbrach meine Krakeleien, um ihm zuzuhören. Sollte die Selbstbeschreibung des Fachbereichs eher die historischen Beziehungen zu den Geisteswissenschaften und der kritischen Theorie betonen oder eher die immer wichtiger werdende Rolle der Naturwissenschaften und der empirischen Beobachtung unterstreichen?
Meine unvollendete Autobiografie hatte genau den Punkt getroffen. Ich würde wirklich sterben, bevor diese Sitzung abgeschlossen war. Ein plötzlicher Einfall. Die berüchtigten Versuche zur sensorischen Deprivation in den 1950ern. Ich stellte mir Freiwillige mit blickdichten Brillen und gepolsterten Handschuhen vor, die auf Pritschen in schalldichten Kammern lagen. Ich ging ihre Symptome durch und verglich sie mit meinem augenblicklichen Zustand. Beklemmung. Depression.
Antisoziales Verhalten. Halluzinationen. Den vierten Punkt strich ich wieder. Ich war zwar gestresst und reizbar, aber Halluzinationen hatte ich keine. Noch nicht. Wobei ich nichts dagegen hätte. Ein lebhaftes Wahnbild wäre wahrscheinlich eine Ablenkung gewesen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin noch keine Zynikerin, was die Lehre angeht. Ich bin sehr gern Professorin.
Ich bedaure, dass der Austausch mit meinen Studenten von Jahr zu Jahr weniger wird. Warum so wenig Zeit im Hörsaal? Zurück zu der Sache mit der Subspezialisierung. Haben Sie mal versucht, einfach nur zum Arzt zu gehen? Vergessen Sie's. Man muss zum Kardiologen. Zum Dermatologen. Zum Endokrinologen. Zum Gastroenterologen.
Wir leben in einer spezialisierten Welt. In meinem Bereich ist das nicht anders. Anthropologie: das Studium des menschlichen Organismus.
Biologische Anthropologie: das Studium der Biologie, der Variabilität und der Evolution des menschlichen Organismus.
Osteologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus. Forensische Anthropologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus zu juristischen Zwecken.
Folgen Sie einfach den Verzweigungen, und dort finden Sie mich. Obwohl ich von der Ausbildung her Bioarchäologin bin und meine Karriere mit der Ausgrabung und Untersuchung uralter Überreste begonnen habe, wechselte ich vor Jahren in die Forensik. Habe mich auf die dunkle Seite geschlagen, wie meine ehemaligen Kommilitonen mich noch immer aufziehen. Verlockt von Ruhm und Reichtum. Ja, genau. Eine gewisse Ruchbarkeit vielleicht. Aber Reichtum auf keinen Fall. Forensische Anthropologen arbeiten mit den relativ frisch Verstorbenen. Wir werden engagiert von Ermittlungsbehörden, Leichenbeschauern, Staatsanwälten, Strafverteidigern, dem Militär, Menschenrechtsgruppen und Bergungsteams bei Massenkatastrophen.
Ausgehend von unserem Wissen über Biomechanik, Genetik und Skelettanatomie beschäftigen wir uns mit Fragen der Identifikation, der Todesursache, des postmortalen Intervalls, auch Leichenliegezeit genannt, und der postmortalen Veränderung der Leiche.
Wir untersuchen die Verbrannten, die Verwesten, die Mumifizierten, die Verstümmelten und Zerstückelten und die Skelettierten. Wenn wir diese Leichen zu Gesicht bekommen, sind sie oft bereits in einem viel zu schlechten Zustand, als dass eine Autopsie noch Ergebnisse liefern könnte. Als Angestellte des Staates North Carolina stehe ich sowohl bei der UNC-Charlotte unter Vertrag wie beim Office of the Chief Medical Examiner, dem obersten Leichenbeschauer, der Einrichtungen in Charlotte und Chapel Hill hat.
Zusätzlich bin ich als wissenschaftliche Beraterin für das Laboratoire de sciences judiciaires et de médicine légale in Montreal tätig. North Carolina und Quebec? Außergewöhnlich. Aber davon später.
