Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4
Hochspannend und emotional: Der 4. Fall für Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein von der Bestsellerautorin. Originalausgabe
Vor Jahren verschwanden in einem kleinen Taunusort zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmaßlichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd.
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4 “
Vor Jahren verschwanden in einem kleinen Taunusort zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmaßlichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd.
Klappentext zu „Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4 “
Der Millionen-Bestseller von Nele NeuhausSulzbach im Taunus: An einem regnerischen Novemberabend wird eine Frau von einer Brücke auf die Strasse gestossen. Die Ermittlungen führen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein in die Vergangenheit: Vor vielen Jahren verschwanden in dem kleinen Taunusort Altenhain zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmasslichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd ...
Lese-Probe zu „Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4 “
Schneewittchen muss sterben von Nele Nauhaus Prolog
Die rostige Eisentreppe war schmal und führte steil nach unten. Er tastete an der Wand nach dem Lichtschalter. Sekunden später tauchte die 25-Watt-Birne den kleinen Raum in schummeriges Licht. Lautlos öffnete sich die schwere Eisentür. Er ölte regelmäßig die Scharniere, damit kein Quietschen sie aufweckte, wenn er sie besuchte. Warme Luft, vermischt mit dem süßlichen Duft verwelkender Blumen, drang ihm entgegen. Sorgfältig schloss er die Tür hinter sich, schaltete das Licht ein und verharrte einen Moment reglos. Der große, etwa zehn Meter lange und fünf Meter breite Raum war schlicht eingerichtet, aber sie schien sich hier wohl zu fühlen. Er ging hinüber zur Stereoanlage und betätigte die PLAY-Taste. Die raue Stimme von Bryan Adams füllte den Raum.
Er selbst konnte der Musik nicht viel abgewinnen, aber sie liebte den kanadischen Sänger, und er pflegte Rücksicht auf ihre Vorlieben zu nehmen. Wenn er sie schon verstecken musste, dann sollte es ihr an nichts fehlen. Wie üblich sagte sie nichts. Sie sprach nicht mit ihm, antwortete ihm nie auf seine Fragen, aber das störte ihn nicht. Er rückte die spanische Wand, die den Raum diskret teilte, beiseite. Da lag sie, still und schön auf dem schmalen Bett, die Hände auf dem Bauch gefaltet, das lange Haar breitete sich wie ein schwarzer Fächer um ihren Kopf aus.
Neben dem Bett standen ihre Schuhe, auf dem Nachttisch ein Strauß verwelkter weißer Lilien in einer gläsernen Vase.
»Hallo, Schneewittchen«, sagte er leise. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Die Hitze war kaum auszuhalten, aber sie mochte es so. Schon früher hatte sie schnell gefroren. Sein Blick wanderte zu den Fotos, die er für sie neben ihrem Bett aufgehängt hatte.
Er wollte sie bitten, ob
... mehr
er ein neues Foto dazuhängen durfte. Aber er musste diese Bitte zu einem geeigneten Moment anbringen, nicht dass sie beleidigt war. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante. Die Matratze senkte sich unter seinem Gewicht, und für einen Moment glaubte er schon, sie habe sich bewegt. Aber nein. Sie bewegte sich nie. Er streckte die Hand aus und legte sie an ihre Wange.
Ihre Haut hatte im Laufe der Jahre einen gelblichen Farbton angenommen, fühlte sich fest und ledrig an. Sie hatte wie immer die Augen geschlossen, und wenn auch ihre Haut nicht mehr so zart und rosig war, ihr Mund war so schön wie früher, als sie noch mit ihm geredet und ihn angelächelt hatte. Eine ganze Weile saß er da und betrachtete sie.
Nie war der Wunsch, sie zu beschützen, stärker gewesen. »Ich muss wieder gehen«, sagte er schließlich bedauernd. »Ich habe so viel zu tun.« Er stand auf, nahm die welken Blumen aus der Vase und vergewisserte sich, dass die Flasche Cola auf ihrem Nachttischchen voll war. »Du sagst mir, wenn du etwas brauchst, ja?« Manchmal vermisste er ihr Lachen, dann wurde er traurig.
Natürlich wusste er, dass sie tot war, dennoch fand er es einfacher, so zu tun, als wisse er es nicht. So ganz hatte er die Hoffnung auf ein Lächeln von ihr nie aufgegeben.
