Im Tal der Mangobäume
Die grosse Australien-Saga
Australien, 1878: Die Brüder John, Paul und Duke erben eine Farm. Als Duke eine Hypothek aufnimmt, um das Land Mango Hill zu erwerben, kommt es zum Streit. Außerdem eskalieren die Konflikte zwischen Aborigines und Weißen.
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Produktinformationen zu „Im Tal der Mangobäume “
Australien, 1878: Die Brüder John, Paul und Duke erben eine Farm. Als Duke eine Hypothek aufnimmt, um das Land Mango Hill zu erwerben, kommt es zum Streit. Außerdem eskalieren die Konflikte zwischen Aborigines und Weißen.
Klappentext zu „Im Tal der Mangobäume “
Australien 1878: Drei ungleiche Brüder entbrannt im Streit um das Familienerbe.Zwei verfeindete Völker im Kampf um Recht und Eigentum. Ein weites Land, das Blutvergiessen am Horizont aufsteigen lässt ...Patricia Shaw at her best: ein Australien-Epos voller Gefahren, heimlicher Leidenschaften und falscher Versprechen.
Australien 1878: Drei ungleiche Brüder entbrannt im Streit um das Familienerbe. Zwei verfeindete Völker im Kampf um Recht und Eigentum. Ein weites Land, das Blutvergiessen am Horizont aufsteigen lässt ... Patricia Shaw at her best: ein Australien-Epos voller Gefahren, heimlicher Leidenschaften und falscher Versprechen.
Lese-Probe zu „Im Tal der Mangobäume “
Im Tal der Mangobäume von Patricia ShawKapitel l
Brisbane, 1878
Von dem Ereignis angelockt, standen an diesem schwülheißen Vormittag Scharen Schaulustiger geduldig vor der St. Stephen's Kathedrale und atmeten die von Frangipaniwolken geschwängerte Luft ein. Für gewöhnlich hätten die butterweißen Blüten einen zarteren Duft verströmt, doch der vormals niedrige Baum neben dem Kirchenportal war zu einem großen und herrlichen Exemplar herangewachsen und wirkte in seiner Fülle von zierlichen Blüten nun fast schon vulgär. Die Bewohner des frisch zur Stadt gekürten Brisbane waren stolz auf den Baum, wie auch auf die hohen Palmen, die prächtigen purpurroten Jacarandas und die mächtigen Moreton-Bay-Feigenbäume, die ihre Straßen beschatteten. Und das, obwohl die Natur in dieser subtropischen Lage fast ein bisschen »zu viel« war, wie vornehme Neuankömmlinge hinter ihren Fächern zu sagen pflegten und sich damit von den früheren Siedlern abzusetzen versuchten, denen die Gegend als die berüchtigte Moreton-Bay-Strafkolonie bekannt gewesen war.
Nun ja. Nicht gerade die respektabelste Gründung. Doch nachdem diese Einrichtung geschlossen und der Ort in Brisbane umbenannt worden war, gewann er allmählich an Ansehen. Die Straßen waren in einer Richtung nach englischen Königen, in der anderen nach englischen Königinnen benannt worden: Elizabeth Street - die mit der Kathedrale aufwarten konnte -, Charlotte Street und so fort. Entlang dem Ufer des breiten Flusses war ein botanischer Garten entstanden und stolze öffentliche Gebäude, wie das Parlament und das stattliche Museum, sorgten für einen würdigen Anstrich.
Schon immer hatte die Elite der australischen Kolonien aus den reichen Siedlern bestanden, die früh genug hergekommen waren, um noch riesige Gebiete
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für die Schafzucht an sich reißen zu können. In Brisbane trat jedoch eine weitere mächtige Gruppe in Erscheinung: die Rinderzüchter, die mit ihren Herden nordwärts in die wilde und weitgehend unerforschte Kolonie Queensland vordrangen.
Nach Schätzungen der Seefahrer, die stets auf der Hut vor den Riffen an den Ufern dieser Kolonie waren, belief sich die Länge der Küste auf mehr als dreitausend Meilen.
Das Land dahinter war unbekannt, bis der deutsche Forschungsreisende Leichhardt von ausgedehnten Ebenen berichtete, die durch eine Reihe schöner Flüsse üppig bewässert wurden. »Ein Land des Überflusses, und im Überfluss für alle«, lautete die Parole, und schon drängte man landeinwärts, wo die Entdeckung, dass die Eigentümer dieser fruchtbaren Weiden nicht zu weichen bereit waren und sich mit äußerster Brutalität gegen die Eindringlinge wehrten, ihnen unvermittelt Einhalt gebot. Doch die ehrgeizigen weißen Siedler wähnten sich im Recht.
