Einladung zum Sterben
Thriller. Deutsche Erstausgabe
Ein Familientreffen an Thanksgiving. Im Gepäck: Geständnisse, Vorwürfe, Wünsche. Doch all das wird jäh unwichtig. Denn zwei Einbrecher halten das Haus für leer und wittern leichte Beute. In ihrer Panik nehmen sie alle...
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Produktdetails
Produktinformationen zu „Einladung zum Sterben “
Ein Familientreffen an Thanksgiving. Im Gepäck: Geständnisse, Vorwürfe, Wünsche. Doch all das wird jäh unwichtig. Denn zwei Einbrecher halten das Haus für leer und wittern leichte Beute. In ihrer Panik nehmen sie alle Anwesenden als Geiseln - und die Situation gerät außer Kontrolle.
Klappentext zu „Einladung zum Sterben “
Der Feind in meinem Haus.Thanksgiving: Die ganze Familie kommt im Landhaus der Grossmutter zusammen. Im Gepäck hat jeder seine eigenen Geheimnisse und Wünsche, und alte Zwistigkeiten brechen auf. Jäh verliert all das jede Bedeutung. Zwei Einbrecher halten das abgeschiedene Haus für leer und wittern leichte Beute. Mit der Feiertagsgesellschaft haben sie nicht gerechnet - kurzerhand nehmen sie die Anwesenden als Geiseln. Eine Verbindung zur Aussenwelt gibt es nicht. Für die Gefangenen schwindet mit jeder Stunde die Chance, das Haus lebend wieder zu verlassen ...
Der Feind in meinem Haus.
Thanksgiving: Die ganze Familie kommt im Landhaus der Grossmutter zusammen. Im Gepäck hat jeder seine eigenen Geheimnisse und Wünsche, und alte Zwistigkeiten brechen auf. Jäh verliert all das jede Bedeutung. Zwei Einbrecher halten das abgeschiedene Haus für leer und wittern leichte Beute. Mit der Feiertagsgesellschaft haben sie nicht gerechnet - kurzerhand nehmen sie die Anwesenden als Geiseln. Eine Verbindung zur Aussenwelt gibt es nicht. Für die Gefangenen schwindet mit jeder Stunde die Chance, das Haus lebend wieder zu verlassen ...
Thanksgiving: Die ganze Familie kommt im Landhaus der Grossmutter zusammen. Im Gepäck hat jeder seine eigenen Geheimnisse und Wünsche, und alte Zwistigkeiten brechen auf. Jäh verliert all das jede Bedeutung. Zwei Einbrecher halten das abgeschiedene Haus für leer und wittern leichte Beute. Mit der Feiertagsgesellschaft haben sie nicht gerechnet - kurzerhand nehmen sie die Anwesenden als Geiseln. Eine Verbindung zur Aussenwelt gibt es nicht. Für die Gefangenen schwindet mit jeder Stunde die Chance, das Haus lebend wieder zu verlassen ...
Lese-Probe zu „Einladung zum Sterben “
Einladung zum Sterben von Kate Pepper1
STEFAN LEHNTE SICH GEGEN DIE LADENTHEKE DER Eisenwarenhandlung. Er war der erste Kunde an diesem Tag und schaute zu, wie der Verkäufer zwei kupferfarbene Schlüsselrohlinge von einer Lochplatte an der Wand nahm. Der Verkäufer hatte ölverschmierte Finger, und Stefan konnte es kaum ertragen zu sehen, wie er die jungfräulichen Rohlinge damit berührte, die noch so glänzend und neu aussahen. Jetzt steckte der erste Rohling in der surrenden Maschine. In ein paar Sekunden gravierte sie Stefans Zukunft in seine Ränder: Einfach den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken, und man war drin. Das konnte Tausende wert sein. Dann war der zweite Schlüssel fertig. Er bezahlte, stieg in seinen schwarzen SUV, der zerbeult und teilweise grau verblichen war, und raste nach Hause. Er musste die Originalschlüssel in Magnas Geldbörse zurückstecken, bevor sie aufwachte, und das würde bald sein. Dienstags putzte sie in zwei Haushalten. Da hatte sie wenig Zeit.
... mehr
Rudy wartete schon an einem kleinen Tisch in der Ecke. Er war fast fertig mit dem Kaffee und dem Stück Zitronenbaisertorte, als Stefan endlich kam, Kaffee bestellte und sich zu ihm setzte. Auf dem Tisch konnte man noch die schmierigen Überreste des letzten Kunden erkennen - vermutlich von einem MarshmallowLatte oder etwas ähnlich Klebrigem. Rudy trank seinen Kaffee «unverfälscht», also schwarz und stark, und seit Stefan ihn im letzten Sommer in der Einrichtung getroffen hatte, hatte er es ebenso gemacht. Sie saßen nur bei Starbucks, weil all die anderen Cafés nacheinander zugemacht hatten, alle außer einem kleinen Laden im Einkaufszentrum, und Rudy und Stefan waren sich einig, dass Einkaufszentren grässlich waren. Viel zu viele Videokameras.
Stefan klimperte mit den glänzenden Schlüsseln, die an einem dünnen Metallring hingen. «Die alte Dame fährt morgen, und sie wird bis Samstag wegbleiben. Sie geht ihre Familie in New York besuchen. Es ist ja Thanksgiving. Das Haus ist dann leer, und bei ihr liegt immer eine Menge Bargeld herum.»
«Alarmanlage?»
«Nein. Sie findet, dass sie keinen Schutz braucht.»
Ein Lächeln breitete sich auf Rudys Gesicht aus. Er hatte sich gründlich rasiert, aber weil sein Bartwuchs so stark war, wirkte es immer so, als läge ein Schatten über seinen Wangen, sogar dann, wenn das Licht direkt darauf fiel. Er rasierte sich auch den Kopf, denn er hatte nicht mehr genug Haare, um seinem Gesicht gerecht zu werden - wenigstens hatte er es Stefan so erklärt. Rudy war schon um die vierzig, locker doppelt so alt wie Stefan.
