Heisse Phase
Ein Insider-Roman aus der Welt der Unternehmensberatung
In diesem spannenden Wirtschaftsroman gibt Fabian Hardenberg tiefe Einblicke in die Welt der Unternehmensberatungen. Der Autor kennt im Detail, worüber er schreibt: Er ist selbst Consultant in einem international renommierten Unternehmen.
Die grossen...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Heisse Phase “
In diesem spannenden Wirtschaftsroman gibt Fabian Hardenberg tiefe Einblicke in die Welt der Unternehmensberatungen. Der Autor kennt im Detail, worüber er schreibt: Er ist selbst Consultant in einem international renommierten Unternehmen.
Die grossen Unternehmensberatungen werden von ihren Befürwortern als Motoren weitreichender Innovationen und hervorragende Nachwuchsschmieden bewundert. Ihre Kritiker sehen sie als arrogant-schillernde Machtzentren, die Aura statt wirklicher Leistung verkaufen. Fabian Hardenberg gibt einen vielschichtigen Einblick in die gleissende Welt der Unternehmensberatungen. In seinem spannenden und facettenreichen Roman zeigt er, dass Berater nicht die nüchternen Experten sind, die man in ihnen vermutet: Oftmals geraten sie als Spielball zwischen die Fronten der Firmen. Dies widerfährt auch Sebastian Ritter: Der er folgverwöhnte junge Unternehmensberater steht kurz vor dem entscheidenden Schritt seiner Karriere: Er soll Mitinhaber der Beratungsfirma werden. Doch im Augenblick des sicher geglaubten Triumphes muss er erkennen, dass er sich in einem dicht gesponnenen Intrigennetz verfangen hat. "Up or out" - entweder Beförderung oder Abstellgleis - , dieses knallharte Gesetz der Unternehmens beratungen wird für Ritter schliesslich lebensbedrohlich.
Die grossen Unternehmensberatungen werden von ihren Befürwortern als Motoren weitreichender Innovationen und hervorragende Nachwuchsschmieden bewundert. Ihre Kritiker sehen sie als arrogant-schillernde Machtzentren, die Aura statt wirklicher Leistung verkaufen. Fabian Hardenberg gibt einen vielschichtigen Einblick in die gleissende Welt der Unternehmensberatungen. In seinem spannenden und facettenreichen Roman zeigt er, dass Berater nicht die nüchternen Experten sind, die man in ihnen vermutet: Oftmals geraten sie als Spielball zwischen die Fronten der Firmen. Dies widerfährt auch Sebastian Ritter: Der er folgverwöhnte junge Unternehmensberater steht kurz vor dem entscheidenden Schritt seiner Karriere: Er soll Mitinhaber der Beratungsfirma werden. Doch im Augenblick des sicher geglaubten Triumphes muss er erkennen, dass er sich in einem dicht gesponnenen Intrigennetz verfangen hat. "Up or out" - entweder Beförderung oder Abstellgleis - , dieses knallharte Gesetz der Unternehmens beratungen wird für Ritter schliesslich lebensbedrohlich.
Klappentext zu „Heisse Phase “
Die grossen Unternehmensberatungen werden von ihren Befürwortern als Motoren weitreichender Innovationen und hervorragende Nachwuchsschmieden bewundert. Ihre Kritiker sehen sie als arrogant-schillernde Machtzentren, die Aura statt wirklicher Leistung verkaufen. Fabian Hardenberg gibt einen vielschichtigen Einblick in die gleissende Welt der Unternehmensberatungen. In seinem spannenden und facettenreichen Roman zeigt er, dass Berater nicht die nüchternen Experten sind, die man in ihnen vermutet: Oftmals geraten sie als Spielball zwischen die Fronten der Firmen. Dies widerfährt auch Sebastian Ritter: Der er folgverwöhnte junge Unternehmensberater steht kurz vor dem entscheidenden Schritt seiner Karriere: Er soll Mitinhaber der Beratungsfirma werden. Doch im Augenblick des sicher geglaubten Triumphes muss er erkennen, dass er sich in einem dicht gesponnenen Intrigennetz verfangen hat. "Up or out" - entweder Beförderung oder Abstellgleis - , dieses knallharte Gesetz der Unternehmens beratungen wird für Ritter schliesslich lebensbedrohlich.
Lese-Probe zu „Heisse Phase “
05:14 UhrSebastian Ritter stand im Teamraum am Fenster und sah auf die Frankfurter Bankentürme. Die Sonne schien und die Glasoberflächen strahlten, die Farben changierten zwischen kühlem Blau und wärmeren Silbertönen, die harten Linien zeigten steil nach oben. Beeindruckend war diese Architektur. Manchmal vielleicht auch bedrohlich.
Sebastian drehte sich um, und da sah er Natalie. Sie kam langsam auf ihn zu und lächelte - jenes zarte, beinahe nur angedeutete Lächeln, das ihn verfolgte seit ihrer ersten Nacht. Er öffnete die Arme, aber gerade, als er sie berühren wollte, wich sie zurück, aufgeschreckt von etwas, was er nicht bemerkt hatte.