»Hier gibt es weder Häuser noch Städte«, erklärten sie. »Niemand wohnt hier, weshalb es uns freisteht, das Land in Besitz zu nehmen.« Darauf hingewiesen, dass hier Menschen wohnten, Aborigines, versetzten sie: »Von wegen! Das sind nur Nomaden. Es gibt keine Grenzen und weit und breit kein Dorf.« Besagtes Flussgebiet war der Treffpunkt dreier Völker, der Udangi, Jagaro und Jukame, sowie der jeweiligen Stämme.
In ihren Augen waren die Grenzen der Völker völlig eindeutig und diesbezügliche Gesetze mussten respektiert werden. Kein vernünftiger Mensch betrat ohne Einladung oder Erlaubnis das Territorium eines anderen. So etwas war äußerst gefährlich und konnte schlimme Auswirkungen haben. Diese Gesetze galten auch, als die Weißen plötzlich auftauchten.
Es kam zu Racheakten. Dennoch drangen die Weißen mitsamt ihren erstaunlichen Waffen weiter ein. Sie machten das Land einfach nur »zugänglich«. Die Aborigines hatten dafür einen anderen Begriff. Sie nannten es Krieg. Vor gar nicht langer Zeit war der Widerstandsheld der Aborigines, Dundalli, unweit der Kathedrale - vor dem Hauptpostamt, um genau zu sein - gehängt worden.
Aus Rache töteten die Schwarzen Captain Logan, den Kommandanten der Strafkolonie. Was in den Augen der Strafgefangenen, die unter seiner harten Knute gelitten und ihn für ein wahres Ungeheuer gehalten hatten, durchaus etwas für sich hatte. Dann bewegte sich der Krieg mit der Welle der Siedler weiter nach Norden und ti'eSteCl Urtd geriet in Brisbane weitgehend in Vergessenheit.
Milly Forrest jedoch, die sich mit ihrer Tochter Lucy Mae in der Zuschauermenge vor der Kirche befand, rückte er sehr wohl ins Bewusstsein. Sie waren hier, um am Trauergottesdienst für ihre liebe Freundin Dolour Rivadavia teilzunehmen. Bei der Erinnerung an Dolours ersten Mann, Pace MacNamara, der hoch im Norden von Schwarzen getötet worden war, tupfte Milly, eine gefühlsselige Frau, sich die Augen. Wie lange ihre Freundschaft doch zurückreichte, dachte sie traurig.
Pace war mit demselben Schiff in die Kolonie gekommen wie Milly und ihr verstorbener Ehemann Dermott. Damals waren sie alle dreijung gewesen und begierig auf ein neues Leben. Sie schluchzte verhalten auf. Alle hatten sie Erfolg gehabt. Ausgerechnet in der Viehzucht.
Zunächst als Farmverwalter, dann mit eigenem Besitz. Zu Beginn war das Leben im Outback für ein kleines englisches Mädchen wie Milly allerdings äußerst hart gewesen. Schließlich war sie nie über die Vororte Manchesters hinausgekommen, bis ihr geliebter Dermott ihr Herz im Sturm erobert und sie in diese fremde Welt entführt hatte.
Es war Dolour, eine energische Irin, die sie gelehrt hatte, die Ellenbogen zu gebrauchen, erinnerte sich Milly. Und Dolour war es auch, die zur Stelle war, als sie und Dermott in Bedrängnis geraten waren. Gerade mal zwei Jahre zuvor, als alles so gut lief, als sie sich in ihrem entzückenden Haus mit Blick auf den Fluss zur Ruhe gesetzt hatten, war Dermott an Diphtherie erkrankt und hatte innerhalb kurzer Zeit sein Leben ausgehaucht. Milly seufzte.
Noch immer hatte sie diesen Schicksalsschlag nicht verwunden. Und dann war Lucy Maes Ehemann, dieser Halunke Bartling, bei einem Schiffsunglück vor Fraser Island ums Leben gekommen. Wahrlich kein Verlust, wohingegen sie bei der Nachricht, dass Dolour am gefürchteten Krebs erkrankt sei und im Sterben liege, am Boden zerstört gewesen war.
»Sollten wir nicht besser hineingehen?«, fragte Lucy Mae.
»Noch nicht«, zischte Milly. Sie wollte noch weitere Ankömmlinge in Augenschein nehmen. Saß man erst einmal vorn auf der Kirchenbank der Familie, mit dem Rücken zur Gemeinde, bekam man kaum noch etwas mit. Juan Rivadavia war ein einflussreicher Bürger geworden.
