Friedhof der Kuscheltiere
Roman
Hinter dem idyllisch wirkenden weißen Haus am Rande der Kleinstadt Ludlow liegt ein uralter indianischer Begräbnisplatz voll umgestürzter Grabmale: ein Ort, an dem es umgeht, ein Ort absurder, gottloser Versuchungen. Als die Katze der...
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Produktinformationen zu „Friedhof der Kuscheltiere “
Hinter dem idyllisch wirkenden weißen Haus am Rande der Kleinstadt Ludlow liegt ein uralter indianischer Begräbnisplatz voll umgestürzter Grabmale: ein Ort, an dem es umgeht, ein Ort absurder, gottloser Versuchungen. Als die Katze der Familie Creed überfahren wird, begräbt Louis den Kater auf dem Friedhof und erzählt seiner Tochter Ellie nichts vom Tod des geliebten Tieres. Und schon bald ist die Katze wieder da, etwas aggressiver und sehr lebendig. Doch Louis weiß genau, dass er sie in einem Müllbeutel beerdigt hat. Welche Kräfte hat der alte Friedhof hinter dem Haus? Und wird eine derart wunderbare Erweckung auch bei einem Menschen möglich sein?
Klappentext zu „Friedhof der Kuscheltiere “
Manchmal ist der Tod besserHinter dem kleinen Tierfriedhof liegt eine verwünschte indianische Grabstätte. Ob Katze oder Mensch: Wer hier beerdigt wird, wird zum Albtraum für die Hinterbliebenen.
Der weltweit erfolgreichste Horrorroman
»Der beängstigendste Roman, den Stephen King je geschrieben hat.« Publishers Weekly
Louis Creed übernimmt den Posten als Leiter der Krankenstation der Universität von Maine. Gemeinsam mit seiner Frau Rachel und den Kindern Elli und Gage bezieht er ein idyllisches Einfamilienhaus in der fiktiven Kleinstadt Ludlow nahe der Route 15. Er entwickelt eine Freundschaft zu seinem Nachbarn Jud Crandall, der viel Wissenswertes über Ludlow zu erzählen weiss und der Familie schliesslich auch den Tierfriedhof (englisch Pet cemetery) von Ludlow zeigt.
Die kleine Familie lebt sich schnell in Ludlow ein, doch die Arbeit auf der Krankenstation beginnt für Louis Creed mit einem Schock. Der Student Victor Pascow wird beim Joggen von einem PKW gegen einen Baum geschleudert und stirbt noch auf der Krankenstation. Pascow röchelt Louis mit seinen letzten Worten eine Warnung entgegen, in der er den Tierfriedhof erwähnt und führt Louis in seinem ersten Traum nach dem Unfall zu dem Tierfriedhof.
Während Rachel mit den Kindern auf Besuch bei ihren Eltern weilt, wird der Kater der Familie, Winston Churchill (kurz: Church), von einem Lastwagen an der Route 15 überfahren. Jud führt Louis noch am selben Abend zum Tierfriedhof, um den Kater zu beerdigen. Zu Louis' Überraschung führt er ihn jedoch auf ein verstecktes Felsplateau hinter dem Tierfriedhof, einen Friedhof der Micmac-Indianer.
Nachdem Louis Church begraben hat, erscheint der Kater am nächsten Tag im Hause der Creeds. Doch die "Wiedergeburt" des Katers hat auch Schattenseiten: Er riecht penetrant nach Erde und sein Wesen ist auf beunruhigende Weise verändert. Kurze Zeit später wird auch Gage von einem Lastwagen auf der Route 15 überfahren und getötet. Nach dessen Beerdigung schickt Louis seine Frau und seine Tochter zu den Grosseltern nach Chicago. Louis trifft die folgenschwere Entscheidung, seinen Sohn ebenfalls auf dem Felsplateau zu beerdigen, obwohl Jud ihn eindringlich davor warnt.
Er gräbt die Leiche seines geliebten Sohnes aus, wandert zum Friedhof der Mi'kmaq-Indianer und begräbt ihn auf dem Felsplateau hinter dem Tierfriedhof. Währenddessen ist Rachel durch Träume und Fantasien ihrer Tochter gewarnt und macht sich auf dem Weg zurück nach Ludlow. Louis legt sich nach seiner anstrengenden Unternehmung mit Schmerzen ins Ehebett und schläft ein. Gage kehrt, wie schon zuvor Church, zum Haus zurück. Er nimmt sich das Skalpell seines Vaters, geht hinüber zu Jud und tötet ihn auf grausame Weise. Rachel hatte in der Nacht mit Jud telefoniert, und er bat sie als erstes ihn zu besuchen, wenn sie in Ludlow angekommen ist. Sie begibt sich also in Juds Haus und wird ebenfalls Opfer von Gage, da sie in ihm nichts Böses, sondern immer noch ihren kleinen Sohn sieht.
Wenig später erwacht Louis aus seinem Schlaf und bemerkt das verschwundene Skalpell. Er nimmt mehrere Giftspritzen und schläfert mit der einen Church ein. Als er ins Nachbarhaus geht und die Leichen von Jud und Rachel vorfindet, tötet er Gage, indem er ihn mit der zweiten Spritze niedersticht. Anschliessend brennt Louis das Nachbarhaus nieder.
Er glaubt, dass sein Sohn nur böse wurde, weil er zu lange nach seinem Tod auf dem Felsplateau begraben wurde. Weil seine Frau erst vor kurzem gestorben war, beerdigt er sie auf dem Felsplateau. Der Roman endet mit Rachels Rückkehr.e kehrt, wie schon zuvor Church, zum Haus zurück. Er nimmt sich das Skalpell seines Vaters, geht hinüber zu Jud und tötet ihn auf grausame Weise. Rachel hatte in der Nacht mit Jud telefoniert, und er bat sie als erstes ihn zu besuchen, wenn sie in Ludlow angekommen ist. Sie begibt sich also in Juds Haus und wird ebenfalls Opfer von Gage, da sie in ihm nichts Böses, sondern immer noch ihren kleinen Sohn sieht.
