Spiel mit mir!
Roman
Spiel- und Liebesglück in einer Las-Vegas-Nacht. Doch am nächsten Morgen fühlt sich Cop Mike betrogen.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Spiel mit mir! “
Spiel- und Liebesglück in einer Las-Vegas-Nacht. Doch am nächsten Morgen fühlt sich Cop Mike betrogen.
Klappentext zu „Spiel mit mir! “
Der zweite Roman der neuen Bestsellerserie Las Vegas macht's möglich: In einer heissen Nacht heiratet der sexy Cop Mike Corwin nicht nur die umwerfende Amber, sondern gewinnt darüber hinaus 150.000 Dollar. Doch als er am nächsten Morgen aufwacht, ist Amber verschwunden - und das Geld auch. Hat sie ihn reingelegt? Oder entfaltet der Fluch, der auf dem Corwin-Clan lastet, tatsächlich seine Wirkung?
Lese-Probe zu „Spiel mit mir! “
Spiel mit mir von Carly Phillips EinleitungStewart, Massachusetts, ein kleines Dorf etwa zwei Kilometer westlich von Salem, dem Schauplatz der berüchtigten Hexenprozesse. Ende des neunzehnten Jahrhunderts herrschte unter den Bewohnern von Stewart schreckliche Furcht vor Verwünschungen und Hexenzauber. Just in jener Zeit geschah es, dass ein gewisser William Corwin sein Herz an eine Frau verlor und mit ihr durchbrannte, obwohl sie bereits einem anderen versprochen war. Martin Perkins, der sitzengelassene Mann, war der älteste Sohn einer wohlhabenden Familie aus dem Nachbardorf, das ebendieser Familie auch seinen Namen verdankte. Seine Mutter, Mary Perkins, war eine Hexe, und sie rächte sich umgehend für das Unrecht, das ihrem Sohn widerfahren war, indem sie die Corwins mit einem Fluch belegte. Seither ist jeder männliche Spross der Familie dazu verdammt, die Frau seines Herzens und sein Hab und Gut zu verlieren, sobald er sich verliebt. Fortan gab es keinen männlichen Nachfahren von William Corwin, dem dieses Schicksal erspart geblieben wäre ... Kapitel 1
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Amber Rose wollte das Trickbetrüger-Geschäft hinter sich lassen. Karten zählen in Vegas bei Pokerspielen mit hohen Einsätzen, das war nicht das Leben, das sie führen wollte selbst wenn es ihr das Geld einbrachte, das sie so dringend brauchte, um für die Arztrechnungen ihres an Alzheimer leidenden Vaters und für seine Unterbringung in einem erstklassigen Pflegeheim aufzukommen. Doch nun hatte sie genug gespart, um umsatteln zu können. Sie ließ den Blick durch das überfüllte, verrauchte Casino gleiten, wo sie mit Marshall Banks, ihrem zukünftigen Ex-Partner, verabredet war. Das Bellagio war sein Lieblingshotel auf dem Strip. Sie konnte nur hoffen, dass ihn die Atmosphäre in gute Laune versetzen würde, ehe sie ihm die schlechte Nachricht überbrachte. Amber warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es kam ihr vor, als wäre sie schon ewig hier, dabei waren seit ihrer Ankunft erst fünf Minuten vergangen. Entspann dich, sagte sie sich. Dann erspähte sie Marshall endlich am anderen Ende der Halle. Es entging ihr nicht, dass er zahlreiche bewundernde Blicke von weiblichen Gästen erntete, als er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Kein Wunder. Er hatte den Sex-Appeal eines Andy Garcia und passte mit seiner eleganten schwarzen Hose, dem bunt gestreiften Anzughemd und dem dunklen, nach hinten gegelten Haar hervorragend in Las Vegas' Glamourwelt. Marshall war seit je ein Frauenschwarm gewesen, und als junger, leicht zu beeindruckender Teenager hatte auch Amber seiner Fangemeinde angehört. Bis über beide Ohren war sie in den Top-Protegé ihres Vaters