Klassentreffen
Seit Jahren hat Sabine nicht an Isabel gedacht. Nun beschwört eine Einladung zum Klassentreffen unheilvolle Erinnerungen herauf: Ihre beste Freundin verschwand spurlos. Die Leiche wurde nie gefunden. Doch ist Isabel überhaupt ermordet...
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Seit Jahren hat Sabine nicht an Isabel gedacht. Nun beschwört eine Einladung zum Klassentreffen unheilvolle Erinnerungen herauf: Ihre beste Freundin verschwand spurlos. Die Leiche wurde nie gefunden. Doch ist Isabel überhaupt ermordet worden?
"Krimifans mit starken Nerven wärmstens zu empfehlen."
Glamour
Seit neun Jahren hat Sabine nicht mehr an Isabel gedacht. Erst die Einladung zum Klassentreffen beschwört unheilvolle Erinnerungen an die einst beste Freundin wieder herauf, die damals spurlos verschwand. Ausgerechnet das, was an jenem Tag geschah, scheint Sabine vergessen zu haben ...
Als Sabine die Einladung zum Klassentreffen erhält, wird ihr Leben zum Albtraum. Plötzlich stürmen Erinnerungen auf sie ein an eine Zeit vor neun Jahren, die sie längst überwunden zu haben glaubte. Sabine ist vierzehn Jahre alt, als sie zum ersten Mal tief verletzt wird. Ihre beste Freundin Isabel beachtet sie nicht mehr, schlimmer noch, zusammen mit ihren Klassenkameraden quält sie Sabine, die sich immer mehr in die Einsamkeit zurückzieht. Eines Tages verschwindet Isabel - spurlos. Jede Suche endet vergeblich, auch ihre Leiche wird nie gefunden. Aber ist Isabel tatsächlich ermordet worden, wie alle in Den Helder glauben? Was ist damals geschehen? Und warum scheint Sabine die Erinnerung an genau jenen Tag verdrängt zu haben?
- Petra Hammesfahr hat endlich Konkurrenz bekommen!
- Ein meisterhaft inszenierter Psychothriller, der den Leser bis zur letzten Seite auf die Folter spannt!
"Krimifans mit starken Nerven wärmstens zu empfehlen." -- Glamour
"Leiser Psycho-Roman über ein Mädchen, einen Mord und das Drama, die Schule als Aussenseiter zu durchleiden. " -- Woman
Klassentreffenvon Simone van der Vlugt
LESEPROBE
Ich habe die Hände in den Taschen meiner Wildlederjackevergraben, stehe am Strandaufgang und schaue aufs Meer. Es ist der 6. Mai undviel zu kühl für die Jahreszeit. Von ein paar Muschelsuchern abgesehen, ist derStrand leer. Das bleifarbene Meer nimmt bedrohlich schäumend immer mehr Strandin Besitz. Ein Stück entfernt sitzt ein Mädchen zusammengekauert auf einerBank. Auch sie schaut aufs Meer. Sie trägt eine Daunenjacke und feste Schuhe.Neben ihren Füssen liegt eine pralle Schultasche. Ganz in der Nähe steht ihrFahrrad an den Stacheldraht gelehnt; es ist abgeschlossen, obwohl sie fastdaneben sitzt. Ich sehe sie an. Ich habe erwartet, sie hier zu finden. Blicklosschaut sie aufs Meer. Den Wind, der aufdringlich an ihrer Jacke zerrt, scheintsie gar nicht wahrzunehmen. Er peitscht ihr die hellbraunen Haare ums Gesicht.Trotz der scheinbaren Unempfindlichkeit gegen Wind und Wetter hat das Mädchenetwas Verletzliches, das mich anrührt. Ich kenne sie. Dennoch zögere ich, sieanzusprechen, denn sie kennt mich nicht. Aber es ist ungeheuer wichtig, dasssie mich kennen lernt. Dass sie mir zuhört. Dass ich zu ihr durchdringe.Langsam gehe ich auf die Bank zu, lasse das Meer aber nicht aus den Augen, so alswollte ich die Aussicht auf die wilden Wellen geniessen. Das Mädchen schaut her;ihr Gesicht zeigt keine Regung. Für einen Moment sieht es so aus, als wolltesie gehen, aber dann scheint sie sich damit abzufinden, dass ich den Bannkreisder Einsamkeit um sie herum durchbrochen habe. Wir sitzen nebeneinander auf derBank, die Hände in den Taschen, und sehen, wie Himmel und Wasser ineinanderübergehen. Ich muss etwas sagen. Sonst geht sie womöglich, und