«Jeder braucht Schutz», sagte Rudy, und die beiden Männer lachten. «Wie viel Bargeld hat sie denn so zu Hause rumliegen?»
«Eine ganze Menge, in großen Scheinen - Fünfziger, Hunderter. Magna hat sie in ihrem Schmuckkästchen gefunden. Eine ganz schön große Kiste, direkt auf ihrer Kommode, voller erstklassiger Stücke, die wir leicht versetzen können.»
«Kein Ehemann, kein Freund?»
«Witwe. Und kein Freund. Sie ist um die siebzig Jahre alt und irgend so eine berühmte Schriftstellerin. Denkt, sie sei so ungefähr das Tollste seit der Mondlandung.»
«Magna findet das?»
«Nein, das denkt die alte Lady über sich selbst, sagt Magna. Fiona Carson. Schon mal von ihr gehört?»
«Ich lese fast nie.» Rudy trank seinen Kaffee so hastig aus, als hätte er noch einen Termin. Den er nicht hatte, jedenfalls musste er nicht zur Arbeit oder nach Hause. Auf Rudy wartete niemand, und gearbeitet hatte er seit zwanzig Jahren nicht, wenn man die Arbeit im Gefängnis nicht mitzählte. Er war immer wieder Gast im Knast gewesen, seit er ganz jung gewesen war. Wiederholungstäter: Einbruch, bewaffneter Raubüberfall, ebendas, was sie jetzt für Donnerstag planten. Die Sorte von BrotundButterJob, die einen ein, zwei Monate über Wasser hielt, wenn man Glück hatte.
Stefan bewunderte an Rudy vor allem, wie gut er alles plante. Er mochte es nicht, mit den Leuten verhandeln zu müssen, und brach nur in Häuser ein, wenn niemand da war. Als sie sich das erste Mal begegnet waren, hatte Stefan vom ersten Augenblick an gewusst, dass er eine Menge von Rudy lernen konnte, denn ihre Stärken und Schwächen ergänzten sich perfekt. «Deine Achillesferse ist, dass du so impulsiv bist», hatte der Richter gesagt, als er ihn im letzten Jahr für neun Monate hinter Gitter gebracht hatte. «Du musst das unter Kontrolle bekommen, hast du das verstanden?»
Gerötete Augen unter buschigen Augenbrauen, der alte Sack. «Die Liste deiner Straftaten - Brandstiftung, Einbruch und Alkoholmissbrauch - zeigt, dass du in deinen jungen Jahren bereits ein kriminelles Muster entwickelt hast. Es tut mir wirklich leid, das zu sagen, mein Sohn, aber du wirst zu einer Gefahr für die Gesellschaft.»
«Der erteile ich eine Lektion», sagte Rudy und setzte seine leere Tasse ab. «Die sollte sich wirklich eine Alarmanlage installieren lassen. Ist ja nicht so, dass sie sich das nicht leisten könnte. Geizige alte Kuh.»
Stefans Gelächter ließ ein Grinsen auf Rudys Gesicht erscheinen.
«Wann machen wir's?» Stefan schloss seine Finger fest um die Schlüssel und lockerte seinen Griff wieder etwas, als sich die scharfen Kanten in seine Handfläche bohrten. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt, dass seine Hände zu weich seien, aber was hatte sie erwartet? Er hatte seine ganze Kindheit in der Schule oder über den Hausaufgaben verbracht, wenn auch ziemlich erfolglos. Alle in seiner Familie verdienten ihr Geld mit Kopfarbeit; Stefan war der Erste, der die CollegeFalle vermied und tatsächlich Geld verdiente. Es war wirklich kein leichter Job, das Geld in der Gesellschaft umzuverteilen, aber einer musste ihn ja machen.
«Um fünf Uhr, wenn es schon dunkel ist, damit die Nachbarn nichts sehen.»
«Hab ich dir denn das noch gar nicht gesagt? Sie wohnt am Ende einer einsamen Straße auf dem Land - keine Nachbarn.»
Rudys Augen weiteten sich. «Nein, das hast du mir noch nicht gesagt, du Trottel. Genau darüber rede ich doch die ganze Zeit. Du musst nachdenken. Keine Nachbarn - das bedeutet, dass wir keine Nachtschicht schieben müssen.»
«Sorry, Rudy.» Stefan drückte die Schlüssel wieder so fest, bis es wehtat.
Rudy stand auf und zog seine Lederjacke glatt. «Hol mich am Donnerstag um halb zwölf zu Hause ab, du Blitzmerker.»
2
MAY BRAUCHTE EINEN MOMENT, BIS SIE DEN HIRSCH bemerkte, der direkt vor der Kühlerhaube ihres Autos über die Straße sprang. Einen Moment, in dem sie tief in Gedanken versunken war. Einen Moment, in dem es in ihrem Bewusstsein nur die Windschutzscheibe gab, hart und glänzend, die sie von der beißenden Kälte der Novemberluft draußen trennte. Glasierte Dunkelheit, dachte sie, und genau in diesem Moment schnellte der Hirsch in ihr Blickfeld. Eine Membran zwischen mir hier drinnen und all den Möglichkeiten, die außerhalb der engen Grenzen meines Lebens liegen. Sie war auf dem Weg zu ihrer Mutter, um dort Thanksgiving zu verbringen. Juliana hatte sich auf dem Rücksitz zusammengerollt und schlief. May spürte zwei unterschiedliche und widerstreitende Gefühle: Erleichterung, dass sie Charlie zu Hause gelassen hatte, und gleichzeitig Angst, weil er nicht am Steuer saß wie sonst immer.