verknallt gewesen. Auch ihren Vater hatte Amber stets bewundert. Sam Brenner, ein Spieler der Extraklasse, war das personifizierte Las Vegas gewesen groß und imposant, dynamisch, aufregend. Er hatte seine Tochter vergöttert und dafür gesorgt, dass es ihr an nichts fehlte. Als Berufsspieler war er häufig unterwegs gewesen, sodass Amber viel Zeit bei seinen Eltern verbracht hatte, und irgendwann hatte sie ihre ehrfürchtige Zuneigung zu ihrem Vater auch auf seine Heimatstadt übertragen. Sie liebte den Glanz und Glamour, der Vegas umgab. Ihre Begeisterung für Marshall war längst verpufft. Heute wusste sie, was für ein Mann hinter der glänzenden Fassade steckte: Ein Hochstapler mittleren Alters, der sich seinen Lebensunterhalt mit Spielen und Trickbetrügereien verdiente schlicht und einfach deshalb, weil er damit durchkam. Zugegeben, eine Zeit lang hatten sie gemeinsame Sache gemacht, doch waren Ambers Gründe, sich darauf einzulassen, weniger eigennützig gewesen.
»Hallo, meine Schöne«, unterbrach Marshall nun ihre Gedankengänge und drückte ihr einen kühlen Kuss auf die Wange. »Wie geht's dir heute?« »Ganz gut.« Sie spreizte die Finger, um sich nicht durch ihre Körpersprache zu verraten. »Möchtest du einen Drink?«, fragte Marshall. Sie runzelte die Stirn. »Ist es dafür nicht noch ein bisschen früh?« »Ach komm schon, Kleines, entspann dich. Es ist Freitag, praktisch schon Wochenende.« Er hielt eine Bedienung an. »Einen Johnnie Walker Black für mich und einen Chardonnay für die Dame.« Amber trank stets Chardonnay, wenn Marshall und sie einen auf »der Spieler und seine Tussi« machten, doch jetzt stand ihr nicht der Sinn nach solchen Possen. Sie winkte ab. »Für mich nichts.« Die Bedingung nickte und wandte sich zum Gehen. Marshall musterte sie fragend. »Stimmt etwas nicht?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nur noch so früh am Tag.« Selbst für einen Freitag. Er fixierte sie mit seinem charakteristischen, listig verschmitzten Blick. »Was hast du denn? Sonst kümmert es dich doch auch nicht, wann oder was ich trinke, wenn wir einen Coup geplant haben, der etwas Bargeld in die Kasse spült. Und wie gesagt, für morgen Abend ist alles arrangiert. Also, entspann dich.« Er strich ihr über die langen Locken. Sie zwang sich, tief durchzuatmen. Er hatte Recht. Seine Trinkgewohnheiten waren nie ein Thema gewesen. Sie hatte ihn schalten und walten lassen, wie es ihm beliebte, seit sie ihn vor einem halben Jahr gefragt hatte, ob er mit ihr das große Geld machen wolle mithilfe der Tricks, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hatte. Doch im Augenblick hätte sie es vorgezogen, wenn er nüchtern geblieben wäre. Je mehr Alkohol er intus hatte, desto unvorhersehbarer wurde seine Reaktion auf ihre Neuigkeit. Am besten brachte sie es auf der Stelle hinter sich. »Also, was das Spiel morgen angeht ...« Amber unterdrückte den Drang, sich die feuchten Hände an ihrem dunklen Kleid abzuwischen und ballte sie stattdessen zu Fäusten. Seine Augen verdunkelten sich, als sein wachsamer Blick nun auf ihr ruhte, doch das konnte Amber nicht beunruhigen. Für gewöhnlich besaß er genügend Charme, um sein explosives Temperament im Zaum zu halten. Für gewöhnlich. »Ja?«, fragte er. »Du wirst auf mich verzichten müssen.« »Das ist ein schlechter Witz, oder?« Er runzelte die Stirn, seine Miene verdüsterte sich. »Du weißt genau, dass ich ohne dein fotografisches Gedächtnis nicht gewinnen kann. Was könnte wichtiger sein als das Spiel?