Ein Mann stand mit einem Mal vor ihm, griff nach Natalie, riss sie weg von ihm, stiess sie in die andere Ecke des Teamraums. Dann ging er auf Sebastian zu. Der wich zurück, aber der Mann kam immer näher, bis Sebastian mit dem Rücken gegen das Fenster stiess. Unten war der Parkplatz der Bank, und der Wagen von Dr. Schweizer, dem allmächtigen Sprecher der Geschäftsführung, musste jeden Moment um die Ecke biegen. Das Gesicht des Mannes war so nah, dass Sebastian seinen Atem spürte.
So schnell ändert sich das Spiel, sagte der Mann. Und das gerade am Schluss der heissen Phase, wo es darauf ankommt. Dumm, nicht? Jetzt haben Sie verloren, Herr Ritter. Ich mache jetzt das Fenster auf, und Sie steigen da auf den Sims. Und dann werde ich zählen, rückwärts, von zehn bis null. Und wenn Sie bei null nicht gesprungen sind, dann muss ich leider etwas nachhelfen.
Er riss das Fenster auf. Sebastian wehrte sich, aber er wurde hochgeschoben. Zehn, hörte er die Stimme des Mannes. Neun. Der Wagen Schweizers fuhr unter ihm auf den Parkplatz. Acht. Die Wände schwankten. Sieben. Da krähte ein Hahn.
Sebastian schreckte hoch und drückte auf den Wecker. "Good Morning" schallte es ihm entgegen. Mein Gott, dachte er. Was für ein Traum. Jetzt verfolgte ihn diese Bank schon bis in den Schlaf. Es wurden sogar gleich Mordgeschichten daraus. Und was
... mehr
für welche. Wer war bloss dieser Mann? Er konnte sich an kein Gesicht erinnern, auch die Stimme war ihm fremd. Er schüttelte den Kopf. Merkwürdig. Gut, dass es in Wirklichkeit anders zuging. Heute Nachmittag war die Abschlusspräsentation seines Projekts, damit war die heisse Phase vorbei, und danach würde die Welt schon wieder anders aussehen. Die Bankenchefs mussten nur einmal die Ergebnisse akzeptieren, dann war das Anschlussprojekt so gut wie verkauft.
Sebastian schlurfte ins Badezimmer. Zwanzig nach fünf ... Was für eine Uhrzeit. Und das an einem Montag. Mühsam zielte er ins Klobecken, geschüttelt von einem neuen Gähnanfall. Warum nur hatte er sich ausgerechnet für diesen Job entschieden? Hatte er sich je entschieden? Irgendwann hatte er sich beworben, war durch neun Interviews gestolpert, und dann hatten sie ihm wirklich ein Angebot geschickt. Ein Angebot von Top Management Consulting. Für Aussenstehende klang der Name nichtssagend. Insider wussten, was sich dahinter verbarg.
Er stieg in die Dusche und drehte den Hahn auf. Das eiskalte Wasser prasselte auf ihn nieder. Erst die Füsse, dann die Oberschenkel, am Bauch wurde es kritisch, das Gesicht und schliesslich der Nacken ... Immerhin, die Lebensgeister kehrten langsam wieder. Dann der schlagartige Wechsel auf heiss. Als Student hatte er nie vor neun ein Auge aufbekommen, aber von seinem ersten Arbeitstag an wurde das anders. Unternehmensberater müssen reisen, und geschäftlich verreist man früh am Morgen. Anfangs glaubt man noch, dass es besser wird, wenn man erst befördert ist und selbst mehr bestimmen kann ... Und ausserdem gewöhnt man sich ja daran. Sebastian wurde befördert, immer in der schnellstmöglichen Zeit, bestimmen konnte er mehr und mehr, aber kaum seine Flugzeiten. Und daran gewöhnen konnte er sich auch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Moment, in dem die Wärme der Nacht überging in den kalten Morgen. Selbst wenn am Tag ein kritisches Meeting nach dem anderen auf ihn wartete, der Moment des Aufwachens war die grösste Herausforderung.
Sebastian stellte die Dusche ab, griff nach dem Handtuch und rubbelte sich kräftig ab. Man durfte nicht nachlassen in den morgendlichen Anstrengungen, sonst verkrochen sich die Lebensgeister wieder. Und man durfte nicht zu lange in den Spiegel schauen um diese Uhrzeit, und erst recht nicht bei diesem Licht. Sonst sah man, wie grau die Haut war, und wie dunkel die Ringe unter den schlammfarbenen Augen. Immerhin war der Haarschopf beneidenswert voll. Erfreuliche Reste eines jungenhaften Charmes ... Sah so ein zukünftiger Partner von Top Management Consulting aus? "The CEO's First Choice?" Gut, dass die Vorstände ihn nicht um diese Uhrzeit sahen. Wenn er in ihre Büros marschierte, war er bereit. Wenn auch nicht immer ausgeschlafen, so doch wach genug, um auch harte Brocken zu beeindrucken. Er lächelte. Eigentlich war es doch schön, Berater zu sein.
