Du sollst nicht sterben / Roy Grace Bd.6
Der sechste Fall für Roy Grace. Thriller
Ein Luxushotel in Brighton: In der Silvesternacht wird eine Frau vergewaltigt und ihrer Designer-Schuhe beraubt. Der Fall erinnert Detective Roy Grace an einen ungelösten Fall von 1997, als der »Schuh-Dieb« fünf Frauen vergewaltigte und eine sechste tötete.
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Produktinformationen zu „Du sollst nicht sterben / Roy Grace Bd.6 “
Ein Luxushotel in Brighton: In der Silvesternacht wird eine Frau vergewaltigt und ihrer Designer-Schuhe beraubt. Der Fall erinnert Detective Roy Grace an einen ungelösten Fall von 1997, als der »Schuh-Dieb« fünf Frauen vergewaltigte und eine sechste tötete.
Klappentext zu „Du sollst nicht sterben / Roy Grace Bd.6 “
Vergiss nie, dass ich dir ganz nah binDer sechste Fall für Detective Superintendent Roy Grace
Das Metropol Hotel in Brighton: Nach einem ausgelassenen Silvesterfest wird eine junge Frau brutal vergewaltigt, als sie auf ihr Zimmer geht. Eine Woche später wird eine andere Frau angegriffen. Der Täter stiehlt beiden Opfern die teuren Designer-Schuhe.
Das erinnert Roy Grace sehr an einen nie gelösten Fall aus dem Jahr 1997, als der, den sie damals den »Schuh-Dieb« nannten, fünf Frauen vergewaltigte und eine sechste tötete. Danach verschwand er spurlos. Ist der »Schuh-Dieb« wieder da?
In seinem sechsten Fall muss Detective Superintendent Roy Grace weit in die Vergangenheit gehen, um eine neuerliche Serie von Vergewaltigungen aufzuklären.
Lese-Probe zu „Du sollst nicht sterben / Roy Grace Bd.6 “
Du sollst nicht sterben von Peter James1
Donnerstag, 25. Dezember 1997
Wir alle machen Fehler. Meist sind es banale Dinge. Man vergisst, jemanden zurückzurufen oder Geld in die Parkuhr zu werfen oder Milch einzukaufen. Manchmal aber begehen wir - zum Glück sehr selten - den ganz großen Fehler.
Einen Fehler, der uns das Leben kosten könnte.
Einen Fehler, wie ihn Rachael Ryan beging.
Und sie hatte viel Zeit, darüber nachzudenken.
Wenn ... sie weniger betrunken gewesen wäre. Wenn ... es nicht so beschissen kalt gewesen wäre. Wenn ... es nicht angefangen hätte zu regnen. Wenn ... um 2.00 Uhr morgens an Heiligabend, besser gesagt, am Weihnachtsmorgen, nicht eine Schlange von hundert ähnlich betrunkenen Feiernden am Taxistand in der East Street in Brighton gewartet hätte. Wenn ... ihre Wohnung nicht so nah gewesen wäre, anders als die ihrer ähnlich betrunkenen Begleiterinnen Tracey und Jade, die weit weg am anderen Ende der Stadt wohnten.
Wenn ... sie auf Tracey und Jade gehört hätte, als sie sagten, sie solle nicht so furchtbar dumm sein. Es gebe doch jede Menge Taxis. Sie müssten gar nicht lange warten.
Sein ganzer Körper versteifte sich vor Aufregung. Nachdem er zwei Stunden die Gegend beobachtet hatte, bog die Frau, auf die er wartete, endlich in die Straße. Zu Fuß und allein! Perfekt!
... mehr
Sie trug einen Minirock und hatte ein Tuch um die Schultern gelegt. Sie wirkte etwas unsicher auf den Beinen, hatte vermutlich getrunken und trug sehr hohe Absätze. Sie hatte schöne Beine. Doch er interessierte sich mehr für ihre Schuhe. Genau seine Art von Schuhen. Hohe Absätze mit Riemchen um die Knöchel. Er liebte Riemchen um die Knöchel. Als sie im Schein der Natriumdampflampen näherkam, konnte er durch Fernglas und Rückfenster erkennen, dass sie glänzten, so wie er gehofft hatte.
Die Schuhe waren ungeheuer sexy!
Sie war genau die richtige Frau für ihn!
Meine Güte, war sie froh, dass sie zu Fuß gegangen war! Diese Schlange! Und jedes Taxi, das danach an ihr vorbeigefahren war, war besetzt gewesen. Ein frischer Nieselregen wehte ihr ins Gesicht, während Rachael an den Geschäften in der St. James's Street vorbeiwankte, vorbei am Gebäude des Royal Sussex County Hospital, und nach rechts in Paston Place einbog, wo der Wind stärker wurde und ihr die langen braunen Haare ums Gesicht peitschte. Sie ging in Richtung Meer und bog dann nach links in ihre von viktorianischen Reihenhäusern gesäumte Straße ein, in der Wind und Regen noch wilder an ihrer Frisur zerrten; doch das war ihr jetzt egal. In der Ferne erklang eine Sirene, Krankenwagen oder Polizei.
Sie kam an einem kleinen Auto mit beschlagenen Fenstern vorbei. Sie konnte die Umrisse eines schmusenden Paares erkennen und verspürte eine leichte Traurigkeit. Plötzlich sehnte sie sich nach Liam, dem sie vor sechs Monaten den Laufpass gegeben hatte. Das Arschloch war untreu gewesen - na schön, er hatte sie um Verzeihung angefleht, aber sie wusste, er würde es wieder und wieder tun, so war er eben. Dennoch vermisste sie ihn manchmal sehr und fragte sich, wo er jetzt sein mochte. Was er heute Abend vorhatte. Mit wem er zusammen war. Ganz sicher war er wieder mit einem Mädchen zusammen.
Und sie war allein.
Sie und Tracey und Jade. Die drei Depri-Singles nannten sie sich scherzhaft, doch dahinter verbarg sich eine schmerzhafte Wahrheit. Nach den zweieinhalb Jahren mit einem Mann, von dem sie geglaubt hatte, er sei der einzig Richtige zum Heiraten, fiel es ihr schwer, wieder allein zu sein. Vor allem an Weihnachten, wenn die Erinnerungen kamen.
Mein Gott, es war wirklich ein beschissenes Jahr gewesen. Im August war Prinzessin Diana gestorben. Und jetzt lag ihr eigenes Leben in Trümmern.
Sie sah auf die Uhr. 2.35 Uhr. Sie holte ihr Handy aus der Tasche und rief Jade an. Sie sagte, sie stünden noch immer in der Schlange. Rachael erklärte, sie sei so gut wie zu Hause, und wünschte ihr frohe Weihnachten. Sie solle auch Tracey frohe Weihnachten wünschen, und sie würden sich an Silvester sehen.
»Ich hoffe, der Weihnachtsmann ist gut zu dir, Rach!«, sagte Jade. »Und er soll an die Batterien denken, falls er dir einen Vibrator bringt!«
Sie hörte Tracey im Hintergrund gackern.
»Du kannst mich mal!«, erwiderte sie grinsend. Dann steckte sie das Telefon in die Tasche und stolperte weiter, wobei sie sich fast der Länge nach hinlegte, als sich ein Absatz ihrer unglaublich teuren Kurt-Geiger- Pumps, die sie letzte Woche im Ausverkauf erstanden hatte, zwischen zwei Gehwegplatten verfing. Sie spielte flüchtig mit dem Gedanken, sie auszuziehen, aber es war ja nicht mehr weit. Also stolperte sie weiter.
Wind und Regen hatten sie ein bisschen ausgenüchtert, aber sie war noch immer zu betrunken und zugekokst, um sich darüber zu wundern, dass nur wenige Schritte vor ihr ein Mann mit Baseballkappe um kurz vor drei am Weihnachtsmorgen versuchte, einen Kühlschrank aus einem Lieferwagen zu zerren.
Er hatte ihn halb auf der Straße, und sie sah, wie er sich mit dem Gewicht abmühte, als er plötzlich vor Schmerz aufschrie.
»Mein Rücken! Meine Bandscheibe! Oh, Jesus!«
Rachel war ein netter Mensch, und sie ging auf ihn zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Es waren die letzten Worte, an die sie sich erinnern konnte.
Sie wurde nach vorn geschleudert, etwas Feuchtes klatschte auf ihr Gesicht. Ein scharfer, beißender Geruch stieg ihr in die Nase.
Dann nichts mehr.
2
Jetzt Jetzt
Mittwoch, 31. Dezember
Jak sprach in das Metallding an der hohen Ziegelmauer. »Taxi!«, sagte er.
Dann öffneten sich die schwarz gestrichenen, eleganten schmiedeeisernen Tore mit den goldenen Spitzen. Er stieg in seinen weiß-türkisfarbenen Kombi und fuhr eine kurze, gewundene Einfahrt hinauf. Auf beiden Seiten wuchsen Büsche, welche, wusste er nicht. In seiner Ausbildung war er noch nicht bis zu den Büschen gelangt. Erst zu den Bäumen.
Jak war zweiundvierzig. Er trug einen Anzug mit ordentlich gebügeltem Hemd und sorgfältig ausgewählter Krawatte. Bei der Arbeit kleidete er sich gut. Er war immer rasiert, kämmte sein kurzes schwarzes Haar nach vorn in die Stirn und rollte Deodorant unter seine Achselhöhlen. Er wusste, dass es wichtig war, gut zu riechen. Er überprüfte immer Finger- und Zehennägel, bevor er zur Arbeit ging. Er zog immer seine Uhr auf. Er schaute immer nach, ob er Nachrichten in der Mailbox hatte. Aber er hatte nur vier Nummern gespeichert, und nur drei Leute kannten seine Nummer, so dass er selten Nachrichten erhielt.
Er warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. 18.30 Uhr. Gut. Noch dreißig Minuten, bevor er einen Tee brauchte. Viel Zeit. Die Thermoskanne lag neben ihm auf dem Beifahrersitz.
Die Einfahrt endete in einem runden Vorplatz, in dessen Mitte ein grün beleuchteter Springbrunnen von einer niedrigen Mauer eingefasst wurde. Jak steuerte vorsichtig um ihn herum, vorbei an einer Vierfachgarage und hielt vor den Stufen am Eingang. Die Tür war groß und sah wichtig aus. Sie war verschlossen.
Er wurde unruhig. Er mochte es nicht, wenn er auf die Fahrgäste warten musste, denn er wusste nie, wie lange es dauern würde. Und er hatte so viele Entscheidungen zu treffen.
Ob er den Motor ausschalten sollte. Und wenn er das tat, ob er auch das Licht ausschalten sollte. Doch bevor er den Motor ausschaltete, musste er erst etwas überprüfen. Tankanzeige. Dreiviertel voll. Öl. Öldruck normal. Temperatur. Die Temperatur war gut. In diesem Taxi musste man an so vieles denken. Auch daran, den Taxameter einzuschalten, wenn die Leute nach fünf Minuten nicht herauskamen. Am wichtigsten aber war es, pünktlich jede volle Stunde einen Tee zu trinken. Er schaute nach, ob die Thermoskanne noch da war. Ja.
Eigentlich war es gar nicht sein Taxi, es gehörte einem Bekannten. Jak war sozusagen Fahrergeselle. Er fuhr in den Stunden, in denen der Besitzer nicht fahren wollte. Meistens nachts. Manche Nächte waren länger als andere. Heute war Silvester. Das würde eine lange Nacht, und er hatte früh angefangen. Aber das war Jak egal. Die Nacht war gut. Kaum anders als der Tag, nur dunkler.