« Sollte sie ihm nun mit Werten wie Ehrlichkeit, Moral und Verantwortung kommen, wo er sich doch um all das keinen Deut scherte? Amber biss sich auf die Unterlippe und überlegte, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte, damit er sie verstand. Sie begegnete seinem einschüchternden Blick. »Marshall, ich habe die Nase voll vom Kartenzählen. Ich hänge meinen Job an den Nagel und fange ein neues Leben an.« Sie hatte den Adrenalinrausch geliebt, die Herausforderung, die jedes Spiel mit hohem Einsatz darstellte, aber sie musste auch die Person ertragen können, die ihr jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenblickte. Und das konnte sie nicht mehr, seit sie ihre Stelle als Concierge in Beverly Hills hatte aufgeben müssen, um sich um ihren Vater zu kümmern. Concierge, das war ein ehrbarer Beruf, und Amber hatte ihn geliebt, auch, weil er ihr genügend Aufregung geboten hatte, um ihre Abenteuerlust zu stillen. Sie hatte damals das perfekte Leben geführt, und in dieses Leben wollte sie zurückkehren, nachdem sie nun ausreichend Geld beiseitegeschafft hatte, um sich in aller Ruhe zu überlegen, wie sie künftig für die Pflege ihres Vaters aufkommen sollte. »Ein neues Leben? Komm schon, Kleines, sei vernünftig.« Marshall lachte dröhnend und ließ den Blick über sie gleiten. »Wir sind doch ein Team, du und ich.« »Das war einmal.« Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte sie gelernt, dass sie sich lieber auf ehrliche Art und Weise amüsierte. »Ach, wirklich?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Körpersprache ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ihr kein Wort abkaufte. »Und wie willst du künftig an das steuerfreie Bargeld kommen, um das schicke Pflegeheim für deinen alten Herrn zu finanzieren?« Er rückte ihr bedrohlich nahe auf den Pelz. Der aufdringliche Geruch seines markanten Rasierwassers stieg ihr unangenehm in die Nase. Sie wich zurück. »Das lass mal meine Sorge sein. Jedenfalls sind unsere Tage als Partner gezählt. Ich steige aus.« »Den Teufel wirst du tun.« Er packte ihren Arm. Amber entwand sich seinem Griff und bedachte Marshall mit einem wütenden Blick. »Untersteh dich, mich noch einmal so grob anzufassen. Mich überhaupt noch einmal anzufassen.« Sie rieb sich die schmerzende Stelle. »Mein Entschluss steht fest, da kannst du sagen oder tun , was du willst.« »Tut mir leid, Kleines, aber für mich steht morgen Abend zu viel auf dem Spiel, um dir solche Kinkerlitzchen durchgehen zu lassen«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er kam noch näher an sie heran, wohl in der Hoffnung, sie damit einschüchtern und zum Umdenken bewegen zu können. Doch kaum hatte er sie erneut mit eisernem Griff am Unterarm gepackt, da ertönte neben ihnen eine sexy Männerstimme. »Was ist hier los?« Amber wandte den Kopf und starrte den dunkelhaarigen Unbekannten, der sich neben ihnen aufgebaut hatte und sie ehrlich besorgt betrachtete, wie vom Donner gerührt an. Gut aussehend war gar kein Ausdruck. »Alles in Ordnung«, versicherte sie ihm, um zu verhindern, dass er in eine Auseinandersetzung mit dem zusehends streitlustigen Marshall geriet. So lange sie unter Leuten waren, würde sich ihr Ex-Partner darauf beschränken, den großen Macker zu markieren. »Sieht für mich aber nicht danach aus.