Donnerstag, 6. November 2008
Er sagte nicht »Auf Wiedersehen«. Niemand, der aus dem Knast entlassen wird, sagt »Auf Wiedersehen«. Oft, sehr oft hatte er sich in den vergangenen zehn Jahren den Tag seiner Haftentlassung ausgemalt. Jetzt musste er feststellen, dass seine Gedanken eigentlich immer nur bis zu dem Augenblick gegangen waren, in dem er durch das Tor in die Freiheit trat, die ihm plötzlich bedrohlich erschien.
Er hatte keine Pläne für sein Leben. Nicht mehr. Auch ohne die gebetsmühlenartigen Vorhaltungen der Sozialarbeiter war ihm seit langem bewusst, dass die Welt nicht auf ihn wartete und er sich auf allerhand Vorbehalte und Niederlagen in seiner nicht mehr besonders rosigen Zukunft würde einstellen müssen. Eine Karriere als Arzt, die er damals nach seinem Einser-Abi angestrebt hatte, konnte er vergessen. Unter Umständen mochten ihm sein Studium und die Ausbildung zum Schlosser, die er im Knast absolviert hatte, weiterhelfen.
Auf jeden Fall war es an der Zeit, dem Leben ins Auge zu sehen. Als sich das graue, zackenbewehrte Eisentor der JVA Rockenberg mit einem metallischen Scheppern hinter ihm schloss, sah er sie auf der anderen Straßenseite stehen. Obwohl sie in den vergangenen zehn Jahren die Einzige aus der alten Clique gewesen war, die ihm regelmäßig geschrieben hatte, war er erstaunt, sie hier zu sehen. Eigentlich hatte er seinen Vater erwartet.
Sie lehnte am Kotflügel eines silbernen Geländewagens, ein Handy am Ohr, und rauchte mit hastigen Zügen eine Zigarette. Er blieb stehen. Als sie ihn erkannte, richtete sie sich auf, steckte das Telefon in die Manteltasche und schnippte die Kippe weg. Er zögerte einen Augenblick, bevor er die kopfsteingepflasterte Straße überquerte, den kleinen Koffer mit seinen Habseligkeiten in der linken Hand, und vor ihr stehen blieb. »Hallo, Tobi«, sagte sie und lächelte nervös.
Zehn Jahre waren eine lange Zeit; genauso lange hatten sie sich nicht gesehen, denn er hatte nicht gewollt, dass sie ihn besuchte. »Hallo, Nadja«, erwiderte er. Eigenartig, sie bei diesem fremden Namen zu nennen. In Wirklichkeit sah sie besser aus als im Fernsehen. Jünger. Sie standen sich gegenüber, blickten einander an, zögerten.
Ein kühler Wind trieb das trockene Herbstlaub raschelnd über das Pflaster. Die Sonne hatte sich hinter dichten grauen Wolken versteckt. Es war kalt. »Schön, dass du wieder draußen bist.« Sie schlang ihre Arme um seine Mitte und küsste seine Wange. »Ich freue mich. Echt.« »Ich freue mich auch.« In dem Augenblick, in dem er diese Floskel aussprach, fragte er sich, ob das stimmte. Freude fühlte sich anders an als dieses Gefühl der Fremdheit, der Unsicherheit.
Sie ließ ihn los, weil er keine Anstalten machte, sie ebenfalls zu umarmen. Früher einmal war sie, die Nachbarstochter, seine beste Freundin gewesen, ihre Existenz in seinem Leben eine Selbstverständlichkeit. Nadja war die Schwester, die er nie gehabt hatte. Aber jetzt hatte sich alles verändert, nicht nur ihr Name. Aus der burschikosen Nathalie, die sich für ihre Sommersprossen, für die Zahnspange und ihren Busen geschämt hatte, war Nadja von Bredow geworden, eine berühmte und gefragte Schauspielerin.
Sie hatte ihren ehrgeizigen Traum verwirklicht, hatte das Dorf, aus dem sie beide stammten, weit hinter sich gelassen und war auf der Leiter des gesellschaftlichen Ansehens bis ganz nach oben geklettert. Er selbst konnte seinen Fuß nicht einmal mehr auf die unterste Stufe dieser Leiter stellen. Seit heute war er ein Exknacki, der zwar seine Strafe abgesessen hatte, den aber die Gesellschaft nicht gerade mit offenen Armen erwartete.
»Dein Vater hatte für heute nicht freibekommen.« Unvermittelt machte sie einen Schritt von ihm weg, mied dabei seinen Blick, als ob sich seine Befangenheit auf sie übertragen hätte.