Jetzt ging die Haustür auf. Er holte tief Luft, wie sein Therapeut es ihm beigebracht hatte. Eigentlich mochte er es nicht, wenn Fahrgäste ins Taxi stiegen und in seine Privatsphäre eindrangen - außer sie trugen schöne Schuhe. Aber er musste sie erdulden, bis er sie an ihrem Ziel abgeliefert hatte und wieder frei sein konnte.
Sie kamen jetzt heraus. Der Mann war groß, schlank, mit zurückgekämmtem Haar, Smoking mit Fliege, Mantel über dem Arm. Sie trug eine pelzig aussehende Jacke, das rote Haar schön frisiert, es floss um ihren Kopf. Sie sah sehr gut aus, wie die berühmten Schauspielerinnen in den Zeitungen, die die Leute im Taxi vergaßen, oder wie im Fernsehen, wenn Stars bei Filmpremieren auftraten.
Doch er schaute vor allem auf ihre Schuhe. Schwarzes Wildleder, drei Riemchen am Knöchel, hohe Absätze mit schimmerndem Metall an den Kanten der Sohlen.
»Guten Abend«, sagte der Mann und öffnete der Frau die Taxitür. »Metropole Hotel, bitte.«
»Schöne Schuhe«, sagte Jak zu der Frau. »Jimmy Choo, nicht wahr?«
Sie quietschte vor Stolz und Freude. »Ja, da haben Sie recht!«
Er erkannte auch ihren betörenden Duft, sagte aber nichts. Intrusion von Oscar de la Renta. Der gefiel ihm.
Er ließ den Motor an und checkte im Geist alles durch. Taxameter ein. Gurte. Türen geschlossen. Gang einlegen. Handbremse lösen. Die Reifen hatte er nach der letzten Fahrt nicht überprüft, aber noch vor einer halben Stunde, also dürften sie in Ordnung sein. Blick in den Rückspiegel. Dabei erhaschte er noch einen Blick auf das Gesicht der Frau. Zweifellos schön. Er würde gern noch mal die Schuhe sehen.
»Zum Haupteingang«, sagte der Mann.
4,025 km, berechnete Jak im Kopf, während er die Auffahrt hinunterfuhr. Er konnte sich Entfernungen merken. Er kannte die meisten Entfernungen innerhalb dieser Stadt. 4026 m bis zum Metropole Hotel, lautete die neue Rechnung. 2,174 Seemeilen. Ein Drittel einer schwedischen Meile. Der Fahrpreis würde etwa 9,20 Pfund betragen, je nach Verkehrslage. »Haben Sie hoch- oder tiefhängende Spülkästen in Ihrem Haus?«, erkundigte er sich.
Nach kurzem Schweigen, in dem Jak auf die Straße bog, warf der Mann der Frau einen Blick zu und antwortete: »Hochhängende. Wieso?«
»Wie viele Toiletten haben Sie in Ihrem Haus? Sicher eine ganze Menge, stimmt's?«
»Wir haben genug«, sagte der Mann.
»Ich kann Ihnen sagen, wo Sie ein schönes Exemplar eines hochhängenden Spülkastens finden - in Worthing. Ich kann Ihnen die Toilette gerne zeigen, falls Sie interessiert sind.« Jaks Stimme klang hoffnungsvoll. »Es ist ein wirklich schönes Exemplar. Auf den öffentlichen Toiletten, in der Nähe des Piers.«
»Nein, danke, das ist nicht so mein Ding.«
Das Paar auf dem Rücksitz schwieg.
Jak fuhr. Er konnte ihre Gesichter im Licht der Straßenlaternen beobachten. Im Rückspiegel betrachtete er die Augen der Frau. »Sie haben Schuhgröße 38, oder?«
»Ja! Woher wissen Sie das?«
»Ich kann es erkennen. Immer.«
»Das ist sehr schlau von Ihnen!«
Jak verstummte. Vermutlich redete er zu viel. Der Typ, dem das Taxi gehörte, hatte gesagt, in letzter Zeit hätten sich Leute beschwert, weil er zu viel rede. Der Typ sagte, die Leute wollten nicht immer reden. Jak wollte seinen Job nicht verlieren. Also hielt er den Mund. Er dachte an die Schuhe der Frau, während er zur Promenade hinunterfuhr. Windböen zerrten am Taxi. Der Verkehr floss zäh. Aber er behielt recht mit dem Fahrpreis.
Als er vor dem Eingang des Hilton Brighton Metropole Hotels anhielt, zeigte der Taxameter genau 9,20 Pfund.
Der Mann gab ihm zehn Pfund und sagte, der Rest sei für ihn.
Jak beobachtete, wie die beiden ins Hotel gingen. Wie der Wind das Haar der Frau zerzauste. Wie die Schuhe von Jimmy Choo in der Drehtür verschwanden. Schöne Schuhe. Er war erregt.
Erregt, wenn er an die kommende Nacht dachte.
Es würde noch so viele Schuhe geben. Besondere Schuhe für besondere Nächte.
3
Jetzt Mittwoch, 31. Dezember
Detective Superintendent Roy Grace starrte aus dem Fenster seines Büros in die dunkle Leere der Nacht, auf die Lampen des Supermarktparkplatzes gegenüber und die fernen Lichter der Stadt Brighton and Hove. Windböen heulten. Er spürte den kalten Luftzug, der durch die dünne Scheibe drang, auf der Wange.
Silvester. Er sah auf die Uhr. Viertel nach sechs. Es war Zeit für den Feierabend. Es war Zeit, das hoffnungslose Unterfangen, seinen Schreibtisch aufzuräumen, aufzugeben und nach Hause zu fahren.
Es war jedes Jahr an Silvester das Gleiche, dachte er. Er nahm sich immer vor, den ganzen Papierkram aufzuräumen und das nächste Jahr mit einem sauberen Tisch zu beginnen. Er war immer gescheitert. Morgen würde er ins hoffnungslose Chaos zurückkehren. Es war sogar noch schlimmer als im letzten Jahr. Und da war es schon schlimmer gewesen als im Jahr davor.
Sämtliche Akten der Fälle, die er in diesem Jahr bearbeitet hatte, stapelten sich auf dem Boden. Daneben türmten sich kleine, wacklige
Hochhäuser aus blauen Kartons und grüne Plastikbehälter voller ungeklärter Fälle.
Obwohl er sich bei der Arbeit auf aktuelle Mordfälle und andere Kapitalverbrechen konzentrierte, lag Roy Grace sehr viel an seinen ungeklärten Fällen. Er ging so weit, eine persönliche Verbindung zu jedem Opfer zu spüren. Doch er war nicht in der Lage gewesen, sich eingehender mit diesen Akten zu beschäftigen, denn das Jahr war ungewöhnlich arbeitsreich gewesen. Da war der Bräutigam, den man lebendig in einem Sarg begraben hatte. Dann hatten sie einen widerlichen Snuff-Movie-Ring hochgenommen. Schließlich hatten sie einen komplizierten Fall von Identitätsdiebstahl in Verbindung mit Mord und einem Doppelmörder, der sein eigenes Verschwinden inszeniert hatte, lösen müssen. Doch von seiner scheidenden Chefin Assistant Chief Constable Alison Vosper hatte er nur wenig Anerkennung für seine Erfolge erhalten.
Vielleicht würde ja das nächste Jahr besser. Die Hoffnung bestand zumindest. Ein neuer ACC, Peter Rigg, würde am Montag, also in fünf Tagen, seinen Dienst antreten. Am selben Tag würde ein ganz neu zusammengestelltes Team für ungeklärte Fälle, das aus drei ehemaligen leitenden Ermittlern bestand, unter Grace' Führung die Arbeit aufnehmen und ihn entlasten.
Vor allem aber würde seine geliebte Cleo im Juni ihr gemeinsames Kind zur Welt bringen. Und irgendwann davor, an einem noch festzulegenden Datum, würden sie heiraten, sofern ein letztes Hindernis beseitigt würde.
Seine Frau Sandy.
Sie war vor neuneinhalb Jahren an seinem dreißigsten Geburtstag verschwunden, und er hatte trotz aller Anstrengungen keine Spur von ihr gefunden. Er wusste nicht, ob sie entführt, ermordet, mit einem Liebhaber davongelaufen, einem Unfall zum Opfer gefallen war oder schlicht und einfach ihr Verschwinden selbst inszeniert hatte.
In den vergangenen neun Jahren, bis zu seiner Beziehung mit Cleo Morey, hatte Roy fast seine gesamte Freizeit mit der fruchtlosen Suche nach Sandy verbracht. Nun würde das alles endlich Vergangenheit sein. Er hatte einen Anwalt damit beauftragt, sie offiziell für tot erklären zu lassen. Er hoffte, dass man das Verfahren beschleunigen konnte, damit sie noch vor der Geburt des Babys heiraten konnten. Selbst wenn Sandy aus heiterem Himmel noch einmal auftauchen sollte, wollte er nicht wieder mit ihr zusammenleben. Er hatte sich von ihr weg entwickelt - das glaubte er zumindest.
Er schob mehrere Stapel mit Dokumenten auf dem Schreibtisch herum. Indem er einen auf den anderen legte, wirkte es ordentlicher, selbst wenn die Arbeit die gleiche blieb.
Seltsam, wie sich das Leben veränderte. Sandy hatte Silvester gehasst. Es sei so künstlich. Sie verbrachten es meist mit einem anderen Paar, seinem Kollegen Dick Pope und dessen Frau Lesley. Immer in einem schicken Restaurant. Und danach analysierte Sandy den ganzen Abend und nahm ihn auseinander.
Mit ihr hatte Silvester wenig Spaß gemacht. Doch nun, mit Cleo, freute er sich wahnsinnig darauf. Sie wollten allein zu Hause bleiben und mit ihren Lieblingsgerichten feiern. Die reine Glückseligkeit! Der einzige Wermutstropfen war, dass er in dieser Woche Bereitschaftsdienst hatte und daher nichts trinken konnte. Allerdings hatte er schon beschlossen, sich um Mitternacht ein Glas Champagner zu gönnen.
Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Er war so in Cleo verliebt, dass er sich den ganzen Tag über danach sehnte, sie im Arm zu halten, sie zu berühren, ihre Stimme zu hören, ihr Lächeln zu sehen. Auch jetzt verspürte er diese Sehnsucht und wäre am liebsten sofort zu ihr nach Hause gefahren, wo auch er sich zu Hause fühlte.
Nur eins hielt ihn zurück.
Die verdammten blauen Kartons und grünen Kästen auf dem Boden. Am Montag, wenn das neue Team startete, musste alles geordnet sein. Daher hatte er noch mehrere Stunden Arbeit vor sich.
Also schickte er Cleo eine SMS mit vielen Küssen.
Fünf ungelöste Kapitalverbrechen von insgesamt fünfundzwanzig mussten neu aufgerollt werden. Wo zum Teufel sollte er anfangen?
Plötzlich kamen ihm die absurden Worte aus Alice im Wunderland in den Sinn: »Fange beim Anfang an und lies, bis du ans Ende kommst, dann halte an.«
Also fing er am Anfang an. Nur fünf Minuten, dachte er, dann würde er für dieses Jahr Schluss machen und nach Hause fahren. Sein Handy meldete eine eingehende SMS, ein Echo seiner Gedanken. Es war eine noch längere Reihe von Küssen.
Lächelnd öffnete er die erste Akte. Alle sechs Monate überprüften die Labore, mit denen sie zusammenarbeiteten, die DNA der Opfer ungeklärter Fälle. Man konnte nie wissen. Weil man so große Fortschritte bei der Sicherstellung und Abgleichung von DNA gemacht hatte, konnten mehrere Straftäter, die sich in Sicherheit gewähnt hatten, überführt und verurteilt werden.