Im Schlafzimmer ging er zum Schrank, um seine Kleider herauszunehmen, aber das Foto auf seinem Schreibtisch lenkte ihn ab. Es war ein Schwarzweiss-Bild, schon ziemlich zerknittert, nicht gerade von einem begnadeten Fotografen aufgenommen. Auf ihm war ein Mädchen zu sehen, das mit verwuschelten blonden Haaren, einem ausgeleierten T-Shirt und verwaschenen Jeans auf einer Treppe sass, den Blick sehnsüchtig in der Ferne verloren, um den Mund die leichte Andeutung eines Lächelns. Natalie ... Sebastian lächelte versonnen zurück. Dann klappte er das Buch zu. Gestern Nachmittag hatte sie hier neben ihm gesessen, seinen Nachttisch durchwühlt, über den merkwürdigen Wecker gelacht. Und in der nächsten Nacht träumte er schon von ihr. Wenn das nicht mehr versprach ... Sechs Uhr. Verdammt. Der Flieger ging in einer Stunde. Er musste sich beeilen.
Er sprang schnell in T-Shirt und Boxershorts und griff nach seinem Hemd. Sebastian Ritter war überzeugt, sich nicht viel Luxus zu leisten, aber er gab gerne zu, dass seine Hemden dazugehörten. Sie waren alle massgeschneidert, mit Kent-Kragen und Umlegemanschetten, vorzugsweise gestreift, niemals weiss - nur Sachbearbeiter trugen weisse Hemden. Na gut, auch einige Banker, aber die waren langweilig. Schwarze Kniestrümpfe - nichts war ekelhafter als weisse, behaarte Haut, die plötzlich vorlugte, wenn man die Beine mal etwas lässiger hielt am Sitzungstisch. Dann nichts wie hinein in den Massanzug - eine neuere Errungenschaft, denn bis zur letzten Beförderung waren Sebastian die Preise noch immer zu hoch gewesen. Und natürlich schlichte, aber elegante Schuhe - vorzugsweise aus New York (immer ein gutes Mitbringsel von internationalen Firmenmeetings), aber London tat es auch.
6 Uhr 03. Er trödelte einfach zu sehr herum. Schnell griff er nach seiner Lieblingskrawatte: blaues Paisley-Muster auf rotem Grund, ein wenig verspielt, aber nicht zu aufdringlich. Er band sie sich um den Hals und begutachtete sich noch einmal im Spiegel. Ein Einstecktuch fürs Jackett? Vielleicht etwas zu dandyhaft für ein Vorstandsgespräch. Nein, er blieb so, wie er da stand. 6 Uhr 06. Nur noch den Waschbeutel in den Kleidersack gepackt, und dann nichts wie los.
Um 6 Uhr 10 stapfte Sebastian Ritter durch den ersten Schwabinger Schneematsch im Laufschritt zu der Garage, die er einen Block weiter gemietet hatte, um der permanenten Münchener Parkplatzsorge zu entgehen. Der Kleidersack baumelte über der Schulter, der braune Aktenkoffer schwang im Rhythmus mit. An der Tiefgarage angekommen, hastete er mit grossen Schritten die Treppe hinunter und stand schliesslich keuchend vor seinem BMW. Er verstaute das Gepäck und stieg ein. Der Bordcomputer zeigte 6 Uhr 16. Normalerweise brauchte er 25 Minuten für die 35 km zum Flughafen im Erdinger Moos. Der Flug ging um sieben. Das konnte knapp werden. Sicherheitshalber sollte er schon einmal telefonisch einchecken.
Draussen war der Matsch auf den Strassen schon wieder einigermassen abgefahren, so dass er in bewährter Manier Gas geben konnte. Die ersten Ampeln schaffte er noch so gerade, an der dritten erwischte ihn das Rot. Zeit, die Lufthansa anzurufen.
Knapp zwei Minuten später war er eingecheckt. Ein guter Service war das. Früher hatte man noch am Schalter anstehen müssen - das kostete Zeit. Und die war kostbar. Gerade am frühen Morgen. Sebastian sah auf den Bordcomputer. 6 Uhr 21. Schnell gab er die Entfernung zum Flughafen ein. Als Ankunftszeit leuchtete 6 Uhr 49 auf. Das waren noch neun Minuten zu viel. Sebastian gab Gas.
Draussen zog das Schild "München-Nord" vorbei. Ob Natalie auch schon wach war? Bestimmt, sie musste ja zu ihrem neuen Kunden nach London fliegen. Sebastian seufzte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie auf seinem Projekt geblieben wäre, dann hätte er sie in seiner Nähe gehabt, im selben Hotel ... Wie damals, vor zwei Wochen, an dem Abend in Frankfurt, als sie mit ihm auf sein Zimmer gegangen war. Erst hatten sie noch über den Kunden gesprochen, aber dann hatte sie angefangen, mit dem obersten Knopf an ihrer Bluse zu spielen. Irgendwann war er aufgegangen, und gleich danach der nächste. Dann hatte sie die Bluse ausgezogen. Und dann ... Er schüttelte den Kopf. Die Ankunftszeit war bei 6 Uhr 44. Vier Minuten musste er noch herausholen.
