Piccard - Pioniere ohne Grenzen, m. DVD
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Auguste Piccard unternahm 1931 den weltweit ersten Stratosphärenflug und tauchte in bisher unerreichte Meerestiefen. Der Ballon mit der druckfesten Kabine und auch die U-Boote waren Eigenkonstruktionen.
Jacques Piccard stiess 1960 im Marianengraben auf eine Tiefe von 10‘916 Meter vor. Dieser Rekord ist nach wie vor ungebrochen.
Bertrand Piccard schaffte 1999 die erste Non-stop-Weltumrundung im Ballon. Mit seinem aktuellen Projekt "Solar Impulse" überquerte er zusammen mit André Borschberg 2013 die USA. 2015 will Piccard mit seinem Flugzeug ohne einen Tropfen Brennstoff die Erde umrunden.
In diesem Buch werden nicht nur der Pioniergeist und die Abenteuerlust der Piccards, sondern speziell auch die Visionen Bertrand Piccards für eine Welt von morgen dargestellt. Mit seinem Flugzeug "Solar Impulse" plant er die Weltumrundung ohne einen Tropfen fossilen Brennstoffs. Mit seiner Lebensphilosophie fordert er die Menschen auf, mutig zu sein und ihr eigenes Potenzial zu verwirklichen. Sein humanitärer Einsatz spiegelt sich nicht zuletzt in seiner Stiftung "Winds of Hope" wider.
Pioniere ohne Grenzen - Die kühnen Entwürfe in Jules Vernes Romanen scheinen sich durch ihr Zutun von zukunftsweisenden Visionen in realistische Projekte zu verwandeln: Kaum eine andere Familie hat es geschafft, sich immer wieder neu den aktuellen Themen der Gesellschaft zu stellen und ihr mit ebenso aufsehenerregenden wie "undenkbaren" Antworten zu begegnen: Von Auguste, der mit seinem Stratosphärenballon in vorher unerreichte Höhen aufstieg über Jacques, der in bis heute unerreichte Meerestiefen vordrang, bis hin zu Bertrand, der 2015 die Erde mit einem Solarflugzeug umrunden will - das Unmögliche möglich zu machen charakterisiert bis heute die Pioniertaten der Schweizer Familie Piccard.
Herzlich willkommen, die Herren Auguste, Jacques und Bertrand zu diesem ganz besonderen Stelldichein! Die Piccards sind eine aussergewöhnliche Dynastie über drei Generationen. Was unterscheidet bzw. verbindet Grossvater, Vater und Sohn?
Bertrand: Mein Vater hat mich auf den Geschmack der äusseren Welt gebracht, meine Mutter auf den Geschmack der inneren Welt. Diese zwei Welten sind die zwei Teile in mir. Ich glaube, meine größte Chance war, dass meine Eltern mich als selbständiges und verantwortungsvolles Wesen behandelten. Man hat mir immer die Freiheit gelassen, die Dinge um mich herum in Frage zu stellen. Es kommt mir ein wenig so vor, als ob ich gerade meine Schulden an meine Vorfahren zurückzahle, die es mir erlauben, endlich mich selbst zu werden.
Jacques: Ich war immer stolz, Sohn meines Vaters zu sein - nun bin ich stolz, Vater meines Sohnes zu sein...
Bertrand (Nach kurzer Pause): Kinder zu haben ist auch ein unglaubliches Abenteuer! (Schmunzeln und Kopfnicken in der Runde). Während der Fahrt im Ballon Orbiter fühlte ich mich meinem Grossvater sehr nahe und kann mir vorstellen, was er empfunden hat. Ich schaute auf dieselben Sterne wie er, aus einer Ballonkapsel, die mich wie ihn, durch viele Emotionen führt. Mein frühester Kindertraum kommt mir immer wieder in den Sinn: Die Zeit anzuhalten, um so die intensivsten Momente verlängern zu können.
Erzeugte dieses Familienrenommee nicht primär Druck und Verpflichtung?