wir haben nichtmiteinander gesprochen. Aber was sagt man, wenn es auf jedes Wort ankommt? Ichmuss erst die richtigen Worte finden. Als ich tief Luft hole und mich ihrzuwende, schaut sie mich wieder an. Wir haben dieselbe Augenfarbe.Wahrscheinlich auch denselben Blick. Sie ist ungefähr fünfzehn. Genauso alt wieIsabel, als sie verschwand. Vor vielen Jahren bin ich hier in der Nähe zurSchule gegangen. Jeden Tag fuhr ich die zehn Kilometer mit dem Rad hin undzurück, manchmal mit dem Seewind im Rücken, meist aber mit Gegenwind. Der Windkam vom Meer angerast und hatte auf dem flachen Polder freie Bahn, bis er aufmich traf. Das tägliche Ankämpfen gegen den Wind stärkte meine Lungen, sorgtefür eine gute Kondition und gab mir ausserdem die Möglichkeit, meinen Frustwegzustrampeln. Diese zehn Kilometer zwischen Schule und Zuhause, dasNiemandsland aus Wiesen und salzigem Wind, bildeten eine Art Übergangsreichzwischen den zwei Welten, in denen ich lebte. Ich schaue aufs Meer, das mit denWellen einen Strom von Erinnerungen anspült. Ich hätte nicht zurückkommen sollen.Was hat mich überhaupt auf die Idee gebracht? Die Zeitungsnotiz. Vor zweiWochen stand ich mit einem Becher Kaffee am Küchentisch und blätterte in derZeitung. Es war acht Uhr, ich war angezogen, hatte gefrühstückt, aber keineZeit mehr, in Ruhe Zeitung zu lesen. Nur die Überschriften, mehr war nichtdrin. Ich blätterte um, und mein Blick fiel auf eine Notiz in der Randspalte. EHEMALIGENTREFFEN DER GYMNASIASTENVON DEN HELDER. Rasch überflog ich die Ankündigung des Klassentreffens. Eshandelte sich um mein altes Gymnasium, das in der Zwischenzeit mit einigenanderen Schulen in Den Helder zusammengelegt worden war. Und nun wollen sie einTreffen für ehemalige Schüler veranstalten. Ich bin dreiundzwanzig, dieSchulzeit liegt zum Glück schon einige Jahre zurück. Ich denke nicht daranhinzugehen. Das Mädchen ist weg. Sie ist mir entwischt, als ich kurz inGedanken versunken war. Macht nichts, bestimmt treffe ich sie wieder. Der Windbläst mir die Haare ins Gesicht und raubt mir immer wieder den Atem. Ja, so wardas früher auch. Ich trat bei Gegenwind in die Pedale, während mir die Tränenübers Gesicht liefen. Meine langen Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanzgebunden, weil sie sonst total verfitzt wären. Wenn ich sie abends wusch,rochen sie nach Salz und Meer. Gerüche ändern sich nicht. Sie überfallen einen,lassen alte Erinnerungen wieder lebendig werden und bringen einen dazu, in dendunklen Ecken des Gedächtnisses herumzustöbern. Warum bin ich hergekommen? Waswollte ich damit erreichen? Habe ich etwa geglaubt, es könnte reinigend oderbefreiend sein? Beides ist nicht der Fall. Es ist verwirrend, eine schmerzlicheKonfrontation, ein einziger grosser Irrtum. Vielleicht bringt es mir wenigstensmehr Klarheit. Ich weiss aber nicht, ob ich dafür schon bereit bin. Ich gehe zumeinem Auto zurück. Vor mir stiebt Sand auf, und der Wind schiebt michvorwärts, mahnt mich zur Eile. Ich bin hier nicht willkommen. Ich gehöre nichtmehr hierher. Trotzdem möchte ich nicht gleich nach Amsterdam zurück. Auch alsheftiger Regen einsetzt, gehe ich nicht schneller. Mein Auto steht einsam aufdem grossen Parkplatz. Normalerweise ist er brechend voll, aber der Sommer hatuns bisher im Stich gelassen. Ich denke an die Blechreihen, die hier an heissenTagen in der Sonne funkeln. Es war schön, so nahe am Meer zu wohnen. Ich fuhreinfach an den im Stau schwitzenden Autofahrern vorbei, lehnte mein Rad an denStacheldraht, zog das Handtuch unter dem Spannband hervor und suchte mir einsonniges Plätzchen. Ärgerte mich über die vielen mit deutschen Bierdosengefüllten Sandmulden. Aber das gehörte nun mal dazu. In