Europas Einigung
Eine unvollendete Geschichte
Mit dem Brexit ist ein turbulentes Jahrzehnt in der Geschichte der europäischen Integration zu Ende gegangen. Griechenland-Krise, Flüchtlingskrise und der Aufstieg des Populismus haben die Europäische Union grundlegend verändert. In dieser aktualisierten...
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Produktinformationen zu „Europas Einigung “
Klappentext zu „Europas Einigung “
Mit dem Brexit ist ein turbulentes Jahrzehnt in der Geschichte der europäischen Integration zu Ende gegangen. Griechenland-Krise, Flüchtlingskrise und der Aufstieg des Populismus haben die Europäische Union grundlegend verändert. In dieser aktualisierten und erweiterten Neuausgabe seines Standardwerks ordnet Wilfried Loth, einer der besten Kenner der Geschichte der europäischen Integration, die dramatischen Ereignisse der vergangenen Jahre erstmals ein. Er zeichnet die Entwicklung der Europäischen Union bis zur unmittelbaren Gegenwart der Corona-Krise nach und ermöglicht den Leserinnen und Lesern ein historisch begründetes Urteil über die Zukunft der EU. .
Lese-Probe zu „Europas Einigung “
Prolog: Churchills Kongress Den Haag, 7. Mai 1948: An diesem Tag trafen sich 722 repräsentative Persönlichkeiten aus 28 europäischen Ländern am niederländischen Regierungssitz, um über Wege zu einer Einigung Europas zu diskutieren. Sechs ehemalige Premierminister europäischer Länder nahmen an der Veranstaltung teil, ebenso wie 14 aktive und 45 ehemalige Minister sowie westdeutsche Ministerpräsidenten, führende Abgeordnete, Wirtschaftsführer, Gewerkschafter, Kirchenführer, zahlreiche Professoren sowie einige Intellektuelle und Künstler. Winston Churchill, der britische Premier der Kriegsjahre und nunmehrige Oppositionsführer im Londoner Unterhaus, hielt die Eröffnungsansprache; etwa 40.000 Menschen kamen zu einer öffentlichen Kundgebung am dritten Verhandlungstag. Dieser Kongress, der bis zum 10. Mai dauerte, war ein Lichtblick in der Ruinenlandschaft, die der Zweite Weltkrieg in Europa hinterlassen hatte. Er führte zur Konstituierung der Europäischen Bewegung und mittelbar auch zur Gründung des Europarates. Vier Antriebskräfte Der Haager Kongress stand damit am Anfang von Verhandlungen über die Schaffung europäischer Institutionen, die - anders als die Verhandlungen über »eine Art föderativer Verbindung« zwischen den europäischen Völkern, die der französische Aussenminister Aristide Briand im September 1929 der Vollversammlung des Völkerbunds vorgeschlagen hatte - erfolgreich waren und jene Gemeinschaft ins Leben riefen, die heute als »Europäische Union« das Leben der Europäer in starkem Masse beeinflusst. In ihm verdichteten sich Bewegungen, die auf die Überwindung der Funktionsdefizite der Nationalstaaten und des nationalstaatlichen Ordnungssystems in Europa zielten und die zum Teil schon in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entstanden waren. Sie wurden von vier ganz unterschiedlichen Motiven angetrieben, zwischen denen freilich ein enger Zusammenhang bestand. Zunächst war dies das Problem der zwischenstaatlichen Anarchie, Auslöser aller »klassischen«