Bertrand: Ich bewunderte all diese Leute, die in Büchern über Pioniere erwähnt waren. Diese Leute waren zum Mittag oder Abend bei uns zu Hause zum Essen. Ich sah ihre Träume, ihre Leidenschaften und
Ich hatte keinen Druck von meinem Vater oder Grossvater. Aber es war eher so, dass ich viel Druck von aussen, von anderen Leuten verspürte. Sie haben immer gefragt: Was willst du für grossartige Erfolge machen? Um in der Schule akzeptiert zu werden, kam ich oftmals mit Absicht zu spät in die Klasse, ich machte Witze gegen den Lehrer - ich machte mit Absicht »dumme Sachen« und bekam wie alle Strafen, um so wie die anderen zu sein.
Geht es Ihnen primär um Abenteuer, Heldentum und Rekorde?
Auguste: Bitte, bewundern Sie mich nicht als mutigen Helden - ich bin alles andere als mutig! Den Ingenieur, der alles überdenkt, berechnet und erprobt, beschwingt das Vertrauen! Wenn man wirklich vertraut ist, ist Angst unsinnig und Mut unnötig.
Hier geht es nicht um Rekorde oder Sensationen, sondern um einen Weg. Je mehr Leute daran arbeiten, desto besser!
Bertrand: Ganz im Gegensatz zur gängigen Auffassung besteht man Abenteuer nicht mit hocherhobenem Haupt und wehenden Bannern. Abenteuer sind vielmehr immer eine Begegnung mit den eigenen Zweifeln und Emotionen. Deshalb glaube ich, dass der wahre Abenteurer im Innern gar nicht anders als bescheiden und menschlich bleiben kann.
Jacques: Das Bathyskaph wurde nicht erfunden, um das »Gold des Meeresgrundes« einzuheimsen oder der Kriegsführung eine Waffe zu liefern. Nein - es wurde gebaut, um Wissenschaftern den Zugang zum Meer zu ermöglichen.
Auguste: Allen Spöttern zum Trotz haben wir bewiesen, dass die »Trieste« ihren Aufgaben gewachsen ist. Einen Rekord haben wir natürlich nicht geschlagen. Das war auch gar nicht unsere Absicht.
Bertrand: »Nur kein Triumphgehabe«, schienen uns unsere Brenner bei der Weltumrundung per Ballon zuzuflüstern, als sie eine Stunde vor Erreichen der Ziellinie plötzlich erloschen...
Ihre Mittel, Ihre »Werkzeuge«, waren primär Ballone und U-Boote - weshalb?
Auguste: Ich will zeigen, dass die Konstruktion eines Tiefseebootes kein Kinderspiel ist, dass sein Erbauer an sehr viele Einzelheiten gedacht haben muss. Ich will aber auch zeigen, dass alle Schwierigkeiten überwunden werden können.
Die Luft ist ein Medium, das Wasser ein anderes. Für beide gilt das Archimedische Gesetz. Ich brauche nur einen Ballon, dessen Hülle sich nicht deformiert, und eine geeignete Füllung. Die vollkommen geschlossene Kugelgondel hatte ich schon. Sie hat sich sehr gut bewährt. Alles muss nur viel, viel stärker sein, da es im Wasser um bedeutend grössere Druckfaktoren geht.
Jacques: Endlich verfügten die Ozeanographen über ein Gerät, das es ihnen ermöglicht, den Meeresgrund zu erreichen und dort in Ruhe zu arbeiten. Sie haben dadurch genügend Zeit, um ihre Experimente, Messungen, Beobachtungen durchzuführen. Erstmals haben Menschenaugen den Meeresgrund - und sogar etwas von dem darunter - gesehen, und dies in mehr als 10'000 Metern Tiefe...
Bertrand: Eine Weltumrundung mit dem Ballon hielten viele für unmöglich. Aber es wurde gemacht. Es zeigt, dass auch in Zukunft Sachen, die andere für unmöglich halten, gemacht werden können.
Bertrand, für Sie als Psychiater wurde die Ballonfahrt zu Metapher fürs Leben...