Der zweite Fall hatte Roy Grace immer tief berührt. Der kleine Tommy Lytle. Vor siebenundzwanzig Jahren war der Elfjährige an einem Nachmittag im Februar auf dem Heimweg von der Schule ermordet worden. Die einzige Spur war ein Morris-Minor-Lieferwagen, den man in der Nähe des Tatortes gesehen hatte. Aus den Akten wurde ersichtlich, dass der damalige Ermittlungsleiter davon überzeugt gewesen war, dass es sich bei dem Besitzer des Lieferwagens um den Täter handelte, doch hatte man keine stichhaltigen Beweise finden können, die den Jungen mit dem Lieferwagen in Verbindung brachten. Der Mann, ein seltsamer Einzelgänger und vorbestrafter Sexualtäter, wurde freigelassen. Er war noch am Leben, wie Grace wusste.
Er wandte sich der nächsten Akte zu, der Operation Houdini. Dem Schuh-Dieb.
Die Namen der Operationen wurden willkürlich vom Computer ausgewählt, erwiesen sich aber bisweilen als ganz passend. So wie dieser. Wie die großen Entfesselungskünstler war auch dieser Täter bislang der Polizei nicht ins Netz gegangen.
Der Schuh-Dieb hatte im Jahre 1997 innerhalb eines kurzen Zeitraums mindestens fünf Frauen in der Gegend von Brighton vergewaltigt oder dies versucht, und aller Wahrscheinlichkeit nach ein sechstes Opfer, dessen Leiche nie gefunden worden war, vergewaltigt und getötet. Es konnten aber durchaus noch mehr Opfer sein, viele Frauen schämten sich oder waren zu traumatisiert, um eine solche Tat anzuzeigen. Dann plötzlich hörten die Übergriffe auf. Bei keinem der Opfer hatte man DNA-Spuren sicherstellen können. Doch die Techniken waren damals auch noch nicht so ausgeklügelt gewesen.
Sie konnten sich nur auf die Vorgehensweise des Täters stützen. Auf seine ganz spezielle »Handschrift«. Und die war beim Schuh-Dieb sehr markant: Er nahm die Slips und einen Schuh seiner Opfer mit. Aber nur, wenn es sich um hochklassige Schuhe handelte.
Grace hasste Vergewaltiger. Er wusste, dass jedes Verbrechensopfer traumatisiert blieb, doch die meisten Opfer von Einbrüchen und Straßenraub kamen irgendwann darüber hinweg. Opfer von sexuellem Missbrauch oder sexuellen Übergriffen, vor allem Kinder und Vergewaltigungsopfer, überwanden das Erlebte hingegen meist nie. Sie verbrachten den Rest ihres Lebens damit, gegen die Erinnerungen zu kämpfen, ihren Ekel zu unterdrücken, ihre Angst und ihre Furcht.
Es war eine traurige Tatsache, dass die meisten Opfer von Personen vergewaltigt wurden, die sie persönlich kannten. Übergriffe durch Fremde waren sehr selten, kamen aber auch vor. Und es war nicht ungewöhnlich, dass diese sogenannten Fremdvergewaltiger ein Souvenir mitnahmen, eine Art Trophäe. So wie der Schuh-Dieb.
Grace blätterte in der dicken Akte und überflog die Liste mit anderen Vergewaltigungsfällen im Land. Im selben Zeitraum hatte es einen Fall weiter nördlich gegeben, der verblüffende Ähnlichkeit mit dem des Schuh-Diebs aufwies. Doch man hatte eindeutig nachweisen können, dass es sich nicht um denselben Täter handelte.
Nun, Schuh-Dieb, fragte sich Grace, bist du noch am Leben? Und wenn ja, wo steckst du?
4
Jetzt Mittwoch, 31. Dezember
Nicola Taylor fragte sich, wann dieser höllische Abend zu Ende gehen würde, dabei hatte die Hölle noch gar nicht begonnen.
»Die Hölle, das sind die anderen«, hatte Jean-Paul Sartre geschrieben, und sie stimmte ihm zu. Jetzt gerade war die Hölle der Betrunkene mit der schief sitzenden Fliege rechts von ihr, der ihr sämtliche Handknochen zerdrückte, und der noch betrunkenere Mann links von ihr in der grünen Smokingjacke, dessen verschwitzte Hand schleimig wie abgepackter Speck war. Und die anderen dreihundertfünfzig lärmenden, betrunkenen Menschen um sie herum.
Beide Männer rissen ihr fast die Arme aus den Gelenken, als die Band im Ballsaal des Brighton Metropole Hotels um Schlag Mitternacht Auld Lang Syne anstimmte. Der Mann zu ihrer Rechten hatte sich einen Groucho-Marx-Schnurrbart aus Plastik in die Nasenlöcher geklemmt, während der linke, dessen schleimige Hand viel Zeit damit verbracht hatte, sich an ihrem Oberschenkel emporzuarbeiten, ständig in eine Pfeife blies, die sich wie eine furzende Ente anhörte.
Sie wollte wirklich, wirklich nicht hier sein. Wäre sie doch bei ihrer Entscheidung geblieben, es sich mit einer Flasche Wein vor dem Fernseher gemütlich zu machen, wie sie es die meisten Abende im letzten Jahr getan hatte, seit ihr Ehemann sie wegen seiner vierundzwanzigjährigen Sekretärin verlassen hatte.
Aber nein, ihre Freundinnen Olivia, Becky und Deanne hatten darauf bestanden, dass sie Silvester auf keinen Fall schmollend allein zu Hause verbringen würde. Nigel würde ohnehin nicht zurückkommen. Seine Tusse war schwanger. Vergiss ihn, Süße, es gibt noch mehr Männer auf dieser Welt. Fang endlich an zu leben.
Und das hier sollte das Leben sein?
Ihre Arme wurden gleichzeitig in die Höhe gerissen. Dann zerrte man sie in einer gewaltigen Flutwelle nach vorn, wobei sie fast aus ihren wahnsinnig teuren Pumps von Marc Jacobs gefallen wäre. Sekunden später stolperte sie rückwärts.
Die Band spielte Should auld acquaintance be forgot ...
Ja, die alten Bekanntschaften sollte man verdammt nochmal vergessen. Und die neuen gleich mit dazu!
Nur: Sie konnte nicht vergessen. Nicht die Silvesterabende, an denen sie Nigel um Mitternacht in die Augen gesehen und ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebe, und er auch gesagt hatte, dass er sie liebe. Ihr Herz war schwer, verdammt schwer. Sie war noch nicht bereit. Nicht hier und nicht jetzt.
Endlich war das Lied zu Ende, und Mr Speck spuckte die Pfeife aus, umklammerte ihre Wangen und pflanzte einen schlabbrigen, nachhaltigen Kuss auf ihre Lippen. »Frohes neues Jahr!«, gurgelte er.
Luftballons schwebten von der Decke. Luftschlangen regneten auf sie herunter. Lauter lächelnde Gesichter umgaben sie. Sie wurde umarmt, geküsst, gestreichelt, wohin sie sich auch drehte. Es ging weiter und immer weiter.
Wenn ich jetzt verschwinde, merkt es keiner, dachte Nicola.
Sie kämpfte sich durch den Raum, durch das Meer von Menschen, hinaus in den Flur. Sie spürte einen kalten Luftzug und roch süßen Zigarettenrauch. Jetzt könnte sie auch eine gebrauchen!
Sie ging den fast verlassenen Flur entlang, wandte sich nach rechts und betrat die Lobby des Hotels. Sie drückte den Knopf des Aufzugs, und als die Tür aufging, stieg sie ein und wählte den fünften Stock.
Hoffentlich waren alle zu betrunken, um ihre Abwesenheit zu bemerken. Vielleicht hätte auch sie mehr trinken sollen, dann wäre sie in Partylaune gewesen. Doch sie fühlte sich stocknüchtern und hätte mühelos nach Hause fahren können. Allerdings hatte sie für das Zimmer bezahlt und ihre Sachen waren dort drinnen. Sie könnte sich einen Film anschauen, beim Zimmerservice Champagner bestellen und sich feierlich volllaufen lassen.
Als sie den Aufzug verließ, holte sie die Plastikkarte, die als Zimmerschlüssel diente, aus ihrer silbernen Abendtasche von Chanel. Es war eine Kopie, die sie gekauft hatte, als sie vor zwei Jahren mit Nigel in Dubai gewesen war.
Vor einer Tür stand eine schlanke blonde Frau in ihrem Alter. Sie trug ein langes, hochgeschlossenes Abendkleid mit langen Ärmeln und schien mit ihrer Tür zu kämpfen. Als sie auf einer Höhe waren, drehte sich die Frau, die völlig betrunken war, zu Nicola um und nuschelte: »Ich krieg das Scheißding nicht rein, wissen Sie, wie das funktioniert?« Sie streckte ihr die Plastikkarte entgegen.
»Sie müssen sie reinstecken und ziemlich schnell wieder rausziehen«, antwortete Nicola.
»Hab ich schon versucht.«
»Lassen Sie mich mal.« Hilfsbereit nahm Nicola die Karte entgegen und steckte sie in den Schlitz. Als sie sie herauszog, leuchtete eine grüne Lampe auf, und es ertönte ein Klick.
Da presste sich etwas Feuchtes auf ihr Gesicht. Ein süßlicher Geruch drang in ihre Nase, und ihre Augen brannten. Sie spürte noch einen heftigen Schlag in den Nacken. Taumelte nach vorn. Der Teppich raste auf sie zu.
5
Dezember 1997
In der Dunkelheit hörte Rachael Ryan, wie die Gürtelschnalle des Mannes geöffnet wurde. Ein metallisches Klicken. Das Rascheln von Kleidern. Sein Atem, gehetzt, wild. Ein greller Schmerz pulsierte in ihrem Kopf. »Bitte tun Sie mir nicht weh«, flehte sie. »Bitte nicht.«
Der Lieferwagen wurde von den Windböen durchgerüttelt, und gelegentlich fuhr ein Auto vorbei, dessen grell weiße Scheinwerfer das Innere wie Stroboskope erhellten. Genau in diesen Augenblicken konnte sie ihn am deutlichsten erkennen und das schiere Entsetzen packte sie. Die schwarze Maske über seinem Kopf, die winzigen Schlitze für Augen, Nasenlöcher und Mund. Die weite Jeans und die Joggingjacke. Das winzige, gebogene Messer, das er in der Linken mit dem Handschuh hielt, das Messer, mit dem er sie blenden würde, wenn sie schreien oder zu fliehen versuchen sollte.
Ein muffiger Geruch wie von alten Säcken stieg aus der dünnen Unterlage auf. Er vermischte sich mit dem schwachen Geruch von alten Plastiksitzen und dem schärferen Gestank von Dieselöl.
Sie sah, wie er die Hose hinunterließ. Starrte auf seine weiße Unterhose, seine schlanken, glatten Beine. Sie sah seinen kleinen Penis, dünn und stummelig wie der Kopf einer Schlange. Sie sah ihn mit der rechten Hand in der Hosentasche wühlen und etwas herausziehen. Ein eckiges Folienpäckchen. Er schlitzte es mit dem Messer auf und drückte schweratmend etwas heraus. Ein Kondom.
Ihre Gedanken rasten. Ein Kondom? War er so rücksichtsvoll? Wenn er so rücksichtsvoll war, ein Kondom zu benutzen, würde er dann wirklich mit dem Messer auf sie losgehen?
»Ich zieh das Gummi über«, keuchte er. »Die können jetzt DNA finden. Die nehmen die DNA von einem. Ich hinterlasse dir kein Geschenk für die Polizei. Mach mich hart.«
Sie bebte vor Ekel, als der Schlangenkopf sich ihren Lippen näherte und sein Gesicht plötzlich erhellte, als wieder ein Auto vorbeifuhr. Da draußen waren Leute. Sie hörte Stimmen auf der Straße. Gelächter. Könnte sie doch nur ein Geräusch machen, von innen gegen den Wagen hämmern oder schreien, dann würde jemand kommen und ihn aufhalten.