Plötzlich klingelte das Handy. Sebastian schaute leicht konsterniert auf die beleuchtete Anzeige, auf der das Wort "Call" blinkte. Es war 6 Uhr 29. Eine ungewöhnliche Zeit für einen Anruf. Er drückte auf die Abnahmetaste. "Ritter."
"Sebastian, bist du es?"
Der Tonfall war unverkennbar. "Ja, Ludwig." Manchmal hasste er diese Beratereigenart, dass alle in der Firma sich duzten. Ludwig Staupe war jemand, von dem er liebend gern gesiezt worden wäre. Ludwig war der zweite Consultant auf seinem Bankenprojekt - genauer gesagt, er war es seit einer Woche. Davor hatte Natalie das Kostenmodul betreut, und sie hatte auch alle Analysen für die heutige Präsentation gemacht - sehr zur Zufriedenheit des Projektleiters und auch der des Partners, dafür hatte Sebastian schon gesorgt. Aber dann musste sie ja zu ihrem Traumprojekt nach London, und als Ersatz hatte Sebastian Ludwig bekommen - keinen adäquaten Ersatz, natürlich, aber wie denn auch. Ludwig galt als graue Ameise - fleissig, genau bis zum Pedantischen, aber wenig kreativ. Immerhin hatte er eine Banklehre und sollte sich deshalb im Alltag einer Bank auskennen. In der ersten Woche hatte er allerdings vor allem seinen Genauigkeitsfanatismus unter Beweis gestellt. Freitag Abend hatte Sebastian eine Stunde und ungefähr drei Whiskys gebraucht, um Natalie wieder zu beruhigen.
"Sebastian, ich habe da ein ziemliches Problem", sagte Ludwig.
"So?" Draussen sauste die Ausfahrt Garching-Nord vorbei. Die Ankunftszeit war inzwischen bei 6 Uhr 41. Kein Grund mehr zur Aufregung.
"Ich habe gestern noch einmal alle Berechnungen der Soll-Personalstärke durchgesehen, und irgendwie erschienen mir die Zahlen nicht stimmig." "Nicht stimmig?", Sebastian seufzte. Du lieber Gott.
"Ja, ich weiss, das klingt komisch, aber ... Ich hatte so eine Ahnung."
"Ach ja. Und was ist nun herausgekommen?" Rechts kam gleich Eching, und danach das Neufahrner Kreuz, wo er abbiegen musste auf die Deggendorfer Autobahn. Und dann waren es noch 14 Kilometer bis zum Flughafen - 14 Kilometer, die man mühelos mit 200 nehmen konnte. Kein Problem, es bis 6 Uhr 40 zu schaffen.
"Ich weiss, es klingt ziemlich kühn, aber ich bin mir ausgesprochen sicher, dass alle unsere Personalprognosen falsch sind." "Falsch? Wie falsch?"
"Das ist nicht so einfach zu erklären, Sebastian ..."
"Ludwig, du hast maximal fünf Minuten, dann bin ich am Flughafen. Also, erkläre es schnell und verständlich, und sag mir vor allem, was du ändern willst." Ändern. Die Präsentation war um 14 Uhr. Na ja, anhören musste er es sich schon.
"Also gut", räusperte Ludwig sich am anderen Ende der Leitung. "Ich habe gestern im Büro noch einmal die Zahlen aus den Filialen durchgesehen, und dabei ist mir aufgefallen, dass die drei Ostfilialen fehlten." "Wie? Fehlten? Die Ostfilialen sind doch die wichtigsten."
"Ja, genau. Deshalb habe ich auch noch einmal alles durchgesucht. Natalie hat nur mit Zahlen für das gesamte Ostgebiet gearbeitet und keinen aus den einzelnen Filialen. Weil es sie nicht gab, stand auf einem Blatt."
Es war 6 Uhr 32. Es war viel zu früh für solche Diskussionen. Sebastian hatte keine Ahnung, worauf Ludwig hinauswollte. "Ja", sagte er. "Und?" "Die Zahlen aus den einzelnen Filialen waren da."
Sebastian zog die Augenbrauen hoch. "Wie? Die waren da? Warum hat Natalie ..."
"Genau das verstehe ich auch nicht. Die Zahlen lagen ganz unten in dem Stapel, und Natalie hatte ziemlich viel auf den Blättern herumgemalt. Ich hab gestern auch den ganzen Tag versucht, sie zu erreichen, aber sie war nicht aufzufinden ..."
Sebastian schluckte. Natürlich nicht. Sie hatte sich schliesslich unter seiner Bettdecke versteckt. Und jetzt sass sie im Flieger nach London. "Tja, Pech. Ist denn irgend etwas an den Zahlen auffällig?"