« Der Fremde ließ die blauen Augen betont auffällig auf Marshalls Finger ruhen, die ihren Arm umklammerten. Normalerweise hätte Amber Marshall einfach weggeschubst, aber sie wusste, damit würde sie ihn erst recht provozieren und dem geheimnisvollen Fremden, der offenbar wild entschlossen war, den Retter in der Not zu spielen, noch mehr Ärger einbrocken. »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, schnarrte Marshall großspurig. »Es geht mich gleich eine ganze Menge an.« Ihr Retter schob die Hand in die hintere Hosentasche, brachte eine Brieftasche zum Vorschein und ließ eine Dienstmarke aufblitzen, die er ebenso rasch wieder einsteckte. »Die Dame hat Sie doch laut und vernehmlich gebeten, sie in Ruhe zu lassen. Also müssen Sie entweder taub oder strohdumm sein. Was trifft denn nun auf Sie zu?« Sofort hob Marshall beschwichtigend die Hände und wich einen Schritt zurück. »Hey, ich hab doch gar nichts getan.« »Ach ja?« Der Detective straffte die breiten Schultern, die in seinem marineblauen T-Shirt ausnehmend gut zur Geltung kamen. »Fragen wir doch die Dame, ob sie das auch so sieht. Hat er Ihnen wehgetan?«, wandte er sich nun an Amber. Seine weiche, besorgte Stimme umhüllte sie wie eine zärtliche Liebkosung.
Sie sah ihm in die Augen. »Mir geht's gut, danke.« Sie biss sich auf die Innenseite der Wange, um nur ja nichts zu sagen, das für noch mehr Ärger sorgen würde. Marshall nickte zustimmend. »Sag ich doch. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Liebenden. Nicht wahr, Schatz?« Von wegen Liebende. Sie war hier, um Marshall loszuwerden; sie dachte gar nicht daran, seine kleine Freundin zu mimen. Zumal dieser gut aussehende Knabe, der ihr zu Hilfe geeilt war, keinen falschen Eindruck bekommen sollte, was das Verhältnis zwischen Marshall und ihr anging. Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich sind wir ... das heißt, wir waren Geschäftspartner. Aber das ist vorbei.« Der Polizist musterte Marshall mit schmalen Augen. »Dann gibt es hier wohl nichts weiter zu diskutieren, oder?«, fragte er knapp und signalisierte ihm damit, dass er entlassen war. Marshall trat unentschlossen von einem Fuß auf den anderen. Amber wusste, dass ihn niemand zwingen konnte, zu gehen, wenn er bleiben wollte, doch die Dienstmarke hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Schließlich wandte sich Marshall zum Gehen, aber nicht ohne Amber einen letzten warnenden Blick zuzuwerfen. Er war noch nicht fertig mit ihr. Michael Corwin sah dem schmierigen Typen nach, bis er sicher war, dass er das Casino auch wirklich verlassen hatte. Erst dann wandte er sich wieder der wunderschönen Frau zu, die er einfach hatte retten müssen. »Ist wirklich alles in Ordnung?« Sie legte den Kopf schief, sodass sich ihre blonden Locken über ihre Schulter ergossen, und musterte ihn. »Ich werd's überleben«, erwiderte sie trocken. »Ich wäre zwar auch allein mit Marshall fertig geworden, aber danke, dass Sie mir zu Hilfe geeilt sind.« In ihren hellblauen Augen blitzten Dankbarkeit und, wenn ihn nicht alles täuschte, Bewunderung auf. Michael hatte als Kriminalbeamter ohnehin reichlich Beschützerinstinkt im Blut, aber auch der Mann in ihm hatte sich eindeutig zu diesem verführerischen Wesen hingezogen gefühlt, das offensichtlich in der Klemme gesteckt hatte. »Gern geschehen.« Sie studierte aufmerksam sein Gesicht. »Sie arbeiten nicht für die hiesige Polizei, stimmt's?« Er hob verblüfft eine Augenbraue. »Gut beobachtet. Ich komme aus Boston, Massachusetts. Woran haben Sie das erkannt?« »An der Aussprache. Sie sind eindeutig nicht von hier. Das hätte Marshall auch bemerkt, wenn er nicht so unentspannt gewesen wäre.« Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Amber. Freut mich, Sie kennenzulernen.« »Mike Corwin.« Er ergriff ihre Hand und fühlte einen Stromstoß durch seinen Körper gehen, der ihm direkt in den Unterleib fuhr. Unerwartet, aber nicht unerwünscht, dachte er. »Haben Sie auch einen Nachnamen, Amber?« »Rose. Amber Rose.« Er hob eine Augenbraue. Eine Frau mit einem exotischen Namen, in einem kurzen schwarzen Cocktailkleid, dessen Ausschnitt ein für ihre zierliche Figur ausgesprochen üppiges Dekollete enthüllte ... Alles in allem eine ziemlich verlockende Erscheinung; eine, der er beim besten Willen nicht hätte widerstehen können. Nicht, dass er das gewollt hätte. »Klingt ungewöhnlich, ich weiß«, fuhr Amber fort. »Um ehrlich zu sein wollte ich gerade sagen, dass er nach einem Vegas Showgirl klingt. Nichts für ungut.« Ihr Porzellanteint rötete sich sanft im gnadenlosen Casinolicht, ihr Lächeln zauberte ein Grübchen auf ihre Wange. »Da liegen Sie schon richtig. Rose war der Mädchenname meiner Mutter. Celia Rose. Sie war ein Showgirl.« »Ist sie inzwischen im Ruhestand?« »Sie ist bei meiner Geburt gestorben.« Amber schlug betrübt die Augen nieder. »Und, Mike, was führt Sie nach Vegas?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. Erst jetzt bemerkte sie, dass er ihre rechte Hand noch immer festhielt. Mike genoss die Berührung, die sich so richtig anfühlte und hatte angefangen, mit dem Daumen sanfte Kreise auf ihr Handgelenk zu malen. Da sie offensichtlich nicht über ihre Mutter sprechen wollte, ließ er das Thema fallen. »Eine Hochzeit.«
Copyright © 2009 by Karne Drogin
Copyright © 2010 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Übersetzung:»Ursula C. Sturm«
»Hallo, meine Schöne«, unterbrach Marshall nun ihre Gedankengänge und drückte ihr einen kühlen Kuss auf die Wange. »Wie geht's dir heute?« »Ganz gut.« Sie spreizte die Finger, um sich nicht durch ihre Körpersprache zu verraten. »Möchtest du einen Drink?«, fragte Marshall. Sie runzelte die Stirn. »Ist es dafür nicht noch ein bisschen früh?« »Ach komm schon, Kleines, entspann dich. Es ist Freitag, praktisch schon Wochenende.« Er hielt eine Bedienung an. »Einen Johnnie Walker Black für mich und einen Chardonnay für die Dame.« Amber trank stets Chardonnay, wenn Marshall und sie einen auf »der Spieler und seine Tussi« machten, doch jetzt stand ihr nicht der Sinn nach solchen Possen. Sie winkte ab. »Für mich nichts.« Die Bedingung nickte und wandte sich zum Gehen. Marshall musterte sie fragend. »Stimmt etwas nicht?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nur noch so früh am Tag.« Selbst für einen Freitag. Er fixierte sie mit seinem charakteristischen, listig verschmitzten Blick. »Was hast du denn? Sonst kümmert es dich doch auch nicht, wann oder was ich trinke, wenn wir einen Coup geplant haben, der etwas Bargeld in die Kasse spült. Und wie gesagt, für morgen Abend ist alles arrangiert. Also, entspann dich.« Er strich ihr über die langen Locken. Sie zwang sich, tief durchzuatmen. Er hatte Recht. Seine Trinkgewohnheiten waren nie ein Thema gewesen. Sie hatte ihn schalten und walten lassen, wie es ihm beliebte, seit sie ihn vor einem halben Jahr gefragt hatte, ob er mit ihr das große Geld machen wolle mithilfe der Tricks, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hatte. Doch im Augenblick hätte sie es vorgezogen, wenn er nüchtern geblieben wäre. Je mehr Alkohol er intus hatte, desto unvorhersehbarer wurde seine Reaktion auf ihre Neuigkeit. Am besten brachte sie es auf der Stelle hinter sich. »Also, was das Spiel morgen angeht ...