Sie fragte sich flüchtig, ob sie versuchen sollte, ihn zu erregen, damit er kam. Vielleicht würde er sie dann in Ruhe lassen. Doch ihr Ekel war zu groß, ihr Zorn - und ihre Zweifel.
Jetzt hörte sie, wie sein Atem noch schneller ging. Er grunzte. Sie sah, dass er sich selbst berührte. Er war nur ein Perverser, ein durchgeknallter beschissener Perverser, und das hier passierte nicht ihr!
Plötzlich, angefeuert vom Alkohol in ihrem Blut, fasste sie neuen Mut. Sie packte seinen verschwitzten, haarlosen Hodensack und quetschte seine Eier so fest sie konnte. Als er vor Schmerz aufjaulte und zurückwich, riss sie ihm die Maske vom Kopf, drückte ihm die Finger in die Augen, in beide Augen, wollte sie mit den Nägeln herausreißen. Sie schrie, so laut sie konnte.
Doch zu ihrem Entsetzen drang nur ein schwaches Krächzen aus ihrem Mund, wie in einem Albtraum.
Dann traf ein gewaltiger Schlag sie an der Schläfe.
»Du Schlampe!«
Wieder schlug er ihr die Faust ins Gesicht. Seine Miene, eine Maske aus Schmerz und Raserei, verschwamm vor ihren Augen. Wieder spürte sie die Faust, und noch einmal.
Ihr wurde schwindlig.
Dann fühlte sie, wie er in sie eindrang. Sie wollte weg, sich von ihm lösen, doch er hatte sie fest im Griff.
Das bin nicht ich. Das ist nicht mein Körper.
Sie fühlte sich völlig losgelöst von ihrem Selbst. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie einen Albtraum durchlebte, aus dem sie nicht erwachen konnte. Licht blitzte durch ihren Kopf. Dann der Kurzschluss.
6
Jetzt Donnerstag, 1. Januar
Heute war der 1. Januar, Neujahr. Und es herrschte Flut!
Die Flut mochte Jak am liebsten. Er wusste, dass Flut herrschte, weil er spürte, wie sich sein Zuhause bewegte, hob, sanft wiegte. Sein Zuhause war ein Humber Keel Kohlenschiff namens Tom Newbound, das blau und weiß gestrichen war. Er wusste nicht, weshalb man dem Boot diesen Namen gegeben hatte. Es gehörte einer Frau namens Jo, die als Krankenschwester arbeitete, und ihrem Ehemann Howard, einem Zimmermann. Jak hatte sie eines Abends im Taxi nach Hause gefahren, und sie waren freundlich zu ihm gewesen. Schließlich waren sie seine besten Freunde geworden. Er liebte das Boot, hielt sich gern dort auf und half Jo beim Anstreichen oder Lackieren oder Saubermachen.
Eines Tages erklärten die beiden, sie würden für eine Weile nach Goa ziehen, wie lange, das wüssten sie nicht. Jak war am Boden zerstört, weil er seine Freunde verlieren und das Boot nicht mehr besuchen könnte. Doch sie sagten, sie benötigten jemanden, der sich um ihr Hausboot und ihre Katze kümmerte.
Nun war Jak schon seit zwei Jahren an Bord. Kurz vor Weihnachten hatten sie ihn angerufen und erklärt, sie würden noch ein weiteres Jahr in Indien bleiben.
Mit anderen Worten, er konnte noch mindestens ein Jahr hier wohnen, worüber er sehr glücklich war. Und er hatte eine Trophäe von letzter Nacht, ein neues Paar Schuhe, mit dem er ebenfalls sehr glücklich war ...
Rote Lederschuhe. Wunderbar geschwungen, mit sechs Riemchen, einer Schnalle und fünfzehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen.
Sie lagen auf dem Boden neben seiner Schlafkoje. Er hatte nautische Begriffe gelernt. Eigentlich war es ein Bett, aber auf einem Schiff nannte man es Koje. So wie man die Küche auch nicht als Küche bezeichnete, sondern als Kombüse.
Er konnte von hier aus zu jedem britischen Hafen navigieren - er hatte sämtliche Admiralitätskarten auswendig gelernt. Allerdings besaß das Boot keinen Motor. Eines Tages hätte er gern ein eigenes Boot mit Motor, und dann würde er an all die Orte fahren, die er in seinem Kopf gespeichert hatte. Oh ja.
Bosun leckte an seiner Hand, die aus der Koje hing. Bosun war ein großer, geschmeidiger roter Kater, der hier das Sagen hatte. Der wahre Kapitän des Schiffes. Jak wusste, dass ihn die Katze als ihren Diener betrachtete. Es war ihm egal. Die Katze hatte jedenfalls noch nie in sein Taxi gekotzt.
Der Geruch von teurem, neuem Leder stieg ihm in die Nase. Oh ja. Es war wie im Paradies, mit einem neuen Paar Schuhe aufzuwachen.
Und das bei auflaufender Flut!
Das war das Schönste, wenn man auf dem Wasser lebte. Man hörte keine Schritte. Jak hatte versucht, in der Stadt zu wohnen, aber es hatte nicht funktioniert. Er konnte nicht die verlockenden Geräusche der vielen Schuhe ertragen, die um ihn herum klapperten, wenn er zu schlafen versuchte. Hier draußen an der Anlegestelle des Adur River am Strand von Shoreham gab es keine Schuhe. Nur das Klatschen des Wassers und die Stille des Wattenmeeres. Die Schreie der Möwen. Manchmal auch das Geschrei des acht Monate alten Babys vom Boot nebenan.
Hoffentlich fiel das Kleine bald mal ins Watt und ertrank.
Aber im Moment freute sich Jak auf den bevorstehenden Tag. Aufs Aufstehen. Darauf, die neuen Schuhe zu untersuchen. Sie zu katalogisieren. Dann vielleicht seine Sammlung durchzusehen, die er an geheimen Orten auf dem Boot untergebracht hatte. Dort bewahrte er unter anderem auch seine Sammlung elektrischer Schaltpläne auf. Danach würde er in sein kleines Büro am Bug gehen und einige Zeit am Computer verbringen.
Konnte man das neue Jahr besser beginnen?
Zuerst aber musste er die Katze füttern.
Davor musste er sich die Zähne putzen.
Und davor musste er zur Toilette.
Dann würde er das Boot routinemäßig überprüfen und alles auf der Liste abhaken, die er von den Besitzern bekommen hatte. Zuerst musste er die Angelleinen überprüfen. Dann das Schiff auf Lecks absuchen. Lecks waren nicht gut. Dann musste er die Schiffstaue überprüfen. Die Liste war lang, und es tat gut, sie abzuarbeiten. Es war gut, gebraucht zu werden.
Er wurde von Mr Raj Dibdoon gebraucht, dem das Taxi gehörte.
Er wurde von der Krankenschwester und dem Zimmermann gebraucht, denen sein Heim gehörte.
Er wurde von der Katze gebraucht.
Und heute Morgen hatte er ein neues Paar Schuhe!
Das war ein guter Anfang für das neue Jahr.
Oh ja.
7
Jetzt Donnerstag, 1. Januar
Carlo Diomei war müde. Und wenn er müde war, drückte das auf seine Stimmung. Er mochte die langen, feuchten englischen Winter nicht. Er vermisste die frische, trockene Kälte seines Heimatortes Courmayeur hoch oben in den italienischen Alpen. Er vermisste den Winterschnee und die Sommersonne. Er vermisste es, an seinen freien Tagen die Ski anzuschnallen und ein paar kostbare Stunden allein zu verbringen, weit weg von den Urlaubermassen auf den vielbefahrenen Pisten, und lautlose Spuren auf Strecken in den Bergen zu ziehen, die nur er und ein paar einheimische Fremdenführer kannten.
Sein Vertrag lief noch ein Jahr. Danach würde er hoffentlich in die Berge zurückkehren und mit etwas Glück eine Stelle als Hotelmanager bekommen. Wieder unter Freunden sein.
Im Augenblick aber verdiente er gut, und die Erfahrungen, die er in diesem berühmten Hotel sammeln konnte, würden ihm sehr nützlich sein. Scheiße, aber das neue Jahr hatte ganz schön blöd angefangen!
Normalerweise arbeitete er in der Tagschicht und konnte die kostbaren Abende zu Hause in der Mietwohnung mit Blick aufs Meer verbringen, in der er mit seiner Frau, seinem zwei Jahre alten Sohn und seiner vierjährigen Tochter lebte. Doch der Nachtmanager hatte sich ausgerechnet den Silvestertag ausgesucht, um Grippe zu bekommen. Also hatte er dessen Schicht nach einer nur zweistündigen Pause übernehmen müssen, in der er nach Hause gesaust war, seine Kinder ins Bett gebracht und mit seiner Frau und einem Glas Mineralwasser statt dem geplanten Champagner aufs neue Jahr angestoßen hatte, bevor er wieder ins Hotel geeilt war, um die Silvesterfeiern zu überwachen.
Er war jetzt seit achtzehn Stunden im Dienst und völlig erschöpft. In einer halben Stunde würde er an seinen Stellvertreter übergeben, endlich nach Hause fahren, sich die dringend benötigte Zigarette genehmigen, ins Bett fallen und sich den noch dringender benötigten Schlaf holen.
Da klingelte das Telefon in seinem winzigen Büro gegenüber der Rezeption. »Carlo«, meldete er sich.
Es war Daniela de Rosa, die Hausdame, die ebenfalls Italienerin war und aus Mailand stammte. Ein Zimmermädchen machte sich Sorgen wegen Zimmer 547. Es war 13.30 Uhr, und das Zimmer hätte seit einer halben Stunde geräumt sein müssen, doch an der Tür hing noch immer das Bitte nicht stören-Schild. Sie hatte mehrfach geklopft, doch keine Antwort erhalten, und auch das Telefon wurde nicht abgehoben.
Carlo gähnte. Vermutlich schlief jemand seinen Rausch aus. Der Glückliche. Er schaute im Computer nach, wer das Zimmer gebucht hatte. Eine Mrs Marsha Morris. Er wählte die Nummer und hörte, wie es klingelte. Niemand meldete sich. Er rief Daniela de Rosa zurück. »Na schön«, sagte er geschafft. »Ich komme rauf.«
Fünf Minuten später stieg er im fünften Stock aus dem Aufzug und ging zu dem Zimmer, wo die Hausdame an die Tür hämmerte. Keine Antwort. Er klopfte selbst. Wartete. Dann öffnete er die Tür mit dem Generalschlüssel und trat ein. »Hallo«, sagte er leise.
Die schweren Vorhänge waren noch zugezogen, doch im Halbdunkel konnte er eine Gestalt auf dem breiten Bett erkennen. »Hallo«, wiederholte er. »Guten Morgen!«
Im Bett bewegte sich etwas ganz schwach. »Hallo«, sagte er ein drittes Mal. »Guten Morgen, Mrs Morris. Frohes neues Jahr!«
Keine Antwort. Nur eine leichte Bewegung.
Er tastete nach den Lichtschaltern und drückte einen. Mehrere Lampen gingen an, und vor ihm lag eine nackte Frau mit gespreizten Beinen auf dem Bett. Ihre Arme und Beine waren ausgestreckt wie bei einer Gekreuzigten und mit weißen Kordeln gefesselt. Als Carlo nähertrat, begriff er auch, weshalb sie nicht reagierte. Ein Gästehandtuch steckte in ihrem Mund und war auf beiden Seiten mit Klebeband befestigt.
»Oh, mein Gott!«, schrie die Hausdame.
Carlo Diomei eilte zum Bett. War das ein ausgefallenes Sexspiel? Lauerte ihr Ehemann oder Freund etwa noch im Badezimmer? Die Frau schaute ihn verzweifelt an.