Wenig später erwacht Louis aus seinem Schlaf und bemerkt das verschwundene Skalpell. Er nimmt mehrere Giftspritzen und schläfert mit der einen Church ein. Als er ins Nachbarhaus geht und die Leichen von Jud und Rachel vorfindet, tötet er Gage, indem er ihn mit der zweiten Spritze niedersticht. Anschliessend brennt Louis das Nachbarhaus
Die kleine Familie lebt sich schnell in Ludlow ein, doch die Arbeit auf der Krankenstation beginnt für Louis Creed mit einem Schock. Der Student Victor Pascow wird beim Joggen von einem PKW gegen einen Baum geschleudert und stirbt noch auf der Krankenstation. Pascow röchelt Louis mit seinen letzten Worten eine Warnung entgegen, in der er den Tierfriedhof erwähnt und führt Louis in seinem ersten Traum nach dem Unfall zu dem Tierfriedhof.
Während Rachel mit den Kindern auf Besuch bei ihren Eltern weilt, wird der Kater der Familie, Winston Churchill (kurz: Church), von einem Lastwagen an der Route 15 überfahren. Jud führt Louis noch am selben Abend zum Tierfriedhof, um den Kater zu beerdigen. Zu Louis' Überraschung führt er ihn jedoch auf ein verstecktes Felsplateau hinter dem Tierfriedhof, einen Friedhof der Micmac-Indianer.
Nachdem Louis Church begraben hat, erscheint der Kater am nächsten Tag im Hause der Creeds. Doch die "Wiedergeburt" des Katers hat auch Schattenseiten: Er riecht penetrant nach Erde und sein Wesen ist auf beunruhigende Weise verändert. Kurze Zeit später wird auch Gage von einem Lastwagen auf der Route 15 überfahren und getötet. Nach dessen Beerdigung schickt Louis seine Frau und seine Tochter zu den Grosseltern nach Chicago. Louis trifft die folgenschwere Entscheidung, seinen Sohn ebenfalls auf dem Felsplateau zu beerdigen, obwohl Jud ihn eindringlich davor warnt.
Er gräbt die Leiche seines geliebten Sohnes aus, wandert zum Friedhof der Mi'kmaq-Indianer und begräbt ihn auf dem Felsplateau hinter dem Tierfriedhof. Währenddessen ist Rachel durch Träume und Fantasien ihrer Tochter gewarnt und macht sich auf dem Weg zurück nach Ludlow. Louis legt sich nach seiner anstrengenden Unternehmung mit Schmerzen ins Ehebett und schläft ein. Gage kehrt, wie schon zuvor Church, zum Haus zurück. Er nimmt sich das Skalpell seines Vaters, geht hinüber zu Jud und tötet ihn auf grausame Weise. Rachel hatte in der Nacht mit Jud telefoniert, und er bat sie als erstes ihn zu besuchen, wenn sie in Ludlow angekommen ist. Sie begibt sich also in Juds Haus und wird ebenfalls Opfer von Gage, da sie in ihm nichts Böses, sondern immer noch ihren kleinen Sohn sieht.
Wenig später erwacht Louis aus seinem Schlaf und bemerkt das verschwundene Skalpell. Er nimmt mehrere Giftspritzen und schläfert mit der einen Church ein. Als er ins Nachbarhaus geht und die Leichen von Jud und Rachel vorfindet, tötet er Gage, indem er ihn mit der zweiten Spritze niedersticht. Anschliessend brennt Louis das Nachbarhaus nieder.
Er glaubt, dass sein Sohn nur böse wurde, weil er zu lange nach seinem Tod auf dem Felsplateau begraben wurde. Weil seine Frau erst vor kurzem gestorben war, beerdigt er sie auf dem Felsplateau. Der Roman endet mit Rachels Rückkehr.e kehrt, wie schon zuvor Church, zum Haus zurück. Er nimmt sich das Skalpell seines Vaters, geht hinüber zu Jud und tötet ihn auf grausame Weise. Rachel hatte in der Nacht mit Jud telefoniert, und er bat sie als erstes ihn zu besuchen, wenn sie in Ludlow angekommen ist. Sie begibt sich also in Juds Haus und wird ebenfalls Opfer von Gage, da sie in ihm nichts Böses, sondern immer noch ihren kleinen Sohn sieht.
Wenig später erwacht Louis aus seinem Schlaf und bemerkt das verschwundene Skalpell. Er nimmt mehrere Giftspritzen und schläfert mit der einen Church ein. Als er ins Nachbarhaus geht und die Leichen von Jud und Rachel vorfindet, tötet er Gage, indem er ihn mit der zweiten Spritze niedersticht. Anschliessend brennt Louis das Nachbarhaus
Lese-Probe zu „Friedhof der Kuscheltiere “
Friedhof der Kuscheltiere von Stephen KingEinleitung
Stephen King
... mehr
Wenn ich (was mir häufig geschieht) gefragt werde, welches meiner Bücher ich für das furchtbarste halte, antworte ich ohne Nachdenken oder Zögern: Der Friedhof der Kuscheltiere. Es ist womöglich nicht das Buch, das den Lesern am meisten Angst einjagt (nach der Post zu urteilen, die ich bekomme, wäre das Shining, aber der Angstknochen sitzt bei verschiedenen Menschen an unterschiedlichen Stellen, ebenso wie der Musikknochen). Jedenfalls weiß ich, dass Der Friedhof der Kuscheltiere das eine Manuskript war, das ich in der Schublade abgelegt habe, weil ich der Ansicht war, nun endlich zu weit gegangen zu sein. Das Ergebnis legt nahe, dass ich nicht zu weit gegangen bin, zumindest nicht weiter, als die Öffentlichkeit akzeptiert hätte. Aber für mich persönlich war ich zu weit gegangen. Um es deutlich zu sagen: Ich war entsetzt von dem, was ich geschrieben und den Schlussfolgerungen, die ich gezogen hatte. Ich habe bereits an anderer Stelle erzählt, wie es zu diesem Buch kam, aber ich kann das wohl ein weiteres Mal erzählen: ein letztes Mal.
