Leopardenblut / Gestaltwandler Bd.1
Roman
In einer Welt, in der Gefühle verboten sind und die telepathisch begabten Psy jede Form von Leidenschaft unterdrücken, führt die junge Sascha Duncan ein Doppelleben. Als sie dem gutaussehenden Gestaltwandler Lucas Hunter begegnet,...
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Produktinformationen zu „Leopardenblut / Gestaltwandler Bd.1 “
In einer Welt, in der Gefühle verboten sind und die telepathisch begabten Psy jede Form von Leidenschaft unterdrücken, führt die junge Sascha Duncan ein Doppelleben. Als sie dem gutaussehenden Gestaltwandler Lucas Hunter begegnet, fällt es Sascha immer schwerer, die Maske der Gleichgültigkeit aufrechtzuerhalten. Hunter kommt indessen einem fürchterlichen Geheimnis auf die Spur.
Klappentext zu „Leopardenblut / Gestaltwandler Bd.1 “
In einer Welt, in der Gefühle verboten sind und die telepathisch begabten Psy jede Form von Leidenschaft unterdrücken, führt die junge Sascha Duncan ein Doppelleben. Als sie dem gutaussehenden Gestaltwandler Lucas Hunter begegnet, fällt es Sascha immer schwerer, die Maske der Gleichgültigkeit aufrechtzuerhalten. Hunter kommt indessen einem fürchterlichen Geheimnis auf die Spur ...Erotik-Thriller in einer fantastischen Alternativwelt: Die Zukunft der Fantasy Romance! Shooting Star Nalini Singh lässt die Gefühle explodieren!
Lese-Probe zu „Leopardenblut / Gestaltwandler Bd.1 “
Leopardenblut von Nalini SinghSascha Duncan konnte keine einzige Zeile des Berichts entziffern, der über den Bildschirm ihres Pocket Organizers flimmerte. Angst verschleierte ihren Blick und ihre Gedanken entfernten sich aus der nüchternen, effizienten Umgebung des Büros, in dem ihre Mutter arbeitete. Selbst als Nikita einen Anruf entgegennahm, drang deren Stimme kaum an Saschas betäubte Sinne. Sie war zu Tode erschrocken. An diesem Morgen war sie wimmernd und zusammengerollt wie ein Embryo in ihrem Bett aufgewacht. Normalerweise wimmerten Mediale nicht, sie hatten keine Gefühle und demzufolge zeigten sie auch keine. Aber Sascha hatte schon als Kind gewusst, dass sie nicht normal war. Sechsundzwanzig Jahre lang hatte sie diesen Defekt erfolgreich verborgen, doch nun lief irgendetwas schief. Sehr schief sogar. Ihr Verstand verfiel dermaßen schnell, dass sich schon körperliche Nebenwirkungen bemerkbar machten – Muskelkontraktionen, Zittern, ein beschleunigter Puls und immer wieder unkontrolliert aufsteigende Tränen überkamen sie nach diesen Träumen, an die sie sich nie erinnern konnte. Bald würde es unmöglich sein, die Risse in ihrem Verstand noch länger zu verbergen, und dann würde man sie im Zentrum einsperren. Natürlich nannte es niemand Gefängnis, der Fachausdruck war „Rehabilitationsanstalt“. Dorthin sonderten die Medialen äußerst effizient und brutal die Schwachen in ihren Reihen aus. Wenn sie im Zentrum mit ihr fertig waren, wäre sie mit etwas Glück nur noch eine sabbernde Masse ohne jeden Verstand. Und wenn sie Pech hatte, blieben ihr lediglich genügend Denkstrukturen übrig, um irgendwo in der weitverzweigten Unternehmenswelt der Medialen als Drohne zu dienen, als Maschine mit gerade noch genügend neuronalen Aktivitäten, um die Post zu sortieren oder die Böden zu fegen. Saschas
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Hand schloss sich fester um den Organizer und sie kehrte in die Gegenwart zurück. Wenn es einen Ort gab, an dem sie nicht zusammenbrechen durfte, dann hier in diesem Zimmer vor den Augen ihrer Mutter. Sascha war zwar ihr eigen Fleisch und Blut, aber Nikita Duncan gehörte auch dem Rat der Medialen an. Sascha wusste nicht, ob sie am Ende nicht doch ihre Tochter opfern würde, um den Sitz im mächtigsten Gremium der Welt zu behalten. Mit verbissener Entschlossenheit machte Sascha sich daran, die verborgenen Winkel ihres Verstandes mit stärkeren Schutzschilden zu versehen. Wenigstens darin war sie immer besser als alle anderen gewesen, und als ihre Mutter das Gespräch beendete, strahlte Sascha etwa so viel Gefühl aus wie eine aus arktischem Eis gehauene Skulptur. „In zehn Minuten haben wir eine Besprechung mit Lucas Hunter. Bist du bereit?“ Nur nüchternes Interesse stand in Nikitas mandelförmigen Augen. „Natürlich, Mutter.“ Sascha zwang sich, diesem Blick standzuhalten, und schob den Gedanken beiseite, ob ihre Augen wohl genauso viel verbargen wie die ihrer Mutter. Zum Glück hatte sie, im Gegensatz zu Nikita, die nachtschwarzen Augen einer Kardinalmedialen – unergründlich wie der Nachthimmel und übersät mit klitzekleinen weißen Sternen, in denen kaltes Feuer funkelte.
