Ein schnelles Leben
Roman
Zum ersten Mal darf Ayse, die junge Türkin, auf eine Party gehen. Hier trifft sie Christian, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt.
Doch dann erfährt sie, dass er zu den ''Rechten'' gehört, zu jener Gruppe, mit der ihr Bruder sich immer wieder prügelt....
Doch dann erfährt sie, dass er zu den ''Rechten'' gehört, zu jener Gruppe, mit der ihr Bruder sich immer wieder prügelt....
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ein schnelles Leben “
Zum ersten Mal darf Ayse, die junge Türkin, auf eine Party gehen. Hier trifft sie Christian, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt.
Doch dann erfährt sie, dass er zu den ''Rechten'' gehört, zu jener Gruppe, mit der ihr Bruder sich immer wieder prügelt.
Trotz ihrer festen familiären Bande wagt sie sich in eine Beziehung mit dem jungen Deutschen.
Doch dann erfährt sie, dass er zu den ''Rechten'' gehört, zu jener Gruppe, mit der ihr Bruder sich immer wieder prügelt.
Trotz ihrer festen familiären Bande wagt sie sich in eine Beziehung mit dem jungen Deutschen.
Klappentext zu „Ein schnelles Leben “
Mit ihrem Debüt »Das Blütenstaubzimmer« wurde Zoë Jenny, erst 23jährig, schlagartig berühmt. In ihrem dritten Roman schildert sie die Liebe zwischen Ayse und Christian, dem türkischen Mädchen, das vom Bruder streng bewacht wird, und dem Jungen, der einen Rechten zum Freund hat. Eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte, erzählt in der klaren, unverwechselbaren Sprache einer Autorin, die schon heute zu den grossen Stimmen der Gegenwartsliteratur zählt.»Niemand schreibt beiläufig grosse Dramen wie Zoë Jenny.« Petra»Zoë Jenny ist ein starkes Stück Literatur gelungen.« Schweizer Buchhandel»Wie Zoë Jenny diese Liebesgeschichte einfädelt, ist schlichtweg grossartig.« ORB»Sie reiht Sätze aneinander wie Perlen auf eine Schnur, sie sind schlicht, aber glänzend.« Chemnitzer Freie Presse»Zoë Jennys Sätze sind klar und rein wie Bergwasser ...« Sonntagsblick»Anrührender Stoff, meisterhaft erzählt.« Bremervörder Zeitung»Ein unverwechselbarer, gleichzeitig märchenhafter wie tiefernster Habitus.« Frankfurter Neue Presse»Das hat etwas von Pop-Art mit ihren leuchtenden Farben und den Konturen, die keine Unschärfen zulassen.« Neue Zuger Zeitung
Lese-Probe zu „Ein schnelles Leben “
Ich wollte fortkommen, so weit weg wie nur irgend möglich. Aber nicht dorthin, nicht an den Ort, an den man geplant hat, mich hinzuschicken, wenn meine Zeit hier zu Ende geht. Auf keinen Fall werde ich ihnen folgen und tun, was sie verlangen. Das aber werde ich niemandem sagen, auch Matteo nicht. Die Morgendämmerung ist noch nicht hereingebrochen, das Fenster ein schwarzes Rechteck. Die Bettdecke hinter mir ist zurückgeschlagen, die Innenseite warm und feucht. Ich wünschte, ich würde noch darunter liegen und schlafen; nicht hier am Tisch sitzen, nicht wach sein, nicht in diesem Haus. Es ist völlig still, alle schlafen. Aber manchmal denke ich, dass Ata die ganze Nacht wach oben unterm Dach sitzt, wie ein lauerndes Tier mit geöffneten Augen. Ich stelle sie mir wie einen Vogel mit riesigen Schwingen vor. Sie hockt auf ihren roten Kelimkissen vor dem kleinen Fenster, starrt in den Nachthimmel und wartet auf mich. In dem Moment, wenn ich ins Zimmer komme, regen sich ihre Schwingen und falten sich auf. Auf ihrem breiten weissen Rücken wird sie mich mitnehmen. Gemeinsam reisen wir ins Innere der Nacht, die eine Höhle