»Deshalb hole ich dich ab.«
»Das ist nett von dir.« Tobias schob seinen Koffer auf den Rücksitz ihres Autos und setzte sich auf den Beifahrersitz. Das helle Leder hatte noch keinen einzigen Kratzer, das Wageninnere roch neu.
»Wow«, sagte er ehrlich beeindruckt und warf einen Blick auf das Cockpit, das dem eines Flugzeugs ähnelte.
»Tolles Auto.« Nadja lächelte kurz, gurtete sich an und drückte auf einen Knopf, ohne den Schlüssel in die Zündung gesteckt zu haben. Sofort sprang der Motor mit einem dezenten Surren an. Gekonnt manövrierte sie den wuchtigen Wagen aus der Parklücke.
Tobias' Blick streifte ein paar mächtige Kastanien, die dicht an der Gefängnismauer standen. Ihr Anblick von seinem Zellenfenster aus war während der vergangenen zehn Jahre sein Kontakt zur Außenwelt gewesen. Die Bäume im Wechsel der Jahreszeiten waren für ihn zum einzig realen Bezug nach draußen geworden, während der Rest der Welt in einem diffusen Nebel hinter den Gefängnismauern verschwunden war.
Und nun musste er, der verurteilte Mädchenmörder, nach Verbüßung seiner Strafe zurück in diesen Nebel. Ob er wollte oder nicht.
Ihre Haut hatte im Laufe der Jahre einen gelblichen Farbton angenommen, fühlte sich fest und ledrig an. Sie hatte wie immer die Augen geschlossen, und wenn auch ihre Haut nicht mehr so zart und rosig war, ihr Mund war so schön wie früher, als sie noch mit ihm geredet und ihn angelächelt hatte. Eine ganze Weile saß er da und betrachtete sie.
Nie war der Wunsch, sie zu beschützen, stärker gewesen. »Ich muss wieder gehen«, sagte er schließlich bedauernd. »Ich habe so viel zu tun.« Er stand auf, nahm die welken Blumen aus der Vase und vergewisserte sich, dass die Flasche Cola auf ihrem Nachttischchen voll war. »Du sagst mir, wenn du etwas brauchst, ja?« Manchmal vermisste er ihr Lachen, dann wurde er traurig.
Natürlich wusste er, dass sie tot war, dennoch fand er es einfacher, so zu tun, als wisse er es nicht. So ganz hatte er die Hoffnung auf ein Lächeln von ihr nie aufgegeben.
Donnerstag, 6. November 2008
Er sagte nicht »Auf Wiedersehen«. Niemand, der aus dem Knast entlassen wird, sagt »Auf Wiedersehen«. Oft, sehr oft hatte er sich in den vergangenen zehn Jahren den Tag seiner Haftentlassung ausgemalt. Jetzt musste er feststellen, dass seine Gedanken eigentlich immer nur bis zu dem Augenblick gegangen waren, in dem er durch das Tor in die Freiheit trat, die ihm plötzlich bedrohlich erschien.
Er hatte keine Pläne für sein Leben. Nicht mehr. Auch ohne die gebetsmühlenartigen Vorhaltungen der Sozialarbeiter war ihm seit langem bewusst, dass die Welt nicht auf ihn wartete und er sich auf allerhand Vorbehalte und Niederlagen in seiner nicht mehr besonders rosigen Zukunft würde einstellen müssen. Eine Karriere als Arzt, die er damals nach seinem Einser-Abi angestrebt hatte, konnte er vergessen. Unter Umständen mochten ihm sein Studium und die Ausbildung zum Schlosser, die er im Knast absolviert hatte, weiterhelfen.
Auf jeden Fall war es an der Zeit, dem Leben ins Auge zu sehen. Als sich das graue, zackenbewehrte Eisentor der JVA Rockenberg mit einem metallischen Scheppern hinter ihm schloss, sah er sie auf der anderen Straßenseite stehen. Obwohl sie in den vergangenen zehn Jahren die Einzige aus der alten Clique gewesen war, die ihm regelmäßig geschrieben hatte, war er erstaunt, sie hier zu sehen. Eigentlich hatte er seinen Vater erwartet.
Sie lehnte am Kotflügel eines silbernen Geländewagens, ein Handy am Ohr, und rauchte mit hastigen Zügen eine Zigarette. Er blieb stehen. Als sie ihn erkannte, richtete sie sich auf, steckte das Telefon in die Manteltasche und schnippte die Kippe weg. Er zögerte einen Augenblick, bevor er die kopfsteingepflasterte Straße überquerte, den kleinen Koffer mit seinen Habseligkeiten in der linken Hand, und vor ihr stehen blieb. »Hallo, Tobi«, sagte sie und lächelte nervös.
