Geweihte des Todes / Midnight Breed Bd.8
Nachdem die Ex-Polizistin Jenna in Alaskas Wildnis angegriffen und schwer verletzt wird, gehen seltsame Veränderungen mit ihr vor. Der attraktive Vampir Brock pflegt sie gesund und die beiden verlieben sich ineinander. Doch ihre verbotene Liebe ist gefährdet.
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Produktinformationen zu „Geweihte des Todes / Midnight Breed Bd.8 “
Nachdem die Ex-Polizistin Jenna in Alaskas Wildnis angegriffen und schwer verletzt wird, gehen seltsame Veränderungen mit ihr vor. Der attraktive Vampir Brock pflegt sie gesund und die beiden verlieben sich ineinander. Doch ihre verbotene Liebe ist gefährdet.
Klappentext zu „Geweihte des Todes / Midnight Breed Bd.8 “
Die ehemalige Polizistin Jenna wird in der Wildnis von Alaska angegriffen und überlebt den Überfall nur mit knapper Not. Doch hinterher gehen seltsame Veränderungen mit ihrem Körper vonstatten. Sie sucht Zuflucht im Haus eines uralten Ordens von Vampirkriegern in Boston, deren Existenz nur wenigen bekannt ist. Dort begegnet Jenna dem attraktiven Vampir Brock, der ihr hilft, sich von ihren Wunden zu erholen. Schon bald werden beide von einer tiefen Leidenschaft zueinander erfasst. Doch ein Geheimnis aus Brocks Vergangenheit und Jennas Sterblichkeit gefährden ihre verbotene Liebe.Der achte Band der erfolgreichen Vampirsaga "Midnight Breed" von Bestseller-Autorin Lara Adrian!
Lese-Probe zu „Geweihte des Todes / Midnight Breed Bd.8 “
Geweihte des Todes von Lara Adrian1
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Leben ... oder Tod?
Die Worte drangen durch die Dunkelheit zu ihr, einzelne Silben ohne Zusammenhang. Das raue Kratzen einer ausdrucks¬losen, dumpfen Stimme, die in ihre bleierne Benommenheit drang und sie zwang, aufzuwachen, zuzuhören. Eine Wahl zu treffen.
Leben?
Oder Tod?
Sie stöhnte auf dem kalten Holzboden unter ihrer Wange, versuchte, die Stimme und die erbarmungslose Entscheidung, die sie forderte, aus ihrem Verstand auszublenden. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Worte, diese Frage hörte. Nicht das erste Mal in den endlosen Stunden, dass sie in der eisigen Stille ihres Blockhauses mühsam ein Augenlid gehoben und mitten in das schreckliche Gesicht eines Monsters gestarrt hatte.
Vampir.
„Entscheide dich", flüsterte die Kreatur mit einem lang ge¬zogenen Zischen. Sie kauerte über ihr, und sie selbst lag zusam¬mengerollt und zitternd vor Kälte auf dem Boden beim kalten Kamin. Die Fangzähne der Bestie glänzten im Mondlicht, rasier¬klingenscharf und tödlich, ihre Spitzen immer noch mit frischem Blut verschmiert - ihrem eigenen. Die Kreatur hatte sie erst vor wenigen Minuten in den Hals gebissen.
Sie versuchte sich aufzurichten, konnte aber ihre geschwäch¬ten Muskeln nicht einmal dazu bringen, sich anzuspannen. Sie versuchte, etwas zu sagen, aber ihr gelang nur ein raues Stöhnen.
ihre Kehle fühlte sich trocken wie Asche an, ihre Zunge ge¬schwollen und träge.
Draußen tobte ein Schneesturm, der Winter Alaskas heulte ihr bitter und gnadenlos in den Ohren. Niemand konnte ihre Schreie hören, selbst wenn sie es versucht hätte.
Der Vampir konnte sie immer noch sofort töten. Sie wusste nicht, warum er es nicht getan hatte. Sie wusste nicht, warum er sie drängte, auf eine Frage zu antworten, die sie sich die letzten vier Jahre lang fast täglich selbst gestellt hatte - seit dem Unfall, der ihr den Mann und ihre kleine Tochter genommen hatte.
Wie oft hatte sie sich gewünscht, mit ihnen auf dieser vereisten Schnellstraße umgekommen zu sein? Dann wäre alles so viel leichter, so viel weniger schmerzhaft gewesen.
Jetzt konnte sie ein stummes Urteil in diesen unverwandten, unmenschlichen Augen spüren, die in der Dunkelheit auf sie ge¬richtet waren, blendend hell, die Pupillen geschlitzt wie die einer Katze. Der kahle Schädel und riesenhafte Körper der Kreatur waren von kunstvoll verschlungenen Hautmustern überzogen, und als sie sie beobachtete, schienen sie in wilden Farben zu pulsieren. Die Stille dehnte sich aus, während er sie geduldig musterte wie ein unter einem Glas gefangenes insekt.
Als er jetzt wieder sprach, bewegten sich seine Lippen nicht. Die Worte drangen wie Rauch in ihren Schädel ein und sanken tief in ihren Verstand.
Die Entscheidung liegt bei dir, Menschenfrau. Sag mir, was du willst: Leben oder Tod?
Sie wandte den Kopf ab und schloss die Augen, weigerte sich, die Kreatur anzusehen. Weigerte sich, Teil dieses seltsamen Spiels ohne Worte zu sein, das er offenbar mit ihr spielte. Er war ein Raubtier, das mit seiner zappelnden Beute spielte, während es sich überlegte, ob es sie verschonen wollte oder nicht.
Wie es endet, liegt an dir. Du entscheidest.