Ob ihre Mutter wohl erriet, warum May das ThanksgivingEssen bei sich zu Hause in Brooklyn abgesagt hatte und zu ihr nach Waterbury fuhr und warum Charlie nicht mitkam? Wahrscheinlich hatte Fiona längst verstanden, dass Mays Erklärung - «Er muss noch ein Projekt für seine Ausstellung in der nächsten Woche fertigstellen, eine richtig große Sache, mit der er eine Menge Arbeit hat, und er wird dann erst morgen früh nachkommen» - nur eine Ausrede war. In den einundzwanzig Jahren ihrer Ehe hatte Charlie, der Bildhauer und daher zeitlich vollkommen flexibel war, keine einzige Minute irgendeines Feiertags verpasst. Es war geradezu undenkbar, dass Charlie mit seiner schillernden (egomanischen) Persönlichkeit nicht da sein würde, um jede einzelne Minute in ein aufregendes und interessantes Erlebnis zu verwandeln. May fragte sich, ob Fionas Enttäuschung in Ärger umschlagen würde. Denn Fiona, eine gefeierte Schriftstellerin, und Charlie, der nun endlich als Künstler Bekanntheit erlangte, waren Seelenverwandte. May allerdings hatte das Gefühl, in ihrer Gegenwart zu ersticken. Vor einundzwanzig Jahren war sie vor ihrer Mutter, die immer alles an sich riss, in die Arme eines liebevollen jungen Mannes geflohen, der ihre eigenen Träume, Schauspielerin zu werden, nicht niedermachte. Vor einundzwanzig Jahren, bevor zwei Kinder und die ständigen Anforderungen einer Familie ihre Ziele in weite Ferne gerückt hatten. Die Bühne: Sie spürte immer noch ihre Anziehungskraft. Sogar jetzt, in der Dunkelheit hinter der Windschutzscheibe, konnte sie den Abglanz ihres einst jungen Selbst sehen, wie sie im Rampenlicht stand, die Hände offen, das Kinn ein wenig zur Seite gelegt, und auf ihr Stichwort wartete ... auf ihr Stichwort wartete.
Abends in der Maske zu sitzen und gleichzeitig das Abendessen für die hungrigen Kinder zuzubereiten - das ging eben nicht. Und man konnte auch nicht erwarten, dass der Ehemann jedes Mal einsprang, zumal seine Karriere nun mal an erster Stelle stand, denn er verdiente mehr, wenn auch nicht so viel, dass man sich einen Babysitter hätte leisten können. Oberflächlich betrachtet war es eine ganz einfache Gleichung.
«Er muss noch ein Projekt ... fertigstellen ... er wird dann erst morgen früh nachkommen ...» Charlie würde morgen kommen; das war nicht gelogen. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass ihre Mutter den Unterton gehört haben musste. May hoffte, dass Fiona ihre scharfe Zunge im Zaum halten würde, besonders vor Juliana. Sie wollte nur noch den Feiertag überstehen. Wenn dann am Freitag alles vorbei war und die ganze Familie vor der Abreise gemeinsam beim Frühstück saß - Stella, ihre Älteste, würde morgen früh vom College herüberkommen und ihr Freund Art später im Laufe des Tages folgen - , konnten Charlie und sie den anderen mitteilen, dass sie beide entschieden hatten, sich zu trennen.
Trennung. Das war der schmerzhafte Gedanke, der in ihrem Kopf kreiste, als der Hirsch auf das Auto prallte - oder das Auto auf den Hirsch. Das wusste sie nicht so genau. Es kam so plötzlich. Ein riesiger Hirsch sprang direkt vor ihr auf die Straße, schien kurz hoch in der Luft zu verharren, das Geweih majestätisch emporgereckt, und dann war da dieser laute Schlag. Das Auto scherte aus, und sie stieg mit aller Kraft in die Bremse.
Sofort wandte sie sich zu Juliana um, die jäh erwacht war.
«Alles in Ordnung, Schätzchen.» Schon als sie es aussprach, hörte sie, wie unecht es klang. Wie konnte alles in Ordnung sein?
«Was ist passiert, Mommy?» Juliana rieb sich die Augen. Sie war neun Jahre alt, und ihr hübsches Gesicht hatte noch die weichen Züge eines Babys, aber man konnte schon die ersten Anzeichen des Erwachsenwerdens darin erkennen. Im Schlaf hatte sie ihre Frisur so stark zerwühlt, dass ihr langer brauner Pferdeschwanz unordentlich zur Seite abstand.
May beugte sich nach hinten, um ihre Hand auf das Bein ihrer Tochter zu legen. «Wir haben einen Hirsch überfahren.»
Juliana sah fassungslos aus, und May bedauerte schon, dass sie «wir» gesagt hatte.
«Ich hab ihn nicht rechtzeitig gesehen», erklärte May. «Er ist direkt vor das Auto gesprungen.»
«Ist er okay?»
May drehte sich wieder zur Windschutzscheibe um. Sie sah ein Stück von seiner Flanke und von seinem Geweih, das war alles.
«Warte hier.» Sie öffnete die Fahrertür. Sofort schlug ihr die eiskalte Landluft entgegen. Sie waren in NordConnecticut, in der Nähe von Waterbury, wo May aufgewachsen war und wo ihre Mutter immer noch lebte. Die Dunkelheit hier war fast vollkommen, nur die erleuchteten Fenster einiger entfernter Häuser und der Mond und die Sterne am klaren Himmel durchdrangen die Schwärze.
Der Hirsch wirkte riesig, wie er da reglos auf der Seite lag. Enttäuschung, Trauer, Reue überkamen May. Sie warf einen Blick auf das Auto, zu Juliana, die nun auf den Vordersitz geklettert war, um den Hirsch sehen zu können. Er war tot, aber Juliana konnte das vermutlich nicht erkennen. Alles, was so vollkommen reglos dalag, musste einfach tot sein.