Zehn Jahre waren eine lange Zeit; genauso lange hatten sie sich nicht gesehen, denn er hatte nicht gewollt, dass sie ihn besuchte. »Hallo, Nadja«, erwiderte er. Eigenartig, sie bei diesem fremden Namen zu nennen. In Wirklichkeit sah sie besser aus als im Fernsehen. Jünger. Sie standen sich gegenüber, blickten einander an, zögerten.
Ein kühler Wind trieb das trockene Herbstlaub raschelnd über das Pflaster. Die Sonne hatte sich hinter dichten grauen Wolken versteckt. Es war kalt. »Schön, dass du wieder draußen bist.« Sie schlang ihre Arme um seine Mitte und küsste seine Wange. »Ich freue mich. Echt.« »Ich freue mich auch.« In dem Augenblick, in dem er diese Floskel aussprach, fragte er sich, ob das stimmte. Freude fühlte sich anders an als dieses Gefühl der Fremdheit, der Unsicherheit.
Sie ließ ihn los, weil er keine Anstalten machte, sie ebenfalls zu umarmen. Früher einmal war sie, die Nachbarstochter, seine beste Freundin gewesen, ihre Existenz in seinem Leben eine Selbstverständlichkeit. Nadja war die Schwester, die er nie gehabt hatte. Aber jetzt hatte sich alles verändert, nicht nur ihr Name. Aus der burschikosen Nathalie, die sich für ihre Sommersprossen, für die Zahnspange und ihren Busen geschämt hatte, war Nadja von Bredow geworden, eine berühmte und gefragte Schauspielerin.
Sie hatte ihren ehrgeizigen Traum verwirklicht, hatte das Dorf, aus dem sie beide stammten, weit hinter sich gelassen und war auf der Leiter des gesellschaftlichen Ansehens bis ganz nach oben geklettert. Er selbst konnte seinen Fuß nicht einmal mehr auf die unterste Stufe dieser Leiter stellen. Seit heute war er ein Exknacki, der zwar seine Strafe abgesessen hatte, den aber die Gesellschaft nicht gerade mit offenen Armen erwartete.
»Dein Vater hatte für heute nicht freibekommen.« Unvermittelt machte sie einen Schritt von ihm weg, mied dabei seinen Blick, als ob sich seine Befangenheit auf sie übertragen hätte.
»Deshalb hole ich dich ab.«
»Das ist nett von dir.« Tobias schob seinen Koffer auf den Rücksitz ihres Autos und setzte sich auf den Beifahrersitz. Das helle Leder hatte noch keinen einzigen Kratzer, das Wageninnere roch neu.
»Wow«, sagte er ehrlich beeindruckt und warf einen Blick auf das Cockpit, das dem eines Flugzeugs ähnelte.
»Tolles Auto.« Nadja lächelte kurz, gurtete sich an und drückte auf einen Knopf, ohne den Schlüssel in die Zündung gesteckt zu haben. Sofort sprang der Motor mit einem dezenten Surren an. Gekonnt manövrierte sie den wuchtigen Wagen aus der Parklücke.
Tobias' Blick streifte ein paar mächtige Kastanien, die dicht an der Gefängnismauer standen. Ihr Anblick von seinem Zellenfenster aus war während der vergangenen zehn Jahre sein Kontakt zur Außenwelt gewesen. Die Bäume im Wechsel der Jahreszeiten waren für ihn zum einzig realen Bezug nach draußen geworden, während der Rest der Welt in einem diffusen Nebel hinter den Gefängnismauern verschwunden war.
Und nun musste er, der verurteilte Mädchenmörder, nach Verbüßung seiner Strafe zurück in diesen Nebel. Ob er wollte oder nicht.
... weniger
Autoren-Porträt von Nele Neuhaus
Nele Neuhaus, geboren 1967 in Münster / Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman Schneewittchen muss sterben brachte ihr den großen Durchbruch, seitdem gehört sie zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands. Ihre Romane wurden bisher in 20 Länder verkauft.
Autoren-Interview mit Nele Neuhaus
Interview mit Nele NeuhausFrau Neuhaus, Schriftstellerin zu sein, war schon immer Ihr Traumberuf. Was begeistert Sie besonders am Schreiben?