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Friedenssicherungspläne von Dante bis Kant: Als die Entwicklung der modernen Kriegstechnik Millionen von Menschen zu Kriegsopfern werden liess und die wirtschaftlichen Schäden im Zeitalter der Kabinettskriege ungeahnte Ausmasse annahmen, wurde dieses Problem immer drängender. Die Erfahrung des verheerenden Ersten Weltkriegs führte darum zu einer Fülle europäischer Friedensinitiativen, von denen der »Paneuropa«-Feldzug des Grafen Richard Coudenhove-Kalergi und Briands Europaplan nur die spektakulärsten waren. Als die Friedensordnung von Versailles ab 1938 schrittweise zerbrach, erhielt diese Bewegung einen weiteren Schub. »Man kann es vor aller Welt mit tiefster und unbeugsamster Überzeugung aussprechen«, schrieb etwa im Frühjahr 1941 der französische Sozialistenführer Léon Blum, Ministerpräsident der Volksfront-Regierungen von 1936 bis 1938: »Aus diesem Krieg müssen endlich durch und durch starke internationale Einrichtungen und eine durch und durch wirksame internationale Macht hervorgehen, sonst wird er nicht der letzte gewesen sein.« Ein besonderer Aspekt des Problems der Friedenssicherung war die deutsche Frage: Wie sollte man sich Deutschland, das seit 1871 die stärkste Nation in der Mitte des europäischen Kontinents war, entfalten lassen, ohne gleichzeitig unter eine Hegemonie der Deutschen zu geraten? Oder umgekehrt: Wie liessen sich die Deutschen kontrollieren, ohne durch einseitige Diskriminierung neuen Revanchismus hervorzurufen? »Um den Widerspruch zu lösen«, so wiederum Blum stellvertretend für viele Autoren des Widerstands gegen die deutsche Besatzung und das nationalsozialistische Regime, und »um die Unschädlichkeit Deutschlands in einem friedlichen und gesicherten Statut zu erreichen, gibt es einen einzigen Weg: die Eingliederung der deutschen Nation in eine internationale Gemeinschaft.« Dies bedeutete also etwa nicht nur eine Kontrolle des Ruhrgebiets, sondern eine gemeinsame Lenkung der gesamten europäischen Schwerindustrie - und ebenso nicht nur eine Beschränkun
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Inhaltsverzeichnis zu „Europas Einigung “
Inhalt Prolog: Churchills Kongress9 Vier Antriebskräfte9 Das Ringen um den Kongress16 Verhandlungen und Beschlüsse20 Ein Meilenstein24 1.Gründerjahre 1948-195726 Das Ringen um den Europarat26 Die Entstehung der Montanunion34 Das Drama um die EVG41 Die schwierige »Relance«56 Die Verhandlungen über Euratom und EWG64 2.Aufbaujahre 1958-196375 Die Europäische Kommission75 Das Ringen um die Freihandelszone83 Die Errichtung des Gemeinsamen Marktes90 Fouchet-Pläne und britisches Beitrittsgesuch100 Beitrittsverhandlungen und Deutsch-Französischer Vertrag106 Der Erfolg der Wirtschaftsgemeinschaft114 3.Krisen der Sechser-Gemeinschaft 1963-1969120 Erhards »Relance«120 Hallsteins Offensive128 Die Krise des »leeren Stuhls«134 Die Zeit der Arrangements142 Die Rückkehr der britischen Frage150 Frankreich auf dem Weg zur Wende156 4.Erweiterung und neue Perspektiven 1969-1975163 Wendepunkt Haager Gipfel163 Die Vollendung des Gemeinsamen Marktes169 Die erste Erweiterung175 Das Projekt der Währungsunion186 Die Politische Zusammenarbeit194 Krise und Neustart202 5.Jahre der Konsolidierung 1976-1984211 Der Weg zur Direktwahl211 Das Europäische Währungssystem218 Die Süderweiterung230 Die Verteidigung der Détente239 Thatcher, Genscher und Colombo248 6.Jahre des Ausbaus 1984-1992259 Die Einheitliche Europäische Akte259 Das Binnenmarkt-Projekt269 Das Projekt der Wirtschafts- und Währungsunion277 Europäische Sicherheit und deutsche Einheit287 Der Weg nach Maastricht297 7.Von Maastricht nach Nizza 1992-2001310 Die Umsetzung der Währungsunion310 Die Norderweiterung323 Der Weg nach Amsterdam329 Sicherheits- und Ostpolitik342 Der Nizza-Komplex353 8.Verfassungsstreit und »Euro-Krise« 2001-2012358 Die Osterweiterung358 Der Verfassungsvertrag370 Von Prodi zu Barroso378 Die Verfassungskrise388 Die »Euro-Krise«400 9.Der Ansturm der Populisten 2012-2020415 Juncker-Kommission und Griechenland-Krise416 Ukraine-Krise und Flüchtlingskrise425 Brexit-Referendum und »illiberale Demokratie«436 »Pulse of Europe«