Sie würde es Juliana sagen müssen. Was sollte sie nur mit dem Hirsch anstellen? Wie ging man in solchen Fällen vor? Sie konnte ja schließlich nicht einfach wegfahren, und das wollte sie auch gar nicht. Sie würde erst einmal den Notruf wählen.
Juliana machte die Beifahrertür auf und hatte gerade einen Fuß auf die Straße gesetzt, als der Hirsch plötzlich, in einer einzigen großen Bewegung, aufstand. Es geschah so schnell, dass Juliana aufschrie und May zurückwich. Der Hirsch richtete sich auf und sprang, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, über die Straße und den Grünstreifen direkt in den Wald.
Die Scheinwerfer beleuchteten die Stelle, wo der Hirsch gelegen hatte. May untersuchte den Asphalt nach Blutspuren und fand keine. Auch das Auto hatte offenbar nichts abbekommen, nur der Kühlergrill war leicht eingedrückt, das war alles. Ob der Hirsch innere Verletzungen davongetragen hatte? Aber diese Frage konnte sie auf keinen Fall mit ihrer neunjährigen Tochter besprechen.
«Es geht ihm gut!», rief Juliana. Im Scheinwerferlicht sah ihr zerzaustes Haar aus wie das Fell eines wilden Tieres, wie das eines Waldkobolds, der extra gekommen war, um die wundersame Auferstehung des Hirsches zu feiern.
«Ihm ist nichts passiert», sagte May und zog Juliana an sich.
«Es ist kalt.»
«Na komm, dann lass uns weiterfahren zu Oma.»
«Wenn sie schon schläft, können wir sie dann aufwecken und ihr erzählen, was uns passiert ist?»
«Sie ist bestimmt noch wach. Es ist noch nicht so spät.»
«Gut.» Juliana kletterte zurück auf den Rücksitz. May schlug die Wagentür hinter ihr zu, dann ging sie um das Auto herum und setzte sich ans Steuer.
«Vielleicht erzähle ich ihr nur die erste Hälfte der Geschichte und bewahre mir das Happy End für morgen auf. Darf ich das, Mommy?», fragte Juliana.
«So eine Geschichte musst du ihr schon im Ganzen erzählen, finde ich. Es ist doch schlimm, nicht zu wissen, was mit dem armen Hirsch passiert ist.»
...
Copyright © 2012 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Rudy wartete schon an einem kleinen Tisch in der Ecke. Er war fast fertig mit dem Kaffee und dem Stück Zitronenbaisertorte, als Stefan endlich kam, Kaffee bestellte und sich zu ihm setzte. Auf dem Tisch konnte man noch die schmierigen Überreste des letzten Kunden erkennen - vermutlich von einem MarshmallowLatte oder etwas ähnlich Klebrigem. Rudy trank seinen Kaffee «unverfälscht», also schwarz und stark, und seit Stefan ihn im letzten Sommer in der Einrichtung getroffen hatte, hatte er es ebenso gemacht. Sie saßen nur bei Starbucks, weil all die anderen Cafés nacheinander zugemacht hatten, alle außer einem kleinen Laden im Einkaufszentrum, und Rudy und Stefan waren sich einig, dass Einkaufszentren grässlich waren. Viel zu viele Videokameras.
Stefan klimperte mit den glänzenden Schlüsseln, die an einem dünnen Metallring hingen. «Die alte Dame fährt morgen, und sie wird bis Samstag wegbleiben. Sie geht ihre Familie in New York besuchen. Es ist ja Thanksgiving. Das Haus ist dann leer, und bei ihr liegt immer eine Menge Bargeld herum.»
«Alarmanlage?»
«Nein. Sie findet, dass sie keinen Schutz braucht.»
Ein Lächeln breitete sich auf Rudys Gesicht aus. Er hatte sich gründlich rasiert, aber weil sein Bartwuchs so stark war, wirkte es immer so, als läge ein Schatten über seinen Wangen, sogar dann, wenn das Licht direkt darauf fiel. Er rasierte sich auch den Kopf, denn er hatte nicht mehr genug Haare, um seinem Gesicht gerecht zu werden - wenigstens hatte er es Stefan so erklärt. Rudy war schon um die vierzig, locker doppelt so alt wie Stefan.
«Jeder braucht Schutz», sagte Rudy, und die beiden Männer lachten. «Wie viel Bargeld hat sie denn so zu Hause rumliegen?»
«Eine ganze Menge, in großen Scheinen - Fünfziger, Hunderter. Magna hat sie in ihrem Schmuckkästchen gefunden. Eine ganz schön große Kiste, direkt auf ihrer Kommode, voller erstklassiger Stücke, die wir leicht versetzen können.»
«Kein Ehemann, kein Freund?»
«Witwe. Und kein Freund. Sie ist um die siebzig Jahre alt und irgend so eine berühmte Schriftstellerin. Denkt, sie sei so ungefähr das Tollste seit der Mondlandung.»
«Magna findet das?»
«Nein, das denkt die alte Lady über sich selbst, sagt Magna. Fiona Carson. Schon mal von ihr gehört?»
«Ich lese fast nie.» Rudy trank seinen Kaffee so hastig aus, als hätte er noch einen Termin. Den er nicht hatte, jedenfalls musste er nicht zur Arbeit oder nach Hause. Auf Rudy wartete niemand, und gearbeitet hatte er seit zwanzig Jahren nicht, wenn man die Arbeit im Gefängnis nicht mitzählte. Er war immer wieder Gast im Knast gewesen, seit er ganz jung gewesen war. Wiederholungstäter: Einbruch, bewaffneter Raubüberfall, ebendas, was sie jetzt für Donnerstag planten. Die Sorte von BrotundButterJob, die einen ein, zwei Monate über Wasser hielt, wenn man Glück hatte.
