Endlich im Gelobten Land?

deutsche Zionisten nach Erez Israel gezogen sind, um dort am Aufbau der neuen jüdischen Gesellschaft im alten Land der Väter mitzuarbeiten. Die zionistische Bewegung, die in Russland und Polen früher, drängender als in Deutschland entstanden war, hatte dennoch in Deutschland (oder besser: in der deutschen Sprache) eines ihrer wichtigsten Zentren, die Grundtexte des politischen Zionismus (von Moses Hess' "Rom und Jerusalem", 1860, über Leon Pinskers "Autoemanzipation", 1882, bis zu Theodor Herzls "Judenstaat" von 1896) wurden in deutscher Sprache verfasst. Aber nur eine kleine Minderheit der deutschen Juden wollte den Schritt machen: das Land verlassen, Europa verlassen, Sprache und Kultur verlassen, um dort: im Orient, im Nahen Osten, in der Levante, im alten "Land Israel" neu zu beginnen. Auch dann, als die judenfeindliche Ideologie des Nationalsozialismus brutale, bald tägliche Praxis wurde, waren es zunächst vor allem Gruppen aus der zionistischen Jugend, die sich daranmachten, den alten Traum, die alte Sehnsucht nach Zion für ihr eigenes Leben umzusetzen. Andere Einwanderer waren vorher gekommen. Es gab den "alten Jischuw", bestehend vor allem aus religiösen Gruppierungen sowohl sephardischer wie aschkenasischer Herkunft (Nachkommen einerseits der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden, die von dort in die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens, aber auch des Balkans gezogen waren, und andererseits Nachkommen der im Mittelalter über Deutschland nach Osteuropa gewanderten jüdischen Gemeinschaften), die von den finanziellen Zuwendungen aus der Diaspora lebten, in Jerusalem, in Tiberias, in Safed und in Hebron, oder die schon auf eigene Faust mit dem wirtschaftlichen Aufbau begonnen hatten, wie der aus Algerien stammende Fabrikant Chelouche in Jaffa. Nach 1881, nach den Pogromen im Süden des Russischen Reiches und nach der Publikation von Leon Pinskers Mahnruf "eines russischen Juden an seine Stammesgenossen", hatte die neuzeitliche Einwanderung begonnen. Sie hatte in mehreren Wellen des "Aufstiegs" - Alijah - Pioniere ins Land gebracht, die bereit waren, mit dem Leben in Europa zu brechen und auf der alten Erde ein neues Leben anzufangen: in landwirtschaftlichen Siedlungen, den frühen Kwuzoth als Vorform der Kibbuzim. Diese Einwanderer kamen vor allem aus Polen, aus Galizien, aus Russland und Rumänien; sie hatten die führenden Positionen in der praktischen Arbeit inne - während man in Deutschland und anderen europäischen Ländern über den Zionismus debattierte, waren sie schon an die Arbeit gegangen, waren Bauern geworden und Wächter. Und erschufen die Gründungsmythen des kommenden Staates. Aus dieser Sicht kamen die deutschen Juden spät. Sie kamen, das wusste man, verzweifelt; aber sie kamen in bestehende Strukturen und fanden sich nur mit Schwierigkeiten ein. Davon soll die Rede sein.