Nele Neuhaus: Ich schreibe einfach gern! Es ist nicht nur das schriftstellerische Schreiben, ich bin allgemein ein „Schreib-Mensch“, liebe die Kommunikation via E-Mail oder SMS. Aber die Schreiberei als solche ist ein Teil meines Lebens seitdem ich denken kann. Schon bevor ich in die Schule kam verfasste ich Geschichten – dank meiner Eltern gibt es heute noch Erinnerungen an diese Anfänge. Ich denke mir gerne etwas aus, ich formuliere und fabuliere gerne und in mir drin ist ein starker Drang, dies dann auch zu Papier zu bringen. Schon früher habe ich mich auf die Stunden am Schreibtisch gefreut. Ich ganz allein mit meinen Figuren – wundervoll! Übrigens: nur etwa 5 % von dem was ich schreibe wird veröffentlicht, den Rest schreibe ich ganz für mich selbst!
Ihr aktueller Titel „Schnewittchen muss sterben“ eroberte sofort die Bestsellerlisten, ihre Fan-Gemeinde wächst rasant. Wie fühlt sich dieser Erfolg an?
Nele Neuhaus: Es ist ein unglaubliches und wundervolles Gefühl! Insgeheim träumt wohl jeder Schriftsteller von einem solchen Erfolg, wie ich ihn zurzeit erleben darf. Manchmal halte ich inne und frage mich, ob das alles tatsächlich mir passiert. Aber da ich gut geerdet bin und mein Alltagsleben ganz normal weitergeht, bleibe ich auf dem Teppich, bin überglücklich und genieße diese unvergleichliche Zeit. Es ist großartig, dass ich meinen Leserinnen und Lesern mit den von mir erdachten Geschichten und Figuren spannende Stunden bescheren kann und ich freue mich, dass meine Fans mit Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff mitfiebern.
... mehr
Sie führen gemeinsam mit Ihrem Mann ein eigenes Unternehmen, was vermutlich einen Grossteil Ihrer Zeit in Anspruch nimmt. Ist es schwierig für Sie, trotzdem noch die Zeit zum Schreiben zu finden?
Nele Neuhaus: Ja, das ist nicht so einfach! Wir haben eine Fleischwarenfabrik und ich bin täglich halbtags dort, bediene Kunden und kümmere mich um das Büro. Aber die Nachmittage sind für das Schreiben reserviert. Früher habe ich in dieser Zeit die Springpferde meines Mannes trainiert, aber seitdem er nicht mehr aktiv reitet und unserer Pferde ihr Gnadenbrot bekommen, habe ich mehr Freiräume als früher, die ich so effektiv wie möglich nutze.
Den Reiz ihrer Krimis macht u.a. auch aus, dass sie die privaten Seiten, Sorgen und Probleme Ihres Ermittlerduos Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff beschreiben. Als Leser/in hat man so dass Gefühl, die beiden gut zu kennen. Haben Sie selbst auch eine „Beziehung“ zu den beiden? Also z.B. das Gefühl, dass die beiden wie gute Bekannte oder Freunde für Sie sind oder trennen Sie strikt zwischen Ihrer Roman-Welt und der Realität?
Nele Neuhaus: Mittlerweile kann ich sehr gut zwischen Realität und „Bücherwelt“ trennen. Bei meinem ersten Roman „Unter Haien“, an dem ich acht Jahre lang geschrieben habe, war das anders. Da hatte ich nach Beendigung der Schreibarbeit echt das Gefühl, Freunde verloren zu haben. Pia und Oliver sind hingegen sind schon „alte Bekannte“, sie treffe ich ja regelmäßig wieder!Es macht mir große Freude, sie zu entwickeln. Beim Autofahren oder Hundespaziergang halte ich mit ihnen und meinen anderen Figuren Zwiesprache, um mich auf diese Weise in sie und ihre Gedankenwelt einzufühlen. Das ist manchmal schon ein wenig verrückt, aber notwendig, um sie lebendig werden zu lassen.
In „Schneewittchen muss sterben“ beschreiben Sie sehr gekonnt und spannend die menschlichen Abgründe in einem kleinen Dorf. Werden Sie hier inspiriert durch tatsächliche Begebenheiten? Wie entsteht bei Ihnen überhaupt die Idee zu einem Roman?