Stefan bewunderte an Rudy vor allem, wie gut er alles plante. Er mochte es nicht, mit den Leuten verhandeln zu müssen, und brach nur in Häuser ein, wenn niemand da war. Als sie sich das erste Mal begegnet waren, hatte Stefan vom ersten Augenblick an gewusst, dass er eine Menge von Rudy lernen konnte, denn ihre Stärken und Schwächen ergänzten sich perfekt. «Deine Achillesferse ist, dass du so impulsiv bist», hatte der Richter gesagt, als er ihn im letzten Jahr für neun Monate hinter Gitter gebracht hatte. «Du musst das unter Kontrolle bekommen, hast du das verstanden?»
Gerötete Augen unter buschigen Augenbrauen, der alte Sack. «Die Liste deiner Straftaten - Brandstiftung, Einbruch und Alkoholmissbrauch - zeigt, dass du in deinen jungen Jahren bereits ein kriminelles Muster entwickelt hast. Es tut mir wirklich leid, das zu sagen, mein Sohn, aber du wirst zu einer Gefahr für die Gesellschaft.»
«Der erteile ich eine Lektion», sagte Rudy und setzte seine leere Tasse ab. «Die sollte sich wirklich eine Alarmanlage installieren lassen. Ist ja nicht so, dass sie sich das nicht leisten könnte. Geizige alte Kuh.»
Stefans Gelächter ließ ein Grinsen auf Rudys Gesicht erscheinen.
«Wann machen wir's?» Stefan schloss seine Finger fest um die Schlüssel und lockerte seinen Griff wieder etwas, als sich die scharfen Kanten in seine Handfläche bohrten. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt, dass seine Hände zu weich seien, aber was hatte sie erwartet? Er hatte seine ganze Kindheit in der Schule oder über den Hausaufgaben verbracht, wenn auch ziemlich erfolglos. Alle in seiner Familie verdienten ihr Geld mit Kopfarbeit; Stefan war der Erste, der die CollegeFalle vermied und tatsächlich Geld verdiente. Es war wirklich kein leichter Job, das Geld in der Gesellschaft umzuverteilen, aber einer musste ihn ja machen.
«Um fünf Uhr, wenn es schon dunkel ist, damit die Nachbarn nichts sehen.»
«Hab ich dir denn das noch gar nicht gesagt? Sie wohnt am Ende einer einsamen Straße auf dem Land - keine Nachbarn.»
Rudys Augen weiteten sich. «Nein, das hast du mir noch nicht gesagt, du Trottel. Genau darüber rede ich doch die ganze Zeit. Du musst nachdenken. Keine Nachbarn - das bedeutet, dass wir keine Nachtschicht schieben müssen.»
«Sorry, Rudy.» Stefan drückte die Schlüssel wieder so fest, bis es wehtat.
Rudy stand auf und zog seine Lederjacke glatt. «Hol mich am Donnerstag um halb zwölf zu Hause ab, du Blitzmerker.»
2
MAY BRAUCHTE EINEN MOMENT, BIS SIE DEN HIRSCH bemerkte, der direkt vor der Kühlerhaube ihres Autos über die Straße sprang. Einen Moment, in dem sie tief in Gedanken versunken war. Einen Moment, in dem es in ihrem Bewusstsein nur die Windschutzscheibe gab, hart und glänzend, die sie von der beißenden Kälte der Novemberluft draußen trennte. Glasierte Dunkelheit, dachte sie, und genau in diesem Moment schnellte der Hirsch in ihr Blickfeld. Eine Membran zwischen mir hier drinnen und all den Möglichkeiten, die außerhalb der engen Grenzen meines Lebens liegen. Sie war auf dem Weg zu ihrer Mutter, um dort Thanksgiving zu verbringen. Juliana hatte sich auf dem Rücksitz zusammengerollt und schlief. May spürte zwei unterschiedliche und widerstreitende Gefühle: Erleichterung, dass sie Charlie zu Hause gelassen hatte, und gleichzeitig Angst, weil er nicht am Steuer saß wie sonst immer.
Ob ihre Mutter wohl erriet, warum May das ThanksgivingEssen bei sich zu Hause in Brooklyn abgesagt hatte und zu ihr nach Waterbury fuhr und warum Charlie nicht mitkam? Wahrscheinlich hatte Fiona längst verstanden, dass Mays Erklärung - «Er muss noch ein Projekt für seine Ausstellung in der nächsten Woche fertigstellen, eine richtig große Sache, mit der er eine Menge Arbeit hat, und er wird dann erst morgen früh nachkommen» - nur eine Ausrede war. In den einundzwanzig Jahren ihrer Ehe hatte Charlie, der Bildhauer und daher zeitlich vollkommen flexibel war, keine einzige Minute irgendeines Feiertags verpasst. Es war geradezu undenkbar, dass Charlie mit seiner schillernden (egomanischen) Persönlichkeit nicht da sein würde, um jede einzelne Minute in ein aufregendes und interessantes Erlebnis zu verwandeln. May fragte sich, ob Fionas Enttäuschung in Ärger umschlagen würde. Denn Fiona, eine gefeierte Schriftstellerin, und Charlie, der nun endlich als Künstler Bekanntheit erlangte, waren Seelenverwandte. May allerdings hatte das Gefühl, in ihrer Gegenwart zu ersticken. Vor einundzwanzig Jahren war sie vor ihrer Mutter, die immer alles an sich riss, in die Arme eines liebevollen jungen Mannes geflohen, der ihre eigenen Träume, Schauspielerin zu werden, nicht niedermachte. Vor einundzwanzig Jahren, bevor zwei Kinder und die ständigen Anforderungen einer Familie ihre Ziele in weite Ferne gerückt hatten. Die Bühne: Sie spürte immer noch ihre Anziehungskraft. Sogar jetzt, in der Dunkelheit hinter der Windschutzscheibe, konnte sie den Abglanz ihres einst jungen Selbst sehen, wie sie im Rampenlicht stand, die Hände offen, das Kinn ein wenig zur Seite gelegt, und auf ihr Stichwort wartete ... auf ihr Stichwort wartete.