ist, aber so weit, dass man keine "Zeit haben wird, bis an ihr Ende zu kommen. Aber wahrscheinlich schläft Ata, tief in ihren Decken und Kissen versunken, und denkt überhaupt nicht daran, das Haus zu verlassen. Tatsächlich wäre sie die letzte, die gehen würde, sie wird auch bleiben, wenn ich und Zafir schon längst woanders sind. Sie wird im Haus zurückbleiben wie in einer Festung. Wird wie immer für die Mahlzeiten und die frische Wäsche sorgen und der Mutter abends die Haare kämmen. Sie wird mein Zimmer und das Zafirs genau so belassen, wie wir es zurückgelassen haben. Ich bin aufgewacht, weil ich wieder von dem fremden Mädchen träumte, besser gesagt, von ihrem Schatten, den ich damals vor dem Fenster gesehen habe. Ein in die Tiefe stürzender Schatten. Sie hatte sich kurz nach der Pause einfach vom Dach der Schule gestürzt. Wir rannten alle an die Fenster und
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starrten hinunter, wo sie reglos, wie eingepflanzt, mit dem Gesicht nach unten am Boden lag. Ich habe kein Blut gesehen, aber an der Art, wie der Körper dalag, flach und innerlich zerquetscht, ahnte ich, dass aus diesem Körper kein Atem mehr kam. Zwischen Strumpf und Hosenbein konnte man einen Streifen ihres nackten Beines erkennen. An diesen Streifen heller Haut erinnere ich mich genau, nicht aber an ihr Gesicht, als sie noch lebte.
Irgendwelche Männer hatten dann die Konturen ihres zerschmetterten Körpers mit Kreide nachgezeichnet, bevor sie ihn abtransportierten. Das alles ist schon ein Jahr her. Niemand spricht mehr darüber, auch ich denke kaum noch daran. Aber manchmal träume ich davon, wie der Körper vom Dach fällt und im Hof dumpf aufprallt. Ich höre das trockene, kratzende Geräusch, das die Kreide am Boden macht. Ich habe das Mädchen nicht gekannt, sie war eine Klasse über mir, und unsere Wege kreuzten sich nur zufällig. Vielleicht bin ich ihr manchmal auf der Treppe begegnet und habe ihr zugenickt. Es erschreckt mich, dass jemand so einen Plan in sich haben kann, während er dabei lacht und lebt und ganz gewöhnlich aussieht. Ich bedauerte, nie mit ihr gesprochen zu haben. Noch Wochen danach machte es mir angst, dass sie durch das gleiche Tor gegangen war, sich in denselben Zimmern aufgehalten, täglich dieselben Menschen gesehen, dieselbe Luft geatmet hatte und dann von einer Sekunde auf die andere einfach weg war. Niemand wusste, warum sie es getan hatte. Es gab dafür keinen ersichtlichen Grund. "Das ist wie eine Krankheit", hatte Zafir zu mir gesagt, "die einen haben sie und bringen sich eben um. Sie können gar nichts dagegen tun, es ist, wie wenn sie einem Gesetz folgten." Aber das glaube ich nicht. Es gibt kein Gesetz, dass man sterben muss, bevor man angefangen hat zu leben. "Geh weg!" habe ich im Traum gerufen, während ich auf sie hinunterstarrte, wie sie mit verrenkten Armen und Beinen im Hof lag. Aber im Traum hat sie sich umgedreht und gelacht. "Verschwinde endlich", rief ich, aber ihr Lachen stieg nur noch lauter zu mir hoch. Ich war oben und sie unten. Sie war tot und ich lebte; aber sie lachte. Ich hielt mir die Ohren zu. Ihr Lachen verfolgte mich. Noch während ich träumte, wollte ich aufwachen. Ich sah mich selbst von tief unten aufsteigen und mich hochziehen an einer endlos langen Leiter. Es war so anstrengend, dass ich, als ich endlich aufwachte, völlig verschwitzt war und der Stoff des Nachthemdes an meiner Brust klebte. Ich hatte einen trockenen Mund.
