Eisnattern / Chas Riley Bd.4

St. Pauli kurz vor Weihnachten. Immer wieder werden Obdachlose im Karolinenviertel zusammengeschlagen. Einer stirbt in der Kälte einer eisigen Nacht. Als dann ein Jugendlicher aus gutem Haus mit seiner Freundin vermisst wird, mischt sich Staatsanwältin Chastity Riley, gerade im Zwangsurlaub, zusammen mit dem "besten Kommissar a.D. aller Zeiten" Faller in die Ermittlungen ein. Und die Beiden bringen einiges an die Oberfläche.

Die Geschichte fängt beschaulich am 21. Dezember an. Bald ist Weihnachten, womit Chas überhaupt nichts anfangen kann. Warum das so ist, erfahre ich zusammen mit anderen Details aus ihrem Privatleben. Als einsame Wölfin durchschweift sie ihr Viertel und ich denke, die Autorin kennt sich dort sehr gut aus. Und sie liebt diesen Teil der Stadt.
Leider habe ich es nicht geschafft, mit der Protagonistin warm zu werden. Ihre innere Zerrissenheit und ihre unkonventionelle Art haben mich nicht einfangen können.
Die sehr verschiedenen Personen, die ich auf St. Pauli kennenlerne sind exzellent gezeichnet.
Die Geschichte selbst hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Das Thema ist aussergewöhnlich, kommt aber wohl heutzutage, wo sich jeder neben den Kindern selbstverwirklichen will, nicht selten vor. Obwohl ich schon bald geahnt habe, in welche Richtung es geht, war es nicht langweilig oder langatmig. Im Gegenteil, ich habe gerade die Spaziergänge sehr genossen.

Durch die grosse Schrift habe ich das Lesen richtig geniessen können.

Wer eine ungewöhnliche Ermittlerin und ihr St. Pauli kennenlernen und bei einem Fall ohne das grosse Blutvergiessen dabei sein möchte, der ist hier genau richtig.

Allen Menschen zu empfehlen, die in der kulturellen Wüste leben und/oder in grauen Schlafstätten und zumindest gedanklich der Spiessigkeit entfliehen wollen/müssen.
Tolle Figuren, tolle Dialoge und überhaupt ist der Sprachstil einwandfrei und kreativ: "Internationales Tresensitzen" ist nur ein Beispiel, das sich jetzt bei uns zu Hause zum geflügelten Wort durchgesetzt hat. Auch wenn es hier nicht gerade vor Kneipen wimmelt, in denen man dieses betreiben kann....
Auf nach Hamburg!

Der Klapptext zu diesem Buch hat mich veranlasst es mir zu zulegen, was für ein Fehler! Die Story ist total langweilig geschrieben obwohl man doch soviel daraus machen könnte! Das die Schriftstellerin sowie ihre Hauptfigur die Staatsanwältin Fans eines Hamburger Fussballvereines sind sollte eigentlich nicht stören, aber wenn alle Tatbeteiligten und ihre Familien Namen von Spielern eines anderen Hamburger Fussballvereins zugedacht bekommen finde ich das einfach nicht gut.
Finger weg von diesem Buch!