Abends in der Maske zu sitzen und gleichzeitig das Abendessen für die hungrigen Kinder zuzubereiten - das ging eben nicht. Und man konnte auch nicht erwarten, dass der Ehemann jedes Mal einsprang, zumal seine Karriere nun mal an erster Stelle stand, denn er verdiente mehr, wenn auch nicht so viel, dass man sich einen Babysitter hätte leisten können. Oberflächlich betrachtet war es eine ganz einfache Gleichung.
«Er muss noch ein Projekt ... fertigstellen ... er wird dann erst morgen früh nachkommen ...» Charlie würde morgen kommen; das war nicht gelogen. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr war sie davon überzeugt, dass ihre Mutter den Unterton gehört haben musste. May hoffte, dass Fiona ihre scharfe Zunge im Zaum halten würde, besonders vor Juliana. Sie wollte nur noch den Feiertag überstehen. Wenn dann am Freitag alles vorbei war und die ganze Familie vor der Abreise gemeinsam beim Frühstück saß - Stella, ihre Älteste, würde morgen früh vom College herüberkommen und ihr Freund Art später im Laufe des Tages folgen - , konnten Charlie und sie den anderen mitteilen, dass sie beide entschieden hatten, sich zu trennen.
Trennung. Das war der schmerzhafte Gedanke, der in ihrem Kopf kreiste, als der Hirsch auf das Auto prallte - oder das Auto auf den Hirsch. Das wusste sie nicht so genau. Es kam so plötzlich. Ein riesiger Hirsch sprang direkt vor ihr auf die Straße, schien kurz hoch in der Luft zu verharren, das Geweih majestätisch emporgereckt, und dann war da dieser laute Schlag. Das Auto scherte aus, und sie stieg mit aller Kraft in die Bremse.
Sofort wandte sie sich zu Juliana um, die jäh erwacht war.
«Alles in Ordnung, Schätzchen.» Schon als sie es aussprach, hörte sie, wie unecht es klang. Wie konnte alles in Ordnung sein?
«Was ist passiert, Mommy?» Juliana rieb sich die Augen. Sie war neun Jahre alt, und ihr hübsches Gesicht hatte noch die weichen Züge eines Babys, aber man konnte schon die ersten Anzeichen des Erwachsenwerdens darin erkennen. Im Schlaf hatte sie ihre Frisur so stark zerwühlt, dass ihr langer brauner Pferdeschwanz unordentlich zur Seite abstand.
May beugte sich nach hinten, um ihre Hand auf das Bein ihrer Tochter zu legen. «Wir haben einen Hirsch überfahren.»
Juliana sah fassungslos aus, und May bedauerte schon, dass sie «wir» gesagt hatte.
«Ich hab ihn nicht rechtzeitig gesehen», erklärte May. «Er ist direkt vor das Auto gesprungen.»
«Ist er okay?»
May drehte sich wieder zur Windschutzscheibe um. Sie sah ein Stück von seiner Flanke und von seinem Geweih, das war alles.
«Warte hier.» Sie öffnete die Fahrertür. Sofort schlug ihr die eiskalte Landluft entgegen. Sie waren in NordConnecticut, in der Nähe von Waterbury, wo May aufgewachsen war und wo ihre Mutter immer noch lebte. Die Dunkelheit hier war fast vollkommen, nur die erleuchteten Fenster einiger entfernter Häuser und der Mond und die Sterne am klaren Himmel durchdrangen die Schwärze.
Der Hirsch wirkte riesig, wie er da reglos auf der Seite lag. Enttäuschung, Trauer, Reue überkamen May. Sie warf einen Blick auf das Auto, zu Juliana, die nun auf den Vordersitz geklettert war, um den Hirsch sehen zu können. Er war tot, aber Juliana konnte das vermutlich nicht erkennen. Alles, was so vollkommen reglos dalag, musste einfach tot sein.
Sie würde es Juliana sagen müssen. Was sollte sie nur mit dem Hirsch anstellen? Wie ging man in solchen Fällen vor? Sie konnte ja schließlich nicht einfach wegfahren, und das wollte sie auch gar nicht. Sie würde erst einmal den Notruf wählen.
Juliana machte die Beifahrertür auf und hatte gerade einen Fuß auf die Straße gesetzt, als der Hirsch plötzlich, in einer einzigen großen Bewegung, aufstand. Es geschah so schnell, dass Juliana aufschrie und May zurückwich. Der Hirsch richtete sich auf und sprang, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, über die Straße und den Grünstreifen direkt in den Wald.
Die Scheinwerfer beleuchteten die Stelle, wo der Hirsch gelegen hatte. May untersuchte den Asphalt nach Blutspuren und fand keine. Auch das Auto hatte offenbar nichts abbekommen, nur der Kühlergrill war leicht eingedrückt, das war alles. Ob der Hirsch innere Verletzungen davongetragen hatte? Aber diese Frage konnte sie auf keinen Fall mit ihrer neunjährigen Tochter besprechen.
«Es geht ihm gut!», rief Juliana. Im Scheinwerferlicht sah ihr zerzaustes Haar aus wie das Fell eines wilden Tieres, wie das eines Waldkobolds, der extra gekommen war, um die wundersame Auferstehung des Hirsches zu feiern.
«Ihm ist nichts passiert», sagte May und zog Juliana an sich.
«Es ist kalt.»
«Na komm, dann lass uns weiterfahren zu Oma.»
«Wenn sie schon schläft, können wir sie dann aufwecken und ihr erzählen, was uns passiert ist?»
«Sie ist bestimmt noch wach. Es ist noch nicht so spät.»
«Gut.» Juliana kletterte zurück auf den Rücksitz. May schlug die Wagentür hinter ihr zu, dann ging sie um das Auto herum und setzte sich ans Steuer.