Hastig tastete ich nach dem Lichtschalter, wie aus Angst, es könnte für immer dunkel bleiben.
Langsam blättert die Nacht von den Bäumen, vor dem Fenster kann ich jetzt die Silhouette der Silberweide erkennen. Ich höre das Geschrei der Krähen. Sie versammeln sich in den Bäumen, hocken in den Baumkronen und verstecken sich. Irgendwo knackt eine Wasserleitung. Ata ist immer die erste, die aufsteht. Ihr Badezimmer befindet sich genau über meinem Zimmer. Meistens wache ich auf wegen diesen Wassergeräuschen. Sie beruhigen mich, es ist, als ob sich das Haus, nachdem es die Nacht hindurch tot gewesen war, wieder aufrichtet. Die Leitungen und Wasserrohre durchziehen das Haus wie Adern, die sich am Morgen wieder auffüllen. Ein Geräusch mündet in das andere, in den grossen morgendlichen Strom von Stimmen, Schritten, Wasserplätschern und sich öffnenden Türen. Bald werde ich selber, verbunden mit den anderen, ein Teil dieses Stromes sein, der durch das Haus zirkuliert. Nachdem ich geduscht habe, kommt Zafir ins Badezimmer. Er setzt sich auf den Badewannenrand und sieht mir dabei zu, wie ich vor dem Spiegel das Gesicht eincreme.
Erfragt mich, ob ich mit ihm im Auto zur Schule fahren will, obwohl er genau weiss, dass ich nein sagen werde. Er weiss, dass Sezen mich abholt. Aber es genügt ihm nicht, mich nach dem Unterricht nach Hause zu fahren. Am liebsten würde er mich überallhin begleiten. "Ich will nicht, dass du in dieser Stadt alleine herumläufst." Er übertreibt. Er sagt, die ganze Stadt sei voller Mörder, Verbrecher und Vergewaltiger. Wenn er in der Zeitung über irgendein Verbrechen liest, kommt er und zeigt es mir. "Siehst du?" sagt er dann vorwurfsvoll, dieZeitung wie einen Beweis in der Hand.
Irgendwelche Männer hatten dann die Konturen ihres zerschmetterten Körpers mit Kreide nachgezeichnet, bevor sie ihn abtransportierten. Das alles ist schon ein Jahr her. Niemand spricht mehr darüber, auch ich denke kaum noch daran. Aber manchmal träume ich davon, wie der Körper vom Dach fällt und im Hof dumpf aufprallt. Ich höre das trockene, kratzende Geräusch, das die Kreide am Boden macht. Ich habe das Mädchen nicht gekannt, sie war eine Klasse über mir, und unsere Wege kreuzten sich nur zufällig. Vielleicht bin ich ihr manchmal auf der Treppe begegnet und habe ihr zugenickt. Es erschreckt mich, dass jemand so einen Plan in sich haben kann, während er dabei lacht und lebt und ganz gewöhnlich aussieht. Ich bedauerte, nie mit ihr gesprochen zu haben. Noch Wochen danach machte es mir angst, dass sie durch das gleiche Tor gegangen war, sich in denselben Zimmern aufgehalten, täglich dieselben Menschen gesehen, dieselbe Luft geatmet hatte und dann von einer Sekunde auf die andere einfach weg war. Niemand wusste, warum sie es getan hatte. Es gab dafür keinen ersichtlichen Grund. "Das ist wie eine Krankheit", hatte Zafir zu mir gesagt, "die einen haben sie und bringen sich eben um. Sie können gar nichts dagegen tun, es ist, wie wenn sie einem Gesetz folgten." Aber das glaube ich nicht. Es gibt kein Gesetz, dass man sterben muss, bevor man angefangen hat zu leben. "Geh weg!" habe ich im Traum gerufen, während ich auf sie hinunterstarrte, wie sie mit verrenkten Armen und Beinen im Hof lag. Aber im Traum hat sie sich umgedreht und gelacht. "Verschwinde endlich", rief ich, aber ihr Lachen stieg nur noch lauter zu mir hoch. Ich war oben und sie unten. Sie war tot und ich lebte; aber sie lachte. Ich hielt mir die Ohren zu. Ihr Lachen verfolgte mich. Noch während ich träumte, wollte ich aufwachen. Ich sah mich selbst von tief unten aufsteigen und mich hochziehen an einer endlos langen Leiter. Es war so anstrengend, dass ich, als ich endlich aufwachte, völlig verschwitzt war und der Stoff des Nachthemdes an meiner Brust klebte. Ich hatte einen trockenen Mund.