« Amber unterdrückte den Drang, sich die feuchten Hände an ihrem dunklen Kleid abzuwischen und ballte sie stattdessen zu Fäusten. Seine Augen verdunkelten sich, als sein wachsamer Blick nun auf ihr ruhte, doch das konnte Amber nicht beunruhigen. Für gewöhnlich besaß er genügend Charme, um sein explosives Temperament im Zaum zu halten. Für gewöhnlich. »Ja?«, fragte er. »Du wirst auf mich verzichten müssen.« »Das ist ein schlechter Witz, oder?« Er runzelte die Stirn, seine Miene verdüsterte sich. »Du weißt genau, dass ich ohne dein fotografisches Gedächtnis nicht gewinnen kann. Was könnte wichtiger sein als das Spiel?« Sollte sie ihm nun mit Werten wie Ehrlichkeit, Moral und Verantwortung kommen, wo er sich doch um all das keinen Deut scherte? Amber biss sich auf die Unterlippe und überlegte, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte, damit er sie verstand. Sie begegnete seinem einschüchternden Blick. »Marshall, ich habe die Nase voll vom Kartenzählen. Ich hänge meinen Job an den Nagel und fange ein neues Leben an.« Sie hatte den Adrenalinrausch geliebt, die Herausforderung, die jedes Spiel mit hohem Einsatz darstellte, aber sie musste auch die Person ertragen können, die ihr jeden Morgen aus dem Spiegel entgegenblickte. Und das konnte sie nicht mehr, seit sie ihre Stelle als Concierge in Beverly Hills hatte aufgeben müssen, um sich um ihren Vater zu kümmern. Concierge, das war ein ehrbarer Beruf, und Amber hatte ihn geliebt, auch, weil er ihr genügend Aufregung geboten hatte, um ihre Abenteuerlust zu stillen. Sie hatte damals das perfekte Leben geführt, und in dieses Leben wollte sie zurückkehren, nachdem sie nun ausreichend Geld beiseitegeschafft hatte, um sich in aller Ruhe zu überlegen, wie sie künftig für die Pflege ihres Vaters aufkommen sollte. »Ein neues Leben? Komm schon, Kleines, sei vernünftig.« Marshall lachte dröhnend und ließ den Blick über sie gleiten. »Wir sind doch ein Team, du und ich.« »Das war einmal.« Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte sie gelernt, dass sie sich lieber auf ehrliche Art und Weise amüsierte. »Ach, wirklich?« Er verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Körpersprache ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ihr kein Wort abkaufte. »Und wie willst du künftig an das steuerfreie Bargeld kommen, um das schicke Pflegeheim für deinen alten Herrn zu finanzieren?« Er rückte ihr bedrohlich nahe auf den Pelz. Der aufdringliche Geruch seines markanten Rasierwassers stieg ihr unangenehm in die Nase. Sie wich zurück. »Das lass mal meine Sorge sein. Jedenfalls sind unsere Tage als Partner gezählt. Ich steige aus.« »Den Teufel wirst du tun.« Er packte ihren Arm. Amber entwand sich seinem Griff und bedachte Marshall mit einem wütenden Blick. »Untersteh dich, mich noch einmal so grob anzufassen. Mich überhaupt noch einmal anzufassen.« Sie rieb sich die schmerzende Stelle. »Mein Entschluss steht fest, da kannst du sagen oder tun , was du willst.« »Tut mir leid, Kleines, aber für mich steht morgen Abend zu viel auf dem Spiel, um dir solche Kinkerlitzchen durchgehen zu lassen«, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. Er kam noch näher an sie heran, wohl in der Hoffnung, sie damit einschüchtern und zum Umdenken bewegen zu können. Doch kaum hatte er sie erneut mit eisernem Griff am Unterarm gepackt, da ertönte neben ihnen eine sexy Männerstimme. »Was ist hier los?