„Zur Hölle mit dir!", murmelte sie undeutlich, ihre Stimme war belegt und heiser.
Eisenstarke Finger schlossen sich hart um ihr Kinn und rissen es herum, bis sie ihm wieder ins Gesicht sah. Er legte den Kopf schief, seine bernsteingelben Katzenaugen waren völlig emo¬tionslos, als er keuchend Atem holte und dann durch seine blut¬verschmierten Lippen und Fänge sprach.
„Entscheide dich. Es bleibt nicht mehr viel Zeit."
Keine Ungeduld lag in der knurrenden Stimme so nahe an ihrem Gesicht, nur mattes Desinteresse. Eine Apathie, die zu besagen schien, dass es ihm wirklich völlig egal war, wie die Ant¬wort ausfiel.
Wut brandete in ihr auf. Sie wollte ihm sagen, er sollte es end¬lich hinter sich bringen und sie töten, wenn es das war, was er vorhatte. Er würde sie nicht dazu bringen, ihn anzubetteln, ver¬dammt noch mal! Widerstand kochte in ihr, und ihre Wut schoss ihr die ausgedörrte Kehle hinauf und in ihre Zungenspitze.
Aber die Worte wollten nicht kommen.
Sie konnte ihn nicht um den Tod bitten, selbst wenn er ihr ein¬ziger Ausweg aus dem Schrecken war, der sie hier gefangen hielt. ihr einziger Fluchtweg vor ihrem Schmerz darüber, die beiden Menschen verloren zu haben, die sie am meisten liebte, und aus der sinnlosen Existenz, die ihr seither geblieben war.
Er löste seine Klauen von ihr und sah mit entnervender Ruhe zu, wie sie wieder auf den Boden sackte. Zeit verging, schien sich endlos auszudehnen. Sie kämpfte damit, ihre Stimme wieder¬zufinden, um das Wort auszusprechen, das sie entweder befreien oder verdammen würde. Und immer noch kauerte er neben ihr, wiegte sich auf den Fersen und schien mit schief gelegtem Kopf etwas abzuwägen.
Dann, zu ihrem Entsetzen und ihrer Verwirrung, streckte er den linken Arm aus und schlitzte sich mit einem klauenartigen Fingernagel das Fleisch an seinem Handgelenk auf. Blut spritzte aus der tiefen Wunde, scharlachrote Tropfen regneten auf die hölzernen Dielenbretter unter ihm. Er fuhr mit dem Finger in den offenen Schnitt und bohrte ihn in die Muskeln und Sehnen seines Unterarms.
„Oh, Scheiße! Was machst du da?" Ekel schüttelte sie. ihre instinkte schrien ihr die Warnung zu, dass gleich etwas Schreck¬liches passieren würde - vielleicht noch schrecklicher als der Horror ihrer Gefangenschaft bei diesem albtraumhaften Wesen, das sich von ihrem Blut nährte. „Oh mein Gott, hör auf. Was zur Hölle machst du da?"
Er antwortete nicht, sah sie nicht einmal an, bis er etwas Win¬ziges aus der Wunde in seinem Fleisch hervorgepult hatte und vorsichtig zwischen seinem blutigen Daumen und Zeigefinger hielt. Er blinzelte langsam, für einen kurzen Augenblick waren seine Augen hinter seinen Lidern verborgen, dann nagelte er sie wieder mit einem hypnotischen bernsteingelben Lichtstrahl fest.
„Leben oder Tod", zischte die Kreatur und machte ihre un¬barmherzigen Augen schmal. Er beugte sich zu ihr herüber, immer noch tropfte Blut aus der Wunde in seinem Unterarm, die er sich selbst beigebracht hatte. „Du musst dich entscheiden, sofort."
Nein, dachte sie verzweifelt. Nein!
irgendwo tief in ihr brandete Wut auf wie eine Springflut. Sie konnte sie nicht unterdrücken, den Wutanfall nicht zurück¬halten, der jetzt ihre wunde Kehle hinaufstieg und mit einem Furienschrei aus ihrem Mund explodierte.
„Nein!" Sie hob die Fäuste und schlug auf die nackten Schul¬tern der Kreatur ein, deren harte Haut nichts Menschliches hat¬te. Sie schlug um sich und tobte, beschimpfte ihn mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, und genoss jeden schmerzhaften Aufprall, wenn ihre Schläge seinen Körper trafen. „Verdammt noch mal, nein! Fass mich nicht an!"
Wieder drosch sie mit den Fäusten auf ihn ein, wieder und wieder, und immer noch kroch er näher heran.
„Lass mich in Ruhe, verdammt! Hau ab!"
ihre Fäuste trafen ihn an den Schultern und seitlich am Schä¬del, Schlag auf Schlag fiel, selbst dann noch, als eine schwere Dunkelheit sich über sie zu senken begann und sie einhüllte wie ein schweres, nasses Leichentuch, ihre Bewegungen träge mach te und ihre Gedanken verwirrte.
ihre Muskeln erschlafften und gehorchten ihr nicht mehr. Und immer noch schlug sie auf die Kreatur ein, jetzt langsam, als stünde sie bis zum Hals in einem schwarzen, teergefüllten Ozean.
„Nein", stöhnte sie und schloss die Augen vor der Dunkelheit, die sie umgab. Sie sank tiefer, immer tiefer in eine geräuschlose, schwerelose, endlose Leere hinein. „Nein ... lass mich los. Ver¬dammt ... lass mich los ..."