„Hunter ist ein Alphatier der Gestaltwandler, also unter schätze ihn bloß nicht. Er denkt wie ein Medialer.“ Nikita wandte sich ab und ließ den flachen, in der Tischplatte versenkten Bildschirm hochfahren. Sascha rief die relevanten Daten in ihrem Organizer auf. Das kleine Gerät enthielt alles Notwendige für die Besprechung und sie konnte es bequem in der Jackentasche verschwinden lassen. Wenn Lucas Hunter sich ebenso wie andere seiner Rasse verhielt, dann würde er von allem einen Ausdruck dabeihaben. Ihren Informationen nach hatte Hunter mit dreiundzwanzig die alleinige Führungsrolle im DarkRiver-Leopardenrudel übernommen. In den folgenden zehn Jahren war das Rudel zur mächtigsten Raubtiergruppe in San Francisco und Umgebung aufgestiegen. Gestaltwandler von außerhalb, die hier lebten, arbeiteten oder sich auch nur kurz aufhalten wollten, mussten bei den DarkRiver-Leoparden eine Erlaubnis einholen. Taten sie das nicht, traten die Territorialgesetze der Leoparden in Kraft, mit brutalen Folgen für die Betroffenen. Etwas hatte Sascha bei der ersten Durchsicht der Unterlagen in Erstaunen versetzt: Die DarkRiver-Leoparden hatten einen Nichtangriffspakt mit dem SnowDancer-Wolfsrudel geschlossen, das im übrigen Kalifornien herrschte. Diese Tatsache hatte in Sascha Zweifel am zivilisierten Bild der DarkRiver-Leoparden geweckt, denn die SnowDancer-Wölfe waren bekannt für ihre gnadenlose Grausamkeit, wenn es jemand wagte, in ihrem Territorium nach der Macht zu greifen. Man konnte dort nicht überleben, wenn man nett war. Ein leiser Glockenschlag ertönte. „Wollen wir, Mutter?“ Nikitas Verhalten Sascha gegenüber war nicht mütterlich, das war es nie gewesen. Aber die Etikette verlangte eine familiäre Anrede. Nikita nickte und richtete sich zu ihrer vollen Größe von anmutigen ein Meter siebenundsiebzig auf. Mit ihrem schwarzen Hosenanzug und dem weißen Hemd entsprach sie auch äußerlich von Kopf bis Fuß dem Bild einer erfolgreichen Geschäftsfrau. Ihr schlichter Haarschnitt, der knapp unter den Ohren endete, stand ihr ausgezeichnet. Sie war schön. Und sie konnte tödlich sein. Selbst wenn sie so wie jetzt nebeneinander gingen, würde niemand sie für Mutter und Tochter halten. Sie waren zwar gleich groß, aber das war auch die einzige Ähnlichkeit. Nikita hatte den asiatischen Schnitt der Augen, das glatte Haar und den Porzellanteint ihrer Mutter geerbt, die zur Hälfte Japanerin gewesen war. Bei Sascha machten sich diese Gene nur noch durch eine leichte Schrägstellung der Augen bemerkbar. Ihre Haare waren nicht glatt und glänzten auch nicht blauschwarz wie Nikitas, sondern hatten die Farbe von dunklem Ebenholz, schluckten das Licht wie Tinte und kräuselten sich so wild, dass Sascha die ungebärdigen Locken jeden Morgen zu einem strengen Zopf nach hinten binden musste. Der dunkle Honigton ihrer Haut war wohl den Genen ihres unbekannten Vaters zuzuschreiben. In Saschas Geburtsunterlagen stand, dass er angloindischer Herkunft gewesen sei. Sascha ließ sich etwas zurückfallen, als sie sich dem Besprechungszimmer näherten. Zwar stand sie der offenen Emotionalität der Gestaltwandler nicht so ablehnend gegenüber wie die meisten Medialen, aber sie traf trotzdem nur ungern mit ihnen zusammen. Es kam ihr so vor, als ob sie Bescheid wüssten. Irgendwie konnten sie wahrnehmen, dass Sascha nicht so war wie die anderen, dass sie einen Defekt hatte. „Mister Hunter.