Nele Neuhaus: Inspiriert werde ich durch Dinge, die zuerst keine große Bedeutung haben: ein Zeitungsartikel, eine TV-Dokumentation, eine Geschichte, die jemand erzählt. Dann beginnt mein Gehirn im Stillen zu arbeiten, die Idee entwickelt sich irgendwo in meinem Kopf, ohne dass ich dasitze und verzweifelt nachgrüble. Und eines Tages ist sie plötzlich da, sie springt mich an und dann weiß ich – das ist das Thema, der Kern der Geschichte, die ich erzählen will. Die Entwicklung des Plots zieht sich dann über Wochen und Monate hin, und dabei werde ich von meiner phantastischen Lektorin unterstützt, die von Anfang an die Entstehung begleitet, mir Ratschläge gibt und mit mir diskutiert. Und während der Arbeit am Manuskript feile und überlege ich noch, manchmal kommt es noch zu einer neuen Wendung, die sich aus der entstehenden Geschichte entwickelt. Das ist faszinierend und unwahrscheinlich spannend!
Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Krimis nicht im Taunus, sondern ganz woanders spielen zu lassen? Und wenn, dann wo?
Nele Neuhaus: Mein allererstes Buch, der Thriller „Unter Haien“, spielt zum Beispiel in New York! Ich glaube, ich hätte überhaupt kein Problem, meine Bücher auch an anderen Orten als im Taunus spielen zu lassen. Vielleicht werde ich eines Tages mal etwas ganz anderes schreiben, Ideen habe ich schon genug. Angedachte Schauplätze sind England, Frankreich und der mittlere Westen der USA. Aber auch in Deutschland gibt es spannende Regionen mit viel Potenzial. Und es müssen ja nicht immer Krimis sein!
Sie planen auch eine Jugendbuch-Serie mit, wie Sie sagen „pferdigem Hintergrund“. Wird es hier auch eine Krimi-Handlung geben?
Nele Neuhaus: Ich schreibe aktuell mit großer Freude an den ersten beiden Bänden einer Reihe für 11 bis 13jährige Mädchen, die unter dem Reihentitel „Elena – ein Leben für Pferde“ bei Planet Girl/Thienemann im kommenden Jahr erscheinen werden. Da geht es natürlich um Pferde, aber die Handlung ist schon ein wenig komplexer. Ganz so blutig wie in meinen Taunus-Krimis wird es nicht, aber meine zehnjährige Nichte, die das Manuskript probelesen durfte, hat sich an ein paar Stellen so gegruselt, dass sie nachts davon geträumt hat. Es wird spannend, aber auch etwas fürs Herz und natürlich für Pferdefreund(innen)!
Sie empfehlen Nachwuchsautoren, selbst viel zu lesen. Welche Bücher lesen Sie persönlich gerne? Nur Krimis oder auch andere Genres? Und gibt es Autor/innen, die Sie als Vorbild sehen?
Nele Neuhaus: Vorbilder habe ich keine bestimmten. Ich habe schon immer sehr, sehr viel gelesen. Meine Eltern haben uns 4 Geschwister zu Leseratten erzogen und dafür bin ich ihnen dankbar. Meine Vorlieben wechseln. Mit 14, 15 war ich ganz wild auf Konsalik, Simmel und verschiedene Herz-Schmerz-Autoren, dann kamen die amerikanischen Thriller: Grisham, Follet, Ridpath und viele andere, natürlich Elizabeth George. Als Pferdenärrin ist Dick Francis eine Pflichtlektüre. Schier gefressen habe ich Stieg Larsson, Fred Vargas, Camilla Läckberg, Harry Potter, die Bis(s)-Romane und einige deutschsprachige Kollegen. Bis heute lese ich quer durchs Gemüsebeet, viel natürlich auch an Fachliteratur zu Recherchezwecken. Was mir nicht so viel sagt ist Fantasy und Science Fiction, da werde ich nicht richtig warm. Ein schöner Nebeneffekt als Ullstein-Autorin: ich bekomme auch mal Bücher zum Lesen, die noch gar nicht erschienen sind…
Ebenso empfehlen Sie, gegenlesen zu lassen. Wer übernimmt das bei Ihnen?
Nele Neuhaus: Als erstes natürlich meine Lektorin. Aber auch meine lesebegeisterte Familie darf alles lesen, was ich schreibe. Das tun meine Mutter, meine Schwestern und Nichten sehr gerne und sie teilen mir offen und ehrlich ihre Meinung mit. Außerdem habe ich ein paar gute Freundinnen, die auch während der Entstehung immer wieder in den Text reinlesen und mir ihre Kommentare und Anmerkungen mit auf den Weg geben.
Woran schreiben Sie gerade? Können wir auf eine Fortsetzung mit dem Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff hoffen?
