Ein ganz einfacher Plan
Thriller
Hank und sein Bruder Jacob finden Geld. Viel Geld. Doch bald geraten sie in einen Strudel aus Manipulation, Betrug und Habgier.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ein ganz einfacher Plan “
Hank und sein Bruder Jacob finden Geld. Viel Geld. Doch bald geraten sie in einen Strudel aus Manipulation, Betrug und Habgier.
Klappentext zu „Ein ganz einfacher Plan “
Winter in Ohio. Wie jedes Jahr an Silvester treffen sich Hank und sein Bruder Jacob, um gemeinsam das Grab der Eltern zu besuchen. Auf dem Weg dorthin finden sie im tief verschneiten Wald ein abgestürztes Flugzeug. Der tote Pilot sitzt noch am Steuer und neben ihm steht eine Tasche mit Geld. Mit genau 4.4 Millionen Dollar. Hank schmiedet einen einfachen Plan: Sie werden das Geld erst einmal verstecken und nicht anrühren. Sollte die Polizei danach fahnden, wird er es verbrennen. Sollte es aber niemand vermissen, werden sie in genau einem Jahr damit abhauen und ein neues Leben beginnen. Doch aus diesem einfachen Plan entsteht ein tödlicher Mix aus Manipulation und Betrug, aus Misstrauen und Habgier.
Lese-Probe zu „Ein ganz einfacher Plan “
Ein ganz einfacher Plan von Scott SmithLESEPROBE
Eins Meine Eltern starben bei einem Autounfall im ersten Jahr nach meiner Hochzeit. An einem Samstagabend versuchten sie, eine Ausfahrt der Interstate 75 in falscher Richtung hinaufzufahren und stießen dabei frontal mit einem Viehtransporter zusammen. Mein Vater war sofort tot, die Motorhaube seines Wagens riss ihm den Kopf ab. Meine Mutter lebte erstaunlicherweise noch anderthalb Tage mit Hilfe der Apparate im Städtischen Krankenhaus Delphia, obwohl ihr Hals und ihr Rückgrat gebrochen waren und ihr Herz in den Brustkasten blutete.
Der Fahrer des Sattelschleppers kam mit ein paar Hautabschürfungen davon. Sein Truck allerdings hatte Feuer gefangen, und die an Bord befindlichen Rinder wurden gegrillt; nach dem Tod meiner Mutter klagte er deshalb auf Schadensersatz. Er gewann den Prozess, konnte aber keinen materiellen Nutzen daraus ziehen. Mein Vater hatte seine Farm total überschuldet und stand kurz vor dem Bankrott, als er starb.
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Die Lieblingstheorie meiner Frau Sarah war die, dass er Selbstmord begangen habe, getrieben von der quälenden Last seiner Schulden. Ich widersprach ihr damals, war allerdings selbst nicht ganz überzeugt. Im Rückblick schien es nämlich, als habe er gewisse Vorbereitungen getroffen. Eine Woche vor dem Unfall war er mit seinem Pick-up bei mir vorbeigekommen, die Ladefläche voll Möbel. Wissen Sie, Sarah und ich konnten nichts davon brauchen, aber er war sehr hartnäckig und drohte, alles auf den Müll zu fahren, wenn wir es nicht nahmen. Also half ich ihm, jedes Stück einzeln in den Keller zu tragen. Von uns aus fuhr er zur Wohnung meines Bruders Jacob und schenkte ihm den Pick-up.
Und dann war da noch sein Testament, dessen erste Klausel Jacob und mich verpflichtete, in Gegenwart des jeweils anderen zu schwören, das Grab unseres Vaters alljährlich an seinem Geburtstag zu besuchen. Danach ging es noch seitenlang weiter, es war ein seltsam detailliertes Dokument, das jedes einzelne Zimmer des alten Farmhauses abhandelte und über jeden Gegenstand mit Namen verfügte, egal wie unwichtig und nebensächlich er sein mochte – das Rasierzeug, ein Besen und eine alte Bibel für Jacob, ein kaputter Mixer, ein Paar Arbeitsstiefel und ein schwarzer Briefbeschwerer in Form einer Krähe für mich. Es war natürlich vollkommen witzlos, vergebliche Liebesmüh. Wir mussten alles von Wert verkaufen, um seine Schulden zu tilgen, und für die wertlosen Dinge hatten wir keine Verwendung. Wir mussten auch die Farm, das Haus unserer Kindheit, verkaufen. Ein Nachbar nahm sie uns ab. Er schluckte das Land wie eine große Amöbe, riss das Haus ab, füllte die Fundamente wieder mit Erde und pflanzte Sojabohnen darauf.