Der argentinische Viehzüchter war vor vielen Jahren hergekommen und hatte umgehend Grund und Boden erworben. Milly hatte immer etwas für ihn übrig gehabt - zweifelsohne war er überaus charmant -, dennoch hatte es sie überrascht, als Dolour ihn so bald nach Pace' Tod geheiratet hatte.
»Wer ist das denn?«, fragte Lucy Mae, als eine Kutsche vor der Kirche hielt und ihr eine junge Frau, die statt eines Hutes einen schwarzen Spitzenschleier trug, entstieg.
»Dolours Stieftochter Rosa«, erwiderte Milly. Ringsum drängten die Leute nach vorn, um einen besseren Blick auf den Liebling der Gesellschaftsseiten, auf denen sie ungeachtet ihrer argentinischen Herkunft oft als »die spanische Schönheit« betitelt wurde, zu haben.
»Und das ist ihr Mann, Charlie Palliser. Ein berühmter Chirurg.« Lucy Mae seufzte.
»Was für ein schönes Kleid. So elegant!«
»Importiert!«, bemerkte ihre Mutter und warf einen Blick auf Lucy Maes Garderobe. »Du könntest mal wieder etwas neues Schwarzes gebrauchen. Dieses Kleid ist dir zu weit. Bringt deine Formen gar nicht zur Geltung.«
»Seit Russ' Tod habe ich abgenommen.«
»Macht nichts, das steht dir. Morgen gehen wir einkaufen.«
Milly beobachtete, wie Rosa Palliser eine Frangipaniblüte pflückte, an ihr schnupperte und sie dann wieder fortwarf, ehe sie mit ihrem Mann die Kirche betrat.
»Typisch!«, schnaubte sie.
»Was denn?«
»Ach, nichts. Du meine Güte, da kommt Juan! « Milly verfolgte, wie Rivadavia mit gesenktem Kopf und ohne jemanden eines Blickes zu würdigen die Treppe hinaufeilte. Er sah müde und abgespannt aus, fand sie, jedoch genauso charmant und gut aussehend wie immer.
Eines, dachte sie lächelnd, musste man Dolour lassen: Sie hatte sich zwei der bestaussehenden Männer ihrer Zeit geangelt. Dabei war sie doch nur ein kleines irisches Sträflingsmädchen gewesen. Das wussten die wenigsten, auch wenn es Dolour nicht gestört hätte. Sie war, weiß Gott, immer ihren eigenen Weg gegangen! Erneut kam in der Menge Bewegung auf, als die reich verzierte Kutsche des Gouverneurs eintraf.
Einer der livrierten Lakaien sprang hinab und stellte einen Schemel vor die Tür, um sodann dem Gouverneur, dem Marquis von Normanby, und seiner Gattin herauszuhelfen. Jemand klatschte und wurde von der Marquise auf ihrem kurzen Weg zur Kirche mit einem finsteren Blick bedacht. Ihr Gatte, von dessen puterrotem Gesicht unter dem großen, mit Federn geschmückten Hut Schweiß troff, scheuchte sie vorwärts, aber das Interesse hatte sich ohnehin schon auf einen Herrn verlagert, der über die Straße gestürmt kam.
»Habe dir doch gesagt, dass heute alles von Rang und Namen da sein wird.« Milly stupste ihre Tochter an, als sich der Premierminister von Queensland näherte und den glücklichen Leuten in der ersten Reihe die Hände schüttelte. Bei Milly angekommen, blieb er stehen.
»Du meine Güte! Sie sind's, Mrs. Forrest! Was tun Sie denn hier draußen in der Hitze?«
Übersetzung: Heidi Lichtblau und Margarete Längsfeld
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © by Knaur Verlag
Nach Schätzungen der Seefahrer, die stets auf der Hut vor den Riffen an den Ufern dieser Kolonie waren, belief sich die Länge der Küste auf mehr als dreitausend Meilen.
Das Land dahinter war unbekannt, bis der deutsche Forschungsreisende Leichhardt von ausgedehnten Ebenen berichtete, die durch eine Reihe schöner Flüsse üppig bewässert wurden. »Ein Land des Überflusses, und im Überfluss für alle«, lautete die Parole, und schon drängte man landeinwärts, wo die Entdeckung, dass die Eigentümer dieser fruchtbaren Weiden nicht zu weichen bereit waren und sich mit äußerster Brutalität gegen die Eindringlinge wehrten, ihnen unvermittelt Einhalt gebot. Doch die ehrgeizigen weißen Siedler wähnten sich im Recht.
