Geschichte meines Vaters. Aus Feldpost und Tagebüchern der Kriegs- und Nachkriegszeit
Feldpostbriefe und -karten aus dem Nachlass seines Vaters waren für den Autor Detert Zylmann der Anlass, sich mit einem Abschnitt der Geschichte zu beschäftigen, über den man in der Familie kaum sprach und den insbesondere sein Vater weitgehend ausblendete....
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Produktinformationen zu „Geschichte meines Vaters. Aus Feldpost und Tagebüchern der Kriegs- und Nachkriegszeit “
Klappentext zu „Geschichte meines Vaters. Aus Feldpost und Tagebüchern der Kriegs- und Nachkriegszeit “
Feldpostbriefe und -karten aus dem Nachlass seines Vaters waren für den Autor Detert Zylmann der Anlass, sich mit einem Abschnitt der Geschichte zu beschäftigen, über den man in der Familie kaum sprach und den insbesondere sein Vater weitgehend ausblendete. Da diese Kriegs- und Nachkriegszeit auch Teil seiner frühesten Lebensgeschichte ist, wollte er jedoch mehr darüber erfahren. Ganz besonders interessierte ihn der Zeitraum von der Einberufung seines Vaters zum Wehrdienst bis zu seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft. Durch den Tod beider Elternteile kann der Autor sich nun ohne das Gefühl, persönliche Grenzen zu überschreiten, mit diesen Schriftstücken auseinandersetzen. Aus den sehr privaten Schriftstücken sind für ihn vielmehr Zeitdokumente geworden, die er der Öffentlichkeit in diesem Buch zugänglich machen möchte.
Lese-Probe zu „Geschichte meines Vaters. Aus Feldpost und Tagebüchern der Kriegs- und Nachkriegszeit “
Textprobe:Kapitel: Kriegsgefangenenlager:
Bajdajewka:
Die erste Station meines Vaters auf dem Weg in die verschiedenen Lager war Stalinsk. Insgesamt gab es im Straflagerbezirk Stalinsk (Lagernummer 7525) 24 Teillager, darunter das Kriegsgefangenenlager mit der Nummer 7525/9. Es lag bei dem Dorf Bajdajewka (Bajdaevka), im Verwaltungsbezirk (Oblast) Kemerow (Kemerowo), etwa 15 km östlich der Stadt Stalinsk (Nowokusnezk). Man kann davon ausgehen, dass nach der Ankunft am 18. Juli 1945 in Stalinsk mein Vater noch am selben Tag in das Lager Bajdajewka überstellt wurde. In einer sog. Heimkehrerbekundung aus dem Jahre 1962 ist der Aufenthalt im Lager 7525/9, Bajdajewka, für das Jahr 1947 belegt; daraus folgt, dass mein Vater knapp zwei Jahre in Bajdajewka interniert war. Nach der Öffnung des Staatlichen Russischen Militärarchivs (RGVA) erhielt der DRK-Suchdienst Zugang zu den Datenbeständen, so dass die Internierungsakte (Personalakte Nr. 0693608) meines Vaters ermittelt werden konnte.
Nowokusnezk, in den nördlichen Ausläufern des Altai Gebirges, 1618 von Kosaken als Kusnezk gegründet und 1932 zu Ehren Stalins in Stalinsk umbenannt, erhielt erst 1961 den heutigen Namen, nachdem die Stadt bereits schon einmal 1931 Nowokusnezk hiess. Es ist eines der grössten Industriezentren Westsibirien und liegt in Kusnezker Kohlebecken, dem sog. Kusbass, einem riesigen Kohlenfeld von rund 25.000 km² Ausdehnung.
Die Lager im Bezirk Stalinsk bestanden von Juli 1945 bis Mai 1950. Belegungsstärke etwa 28.000 - 30.000 Gefangene und Zivilisten. Die medizinische Betreuung war völlig unzureichend, es fehlte an Medikamenten und medizinischem Gerät. Die Gefangenen wurden zur Arbeit eingesetzt in Kohlengruben, Sägewerken, Sandgruben, Steinbrüchen, im Strassenbau, Wohnungsbau und in Kolchosen. Von Juli 1946 bis September 1946 starben ca. 40% der Internierten durch Entkräftung, Dystrophie (Mangelernährung), Pneumonie (Lungenentzündung) und Seuchen (Ruhr, Typhus).
Nur wenige Angaben konnte ich
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speziell über das Lager 7525/9 finden. Laut Auskunft eines heimgekehrten Gefangenen soll es in Bajdajewka bereits "Steinhäuser" gegeben haben. Er gibt weiter an, dass die Gefangenen zum "Häuserbau" und zu "Arbeiten im Steinbruch und in einer Ziegelei" eingesetzt wurden, da sich "50m vom Lager entfernt 3 Ziegeleien befanden mit einer Tagesproduktion von 150.000 Stück".