Ende der Siebziger bekam ich eine Einladung, ein Jahr als Stadtschreiber an meiner Alma Mater, der University of Maine, zu verbringen und gleichzeitig einen Kurs in fantastischer Literatur zu erteilen (meine Vorlesungsnotizen für diesen Kurs sind der Kern von Danse Macabre, das ein oder zwei Jahre danach erschienen ist). Meine Frau und ich mieteten ein Haus in Orrington, ungefähr zwölf Meilen von der Universität entfernt. Es war ein wunderbares Haus in einer wunderbaren Kleinstadt in Maine. Das einzige Problem war die Straße, an der wir wohnten. Es war eine viel befahrene Straße, und der Verkehr bestand zu einem großen Teil aus schweren Tanklastwagen, die von einem in der Nähe gelegenen Chemiewerk kamen.
Julio DeSanctis, dem das Geschäft auf der anderen Straßenseite gegenüber von unserer Wohnung gehörte, riet mir sehr früh, dass meine Frau und ich auf unsere Kinder achtgeben sollten und auf Haustiere, die unsere Kinder vielleicht hätten. »Die Straße hat schon viele Tiere verbraucht«, sagte Julio, und dieser Ausdruck hat es bis in die Erzählung geschafft. Der Beweis dafür, wie viele Tiere die Straße verbraucht hatte, lag in den Wäldern jenseits unseres Mietshauses. Ein Weg führte durch das benachbarte Feld zu einem kleinen Tierfriedhof im Wald - nur dass das Schild auf dem Baum vor dieser bezaubernden kleinen, selbst gemachten Begräbnisstätte lautete: HAUSTIER-FRITOF. Dieser Ausdruck schaffte es nicht nur in die Erzählung, er gab ihr sogar den Namen [im Amerikanischen Pet Sematary, Anmerkung der Red.]. Hunde und Katzen lagen dort begraben, ein paar Vögel und sogar eine Ziege.
Unsere Tochter, die damals ungefähr acht Jahre alt war, hatte eine Katze namens Smucky. Kurz nachdem wir in das Haus in Orrington eingezogen waren, fand ich Smucky tot auf dem Rasen eines Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Tier, das die Route 5 zuletzt verbraucht hatte, war offensichtlich das geliebte Haustier meiner Tochter. Wir begruben Smucky im Haustier-Fritof. Meine Tochter hatte eine Grabinschrift vorbereitet: SMUCKY: ER WAR GEHORSAM. (Smucky
war selbstverständlich kein bisschen gehorsam; er war schließlich eine Katze.)
Alles schien in Ordnung zu sein, bis ich in derselben Nacht ein dumpfes Geräusch hörte, dazu Weinen und ein ploppendes Geräusch wie von kleinen Böllern. Ich ging der Sache nach und fand meine Tochter, wütend und schön in ihrem Kummer. Sie hatte mehrere Lagen des Verpackungsmaterials mit Plastikbläschen gefunden, in dem man manchmal zerbrechliche Sachen versendet. Sie sprang darauf auf und ab, zertrat die Plastikbläschen und schrie: »Er war mein Kater! Gott kann seinen eigenen Kater haben! Aber Smucky war mein Kater! « Ich halte eine solche Wut für die gesündeste erste Reaktion auf einen Trauerfall, die ein denkendes, fühlendes menschliches Wesen zeigen kann, und ich habe meine Tochter immer für dieses trotzige Weinen geliebt: Gott kann seinen eigenen Kater haben! Recht so, meine Süße, recht so.
Unser jüngster Sohn war damals noch keine zwei Jahre alt und lernte gerade erst zu laufen, aber er übte schon tüchtig das Rennen. Nur ein paar Tage nach Smuckys Ableben spielten wir im Nachbarhof mit einem Drachen, als unser kleines Kind es sich plötzlich in den Kopf setzte, auf diese Straße zuzurennen. Ich lief ihm nach, und der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht in diesem Augenblick einen dieser Cianbro-Laster (Orinco im Roman) hören konnte. Ob ich ihn fing und zu Boden riss oder er von selbst stolperte, weiß ich nicht mehr genau. Wenn man wirklich Angst hat, setzt die Erinnerung oft aus.
Was ich sicher weiß, ist, dass er heute ein gesunder und munterer junger Mann ist. Aber ein Teil meines Verstandes ist dem grauenvollen Was wäre, wenn nie entkommen. Angenommen, ich hätte ihn nicht gefangen? Oder angenommen, er wäre mitten auf der Straße hingefallen und nicht am Rand?
Ihnen ist vermutlich klar, warum ich dieses Buch, das durch jene Unfälle entstanden ist, als so bedrückend empfunden habe. Ich habe die Ereignisse genommen und dieses schreckliche Was wäre, wenn hinzugefügt. Anders gesagt: Ich habe etwas Undenkbares nicht nur gedacht, sondern aufgeschrieben.