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und »La République en marche«443 May, von der Leyen, Johnson453 Schlussbetrachtung: Die Zukunft der Union464 Nachwort zur 1. Auflage473 Nachwort zur 2. Auflage476 Anmerkungen477 Das Europäische Parlament 1979-2019523 Die Präsidenten der Hohen Behörde und der Kommissionen525 Abkürzungen527 Quellen und Literatur529 Personenregister 559 Sachregister566
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Autoren-Porträt von Wilfried Loth
Wilfried Loth ist emeritierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Duisburg-Essen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Wilfried Loth
- 2020, 2. Aufl., 572 Seiten, Masse: 16,1 x 23,3 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593513021
- ISBN-13: 9783593513027
- Erscheinungsdatum: 22.06.2020
Pressezitat
»Loth legt mit diesen Erweiterungen einen sehr konzisen Überblick der zurückliegenden Jahre vor. Die Ergänzung der seit 2014 publizierten Fachliteratur rundet diese sehr nützliche Gesamtdarstellung ab, die auch in der erweiterten Auflage ein unverzichtbarer Begleiter der Geschichte der europäischen Integration bleibt.« Bastian Matteo Scianna, H-Soz-Kult, 04.12.2020 »Wer sich fortan mit der 'unvollendeten Geschichte' der Einigung Europas beschäftigen möchte, kommt an diesem Opus magnum nicht vorbei« Ulrich Lappenküper »Ein aufklärerisches Werk. Pflichtlektüre für alle, die an der unvollendeten Geschichte Europas (ver-)zweifeln.« Rolf Steininger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2014 »Der Historiker Wilfried Loth erinnert in seinem Buch 'Europas Einigung' daran, dass 'Krisen eine ständige Begleiterscheinung der Entstehung und Entwicklung der Europäischen Union' waren. Europapolitik sei bis heute immer 'die Kunst des Möglichen'.« Handelsblatt Online, 23.04.2014 »Diese Darstellung ist jedem, Europaenthusiast oder -kritiker, nur als Pflichtlektüre anzuraten. Für eine sachliche Debatte über Europas politische Zukunft ist sie unabdingbar.« NZZ, 24.07.2014 »Wilfried Loth protokolliert akkurat und detailreich die Entstehungsgeschichte der EU.« Klaus Pokatzky, Deutschlandradio Kultur, 19.03.2014 »Warum die EU heute so funktioniert wie sie funktioniert, leitet der Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Duisburg-Essen akribisch aus ihrer Geschichte her.« Handelsblatt, 11.04.2014 »Seit Jahrzehnten ist auf einen Historiker Verlass, wenn es um grundsolide, kenntnisreiche, aus den Quellen und einem weitgespannten Fundus von Sekundärliteratur erarbeitete Beitrage zur Darstellung des Weges der europäischen Einigung geht. Mit der respektgebietenden Kombination von aufgeklärter Sachlichkeit und nie versiegender Empathie begleitet Wilfried Loth Weg und Werk der europäischen Einigungsgeschichte. [...] Wilfried Loths neues Buch gehört in jede anständige
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Bibliothek.« Ludger Kühnhardt, Politische Vierteljahresschrift, 01.05.2015 »Die Europäische Union ist kompliziert, die Interessenlage vielseitig, und die Entscheidungsprozesse sind selten transparent. Wer dennoch wissen will, warum das so ist und wie die Europäische Union funktioniert, der sollte das neue Buch des Historikers Wilfried Loth lesen.« Jörg Münchenberg, Deutschlandfunk, 10.03.2014
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