Wegen meines grenzüberschreitenden Engagements und meiner doppelten Verpflichtung in North Carolina unterrichte ich an der UNCC nur einen Kurs, ein Oberseminar in forensischer Anthropologie. So verbringe ich zweimal jährlich ein Semester im Klassenzimmer. Und im Konferenzzimmer. Auf das Unterrichten freue ich mich. Was ich nicht ausstehen kann, sind diese endlosen Sitzungen.
Und die Fakultätspolitik. Irgendjemand stellte den Antrag, dass die Fakultätsselbstbeschreibung an die Ausschüsse zurückverwiesen werden sollte. Was mich anging, hätte man das Ding auch nach Simbabwe schicken können, um es dort auf ewig zu verbuddeln. Doe kam nun zum nächsten Tagesordnungspunkt. Einrichtung eines Ausschusses für Berufsethik.
Innerlich aufstöhnend, begann ich mit einer Liste meiner noch zu erledigenden Pflichten.
1. Gewebeproben an Alex
Alex ist meine Laborassistentin. Aus meiner Sammlung würde sie ein Knochenquiz für das nächste Seminar zusammenstellen.
2. Bericht an LaManche Pierre
LaManche ist Pathologe und Chef der gerichtsmedizinischen Abteilung des LSJML. Der letzte Fall, den ich vor meiner Abreise aus Montreal in der vergangenen Woche bearbeitete, war das Opfer eines Fahrzeugbrands. Nach meiner Beurteilung handelte es sich um einen gut dreißigjährigen weißen Mann. Pech für LaManche war nur, dass der Fahrer des Autos eine neunundfünfzigjährige Asiatin hätte sein sollen. Pech für das Opfer war, dass jemand ihm zwei Kugeln in den linken Scheitellappen gejagt hatte. Pech für mich war, dass der Fall ein Mord war und ich wahrscheinlich vor Gericht erscheinen musste.
3. Bericht an Larabee
Tim Larabee ist der Medical Examiner, der Leichenbeschauer des Mecklenburg County und Direktor der aus drei Pathologen bestehenden Einrichtung in Charlotte. Sein Fall war der erste
gewesen, den ich mir nach meiner Rückkehr nach North Carolina vorgenommen hatte, ein aufgeblähter und verwester Torso, der am Catawba River ans Ufer gespült worden war.
Die Beckenstruktur hatte darauf hingedeutet, dass es sich um eine männliche Person handelte. Die Skelettentwicklung hatte das Alter auf eine Zeitspanne zwischen zwölf und vierzehn Jahren eingegrenzt.
Verheilte Frakturen der vierten und fünften Mittelfußknochen der linken Extremität deuteten die Möglichkeit einer Identifikation anhand von antemortalen Krankenhausberichten und Röntgenaufnahmen an, soweit diese gefunden werden konnten.
4. Larabee anrufen
Als ich heute auf den Campus kam, hatte ich eine Zwei-WortNachricht vom MCME auf meinem Anrufbeantworter gefunden: Bitte zurückrufen.
Ich hatte eben gewählt, als Petrella kam, um mich in die Sitzungshölle zu schleifen. Als ich das letzte Mal mit Larabee gesprochen hatte, lag ihm noch keine vermisste Person vor, die zum Profil des Opfers vom Catawba River passte. Vielleicht hatte er jetzt eine. Ich hoffte es, der Familie zuliebe. Und des Jungen. Ich dachte an das Gespräch, das Larabee mit den Eltern würde führen müssen.
Ich hatte sie auch schon geführt, hatte diese lebenszerstörenden Nachrichten überbracht. Das ist das Schlimmste an meinem Job. Es gibt keine einfache Art, einer Mutter und einem Vater mitzuteilen, dass ihr Kind tot ist. Dass seine Beine gefunden wurden, der Kopf aber fehlt.
5. Empfehlungsschreiben für Sorenstein
Rudy Sorenstein war ein Diplomand, der sich Hoffnungen machte, sein Studium in Harvard oder Berkeley fortzusetzen. Kein Brief von mir würde das bewirken können. Aber Rudy gab sich große Mühe. Arbeitete gut mit anderen zusammen. Ich würde seinen mittelmäßigen Notendurchschnitt im bestmöglichen Licht erscheinen lassen.