“ Sascha blickte auf. Sie befand sich in Reichweite des gefährlichsten männlichen Wesens, dass sie je zu Gesicht bekommen hatte. Ihr fiel kein anderes Wort dafür ein. Er war mindestens ein Meter neunzig groß und sein Körper schien nur aus roher Muskelkraft und höchster Anspannung zu bestehen, eine zum Kampf bereite Maschine. Das schulterlange schwarze Haar machte ihn nicht weicher, sondern verriet eher die Leidenschaft und den Hunger des Leoparden, der unter seiner Haut steckte. Sascha zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie einem Raubtier gegenüberstand. Er drehte den Kopf und nun sah sie die rechte Seite seines Gesichts. Die Klauen einer großen Bestie hatten vier gezackte Linien auf der blassgoldenen Haut hinterlassen. Trotz seiner hypnotisierend grünen Augen waren es diese Male, die Saschas Aufmerksamkeit fesselten. Sie war noch nie einem Jäger der Gestaltwandler so nahe gewesen. „Miss Duncan.“ Er hatte eine tiefe, etwas raue Stimme, die entfernt an ein Knurren erinnerte. „Das ist meine Tochter Sascha. Sie wird bei diesem Projekt die Verbindung zu Ihnen halten.“ „Sehr erfreut, Sascha.“ Er nickte mit dem Kopf in ihre Richtung und sein Blick ruhte einen Moment länger auf ihr als unbedingt notwendig. „Ebenfalls.“ Konnte er ihren aus dem Takt geratenen Herzschlag hören? Stimmte es, dass die Sinne eines Gestaltwandlers denen aller anderen Rassen überlegen waren? „Bitte!“ Er wies auf den Tisch mit der großen Glasplatte und wartete, bis die beiden Frauen dahinter Platz genommen hatten, ehe er sich auf einen Stuhl direkt gegenüber von Sascha setzte. Sie ließ sich von der ritterlichen Geste nicht täuschen und blieb weiter auf der Hut, wobei sie sich zwang, seinen Blick zu erwidern. Jäger waren geübt darin, verletzliche Beute aufzuspüren. „Wir haben uns Ihr Angebot angesehen“, eröffnete sie die Verhandlungen. „Was halten Sie davon?“ Seine Augen waren erstaunlich klar und ruhig wie ein tiefer See. Aber sein Blick war weder kalt noch sachlich, was Saschas ersten Eindruck einer gerade noch im Zaum gehaltenen ungestümen Kraft nur bestätigte. „Bekanntermaßen funktionieren Geschäftsbeziehungen zwischen Medialen und Gestaltwandlern nur selten. Entgegengesetzte Prioritäten.“ Im Vergleich zu Lucas’ Stimme hörte sich Nikitas fast monoton an. Sein Lächeln war so unverschämt, dass Sascha nicht wegschauen konnte. „Ich glaube aber, dass wir in diesem Fall dieselben Prioritäten haben. Sie brauchen Hilfe bei der Planung und Durchführung von Wohnungsbauprojekten, die für Gestaltwandler attraktiv sind. Ich möchte einen Insider-Zugang zu neuen Projekten.“ Sascha wusste, dass noch mehr dahinter stecken musste. Sie brauchten ihn, aber er brauchte sie nicht, jedenfalls nicht, wenn die DarkRiver-Leoparden bei ihren Geschäften inzwischen in Konkurrenz zu medialen Unternehmen standen. Die Welt änderte sich genau vor ihrer Nase, die Rassen der Menschen und Gestaltwandler gaben sich nicht länger damit zufrieden, in zweiter Reihe zu stehen. Es war nur ein Zeichen von Arroganz, dass die meisten Medialen diese langsame Verschiebung der Machtverhältnisse nicht wahrnahmen. So nahe neben der geballten Kraft eines Lucas Hunter fragte sie sich, wie ihre Brüder und Schwestern bloß so blind sein konnten. „Wenn wir mit Ihnen Geschäfte machen, erwarten wir die gleiche Zuverlässigkeit wie von medialen Konstruktions- und Planungsbüros.“ Lucas Hunter sah die eisig perfekte Sascha Duncan an und hätte gerne gewusst, was zum Teufel an ihr so aufregend war. Der Panther in seinem Kopf lief im Käfig fauchend auf und ab, bereit, jeden Augenblick herauszuspringen und an ihrem strengen dunkelgrauen Hosenanzug zu schnuppern.