Dann, als sie schon dachte, dass die Dunkelheit, die sie ein¬hüllte, sie nie wieder freigeben würde, spürte sie etwas Kühles und Feuchtes an ihrer Stirn, und irgendwo über ihrem Kopf erklang unverständliches Stimmengewirr.
„Nein", murmelte sie. „Nicht. Lass mich los ..."
Mit allerletzter Kraft versetzte sie der Kreatur, die sie nieder¬gedrückt hielt, einen weiteren Schlag. Harte Muskeln absorbier¬ten ihn. Da klammerte sie sich an ihren Entführer, versuchte, ihn zu packen, zu kratzen. Verblüfft spürte sie weichen Stoff in den Händen. Nicht die klamme nackte Haut der Kreatur, die in ihr Haus eingebrochen war und sie gefangen hielt, sondern einen warmen Strickpullover.
in ihrem trägen Verstand feuerte ihre Verwirrung einen Warn¬schuss ab. „Wer ... nein, fass mich nicht an ..."
„Jenna, hören Sie mich?" Der tiefe, rollende Bariton, der so nah an ihrem Gesicht ertönte, war ihr irgendwie vertraut. Selt¬sam tröstlich.
Diese Stimme sprach etwas tief in ihr an und gab ihr etwas zum Festhalten, jetzt, wo nichts als dieses bodenlose dunkle Meer um sie war. Sie stöhnte, immer noch verloren, doch nun spürte sie einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass sie vielleicht überleben würde.
Die tiefe Stimme, nach der sie sich jetzt plötzlich verzweifelt sehnte, meldete sich wieder. „Kade, Alex. ich glaube, sie kommt zu sich. Jetzt wacht sie endlich auf."
Sie holte Atem, schnappte heftig nach Luft. „Lass mich los", murmelte sie, unsicher, ob sie ihren Gefühlen trauen konnte. Unsicher, ob sie jetzt überhaupt irgendetwas trauen konnte. „Oh Gott ... bitte nicht ... fass mich nicht an! Nicht ..."
„Jenna?" Über ihr, ganz in der Nähe, meldete sich eine Frauen stimme zu Wort. Sanfter Tonfall, nüchterne Besorgnis - das musste eine Freundin sein. „Jenna, Liebes, ich bin's, Alex. Du bist jetzt okay. Verstehst du? Du bist in Sicherheit, das ver¬spreche ich dir."
Langsam registrierte sie, was diese Worte bedeuteten, und ein Gefühl von Erleichterung und Trost breitete sich in ihr aus. Ein Gefühl von Frieden, trotz des eisigen Entsetzens, das immer noch durch ihre Adern schoss.
Mit großer Anstrengung schaffte sie es, die Augen zu öffnen und die Benommenheit fortzublinzeln, die wie ein Schleier an ihren Sinnen klebte. Drei Gestalten umstanden sie, zwei davon riesig und eindeutig männlich, die dritte groß und schlank, eine Frau. ihre beste Freundin, Alexandra Maguire. „Was ... wo bin ..."
„Schsch", beruhigte Alex sie. „Nicht reden. Es ist okay. Du bist an einem sicheren Ort, und du kommst wieder in Ordnung."
Jenna blinzelte und versuchte sich zu konzentrieren. Langsam wurden die Gestalten an ihrem Bett zu Menschen. Als sie sich etwas aufsetzte, erkannte sie, dass ihre Fäuste immer noch den Wollpullover gepackt hielten, den der Größere der beiden Män¬ner trug: der riesenhafte, grimmig wirkende Afroamerikaner mit dem kurz geschorenen Haar und den Schultern eines Rugby¬spielers, dessen tiefe Stimme sie aus dem entsetzlichen Albtraum zurückgeholt hatte, in dem sie fast ertrunken wäre.
Auf den sie weiß Gott wie lange erbarmungslos eingedroschen hatte, weil sie ihn für die höllische Kreatur gehalten hatte.
„Hallo", murmelte er, und sein breiter Mund kräuselte sich zu einem kleinen Lächeln. Durchdringende dunkelbraune Augen hielten ihren erwachenden Blick und schienen ihr tief in die Seele zu dringen. Das warme Lächeln wurde breiter, als sie ihren Todesgriff löste und sich wieder auf das Bett sinken ließ. „Schön zu sehen, dass Sie sich für das Land der Lebenden entschieden haben."
Jenna runzelte die Stirn über seine launige Bemerkung, denn sie erinnerte sich wieder an die schreckliche Entscheidung, die ihr Angreifer ihr aufgezwungen hatte. Sie stieß einen kehligen Seufzer aus und versuchte, ihre neue, unvertraute Umgebung in sich aufzunehmen. Ein wenig fühlte sie sich wie Dorothy, als sie nach ihrer Reise ins Zauberland Oz wieder zu Hause in Kansas aufwacht.
Nur dass ihr Land Oz scheinbar endlose Höllenqualen ge¬wesen waren, ein schrecklicher, blutgetränkter Horrortrip. Wenigstens der war nun vorbei.
Sie sah Alex an. „Wo sind wir?"
ihre Freundin kam näher und drückte ihr ein kühles, feuchtes Tuch an die Stirn. „Du bist in Sicherheit, Jenna. Hier kann dir niemand etwas tun."
„Wo bin ich?", fragte Jenna heftig und spürte eine seltsame Panik in sich aufsteigen. Obwohl sie in einem weichen Bett voller kuschliger Kissen und Decken lag, fielen ihr sofort die klinisch weißen Wände und die zahlreichen medizinischen Monitore und digitalen Messgeräte auf, die um sie herum im Raum standen. „Was ist das hier, ein Krankenhaus?"