«Vielleicht erzähle ich ihr nur die erste Hälfte der Geschichte und bewahre mir das Happy End für morgen auf. Darf ich das, Mommy?», fragte Juliana.
«So eine Geschichte musst du ihr schon im Ganzen erzählen, finde ich. Es ist doch schlimm, nicht zu wissen, was mit dem armen Hirsch passiert ist.»
...
Copyright © 2012 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
... weniger
Autoren-Porträt von Kate Pepper
Pepper, KateKate Pepper wurde in Frankreich geboren. Sie wuchs in Massachusetts und New York auf, wo sie sich mit verschiedenen Jobs über Wasser hielt. Heute lebt sie mit ihrem Mann, einem Filmproduzenten, und ihren zwei Kindern als Schriftstellerin in New York und gibt in ihrer Freizeit Kurse in kreativem Schreiben.
Naumann, Katharina
Katharina Naumann ist Autorin, freie Lektorin und Übersetzerin und lebt in Hamburg. Sie hat unter anderem Werke von Jojo Moyes, Anna McPartlin und Jeanine Cummins übersetzt.
Autoren-Interview mit Kate Pepper
Interview mit Kate PepperIhr neuer Thriller fängt harmlos an. Zwei Kriminelle planen einen Einbruch in ein Haus in Waterbury. Die Besitzerin Fiona Carson sollte eigentlich nicht zuhause sein. Doch es ist Thanksgiving und leider hat die Familie ihre Pläne geändert und alle reisen nach Waterbury. So treffen Einbrecher und Bewohner aufeinander und die Situation gerät immer mehr außer Kontrolle. Ein Diebstahl wird zur Geiselnahme. Was für ein spannender Plot! Wie kamen Sie darauf?
Kate Pepper: Es gab einen echten Fall, der mich dazu inspirierte und der in den vergangenen Jahren durch die Medien in den USA ging. Ein schreckliches Verbrechen an einer Mutter und ihren zwei Töchtern, die von zwei Eindringlingen in ihrem Haus gequält und letztendlich umgebracht wurden. Der Vater, ein Arzt, überlebte und musste auch noch die Gerichtsverhandlungen durchmachen. Beide Täter wurden zum Tode verurteilt. Ich entschied mich, darüber zu schreiben, als ich merkte, dass ich einfach nicht aufhören konnte, über diese schreckliche Geschichte nachzudenken. Aber in meinem Buch habe ich mich entschieden, die Familie auch stark sein zu lassen und der Geschichte einen besseren, wenn auch durchaus schwierigen, Ausgang zu geben.
Das Spiel mit der Angst, unserer Angst, ist eines der Dinge, die Krimis und Thriller so erfolgreich machen. Warum?
Kate Pepper: Ich glaube, dass alle Menschen von Natur aus zu allem fähig sind - zu Gutem wie Bösem, aber zum Glück tendieren die meisten zum Guten und sind freundlich zueinander. Doch die Saat des Bösen lebt in jedem von uns weiter. Wir möchten also alle gerne mehr darüber wissen und gehen dem nach. Das Lesen von Krimis erlaubt
... mehr
uns, uns mit unserer angeborenen dunklen Seite auseinanderzusetzen ohne das Ganze wirklich auszuleben.
"Einladung zum Sterben" überrascht uns Leser mit zahlreichen, höchst unerwarteten und faszinierenden Wendungen der Geschichte. Sie lieben es, mit uns zu „spielen", oder?
Kate Pepper: Oh ja, ich liebe es!
Träumen Sie eigentlich auch manchmal von ihren bösen Charakteren oder wurden Sie im Traum schon einmal Teil der Geschichte, die Sie aktuell schreiben?
Kate Pepper: Hm, interessante Frage. Aber ich kann sagen: nein, ich träume nicht von meinen Geschichten oder bösen Charakteren, aber wenn ich nachts aufwache, denke ich über sie nach. Einige meiner besten Ideen kamen mir mitten in der Nacht.
Was meinen Sie: sollen die Leser schon ein wenig über das Ende von „Einladung zum Sterben" erfahren?
Kate Pepper: Das Geheimnis ist im Amerikanischen Titel des Buches versteckt. Mehr sage ich nicht dazu...
Ihre drei Lieblingsbücher, die Sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würden?
Kate Pepper: Oh, die Antwort auf diese Frage würde sich bei mir jeden Tag verändern weil ich so viele Bücher liebe. Heute antworte ich: „Time and Again" von Jack Finney, „Strangers on a Train" von Patricia Highsmith (Zwei Fremde im Zug) und „In the Woods" von Tana French (Grabesgrün).
Glauben Sie als hartgesottene Krimiautorin eigentlich noch an das Gute im Menschen?
Kate Pepper: Ja, ich glaube an das Gute im Menschen, mehr denn je sogar. Das Böse ist eine Anomalie, eine Verirrung der Natur - was es uns vermutlich auch so schwer macht, es zu begreifen und uns gleichermaßen auch fasziniert. Vor allem weil es in jedem von uns schlummert...
Wann haben Sie sich eigentlich entschlossen, Schriftstellerin zu werden?
Kate Pepper: Mit 19 Jahren. Ich habe damals meinen ersten längeren Text geschrieben, die Geschichte - unveröffentlicht - einer jungen Frau und ihrer Freunde. Und, wie könnte es anders sein, es gab da auch eine Pistole. Ich schrieb zwei weitere Erzählungen, packte alles in ein Manuskript und seither hat sich darauf eine Menge Staub angesammelt. Danach flog ich nach Paris und schrieb meine erste Geschichte in voller Länge - auch die hat schön Staub angesetzt. Als mir das Geld ausging, flog ich wieder zurück in die Staaten und suchte mir erstmal einen Job. So fing es an...
Was sagen eigentlich ihre zwei Kinder dazu, dass Mami Krimis schreibt?