© 2008 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
„Hunter ist ein Alphatier der Gestaltwandler, also unter schätze ihn bloß nicht. Er denkt wie ein Medialer.“ Nikita wandte sich ab und ließ den flachen, in der Tischplatte versenkten Bildschirm hochfahren. Sascha rief die relevanten Daten in ihrem Organizer auf. Das kleine Gerät enthielt alles Notwendige für die Besprechung und sie konnte es bequem in der Jackentasche verschwinden lassen. Wenn Lucas Hunter sich ebenso wie andere seiner Rasse verhielt, dann würde er von allem einen Ausdruck dabeihaben. Ihren Informationen nach hatte Hunter mit dreiundzwanzig die alleinige Führungsrolle im DarkRiver-Leopardenrudel übernommen. In den folgenden zehn Jahren war das Rudel zur mächtigsten Raubtiergruppe in San Francisco und Umgebung aufgestiegen. Gestaltwandler von außerhalb, die hier lebten, arbeiteten oder sich auch nur kurz aufhalten wollten, mussten bei den DarkRiver-Leoparden eine Erlaubnis einholen. Taten sie das nicht, traten die Territorialgesetze der Leoparden in Kraft, mit brutalen Folgen für die Betroffenen. Etwas hatte Sascha bei der ersten Durchsicht der Unterlagen in Erstaunen versetzt: Die DarkRiver-Leoparden hatten einen Nichtangriffspakt mit dem SnowDancer-Wolfsrudel geschlossen, das im übrigen Kalifornien herrschte. Diese Tatsache hatte in Sascha Zweifel am zivilisierten Bild der DarkRiver-Leoparden geweckt, denn die SnowDancer-Wölfe waren bekannt für ihre gnadenlose Grausamkeit, wenn es jemand wagte, in ihrem Territorium nach der Macht zu greifen. Man konnte dort nicht überleben, wenn man nett war. Ein leiser Glockenschlag ertönte. „Wollen wir, Mutter?“ Nikitas Verhalten Sascha gegenüber war nicht mütterlich, das war es nie gewesen. Aber die Etikette verlangte eine familiäre Anrede. Nikita nickte und richtete sich zu ihrer vollen Größe von anmutigen ein Meter siebenundsiebzig auf. Mit ihrem schwarzen Hosenanzug und dem weißen Hemd entsprach sie auch äußerlich von Kopf bis Fuß dem Bild einer erfolgreichen Geschäftsfrau. Ihr schlichter Haarschnitt, der knapp unter den Ohren endete, stand ihr ausgezeichnet. Sie war schön. Und sie konnte tödlich sein. Selbst wenn sie so wie jetzt nebeneinander gingen, würde niemand sie für Mutter und Tochter halten. Sie waren zwar gleich groß, aber das war auch die einzige Ähnlichkeit. Nikita hatte den asiatischen Schnitt der Augen, das glatte Haar und den Porzellanteint ihrer Mutter geerbt, die zur Hälfte Japanerin gewesen war. Bei Sascha machten sich diese Gene nur noch durch eine leichte Schrägstellung der Augen bemerkbar. Ihre Haare waren nicht glatt und glänzten auch nicht blauschwarz wie Nikitas, sondern hatten die Farbe von dunklem Ebenholz, schluckten das Licht wie Tinte und kräuselten sich so wild, dass Sascha die ungebärdigen Locken jeden Morgen zu einem strengen Zopf nach hinten binden musste. Der dunkle Honigton ihrer Haut war wohl den Genen ihres unbekannten Vaters zuzuschreiben. In Saschas Geburtsunterlagen stand, dass er angloindischer Herkunft gewesen sei. Sascha ließ sich etwas zurückfallen, als sie sich dem Besprechungszimmer näherten. Zwar stand sie der offenen Emotionalität der Gestaltwandler nicht so ablehnend gegenüber wie die meisten Medialen, aber sie traf trotzdem nur ungern mit ihnen zusammen. Es kam ihr so vor, als ob sie Bescheid wüssten. Irgendwie konnten sie wahrnehmen, dass Sascha nicht so war wie die anderen, dass sie einen Defekt hatte. „Mister Hunter.