Bertrand: Das Leben ist wie eine Ballonfahrt: Sehr oft im Leben und in einem Ballon gehen wir nicht in die Richtung, die wir wollen. Wir verlieren die Kontrolle, es gibt Bruchstellen, es gibt Krisen. In einem Ballon müssen wir die Flughöhe ändern, um bessere Winde zu finden. Auch wenn uns im Leben die Winde entgegen wehen, müssen wir lernen, die Flughöhe zu ändern. Aber dafür haben wir meistens zuviel Ballast: Gewissheit, Sicherheit, Überzeugungen, Dogmen, Verhaltensmuster - all diese Sachen belasten uns schwer. Paradox ist: Jedes Mal, wenn wir im Wind des Lebens verloren sind, eine Krise erleben, machen wir Dogmen und Paradigmen noch stärker, statt sie abzubauen. Nur wenn wir Ballast über Bord werfen können, können wir eine neue Flughöhe finden. Diese wird uns bessere Windrichtungen schenken. Das müssen wir aber zuerst lernen (lehnt sich etwas zurück). Das Leben ist keine einfache Sache - aber es wird noch schwieriger, wenn man sich dagegen sperrt.
Der einzige Moment, an dem ich in meinem Leben etwas ändern kann, liegt doch weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft: Es ist der gegenwärtige Augenblick, der Augenblick, den ich gerade erlebe.
Gibt es ein »Piccard-Rezept«, womit Sie meistens Erfolg hatten?
Auguste: Bei Neukonstruktionen ist nicht die Praxis, sondern die verachtete Theorie massgebend. Nur sie kann der Menschheit neue Wege weisen.
Jacques: Meine Grundidee war, ein Forschungs-Unterseeboot zur Verfügung zu haben, gross genug, dass eine technische und eine wissenschaftliche Besatzung darin einen Monat lang leben konnte und das sich im Golfstrom treiben liess.
Bertrand: Manchmal misstraue ich einer Wissenschaft, die ihre Erkenntnisse nur durch das Messen, das Berechnen und die logische Betrachtung gewinnt und so Gefahr läuft, uns aller Entdeckungen in den »nicht messbaren Gebieten« zu berauben. Die nur noch an das glaubt, was man sieht, als ob das nicht nur die Spitze des Eisbergs wäre. Wenn wir immer alles gleich machen ist es unmöglich, eine Evolution zu haben, etwas zu verbessern. Alle unsere Konkurrenten haben immer wieder die gleichen Technologien weiter entwickelt. Wir haben immer etwas gelernt, um etwas neu zu machen. Deshalb waren wir erfolgreicher als die andern.
Auguste (nickt): Die Wurzeln der Technik greifen tief in die Wissenschaft hinein, und das Studium der ewigen Naturgesetze allein befähigt uns, neue Konstruktionen zu erfinden und ihren Wert im Voraus richtig einzuschätzen.
Bertrand: Für mein Leben habe ich die Maxime gewählt: Ich möchte, dass man mir beweist, dass eine Sache nicht existiert, bevor ich aufhöre, daran zu glauben.
Und welches sind Ihre schönsten und eindrücklichsten bleibenden Erinnerungen?
Jacques (schaut kurz über die Reling aufs tiefgrüne Wasser): Als wir die letzte Strecke zum tiefen Meeresgrund zurücklegten, erblickte ich etwas Wundervolles: Genau unter uns lag auf dem Boden ein Plattfisch, er ähnelte einer Seezunge, war etwa 30 cm lang und 15 cm breit. Genauso wie ich ihn sah, erspähten seine zwei runden Augen am Kopfende uns - ein Stahlungeheuer, das in sein schweigendes Reich eindrang.
Auguste: Beim Aufstieg in die Stratosphäre war der Anblick an sich überwältigend, auch wenn nicht jeder Berg seinen Namen hat. So eine Fülle von Bergen habe ich noch nie gesehen. Immer neue Ketten steigen auf, immer neue Gegenden erscheinen. Dazu diese ungewohnte Perspektive: So hat noch kein Auge wirkliche Berge gesehen. So schaut man in Museen ein gutes Alpenrelief an. Die Wolken, die um die Berge ziehen, erhöhen noch die Pracht - sie sind selber wie Berge...
