Kontaktinduzierter Lautwandel, Sprachabbau und phonologische Marker im Sassaresischen

Laura Linzmeier widmet sich mit ihrer Arbeit dem Sassaresischen, einer im Nordwesten Sardiniens verbreiteten Sprache, die aus dem Kontakt zwischen Korsisch und Sardisch hervorging. Bislang wurde das Idiom von der Forschung kaum berücksichtigt, obwohl seine Geschichte und Struktur wichtige Erkenntnisse zu Sprachmischung und Sprachkontakt erlauben. Nach einer Einführung in die Geschichte des Sassaresischen und einer ausführlichen Diskussion der ethnolinguistischen Vitalität des mittlerweile stark gefährdeten Idioms untersucht die Autorin eine Reihe von aktuellen phonetisch-phonologischen Entwicklungen auf der Grundlage eines im Jahr 2014 in Sassari und Sorso selbst erhobenen Korpus. Die Arbeit überprüft, wie sich diese Entwicklungen im Ausspracheverhalten von Semi- und Vollsprechern zweier Varietäten des Sassaresischen manifestieren. Sie kann zeigen, dass die aktuelle Entwicklung einerseits zum Abbau charakteristischer lautlicher Merkmale des Idioms und zur Konvergenz mit dem Italienischen führt, andererseits aber einzelne Lautvariablen aufgrund ihrer Salienz zu soziolinguistischen Markern umgedeutet und stabilisiert werden.