Hugo Preuss.

Als Friedrich Ebert noch in den ersten Tagen der November-Revolution den liberalen Staatsrechtsprofessor Hugo Preuss mit dem Innen-Ressort der provisorischen Reichsregierung und damit vor allem mit der Aufgabe beauftragte, einen Entwurf für die neue Reichsverfassung auszuarbeiten, implizierte dies die Entscheidung gegen das Rätesystem und für die parlamentarische Demokratie. Anfang Januar 1919 legte Preuss seinen Entwurf vor und stiess damit sofort auf einen Widerstand der neuen republikanischen Regierungen in den Ländern.

Die hier von Gillessen vorgelegte Untersuchung kulminiert im Scheitern des Vorhabens Preuss', die Übermacht Preussens im Reich zu beenden und jene Form des Föderalismus zu überwinden, die Bismarck ihm in der (bis heute unreformiert gebliebenen) Institution des Bundesrates gegeben hatte. Im Hauptteil der Studie behandelt der Autor indessen die Genesis der Ideen, aus denen der Entwurf der Weimarer Verfassung hervorging.

Im Mittelpunkt steht Preuss' stringente Wahrnehmung der Ebenbürtigkeit und "Wesensgleichheit" von Gemeinde, Staat (Land) und Reich - jede dieser Gebietskörperschaften von gleicher staatlicher Qualität, jede demokratisch-selbstbestimmt und autonom in der rechtmässigen Erfüllung der ihr von der Verfassung zuzuweisenden Aufgaben. Preuss zog diese beim Freiherrn von Stein ansetzende Linie über Otto von Gierke konsequent aus, an Rudolf von Gneist vorbei und in offenem Widerspruch sowohl zu den Anhängern der politischen Rechten, besonders in Preussen, als auch der positivistischen Schule der Staatsrechtswissenschaft unter Führung Paul Labands.

Gillessens 1955 als Dissertation entstandene Arbeit war, so schreibt Manfred Friedrich in seinem Nachwort, die erste, umfassende Arbeit über Hugo Preuss, und eine vergleichbare gebe es bemerkenswerter Weise bis heute nicht.

Die Arbeit wird erstmals veröffentlicht im 75. Todesjahr von Hugo Preuss.