« Amber wandte den Kopf und starrte den dunkelhaarigen Unbekannten, der sich neben ihnen aufgebaut hatte und sie ehrlich besorgt betrachtete, wie vom Donner gerührt an. Gut aussehend war gar kein Ausdruck. »Alles in Ordnung«, versicherte sie ihm, um zu verhindern, dass er in eine Auseinandersetzung mit dem zusehends streitlustigen Marshall geriet. So lange sie unter Leuten waren, würde sich ihr Ex-Partner darauf beschränken, den großen Macker zu markieren. »Sieht für mich aber nicht danach aus.« Der Fremde ließ die blauen Augen betont auffällig auf Marshalls Finger ruhen, die ihren Arm umklammerten. Normalerweise hätte Amber Marshall einfach weggeschubst, aber sie wusste, damit würde sie ihn erst recht provozieren und dem geheimnisvollen Fremden, der offenbar wild entschlossen war, den Retter in der Not zu spielen, noch mehr Ärger einbrocken. »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, schnarrte Marshall großspurig. »Es geht mich gleich eine ganze Menge an.« Ihr Retter schob die Hand in die hintere Hosentasche, brachte eine Brieftasche zum Vorschein und ließ eine Dienstmarke aufblitzen, die er ebenso rasch wieder einsteckte. »Die Dame hat Sie doch laut und vernehmlich gebeten, sie in Ruhe zu lassen. Also müssen Sie entweder taub oder strohdumm sein. Was trifft denn nun auf Sie zu?« Sofort hob Marshall beschwichtigend die Hände und wich einen Schritt zurück. »Hey, ich hab doch gar nichts getan.« »Ach ja?« Der Detective straffte die breiten Schultern, die in seinem marineblauen T-Shirt ausnehmend gut zur Geltung kamen. »Fragen wir doch die Dame, ob sie das auch so sieht. Hat er Ihnen wehgetan?«, wandte er sich nun an Amber. Seine weiche, besorgte Stimme umhüllte sie wie eine zärtliche Liebkosung.
Sie sah ihm in die Augen. »Mir geht's gut, danke.« Sie biss sich auf die Innenseite der Wange, um nur ja nichts zu sagen, das für noch mehr Ärger sorgen würde. Marshall nickte zustimmend. »Sag ich doch. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Liebenden. Nicht wahr, Schatz?« Von wegen Liebende. Sie war hier, um Marshall loszuwerden; sie dachte gar nicht daran, seine kleine Freundin zu mimen. Zumal dieser gut aussehende Knabe, der ihr zu Hilfe geeilt war, keinen falschen Eindruck bekommen sollte, was das Verhältnis zwischen Marshall und ihr anging. Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich sind wir ... das heißt, wir waren Geschäftspartner. Aber das ist vorbei.« Der Polizist musterte Marshall mit schmalen Augen. »Dann gibt es hier wohl nichts weiter zu diskutieren, oder?«, fragte er knapp und signalisierte ihm damit, dass er entlassen war. Marshall trat unentschlossen von einem Fuß auf den anderen. Amber wusste, dass ihn niemand zwingen konnte, zu gehen, wenn er bleiben wollte, doch die Dienstmarke hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Schließlich wandte sich Marshall zum Gehen, aber nicht ohne Amber einen letzten warnenden Blick zuzuwerfen. Er war noch nicht fertig mit ihr. Michael Corwin sah dem schmierigen Typen nach, bis er sicher war, dass er das Casino auch wirklich verlassen hatte. Erst dann wandte er sich wieder der wunderschönen Frau zu, die er einfach hatte retten müssen. »Ist wirklich alles in Ordnung?« Sie legte den Kopf schief, sodass sich ihre blonden Locken über ihre Schulter ergossen, und musterte ihn. »Ich werd's überleben«, erwiderte sie trocken. »Ich wäre zwar auch allein mit Marshall fertig geworden, aber danke, dass Sie mir zu Hilfe geeilt sind.