Mein Bruder und ich hatten uns nie nahegestanden, nicht mal als Kinder, und je älter wir wurden, desto größer wurde der Abstand. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatten wir außer unseren Eltern nicht mehr viel gemeinsam, und ihr plötzlicher Tod verminderte das damit verbundene Gewicht auch noch.
Jacob war drei Jahre älter als ich. Er hatte die Highschool nicht zu Ende gemacht und wohnte jetzt in einer kleinen Wohnung über der Eisenwarenhandlung in Ashenville, der Stadt, wo wir aufgewachsen waren. Ashenville war eine Straßenkreuzung mit gelben Blinklichtern im nördlichen Ohio, wo es am ländlichsten ist. Im Sommer arbeitete Jacob auf dem Bau, den Winter überlebte er mit Arbeitslosenhilfe.
Ich war aufs College gegangen, als Erster in der Familie, und hatte ein Betriebswirtschaftsexamen von der University of Toledo nach Hause gebracht. Ich hatte Sarah geheiratet, die mit mir zusammen studiert hatte, und war nach Delphia gezogen, dreißig Meilen östlich von Ashenville, direkt außerhalb von Toledo. Wir kauften ein unverhohlen spießiges Einfamilienhaus mit fünf Zimmern – dunkelgrüne Aluminiumverkleidungen für die Außenmauern und schwarze Rollläden, Doppelgarage, Kabelfernsehen, Mikrowellenofen und jeden Abend die Toledo Blade mit sanftem Plopp! vor der Haustür. An allen Wochentagen pendelte ich nach Ashenville rauf, wo ich in Raikley’s Futtermittelhandlung als Prokurist und Oberbuchhalter arbeitete.
Es gab keine Feindseligkeiten zwischen Jacob und mir, kein böses Blut, wir fühlten uns bloß in der Gegenwart des jeweils anderen nicht sonderlich wohl, hatten uns nicht viel zu sagen und machten keine großen Anstrengungen, das zu verbergen. Wenn ich nach der Arbeit auf die Straße trat, sah ich ihn mehr als einmal hastig in einen Hauseingang treten, damit er mir nicht über den Weg lief, und jedes Mal war ich weniger gekränkt als erleichtert.
Das einzige Band, das uns nach dem Tod meiner Eltern zusammenhielt, war unser Versprechen gegenüber unserem Vater. Jahr für Jahr an seinem Geburtstag begaben wir uns auf den Friedhof, wo wir schweigend, steif und verlegen neben dem Grab standen, und jeder darauf wartete, dass der andere zu verstehen gab, die angemessene Zeit sei verstrichen, wir könnten wieder gehen und in unsere getrennten Leben zurückkehren. Es war deprimierend, einen Nachmittag so zu verbringen, und wir hätten es wahrscheinlich schon nach dem ersten Mal aufgegeben, wenn wir nicht beide das Gefühl gehabt hätten, wir könnten irgendwie bestraft oder von jenseits des Grabes verflucht werden, wenn wir nicht zu unserem Wort standen.
Der Geburtstag unseres Vaters war der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres, und der Besuch an seinem Grab wurde rasch genauso zum Ritual wie die anderen Ereignisse während der Feiertage, eine letzte Hürde, die vor dem neuen Jahr überwunden werden musste. Es war die einzige wesentliche Gelegenheit der Kontaktaufnahme zwischen uns. Wir erkundigten uns nach den Veränderungen in unserem Leben, sprachen über unsere Eltern und unsere Kindheit, machten vage Versprechungen, uns häufiger zu sehen, und verließen den Friedhof im Bewusstsein, eine eher unangenehme Pflicht relativ schmerzlos hinter uns gebracht zu haben.
So ging das sieben Jahre.
Im achten Jahr, am 31. Dezember 1987, holte Jacob mich bei mir zu Hause ab. Er kam gegen halb vier, eine halbe Stunde zu spät, mit seinem Hund und seinem Freund Lou im Pick-up. Sie waren zusammen beim Eisfischen gewesen, ihrer Hauptbeschäftigung im Winter, und ehe wir zum Friedhof fahren konnten, mussten wir Lou noch zu Hause absetzen, ganz am anderen Ende von Ashenville.
Ich hatte Lou nie gemocht, und ich glaube nicht, dass er mich je gemocht hat. Er nannte mich Mr. Accountant, so als müsste ich mich meines Berufes, seiner Gewöhnlichkeit und seiner Stabilität schämen. Er schüchterte mich irgendwie ein, obwohl ich nie recht wusste, warum eigentlich. Es war keine physische Drohung. Er war klein, Mitte vierzig, und begann Speck anzusetzen.