Es gab kein Schreibzimmer in unserem Haus in Orrington, aber es gab einen leeren Raum in Julios Laden, und dort schrieb ich Der Friedhof der Kuscheltiere. Ich schrieb täglich, genoss meine Arbeit und wusste, dass ich eine »heiße« Geschichte erzählte, die meine Aufmerksamkeit erregte und auch die meiner Leser erregen würde. Aber wenn man täglich an etwas arbeitet, sieht man nicht den Wald, sondern man zählt nur die Bäume. Als ich fertig war, ließ ich das Buch sechs Wochen lang in Ruhe - meine normale Arbeitsmethode - und las es dann erneut. Ich empfand das Ergebnis als so erschreckend und schaurig, dass ich es in die Schublade legte und davon ausging, dass es niemals veröffentlicht werden würde. Jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten.
Dass es veröffentlicht wurde, war eine Folge der Umstände. Ich hatte mein Vertragsverhältnis mit Doubleday beendet, dem Verlag meiner früheren Erzählungen, aber ich schuldete Doubleday noch einen letzten Roman, um alle Verträge zu erfüllen. Ich hatte nur einen Roman zur Hand, der noch nicht vergeben war, und das war Der Friedhof der Kuscheltiere. Ich sprach mit meiner Frau darüber, die meine beste Beraterin ist, wenn ich mir über mein weiteres Vorgehen nicht sicher bin, und sie sagte mir, dass ich das Buch einfach veröffentlichen sollte. Sie fand es gut. Grauenvoll, aber zu gut, um nicht gelesen zu werden.
Mein früherer Lektor bei Doubleday, Bill Thompson, war nicht mehr im Verlag (er war inzwischen bei Everest House; Bill hat dort Danse Macabre vorgeschlagen, lektoriert und veröffentlicht), also schickte ich das Buch an Sam Vaughn, einer der bedeutendsten Lektoren jener Zeit. Sam traf die letzte Entscheidung - er wollte den Roman machen. Er lektorierte ihn selbst, wobei er vor allem auf den Schluss achtete, und seine Arbeit machte aus einem guten Buch ein noch besseres. Für seine geistreichen Anmerkungen in Blau bin ich ihm bis heute dankbar, und ich habe es nie bereut, das Buch veröffentlicht zu haben, obwohl es in vielerlei Hinsicht immer noch schmerzhaft und problematisch für mich ist.
Besonders unwohl ist mir bei der einprägsamsten Zeile des Buches, die Louis Creeds älterer Nachbar Jud äußert: »Dass der Tod manchmal besser ist.« Ich hoffe aus vollem Herzen, dass das nicht stimmt, aber innerhalb des albtraumhaften Zusammenhangs von Der Friedhof der Kuscheltiere scheint es zu stimmen. Und vielleicht ist es in Ordnung so. Vielleicht ist »dass der Tod manchmal besser ist« die letzte Lehre, die wir aus der Trauer ziehen müssen. Die Erkenntnis, die wir daraus ziehen, wenn uns das Auf- und Abspringen auf den Plastikbläschen und der Aufschrei, dass Gott seinen eigenen Kater (oder seinen eigenen Sohn) haben könne und unseren in Ruhe lassen solle, endlich ermüden. Diese Lehre legt nahe, dass wir Menschen in unserem Leben Frieden nur finden können, wenn wir den Willen des Universums hinnehmen. Das klingt möglicherweise wie abgedroschener esoterischer Hippie-Mist, aber die Alternative sieht für mich aus wie eine Finsternis, die zu schrecklich ist, als dass sterbliche Geschöpfe wie wir sie ertragen können.
20. September 2000
Teil eins
Der Haustier-Fritof
1
Louis Creed, der als Dreijähriger seinen Vater verloren und seinen Großvater nie gekannt hatte, wäre niemals auf den Gedanken gekommen, in seinen mittleren Jahren einen Vater zu finden; aber genau das geschah - auch wenn er diesen Mann seinen Freund nannte, was ein Erwachsener im Allgemeinen tun muss, wenn er den Mann, der eigentlich sein Vater sein sollte, relativ spät im Leben findet. Er begegnete diesem Mann an dem Abend, an dem er, seine Frau und seine beiden Kinder in das große holzverschalte weiße Haus in Ludlow einzogen. Mit ihnen zog Winston Churchill ein. Church war der Kater seiner Tochter Eileen.
Die Personalkommission an der Universität hatte sich Zeit gelassen, die Suche nach einem Haus in nicht allzu großer Entfernung von der Universität war eine Plage gewesen, und als sie sich endlich dem Ort näherten, an dem er das Haus vermutete - alle Landmarken stimmten, wie die Himmelszeichen in der Nacht, bevor Caesar ermordet wurde, dachte Louis morbide -, waren sie alle müde, nervös und gereizt. Gage zahnte und gab kaum einen Augenblick Ruhe. Er wollte nicht schlafen, so viel Rachel ihm auch vorsingen mochte. Sie gab ihm die Brust, außerhalb seiner gewohnten Essenszeiten. Gage kannte seine Essenszeiten ebenso gut wie sie - vielleicht sogar besser - und biss sie prompt mit seinen neuen Zähnchen. Rachel, die immer noch nicht recht wusste, was sie von diesem Umzug von Chicago, wo sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte, nach Maine halten sollte, brach in Tränen aus. Eileen folgte ihrem Beispiel unverzüglich. Im hinteren Teil des Kombis wanderte Church immer noch so rastlos hin und her wie die ganzen drei Tage auf der Fahrt von Chicago bis hierher. Sein Geheul aus dem Katzenkorb war schon schlimm gewesen, aber sein rastloses Hin und Her, nachdem sie endlich kapituliert und ihn im Wagen freigelassen hatten, war fast genau so nervtötend.