« In ihren hellblauen Augen blitzten Dankbarkeit und, wenn ihn nicht alles täuschte, Bewunderung auf. Michael hatte als Kriminalbeamter ohnehin reichlich Beschützerinstinkt im Blut, aber auch der Mann in ihm hatte sich eindeutig zu diesem verführerischen Wesen hingezogen gefühlt, das offensichtlich in der Klemme gesteckt hatte. »Gern geschehen.« Sie studierte aufmerksam sein Gesicht. »Sie arbeiten nicht für die hiesige Polizei, stimmt's?« Er hob verblüfft eine Augenbraue. »Gut beobachtet. Ich komme aus Boston, Massachusetts. Woran haben Sie das erkannt?« »An der Aussprache. Sie sind eindeutig nicht von hier. Das hätte Marshall auch bemerkt, wenn er nicht so unentspannt gewesen wäre.« Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Amber. Freut mich, Sie kennenzulernen.« »Mike Corwin.« Er ergriff ihre Hand und fühlte einen Stromstoß durch seinen Körper gehen, der ihm direkt in den Unterleib fuhr. Unerwartet, aber nicht unerwünscht, dachte er. »Haben Sie auch einen Nachnamen, Amber?« »Rose. Amber Rose.« Er hob eine Augenbraue. Eine Frau mit einem exotischen Namen, in einem kurzen schwarzen Cocktailkleid, dessen Ausschnitt ein für ihre zierliche Figur ausgesprochen üppiges Dekollete enthüllte ... Alles in allem eine ziemlich verlockende Erscheinung; eine, der er beim besten Willen nicht hätte widerstehen können. Nicht, dass er das gewollt hätte. »Klingt ungewöhnlich, ich weiß«, fuhr Amber fort. »Um ehrlich zu sein wollte ich gerade sagen, dass er nach einem Vegas Showgirl klingt. Nichts für ungut.« Ihr Porzellanteint rötete sich sanft im gnadenlosen Casinolicht, ihr Lächeln zauberte ein Grübchen auf ihre Wange. »Da liegen Sie schon richtig. Rose war der Mädchenname meiner Mutter. Celia Rose. Sie war ein Showgirl.« »Ist sie inzwischen im Ruhestand?« »Sie ist bei meiner Geburt gestorben.« Amber schlug betrübt die Augen nieder. »Und, Mike, was führt Sie nach Vegas?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. Erst jetzt bemerkte sie, dass er ihre rechte Hand noch immer festhielt. Mike genoss die Berührung, die sich so richtig anfühlte und hatte angefangen, mit dem Daumen sanfte Kreise auf ihr Handgelenk zu malen. Da sie offensichtlich nicht über ihre Mutter sprechen wollte, ließ er das Thema fallen. »Eine Hochzeit.«
Copyright © 2009 by Karne Drogin
Copyright © 2010 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Übersetzung:»Ursula C. Sturm«
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Autoren-Porträt von Carly Phillips
Carly Phillips, eine New-York-Times- und USA-Today-Bestsellerautorin, hat über 50 prickelnde Liebesromane geschrieben, mit heissen Männern, starken Frauen und den emotional fesselnden Geschichten, die ihre Leser*innen inzwischen erwarten und lieben. Sie ist glücklich verheiratet mit ihrer Collegeliebe, hat zwei fast erwachsene Töchter und drei verrückte Hunde, die auf ihrer Facebook-Fan-Page und ihrer Website zu bewundern sind. Carly Phillips liebt die sozialen Medien und steht in engem Kontakt mit ihren Leser*innen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carly Phillips
- 2010, Deutsche Erstausgabe, 439 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Birgit Groll
- Übersetzer: Ursula C. Sturm
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453580478
- ISBN-13: 9783453580473
- Erscheinungsdatum: 04.12.2009
Rezension zu „Spiel mit mir! “
"Rasant und sexy." The New York Times
Pressezitat
"Rasant und sexy." The New York Times
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