„Nicht direkt", antwortete Alex. „Wir sind in Boston, in einer privaten Einrichtung. Das war momentan der sicherste Ort für dich. Und für uns alle."
Boston? Private Einrichtung? Die vage Erklärung war alles andere als beruhigend. „Wo ist Zach? ich muss ihn sehen. ich muss mit ihm reden."
Bei der Erwähnung von Jennas Bruder erblasste Alex ein wenig. Sie schwieg lange, zu lange. Dann sah sie über die Schul¬ter zu dem anderen Mann hinüber, der hinter ihr stand. Mit sei¬nem stacheligen schwarzen Haarschopf, den durchdringenden silbernen Augen und kantigen Wangenknochen kam er Jenna vage bekannt vor, und nun flüsterte Alex leise seinen Namen. „Kade ..."
„ich gehe Gideon holen", sagte er und streichelte ihr sanft über die Schulter. Dieser Kade war offensichtlich ein Freund von Alex. Ein sehr enger sogar. Er und Alex gehörten zusammen; selbst in ihrem benommenen Zustand konnte Jenna die tiefe Liebe spüren, die zwischen dem Paar knisterte. Als sich Kade von Alex löste, warf er dem anderen Mann einen raschen Blick zu. „Brock, du hast hier alles im Griff, bis ich zurück bin?"
Der dunkle Kopf nickte grimmig. Doch als Jenna zu ihm aufsah, sah der riesige Mann namens Brock sie mit derselben beruhigenden Sanftheit an wie vorhin, als sie an diesem selt¬samen Ort die Augen geöffnet hatte.
Jenna schluckte an einem Angstklumpen, der ihr unaufhaltsam die Kehle hinaufstieg. „Alex, sag mir, was hier los ist! ich weiß, dass ich ... angegriffen wurde. Und gebissen. Oh, Himmel ...
da war eine ... eine Kreatur. Sie ist irgendwie in mein Haus ein¬gedrungen und hat mich angegriffen."
Mit sorgenvoller Miene nahm Alex ihre Hand. „ich weiß, Liebes. Du musst Schreckliches durchgemacht haben. Aber jetzt bist du hier. Du hast es überlebt, Gott sei Dank."
Jenna schloss die Augen, und ein wildes Schluchzen würgte sie. „Alex, es ... es hat von mir getrunken."
Ohne dass sie es bemerkt hatte, war Brock näher ans Bett ge¬kommen. Er stand direkt neben ihr, streckte die Hand aus und streichelte ihr mit den Fingerspitzen seitlich über den Hals. Sei¬ne großen Hände waren warm und unglaublich sanft, und Jenna durchströmte ein seltsames Gefühl. Seine zarte Liebkosung brachte ihr Frieden.
Ein Teil von ihr wollte protestieren, dass er sie einfach so anfasste, aber ein anderer Teil von ihr - ein hilfsbedürftiger, verletzlicher Teil, den sie am liebsten gar nicht anerkennen, geschweige denn ihm nachgeben wollte, konnte den Trost nicht zurückweisen. ihr hämmernder Puls beruhigte sich unter dem sanften Rhythmus seiner Finger, die leicht ihren Hals hinauf- und hinunterstrichen.
„Besser?", fragte er ruhig, als er seine Hand wegzog.
Sie stieß einen leisen Seufzer aus und nickte schwach. „ich muss wirklich meinen Bruder sehen. Weiß Zach, dass ich hier bin?"
Alex presste die Lippen zusammen, und eine schmerzhafte Stille senkte sich über den Raum. „Jenna, Liebes, mach dir jetzt keine Sorgen über nichts und niemanden, okay? Du hast so viel durchgemacht. Konzentrieren wir uns doch erst mal darauf, dass es dir wieder besser geht. Zach würde das auch wollen."
„Wo ist er, Alex?" Obwohl Jenna ihre Dienstmarke und die Uniform der Staatspolizei von Alaska schon vor Jahren abge¬geben hatte, wusste sie, wenn jemand um den heißen Brei herumredete. Sie merkte sofort, wenn jemand versuchte, andere zu schützen, um ihnen Schmerz zu ersparen. Und genau das tat Alex eben mit ihr. „Was ist mit meinem Bruder passiert? ich muss ihn sehen. irgendwas ist mit ihm, Alex, ich seh's dir doch an. ich muss sofort raus hier."
Wieder kam Brocks große, breite Hand auf sie zu, aber dieses Mal stieß Jenna sie weg. Es war nur ein leichter Klaps aus dem Handgelenk gewesen, aber seine Hand wurde zur Seite geschla¬gen, als hätte sie ihre ganze Kraft in die Bewegung gelegt.
„Was zum ...?" Brocks dunkle Augen wurden schmal, etwas Helles und Gefährliches blitzte in ihnen auf und war schon wie¬der verschwunden, bevor sie völlig registriert hatte, was sie da sah.
Und im selben Augenblick kam Kade mit zwei anderen Män¬nern ins Zimmer zurück. Einer war groß und schlank, athletisch gebaut, und sein zerzauster blonder Haarschopf und die randlose hellblaue Sonnenbrille, die ihm tief auf der Nase saß, ließen ihn ein wenig wie einen verrückten Wissenschaftler aussehen. Der andere, dunkelhaarig und mit grimmigem Gesicht, kam in das kleine Zimmer gestapft wie ein mittelalterlicher Herrscher, allein schon seine Präsenz gebot Aufmerksamkeit und schien schlag¬artig alle Luft aus dem Raum zu saugen.