Er stürzte ins Bad, doch es war leer. Er hatte schon viele sonderbare Dinge in Hotelzimmern erlebt, doch zum ersten Mal in seiner Karriere war er unsicher, was er als Nächstes tun sollte. Sein übermüdetes Gehirn suchte fieberhaft nach einem Sinn für das Bild, das sich ihm bot, was ihm aber nicht gelang. Hatte er sie bei einem verrückten Sexspiel unterbrochen? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Die Frau schaute ihn aus verängstigten Augen an. Es war ihm peinlich, ihren nackten Körper anzusehen. Er zwang sich näherzutreten und wollte das Klebeband entfernen. Doch beim ersten vorsichtigen Ziehen schlug die Frau heftig mit dem Kopf hin und her. Es tat offensichtlich weh. Egal, er musste es entfernen, so viel war sicher. Er musste mit ihr sprechen. Also zog er es so sanft wie möglich von der Haut, bis er das Handtuch aus ihrem Mund entfernen konnte.
Sofort begann die Frau rückhaltlos zu schluchzen.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Sie trug einen Minirock und hatte ein Tuch um die Schultern gelegt. Sie wirkte etwas unsicher auf den Beinen, hatte vermutlich getrunken und trug sehr hohe Absätze. Sie hatte schöne Beine. Doch er interessierte sich mehr für ihre Schuhe. Genau seine Art von Schuhen. Hohe Absätze mit Riemchen um die Knöchel. Er liebte Riemchen um die Knöchel. Als sie im Schein der Natriumdampflampen näherkam, konnte er durch Fernglas und Rückfenster erkennen, dass sie glänzten, so wie er gehofft hatte.
Die Schuhe waren ungeheuer sexy!
Sie war genau die richtige Frau für ihn!
Meine Güte, war sie froh, dass sie zu Fuß gegangen war! Diese Schlange! Und jedes Taxi, das danach an ihr vorbeigefahren war, war besetzt gewesen. Ein frischer Nieselregen wehte ihr ins Gesicht, während Rachael an den Geschäften in der St. James's Street vorbeiwankte, vorbei am Gebäude des Royal Sussex County Hospital, und nach rechts in Paston Place einbog, wo der Wind stärker wurde und ihr die langen braunen Haare ums Gesicht peitschte. Sie ging in Richtung Meer und bog dann nach links in ihre von viktorianischen Reihenhäusern gesäumte Straße ein, in der Wind und Regen noch wilder an ihrer Frisur zerrten; doch das war ihr jetzt egal. In der Ferne erklang eine Sirene, Krankenwagen oder Polizei.
Sie kam an einem kleinen Auto mit beschlagenen Fenstern vorbei. Sie konnte die Umrisse eines schmusenden Paares erkennen und verspürte eine leichte Traurigkeit. Plötzlich sehnte sie sich nach Liam, dem sie vor sechs Monaten den Laufpass gegeben hatte. Das Arschloch war untreu gewesen - na schön, er hatte sie um Verzeihung angefleht, aber sie wusste, er würde es wieder und wieder tun, so war er eben. Dennoch vermisste sie ihn manchmal sehr und fragte sich, wo er jetzt sein mochte. Was er heute Abend vorhatte. Mit wem er zusammen war. Ganz sicher war er wieder mit einem Mädchen zusammen.
Und sie war allein.
Sie und Tracey und Jade. Die drei Depri-Singles nannten sie sich scherzhaft, doch dahinter verbarg sich eine schmerzhafte Wahrheit. Nach den zweieinhalb Jahren mit einem Mann, von dem sie geglaubt hatte, er sei der einzig Richtige zum Heiraten, fiel es ihr schwer, wieder allein zu sein. Vor allem an Weihnachten, wenn die Erinnerungen kamen.
Mein Gott, es war wirklich ein beschissenes Jahr gewesen. Im August war Prinzessin Diana gestorben. Und jetzt lag ihr eigenes Leben in Trümmern.
Sie sah auf die Uhr. 2.35 Uhr. Sie holte ihr Handy aus der Tasche und rief Jade an. Sie sagte, sie stünden noch immer in der Schlange. Rachael erklärte, sie sei so gut wie zu Hause, und wünschte ihr frohe Weihnachten. Sie solle auch Tracey frohe Weihnachten wünschen, und sie würden sich an Silvester sehen.
»Ich hoffe, der Weihnachtsmann ist gut zu dir, Rach!«, sagte Jade. »Und er soll an die Batterien denken, falls er dir einen Vibrator bringt!«
Sie hörte Tracey im Hintergrund gackern.
»Du kannst mich mal!«, erwiderte sie grinsend. Dann steckte sie das Telefon in die Tasche und stolperte weiter, wobei sie sich fast der Länge nach hinlegte, als sich ein Absatz ihrer unglaublich teuren Kurt-Geiger- Pumps, die sie letzte Woche im Ausverkauf erstanden hatte, zwischen zwei Gehwegplatten verfing. Sie spielte flüchtig mit dem Gedanken, sie auszuziehen, aber es war ja nicht mehr weit. Also stolperte sie weiter.
Wind und Regen hatten sie ein bisschen ausgenüchtert, aber sie war noch immer zu betrunken und zugekokst, um sich darüber zu wundern, dass nur wenige Schritte vor ihr ein Mann mit Baseballkappe um kurz vor drei am Weihnachtsmorgen versuchte, einen Kühlschrank aus einem Lieferwagen zu zerren.
Er hatte ihn halb auf der Straße, und sie sah, wie er sich mit dem Gewicht abmühte, als er plötzlich vor Schmerz aufschrie.
»Mein Rücken! Meine Bandscheibe! Oh, Jesus!«
Rachel war ein netter Mensch, und sie ging auf ihn zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Es waren die letzten Worte, an die sie sich erinnern konnte.
Sie wurde nach vorn geschleudert, etwas Feuchtes klatschte auf ihr Gesicht. Ein scharfer, beißender Geruch stieg ihr in die Nase.
Dann nichts mehr.
2
Jetzt Jetzt
Mittwoch, 31. Dezember
Jak sprach in das Metallding an der hohen Ziegelmauer. »Taxi!«, sagte er.
Dann öffneten sich die schwarz gestrichenen, eleganten schmiedeeisernen Tore mit den goldenen Spitzen. Er stieg in seinen weiß-türkisfarbenen Kombi und fuhr eine kurze, gewundene Einfahrt hinauf. Auf beiden Seiten wuchsen Büsche, welche, wusste er nicht. In seiner Ausbildung war er noch nicht bis zu den Büschen gelangt. Erst zu den Bäumen.
Jak war zweiundvierzig. Er trug einen Anzug mit ordentlich gebügeltem Hemd und sorgfältig ausgewählter Krawatte. Bei der Arbeit kleidete er sich gut. Er war immer rasiert, kämmte sein kurzes schwarzes Haar nach vorn in die Stirn und rollte Deodorant unter seine Achselhöhlen. Er wusste, dass es wichtig war, gut zu riechen. Er überprüfte immer Finger- und Zehennägel, bevor er zur Arbeit ging. Er zog immer seine Uhr auf. Er schaute immer nach, ob er Nachrichten in der Mailbox hatte. Aber er hatte nur vier Nummern gespeichert, und nur drei Leute kannten seine Nummer, so dass er selten Nachrichten erhielt.
Er warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. 18.30 Uhr. Gut. Noch dreißig Minuten, bevor er einen Tee brauchte. Viel Zeit. Die Thermoskanne lag neben ihm auf dem Beifahrersitz.
Die Einfahrt endete in einem runden Vorplatz, in dessen Mitte ein grün beleuchteter Springbrunnen von einer niedrigen Mauer eingefasst wurde. Jak steuerte vorsichtig um ihn herum, vorbei an einer Vierfachgarage und hielt vor den Stufen am Eingang. Die Tür war groß und sah wichtig aus. Sie war verschlossen.
Er wurde unruhig. Er mochte es nicht, wenn er auf die Fahrgäste warten musste, denn er wusste nie, wie lange es dauern würde. Und er hatte so viele Entscheidungen zu treffen.
Ob er den Motor ausschalten sollte. Und wenn er das tat, ob er auch das Licht ausschalten sollte. Doch bevor er den Motor ausschaltete, musste er erst etwas überprüfen. Tankanzeige. Dreiviertel voll. Öl. Öldruck normal. Temperatur. Die Temperatur war gut. In diesem Taxi musste man an so vieles denken. Auch daran, den Taxameter einzuschalten, wenn die Leute nach fünf Minuten nicht herauskamen. Am wichtigsten aber war es, pünktlich jede volle Stunde einen Tee zu trinken. Er schaute nach, ob die Thermoskanne noch da war. Ja.
Eigentlich war es gar nicht sein Taxi, es gehörte einem Bekannten. Jak war sozusagen Fahrergeselle. Er fuhr in den Stunden, in denen der Besitzer nicht fahren wollte. Meistens nachts. Manche Nächte waren länger als andere. Heute war Silvester. Das würde eine lange Nacht, und er hatte früh angefangen. Aber das war Jak egal. Die Nacht war gut. Kaum anders als der Tag, nur dunkler.
Jetzt ging die Haustür auf. Er holte tief Luft, wie sein Therapeut es ihm beigebracht hatte. Eigentlich mochte er es nicht, wenn Fahrgäste ins Taxi stiegen und in seine Privatsphäre eindrangen - außer sie trugen schöne Schuhe. Aber er musste sie erdulden, bis er sie an ihrem Ziel abgeliefert hatte und wieder frei sein konnte.
Sie kamen jetzt heraus. Der Mann war groß, schlank, mit zurückgekämmtem Haar, Smoking mit Fliege, Mantel über dem Arm. Sie trug eine pelzig aussehende Jacke, das rote Haar schön frisiert, es floss um ihren Kopf. Sie sah sehr gut aus, wie die berühmten Schauspielerinnen in den Zeitungen, die die Leute im Taxi vergaßen, oder wie im Fernsehen, wenn Stars bei Filmpremieren auftraten.
Doch er schaute vor allem auf ihre Schuhe. Schwarzes Wildleder, drei Riemchen am Knöchel, hohe Absätze mit schimmerndem Metall an den Kanten der Sohlen.
»Guten Abend«, sagte der Mann und öffnete der Frau die Taxitür. »Metropole Hotel, bitte.«
»Schöne Schuhe«, sagte Jak zu der Frau. »Jimmy Choo, nicht wahr?«
Sie quietschte vor Stolz und Freude. »Ja, da haben Sie recht!«
Er erkannte auch ihren betörenden Duft, sagte aber nichts. Intrusion von Oscar de la Renta. Der gefiel ihm.
Er ließ den Motor an und checkte im Geist alles durch. Taxameter ein. Gurte. Türen geschlossen. Gang einlegen. Handbremse lösen. Die Reifen hatte er nach der letzten Fahrt nicht überprüft, aber noch vor einer halben Stunde, also dürften sie in Ordnung sein. Blick in den Rückspiegel. Dabei erhaschte er noch einen Blick auf das Gesicht der Frau. Zweifellos schön. Er würde gern noch mal die Schuhe sehen.
»Zum Haupteingang«, sagte der Mann.
4,025 km, berechnete Jak im Kopf, während er die Auffahrt hinunterfuhr. Er konnte sich Entfernungen merken. Er kannte die meisten Entfernungen innerhalb dieser Stadt. 4026 m bis zum Metropole Hotel, lautete die neue Rechnung. 2,174 Seemeilen. Ein Drittel einer schwedischen Meile. Der Fahrpreis würde etwa 9,20 Pfund betragen, je nach Verkehrslage. »Haben Sie hoch- oder tiefhängende Spülkästen in Ihrem Haus?«, erkundigte er sich.
