Hlavácek, K: Spät gegen Morgen
(Sprache: Tschechisch, Deutsch)
Karel Hlaváceks zweite Lyriksammlung "Spät gegen Morgen" verhalf ihm zum Durchbruch. Seine Gedichte bestechen teils durch eine äusserst suggestive Klangsprache, teils durch eine gewisse neugierige Jugendlichkeit. Zugleich scheinen Hlaváceks Phantasien von...
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Klappentext zu „Hlavácek, K: Spät gegen Morgen “
Karel Hlaváceks zweite Lyriksammlung "Spät gegen Morgen" verhalf ihm zum Durchbruch. Seine Gedichte bestechen teils durch eine äusserst suggestive Klangsprache, teils durch eine gewisse neugierige Jugendlichkeit. Zugleich scheinen Hlaváceks Phantasien von Weltuntergang und Machtlosigkeit heutzutage besonders aktuell zu sein.Der einflussreiche Surrealist Vítezslav Nezval schätzte Hlavácek sehr, besonders für dessen von irrationalen Bildern geprägte Gedichte "Ich lasse die Viola in der tiefsten Stimmung klingen" und "Es spielte wer Oboe" (letzteres Gedicht, das zu keiner Sammlung gehört, ist in den Anhang unserer Ausgabe aufgenommen worden). Auch wurde Hlavácek - nicht nur wegen seines frühen Todes - oft mit dem tschechischen Nationaldichter Karel Hynek Mácha verglichen.Hlaváceks Sammlung "Spät gegen Morgen" gleicht Variationen auf ein bedrohliches Ende der Nacht, auf ein Ende der Angst, das bedrohlicher wirkt als die Angst selbst, auf das Ende eines Traums, aus dem man all seinen Schrecken zum Trotz nicht erwachen will, weil er ja auch schön ist. Die Düsternis ist bei Hlavácek stets auch ironisch und lustvoll.
Lese-Probe zu „Hlavácek, K: Spät gegen Morgen “
Ich lasse die Viola in der tiefsten Stimmung klingen,um spät des Abends, sie begleitend, leise mitzusingen.In Leidenschaft, die lang ergraute, trübe Launen laden,leg ich den Zauber alter und ironischer Balladen.Mein Erbstück, die Viola, will für die, für die nur rauschen,die früh nach unsicheren Nächten in die Ferne lauschen.Mein Lied will in sich all den Gram von alledem vereinen,das wuchs, erblühte, süsse Früchte trug umsonst, für keinen,Will dessen Hoffnung fühlen, dessen vage Zärtlichkeiten,das aus dem schweren Ufersand zu spriessen sucht in Weiten,Und will den Sinnen scheu und sanft als Lock- und Rauschgift dienen,wie dicker Leitungsdraht erschwingt, vernebelt von Sordinen,Es sucht Vertraulichkeit, wenn still Staccati es verbreitet,wenn schwarz in tiefsten Lagen es zu weinen sich bereitet ...Mein Erbstück, die Viola, werd ich dann nur, dann nur streichen,wenn sich der Mond erst zeigen soll, die Nacht noch lang nicht weichen.Meine Vigil fällt streng in weite Wasser, Waldgeäste,das Land durchwandert das Geheimnis hoher Gottesfeste.Nervös sind meine schlanken Finger, wenn die Saiten schwingen,wenn spät des Abends ich beginne leise mitzusingen ...Ich lasse die Viola in der tiefsten Stimmung klingen.
Autoren-Porträt von Karel Hlavácek
Hlavácek, KarelKarel Hlavácek stammte aus einer Arbeiterfamilie, war Dichter und bildender Künstler. Trotz seines frühen Todes mit 23 Jahren an Tuberkulose gehört er neben Otokar Brezina zu den bedeutendsten Vertretern des tschechischen Symbolismus.
Bibliographische Angaben
- Autor: Karel Hlavácek
- 2021, 175 Seiten, Masse: 14,5 x 18,9 cm, Gebunden, Deutsch/Tschechisch
- Übersetzung:Cikán, Ondrej
- Übersetzer: Ondrej Cikán
- Verlag: Ketos Verlag
- ISBN-10: 3903124176
- ISBN-13: 9783903124172
Sprache:
Tschechisch, Deutsch
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