Der Fall Melchior Nikoleit / Otto Castorp Bd.2

Roman; Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis, Kategorie National 2020
 
 
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Jena, 1985. Ein junger Mann ist ermordet worden. Ein Punker, so nennen sich diese Gestalten, die vom sozialistischen Staatswesen so schwer auf Linie zu bringen sind. Die Ermittler der Morduntersuchungskommission um Oberleutnant Otto Castorp nehmen schnell...
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Kommentar zu "Der Fall Melchior Nikoleit / Otto Castorp Bd.2"
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    5 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    bookloving, 28.08.2020 bei bewertet

    *Beeindruckender Krimi mit tollem DDR-Zeitkolorit*
    Der Krimi «Morduntersuchungskommission: Der Fall Melchior Nikoleit» vom Kölner Autor Max Annas ist bereits der zweite Band einer neuen, auf vier Bände angelegten Krimi-Reihe mit Otto Castorp als Hauptfigur, der Ermittler der Morduntersuchungskommission im Bezirk Gera und Oberleutnant bei der Volkspolizei in Jena ist und im Kampf um Gerechtigkeit stets alles gibt.
    Für seine Kriminalromane wurde Max Annas bereits mehrfach mit dem "Deutschen Krimipreis" ausgezeichnet. Auch mit seinem neuesten Werk landete er für den Monat August 2020 prompt auf der Krimibestenliste von Deutschlandfunk Kultur und der Frankfurter Allgemeinen – zu Recht wie ich meine, denn Annas hat einen beeindruckenden, von Plot bis Atmosphäre sehr stimmigen Kriminalroman vorgelegt.
    Nach dem spektakulären Auftakt der Krimireihe beruht der neue, im Jahr 1985 in Jena angesiedelte Fall zwar nicht auf wahren Begebenheiten, doch wirkt dieser ebenfalls äusserst authentisch. Die Ermittlungen um den rätselhaften Mord am jungen Punker Melchior Nikoleit, der als informeller Spitzel für die Stasi angeworben wurde, gestalten sich für Otto Castorp und seine Kollegen von der MuK Gera recht schwierig. Rasch gerät Melchiors Vater ins Visier. Etwas vorschnell will man ihn zum Täter machen, denn durch seine beruflichen Westkontakte und einen Ausreiseantrag ist er als Systemfeind per se höchst verdächtig. Doch für den gewissenhaften Castorp gibt es weitere heisse Spuren im engen Umfeld des Opfers und potentielle Motive, denen er im Gegensatz zu seinen Kollegen nachgehen will. So beispielsweise Melchiors IM-Tätigkeit, die Unterschlagung von gesellschaftlichem Eigentum oder das brisante Foto aus der finsteren deutschen Vergangenheit, das den Vater von Melchiors Freund zu belasten scheint.Annas hat den fesselnden, vielschichtigen Fall in einem nüchternen, distanzierten Erzählstil verfasst - passend zu den eher gemächlich vorangetriebenen Ermittlungen der MuK, denen wir hauptsächlich an der Seite von Otto folgen. In einem weiteren Handlungsstrang erhalten wir aus der Perspektive von Julia Frühauf, Tochter eines Pfarrers, Mitglied der Punkband „Ernteeinsatz“ und Freundin des Mordopfers, äusserst aufschlussreiche Einblicke in die Befindlichkeiten junger Menschen, die versuchten sich eigene Freiräume zu schaffen und dem staatlichen Anpassungsdruck und gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen. Viele Jugendliche orientierten sich damals an der verbotenen westlichen Jugendkultur. Sehr informativ und anschaulich stellt Annas die jugendliche Subkultur der Punkszene in der DDR und ihre provokante Haltung aus Julias rückblickender Sicht dar. Interessanterweise konnten sich die Punker gerade im Schutze der evangelischen Kirche zwischen Bluesern und Friedensbewegten richtig entfalten. Mit dem Aussehen und ihrer negativen Dekadenz riefen sie die Sittenwächter der biederen DDR aber bald auf den Plan und wurden schliesslich vom System brutal unterdrückt.
    Gekonnt lässt uns Annas in das nüchterne Alltagsleben des „Arbeiter-und Bauernstaats“ Mitte der 1980ger Jahre eintauchen. Es ist eine Zeit, in der Gorbatschow gerade als neuer Generalsekretär der SU gewählt wurde, Glasnost und Perestroika noch in weiter Ferne sind, sich aber der desolate Zustand des Sozialismus allzu deutlich im Alltag zeigte, und Ausreisewellen den unausweichlichen Niedergang dokumentierten. Annas gelingt es hervorragend, die sehr beklemmende Atmosphäre einzufangen und die Folgen aufzuzeigen, die sich durch die ständige Bespitzelung der Bevölkerung durch das MfS und ihrer Spitzel herausbildeten. Dies prägte den Umgang der DDR-Bürger untereinander nachhaltig und führte zu permanentem Argwohn, gegenseitigem Misstrauen und latenten Ängsten. Sehr eindrucksvoll sind ebenfalls die verschiedenen Schauplätze der maroden DDR und die allgemeine Alltagstristesse beschrieben, die eine wundervoll authentische Kulisse für den Fall darstellen.
    Im angehängten Glossar kann man zudem einige weniger geläufige Begriffe aus dem DDR-Vokabular nachschlagen.
    Nicht nur seinen eigenwilligen Protagonisten Otto Castorp, sondern auch viele Nebenfiguren hat Anna sehr vielschichtig und lebendig angelegt und mit viel Liebe zum Detail gezeichnet, so dass man sich gut in ihr Innenleben hineinversetzen kann. Besonders gut gefallen aber hat mir Otto mit seiner ruhigen, nüchternen und abgeklärten Art und seinen Schwächen – in gewisser Weise ein tragischer Held. Er ist ein Mensch, der sich mit diesem System arrangiert aber dennoch seinen kritischen Blick bewahrt hat. So kann er sich durchaus in die Haltung der jungen Punker hineinversetzen und verurteilt sie nicht pauschal. Trotz massiver Eheprobleme, familiärer Schwierigkeiten und latenter Einschüchterungsversuche durch seinen Kollegen Rolf will er der Wahrheit im aktuellen Fall auf die Spur kommen und verbeisst sich in seine Nachforschungen ohne seine Kollegen zu involvieren.
    Auch wenn die Ermittlungen nur mittelmässige Spannung aufkommen lassen, konnte mich die einzigartige Atmosphäre und das stimmige Szenario dieses Krimis sehr fesseln. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und gipfeln in einem äusserst überraschenden, folgenschweren Finale mit offenem Ausklang. Ich bin sehr gespannt, wie es nach der nach der vermeintlichen Aufklärung des Mordfalls Melchior Nikoleit für Otto und seine Kollegen weitergehen wird.
    FAZIT
    Ein beeindruckender, von Plot bis Atmosphäre sehr stimmiger Kriminalroman mit tollem DDR-Zeitkolorit!
    Sehr lesenswert!

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