Nach kurzem Schweigen, in dem Jak auf die Straße bog, warf der Mann der Frau einen Blick zu und antwortete: »Hochhängende. Wieso?«
»Wie viele Toiletten haben Sie in Ihrem Haus? Sicher eine ganze Menge, stimmt's?«
»Wir haben genug«, sagte der Mann.
»Ich kann Ihnen sagen, wo Sie ein schönes Exemplar eines hochhängenden Spülkastens finden - in Worthing. Ich kann Ihnen die Toilette gerne zeigen, falls Sie interessiert sind.« Jaks Stimme klang hoffnungsvoll. »Es ist ein wirklich schönes Exemplar. Auf den öffentlichen Toiletten, in der Nähe des Piers.«
»Nein, danke, das ist nicht so mein Ding.«
Das Paar auf dem Rücksitz schwieg.
Jak fuhr. Er konnte ihre Gesichter im Licht der Straßenlaternen beobachten. Im Rückspiegel betrachtete er die Augen der Frau. »Sie haben Schuhgröße 38, oder?«
»Ja! Woher wissen Sie das?«
»Ich kann es erkennen. Immer.«
»Das ist sehr schlau von Ihnen!«
Jak verstummte. Vermutlich redete er zu viel. Der Typ, dem das Taxi gehörte, hatte gesagt, in letzter Zeit hätten sich Leute beschwert, weil er zu viel rede. Der Typ sagte, die Leute wollten nicht immer reden. Jak wollte seinen Job nicht verlieren. Also hielt er den Mund. Er dachte an die Schuhe der Frau, während er zur Promenade hinunterfuhr. Windböen zerrten am Taxi. Der Verkehr floss zäh. Aber er behielt recht mit dem Fahrpreis.
Als er vor dem Eingang des Hilton Brighton Metropole Hotels anhielt, zeigte der Taxameter genau 9,20 Pfund.
Der Mann gab ihm zehn Pfund und sagte, der Rest sei für ihn.
Jak beobachtete, wie die beiden ins Hotel gingen. Wie der Wind das Haar der Frau zerzauste. Wie die Schuhe von Jimmy Choo in der Drehtür verschwanden. Schöne Schuhe. Er war erregt.
Erregt, wenn er an die kommende Nacht dachte.
Es würde noch so viele Schuhe geben. Besondere Schuhe für besondere Nächte.
3
Jetzt Mittwoch, 31. Dezember
Detective Superintendent Roy Grace starrte aus dem Fenster seines Büros in die dunkle Leere der Nacht, auf die Lampen des Supermarktparkplatzes gegenüber und die fernen Lichter der Stadt Brighton and Hove. Windböen heulten. Er spürte den kalten Luftzug, der durch die dünne Scheibe drang, auf der Wange.
Silvester. Er sah auf die Uhr. Viertel nach sechs. Es war Zeit für den Feierabend. Es war Zeit, das hoffnungslose Unterfangen, seinen Schreibtisch aufzuräumen, aufzugeben und nach Hause zu fahren.
Es war jedes Jahr an Silvester das Gleiche, dachte er. Er nahm sich immer vor, den ganzen Papierkram aufzuräumen und das nächste Jahr mit einem sauberen Tisch zu beginnen. Er war immer gescheitert. Morgen würde er ins hoffnungslose Chaos zurückkehren. Es war sogar noch schlimmer als im letzten Jahr. Und da war es schon schlimmer gewesen als im Jahr davor.
Sämtliche Akten der Fälle, die er in diesem Jahr bearbeitet hatte, stapelten sich auf dem Boden. Daneben türmten sich kleine, wacklige
Hochhäuser aus blauen Kartons und grüne Plastikbehälter voller ungeklärter Fälle.
Obwohl er sich bei der Arbeit auf aktuelle Mordfälle und andere Kapitalverbrechen konzentrierte, lag Roy Grace sehr viel an seinen ungeklärten Fällen. Er ging so weit, eine persönliche Verbindung zu jedem Opfer zu spüren. Doch er war nicht in der Lage gewesen, sich eingehender mit diesen Akten zu beschäftigen, denn das Jahr war ungewöhnlich arbeitsreich gewesen. Da war der Bräutigam, den man lebendig in einem Sarg begraben hatte. Dann hatten sie einen widerlichen Snuff-Movie-Ring hochgenommen. Schließlich hatten sie einen komplizierten Fall von Identitätsdiebstahl in Verbindung mit Mord und einem Doppelmörder, der sein eigenes Verschwinden inszeniert hatte, lösen müssen. Doch von seiner scheidenden Chefin Assistant Chief Constable Alison Vosper hatte er nur wenig Anerkennung für seine Erfolge erhalten.
Vielleicht würde ja das nächste Jahr besser. Die Hoffnung bestand zumindest. Ein neuer ACC, Peter Rigg, würde am Montag, also in fünf Tagen, seinen Dienst antreten. Am selben Tag würde ein ganz neu zusammengestelltes Team für ungeklärte Fälle, das aus drei ehemaligen leitenden Ermittlern bestand, unter Grace' Führung die Arbeit aufnehmen und ihn entlasten.
Vor allem aber würde seine geliebte Cleo im Juni ihr gemeinsames Kind zur Welt bringen. Und irgendwann davor, an einem noch festzulegenden Datum, würden sie heiraten, sofern ein letztes Hindernis beseitigt würde.
Seine Frau Sandy.
Sie war vor neuneinhalb Jahren an seinem dreißigsten Geburtstag verschwunden, und er hatte trotz aller Anstrengungen keine Spur von ihr gefunden. Er wusste nicht, ob sie entführt, ermordet, mit einem Liebhaber davongelaufen, einem Unfall zum Opfer gefallen war oder schlicht und einfach ihr Verschwinden selbst inszeniert hatte.
In den vergangenen neun Jahren, bis zu seiner Beziehung mit Cleo Morey, hatte Roy fast seine gesamte Freizeit mit der fruchtlosen Suche nach Sandy verbracht. Nun würde das alles endlich Vergangenheit sein. Er hatte einen Anwalt damit beauftragt, sie offiziell für tot erklären zu lassen. Er hoffte, dass man das Verfahren beschleunigen konnte, damit sie noch vor der Geburt des Babys heiraten konnten. Selbst wenn Sandy aus heiterem Himmel noch einmal auftauchen sollte, wollte er nicht wieder mit ihr zusammenleben. Er hatte sich von ihr weg entwickelt - das glaubte er zumindest.
Er schob mehrere Stapel mit Dokumenten auf dem Schreibtisch herum. Indem er einen auf den anderen legte, wirkte es ordentlicher, selbst wenn die Arbeit die gleiche blieb.
Seltsam, wie sich das Leben veränderte. Sandy hatte Silvester gehasst. Es sei so künstlich. Sie verbrachten es meist mit einem anderen Paar, seinem Kollegen Dick Pope und dessen Frau Lesley. Immer in einem schicken Restaurant. Und danach analysierte Sandy den ganzen Abend und nahm ihn auseinander.
Mit ihr hatte Silvester wenig Spaß gemacht. Doch nun, mit Cleo, freute er sich wahnsinnig darauf. Sie wollten allein zu Hause bleiben und mit ihren Lieblingsgerichten feiern. Die reine Glückseligkeit! Der einzige Wermutstropfen war, dass er in dieser Woche Bereitschaftsdienst hatte und daher nichts trinken konnte. Allerdings hatte er schon beschlossen, sich um Mitternacht ein Glas Champagner zu gönnen.
Er konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Er war so in Cleo verliebt, dass er sich den ganzen Tag über danach sehnte, sie im Arm zu halten, sie zu berühren, ihre Stimme zu hören, ihr Lächeln zu sehen. Auch jetzt verspürte er diese Sehnsucht und wäre am liebsten sofort zu ihr nach Hause gefahren, wo auch er sich zu Hause fühlte.
Nur eins hielt ihn zurück.
Die verdammten blauen Kartons und grünen Kästen auf dem Boden. Am Montag, wenn das neue Team startete, musste alles geordnet sein. Daher hatte er noch mehrere Stunden Arbeit vor sich.
Also schickte er Cleo eine SMS mit vielen Küssen.
Fünf ungelöste Kapitalverbrechen von insgesamt fünfundzwanzig mussten neu aufgerollt werden. Wo zum Teufel sollte er anfangen?
Plötzlich kamen ihm die absurden Worte aus Alice im Wunderland in den Sinn: »Fange beim Anfang an und lies, bis du ans Ende kommst, dann halte an.«
Also fing er am Anfang an. Nur fünf Minuten, dachte er, dann würde er für dieses Jahr Schluss machen und nach Hause fahren. Sein Handy meldete eine eingehende SMS, ein Echo seiner Gedanken. Es war eine noch längere Reihe von Küssen.
Lächelnd öffnete er die erste Akte. Alle sechs Monate überprüften die Labore, mit denen sie zusammenarbeiteten, die DNA der Opfer ungeklärter Fälle. Man konnte nie wissen. Weil man so große Fortschritte bei der Sicherstellung und Abgleichung von DNA gemacht hatte, konnten mehrere Straftäter, die sich in Sicherheit gewähnt hatten, überführt und verurteilt werden.
Der zweite Fall hatte Roy Grace immer tief berührt. Der kleine Tommy Lytle. Vor siebenundzwanzig Jahren war der Elfjährige an einem Nachmittag im Februar auf dem Heimweg von der Schule ermordet worden. Die einzige Spur war ein Morris-Minor-Lieferwagen, den man in der Nähe des Tatortes gesehen hatte. Aus den Akten wurde ersichtlich, dass der damalige Ermittlungsleiter davon überzeugt gewesen war, dass es sich bei dem Besitzer des Lieferwagens um den Täter handelte, doch hatte man keine stichhaltigen Beweise finden können, die den Jungen mit dem Lieferwagen in Verbindung brachten. Der Mann, ein seltsamer Einzelgänger und vorbestrafter Sexualtäter, wurde freigelassen. Er war noch am Leben, wie Grace wusste.
Er wandte sich der nächsten Akte zu, der Operation Houdini. Dem Schuh-Dieb.
Die Namen der Operationen wurden willkürlich vom Computer ausgewählt, erwiesen sich aber bisweilen als ganz passend. So wie dieser. Wie die großen Entfesselungskünstler war auch dieser Täter bislang der Polizei nicht ins Netz gegangen.
Der Schuh-Dieb hatte im Jahre 1997 innerhalb eines kurzen Zeitraums mindestens fünf Frauen in der Gegend von Brighton vergewaltigt oder dies versucht, und aller Wahrscheinlichkeit nach ein sechstes Opfer, dessen Leiche nie gefunden worden war, vergewaltigt und getötet. Es konnten aber durchaus noch mehr Opfer sein, viele Frauen schämten sich oder waren zu traumatisiert, um eine solche Tat anzuzeigen. Dann plötzlich hörten die Übergriffe auf. Bei keinem der Opfer hatte man DNA-Spuren sicherstellen können. Doch die Techniken waren damals auch noch nicht so ausgeklügelt gewesen.
Sie konnten sich nur auf die Vorgehensweise des Täters stützen. Auf seine ganz spezielle »Handschrift«. Und die war beim Schuh-Dieb sehr markant: Er nahm die Slips und einen Schuh seiner Opfer mit. Aber nur, wenn es sich um hochklassige Schuhe handelte.
Grace hasste Vergewaltiger. Er wusste, dass jedes Verbrechensopfer traumatisiert blieb, doch die meisten Opfer von Einbrüchen und Straßenraub kamen irgendwann darüber hinweg. Opfer von sexuellem Missbrauch oder sexuellen Übergriffen, vor allem Kinder und Vergewaltigungsopfer, überwanden das Erlebte hingegen meist nie. Sie verbrachten den Rest ihres Lebens damit, gegen die Erinnerungen zu kämpfen, ihren Ekel zu unterdrücken, ihre Angst und ihre Furcht.