"Die Zahlen sind nicht vom Stichtag 31. 12., sondern vom 28. Das Auffallende sind dabei die hohen Kontenzugänge. Verstehst du, Sebastian, es geht nicht nur um die Zahlen vom vorigen Jahr - unsere Prognosen für den Osten sind einfach falsch. Die Neuzugänge werden nicht so stark zurückgehen, wie wir angenommen haben, ganz im Gegenteil, wenn man diese Zahlen nimmt und mit denen der vergangenen Jahre vergleicht, dann sieht man, dass es exorbitante Steigerungen sind, für den ganzen Osten. Und dann müssen wir auch die Westprognosen noch einmal überdenken ..."
Exorbitant. In der Tat, exorbitanter Blödsinn. "Ludwig, wir haben unsere Prognosen ungefähr fünfmal rauf und runter geprüft. Natalie hat gerade wegen des Ostens drei oder vier Interviews in Berlin und wo sonst noch durchgeführt. Und der Westen ist sowieso völlig separat zu betrachten. Du warst doch auch letzten Donnerstag dabei, als wir alles noch einmal besprochen haben ..."
"Aber letzten Donnerstag kannte ich diese Zahlen noch nicht. Sebastian, wir liegen falsch!"
"Ludwig, du glaubst doch nicht etwa, dass ich nur auf Basis deiner Mutmassungen jetzt die ganze Präsentation noch einmal durch den Wolf jage? Das sind 150 Folien!"
"Es müssten nur ungefähr zehn oder zwölf geändert werden. Vor allem natürlich unsere Empfehlungen für den Osten."
Am Schluss der Präsentation schlug Top Management Consulting vor, von den drei Filialen der Bank in den Neuen Bundesländern zwei wegen nachhaltiger Unrentabilität zu schliessen. Wenn es stimmte, was diese Nervensäge erzählte, war dieser Vorschlag blanker Unsinn. Aber es konnte gar nicht stimmen. "Ludwig, nur weil du aus Thüringen kommst, können wir doch nicht einfach die ganze Strategie umwerfen." Sebastian gab noch einmal wütend Gas. Über ihm sah er das Schild mit der Aufschrift Deggendorf vorbei ziehen.
"Sebastian, das ist total unfair. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Wenn du dir die Zeit nehmen würdest, könnte ich dir meine Argumentation genau darlegen."
"Ludwig, ich habe diese Zeit nicht mehr. Heute ist die Präsentation, und ich bin in ein paar Minuten am Flughafen, und ..." Flughafen. Sebastian lief ein Schauer den Rücken hinunter. Er war an der Abfahrt zur Flughafen-Autobahn vorbeigefahren.
"Sebastian, wir laufen in die falsche Richtung ..." Ludwig fing wieder von vorne an. Sebastian fluchte. Bis zur nächsten Ausfahrt waren es mindestens fünfzehn Kilometer, dann dieselbe Strecke wieder zurück, dann noch vierzehn Kilometer bis zum Parkhaus am Flughafen. Jetzt war es 6 Uhr 35. Vor sieben Uhr war die Strecke kaum zu schaffen. Dann rollte sein Flieger schon zur Startbahn. Und der Termin bei seinem neuen Kunden war geplatzt. Verdammt.
"Ludwig, ich hab jetzt keine Zeit mehr. Es bleibt alles so, wie es ist. Natalie wird ihre Gründe gehabt haben. Ich werde ihr in London eine Nachricht hinterlassen, und heute Abend klären wir alles. Aber die Präsentation ziehen wir durch wie geplant." "Du bist der Boss, Sebastian. Aber ..."
"Genau, Ludwig. Also. Bis 14 Uhr." Er drückte auf den roten Knopf am Telefon und trat das Gaspedal durch.
Sebastian schlurfte ins Badezimmer. Zwanzig nach fünf ... Was für eine Uhrzeit. Und das an einem Montag. Mühsam zielte er ins Klobecken, geschüttelt von einem neuen Gähnanfall. Warum nur hatte er sich ausgerechnet für diesen Job entschieden? Hatte er sich je entschieden? Irgendwann hatte er sich beworben, war durch neun Interviews gestolpert, und dann hatten sie ihm wirklich ein Angebot geschickt. Ein Angebot von Top Management Consulting. Für Aussenstehende klang der Name nichtssagend. Insider wussten, was sich dahinter verbarg.
Er stieg in die Dusche und drehte den Hahn auf. Das eiskalte Wasser prasselte auf ihn nieder. Erst die Füsse, dann die Oberschenkel, am Bauch wurde es kritisch, das Gesicht und schliesslich der Nacken ... Immerhin, die Lebensgeister kehrten langsam wieder. Dann der schlagartige Wechsel auf heiss. Als Student hatte er nie vor neun ein Auge aufbekommen, aber von seinem ersten Arbeitstag an wurde das anders. Unternehmensberater müssen reisen, und geschäftlich verreist man früh am Morgen. Anfangs glaubt man noch, dass es besser wird, wenn man erst befördert ist und selbst mehr bestimmen kann ... Und ausserdem gewöhnt man sich ja daran. Sebastian wurde befördert, immer in der schnellstmöglichen Zeit, bestimmen konnte er mehr und mehr, aber kaum seine Flugzeiten. Und daran gewöhnen konnte er sich auch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Moment, in dem die Wärme der Nacht überging in den kalten Morgen. Selbst wenn am Tag ein kritisches Meeting nach dem anderen auf ihn wartete, der Moment des Aufwachens war die grösste Herausforderung.