6. Einkaufen mit Katy
Kathleen Brennan Petersons ist meine Tochter, die seit diesem Herbst in Charlotte lebt und als Rechercheurin im Büro des Pflichtverteidigers arbeitet. Nachdem sie die letzten sechs Jahre als Studentin an der Universität von Virginia verbracht hatte, brauchte Katy jetzt dringend irgendetwas in ihrer Garderobe, das nicht aus Jeansstoff bestand. Und Geld, um es zu kaufen. Ich hatte angeboten, ihr als Modeberaterin zu dienen. Und jetzt kommt die Ironie. Pete, mein von mir getrennter Ehemann, fungierte als Mittelbeschaffer.
7. Katzenstreu für Birdie
Birdie ist mein Kater. Er ist ziemlich pingelig, was seine Toilette angeht, und drückt sein Missfallen auf eine Art aus, die ich zu vermeiden versuche. Leider ist Birdies bevorzugte Streumarke nur bei Tierärzten erhältlich.
8. Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt
Die Benachrichtigung hatte ich gestern in der Post. Klar. Das würde ich aber so was von sofort erledigen.
9. Reinigung
10. Autoinspektion
11. Duschtürgriff
Ich hörte, nein, spürte eher ein merkwürdiges Geräusch im Zimmer. Stille. Als ich den Kopf hob, sah ich, dass alle Augen auf mich gerichtet waren.
»Entschuldigung.« Ich schob so beiläufig wie möglich eine Hand über meinen Notizblock.
»Was bevorzugen Sie, Dr. Brennan?«
»Können Sie es bitte wiederholen?« Doe las vor, was, wie ich annahm, drei heftigst debattierte Namen waren.
»Ausschuss zu professioneller Verantwortung und professionellem Verhalten. Ausschuss zur Evaluierung ethischer Verfahrensweisen. Ausschuss zu ethischen Standards und Praktiken.« »Letzterer impliziert die Aufbürdung von Regeln durch ein externes Gremium oder eine externe Regulierungskommission.« Petrella gab sich bockig.
Bickham warf ihren Stift auf den Tisch.
»Nein. Das tut er nicht. Das ist ganz einfach «
»Die Fakultät setzt einen Ethikausschuss ein, oder?«
»Es ist wesentlich, dass der Name dieser Kommission ein präzises Abbild der philosophischen Grundlagen «
»Ja.« Does Antwort auf meine Frage schnitt Petrella das Wort ab.
»Warum nennen wir ihn nicht Ethikausschuss?« Zehn Augenpaare starrten in meine Richtung. Einige schauten verwirrt. Andere überrascht. Einige beleidigt. Petrella sackte auf seinem Stuhl zusammen. Bickham hüstelte. Roberts senkte den Blick. Doe räusperte sich. Bevor er etwas sagen konnte, unterbrach ein leises Klopfen die Stille.
»Ja?« Doe. Die Tür ging auf, im Spalt erschien ein Gesicht. Rund. Sommersprossig. Besorgt. Zweiundzwanzig neugierige Augen drehten sich ihm zu.
»Entschuldigung, dass ich störe.« Naomi Gilder war die neueste der Fakultätssekretärinnen. Und die schüchternste.
»Ich würde es natürlich nie tun, außer ...« Naomis Blick wanderte zu mir. »Dr. Larabee meinte, er müsse dringend mit Dr. Brennan sprechen.«
Am liebsten hätte ich die Faust hochgerissen. Ja! Stattdessen hob ich entschuldigend Augenbrauen und Hände. Die Pflicht ruft. Was kann man da machen?
Ich raffte meine Papiere zusammen, verließ das Zimmer und tanzte fast durch den Empfangsbereich und den Gang mit den Fakultätsbüros entlang. Alle Türen waren geschlossen. Natürlich waren sie das. Die Benutzer waren eingepfercht in einem fensterlosen Zimmer, um administrative Trivialitäten zu besprechen. Ich fühlte mich beschwingt. Frei!