Es war eine traurige Tatsache, dass die meisten Opfer von Personen vergewaltigt wurden, die sie persönlich kannten. Übergriffe durch Fremde waren sehr selten, kamen aber auch vor. Und es war nicht ungewöhnlich, dass diese sogenannten Fremdvergewaltiger ein Souvenir mitnahmen, eine Art Trophäe. So wie der Schuh-Dieb.
Grace blätterte in der dicken Akte und überflog die Liste mit anderen Vergewaltigungsfällen im Land. Im selben Zeitraum hatte es einen Fall weiter nördlich gegeben, der verblüffende Ähnlichkeit mit dem des Schuh-Diebs aufwies. Doch man hatte eindeutig nachweisen können, dass es sich nicht um denselben Täter handelte.
Nun, Schuh-Dieb, fragte sich Grace, bist du noch am Leben? Und wenn ja, wo steckst du?
4
Jetzt Mittwoch, 31. Dezember
Nicola Taylor fragte sich, wann dieser höllische Abend zu Ende gehen würde, dabei hatte die Hölle noch gar nicht begonnen.
»Die Hölle, das sind die anderen«, hatte Jean-Paul Sartre geschrieben, und sie stimmte ihm zu. Jetzt gerade war die Hölle der Betrunkene mit der schief sitzenden Fliege rechts von ihr, der ihr sämtliche Handknochen zerdrückte, und der noch betrunkenere Mann links von ihr in der grünen Smokingjacke, dessen verschwitzte Hand schleimig wie abgepackter Speck war. Und die anderen dreihundertfünfzig lärmenden, betrunkenen Menschen um sie herum.
Beide Männer rissen ihr fast die Arme aus den Gelenken, als die Band im Ballsaal des Brighton Metropole Hotels um Schlag Mitternacht Auld Lang Syne anstimmte. Der Mann zu ihrer Rechten hatte sich einen Groucho-Marx-Schnurrbart aus Plastik in die Nasenlöcher geklemmt, während der linke, dessen schleimige Hand viel Zeit damit verbracht hatte, sich an ihrem Oberschenkel emporzuarbeiten, ständig in eine Pfeife blies, die sich wie eine furzende Ente anhörte.
Sie wollte wirklich, wirklich nicht hier sein. Wäre sie doch bei ihrer Entscheidung geblieben, es sich mit einer Flasche Wein vor dem Fernseher gemütlich zu machen, wie sie es die meisten Abende im letzten Jahr getan hatte, seit ihr Ehemann sie wegen seiner vierundzwanzigjährigen Sekretärin verlassen hatte.
Aber nein, ihre Freundinnen Olivia, Becky und Deanne hatten darauf bestanden, dass sie Silvester auf keinen Fall schmollend allein zu Hause verbringen würde. Nigel würde ohnehin nicht zurückkommen. Seine Tusse war schwanger. Vergiss ihn, Süße, es gibt noch mehr Männer auf dieser Welt. Fang endlich an zu leben.
Und das hier sollte das Leben sein?
Ihre Arme wurden gleichzeitig in die Höhe gerissen. Dann zerrte man sie in einer gewaltigen Flutwelle nach vorn, wobei sie fast aus ihren wahnsinnig teuren Pumps von Marc Jacobs gefallen wäre. Sekunden später stolperte sie rückwärts.
Die Band spielte Should auld acquaintance be forgot ...
Ja, die alten Bekanntschaften sollte man verdammt nochmal vergessen. Und die neuen gleich mit dazu!
Nur: Sie konnte nicht vergessen. Nicht die Silvesterabende, an denen sie Nigel um Mitternacht in die Augen gesehen und ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebe, und er auch gesagt hatte, dass er sie liebe. Ihr Herz war schwer, verdammt schwer. Sie war noch nicht bereit. Nicht hier und nicht jetzt.
Endlich war das Lied zu Ende, und Mr Speck spuckte die Pfeife aus, umklammerte ihre Wangen und pflanzte einen schlabbrigen, nachhaltigen Kuss auf ihre Lippen. »Frohes neues Jahr!«, gurgelte er.
Luftballons schwebten von der Decke. Luftschlangen regneten auf sie herunter. Lauter lächelnde Gesichter umgaben sie. Sie wurde umarmt, geküsst, gestreichelt, wohin sie sich auch drehte. Es ging weiter und immer weiter.
Wenn ich jetzt verschwinde, merkt es keiner, dachte Nicola.
Sie kämpfte sich durch den Raum, durch das Meer von Menschen, hinaus in den Flur. Sie spürte einen kalten Luftzug und roch süßen Zigarettenrauch. Jetzt könnte sie auch eine gebrauchen!
Sie ging den fast verlassenen Flur entlang, wandte sich nach rechts und betrat die Lobby des Hotels. Sie drückte den Knopf des Aufzugs, und als die Tür aufging, stieg sie ein und wählte den fünften Stock.
Hoffentlich waren alle zu betrunken, um ihre Abwesenheit zu bemerken. Vielleicht hätte auch sie mehr trinken sollen, dann wäre sie in Partylaune gewesen. Doch sie fühlte sich stocknüchtern und hätte mühelos nach Hause fahren können. Allerdings hatte sie für das Zimmer bezahlt und ihre Sachen waren dort drinnen. Sie könnte sich einen Film anschauen, beim Zimmerservice Champagner bestellen und sich feierlich volllaufen lassen.
Als sie den Aufzug verließ, holte sie die Plastikkarte, die als Zimmerschlüssel diente, aus ihrer silbernen Abendtasche von Chanel. Es war eine Kopie, die sie gekauft hatte, als sie vor zwei Jahren mit Nigel in Dubai gewesen war.
Vor einer Tür stand eine schlanke blonde Frau in ihrem Alter. Sie trug ein langes, hochgeschlossenes Abendkleid mit langen Ärmeln und schien mit ihrer Tür zu kämpfen. Als sie auf einer Höhe waren, drehte sich die Frau, die völlig betrunken war, zu Nicola um und nuschelte: »Ich krieg das Scheißding nicht rein, wissen Sie, wie das funktioniert?« Sie streckte ihr die Plastikkarte entgegen.
»Sie müssen sie reinstecken und ziemlich schnell wieder rausziehen«, antwortete Nicola.
»Hab ich schon versucht.«
»Lassen Sie mich mal.« Hilfsbereit nahm Nicola die Karte entgegen und steckte sie in den Schlitz. Als sie sie herauszog, leuchtete eine grüne Lampe auf, und es ertönte ein Klick.
Da presste sich etwas Feuchtes auf ihr Gesicht. Ein süßlicher Geruch drang in ihre Nase, und ihre Augen brannten. Sie spürte noch einen heftigen Schlag in den Nacken. Taumelte nach vorn. Der Teppich raste auf sie zu.
5
Dezember 1997
In der Dunkelheit hörte Rachael Ryan, wie die Gürtelschnalle des Mannes geöffnet wurde. Ein metallisches Klicken. Das Rascheln von Kleidern. Sein Atem, gehetzt, wild. Ein greller Schmerz pulsierte in ihrem Kopf. »Bitte tun Sie mir nicht weh«, flehte sie. »Bitte nicht.«
Der Lieferwagen wurde von den Windböen durchgerüttelt, und gelegentlich fuhr ein Auto vorbei, dessen grell weiße Scheinwerfer das Innere wie Stroboskope erhellten. Genau in diesen Augenblicken konnte sie ihn am deutlichsten erkennen und das schiere Entsetzen packte sie. Die schwarze Maske über seinem Kopf, die winzigen Schlitze für Augen, Nasenlöcher und Mund. Die weite Jeans und die Joggingjacke. Das winzige, gebogene Messer, das er in der Linken mit dem Handschuh hielt, das Messer, mit dem er sie blenden würde, wenn sie schreien oder zu fliehen versuchen sollte.
Ein muffiger Geruch wie von alten Säcken stieg aus der dünnen Unterlage auf. Er vermischte sich mit dem schwachen Geruch von alten Plastiksitzen und dem schärferen Gestank von Dieselöl.
Sie sah, wie er die Hose hinunterließ. Starrte auf seine weiße Unterhose, seine schlanken, glatten Beine. Sie sah seinen kleinen Penis, dünn und stummelig wie der Kopf einer Schlange. Sie sah ihn mit der rechten Hand in der Hosentasche wühlen und etwas herausziehen. Ein eckiges Folienpäckchen. Er schlitzte es mit dem Messer auf und drückte schweratmend etwas heraus. Ein Kondom.
Ihre Gedanken rasten. Ein Kondom? War er so rücksichtsvoll? Wenn er so rücksichtsvoll war, ein Kondom zu benutzen, würde er dann wirklich mit dem Messer auf sie losgehen?
»Ich zieh das Gummi über«, keuchte er. »Die können jetzt DNA finden. Die nehmen die DNA von einem. Ich hinterlasse dir kein Geschenk für die Polizei. Mach mich hart.«
Sie bebte vor Ekel, als der Schlangenkopf sich ihren Lippen näherte und sein Gesicht plötzlich erhellte, als wieder ein Auto vorbeifuhr. Da draußen waren Leute. Sie hörte Stimmen auf der Straße. Gelächter. Könnte sie doch nur ein Geräusch machen, von innen gegen den Wagen hämmern oder schreien, dann würde jemand kommen und ihn aufhalten.
Sie fragte sich flüchtig, ob sie versuchen sollte, ihn zu erregen, damit er kam. Vielleicht würde er sie dann in Ruhe lassen. Doch ihr Ekel war zu groß, ihr Zorn - und ihre Zweifel.
Jetzt hörte sie, wie sein Atem noch schneller ging. Er grunzte. Sie sah, dass er sich selbst berührte. Er war nur ein Perverser, ein durchgeknallter beschissener Perverser, und das hier passierte nicht ihr!
Plötzlich, angefeuert vom Alkohol in ihrem Blut, fasste sie neuen Mut. Sie packte seinen verschwitzten, haarlosen Hodensack und quetschte seine Eier so fest sie konnte. Als er vor Schmerz aufjaulte und zurückwich, riss sie ihm die Maske vom Kopf, drückte ihm die Finger in die Augen, in beide Augen, wollte sie mit den Nägeln herausreißen. Sie schrie, so laut sie konnte.
Doch zu ihrem Entsetzen drang nur ein schwaches Krächzen aus ihrem Mund, wie in einem Albtraum.
Dann traf ein gewaltiger Schlag sie an der Schläfe.
»Du Schlampe!«
Wieder schlug er ihr die Faust ins Gesicht. Seine Miene, eine Maske aus Schmerz und Raserei, verschwamm vor ihren Augen. Wieder spürte sie die Faust, und noch einmal.
Ihr wurde schwindlig.
Dann fühlte sie, wie er in sie eindrang. Sie wollte weg, sich von ihm lösen, doch er hatte sie fest im Griff.
Das bin nicht ich. Das ist nicht mein Körper.
Sie fühlte sich völlig losgelöst von ihrem Selbst. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie einen Albtraum durchlebte, aus dem sie nicht erwachen konnte. Licht blitzte durch ihren Kopf. Dann der Kurzschluss.
6
Jetzt Donnerstag, 1. Januar
Heute war der 1. Januar, Neujahr. Und es herrschte Flut!
Die Flut mochte Jak am liebsten. Er wusste, dass Flut herrschte, weil er spürte, wie sich sein Zuhause bewegte, hob, sanft wiegte. Sein Zuhause war ein Humber Keel Kohlenschiff namens Tom Newbound, das blau und weiß gestrichen war. Er wusste nicht, weshalb man dem Boot diesen Namen gegeben hatte. Es gehörte einer Frau namens Jo, die als Krankenschwester arbeitete, und ihrem Ehemann Howard, einem Zimmermann. Jak hatte sie eines Abends im Taxi nach Hause gefahren, und sie waren freundlich zu ihm gewesen. Schließlich waren sie seine besten Freunde geworden. Er liebte das Boot, hielt sich gern dort auf und half Jo beim Anstreichen oder Lackieren oder Saubermachen.