Sebastian stellte die Dusche ab, griff nach dem Handtuch und rubbelte sich kräftig ab. Man durfte nicht nachlassen in den morgendlichen Anstrengungen, sonst verkrochen sich die Lebensgeister wieder. Und man durfte nicht zu lange in den Spiegel schauen um diese Uhrzeit, und erst recht nicht bei diesem Licht. Sonst sah man, wie grau die Haut war, und wie dunkel die Ringe unter den schlammfarbenen Augen. Immerhin war der Haarschopf beneidenswert voll. Erfreuliche Reste eines jungenhaften Charmes ... Sah so ein zukünftiger Partner von Top Management Consulting aus? "The CEO's First Choice?" Gut, dass die Vorstände ihn nicht um diese Uhrzeit sahen. Wenn er in ihre Büros marschierte, war er bereit. Wenn auch nicht immer ausgeschlafen, so doch wach genug, um auch harte Brocken zu beeindrucken. Er lächelte. Eigentlich war es doch schön, Berater zu sein.
Im Schlafzimmer ging er zum Schrank, um seine Kleider herauszunehmen, aber das Foto auf seinem Schreibtisch lenkte ihn ab. Es war ein Schwarzweiss-Bild, schon ziemlich zerknittert, nicht gerade von einem begnadeten Fotografen aufgenommen. Auf ihm war ein Mädchen zu sehen, das mit verwuschelten blonden Haaren, einem ausgeleierten T-Shirt und verwaschenen Jeans auf einer Treppe sass, den Blick sehnsüchtig in der Ferne verloren, um den Mund die leichte Andeutung eines Lächelns. Natalie ... Sebastian lächelte versonnen zurück. Dann klappte er das Buch zu. Gestern Nachmittag hatte sie hier neben ihm gesessen, seinen Nachttisch durchwühlt, über den merkwürdigen Wecker gelacht. Und in der nächsten Nacht träumte er schon von ihr. Wenn das nicht mehr versprach ... Sechs Uhr. Verdammt. Der Flieger ging in einer Stunde. Er musste sich beeilen.
Er sprang schnell in T-Shirt und Boxershorts und griff nach seinem Hemd. Sebastian Ritter war überzeugt, sich nicht viel Luxus zu leisten, aber er gab gerne zu, dass seine Hemden dazugehörten. Sie waren alle massgeschneidert, mit Kent-Kragen und Umlegemanschetten, vorzugsweise gestreift, niemals weiss - nur Sachbearbeiter trugen weisse Hemden. Na gut, auch einige Banker, aber die waren langweilig. Schwarze Kniestrümpfe - nichts war ekelhafter als weisse, behaarte Haut, die plötzlich vorlugte, wenn man die Beine mal etwas lässiger hielt am Sitzungstisch. Dann nichts wie hinein in den Massanzug - eine neuere Errungenschaft, denn bis zur letzten Beförderung waren Sebastian die Preise noch immer zu hoch gewesen. Und natürlich schlichte, aber elegante Schuhe - vorzugsweise aus New York (immer ein gutes Mitbringsel von internationalen Firmenmeetings), aber London tat es auch.
6 Uhr 03. Er trödelte einfach zu sehr herum. Schnell griff er nach seiner Lieblingskrawatte: blaues Paisley-Muster auf rotem Grund, ein wenig verspielt, aber nicht zu aufdringlich. Er band sie sich um den Hals und begutachtete sich noch einmal im Spiegel. Ein Einstecktuch fürs Jackett? Vielleicht etwas zu dandyhaft für ein Vorstandsgespräch. Nein, er blieb so, wie er da stand. 6 Uhr 06. Nur noch den Waschbeutel in den Kleidersack gepackt, und dann nichts wie los.
Um 6 Uhr 10 stapfte Sebastian Ritter durch den ersten Schwabinger Schneematsch im Laufschritt zu der Garage, die er einen Block weiter gemietet hatte, um der permanenten Münchener Parkplatzsorge zu entgehen. Der Kleidersack baumelte über der Schulter, der braune Aktenkoffer schwang im Rhythmus mit. An der Tiefgarage angekommen, hastete er mit grossen Schritten die Treppe hinunter und stand schliesslich keuchend vor seinem BMW. Er verstaute das Gepäck und stieg ein. Der Bordcomputer zeigte 6 Uhr 16. Normalerweise brauchte er 25 Minuten für die 35 km zum Flughafen im Erdinger Moos. Der Flug ging um sieben. Das konnte knapp werden. Sicherheitshalber sollte er schon einmal telefonisch einchecken.
Draussen war der Matsch auf den Strassen schon wieder einigermassen abgefahren, so dass er in bewährter Manier Gas geben konnte. Die ersten Ampeln schaffte er noch so gerade, an der dritten erwischte ihn das Rot. Zeit, die Lufthansa anzurufen.