Ich betrat mein Büro und wählte Larabees Nummer. Mein Blick wanderte zum Fenster. Vier Etagen unter mir strömten Studentengruppen zwischen Nachmittagsseminaren hin und her. Lange, schräge Strahlen bronzierten die Bäume und Farne im Van Landingham Glen.
Als ich zu der Sitzung gegangen war, hatte die Sonne genau senkrecht gestanden.
»Larabee.« Seine Stimme war ein wenig hoch und hatte einen weichen, südlichen Akzent.
»Tempe hier.«
»Hab ich Sie aus irgendwas Wichtigem herausgerissen?«
»Prätentiöse Wichtigtuerei.«
»Wie bitte?«
»Egal. Geht's um die Wasserleiche aus dem Catawba River?«
»Ein Zwölfjähriger aus Mount Holly namens Anson Tyler. Die Eltern waren auf Zockertour in Las Vegas. Kamen vorgestern zurück und stellten fest, dass der Junge seit einer Woche nicht mehr zu Hause war.«
»Wie konnten sie das so genau feststellen?«
»Sie haben die verbliebenen Pop-Tarts gezählt.«
»Haben Sie sich medizinische Unterlagen beschaffen können?«
»Ich will natürlich Ihre Meinung hören, aber ich würde wetten, dass die gebrochenen Zehen auf Tylers Röntgenaufnahmen denen unseres Opfers entsprechen.«
Ich stellte mir den kleinen Anson allein zu Hause vor. Fernsehen. Erdnussbutter-Sandwiches schmieren und Pop-Tarts toasten. Bei eingeschaltetem Licht schlafen. Meine Beschwingtheit verschwand.
»Welche Trottel verreisen und lassen einen zwölfjährigen Jungen allein zu Hause?«
»Die Tylers werden bestimmt nicht für die Eltern des Jahres nominiert.«
»Werden sie sich wegen Vernachlässigung verantworten müssen?«
»Minimal.«
»Ist Anson Tyler der Grund Ihres Anrufs?« Laut Naomi hatte Larabee gesagt, es sei dringend. Eine eindeutige Identifikation fällt normalerweise nicht in diese Kategorie.
»Zuerst. Aber jetzt nicht mehr. Hatte eben einen Anruf von den Jungs vom Morddezernat. Kann sein, dass die eine ziemlich üble Sache haben.«
Ich hörte zu. Beklommenheit vertrieb auch noch den letzten Rest meines beschwingten Zwischenhochs.
Übersetzung: Klaus Berr
Copyright © 2008 der deutschsprachigen Ausgabe by Karl Blessing Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Copyright © 2010 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Er schlug als Ersatz »unterteilbar in« vor. Cheresa Bickham, eine Archäologin aus dem Südwesten, und Jennifer Roberts, Spezialistin für kulturübergreifende Glaubenssysteme, hielten eisern an »reduzierbar auf« fest.
Da mir mein galaktischer Pointillismus langsam langweilig wurde und ich nicht wusste, wie ich meine Langeweile reduzieren oder in weniger langweilige Momente unterteilen sollte, verlegte ich mich auf die Kalligrafie. Temperance. Von lateinisch temperantia, Mäßigung. Das Charaktermerkmal der Vermeidung von Exzessen. Davon bitte eine doppelte Portion. Mit extra Zurückhaltung. Und ohne Ego. Noch ein Blick auf die Uhr. 14 Uhr 58. Das Gequassel ging weiter.
Um 15 Uhr 10 wurde eine Entscheidung getroffen. »Unterteilbar in« war der Sieger. Evander Doe, der Fakultätsvorstand seit über einem Jahrzehnt, leitete die Sitzung. Obwohl er ungefähr so alt ist wie ich, sieht Doe aus wie jemand aus einem Gemälde von Grant Wood. Kahlköpfig. Mit Drahtgestellbrille, die ihn aussehen lässt wie eine Eule. Elefantenohren. Fast alle, die Doe kennen, betrachten ihn als mürrisch. Ich nicht. Ich habe den Mann schon mindestens drei Mal lächeln gesehen.