Zandvoort findet manheute überhaupt keinen Platz mehr, wenn man nicht schon gegen neun amStrandaufgang ist. Ich mache die Autotür auf und bin froh, als ich sitze.Heizung an, einen Radiosender mit fröhlicher Musik suchen, die Tüte Lakritz aufden Beifahrersitz, den Motor anlassen - und nichts wie weg. Ich verlasse denParkplatz und fahre am Waldstück Dunkle Dünen entlang in RichtungZentrum. Bei Regen bietet Den Helder einen trostlosen Anblick. Amsterdam auch,aber in Amsterdam ist wenigstens immer was los. Den Helder ähnelt dann ehereiner Stadt, in der es gerade Fliegeralarm gegeben hat. Ich mag Städte miteinem alten Kern, Städte, die eine Seele haben. In Den Helder sind nur die Einwohneralt. Die jungen Leute zieht es nach der Schule nach Alkmaar oder Amsterdam.Übrig bleiben nur Marinesoldaten und Touristen, die nach Texel übersetzenwollen. Da wäre ich heute Morgen auch fast gelandet. Seit meine Eltern vor fünfJahren nach Spanien ausgewandert sind, war ich nicht mehr in Den Helder, undich kenne die Stadt als Rad-, aber nicht als Autofahrerin. Ich verpasste eineAbzweigung, fuhr auf den Deich zu, konnte nur noch rechts abbiegen und standplötzlich hinter einer langen Schlange Autos, die auf die Fähre nach Texelwarteten. Ich legte den Rückwärtsgang ein, aber hinter mir versperrte bereitsder Wagen einer Urlauberfamilie den Weg. Erst ganz vorn konnte ich wenden undso einem unfreiwilligen Ferienaufenthalt unter Schafen entgehen. Ich fahre aufdem Middenweg zu meinem alten Gymnasium. Aus dem Autofenster sehe ich den fastleeren Schulhof. Nur ein paar Jugendliche trotzen dem Nieselregen undinhalieren gierig Nikotin, das ihnen helfen soll, den Tag zu überstehen. Ichfahre weiter. Drehe eine Runde um das Schulgebäude und nehme dann denselbenWeg, den ich früher nach Hause gefahren bin. An der Kaserne Deibelkamp vorbeiin Richtung Lange Vliet. Der Gegenwind kann mir heute nichts anhaben; ichzockle ruhig weiter, mit Blick auf den Radweg, den ich so viele Jahre gefahrenbin. Isabel wohnte im selben Ort wie ich. An jenem Tag fuhren wir zwar nichtzusammen nach Hause, aber sie muss die Lange Vliet entlanggefahren sein. Ichweiss noch, dass ich sie vom Schulhof fahren sah. Ich trödelte absichtlich nochein wenig herum, bevor ich mich auf den Weg machte. Wäre ich gleich hinter ihrhergefahren, wäre vielleicht nichts passiert. Ich gebe Gas und fahre so schnellüber die Lange Vliet, wie gerade noch erlaubt ist. In Julianadorp biege ich beider ersten Gelegenheit links ab zur Schnellstrasse. Als ich am Kanalentlangfahre, lege ich den fünften Gang ein und drehe das Radio lauter. Weghier. Zurück nach Amsterdam. Laut singe ich die Lieder aus der Hitparade mitund angle mir ein Lakritz nach dem anderen aus der Tüte. Erst als Alkmaarhinter mir liegt, bin ich wieder in der Gegenwart angekommen. Ich denke an dieArbeit. Am Montag geht es wieder los. Heute ist Donnerstag; noch habe ich dreiTage für mich. Ich habe keine grosse Lust, wieder arbeiten zu gehen, aber eswird mir bestimmt gut tun. Ich hocke viel zu viel allein zu Hause rum und sehedann plötzlich rätselhafte Bilder, wie Träume, vor meinen Augen. Höchste Zeit,dass ich mich wieder unter die arbeitende Bevölkerung mische. Und zwar so, wiees mir meine Therapeutin empfohlen hat: für den Anfang nur ein paar Stunden proTag. Damit ich nachmittags was Schönes unternehmen kann. Das hat sie mirverordnet. (...)
© Diana Verlag
Übersetzung: Eva Schweikart
- Autor: Simone van der Vlugt
- 2007, Erstmals im TB, 383 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Eva Schweikart
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453351770
- ISBN-13: 9783453351776
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