Jenna schluckte. Als ehemalige Polizeibeamtin war sie es ge¬wohnt, Männer niederzustarren, die doppelt so groß waren wie sie. Sie war nie eine gewesen, die sich leicht einschüchtern ließ, aber jetzt, beim Anblick dieser mindestens vierhundert¬fünfzig Kilo Muskelmasse und schieren Kraft in Form dieser vier Männer, die jetzt ihr Bett umstanden - ganz zu schweigen von der definitiv tödlichen Ausstrahlung, die diese Typen so lässig zur Schau stellten wie ihre eigene Haut -, fiel es ihr verdammt schwer, ihren prüfenden, fast misstrauischen Blicken standzu¬halten.
© 2010 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
Leben ... oder Tod?
Die Worte drangen durch die Dunkelheit zu ihr, einzelne Silben ohne Zusammenhang. Das raue Kratzen einer ausdrucks¬losen, dumpfen Stimme, die in ihre bleierne Benommenheit drang und sie zwang, aufzuwachen, zuzuhören. Eine Wahl zu treffen.
Leben?
Oder Tod?
Sie stöhnte auf dem kalten Holzboden unter ihrer Wange, versuchte, die Stimme und die erbarmungslose Entscheidung, die sie forderte, aus ihrem Verstand auszublenden. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Worte, diese Frage hörte. Nicht das erste Mal in den endlosen Stunden, dass sie in der eisigen Stille ihres Blockhauses mühsam ein Augenlid gehoben und mitten in das schreckliche Gesicht eines Monsters gestarrt hatte.
Vampir.
„Entscheide dich", flüsterte die Kreatur mit einem lang ge¬zogenen Zischen. Sie kauerte über ihr, und sie selbst lag zusam¬mengerollt und zitternd vor Kälte auf dem Boden beim kalten Kamin. Die Fangzähne der Bestie glänzten im Mondlicht, rasier¬klingenscharf und tödlich, ihre Spitzen immer noch mit frischem Blut verschmiert - ihrem eigenen. Die Kreatur hatte sie erst vor wenigen Minuten in den Hals gebissen.
Sie versuchte sich aufzurichten, konnte aber ihre geschwäch¬ten Muskeln nicht einmal dazu bringen, sich anzuspannen. Sie versuchte, etwas zu sagen, aber ihr gelang nur ein raues Stöhnen.
ihre Kehle fühlte sich trocken wie Asche an, ihre Zunge ge¬schwollen und träge.
Draußen tobte ein Schneesturm, der Winter Alaskas heulte ihr bitter und gnadenlos in den Ohren. Niemand konnte ihre Schreie hören, selbst wenn sie es versucht hätte.
Der Vampir konnte sie immer noch sofort töten. Sie wusste nicht, warum er es nicht getan hatte. Sie wusste nicht, warum er sie drängte, auf eine Frage zu antworten, die sie sich die letzten vier Jahre lang fast täglich selbst gestellt hatte - seit dem Unfall, der ihr den Mann und ihre kleine Tochter genommen hatte.
Wie oft hatte sie sich gewünscht, mit ihnen auf dieser vereisten Schnellstraße umgekommen zu sein? Dann wäre alles so viel leichter, so viel weniger schmerzhaft gewesen.
Jetzt konnte sie ein stummes Urteil in diesen unverwandten, unmenschlichen Augen spüren, die in der Dunkelheit auf sie ge¬richtet waren, blendend hell, die Pupillen geschlitzt wie die einer Katze. Der kahle Schädel und riesenhafte Körper der Kreatur waren von kunstvoll verschlungenen Hautmustern überzogen, und als sie sie beobachtete, schienen sie in wilden Farben zu pulsieren. Die Stille dehnte sich aus, während er sie geduldig musterte wie ein unter einem Glas gefangenes insekt.
Als er jetzt wieder sprach, bewegten sich seine Lippen nicht. Die Worte drangen wie Rauch in ihren Schädel ein und sanken tief in ihren Verstand.
Die Entscheidung liegt bei dir, Menschenfrau. Sag mir, was du willst: Leben oder Tod?
Sie wandte den Kopf ab und schloss die Augen, weigerte sich, die Kreatur anzusehen. Weigerte sich, Teil dieses seltsamen Spiels ohne Worte zu sein, das er offenbar mit ihr spielte. Er war ein Raubtier, das mit seiner zappelnden Beute spielte, während es sich überlegte, ob es sie verschonen wollte oder nicht.
Wie es endet, liegt an dir. Du entscheidest.
„Zur Hölle mit dir!", murmelte sie undeutlich, ihre Stimme war belegt und heiser.
Eisenstarke Finger schlossen sich hart um ihr Kinn und rissen es herum, bis sie ihm wieder ins Gesicht sah. Er legte den Kopf schief, seine bernsteingelben Katzenaugen waren völlig emo¬tionslos, als er keuchend Atem holte und dann durch seine blut¬verschmierten Lippen und Fänge sprach.
„Entscheide dich. Es bleibt nicht mehr viel Zeit."
Keine Ungeduld lag in der knurrenden Stimme so nahe an ihrem Gesicht, nur mattes Desinteresse. Eine Apathie, die zu besagen schien, dass es ihm wirklich völlig egal war, wie die Ant¬wort ausfiel.
Wut brandete in ihr auf. Sie wollte ihm sagen, er sollte es end¬lich hinter sich bringen und sie töten, wenn es das war, was er vorhatte. Er würde sie nicht dazu bringen, ihn anzubetteln, ver¬dammt noch mal! Widerstand kochte in ihr, und ihre Wut schoss ihr die ausgedörrte Kehle hinauf und in ihre Zungenspitze.
Aber die Worte wollten nicht kommen.