»Hier gibt es weder Häuser noch Städte«, erklärten sie. »Niemand wohnt hier, weshalb es uns freisteht, das Land in Besitz zu nehmen.« Darauf hingewiesen, dass hier Menschen wohnten, Aborigines, versetzten sie: »Von wegen! Das sind nur Nomaden. Es gibt keine Grenzen und weit und breit kein Dorf.« Besagtes Flussgebiet war der Treffpunkt dreier Völker, der Udangi, Jagaro und Jukame, sowie der jeweiligen Stämme.
In ihren Augen waren die Grenzen der Völker völlig eindeutig und diesbezügliche Gesetze mussten respektiert werden. Kein vernünftiger Mensch betrat ohne Einladung oder Erlaubnis das Territorium eines anderen. So etwas war äußerst gefährlich und konnte schlimme Auswirkungen haben. Diese Gesetze galten auch, als die Weißen plötzlich auftauchten.
Es kam zu Racheakten. Dennoch drangen die Weißen mitsamt ihren erstaunlichen Waffen weiter ein. Sie machten das Land einfach nur »zugänglich«. Die Aborigines hatten dafür einen anderen Begriff. Sie nannten es Krieg. Vor gar nicht langer Zeit war der Widerstandsheld der Aborigines, Dundalli, unweit der Kathedrale - vor dem Hauptpostamt, um genau zu sein - gehängt worden.
Aus Rache töteten die Schwarzen Captain Logan, den Kommandanten der Strafkolonie. Was in den Augen der Strafgefangenen, die unter seiner harten Knute gelitten und ihn für ein wahres Ungeheuer gehalten hatten, durchaus etwas für sich hatte. Dann bewegte sich der Krieg mit der Welle der Siedler weiter nach Norden und ti'eSteCl Urtd geriet in Brisbane weitgehend in Vergessenheit.
Milly Forrest jedoch, die sich mit ihrer Tochter Lucy Mae in der Zuschauermenge vor der Kirche befand, rückte er sehr wohl ins Bewusstsein. Sie waren hier, um am Trauergottesdienst für ihre liebe Freundin Dolour Rivadavia teilzunehmen. Bei der Erinnerung an Dolours ersten Mann, Pace MacNamara, der hoch im Norden von Schwarzen getötet worden war, tupfte Milly, eine gefühlsselige Frau, sich die Augen. Wie lange ihre Freundschaft doch zurückreichte, dachte sie traurig.
Pace war mit demselben Schiff in die Kolonie gekommen wie Milly und ihr verstorbener Ehemann Dermott. Damals waren sie alle dreijung gewesen und begierig auf ein neues Leben. Sie schluchzte verhalten auf. Alle hatten sie Erfolg gehabt. Ausgerechnet in der Viehzucht.
Zunächst als Farmverwalter, dann mit eigenem Besitz. Zu Beginn war das Leben im Outback für ein kleines englisches Mädchen wie Milly allerdings äußerst hart gewesen. Schließlich war sie nie über die Vororte Manchesters hinausgekommen, bis ihr geliebter Dermott ihr Herz im Sturm erobert und sie in diese fremde Welt entführt hatte.
Es war Dolour, eine energische Irin, die sie gelehrt hatte, die Ellenbogen zu gebrauchen, erinnerte sich Milly. Und Dolour war es auch, die zur Stelle war, als sie und Dermott in Bedrängnis geraten waren. Gerade mal zwei Jahre zuvor, als alles so gut lief, als sie sich in ihrem entzückenden Haus mit Blick auf den Fluss zur Ruhe gesetzt hatten, war Dermott an Diphtherie erkrankt und hatte innerhalb kurzer Zeit sein Leben ausgehaucht. Milly seufzte.
Noch immer hatte sie diesen Schicksalsschlag nicht verwunden. Und dann war Lucy Maes Ehemann, dieser Halunke Bartling, bei einem Schiffsunglück vor Fraser Island ums Leben gekommen. Wahrlich kein Verlust, wohingegen sie bei der Nachricht, dass Dolour am gefürchteten Krebs erkrankt sei und im Sterben liege, am Boden zerstört gewesen war.
»Sollten wir nicht besser hineingehen?«, fragte Lucy Mae.
»Noch nicht«, zischte Milly. Sie wollte noch weitere Ankömmlinge in Augenschein nehmen. Saß man erst einmal vorn auf der Kirchenbank der Familie, mit dem Rücken zur Gemeinde, bekam man kaum noch etwas mit. Juan Rivadavia war ein einflussreicher Bürger geworden.
