Errötende Mörder
Roman
»Brigitte Kronauer zeigt, was Literatur kann. Wenn es grosse Literatur ist.« Brigitte
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Produktinformationen zu „Errötende Mörder “
»Brigitte Kronauer zeigt, was Literatur kann. Wenn es grosse Literatur ist.« Brigitte
Klappentext zu „Errötende Mörder “
»Eine grossartige deutschsprachige Autorin ...« Denis Scheck in 'Druckfrisch'Ein langes Wochenende in der Schweiz, ausgefüllt mit Wandern und Lektüre - so lautet der Plan des 41-jährigen Hamburger Kleinunternehmers Jobst Böhme. Doch rasch wird aus der Lesereise eine Odyssee in die Innenwelten dreier Figuren, eine Slalomfahrt durch die Psyche seiner Zeitgenossen, und er sieht sich mit den blinden Flecken im eigenen Leben konfrontiert.
Lese-Probe zu „Errötende Mörder “
"Vor allem durfte er sich nichts anmerken lassen. Es war nicht schlimm, solange die anderen nichts witterten. "Bis auf Natalja alles Pappkameraden. Und du, Böhme, du auch, du erst recht."Er, Jobst Böhme, sah durch einen Spalt auf die Strasse, die von seinem Geschäft aus leicht bergab zum Marktplatz führte. Seine Mutter hatte ihn vor bald einundvierzig Jahren unehelich in grösster Verlegenheit zur Welt gebracht, als kleines Mädchen aber einstmals fröhlich in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs'Soldat auf Urlaub'mit einem Stock als Gewehr über der Schulter und'Heimkehr aus dem Krieg'mit demselben Stock als Krücke gespielt, alles ohne grössere Unglücke. Ihr Vater war, wie dessen Bruder, in der Nähe von Stalingrad vermutlich erfroren, vergilbte Todesangst, Todesfälle, von denen die Eltern der beiden Söhne nichts erfahren hatten, da sie zuvor in den Bombardierungen des Ruhrgebiets um gekommen waren, verbrannt, erstickt oder von Steinen erschlagen. Man besass darüber keine Information oder erinnerte sich nicht mehr.Dem Urenkel dieser beiden, Jobst, gehörte im gut- und teilweise grossbürgerlichen, etwas oberhalb des Stroms gelegenen Vorort einer norddeutschen Grossstadt, in dem es seit einiger Zeit Mode oder gar Zwang geworden war, zu den Hochzeiten Feuerwerke zu veranstalten ("Feuerwerke am Fliessband, es zischt und knallt das ganze Wochenende, sobald es dunkel wird. Die merken gar nicht, wie ordinär das ist", lachte Jobst im privaten Kreis und schickte das Wort"grosskotzig"etwas leiser hinterher), ein ?orierendes, nicht unelegantes Geschäft für Büroartikel und Anverwandtes. Da er durch Erbschaft Besitzer des Hauses war, musste er keine ruinösen Mieterhöhungen befürchten. Ihn konnten die sich täglich vermehrenden Galgen der Immobilien?rmen, inzwischen fast vor jedem zweiten Haus und Gebäude, nicht schrecken. Nur glaubte er seit einiger Zeit, im Grunde ein Karton zu sein. Junge Familien, von zu Geld gekommenen Eltern unterstützt oder durch den Beruf des Ernährers auf der Seite
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der schnell reich Gewordenen, führten sich mit hochglänzend gekachelten Terrassenanlagen und schematischen Säulenportalen auf, wie zu allem entschlossene, dem gemeinen Volk rechtmässig entrückte Kleinfürsten. Man konnte zusehen, wie der Gegend ziemlich unvorteilhaft der Kamm schwoll. Jobst hatte das überraschend Geerbte mit kaufmännischem Geschick, mit wirklich überdurchschnittlichem Geschäftssinn genutzt. Ob ein gefüllter oder ungefüllter Karton, schien ziemlich gleichgültig. Er war zäh, gelenkig, ohne Grössenwahn, ohne unmittelbare Konkurrenz und verlässlich zuvorkommend, was seinen Kunden im Zusammenhang mit einer Ladentheke als die schönste Form von Menschlichkeit erschien. "Pappwände, alles Pappkameraden", sagte er sich, hörte es sich sogar laut aussprechen."
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Autoren-Porträt von Brigitte Kronauer
Brigitte Kronauer wurde am 29. Dezember 1940 in Essen geboren. Sie studierte Germanistik und Pädagogik und war bis 1971 als Lehrerin tätig. Bereits ihr erster Roman, 'Frau Mühlenbeck im Gehäus', der 1980 erschien, erregte grosse Aufmerksamkeit. Seither hat sie mehrere Romane, Erzählungen und Essays veröffentlicht. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg und dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet. 2005 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen, 2011 erhielt sie den Jean-Paul-Preis, 2017 den Thomas-Mann-Preis. Brigitte Kronauer ist am 22. Juli 2019 in Hamburg gestorben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Brigitte Kronauer
- 2010, 2. Aufl., 334 Seiten, Masse: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 342313898X
- ISBN-13: 9783423138987
- Erscheinungsdatum: 17.06.2010
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