Sie konnte ihn nicht um den Tod bitten, selbst wenn er ihr ein¬ziger Ausweg aus dem Schrecken war, der sie hier gefangen hielt. ihr einziger Fluchtweg vor ihrem Schmerz darüber, die beiden Menschen verloren zu haben, die sie am meisten liebte, und aus der sinnlosen Existenz, die ihr seither geblieben war.
Er löste seine Klauen von ihr und sah mit entnervender Ruhe zu, wie sie wieder auf den Boden sackte. Zeit verging, schien sich endlos auszudehnen. Sie kämpfte damit, ihre Stimme wieder¬zufinden, um das Wort auszusprechen, das sie entweder befreien oder verdammen würde. Und immer noch kauerte er neben ihr, wiegte sich auf den Fersen und schien mit schief gelegtem Kopf etwas abzuwägen.
Dann, zu ihrem Entsetzen und ihrer Verwirrung, streckte er den linken Arm aus und schlitzte sich mit einem klauenartigen Fingernagel das Fleisch an seinem Handgelenk auf. Blut spritzte aus der tiefen Wunde, scharlachrote Tropfen regneten auf die hölzernen Dielenbretter unter ihm. Er fuhr mit dem Finger in den offenen Schnitt und bohrte ihn in die Muskeln und Sehnen seines Unterarms.
„Oh, Scheiße! Was machst du da?" Ekel schüttelte sie. ihre instinkte schrien ihr die Warnung zu, dass gleich etwas Schreck¬liches passieren würde - vielleicht noch schrecklicher als der Horror ihrer Gefangenschaft bei diesem albtraumhaften Wesen, das sich von ihrem Blut nährte. „Oh mein Gott, hör auf. Was zur Hölle machst du da?"
Er antwortete nicht, sah sie nicht einmal an, bis er etwas Win¬ziges aus der Wunde in seinem Fleisch hervorgepult hatte und vorsichtig zwischen seinem blutigen Daumen und Zeigefinger hielt. Er blinzelte langsam, für einen kurzen Augenblick waren seine Augen hinter seinen Lidern verborgen, dann nagelte er sie wieder mit einem hypnotischen bernsteingelben Lichtstrahl fest.
„Leben oder Tod", zischte die Kreatur und machte ihre un¬barmherzigen Augen schmal. Er beugte sich zu ihr herüber, immer noch tropfte Blut aus der Wunde in seinem Unterarm, die er sich selbst beigebracht hatte. „Du musst dich entscheiden, sofort."
Nein, dachte sie verzweifelt. Nein!
irgendwo tief in ihr brandete Wut auf wie eine Springflut. Sie konnte sie nicht unterdrücken, den Wutanfall nicht zurück¬halten, der jetzt ihre wunde Kehle hinaufstieg und mit einem Furienschrei aus ihrem Mund explodierte.
„Nein!" Sie hob die Fäuste und schlug auf die nackten Schul¬tern der Kreatur ein, deren harte Haut nichts Menschliches hat¬te. Sie schlug um sich und tobte, beschimpfte ihn mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, und genoss jeden schmerzhaften Aufprall, wenn ihre Schläge seinen Körper trafen. „Verdammt noch mal, nein! Fass mich nicht an!"
Wieder drosch sie mit den Fäusten auf ihn ein, wieder und wieder, und immer noch kroch er näher heran.
„Lass mich in Ruhe, verdammt! Hau ab!"
ihre Fäuste trafen ihn an den Schultern und seitlich am Schä¬del, Schlag auf Schlag fiel, selbst dann noch, als eine schwere Dunkelheit sich über sie zu senken begann und sie einhüllte wie ein schweres, nasses Leichentuch, ihre Bewegungen träge mach te und ihre Gedanken verwirrte.
ihre Muskeln erschlafften und gehorchten ihr nicht mehr. Und immer noch schlug sie auf die Kreatur ein, jetzt langsam, als stünde sie bis zum Hals in einem schwarzen, teergefüllten Ozean.
„Nein", stöhnte sie und schloss die Augen vor der Dunkelheit, die sie umgab. Sie sank tiefer, immer tiefer in eine geräuschlose, schwerelose, endlose Leere hinein. „Nein ... lass mich los. Ver¬dammt ... lass mich los ..."
Dann, als sie schon dachte, dass die Dunkelheit, die sie ein¬hüllte, sie nie wieder freigeben würde, spürte sie etwas Kühles und Feuchtes an ihrer Stirn, und irgendwo über ihrem Kopf erklang unverständliches Stimmengewirr.
„Nein", murmelte sie. „Nicht. Lass mich los ..."
Mit allerletzter Kraft versetzte sie der Kreatur, die sie nieder¬gedrückt hielt, einen weiteren Schlag. Harte Muskeln absorbier¬ten ihn. Da klammerte sie sich an ihren Entführer, versuchte, ihn zu packen, zu kratzen. Verblüfft spürte sie weichen Stoff in den Händen. Nicht die klamme nackte Haut der Kreatur, die in ihr Haus eingebrochen war und sie gefangen hielt, sondern einen warmen Strickpullover.
in ihrem trägen Verstand feuerte ihre Verwirrung einen Warn¬schuss ab. „Wer ... nein, fass mich nicht an ..."
„Jenna, hören Sie mich?" Der tiefe, rollende Bariton, der so nah an ihrem Gesicht ertönte, war ihr irgendwie vertraut. Selt¬sam tröstlich.
Diese Stimme sprach etwas tief in ihr an und gab ihr etwas zum Festhalten, jetzt, wo nichts als dieses bodenlose dunkle Meer um sie war. Sie stöhnte, immer noch verloren, doch nun spürte sie einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass sie vielleicht überleben würde.