Knapp zwei Minuten später war er eingecheckt. Ein guter Service war das. Früher hatte man noch am Schalter anstehen müssen - das kostete Zeit. Und die war kostbar. Gerade am frühen Morgen. Sebastian sah auf den Bordcomputer. 6 Uhr 21. Schnell gab er die Entfernung zum Flughafen ein. Als Ankunftszeit leuchtete 6 Uhr 49 auf. Das waren noch neun Minuten zu viel. Sebastian gab Gas.
Draussen zog das Schild "München-Nord" vorbei. Ob Natalie auch schon wach war? Bestimmt, sie musste ja zu ihrem neuen Kunden nach London fliegen. Sebastian seufzte. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie auf seinem Projekt geblieben wäre, dann hätte er sie in seiner Nähe gehabt, im selben Hotel ... Wie damals, vor zwei Wochen, an dem Abend in Frankfurt, als sie mit ihm auf sein Zimmer gegangen war. Erst hatten sie noch über den Kunden gesprochen, aber dann hatte sie angefangen, mit dem obersten Knopf an ihrer Bluse zu spielen. Irgendwann war er aufgegangen, und gleich danach der nächste. Dann hatte sie die Bluse ausgezogen. Und dann ... Er schüttelte den Kopf. Die Ankunftszeit war bei 6 Uhr 44. Vier Minuten musste er noch herausholen.
Plötzlich klingelte das Handy. Sebastian schaute leicht konsterniert auf die beleuchtete Anzeige, auf der das Wort "Call" blinkte. Es war 6 Uhr 29. Eine ungewöhnliche Zeit für einen Anruf. Er drückte auf die Abnahmetaste. "Ritter."
"Sebastian, bist du es?"
Der Tonfall war unverkennbar. "Ja, Ludwig." Manchmal hasste er diese Beratereigenart, dass alle in der Firma sich duzten. Ludwig Staupe war jemand, von dem er liebend gern gesiezt worden wäre. Ludwig war der zweite Consultant auf seinem Bankenprojekt - genauer gesagt, er war es seit einer Woche. Davor hatte Natalie das Kostenmodul betreut, und sie hatte auch alle Analysen für die heutige Präsentation gemacht - sehr zur Zufriedenheit des Projektleiters und auch der des Partners, dafür hatte Sebastian schon gesorgt. Aber dann musste sie ja zu ihrem Traumprojekt nach London, und als Ersatz hatte Sebastian Ludwig bekommen - keinen adäquaten Ersatz, natürlich, aber wie denn auch. Ludwig galt als graue Ameise - fleissig, genau bis zum Pedantischen, aber wenig kreativ. Immerhin hatte er eine Banklehre und sollte sich deshalb im Alltag einer Bank auskennen. In der ersten Woche hatte er allerdings vor allem seinen Genauigkeitsfanatismus unter Beweis gestellt. Freitag Abend hatte Sebastian eine Stunde und ungefähr drei Whiskys gebraucht, um Natalie wieder zu beruhigen.
"Sebastian, ich habe da ein ziemliches Problem", sagte Ludwig.
"So?" Draussen sauste die Ausfahrt Garching-Nord vorbei. Die Ankunftszeit war inzwischen bei 6 Uhr 41. Kein Grund mehr zur Aufregung.
"Ich habe gestern noch einmal alle Berechnungen der Soll-Personalstärke durchgesehen, und irgendwie erschienen mir die Zahlen nicht stimmig." "Nicht stimmig?", Sebastian seufzte. Du lieber Gott.
"Ja, ich weiss, das klingt komisch, aber ... Ich hatte so eine Ahnung."
"Ach ja. Und was ist nun herausgekommen?" Rechts kam gleich Eching, und danach das Neufahrner Kreuz, wo er abbiegen musste auf die Deggendorfer Autobahn. Und dann waren es noch 14 Kilometer bis zum Flughafen - 14 Kilometer, die man mühelos mit 200 nehmen konnte. Kein Problem, es bis 6 Uhr 40 zu schaffen.
"Ich weiss, es klingt ziemlich kühn, aber ich bin mir ausgesprochen sicher, dass alle unsere Personalprognosen falsch sind." "Falsch? Wie falsch?"
"Das ist nicht so einfach zu erklären, Sebastian ..."
"Ludwig, du hast maximal fünf Minuten, dann bin ich am Flughafen. Also, erkläre es schnell und verständlich, und sag mir vor allem, was du ändern willst." Ändern. Die Präsentation war um 14 Uhr. Na ja, anhören musste er es sich schon.
"Also gut", räusperte Ludwig sich am anderen Ende der Leitung. "Ich habe gestern im Büro noch einmal die Zahlen aus den Filialen durchgesehen, und dabei ist mir aufgefallen, dass die drei Ostfilialen fehlten." "Wie? Fehlten? Die Ostfilialen sind doch die wichtigsten."
"Ja, genau. Deshalb habe ich auch noch einmal alles durchgesucht. Natalie hat nur mit Zahlen für das gesamte Ostgebiet gearbeitet und keinen aus den einzelnen Filialen. Weil es sie nicht gab, stand auf einem Blatt."