Nele Neuhaus: Ja, natürlich! 2011 wird der 5. Fall für Oli und Pia erscheinen. Das Gerüst steht schon, alle Wendungen und Schlichen sind erdacht, jetzt muss ich die Geschichte mit Fleisch und Blut füllen. Nach den Aufregungen um den tollen Erfolg von „Schneewittchen muss sterben“ fiel es mir ein wenig schwer, wieder in den „Schreibmodus“ zu gelangen, deshalb arbeite ich jetzt erstmal an Band 2 der Elena-Reihe. Aber in drei, vier Wochen ermittle ich wieder im Taunus und werde Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff erneut ein paar schwierige Nüsse zu knacken geben – beruflich wie privat! Darauf freue ich mich schon sehr!
Sie führen gemeinsam mit Ihrem Mann ein eigenes Unternehmen, was vermutlich einen Grossteil Ihrer Zeit in Anspruch nimmt. Ist es schwierig für Sie, trotzdem noch die Zeit zum Schreiben zu finden?
Nele Neuhaus: Ja, das ist nicht so einfach! Wir haben eine Fleischwarenfabrik und ich bin täglich halbtags dort, bediene Kunden und kümmere mich um das Büro. Aber die Nachmittage sind für das Schreiben reserviert. Früher habe ich in dieser Zeit die Springpferde meines Mannes trainiert, aber seitdem er nicht mehr aktiv reitet und unserer Pferde ihr Gnadenbrot bekommen, habe ich mehr Freiräume als früher, die ich so effektiv wie möglich nutze.
Den Reiz ihrer Krimis macht u.a. auch aus, dass sie die privaten Seiten, Sorgen und Probleme Ihres Ermittlerduos Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff beschreiben. Als Leser/in hat man so dass Gefühl, die beiden gut zu kennen. Haben Sie selbst auch eine „Beziehung“ zu den beiden? Also z.B. das Gefühl, dass die beiden wie gute Bekannte oder Freunde für Sie sind oder trennen Sie strikt zwischen Ihrer Roman-Welt und der Realität?
Nele Neuhaus: Mittlerweile kann ich sehr gut zwischen Realität und „Bücherwelt“ trennen. Bei meinem ersten Roman „Unter Haien“, an dem ich acht Jahre lang geschrieben habe, war das anders. Da hatte ich nach Beendigung der Schreibarbeit echt das Gefühl, Freunde verloren zu haben. Pia und Oliver sind hingegen sind schon „alte Bekannte“, sie treffe ich ja regelmäßig wieder!Es macht mir große Freude, sie zu entwickeln. Beim Autofahren oder Hundespaziergang halte ich mit ihnen und meinen anderen Figuren Zwiesprache, um mich auf diese Weise in sie und ihre Gedankenwelt einzufühlen. Das ist manchmal schon ein wenig verrückt, aber notwendig, um sie lebendig werden zu lassen.
In „Schneewittchen muss sterben“ beschreiben Sie sehr gekonnt und spannend die menschlichen Abgründe in einem kleinen Dorf. Werden Sie hier inspiriert durch tatsächliche Begebenheiten? Wie entsteht bei Ihnen überhaupt die Idee zu einem Roman?
Nele Neuhaus: Inspiriert werde ich durch Dinge, die zuerst keine große Bedeutung haben: ein Zeitungsartikel, eine TV-Dokumentation, eine Geschichte, die jemand erzählt. Dann beginnt mein Gehirn im Stillen zu arbeiten, die Idee entwickelt sich irgendwo in meinem Kopf, ohne dass ich dasitze und verzweifelt nachgrüble. Und eines Tages ist sie plötzlich da, sie springt mich an und dann weiß ich – das ist das Thema, der Kern der Geschichte, die ich erzählen will. Die Entwicklung des Plots zieht sich dann über Wochen und Monate hin, und dabei werde ich von meiner phantastischen Lektorin unterstützt, die von Anfang an die Entstehung begleitet, mir Ratschläge gibt und mit mir diskutiert. Und während der Arbeit am Manuskript feile und überlege ich noch, manchmal kommt es noch zu einer neuen Wendung, die sich aus der entstehenden Geschichte entwickelt. Das ist faszinierend und unwahrscheinlich spannend!
Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Krimis nicht im Taunus, sondern ganz woanders spielen zu lassen? Und wenn, dann wo?
Nele Neuhaus: Mein allererstes Buch, der Thriller „Unter Haien“, spielt zum Beispiel in New York! Ich glaube, ich hätte überhaupt kein Problem, meine Bücher auch an anderen Orten als im Taunus spielen zu lassen. Vielleicht werde ich eines Tages mal etwas ganz anderes schreiben, Ideen habe ich schon genug. Angedachte Schauplätze sind England, Frankreich und der mittlere Westen der USA. Aber auch in Deutschland gibt es spannende Regionen mit viel Potenzial. Und es müssen ja nicht immer Krimis sein!