Die tiefe Stimme, nach der sie sich jetzt plötzlich verzweifelt sehnte, meldete sich wieder. „Kade, Alex. ich glaube, sie kommt zu sich. Jetzt wacht sie endlich auf."
Sie holte Atem, schnappte heftig nach Luft. „Lass mich los", murmelte sie, unsicher, ob sie ihren Gefühlen trauen konnte. Unsicher, ob sie jetzt überhaupt irgendetwas trauen konnte. „Oh Gott ... bitte nicht ... fass mich nicht an! Nicht ..."
„Jenna?" Über ihr, ganz in der Nähe, meldete sich eine Frauen stimme zu Wort. Sanfter Tonfall, nüchterne Besorgnis - das musste eine Freundin sein. „Jenna, Liebes, ich bin's, Alex. Du bist jetzt okay. Verstehst du? Du bist in Sicherheit, das ver¬spreche ich dir."
Langsam registrierte sie, was diese Worte bedeuteten, und ein Gefühl von Erleichterung und Trost breitete sich in ihr aus. Ein Gefühl von Frieden, trotz des eisigen Entsetzens, das immer noch durch ihre Adern schoss.
Mit großer Anstrengung schaffte sie es, die Augen zu öffnen und die Benommenheit fortzublinzeln, die wie ein Schleier an ihren Sinnen klebte. Drei Gestalten umstanden sie, zwei davon riesig und eindeutig männlich, die dritte groß und schlank, eine Frau. ihre beste Freundin, Alexandra Maguire. „Was ... wo bin ..."
„Schsch", beruhigte Alex sie. „Nicht reden. Es ist okay. Du bist an einem sicheren Ort, und du kommst wieder in Ordnung."
Jenna blinzelte und versuchte sich zu konzentrieren. Langsam wurden die Gestalten an ihrem Bett zu Menschen. Als sie sich etwas aufsetzte, erkannte sie, dass ihre Fäuste immer noch den Wollpullover gepackt hielten, den der Größere der beiden Män¬ner trug: der riesenhafte, grimmig wirkende Afroamerikaner mit dem kurz geschorenen Haar und den Schultern eines Rugby¬spielers, dessen tiefe Stimme sie aus dem entsetzlichen Albtraum zurückgeholt hatte, in dem sie fast ertrunken wäre.
Auf den sie weiß Gott wie lange erbarmungslos eingedroschen hatte, weil sie ihn für die höllische Kreatur gehalten hatte.
„Hallo", murmelte er, und sein breiter Mund kräuselte sich zu einem kleinen Lächeln. Durchdringende dunkelbraune Augen hielten ihren erwachenden Blick und schienen ihr tief in die Seele zu dringen. Das warme Lächeln wurde breiter, als sie ihren Todesgriff löste und sich wieder auf das Bett sinken ließ. „Schön zu sehen, dass Sie sich für das Land der Lebenden entschieden haben."
Jenna runzelte die Stirn über seine launige Bemerkung, denn sie erinnerte sich wieder an die schreckliche Entscheidung, die ihr Angreifer ihr aufgezwungen hatte. Sie stieß einen kehligen Seufzer aus und versuchte, ihre neue, unvertraute Umgebung in sich aufzunehmen. Ein wenig fühlte sie sich wie Dorothy, als sie nach ihrer Reise ins Zauberland Oz wieder zu Hause in Kansas aufwacht.
Nur dass ihr Land Oz scheinbar endlose Höllenqualen ge¬wesen waren, ein schrecklicher, blutgetränkter Horrortrip. Wenigstens der war nun vorbei.
Sie sah Alex an. „Wo sind wir?"
ihre Freundin kam näher und drückte ihr ein kühles, feuchtes Tuch an die Stirn. „Du bist in Sicherheit, Jenna. Hier kann dir niemand etwas tun."
„Wo bin ich?", fragte Jenna heftig und spürte eine seltsame Panik in sich aufsteigen. Obwohl sie in einem weichen Bett voller kuschliger Kissen und Decken lag, fielen ihr sofort die klinisch weißen Wände und die zahlreichen medizinischen Monitore und digitalen Messgeräte auf, die um sie herum im Raum standen. „Was ist das hier, ein Krankenhaus?"
„Nicht direkt", antwortete Alex. „Wir sind in Boston, in einer privaten Einrichtung. Das war momentan der sicherste Ort für dich. Und für uns alle."
Boston? Private Einrichtung? Die vage Erklärung war alles andere als beruhigend. „Wo ist Zach? ich muss ihn sehen. ich muss mit ihm reden."
Bei der Erwähnung von Jennas Bruder erblasste Alex ein wenig. Sie schwieg lange, zu lange. Dann sah sie über die Schul¬ter zu dem anderen Mann hinüber, der hinter ihr stand. Mit sei¬nem stacheligen schwarzen Haarschopf, den durchdringenden silbernen Augen und kantigen Wangenknochen kam er Jenna vage bekannt vor, und nun flüsterte Alex leise seinen Namen. „Kade ..."
„ich gehe Gideon holen", sagte er und streichelte ihr sanft über die Schulter. Dieser Kade war offensichtlich ein Freund von Alex. Ein sehr enger sogar. Er und Alex gehörten zusammen; selbst in ihrem benommenen Zustand konnte Jenna die tiefe Liebe spüren, die zwischen dem Paar knisterte. Als sich Kade von Alex löste, warf er dem anderen Mann einen raschen Blick zu. „Brock, du hast hier alles im Griff, bis ich zurück bin?"