Hastig tastete ich nach dem Lichtschalter, wie aus Angst, es könnte für immer dunkel bleiben.
Langsam blättert die Nacht von den Bäumen, vor dem Fenster kann ich jetzt die Silhouette der Silberweide erkennen. Ich höre das Geschrei der Krähen. Sie versammeln sich in den Bäumen, hocken in den Baumkronen und verstecken sich. Irgendwo knackt eine Wasserleitung. Ata ist immer die erste, die aufsteht. Ihr Badezimmer befindet sich genau über meinem Zimmer. Meistens wache ich auf wegen diesen Wassergeräuschen. Sie beruhigen mich, es ist, als ob sich das Haus, nachdem es die Nacht hindurch tot gewesen war, wieder aufrichtet. Die Leitungen und Wasserrohre durchziehen das Haus wie Adern, die sich am Morgen wieder auffüllen. Ein Geräusch mündet in das andere, in den grossen morgendlichen Strom von Stimmen, Schritten, Wasserplätschern und sich öffnenden Türen. Bald werde ich selber, verbunden mit den anderen, ein Teil dieses Stromes sein, der durch das Haus zirkuliert. Nachdem ich geduscht habe, kommt Zafir ins Badezimmer. Er setzt sich auf den Badewannenrand und sieht mir dabei zu, wie ich vor dem Spiegel das Gesicht eincreme.
Erfragt mich, ob ich mit ihm im Auto zur Schule fahren will, obwohl er genau weiss, dass ich nein sagen werde. Er weiss, dass Sezen mich abholt. Aber es genügt ihm nicht, mich nach dem Unterricht nach Hause zu fahren. Am liebsten würde er mich überallhin begleiten. "Ich will nicht, dass du in dieser Stadt alleine herumläufst." Er übertreibt. Er sagt, die ganze Stadt sei voller Mörder, Verbrecher und Vergewaltiger. Wenn er in der Zeitung über irgendein Verbrechen liest, kommt er und zeigt es mir. "Siehst du?" sagt er dann vorwurfsvoll, dieZeitung wie einen Beweis in der Hand.
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Autoren-Porträt von Zoë Jenny
Zoë Jenny wurde 1974 in Basel geboren und ist dort sowie in Carona (Tessin) und Griechenland aufgewachsen. Sie veröffentlichte die Romane "Das Blütenstaubzimmer" (1997); "Der Ruf des Muschelhorns" (2000) und "Ein schnelles Leben" (2002), die in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden (u. a. beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis).Zoë Jenny lebt in Zürich.
Bibliographische Angaben
- Autor: Zoë Jenny
- 2017, 12. Aufl., 165 Seiten, Masse: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Aufbau TB
- ISBN-10: 3746620597
- ISBN-13: 9783746620596
- Erscheinungsdatum: 01.05.2004
Rezension zu „Ein schnelles Leben “
»Niemand schreibt beiläufig grosse Dramen wie Zoe Jenny.« Petra 20100209
Pressezitat
»Niemand schreibt beiläufig grosse Dramen wie Zoe Jenny.« Petra 20100209
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