Nebelschimmer

Den Vorgänger „Regenglanz“ habe ich abgöttisch geliebt – dementsprechend gross waren natürlich die Erwartungen an „Nebelschimmer“.

Der Schreibstil war ein wahrer Genuss. Wie auch schon in Band 1 konnte mich die Autorin von der ersten Seite weg packen und in die Geschichte hineinziehen. Kaum angefangen konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Anya Omah hat mich so gefesselt und einfach nicht mehrlosgelassen.

Obi/Calla war ein Traum von einer Protagonistin. So ein unglaublich liebenswürdiger, herzlicher und starker Charakter den man einfach direkt ins Herz schliessen muss. Eine tolle Persönlichkeit die man auch privat gerne in seinem Leben hätte. Ich habe es geliebt ihre Entwicklung zu lesen, wie sie langsam ihre eigene Stimme gefunden hat und für sich eingestanden ist.

Ebenso gut hat mir Jasper gefallen. Er ist ein toller Kerl der aber auch Fehler gemacht hat und ich fand es auch super realistisch, dass er diese nicht direkt erkannt hat sondern einfach eine Weile gebraucht hat um das zu sehen. Dass er nicht direkt verzeihen konnte sondern ihm seine Gedanken und Gefühle irgendwo immer noch eine Weile im Weg gestanden sind bevor er sich wieder vollends auf alles einlassen konnte. Das fand ich eine richtig tolle und authentische Abwechslung. Wie er mit sich gehadert hat fand ich sehr erfrischend.

Calla/Obi und Jasper haben für meinen Geschmack einfach wunderbar harmoniert. Wie Yin und Yang. Zwei Menschen die einfach von Grund auf perfekt füreinander sind und bei denen die Vibes einfach stimmen. Generell waren beide Charaktere für mich unglaublich zugänglich und dreidimensional mit Ecken und Kanten und einfach sehr, sehr authentisch. Die Gefühle haben mich nur so überrollt und ich hatte wirklich, wirklich ehrliches Herzklopfen und Bauchkribbeln. Wahnsinn was ein Buch in einem auslösen kann.

Generell liebe ich ja „Second Chance Romance“ bzw. „Exlovers to Lovers“ und dieses Buch hat mir mal wieder gezeigt wieso ich sowas so gerne lese. Es war so toll wie die Gefühle langsam wieder aufgetaucht sind, wie sie die Protagonisten und auch mich überrollt haben wie ein Tsunami.
Aber was mir auch ganz besonders gut gefallen hat war, dass in diesem Buch auch zwei sehr heftige Themen Raum gefunden haben. Das eine Thema ist Rassismus. Ein Thema das ich unglaublich wichtig finde und mit diesem Buch konnte man einen richtig schönen Einblick bekommen. Dass manche Dinge vielleicht gar nicht böse gemeint sind, aber dennoch sehr, sehr verletzend auf andere Menschen wirken können. Worte sind mächtig und man sollte sie weise und bedacht nutzen. Auf feinfühlige Art hat Anya genau das rübergebracht.
Das zweite Thema benenne ich hier nicht, da es einfach spoilern würde. Aber ich muss sagen ich hatte Gänsehaut und es lag mir wirklich schwer auf der Brust weil ich selber nicht wüsste wie ich damit umgehen könnte. Ein super schwieriges Thema das ich so in dieser Variation noch nie gelesen habe und deshalb sehr spannend fand.

Dieses Buch war wie eine aufregende, emotionale Reise an die ich gerne zurückdenke. Anya ist einfach ein Naturtalent!
Eine riesengrosse Leseempfehlung! Ich freue mich mega auf Band 3

Calla und Jasper waren das Traumpaar für alle, doch manchmal kommt es nicht so, wie man dachte. Als Calla nach einem Jahr im Ausland nach Deutschland zurückkehrt, sind die Wunden nach wie vor tief und die zwei müssen herausfinden, was sie einander vielleicht doch noch bedeuten.


Anyah Omah schreibt wirklich sehr schön, das mochte ich auch im zweiten Band dieser Reihe wieder sehr. Man hat die Orte bildlich vor Augen und kann sich gut in alles reinfühlen. Sie schafft ausserdem eine gute Mischung aus Ernsthaftigkeit und Schönheit/Leichtigkeit. Denn beides findet man hier. Die Themen, die behandelt werden, sind allgemein sehr ernst und schwerwiegend, aber trotzdem wirkt das Buch keinesfalls drückend oder zu schwer.

Ich finde es gut, dass das Thema Rassismus hier aus einer Own Voice Perspektive aufgegriffen wird, und obwohl keine Punkte angesprochen wurden, die mir persönlich nicht schon bewusst gewesen wären, so ist es doch gut, wenn immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, damit man es immer vor Augen hat, was nicht ok ist. Hier wurde die Sache mit der Vermieterin zu einem guten Ende gebracht, was mich sehr gefreut hat, allerdings ging es doch vielleicht etwas zu leicht/schnell am Ende. Das andere sehr schwierige Thema, das hier behandelt wird, kann ich ohne zu spoilern gar nicht nennen, aber auch das wurde respektvoll umgesetzt und auch so, dass ich, obwohl ich keinerlei Berührungspunkte damit habe, Callas Verhalten darauf gut nachvollziehen konnte (selbst, wenn ichs mal nicht ganz in Ordnung fand). Insgesamt für mich also gut gelöst.

Calla und Jasper waren dabei auch zwei Charaktere, mit denen ich gut mitfühlen konnte und die mir sehr sympathisch waren. Beide haben durch die letzten 1 1/2 Jahre einen ziemlichen Knacks bekommen, was aber auch verständlich ist. Trotzdem sind sie nicht beleidigend oder verhalten sich anderweitig unangebracht. Beide sind verletzt, wollen aber gerne einen Lichtblick. Und dafür fand ich es übrigens auch sehr gut, dass es Rückblicke in die Zeit gab, als sie zusammengekommen sind. Denn so haben wir die Chance bekommen, die beiden überhaupt als Paar zu erleben und verstehen zu können, was sie sich bedeuten und warum sie sich zurückwollen. Callas Freundinnen Lissa und Leo haben mir ein wenig gefehlt, dafür gab es aber ein paar andere interessante Nebencharaktere – wobei der Fokus doch recht stark auf den beiden geblieben ist.

Mir hat das Buch gut gefallen, trotz minimaler Kritik und dass der letzte Funke irgendwie fehlte. Dafür gab es weniger anstrengendes Drama als in Band 1. Von mir bekommt das Buch 4 Sterne, Tendenz 4,5. Ich bin gespannt auf Band 3, was hier am Ende des Buches auch schon angeteasert wurde.