Es war 6 Uhr 32. Es war viel zu früh für solche Diskussionen. Sebastian hatte keine Ahnung, worauf Ludwig hinauswollte. "Ja", sagte er. "Und?" "Die Zahlen aus den einzelnen Filialen waren da."
Sebastian zog die Augenbrauen hoch. "Wie? Die waren da? Warum hat Natalie ..."
"Genau das verstehe ich auch nicht. Die Zahlen lagen ganz unten in dem Stapel, und Natalie hatte ziemlich viel auf den Blättern herumgemalt. Ich hab gestern auch den ganzen Tag versucht, sie zu erreichen, aber sie war nicht aufzufinden ..."
Sebastian schluckte. Natürlich nicht. Sie hatte sich schliesslich unter seiner Bettdecke versteckt. Und jetzt sass sie im Flieger nach London. "Tja, Pech. Ist denn irgend etwas an den Zahlen auffällig?"
"Die Zahlen sind nicht vom Stichtag 31. 12., sondern vom 28. Das Auffallende sind dabei die hohen Kontenzugänge. Verstehst du, Sebastian, es geht nicht nur um die Zahlen vom vorigen Jahr - unsere Prognosen für den Osten sind einfach falsch. Die Neuzugänge werden nicht so stark zurückgehen, wie wir angenommen haben, ganz im Gegenteil, wenn man diese Zahlen nimmt und mit denen der vergangenen Jahre vergleicht, dann sieht man, dass es exorbitante Steigerungen sind, für den ganzen Osten. Und dann müssen wir auch die Westprognosen noch einmal überdenken ..."
Exorbitant. In der Tat, exorbitanter Blödsinn. "Ludwig, wir haben unsere Prognosen ungefähr fünfmal rauf und runter geprüft. Natalie hat gerade wegen des Ostens drei oder vier Interviews in Berlin und wo sonst noch durchgeführt. Und der Westen ist sowieso völlig separat zu betrachten. Du warst doch auch letzten Donnerstag dabei, als wir alles noch einmal besprochen haben ..."
"Aber letzten Donnerstag kannte ich diese Zahlen noch nicht. Sebastian, wir liegen falsch!"
"Ludwig, du glaubst doch nicht etwa, dass ich nur auf Basis deiner Mutmassungen jetzt die ganze Präsentation noch einmal durch den Wolf jage? Das sind 150 Folien!"
"Es müssten nur ungefähr zehn oder zwölf geändert werden. Vor allem natürlich unsere Empfehlungen für den Osten."
Am Schluss der Präsentation schlug Top Management Consulting vor, von den drei Filialen der Bank in den Neuen Bundesländern zwei wegen nachhaltiger Unrentabilität zu schliessen. Wenn es stimmte, was diese Nervensäge erzählte, war dieser Vorschlag blanker Unsinn. Aber es konnte gar nicht stimmen. "Ludwig, nur weil du aus Thüringen kommst, können wir doch nicht einfach die ganze Strategie umwerfen." Sebastian gab noch einmal wütend Gas. Über ihm sah er das Schild mit der Aufschrift Deggendorf vorbei ziehen.
"Sebastian, das ist total unfair. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Wenn du dir die Zeit nehmen würdest, könnte ich dir meine Argumentation genau darlegen."
"Ludwig, ich habe diese Zeit nicht mehr. Heute ist die Präsentation, und ich bin in ein paar Minuten am Flughafen, und ..." Flughafen. Sebastian lief ein Schauer den Rücken hinunter. Er war an der Abfahrt zur Flughafen-Autobahn vorbeigefahren.
"Sebastian, wir laufen in die falsche Richtung ..." Ludwig fing wieder von vorne an. Sebastian fluchte. Bis zur nächsten Ausfahrt waren es mindestens fünfzehn Kilometer, dann dieselbe Strecke wieder zurück, dann noch vierzehn Kilometer bis zum Parkhaus am Flughafen. Jetzt war es 6 Uhr 35. Vor sieben Uhr war die Strecke kaum zu schaffen. Dann rollte sein Flieger schon zur Startbahn. Und der Termin bei seinem neuen Kunden war geplatzt. Verdammt.
"Ludwig, ich hab jetzt keine Zeit mehr. Es bleibt alles so, wie es ist. Natalie wird ihre Gründe gehabt haben. Ich werde ihr in London eine Nachricht hinterlassen, und heute Abend klären wir alles. Aber die Präsentation ziehen wir durch wie geplant." "Du bist der Boss, Sebastian. Aber ..."
"Genau, Ludwig. Also. Bis 14 Uhr." Er drückte auf den roten Knopf am Telefon und trat das Gaspedal durch.
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Autoren-Porträt von Fabian Hardenberg
Fabian Hardenberg ist für eine weltweit renommierte Unternehmensberatung tätig. Er lebt und arbeitet in München und Frankfurt am Main. Der Name ist ein Pseudonym.
Bibliographische Angaben
- Autor: Fabian Hardenberg
- 2002, 370 Seiten, Masse: 14,4 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 359336932X
- ISBN-13: 9783593369327
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