Heute ist das Dorf Bajdajewka als selbständige Siedlungseinheit nicht mehr vorhanden. Möglicherweise ist es wüstgefallen und aufgelassen oder aber in die Stadt Nowokusnezk integriert worden. Es fanden sich lediglich zwei Hinweise auf die alte Dorfbezeichnung. Erhalten hat sich die Lagebezeichnung "Baidaevka" am rechten Ufer des Flusses Tom, östlich des Zentrums. Ausserdem findet sich im Strassenbahnnetz (tramwaj) die Haltestelle "Bajdajewskaja". [...].
Kemerowo:
Etwa 2 Jahre vom 18. Juli 1945 bis zum 7. Juni 1947 war mein Vater im Lager 7525/9 Bajdajewka interniert. Am 7. Juni 1947 erfolgte die Verlegung in das Lager503, Kemerowo, wo 2 Tage später am 9. Juni 1947 die Aufnahme erfolgte.
Kemerowo befindet sich etwa 170 km nordöstlich von Nowosibirsk, ebenfalls noch in den nördlichen Ausläufern des Altai Gebirges gelegen. Der Lagerbezirk (Lagernummer 7503) bestand aus etwa 40 Teillagern und einem Gefängnis. In eines dieser Lager (503) wurde mein Vater verbracht. Die Lager im Bezirk Kemerowo waren von April 1945 bis 1951 mit 7.000 bis 10.000 Gefangenen belegt. Die ärztliche Betreuung erfolgte von einem Lagerlazarett bei Stalinsk. Leider wissen wir nicht, ob mein Vater während seiner Zeit in Bajdajewka hier in Kemerowo als Sanitäter zum Einsatz kam, was aber durchaus möglich gewesen sein könnte. [...].
Brest-Litowsk:
Wiederum 1Tag später am 10. Juni 1947 wurde mein Vater erneut verlegt in das Lager 284, Brest-Litowsk, Luftlinie etwa 4000 km von Kemerowo entfernt. Die Stadt (heute Brest) liegt in Weissrussland und ist ein
wichtiger Grenzübergang nach Polen. Die
Heute ist das Dorf Bajdajewka als selbständige Siedlungseinheit nicht mehr vorhanden. Möglicherweise ist es wüstgefallen und aufgelassen oder aber in die Stadt Nowokusnezk integriert worden. Es fanden sich lediglich zwei Hinweise auf die alte Dorfbezeichnung. Erhalten hat sich die Lagebezeichnung "Baidaevka" am rechten Ufer des Flusses Tom, östlich des Zentrums. Ausserdem findet sich im Strassenbahnnetz (tramwaj) die Haltestelle "Bajdajewskaja". [...].
Kemerowo:
Etwa 2 Jahre vom 18. Juli 1945 bis zum 7. Juni 1947 war mein Vater im Lager 7525/9 Bajdajewka interniert. Am 7. Juni 1947 erfolgte die Verlegung in das Lager503, Kemerowo, wo 2 Tage später am 9. Juni 1947 die Aufnahme erfolgte.
Kemerowo befindet sich etwa 170 km nordöstlich von Nowosibirsk, ebenfalls noch in den nördlichen Ausläufern des Altai Gebirges gelegen. Der Lagerbezirk (Lagernummer 7503) bestand aus etwa 40 Teillagern und einem Gefängnis. In eines dieser Lager (503) wurde mein Vater verbracht. Die Lager im Bezirk Kemerowo waren von April 1945 bis 1951 mit 7.000 bis 10.000 Gefangenen belegt. Die ärztliche Betreuung erfolgte von einem Lagerlazarett bei Stalinsk. Leider wissen wir nicht, ob mein Vater während seiner Zeit in Bajdajewka hier in Kemerowo als Sanitäter zum Einsatz kam, was aber durchaus möglich gewesen sein könnte. [...].
Brest-Litowsk:
Wiederum 1Tag später am 10. Juni 1947 wurde mein Vater erneut verlegt in das Lager 284, Brest-Litowsk, Luftlinie etwa 4000 km von Kemerowo entfernt. Die Stadt (heute Brest) liegt in Weissrussland und ist ein
wichtiger Grenzübergang nach Polen. Die
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Autoren-Porträt von Detert Zylmann
Detert Zylmann wurde 1944 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Vor- und Frühgeschichte promovierte er 1980 in Mainz und übernahm 1983 die Stelle eines wissenschaftlichen Mitarbeiters bei der dortigen Archäologischen Denkmalpflege. Seit dem Eintritt in den Ruhestand 2009 beschäftigt sich der Autor intensiv mit dem umfangreichen Schriftennachlass seiner Familie. Der Autor lebt in Mainz, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Bibliographische Angaben
- Autor: Detert Zylmann
- 2017, 112 Seiten, 58 Abbildungen, Masse: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diplomica
- ISBN-10: 3961465673
- ISBN-13: 9783961465675
- Erscheinungsdatum: 30.10.2017
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