Nachdem er »unterteilbar in« nun abhaken durfte, wandte Doe sich dem nächsten brennenden Thema zu. Ich unterbrach meine Krakeleien, um ihm zuzuhören. Sollte die Selbstbeschreibung des Fachbereichs eher die historischen Beziehungen zu den Geisteswissenschaften und der kritischen Theorie betonen oder eher die immer wichtiger werdende Rolle der Naturwissenschaften und der empirischen Beobachtung unterstreichen?
Meine unvollendete Autobiografie hatte genau den Punkt getroffen. Ich würde wirklich sterben, bevor diese Sitzung abgeschlossen war. Ein plötzlicher Einfall. Die berüchtigten Versuche zur sensorischen Deprivation in den 1950ern. Ich stellte mir Freiwillige mit blickdichten Brillen und gepolsterten Handschuhen vor, die auf Pritschen in schalldichten Kammern lagen. Ich ging ihre Symptome durch und verglich sie mit meinem augenblicklichen Zustand. Beklemmung. Depression.
Antisoziales Verhalten. Halluzinationen. Den vierten Punkt strich ich wieder. Ich war zwar gestresst und reizbar, aber Halluzinationen hatte ich keine. Noch nicht. Wobei ich nichts dagegen hätte. Ein lebhaftes Wahnbild wäre wahrscheinlich eine Ablenkung gewesen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin noch keine Zynikerin, was die Lehre angeht. Ich bin sehr gern Professorin.
Ich bedaure, dass der Austausch mit meinen Studenten von Jahr zu Jahr weniger wird. Warum so wenig Zeit im Hörsaal? Zurück zu der Sache mit der Subspezialisierung. Haben Sie mal versucht, einfach nur zum Arzt zu gehen? Vergessen Sie's. Man muss zum Kardiologen. Zum Dermatologen. Zum Endokrinologen. Zum Gastroenterologen.
Wir leben in einer spezialisierten Welt. In meinem Bereich ist das nicht anders. Anthropologie: das Studium des menschlichen Organismus.
Biologische Anthropologie: das Studium der Biologie, der Variabilität und der Evolution des menschlichen Organismus.
Osteologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus. Forensische Anthropologie: das Studium der Knochen des menschlichen Organismus zu juristischen Zwecken.
Folgen Sie einfach den Verzweigungen, und dort finden Sie mich. Obwohl ich von der Ausbildung her Bioarchäologin bin und meine Karriere mit der Ausgrabung und Untersuchung uralter Überreste begonnen habe, wechselte ich vor Jahren in die Forensik. Habe mich auf die dunkle Seite geschlagen, wie meine ehemaligen Kommilitonen mich noch immer aufziehen. Verlockt von Ruhm und Reichtum. Ja, genau. Eine gewisse Ruchbarkeit vielleicht. Aber Reichtum auf keinen Fall. Forensische Anthropologen arbeiten mit den relativ frisch Verstorbenen. Wir werden engagiert von Ermittlungsbehörden, Leichenbeschauern, Staatsanwälten, Strafverteidigern, dem Militär, Menschenrechtsgruppen und Bergungsteams bei Massenkatastrophen.
Ausgehend von unserem Wissen über Biomechanik, Genetik und Skelettanatomie beschäftigen wir uns mit Fragen der Identifikation, der Todesursache, des postmortalen Intervalls, auch Leichenliegezeit genannt, und der postmortalen Veränderung der Leiche.
Wir untersuchen die Verbrannten, die Verwesten, die Mumifizierten, die Verstümmelten und Zerstückelten und die Skelettierten. Wenn wir diese Leichen zu Gesicht bekommen, sind sie oft bereits in einem viel zu schlechten Zustand, als dass eine Autopsie noch Ergebnisse liefern könnte. Als Angestellte des Staates North Carolina stehe ich sowohl bei der UNC-Charlotte unter Vertrag wie beim Office of the Chief Medical Examiner, dem obersten Leichenbeschauer, der Einrichtungen in Charlotte und Chapel Hill hat.
Zusätzlich bin ich als wissenschaftliche Beraterin für das Laboratoire de sciences judiciaires et de médicine légale in Montreal tätig. North Carolina und Quebec? Außergewöhnlich. Aber davon später.