Louis war selbst ein bisschen nach Weinen zumute. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der verrückt, aber nicht ohne Reiz war. Er würde vorschlagen, dass sie nach Bangor zurückkehrten, um etwas zu essen und auf den Möbelwagen zu warten; und wenn die drei, die sich von seinem Geschick abhängig gemacht hatten, ausgestiegen waren, würde er Gas geben und davonfahren, ohne einen Blick zurückzuwerfen, den Fuß auf der Matte, während der mächtige Vierfachvergaser teures Benzin in sich hineinfraß. Er würde nach Süden fahren, bis nach Orlando, Florida, wo er unter neuem Namen in Disney World einen Job als Arzt erhalten würde. Und noch bevor er die Schnellstraße, die gute alte Route 95 in Richtung Süden, erreichte, würde er am Straßenrand halten und das verdammte Katzenvieh gleichfalls hinaussetzen.
Dann bogen sie um die letzte Kurve, und da stand das Haus, das bisher nur er gesehen hatte. Er war herübergeflogen und hatte sich die sieben Häuser angesehen, die sie anhand von Fotos in die engere Wahl gezogen hatten, nachdem ihm der Posten an der University of Maine sicher war; und dies war das Haus, für das er sich entschieden hatte: Ein großes Gebäude im Neuengland-Kolonialstil (aber neu verkleidet und wärmegedämmt; die Heizkosten waren zwar grausam, aber der Verbrauch hielt sich doch im Rahmen des Üblichen), drei große Zimmer unten, vier weitere oben, ein langer Schuppen, in den man später vielleicht weitere Zimmer einbauen konnte - und alles umgeben von einer ausgedehnten Rasenfläche, die selbst in dieser Augusthitze noch üppig grün war.
Hinter dem Haus lag ein großes Feld, auf dem die Kinder spielen konnten, und hinter dem Feld erstreckten sich Wälder, die verdammt weit, fast bis in die Ewigkeit reichten. Das Grundstück grenze an Staatsbesitz, hatte der Makler erklärt; in absehbarer Zukunft sei nicht mit irgendwelchen Bauvorhaben zu rechnen. Die überlebenden Indianer vom Stamm der Micmac hatten auf fast achttausend Morgen Land in Ludlow und den östlich von Ludlow gelegenen Städten Anspruch erhoben, und der komplizierte Rechtsstreit, an dem sowohl die Bundes- als auch die Staatsregierung beteiligt war, mochte sich durchaus bis ins nächste Jahrhundert hinziehen.
Rachel hörte plötzlich auf zu weinen. Sie richtete sich auf. »Ist das ...?«
»Das ist es«, sagte Louis. Er war besorgt - nein, er hatte Angst. Eigentlich war er sogar in Panik. Für das hier hatte er zwölf Jahre ihres Lebens mit einer Hypothek belastet; es wäre nicht abbezahlt, bevor Eileen siebzehn war.
Er schluckte.
»Was hältst du davon? «
»Ich finde es wunderschön«, sagte Rachel, und ihm fiel ein Zentnergewicht von der Brust - und von der Seele. Es war ihr ernst damit - das sah er an der Art, wie sie es betrachtete, als sie in die asphaltierte Auffahrt einbogen, die um den Schuppen im Hintergrund herumführte, wie
ihre Augen über die kahlen Fenster glitten und sie in Gedanken schon mit Gardinen beschäftigt war, mit Wachspapier für die Schränke und mit Gott weiß was sonst.
»Daddy?«, sagte Ellie vom Rücksitz. Sie hatte ebenfalls aufgehört zu weinen. Sogar Gage hatte aufgehört zu zappeln. Louis genoss die Stille.
»Ja, Liebling?«
Auch ihre Augen, im Rückspiegel braun unter dem dunkelblonden Haar, glitten über das Haus, den Rasen, über das Dach eines anderen Hauses ein Stück entfernt zur Linken und das große Feld, das bis an die Wälder heranreichte.
»Ist das unser Zuhause? «
»Das soll es werden, Süße«, sagte er.
»Hurra!«, schrie sie, dass ihm fast das Trommelfell platzte. Und Louis, dem Ellie gelegentlich gewaltig auf die Nerven ging, stellte fest, dass es ihm völlig gleichgültig war, ob er Disney World in Orlando jemals sehen würde.
Er hielt vor dem Schuppen und stellte den Motor ab.
Der Motor gab leise Geräusche von sich. In der Stille, die nach Chicago und dem Verkehrsgewimmel in der State Street und der Loop riesig schien, sang ein Vogel lieblich in den Spätnachmittag hinein.
»Zu Hause«, sagte Rachel leise, den Blick immer noch auf das Haus gerichtet.
»Hause«, sagte Gage auf ihrem Schoß zufrieden. Louis und Rachel sahen einander an. Im Rückspiegel weiteten sich Ellies Augen.
»Hast du ...«
»Hat er ... «
»War das ... «
Sie redeten alle gleichzeitig, dann lachten sie alle gleichzeitig. Gage kümmerte sich nicht darum. Er lutschte einfach weiter am Daumen. Er sagte jetzt seit fast einem Monat »Ma« und hatte ein- oder zweimal etwas in Angriff genommen, das vielleicht »Pa« heißen mochte, vielleicht aber auch nur in Louis' Wunschdenken existierte.
Aber dies war, entweder zufällig oder nachgeplappert, ein richtiges Wort gewesen. Hause.
Louis hob Gage vom Schoß seiner Frau und drückte ihn an sich.
So kamen sie nach Ludlow.
...