Sie planen auch eine Jugendbuch-Serie mit, wie Sie sagen „pferdigem Hintergrund“. Wird es hier auch eine Krimi-Handlung geben?
Nele Neuhaus: Ich schreibe aktuell mit großer Freude an den ersten beiden Bänden einer Reihe für 11 bis 13jährige Mädchen, die unter dem Reihentitel „Elena – ein Leben für Pferde“ bei Planet Girl/Thienemann im kommenden Jahr erscheinen werden. Da geht es natürlich um Pferde, aber die Handlung ist schon ein wenig komplexer. Ganz so blutig wie in meinen Taunus-Krimis wird es nicht, aber meine zehnjährige Nichte, die das Manuskript probelesen durfte, hat sich an ein paar Stellen so gegruselt, dass sie nachts davon geträumt hat. Es wird spannend, aber auch etwas fürs Herz und natürlich für Pferdefreund(innen)!
Sie empfehlen Nachwuchsautoren, selbst viel zu lesen. Welche Bücher lesen Sie persönlich gerne? Nur Krimis oder auch andere Genres? Und gibt es Autor/innen, die Sie als Vorbild sehen?
Nele Neuhaus: Vorbilder habe ich keine bestimmten. Ich habe schon immer sehr, sehr viel gelesen. Meine Eltern haben uns 4 Geschwister zu Leseratten erzogen und dafür bin ich ihnen dankbar. Meine Vorlieben wechseln. Mit 14, 15 war ich ganz wild auf Konsalik, Simmel und verschiedene Herz-Schmerz-Autoren, dann kamen die amerikanischen Thriller: Grisham, Follet, Ridpath und viele andere, natürlich Elizabeth George. Als Pferdenärrin ist Dick Francis eine Pflichtlektüre. Schier gefressen habe ich Stieg Larsson, Fred Vargas, Camilla Läckberg, Harry Potter, die Bis(s)-Romane und einige deutschsprachige Kollegen. Bis heute lese ich quer durchs Gemüsebeet, viel natürlich auch an Fachliteratur zu Recherchezwecken. Was mir nicht so viel sagt ist Fantasy und Science Fiction, da werde ich nicht richtig warm. Ein schöner Nebeneffekt als Ullstein-Autorin: ich bekomme auch mal Bücher zum Lesen, die noch gar nicht erschienen sind…
Ebenso empfehlen Sie, gegenlesen zu lassen. Wer übernimmt das bei Ihnen?
Nele Neuhaus: Als erstes natürlich meine Lektorin. Aber auch meine lesebegeisterte Familie darf alles lesen, was ich schreibe. Das tun meine Mutter, meine Schwestern und Nichten sehr gerne und sie teilen mir offen und ehrlich ihre Meinung mit. Außerdem habe ich ein paar gute Freundinnen, die auch während der Entstehung immer wieder in den Text reinlesen und mir ihre Kommentare und Anmerkungen mit auf den Weg geben.
Woran schreiben Sie gerade? Können wir auf eine Fortsetzung mit dem Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff hoffen?
Nele Neuhaus: Ja, natürlich! 2011 wird der 5. Fall für Oli und Pia erscheinen. Das Gerüst steht schon, alle Wendungen und Schlichen sind erdacht, jetzt muss ich die Geschichte mit Fleisch und Blut füllen. Nach den Aufregungen um den tollen Erfolg von „Schneewittchen muss sterben“ fiel es mir ein wenig schwer, wieder in den „Schreibmodus“ zu gelangen, deshalb arbeite ich jetzt erstmal an Band 2 der Elena-Reihe. Aber in drei, vier Wochen ermittle ich wieder im Taunus und werde Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff erneut ein paar schwierige Nüsse zu knacken geben – beruflich wie privat! Darauf freue ich mich schon sehr!
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Nele Neuhaus
- 2010, 36. Aufl., 544 Seiten, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: List TB.
- ISBN-10: 3548609821
- ISBN-13: 9783548609829
- Erscheinungsdatum: 03.06.2017
Rezension zu „Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4 “
»Nele Neuhaus versteht es perfekt, die Spannung auf konstant hohem Niveau zu halten.« krimi-couch.de
Kommentar zu "Schneewittchen muss sterben / Oliver von Bodenstein Bd.4"