Wegen meines grenzüberschreitenden Engagements und meiner doppelten Verpflichtung in North Carolina unterrichte ich an der UNCC nur einen Kurs, ein Oberseminar in forensischer Anthropologie. So verbringe ich zweimal jährlich ein Semester im Klassenzimmer. Und im Konferenzzimmer. Auf das Unterrichten freue ich mich. Was ich nicht ausstehen kann, sind diese endlosen Sitzungen.
Und die Fakultätspolitik. Irgendjemand stellte den Antrag, dass die Fakultätsselbstbeschreibung an die Ausschüsse zurückverwiesen werden sollte. Was mich anging, hätte man das Ding auch nach Simbabwe schicken können, um es dort auf ewig zu verbuddeln. Doe kam nun zum nächsten Tagesordnungspunkt. Einrichtung eines Ausschusses für Berufsethik.
Innerlich aufstöhnend, begann ich mit einer Liste meiner noch zu erledigenden Pflichten.
1. Gewebeproben an Alex
Alex ist meine Laborassistentin. Aus meiner Sammlung würde sie ein Knochenquiz für das nächste Seminar zusammenstellen.
2. Bericht an LaManche Pierre
LaManche ist Pathologe und Chef der gerichtsmedizinischen Abteilung des LSJML. Der letzte Fall, den ich vor meiner Abreise aus Montreal in der vergangenen Woche bearbeitete, war das Opfer eines Fahrzeugbrands. Nach meiner Beurteilung handelte es sich um einen gut dreißigjährigen weißen Mann. Pech für LaManche war nur, dass der Fahrer des Autos eine neunundfünfzigjährige Asiatin hätte sein sollen. Pech für das Opfer war, dass jemand ihm zwei Kugeln in den linken Scheitellappen gejagt hatte. Pech für mich war, dass der Fall ein Mord war und ich wahrscheinlich vor Gericht erscheinen musste.
3. Bericht an Larabee
Tim Larabee ist der Medical Examiner, der Leichenbeschauer des Mecklenburg County und Direktor der aus drei Pathologen bestehenden Einrichtung in Charlotte. Sein Fall war der erste
gewesen, den ich mir nach meiner Rückkehr nach North Carolina vorgenommen hatte, ein aufgeblähter und verwester Torso, der am Catawba River ans Ufer gespült worden war.
Die Beckenstruktur hatte darauf hingedeutet, dass es sich um eine männliche Person handelte. Die Skelettentwicklung hatte das Alter auf eine Zeitspanne zwischen zwölf und vierzehn Jahren eingegrenzt.
Verheilte Frakturen der vierten und fünften Mittelfußknochen der linken Extremität deuteten die Möglichkeit einer Identifikation anhand von antemortalen Krankenhausberichten und Röntgenaufnahmen an, soweit diese gefunden werden konnten.
4. Larabee anrufen
Als ich heute auf den Campus kam, hatte ich eine Zwei-WortNachricht vom MCME auf meinem Anrufbeantworter gefunden: Bitte zurückrufen.
Ich hatte eben gewählt, als Petrella kam, um mich in die Sitzungshölle zu schleifen. Als ich das letzte Mal mit Larabee gesprochen hatte, lag ihm noch keine vermisste Person vor, die zum Profil des Opfers vom Catawba River passte. Vielleicht hatte er jetzt eine. Ich hoffte es, der Familie zuliebe. Und des Jungen. Ich dachte an das Gespräch, das Larabee mit den Eltern würde führen müssen.
Ich hatte sie auch schon geführt, hatte diese lebenszerstörenden Nachrichten überbracht. Das ist das Schlimmste an meinem Job. Es gibt keine einfache Art, einer Mutter und einem Vater mitzuteilen, dass ihr Kind tot ist. Dass seine Beine gefunden wurden, der Kopf aber fehlt.
5. Empfehlungsschreiben für Sorenstein
Rudy Sorenstein war ein Diplomand, der sich Hoffnungen machte, sein Studium in Harvard oder Berkeley fortzusetzen. Kein Brief von mir würde das bewirken können. Aber Rudy gab sich große Mühe. Arbeitete gut mit anderen zusammen. Ich würde seinen mittelmäßigen Notendurchschnitt im bestmöglichen Licht erscheinen lassen.