Übersetzung: Christel Wiemken
Copyright © 2011 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Wenn ich (was mir häufig geschieht) gefragt werde, welches meiner Bücher ich für das furchtbarste halte, antworte ich ohne Nachdenken oder Zögern: Der Friedhof der Kuscheltiere. Es ist womöglich nicht das Buch, das den Lesern am meisten Angst einjagt (nach der Post zu urteilen, die ich bekomme, wäre das Shining, aber der Angstknochen sitzt bei verschiedenen Menschen an unterschiedlichen Stellen, ebenso wie der Musikknochen). Jedenfalls weiß ich, dass Der Friedhof der Kuscheltiere das eine Manuskript war, das ich in der Schublade abgelegt habe, weil ich der Ansicht war, nun endlich zu weit gegangen zu sein. Das Ergebnis legt nahe, dass ich nicht zu weit gegangen bin, zumindest nicht weiter, als die Öffentlichkeit akzeptiert hätte. Aber für mich persönlich war ich zu weit gegangen. Um es deutlich zu sagen: Ich war entsetzt von dem, was ich geschrieben und den Schlussfolgerungen, die ich gezogen hatte. Ich habe bereits an anderer Stelle erzählt, wie es zu diesem Buch kam, aber ich kann das wohl ein weiteres Mal erzählen: ein letztes Mal.
Ende der Siebziger bekam ich eine Einladung, ein Jahr als Stadtschreiber an meiner Alma Mater, der University of Maine, zu verbringen und gleichzeitig einen Kurs in fantastischer Literatur zu erteilen (meine Vorlesungsnotizen für diesen Kurs sind der Kern von Danse Macabre, das ein oder zwei Jahre danach erschienen ist). Meine Frau und ich mieteten ein Haus in Orrington, ungefähr zwölf Meilen von der Universität entfernt. Es war ein wunderbares Haus in einer wunderbaren Kleinstadt in Maine. Das einzige Problem war die Straße, an der wir wohnten. Es war eine viel befahrene Straße, und der Verkehr bestand zu einem großen Teil aus schweren Tanklastwagen, die von einem in der Nähe gelegenen Chemiewerk kamen.
Julio DeSanctis, dem das Geschäft auf der anderen Straßenseite gegenüber von unserer Wohnung gehörte, riet mir sehr früh, dass meine Frau und ich auf unsere Kinder achtgeben sollten und auf Haustiere, die unsere Kinder vielleicht hätten. »Die Straße hat schon viele Tiere verbraucht«, sagte Julio, und dieser Ausdruck hat es bis in die Erzählung geschafft. Der Beweis dafür, wie viele Tiere die Straße verbraucht hatte, lag in den Wäldern jenseits unseres Mietshauses. Ein Weg führte durch das benachbarte Feld zu einem kleinen Tierfriedhof im Wald - nur dass das Schild auf dem Baum vor dieser bezaubernden kleinen, selbst gemachten Begräbnisstätte lautete: HAUSTIER-FRITOF. Dieser Ausdruck schaffte es nicht nur in die Erzählung, er gab ihr sogar den Namen [im Amerikanischen Pet Sematary, Anmerkung der Red.]. Hunde und Katzen lagen dort begraben, ein paar Vögel und sogar eine Ziege.
Unsere Tochter, die damals ungefähr acht Jahre alt war, hatte eine Katze namens Smucky. Kurz nachdem wir in das Haus in Orrington eingezogen waren, fand ich Smucky tot auf dem Rasen eines Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Tier, das die Route 5 zuletzt verbraucht hatte, war offensichtlich das geliebte Haustier meiner Tochter. Wir begruben Smucky im Haustier-Fritof. Meine Tochter hatte eine Grabinschrift vorbereitet: SMUCKY: ER WAR GEHORSAM. (Smucky
war selbstverständlich kein bisschen gehorsam; er war schließlich eine Katze.)
Alles schien in Ordnung zu sein, bis ich in derselben Nacht ein dumpfes Geräusch hörte, dazu Weinen und ein ploppendes Geräusch wie von kleinen Böllern. Ich ging der Sache nach und fand meine Tochter, wütend und schön in ihrem Kummer. Sie hatte mehrere Lagen des Verpackungsmaterials mit Plastikbläschen gefunden, in dem man manchmal zerbrechliche Sachen versendet. Sie sprang darauf auf und ab, zertrat die Plastikbläschen und schrie: »Er war mein Kater! Gott kann seinen eigenen Kater haben! Aber Smucky war mein Kater! « Ich halte eine solche Wut für die gesündeste erste Reaktion auf einen Trauerfall, die ein denkendes, fühlendes menschliches Wesen zeigen kann, und ich habe meine Tochter immer für dieses trotzige Weinen geliebt: Gott kann seinen eigenen Kater haben! Recht so, meine Süße, recht so.
Unser jüngster Sohn war damals noch keine zwei Jahre alt und lernte gerade erst zu laufen, aber er übte schon tüchtig das Rennen. Nur ein paar Tage nach Smuckys Ableben spielten wir im Nachbarhof mit einem Drachen, als unser kleines Kind es sich plötzlich in den Kopf setzte, auf diese Straße zuzurennen. Ich lief ihm nach, und der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht in diesem Augenblick einen dieser Cianbro-Laster (Orinco im Roman) hören konnte. Ob ich ihn fing und zu Boden riss oder er von selbst stolperte, weiß ich nicht mehr genau. Wenn man wirklich Angst hat, setzt die Erinnerung oft aus.
Was ich sicher weiß, ist, dass er heute ein gesunder und munterer junger Mann ist. Aber ein Teil meines Verstandes ist dem grauenvollen Was wäre, wenn nie entkommen. Angenommen, ich hätte ihn nicht gefangen? Oder angenommen, er wäre mitten auf der Straße hingefallen und nicht am Rand?
Ihnen ist vermutlich klar, warum ich dieses Buch, das durch jene Unfälle entstanden ist, als so bedrückend empfunden habe. Ich habe die Ereignisse genommen und dieses schreckliche Was wäre, wenn hinzugefügt. Anders gesagt: Ich habe etwas Undenkbares nicht nur gedacht, sondern aufgeschrieben.