Eines Tages erklärten die beiden, sie würden für eine Weile nach Goa ziehen, wie lange, das wüssten sie nicht. Jak war am Boden zerstört, weil er seine Freunde verlieren und das Boot nicht mehr besuchen könnte. Doch sie sagten, sie benötigten jemanden, der sich um ihr Hausboot und ihre Katze kümmerte.
Nun war Jak schon seit zwei Jahren an Bord. Kurz vor Weihnachten hatten sie ihn angerufen und erklärt, sie würden noch ein weiteres Jahr in Indien bleiben.
Mit anderen Worten, er konnte noch mindestens ein Jahr hier wohnen, worüber er sehr glücklich war. Und er hatte eine Trophäe von letzter Nacht, ein neues Paar Schuhe, mit dem er ebenfalls sehr glücklich war ...
Rote Lederschuhe. Wunderbar geschwungen, mit sechs Riemchen, einer Schnalle und fünfzehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen.
Sie lagen auf dem Boden neben seiner Schlafkoje. Er hatte nautische Begriffe gelernt. Eigentlich war es ein Bett, aber auf einem Schiff nannte man es Koje. So wie man die Küche auch nicht als Küche bezeichnete, sondern als Kombüse.
Er konnte von hier aus zu jedem britischen Hafen navigieren - er hatte sämtliche Admiralitätskarten auswendig gelernt. Allerdings besaß das Boot keinen Motor. Eines Tages hätte er gern ein eigenes Boot mit Motor, und dann würde er an all die Orte fahren, die er in seinem Kopf gespeichert hatte. Oh ja.
Bosun leckte an seiner Hand, die aus der Koje hing. Bosun war ein großer, geschmeidiger roter Kater, der hier das Sagen hatte. Der wahre Kapitän des Schiffes. Jak wusste, dass ihn die Katze als ihren Diener betrachtete. Es war ihm egal. Die Katze hatte jedenfalls noch nie in sein Taxi gekotzt.
Der Geruch von teurem, neuem Leder stieg ihm in die Nase. Oh ja. Es war wie im Paradies, mit einem neuen Paar Schuhe aufzuwachen.
Und das bei auflaufender Flut!
Das war das Schönste, wenn man auf dem Wasser lebte. Man hörte keine Schritte. Jak hatte versucht, in der Stadt zu wohnen, aber es hatte nicht funktioniert. Er konnte nicht die verlockenden Geräusche der vielen Schuhe ertragen, die um ihn herum klapperten, wenn er zu schlafen versuchte. Hier draußen an der Anlegestelle des Adur River am Strand von Shoreham gab es keine Schuhe. Nur das Klatschen des Wassers und die Stille des Wattenmeeres. Die Schreie der Möwen. Manchmal auch das Geschrei des acht Monate alten Babys vom Boot nebenan.
Hoffentlich fiel das Kleine bald mal ins Watt und ertrank.
Aber im Moment freute sich Jak auf den bevorstehenden Tag. Aufs Aufstehen. Darauf, die neuen Schuhe zu untersuchen. Sie zu katalogisieren. Dann vielleicht seine Sammlung durchzusehen, die er an geheimen Orten auf dem Boot untergebracht hatte. Dort bewahrte er unter anderem auch seine Sammlung elektrischer Schaltpläne auf. Danach würde er in sein kleines Büro am Bug gehen und einige Zeit am Computer verbringen.
Konnte man das neue Jahr besser beginnen?
Zuerst aber musste er die Katze füttern.
Davor musste er sich die Zähne putzen.
Und davor musste er zur Toilette.
Dann würde er das Boot routinemäßig überprüfen und alles auf der Liste abhaken, die er von den Besitzern bekommen hatte. Zuerst musste er die Angelleinen überprüfen. Dann das Schiff auf Lecks absuchen. Lecks waren nicht gut. Dann musste er die Schiffstaue überprüfen. Die Liste war lang, und es tat gut, sie abzuarbeiten. Es war gut, gebraucht zu werden.
Er wurde von Mr Raj Dibdoon gebraucht, dem das Taxi gehörte.
Er wurde von der Krankenschwester und dem Zimmermann gebraucht, denen sein Heim gehörte.
Er wurde von der Katze gebraucht.
Und heute Morgen hatte er ein neues Paar Schuhe!
Das war ein guter Anfang für das neue Jahr.
Oh ja.
7
Jetzt Donnerstag, 1. Januar
Carlo Diomei war müde. Und wenn er müde war, drückte das auf seine Stimmung. Er mochte die langen, feuchten englischen Winter nicht. Er vermisste die frische, trockene Kälte seines Heimatortes Courmayeur hoch oben in den italienischen Alpen. Er vermisste den Winterschnee und die Sommersonne. Er vermisste es, an seinen freien Tagen die Ski anzuschnallen und ein paar kostbare Stunden allein zu verbringen, weit weg von den Urlaubermassen auf den vielbefahrenen Pisten, und lautlose Spuren auf Strecken in den Bergen zu ziehen, die nur er und ein paar einheimische Fremdenführer kannten.
Sein Vertrag lief noch ein Jahr. Danach würde er hoffentlich in die Berge zurückkehren und mit etwas Glück eine Stelle als Hotelmanager bekommen. Wieder unter Freunden sein.
Im Augenblick aber verdiente er gut, und die Erfahrungen, die er in diesem berühmten Hotel sammeln konnte, würden ihm sehr nützlich sein. Scheiße, aber das neue Jahr hatte ganz schön blöd angefangen!
Normalerweise arbeitete er in der Tagschicht und konnte die kostbaren Abende zu Hause in der Mietwohnung mit Blick aufs Meer verbringen, in der er mit seiner Frau, seinem zwei Jahre alten Sohn und seiner vierjährigen Tochter lebte. Doch der Nachtmanager hatte sich ausgerechnet den Silvestertag ausgesucht, um Grippe zu bekommen. Also hatte er dessen Schicht nach einer nur zweistündigen Pause übernehmen müssen, in der er nach Hause gesaust war, seine Kinder ins Bett gebracht und mit seiner Frau und einem Glas Mineralwasser statt dem geplanten Champagner aufs neue Jahr angestoßen hatte, bevor er wieder ins Hotel geeilt war, um die Silvesterfeiern zu überwachen.
Er war jetzt seit achtzehn Stunden im Dienst und völlig erschöpft. In einer halben Stunde würde er an seinen Stellvertreter übergeben, endlich nach Hause fahren, sich die dringend benötigte Zigarette genehmigen, ins Bett fallen und sich den noch dringender benötigten Schlaf holen.
Da klingelte das Telefon in seinem winzigen Büro gegenüber der Rezeption. »Carlo«, meldete er sich.
Es war Daniela de Rosa, die Hausdame, die ebenfalls Italienerin war und aus Mailand stammte. Ein Zimmermädchen machte sich Sorgen wegen Zimmer 547. Es war 13.30 Uhr, und das Zimmer hätte seit einer halben Stunde geräumt sein müssen, doch an der Tür hing noch immer das Bitte nicht stören-Schild. Sie hatte mehrfach geklopft, doch keine Antwort erhalten, und auch das Telefon wurde nicht abgehoben.
Carlo gähnte. Vermutlich schlief jemand seinen Rausch aus. Der Glückliche. Er schaute im Computer nach, wer das Zimmer gebucht hatte. Eine Mrs Marsha Morris. Er wählte die Nummer und hörte, wie es klingelte. Niemand meldete sich. Er rief Daniela de Rosa zurück. »Na schön«, sagte er geschafft. »Ich komme rauf.«
Fünf Minuten später stieg er im fünften Stock aus dem Aufzug und ging zu dem Zimmer, wo die Hausdame an die Tür hämmerte. Keine Antwort. Er klopfte selbst. Wartete. Dann öffnete er die Tür mit dem Generalschlüssel und trat ein. »Hallo«, sagte er leise.
Die schweren Vorhänge waren noch zugezogen, doch im Halbdunkel konnte er eine Gestalt auf dem breiten Bett erkennen. »Hallo«, wiederholte er. »Guten Morgen!«
Im Bett bewegte sich etwas ganz schwach. »Hallo«, sagte er ein drittes Mal. »Guten Morgen, Mrs Morris. Frohes neues Jahr!«
Keine Antwort. Nur eine leichte Bewegung.
Er tastete nach den Lichtschaltern und drückte einen. Mehrere Lampen gingen an, und vor ihm lag eine nackte Frau mit gespreizten Beinen auf dem Bett. Ihre Arme und Beine waren ausgestreckt wie bei einer Gekreuzigten und mit weißen Kordeln gefesselt. Als Carlo nähertrat, begriff er auch, weshalb sie nicht reagierte. Ein Gästehandtuch steckte in ihrem Mund und war auf beiden Seiten mit Klebeband befestigt.
»Oh, mein Gott!«, schrie die Hausdame.
Carlo Diomei eilte zum Bett. War das ein ausgefallenes Sexspiel? Lauerte ihr Ehemann oder Freund etwa noch im Badezimmer? Die Frau schaute ihn verzweifelt an.
Er stürzte ins Bad, doch es war leer. Er hatte schon viele sonderbare Dinge in Hotelzimmern erlebt, doch zum ersten Mal in seiner Karriere war er unsicher, was er als Nächstes tun sollte. Sein übermüdetes Gehirn suchte fieberhaft nach einem Sinn für das Bild, das sich ihm bot, was ihm aber nicht gelang. Hatte er sie bei einem verrückten Sexspiel unterbrochen? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Die Frau schaute ihn aus verängstigten Augen an. Es war ihm peinlich, ihren nackten Körper anzusehen. Er zwang sich näherzutreten und wollte das Klebeband entfernen. Doch beim ersten vorsichtigen Ziehen schlug die Frau heftig mit dem Kopf hin und her. Es tat offensichtlich weh. Egal, er musste es entfernen, so viel war sicher. Er musste mit ihr sprechen. Also zog er es so sanft wie möglich von der Haut, bis er das Handtuch aus ihrem Mund entfernen konnte.
Sofort begann die Frau rückhaltlos zu schluchzen.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
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Autoren-Porträt von Peter James
PETER JAMES ist ein international erfolgreicher Schriftsteller, dessen Roy-Grace-Serie weltweit in 37 Ländern erscheint und von der über 19 Millionen Bücher verkauft wurden. Er hat mehrere Filme produziert, darunter 'Der Kaufmann von Venedig' mit Al Pacino und Jeremy Irons. Zuletzt feierte sein Theaterstück 'Das Haus in Cold Hill' grosse Erfolge an englischen Theatern.Irmengard Gabler war nach dem Studium der Anglistik und Romanistik in Eichstätt und London einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für romanische Literaturwissenschaft an der Universität Eichstätt tätig. Seit 1993 übersetzt sie Belletristik und Sachbücher aus dem Englischen, Französischen und Italienischen (u.a. Cristina Campo, Serena Vitale, Philippe Blasband, Christopher J. Sansom, John Dickie, Adam Higginbotham). Die Übersetzerin lebt in München. Goga-Klinkenberg, SusanneSusanne Goga-Klinkenberg studierte Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin. Bisher hat sie rund 60 Werke aus dem Englischen und Französischen übersetzt. Unter ihrem Geburtsnamen Susanne Goga veröffentlicht sie ihre Romane. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Bibliographische Angaben
- Autor: Peter James
- 2012, 2. Aufl., 400 Seiten, Masse: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Susanne Goga-Klinkenberg
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596182891
- ISBN-13: 9783596182893
- Erscheinungsdatum: 12.12.2012
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