Der dunkle Kopf nickte grimmig. Doch als Jenna zu ihm aufsah, sah der riesige Mann namens Brock sie mit derselben beruhigenden Sanftheit an wie vorhin, als sie an diesem selt¬samen Ort die Augen geöffnet hatte.
Jenna schluckte an einem Angstklumpen, der ihr unaufhaltsam die Kehle hinaufstieg. „Alex, sag mir, was hier los ist! ich weiß, dass ich ... angegriffen wurde. Und gebissen. Oh, Himmel ...
da war eine ... eine Kreatur. Sie ist irgendwie in mein Haus ein¬gedrungen und hat mich angegriffen."
Mit sorgenvoller Miene nahm Alex ihre Hand. „ich weiß, Liebes. Du musst Schreckliches durchgemacht haben. Aber jetzt bist du hier. Du hast es überlebt, Gott sei Dank."
Jenna schloss die Augen, und ein wildes Schluchzen würgte sie. „Alex, es ... es hat von mir getrunken."
Ohne dass sie es bemerkt hatte, war Brock näher ans Bett ge¬kommen. Er stand direkt neben ihr, streckte die Hand aus und streichelte ihr mit den Fingerspitzen seitlich über den Hals. Sei¬ne großen Hände waren warm und unglaublich sanft, und Jenna durchströmte ein seltsames Gefühl. Seine zarte Liebkosung brachte ihr Frieden.
Ein Teil von ihr wollte protestieren, dass er sie einfach so anfasste, aber ein anderer Teil von ihr - ein hilfsbedürftiger, verletzlicher Teil, den sie am liebsten gar nicht anerkennen, geschweige denn ihm nachgeben wollte, konnte den Trost nicht zurückweisen. ihr hämmernder Puls beruhigte sich unter dem sanften Rhythmus seiner Finger, die leicht ihren Hals hinauf- und hinunterstrichen.
„Besser?", fragte er ruhig, als er seine Hand wegzog.
Sie stieß einen leisen Seufzer aus und nickte schwach. „ich muss wirklich meinen Bruder sehen. Weiß Zach, dass ich hier bin?"
Alex presste die Lippen zusammen, und eine schmerzhafte Stille senkte sich über den Raum. „Jenna, Liebes, mach dir jetzt keine Sorgen über nichts und niemanden, okay? Du hast so viel durchgemacht. Konzentrieren wir uns doch erst mal darauf, dass es dir wieder besser geht. Zach würde das auch wollen."
„Wo ist er, Alex?" Obwohl Jenna ihre Dienstmarke und die Uniform der Staatspolizei von Alaska schon vor Jahren abge¬geben hatte, wusste sie, wenn jemand um den heißen Brei herumredete. Sie merkte sofort, wenn jemand versuchte, andere zu schützen, um ihnen Schmerz zu ersparen. Und genau das tat Alex eben mit ihr. „Was ist mit meinem Bruder passiert? ich muss ihn sehen. irgendwas ist mit ihm, Alex, ich seh's dir doch an. ich muss sofort raus hier."
Wieder kam Brocks große, breite Hand auf sie zu, aber dieses Mal stieß Jenna sie weg. Es war nur ein leichter Klaps aus dem Handgelenk gewesen, aber seine Hand wurde zur Seite geschla¬gen, als hätte sie ihre ganze Kraft in die Bewegung gelegt.
„Was zum ...?" Brocks dunkle Augen wurden schmal, etwas Helles und Gefährliches blitzte in ihnen auf und war schon wie¬der verschwunden, bevor sie völlig registriert hatte, was sie da sah.
Und im selben Augenblick kam Kade mit zwei anderen Män¬nern ins Zimmer zurück. Einer war groß und schlank, athletisch gebaut, und sein zerzauster blonder Haarschopf und die randlose hellblaue Sonnenbrille, die ihm tief auf der Nase saß, ließen ihn ein wenig wie einen verrückten Wissenschaftler aussehen. Der andere, dunkelhaarig und mit grimmigem Gesicht, kam in das kleine Zimmer gestapft wie ein mittelalterlicher Herrscher, allein schon seine Präsenz gebot Aufmerksamkeit und schien schlag¬artig alle Luft aus dem Raum zu saugen.
Jenna schluckte. Als ehemalige Polizeibeamtin war sie es ge¬wohnt, Männer niederzustarren, die doppelt so groß waren wie sie. Sie war nie eine gewesen, die sich leicht einschüchtern ließ, aber jetzt, beim Anblick dieser mindestens vierhundert¬fünfzig Kilo Muskelmasse und schieren Kraft in Form dieser vier Männer, die jetzt ihr Bett umstanden - ganz zu schweigen von der definitiv tödlichen Ausstrahlung, die diese Typen so lässig zur Schau stellten wie ihre eigene Haut -, fiel es ihr verdammt schwer, ihren prüfenden, fast misstrauischen Blicken standzu¬halten.
© 2010 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.
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Autoren-Porträt von Lara Adrian
Lara Adrian lebt mit ihrem Mann in Neuengland. Seit ihrer Kindheit hegt sie eine besondere Vorliebe für Vampirromane, zu ihren Lieblingsautoren zählen Bram Stoker und Anne Rice.
Bibliographische Angaben
- Autor: Lara Adrian
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2010, 1. Aufl. 2010, 384 Seiten, Masse: 12,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Katrin Kremmler
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802583833
- ISBN-13: 9783802583834
- Erscheinungsdatum: 09.11.2010
Pressezitat
"Die starken Empfindungen zwischen den Hauptfiguren sind elektrisierend ... und die Liebesszenen von hingebungsvoller Wildheit." LoveLetter
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