Der argentinische Viehzüchter war vor vielen Jahren hergekommen und hatte umgehend Grund und Boden erworben. Milly hatte immer etwas für ihn übrig gehabt - zweifelsohne war er überaus charmant -, dennoch hatte es sie überrascht, als Dolour ihn so bald nach Pace' Tod geheiratet hatte.
»Wer ist das denn?«, fragte Lucy Mae, als eine Kutsche vor der Kirche hielt und ihr eine junge Frau, die statt eines Hutes einen schwarzen Spitzenschleier trug, entstieg.
»Dolours Stieftochter Rosa«, erwiderte Milly. Ringsum drängten die Leute nach vorn, um einen besseren Blick auf den Liebling der Gesellschaftsseiten, auf denen sie ungeachtet ihrer argentinischen Herkunft oft als »die spanische Schönheit« betitelt wurde, zu haben.
»Und das ist ihr Mann, Charlie Palliser. Ein berühmter Chirurg.« Lucy Mae seufzte.
»Was für ein schönes Kleid. So elegant!«
»Importiert!«, bemerkte ihre Mutter und warf einen Blick auf Lucy Maes Garderobe. »Du könntest mal wieder etwas neues Schwarzes gebrauchen. Dieses Kleid ist dir zu weit. Bringt deine Formen gar nicht zur Geltung.«
»Seit Russ' Tod habe ich abgenommen.«
»Macht nichts, das steht dir. Morgen gehen wir einkaufen.«
Milly beobachtete, wie Rosa Palliser eine Frangipaniblüte pflückte, an ihr schnupperte und sie dann wieder fortwarf, ehe sie mit ihrem Mann die Kirche betrat.
»Typisch!«, schnaubte sie.
»Was denn?«
»Ach, nichts. Du meine Güte, da kommt Juan! « Milly verfolgte, wie Rivadavia mit gesenktem Kopf und ohne jemanden eines Blickes zu würdigen die Treppe hinaufeilte. Er sah müde und abgespannt aus, fand sie, jedoch genauso charmant und gut aussehend wie immer.
Eines, dachte sie lächelnd, musste man Dolour lassen: Sie hatte sich zwei der bestaussehenden Männer ihrer Zeit geangelt. Dabei war sie doch nur ein kleines irisches Sträflingsmädchen gewesen. Das wussten die wenigsten, auch wenn es Dolour nicht gestört hätte. Sie war, weiß Gott, immer ihren eigenen Weg gegangen! Erneut kam in der Menge Bewegung auf, als die reich verzierte Kutsche des Gouverneurs eintraf.
Einer der livrierten Lakaien sprang hinab und stellte einen Schemel vor die Tür, um sodann dem Gouverneur, dem Marquis von Normanby, und seiner Gattin herauszuhelfen. Jemand klatschte und wurde von der Marquise auf ihrem kurzen Weg zur Kirche mit einem finsteren Blick bedacht. Ihr Gatte, von dessen puterrotem Gesicht unter dem großen, mit Federn geschmückten Hut Schweiß troff, scheuchte sie vorwärts, aber das Interesse hatte sich ohnehin schon auf einen Herrn verlagert, der über die Straße gestürmt kam.
»Habe dir doch gesagt, dass heute alles von Rang und Namen da sein wird.« Milly stupste ihre Tochter an, als sich der Premierminister von Queensland näherte und den glücklichen Leuten in der ersten Reihe die Hände schüttelte. Bei Milly angekommen, blieb er stehen.
»Du meine Güte! Sie sind's, Mrs. Forrest! Was tun Sie denn hier draußen in der Hitze?«
Übersetzung: Heidi Lichtblau und Margarete Längsfeld
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © by Knaur Verlag
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Autoren-Porträt von Patricia Shaw
Shaw, PatriciaPatricia Shaw wurde 1929 in Melbourne geboren und lebt heute in Queensland an der Goldküste Australiens. Über viele Jahre leitete sie das Archiv für "Oral History" in Queensland und schrieb zwei Sachbücher über die Erschliessung Australiens. Erst mit 52 Jahren entschied sie sich ganz für das freie Schriftstellerleben und hat seither 19 Romane veröffentlicht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Patricia Shaw
- 2010, 3. Aufl., 672 Seiten, Masse: 12,6 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Lichtblau, Heidi; Längsfeld, Margarete
- Übersetzer: Heidi Lichtblau, Margarete Längsfeld
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426500590
- ISBN-13: 9783426500590
- Erscheinungsdatum: 10.08.2010
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