“ Sascha blickte auf. Sie befand sich in Reichweite des gefährlichsten männlichen Wesens, dass sie je zu Gesicht bekommen hatte. Ihr fiel kein anderes Wort dafür ein. Er war mindestens ein Meter neunzig groß und sein Körper schien nur aus roher Muskelkraft und höchster Anspannung zu bestehen, eine zum Kampf bereite Maschine. Das schulterlange schwarze Haar machte ihn nicht weicher, sondern verriet eher die Leidenschaft und den Hunger des Leoparden, der unter seiner Haut steckte. Sascha zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie einem Raubtier gegenüberstand. Er drehte den Kopf und nun sah sie die rechte Seite seines Gesichts. Die Klauen einer großen Bestie hatten vier gezackte Linien auf der blassgoldenen Haut hinterlassen. Trotz seiner hypnotisierend grünen Augen waren es diese Male, die Saschas Aufmerksamkeit fesselten. Sie war noch nie einem Jäger der Gestaltwandler so nahe gewesen. „Miss Duncan.“ Er hatte eine tiefe, etwas raue Stimme, die entfernt an ein Knurren erinnerte. „Das ist meine Tochter Sascha. Sie wird bei diesem Projekt die Verbindung zu Ihnen halten.“ „Sehr erfreut, Sascha.“ Er nickte mit dem Kopf in ihre Richtung und sein Blick ruhte einen Moment länger auf ihr als unbedingt notwendig. „Ebenfalls.“ Konnte er ihren aus dem Takt geratenen Herzschlag hören? Stimmte es, dass die Sinne eines Gestaltwandlers denen aller anderen Rassen überlegen waren? „Bitte!“ Er wies auf den Tisch mit der großen Glasplatte und wartete, bis die beiden Frauen dahinter Platz genommen hatten, ehe er sich auf einen Stuhl direkt gegenüber von Sascha setzte. Sie ließ sich von der ritterlichen Geste nicht täuschen und blieb weiter auf der Hut, wobei sie sich zwang, seinen Blick zu erwidern. Jäger waren geübt darin, verletzliche Beute aufzuspüren. „Wir haben uns Ihr Angebot angesehen“, eröffnete sie die Verhandlungen. „Was halten Sie davon?“ Seine Augen waren erstaunlich klar und ruhig wie ein tiefer See. Aber sein Blick war weder kalt noch sachlich, was Saschas ersten Eindruck einer gerade noch im Zaum gehaltenen ungestümen Kraft nur bestätigte. „Bekanntermaßen funktionieren Geschäftsbeziehungen zwischen Medialen und Gestaltwandlern nur selten. Entgegengesetzte Prioritäten.“ Im Vergleich zu Lucas’ Stimme hörte sich Nikitas fast monoton an. Sein Lächeln war so unverschämt, dass Sascha nicht wegschauen konnte. „Ich glaube aber, dass wir in diesem Fall dieselben Prioritäten haben. Sie brauchen Hilfe bei der Planung und Durchführung von Wohnungsbauprojekten, die für Gestaltwandler attraktiv sind. Ich möchte einen Insider-Zugang zu neuen Projekten.“ Sascha wusste, dass noch mehr dahinter stecken musste. Sie brauchten ihn, aber er brauchte sie nicht, jedenfalls nicht, wenn die DarkRiver-Leoparden bei ihren Geschäften inzwischen in Konkurrenz zu medialen Unternehmen standen. Die Welt änderte sich genau vor ihrer Nase, die Rassen der Menschen und Gestaltwandler gaben sich nicht länger damit zufrieden, in zweiter Reihe zu stehen. Es war nur ein Zeichen von Arroganz, dass die meisten Medialen diese langsame Verschiebung der Machtverhältnisse nicht wahrnahmen. So nahe neben der geballten Kraft eines Lucas Hunter fragte sie sich, wie ihre Brüder und Schwestern bloß so blind sein konnten. „Wenn wir mit Ihnen Geschäfte machen, erwarten wir die gleiche Zuverlässigkeit wie von medialen Konstruktions- und Planungsbüros.“ Lucas Hunter sah die eisig perfekte Sascha Duncan an und hätte gerne gewusst, was zum Teufel an ihr so aufregend war. Der Panther in seinem Kopf lief im Käfig fauchend auf und ab, bereit, jeden Augenblick herauszuspringen und an ihrem strengen dunkelgrauen Hosenanzug zu schnuppern.
© 2008 LYX verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
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Autoren-Porträt von Nalini Singh
Nalini Singh wurde auf den Fidschi-Inseln geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als Rechtsanwältin und Englischlehrerin, begann sie 2003 eine Karriere als Autorin von Liebesromanen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nalini Singh
- Altersempfehlung: Ab 16 Jahre
- 2008, 13. Aufl., 384 Seiten, Masse: 12,5 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Nora Lachmann
- Verlag: LYX
- ISBN-10: 3802581520
- ISBN-13: 9783802581526
- Erscheinungsdatum: 16.05.2008
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