6. Einkaufen mit Katy
Kathleen Brennan Petersons ist meine Tochter, die seit diesem Herbst in Charlotte lebt und als Rechercheurin im Büro des Pflichtverteidigers arbeitet. Nachdem sie die letzten sechs Jahre als Studentin an der Universität von Virginia verbracht hatte, brauchte Katy jetzt dringend irgendetwas in ihrer Garderobe, das nicht aus Jeansstoff bestand. Und Geld, um es zu kaufen. Ich hatte angeboten, ihr als Modeberaterin zu dienen. Und jetzt kommt die Ironie. Pete, mein von mir getrennter Ehemann, fungierte als Mittelbeschaffer.
7. Katzenstreu für Birdie
Birdie ist mein Kater. Er ist ziemlich pingelig, was seine Toilette angeht, und drückt sein Missfallen auf eine Art aus, die ich zu vermeiden versuche. Leider ist Birdies bevorzugte Streumarke nur bei Tierärzten erhältlich.
8. Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt
Die Benachrichtigung hatte ich gestern in der Post. Klar. Das würde ich aber so was von sofort erledigen.
9. Reinigung
10. Autoinspektion
11. Duschtürgriff
Ich hörte, nein, spürte eher ein merkwürdiges Geräusch im Zimmer. Stille. Als ich den Kopf hob, sah ich, dass alle Augen auf mich gerichtet waren.
»Entschuldigung.« Ich schob so beiläufig wie möglich eine Hand über meinen Notizblock.
»Was bevorzugen Sie, Dr. Brennan?«
»Können Sie es bitte wiederholen?« Doe las vor, was, wie ich annahm, drei heftigst debattierte Namen waren.
»Ausschuss zu professioneller Verantwortung und professionellem Verhalten. Ausschuss zur Evaluierung ethischer Verfahrensweisen. Ausschuss zu ethischen Standards und Praktiken.« »Letzterer impliziert die Aufbürdung von Regeln durch ein externes Gremium oder eine externe Regulierungskommission.« Petrella gab sich bockig.
Bickham warf ihren Stift auf den Tisch.
»Nein. Das tut er nicht. Das ist ganz einfach «
»Die Fakultät setzt einen Ethikausschuss ein, oder?«
»Es ist wesentlich, dass der Name dieser Kommission ein präzises Abbild der philosophischen Grundlagen «
»Ja.« Does Antwort auf meine Frage schnitt Petrella das Wort ab.
»Warum nennen wir ihn nicht Ethikausschuss?« Zehn Augenpaare starrten in meine Richtung. Einige schauten verwirrt. Andere überrascht. Einige beleidigt. Petrella sackte auf seinem Stuhl zusammen. Bickham hüstelte. Roberts senkte den Blick. Doe räusperte sich. Bevor er etwas sagen konnte, unterbrach ein leises Klopfen die Stille.
»Ja?« Doe. Die Tür ging auf, im Spalt erschien ein Gesicht. Rund. Sommersprossig. Besorgt. Zweiundzwanzig neugierige Augen drehten sich ihm zu.
»Entschuldigung, dass ich störe.« Naomi Gilder war die neueste der Fakultätssekretärinnen. Und die schüchternste.
»Ich würde es natürlich nie tun, außer ...« Naomis Blick wanderte zu mir. »Dr. Larabee meinte, er müsse dringend mit Dr. Brennan sprechen.«
Am liebsten hätte ich die Faust hochgerissen. Ja! Stattdessen hob ich entschuldigend Augenbrauen und Hände. Die Pflicht ruft. Was kann man da machen?
Ich raffte meine Papiere zusammen, verließ das Zimmer und tanzte fast durch den Empfangsbereich und den Gang mit den Fakultätsbüros entlang. Alle Türen waren geschlossen. Natürlich waren sie das. Die Benutzer waren eingepfercht in einem fensterlosen Zimmer, um administrative Trivialitäten zu besprechen. Ich fühlte mich beschwingt. Frei!