Es gab kein Schreibzimmer in unserem Haus in Orrington, aber es gab einen leeren Raum in Julios Laden, und dort schrieb ich Der Friedhof der Kuscheltiere. Ich schrieb täglich, genoss meine Arbeit und wusste, dass ich eine »heiße« Geschichte erzählte, die meine Aufmerksamkeit erregte und auch die meiner Leser erregen würde. Aber wenn man täglich an etwas arbeitet, sieht man nicht den Wald, sondern man zählt nur die Bäume. Als ich fertig war, ließ ich das Buch sechs Wochen lang in Ruhe - meine normale Arbeitsmethode - und las es dann erneut. Ich empfand das Ergebnis als so erschreckend und schaurig, dass ich es in die Schublade legte und davon ausging, dass es niemals veröffentlicht werden würde. Jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten.
Dass es veröffentlicht wurde, war eine Folge der Umstände. Ich hatte mein Vertragsverhältnis mit Doubleday beendet, dem Verlag meiner früheren Erzählungen, aber ich schuldete Doubleday noch einen letzten Roman, um alle Verträge zu erfüllen. Ich hatte nur einen Roman zur Hand, der noch nicht vergeben war, und das war Der Friedhof der Kuscheltiere. Ich sprach mit meiner Frau darüber, die meine beste Beraterin ist, wenn ich mir über mein weiteres Vorgehen nicht sicher bin, und sie sagte mir, dass ich das Buch einfach veröffentlichen sollte. Sie fand es gut. Grauenvoll, aber zu gut, um nicht gelesen zu werden.
Mein früherer Lektor bei Doubleday, Bill Thompson, war nicht mehr im Verlag (er war inzwischen bei Everest House; Bill hat dort Danse Macabre vorgeschlagen, lektoriert und veröffentlicht), also schickte ich das Buch an Sam Vaughn, einer der bedeutendsten Lektoren jener Zeit. Sam traf die letzte Entscheidung - er wollte den Roman machen. Er lektorierte ihn selbst, wobei er vor allem auf den Schluss achtete, und seine Arbeit machte aus einem guten Buch ein noch besseres. Für seine geistreichen Anmerkungen in Blau bin ich ihm bis heute dankbar, und ich habe es nie bereut, das Buch veröffentlicht zu haben, obwohl es in vielerlei Hinsicht immer noch schmerzhaft und problematisch für mich ist.
Besonders unwohl ist mir bei der einprägsamsten Zeile des Buches, die Louis Creeds älterer Nachbar Jud äußert: »Dass der Tod manchmal besser ist.« Ich hoffe aus vollem Herzen, dass das nicht stimmt, aber innerhalb des albtraumhaften Zusammenhangs von Der Friedhof der Kuscheltiere scheint es zu stimmen. Und vielleicht ist es in Ordnung so. Vielleicht ist »dass der Tod manchmal besser ist« die letzte Lehre, die wir aus der Trauer ziehen müssen. Die Erkenntnis, die wir daraus ziehen, wenn uns das Auf- und Abspringen auf den Plastikbläschen und der Aufschrei, dass Gott seinen eigenen Kater (oder seinen eigenen Sohn) haben könne und unseren in Ruhe lassen solle, endlich ermüden. Diese Lehre legt nahe, dass wir Menschen in unserem Leben Frieden nur finden können, wenn wir den Willen des Universums hinnehmen. Das klingt möglicherweise wie abgedroschener esoterischer Hippie-Mist, aber die Alternative sieht für mich aus wie eine Finsternis, die zu schrecklich ist, als dass sterbliche Geschöpfe wie wir sie ertragen können.
20. September 2000
Teil eins
Der Haustier-Fritof
1
Louis Creed, der als Dreijähriger seinen Vater verloren und seinen Großvater nie gekannt hatte, wäre niemals auf den Gedanken gekommen, in seinen mittleren Jahren einen Vater zu finden; aber genau das geschah - auch wenn er diesen Mann seinen Freund nannte, was ein Erwachsener im Allgemeinen tun muss, wenn er den Mann, der eigentlich sein Vater sein sollte, relativ spät im Leben findet. Er begegnete diesem Mann an dem Abend, an dem er, seine Frau und seine beiden Kinder in das große holzverschalte weiße Haus in Ludlow einzogen. Mit ihnen zog Winston Churchill ein. Church war der Kater seiner Tochter Eileen.
Die Personalkommission an der Universität hatte sich Zeit gelassen, die Suche nach einem Haus in nicht allzu großer Entfernung von der Universität war eine Plage gewesen, und als sie sich endlich dem Ort näherten, an dem er das Haus vermutete - alle Landmarken stimmten, wie die Himmelszeichen in der Nacht, bevor Caesar ermordet wurde, dachte Louis morbide -, waren sie alle müde, nervös und gereizt. Gage zahnte und gab kaum einen Augenblick Ruhe. Er wollte nicht schlafen, so viel Rachel ihm auch vorsingen mochte. Sie gab ihm die Brust, außerhalb seiner gewohnten Essenszeiten. Gage kannte seine Essenszeiten ebenso gut wie sie - vielleicht sogar besser - und biss sie prompt mit seinen neuen Zähnchen. Rachel, die immer noch nicht recht wusste, was sie von diesem Umzug von Chicago, wo sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte, nach Maine halten sollte, brach in Tränen aus. Eileen folgte ihrem Beispiel unverzüglich. Im hinteren Teil des Kombis wanderte Church immer noch so rastlos hin und her wie die ganzen drei Tage auf der Fahrt von Chicago bis hierher. Sein Geheul aus dem Katzenkorb war schon schlimm gewesen, aber sein rastloses Hin und Her, nachdem sie endlich kapituliert und ihn im Wagen freigelassen hatten, war fast genau so nervtötend.