Bertrand (mit Leuchten in seinen blauen Augen): Mit »Orbiter 3« badeten wir jede Nacht im Sternenlicht und schwebten schweigend durch das Universum. Und wenn unsere Sonne am Horizont aufging, dann enthüllte sich vor uns plötzlich das Leben in all seinem Zauber und dem ganzen Wunder seiner Einzigartigkeit. In diesem Moment konnten wir überhaupt nicht verstehen, wie es möglich ist, dass die Menschheit auf diesem anscheinend einzigen bewohnten Planeten der Milchstrasse lebt und doch nicht fähig ist, das Wunderbare dieser Tatsache zu begreifen und mit unserer Erde ein inniges und respektvolles Verhältnis aufrechtzuerhalten.
Die ältere Dame vom Bordrestaurant bringt Kaffee und für Auguste ein Glas Wasser. Die »Helvétie« hat mittlerweile den See überquert und steuert, nach einem kurzen Halt in Thonon, das schmucke französische mittelalterliche Fischerdorf Yvoire an.
Aber seien wir ehrlich: Es gab ja auch Misserfolge und herbe Enttäuschungen...
Jacques: Das erste Mal erfuhr ich ein paar Tage vor unserer Abfahrt zur Challenger-Tiefe, dass ich nicht für die grosse Tauchfahrt eingeteilt war. Eines Morgens arbeitete ich gerade an Deck der »Trieste«, als man mich deshalb beiseite rief. Ungläubig hörte ich zu - das konnte nicht wahr sein!
Auguste: Nicht in französischen Marinekreisen, aber in einer gewissen Presse wurde mir vorgeworfen, meine Anwesenheit im Arsenal von Toulon dazu missbraucht zu haben, um die französischen Pläne der »FNRS 3« zu kopieren und für den Bau der »Trieste« zu verwenden. Ich besitze die Zeichnung eines Projekts, die ich im Juli 1949 in Brüssel angefertigt habe, also lange bevor ich das Arsenal von Toulon betreten habe. Auf den ersten Blick erkennt man darauf die charakteristische Form der »Trieste«.
Bertrand: Als »Orbiter 1« zerstört im Mittelmeer scheiterte, habe ich geweint wie ein Kind. Später hat sich gezeigt: Es war eine Etappe auf dem Weg zum Erfolg.
Gab es auch Missgunst, Neid und Intrigen?
Jacques: Es ist mir hier nicht möglich, alle Intrigen im Einzelnen zu schildern, die zu jener Zeit gespielt wurden und die als erstes Ergebnis die Entlassung der ganzen Mesoskaphmannschaft zur Folge hatte.
Auguste: Die Kritiker vergessen, dass über die Führung eines Bathyskaphs noch keine Lehrbücher geschrieben worden sind und trotz aller Theorie viele Einzelheiten praktisch erprobt werden müssen, ehe das Boot seiner Bestimmung übergeben werden kann...
Bertrand (ganz Psychiater): Wenn wir Krisen akzeptieren, gehen wir leichter damit um! Eine Krise ist ein Abenteuer, das man nicht akzeptiert - ein Abenteuer dagegen ist eine Krise, die man akzeptiert...
Wie geht man in brenzligen Situationen am besten mit Angst und Stress um?
Jacques: Angst muss man vorher haben. Vor der Expedition, ja schon vor der Konstruktion des U-Boots. Eine Art negative Neugierde: Was könnte passieren wenn? wenn?, wenn?...