Ich betrat mein Büro und wählte Larabees Nummer. Mein Blick wanderte zum Fenster. Vier Etagen unter mir strömten Studentengruppen zwischen Nachmittagsseminaren hin und her. Lange, schräge Strahlen bronzierten die Bäume und Farne im Van Landingham Glen.
Als ich zu der Sitzung gegangen war, hatte die Sonne genau senkrecht gestanden.
»Larabee.« Seine Stimme war ein wenig hoch und hatte einen weichen, südlichen Akzent.
»Tempe hier.«
»Hab ich Sie aus irgendwas Wichtigem herausgerissen?«
»Prätentiöse Wichtigtuerei.«
»Wie bitte?«
»Egal. Geht's um die Wasserleiche aus dem Catawba River?«
»Ein Zwölfjähriger aus Mount Holly namens Anson Tyler. Die Eltern waren auf Zockertour in Las Vegas. Kamen vorgestern zurück und stellten fest, dass der Junge seit einer Woche nicht mehr zu Hause war.«
»Wie konnten sie das so genau feststellen?«
»Sie haben die verbliebenen Pop-Tarts gezählt.«
»Haben Sie sich medizinische Unterlagen beschaffen können?«
»Ich will natürlich Ihre Meinung hören, aber ich würde wetten, dass die gebrochenen Zehen auf Tylers Röntgenaufnahmen denen unseres Opfers entsprechen.«
Ich stellte mir den kleinen Anson allein zu Hause vor. Fernsehen. Erdnussbutter-Sandwiches schmieren und Pop-Tarts toasten. Bei eingeschaltetem Licht schlafen. Meine Beschwingtheit verschwand.
»Welche Trottel verreisen und lassen einen zwölfjährigen Jungen allein zu Hause?«
»Die Tylers werden bestimmt nicht für die Eltern des Jahres nominiert.«
»Werden sie sich wegen Vernachlässigung verantworten müssen?«
»Minimal.«
»Ist Anson Tyler der Grund Ihres Anrufs?« Laut Naomi hatte Larabee gesagt, es sei dringend. Eine eindeutige Identifikation fällt normalerweise nicht in diese Kategorie.
»Zuerst. Aber jetzt nicht mehr. Hatte eben einen Anruf von den Jungs vom Morddezernat. Kann sein, dass die eine ziemlich üble Sache haben.«
Ich hörte zu. Beklommenheit vertrieb auch noch den letzten Rest meines beschwingten Zwischenhochs.
Übersetzung: Klaus Berr
Copyright © 2008 der deutschsprachigen Ausgabe by Karl Blessing Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Copyright © 2010 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Kathy Reichs
Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal. Sie ist Professorin für Anthropologie an der University of North Carolina und unter anderem als forensische Anthropologin für das Laboratoire de sciences judiciares et de médecine légale in Quebec, die American Academy of Forensic Sciences und das National Police Advisory Board in Kanada tätig. Ihre Romane erreichen regelmässig Spitzenplätze auf internationalen und deutschen Bestsellerlisten und wurden in 30 Sprachen übersetzt. Tempe Brennan ermittelt auch in der von Reichs mitkreierten und -produzierten Fernsehserie Bones - Die Knochenjägerin. Klaus Berr, geb. 1957 in Schongau, Studium der Germanistik und Anglistik in München, einjähriger Aufenthalt in Wales als "Assistant Teacher", ist der Übersetzer von u.a. Lawrence Ferlinghetti, Tony Parsons, William Owen Roberts, Will Self.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kathy Reichs
- 2010, Erstmals im TB, 352 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Klaus Berr
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453434625
- ISBN-13: 9783453434622
- Erscheinungsdatum: 03.02.2010
Rezension zu „Der Tod kommt wie gerufen / Tempe Brennan Bd.11 “
"Tempe Brennan ist eine wunderbare Kunstfigur, weil sie so treffend das Frauenbild des 21. Jahrhunderts widerspiegelt - finanziell unabhängig, intelligent und auf der Suche nach der Liebe."
Pressezitat
"Reichs neuer Thriller fasziniert." Deutsche Presse-Agentur
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