Louis war selbst ein bisschen nach Weinen zumute. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der verrückt, aber nicht ohne Reiz war. Er würde vorschlagen, dass sie nach Bangor zurückkehrten, um etwas zu essen und auf den Möbelwagen zu warten; und wenn die drei, die sich von seinem Geschick abhängig gemacht hatten, ausgestiegen waren, würde er Gas geben und davonfahren, ohne einen Blick zurückzuwerfen, den Fuß auf der Matte, während der mächtige Vierfachvergaser teures Benzin in sich hineinfraß. Er würde nach Süden fahren, bis nach Orlando, Florida, wo er unter neuem Namen in Disney World einen Job als Arzt erhalten würde. Und noch bevor er die Schnellstraße, die gute alte Route 95 in Richtung Süden, erreichte, würde er am Straßenrand halten und das verdammte Katzenvieh gleichfalls hinaussetzen.
Dann bogen sie um die letzte Kurve, und da stand das Haus, das bisher nur er gesehen hatte. Er war herübergeflogen und hatte sich die sieben Häuser angesehen, die sie anhand von Fotos in die engere Wahl gezogen hatten, nachdem ihm der Posten an der University of Maine sicher war; und dies war das Haus, für das er sich entschieden hatte: Ein großes Gebäude im Neuengland-Kolonialstil (aber neu verkleidet und wärmegedämmt; die Heizkosten waren zwar grausam, aber der Verbrauch hielt sich doch im Rahmen des Üblichen), drei große Zimmer unten, vier weitere oben, ein langer Schuppen, in den man später vielleicht weitere Zimmer einbauen konnte - und alles umgeben von einer ausgedehnten Rasenfläche, die selbst in dieser Augusthitze noch üppig grün war.
Hinter dem Haus lag ein großes Feld, auf dem die Kinder spielen konnten, und hinter dem Feld erstreckten sich Wälder, die verdammt weit, fast bis in die Ewigkeit reichten. Das Grundstück grenze an Staatsbesitz, hatte der Makler erklärt; in absehbarer Zukunft sei nicht mit irgendwelchen Bauvorhaben zu rechnen. Die überlebenden Indianer vom Stamm der Micmac hatten auf fast achttausend Morgen Land in Ludlow und den östlich von Ludlow gelegenen Städten Anspruch erhoben, und der komplizierte Rechtsstreit, an dem sowohl die Bundes- als auch die Staatsregierung beteiligt war, mochte sich durchaus bis ins nächste Jahrhundert hinziehen.
Rachel hörte plötzlich auf zu weinen. Sie richtete sich auf. »Ist das ...?«
»Das ist es«, sagte Louis. Er war besorgt - nein, er hatte Angst. Eigentlich war er sogar in Panik. Für das hier hatte er zwölf Jahre ihres Lebens mit einer Hypothek belastet; es wäre nicht abbezahlt, bevor Eileen siebzehn war.
Er schluckte.
»Was hältst du davon? «
»Ich finde es wunderschön«, sagte Rachel, und ihm fiel ein Zentnergewicht von der Brust - und von der Seele. Es war ihr ernst damit - das sah er an der Art, wie sie es betrachtete, als sie in die asphaltierte Auffahrt einbogen, die um den Schuppen im Hintergrund herumführte, wie
ihre Augen über die kahlen Fenster glitten und sie in Gedanken schon mit Gardinen beschäftigt war, mit Wachspapier für die Schränke und mit Gott weiß was sonst.
»Daddy?«, sagte Ellie vom Rücksitz. Sie hatte ebenfalls aufgehört zu weinen. Sogar Gage hatte aufgehört zu zappeln. Louis genoss die Stille.
»Ja, Liebling?«
Auch ihre Augen, im Rückspiegel braun unter dem dunkelblonden Haar, glitten über das Haus, den Rasen, über das Dach eines anderen Hauses ein Stück entfernt zur Linken und das große Feld, das bis an die Wälder heranreichte.
»Ist das unser Zuhause? «
»Das soll es werden, Süße«, sagte er.
»Hurra!«, schrie sie, dass ihm fast das Trommelfell platzte. Und Louis, dem Ellie gelegentlich gewaltig auf die Nerven ging, stellte fest, dass es ihm völlig gleichgültig war, ob er Disney World in Orlando jemals sehen würde.
Er hielt vor dem Schuppen und stellte den Motor ab.
Der Motor gab leise Geräusche von sich. In der Stille, die nach Chicago und dem Verkehrsgewimmel in der State Street und der Loop riesig schien, sang ein Vogel lieblich in den Spätnachmittag hinein.
»Zu Hause«, sagte Rachel leise, den Blick immer noch auf das Haus gerichtet.
»Hause«, sagte Gage auf ihrem Schoß zufrieden. Louis und Rachel sahen einander an. Im Rückspiegel weiteten sich Ellies Augen.
»Hast du ...«
»Hat er ... «
»War das ... «
Sie redeten alle gleichzeitig, dann lachten sie alle gleichzeitig. Gage kümmerte sich nicht darum. Er lutschte einfach weiter am Daumen. Er sagte jetzt seit fast einem Monat »Ma« und hatte ein- oder zweimal etwas in Angriff genommen, das vielleicht »Pa« heißen mochte, vielleicht aber auch nur in Louis' Wunschdenken existierte.
Aber dies war, entweder zufällig oder nachgeplappert, ein richtiges Wort gewesen. Hause.
Louis hob Gage vom Schoß seiner Frau und drückte ihn an sich.
So kamen sie nach Ludlow.
...
Übersetzung: Christel Wiemken
Copyright © 2011 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Stephen King
Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stephen King
- 2011, Überarb. Neuausg., 606 Seiten, Masse: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christel Wiemken
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453435796
- ISBN-13: 9783453435797
- Erscheinungsdatum: 04.02.2011
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