Bertrand: Stress besteht in der Anstrengung, etwas kontrollieren oder ändern zu wollen, das nicht zu kontrollieren oder zu ändern ist. Ein Fallschirmsprung ist für mich ein Symbol für einen Entscheidungsprozess: Im Leben gibt es immer - wenn mein Körper sich vom Flugzeug trennen muss - ein Teil, der sagt: Weshalb soll ich etwas an meinen Gewohnheiten ändern, etwas riskieren. Und ein Teil, der sagt, im Leben muss man Risiken auf sich nehmen, muss man etwas anderes probieren, sich für die Zukunft entscheiden. Und plötzlich springst du. Ob ich beim Fliegen Angst empfinde? Ich habe viel mehr Angst, in einer Welt zu leben, die eine Million Tonnen Erdöl pro Stunde verbraucht...
Zum SOLAR-IMPULSE-Projekt: Glauben Sie, Bertrand, dass man allein mit Son¬nenenergie dereinst kommerziell Passagiere um die Welt transportieren kann?
Bertrand: Ich wäre dumm, wenn ich sagen würde Nein. Und verrückt, wenn ich sagen würde Ja. Heute existieren die Technologien noch nicht, um 200 Passagiere so zu befördern. Aber die Gebrüder Wright glaubten ebenso wenig, dass man eines Tages über den Atlantik fliegen könnte. »Solar Impulse« ist ein Flugzeug - aber viel mehr als das: Es ist eine Botschaft, eine Demonstration, was mit dieser Technologie möglich ist. Unser Ziel ist nicht, die Luftfahrt zu revolutionieren - was wir erreichen wollen ist, dass genug Leute in der Welt dieses Abenteuer verfolgen und denken: Ah, in der Luft benützen sie diese Technologie mit so wenig Energie, wir können das ebenso gut auf unser tägliches Leben übertragen.
Die Ballonfahrt um die Welt war für mich ein Jules-Verne-Traum. Ich habe damit gezeigt, dass man auch grosse Träume erfüllen kann, selbst wenn viele sagen, es sei unmöglich. Aber es war nicht nützlich für die Gesellschaft. SOLAR IMPULSE dagegen ist wirklich nützlich die Gesellschaft. Es sind neue Technologien, die sehr wichtig sein werden für eine nachhaltige Entwicklung.
Was war für Sie die Triebfeder, sich mehr und mehr für den Schutz der Umwelt zu engagieren?
Jacques: Hiess die Aufgabe für die nächste Zeit nicht - anstatt nur alles über das Meer erfahren zu wollen -, sich im Gegenteil davon zu überzeugen, dass der Mensch im Begriff war, das Meer zu zerstören, und hiess es nicht vor allem zu versuchen, es davor zu bewahren? Es geht darum, die wirklichen Bedürfnisse der Menschheit zu erkennen und die Gefahren bekannt zu machen.
Bertrand: Moderne Abenteuer bestehen nicht in der Rückkehr auf den Mond, sondern in der Verwirklichung anderer, nicht weniger weltbewegender Projekte. Wir müssen uns von der Abhängigkeit fossiler Brennstoffe befreien und unsere Umweltprobleme lösen. Und zwar so, dass es für Wirtschaft und Industrie rentabel ist. Sonst wird sich niemand für den Umweltschutz interessieren.
Werden Menschen jemals Veränderungen akzeptieren, die mit Verzicht und Einschränkungen verbunden sind?
Bertrand: Für mich steht fest, dass niemand irgendetwas an seinem Lebensstil oder seinem Konsum ändern wird, wenn er darin keinen unmittelbaren Nutzen sieht. Viele Menschen glauben noch immer, dass die erneuerbaren Energien eine Beschränkung der Lebensqualität und der Mobilität bedeuten. Wir möchten genau das Gegenteil beweisen. Wir müssen aufhören, von Umweltschutz zu sprechen - es geht vielmehr um Menschenschutz! Wenn der Mensch die Umwelt zerstört, wird der Mensch verschwinden, nicht die Welt. Selbst einen globalen Atomkrieg wird die Erde überstehen - der Mensch nicht. In 100'000 Jahren erholt sich die Natur im Gegensatz zur Menschheit, die verschwinden würde.
Die Güter auf dieser Welt sind ungleich verteilt - für eine gerechtere Welt braucht es wahrscheinlich nicht nur technische Fortschritte sondern vermehrt auch humanitäre Solidarität...