Kate Pepper: Ich vermute mal, dass sie ein wenig stolz auf mich sind, aber auch ein wenig gelangweilt sind von allem, was ich sage oder tue. Sie sind schließlich Teenager und so ist es ihr Job zu denken, dass ich als ihre Mutter ziemlich langweilig bin.
Sie kochen gerne, lieben es vor allem, in Restaurants zu gehen. Ihr Lieblings-Gericht?
Kate Pepper: Ich bin sehr froh, dass es in meiner Nachbarschaft in Brooklyn so viele wirklich gute Restaurants gibt und wir alle lieben es, auswärts zu essen. Das tun wir auch, wenn möglich. Aber natürlich koche ich überwiegend zu hause. Eines meiner selbst gekochten Lieblingsessen ist Lachs-Spinat-Quiche. Das ist das einzige Rezept, das ich selbst entwickelt habe und ich bin mächtig stolz darauf. Denn jeder liebt diese Quiche. Ansonsten würde ich sagen, ich bin eher eine durchschnittliche Köchin.
Wir freuen uns schon auf Ihren nächsten Thriller. Können Sie uns schon ein wenig verraten, woran Sie arbeiten?
Kate Pepper: Gerade arbeite ich an der vierten Karin Schaeffer-Geschichte. Die dritte erscheint bald in Deutsch - und die Vierte wird folgen.
"Einladung zum Sterben" überrascht uns Leser mit zahlreichen, höchst unerwarteten und faszinierenden Wendungen der Geschichte. Sie lieben es, mit uns zu „spielen", oder?
Kate Pepper: Oh ja, ich liebe es!
Träumen Sie eigentlich auch manchmal von ihren bösen Charakteren oder wurden Sie im Traum schon einmal Teil der Geschichte, die Sie aktuell schreiben?
Kate Pepper: Hm, interessante Frage. Aber ich kann sagen: nein, ich träume nicht von meinen Geschichten oder bösen Charakteren, aber wenn ich nachts aufwache, denke ich über sie nach. Einige meiner besten Ideen kamen mir mitten in der Nacht.
Was meinen Sie: sollen die Leser schon ein wenig über das Ende von „Einladung zum Sterben" erfahren?
Kate Pepper: Das Geheimnis ist im Amerikanischen Titel des Buches versteckt. Mehr sage ich nicht dazu...
Ihre drei Lieblingsbücher, die Sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würden?
Kate Pepper: Oh, die Antwort auf diese Frage würde sich bei mir jeden Tag verändern weil ich so viele Bücher liebe. Heute antworte ich: „Time and Again" von Jack Finney, „Strangers on a Train" von Patricia Highsmith (Zwei Fremde im Zug) und „In the Woods" von Tana French (Grabesgrün).
Glauben Sie als hartgesottene Krimiautorin eigentlich noch an das Gute im Menschen?
Kate Pepper: Ja, ich glaube an das Gute im Menschen, mehr denn je sogar. Das Böse ist eine Anomalie, eine Verirrung der Natur - was es uns vermutlich auch so schwer macht, es zu begreifen und uns gleichermaßen auch fasziniert. Vor allem weil es in jedem von uns schlummert...
Wann haben Sie sich eigentlich entschlossen, Schriftstellerin zu werden?
Kate Pepper: Mit 19 Jahren. Ich habe damals meinen ersten längeren Text geschrieben, die Geschichte - unveröffentlicht - einer jungen Frau und ihrer Freunde. Und, wie könnte es anders sein, es gab da auch eine Pistole. Ich schrieb zwei weitere Erzählungen, packte alles in ein Manuskript und seither hat sich darauf eine Menge Staub angesammelt. Danach flog ich nach Paris und schrieb meine erste Geschichte in voller Länge - auch die hat schön Staub angesetzt. Als mir das Geld ausging, flog ich wieder zurück in die Staaten und suchte mir erstmal einen Job. So fing es an...
Was sagen eigentlich ihre zwei Kinder dazu, dass Mami Krimis schreibt?
Kate Pepper: Ich vermute mal, dass sie ein wenig stolz auf mich sind, aber auch ein wenig gelangweilt sind von allem, was ich sage oder tue. Sie sind schließlich Teenager und so ist es ihr Job zu denken, dass ich als ihre Mutter ziemlich langweilig bin.
Sie kochen gerne, lieben es vor allem, in Restaurants zu gehen. Ihr Lieblings-Gericht?
Kate Pepper: Ich bin sehr froh, dass es in meiner Nachbarschaft in Brooklyn so viele wirklich gute Restaurants gibt und wir alle lieben es, auswärts zu essen. Das tun wir auch, wenn möglich. Aber natürlich koche ich überwiegend zu hause. Eines meiner selbst gekochten Lieblingsessen ist Lachs-Spinat-Quiche. Das ist das einzige Rezept, das ich selbst entwickelt habe und ich bin mächtig stolz darauf. Denn jeder liebt diese Quiche. Ansonsten würde ich sagen, ich bin eher eine durchschnittliche Köchin.
Wir freuen uns schon auf Ihren nächsten Thriller. Können Sie uns schon ein wenig verraten, woran Sie arbeiten?
Kate Pepper: Gerade arbeite ich an der vierten Karin Schaeffer-Geschichte. Die dritte erscheint bald in Deutsch - und die Vierte wird folgen.
Interview: Literaturtest
... weniger
Bibliographische Angaben
- Autor: Kate Pepper
- 2012, Neuausg., 220 Seiten, Masse: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Naumann, Katharina
- Übersetzer: Katharina Naumann
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499257408
- ISBN-13: 9783499257407
- Erscheinungsdatum: 02.01.2012
Kommentare zu "Einladung zum Sterben"
0 Gebrauchte Artikel zu „Einladung zum Sterben“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
3 von 5 Sternen
5 Sterne 2Schreiben Sie einen Kommentar zu "Einladung zum Sterben".
Kommentar verfassen