Bertrand: Einige Augenblicke vor unserer Landung in der ägyptischen Wüste konnten wir zum ersten Mal ernsthaft über die Verteilung unseres Preises nachdenken. Genau dort, genau zu diesem Zeitpunkt wurde zwischen Himmel und Erde die Idee zu unserer Stiftung geboren.
Das Ziel war, gegen die vergessenen oder vernachlässigten Leiden der Kinder aus jenen Regionen anzugehen, die wir auf unserer Fahrt überquert hatten, Kinder, die nicht einmal die Chance hatten, sich den elementarsten Traum zu erfüllen, nämlich in ihrer Armut und inmitten der Gleichgültigkeit ihrer Umwelt zu überleben. »Winds of Hope« im Kampf gegen die Noma-Krankheit entstand.
Ich habe Kinder gesehen, die können nicht weinen, weil sie kein Gesicht zum Weinen mehr haben.... Es geht bei dieser Hilfe nicht um meine persönliche Befriedigung - aber es ist eine Schande, wenn ich die Mittel habe und nichts dagegen tun.
Unser Schiff nähert sich wieder der Schweizer Grenze, Nyon, unsere Endstation taucht auf. Bertrand schaut auf die Uhr - alle sind erstaunt, wie rasch die Zeit verflogen ist.
Nochmal zurück zu unserer Einstiegsfrage: Welche Erkenntnisse bleiben letztlich?
Auguste (der etwas müde scheint und längere Zeit geschwiegen hat): Dem Wunsch des Schicksals kann sich der Mensch nicht widersetzen, besonders dann nicht, wenn das vorgesteckte Ziel so verlockend ist: Teilnehmen an dem grossen Werk der Menschheit, das die Erforschung der Welt erstrebt. Fremde Länder entdecken, den Fuss auf unbetretene Berge setzen, neue Räume des Himmels durchfahren, mit den Scheinwerfern das Reich der Finsternis beleuchten, das sind die Ziele, die das Leben lebenswert machen. Wer da mitarbeiten darf, der soll, der muss mitarbeiten! Ich wollte nicht umsonst gelebt haben!
Jacques: Wichtig ist nicht die Tiefe, sondern Tauchgänge zu machen, die etwas nützen.
Bertrand: Das Solar-Impulse-Projekt stellt für mich die Quintessenz all dessen dar, was meine Erziehung mich gelehrt hat: die Neugier, ohne die man sich an nichts Neues wagen kann. Die Ausdauer, ohne die man das gewünschte Ziel nie erreichen wird. Und der Respekt, ohne den unsere Erfolge absolut wertlos sind. Um die Welt fliegen, auf dem Mond landen, auf den Everest steigen - alles gut und schön. Aber es bringt keine Antwort auf die Frage, warum leben wir, woher kommen, wohin gehen wir? Wahrscheinlich gibt es diese Antwort auch nicht - und wir müssen diese grossen Fragezeichen akzeptieren.
Vielen Dank für diese einmalige Gesprächsrunde!
Nachdem die »Helvétie« in Nyon angelegt hat, verlassen alle das Oberdeck. Zurück bleibt Augustes vergessene »Tim und Struppi«-Ausgabe, in welcher der Wind mit den Seiten spielt...
Das Gespräch führten Susanne Dieminger und Roland Jeanneret.
Sämtliche Antworten sind authentische Zitate von Auguste, Jacques und Bertrand Piccard.
Roland Jeanneret ist Journalist und langjähriger Mediensprecher der Glückskette und bekannter Radiomoderator von SRF 1. Er verfasste mehrere Sachbücher. Jeanneret lebt heute in Bern.
- Autoren: Susanne Dieminger , Roland Jeanneret
- 200 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Masse: 21 x 28 cm, Gebunden, Deutsch
- Regie: Honegger, Otto C.
- Verlag: Weltbild Verlag
- ISBN-10: 303812656X
- ISBN-13: 9783038126560
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