© Fischer Taschenbuch Verlag
Übersetzung: Lutz-Werner Wolff
Und dann war da noch sein Testament, dessen erste Klausel Jacob und mich verpflichtete, in Gegenwart des jeweils anderen zu schwören, das Grab unseres Vaters alljährlich an seinem Geburtstag zu besuchen. Danach ging es noch seitenlang weiter, es war ein seltsam detailliertes Dokument, das jedes einzelne Zimmer des alten Farmhauses abhandelte und über jeden Gegenstand mit Namen verfügte, egal wie unwichtig und nebensächlich er sein mochte – das Rasierzeug, ein Besen und eine alte Bibel für Jacob, ein kaputter Mixer, ein Paar Arbeitsstiefel und ein schwarzer Briefbeschwerer in Form einer Krähe für mich. Es war natürlich vollkommen witzlos, vergebliche Liebesmüh. Wir mussten alles von Wert verkaufen, um seine Schulden zu tilgen, und für die wertlosen Dinge hatten wir keine Verwendung. Wir mussten auch die Farm, das Haus unserer Kindheit, verkaufen. Ein Nachbar nahm sie uns ab. Er schluckte das Land wie eine große Amöbe, riss das Haus ab, füllte die Fundamente wieder mit Erde und pflanzte Sojabohnen darauf.
Mein Bruder und ich hatten uns nie nahegestanden, nicht mal als Kinder, und je älter wir wurden, desto größer wurde der Abstand. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatten wir außer unseren Eltern nicht mehr viel gemeinsam, und ihr plötzlicher Tod verminderte das damit verbundene Gewicht auch noch.
Jacob war drei Jahre älter als ich. Er hatte die Highschool nicht zu Ende gemacht und wohnte jetzt in einer kleinen Wohnung über der Eisenwarenhandlung in Ashenville, der Stadt, wo wir aufgewachsen waren. Ashenville war eine Straßenkreuzung mit gelben Blinklichtern im nördlichen Ohio, wo es am ländlichsten ist. Im Sommer arbeitete Jacob auf dem Bau, den Winter überlebte er mit Arbeitslosenhilfe.
Ich war aufs College gegangen, als Erster in der Familie, und hatte ein Betriebswirtschaftsexamen von der University of Toledo nach Hause gebracht. Ich hatte Sarah geheiratet, die mit mir zusammen studiert hatte, und war nach Delphia gezogen, dreißig Meilen östlich von Ashenville, direkt außerhalb von Toledo. Wir kauften ein unverhohlen spießiges Einfamilienhaus mit fünf Zimmern – dunkelgrüne Aluminiumverkleidungen für die Außenmauern und schwarze Rollläden, Doppelgarage, Kabelfernsehen, Mikrowellenofen und jeden Abend die Toledo Blade mit sanftem Plopp! vor der Haustür. An allen Wochentagen pendelte ich nach Ashenville rauf, wo ich in Raikley’s Futtermittelhandlung als Prokurist und Oberbuchhalter arbeitete.
Es gab keine Feindseligkeiten zwischen Jacob und mir, kein böses Blut, wir fühlten uns bloß in der Gegenwart des jeweils anderen nicht sonderlich wohl, hatten uns nicht viel zu sagen und machten keine großen Anstrengungen, das zu verbergen. Wenn ich nach der Arbeit auf die Straße trat, sah ich ihn mehr als einmal hastig in einen Hauseingang treten, damit er mir nicht über den Weg lief, und jedes Mal war ich weniger gekränkt als erleichtert.
Das einzige Band, das uns nach dem Tod meiner Eltern zusammenhielt, war unser Versprechen gegenüber unserem Vater. Jahr für Jahr an seinem Geburtstag begaben wir uns auf den Friedhof, wo wir schweigend, steif und verlegen neben dem Grab standen, und jeder darauf wartete, dass der andere zu verstehen gab, die angemessene Zeit sei verstrichen, wir könnten wieder gehen und in unsere getrennten Leben zurückkehren. Es war deprimierend, einen Nachmittag so zu verbringen, und wir hätten es wahrscheinlich schon nach dem ersten Mal aufgegeben, wenn wir nicht beide das Gefühl gehabt hätten, wir könnten irgendwie bestraft oder von jenseits des Grabes verflucht werden, wenn wir nicht zu unserem Wort standen.
Der Geburtstag unseres Vaters war der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres, und der Besuch an seinem Grab wurde rasch genauso zum Ritual wie die anderen Ereignisse während der Feiertage, eine letzte Hürde, die vor dem neuen Jahr überwunden werden musste. Es war die einzige wesentliche Gelegenheit der Kontaktaufnahme zwischen uns. Wir erkundigten uns nach den Veränderungen in unserem Leben, sprachen über unsere Eltern und unsere Kindheit, machten vage Versprechungen, uns häufiger zu sehen, und verließen den Friedhof im Bewusstsein, eine eher unangenehme Pflicht relativ schmerzlos hinter uns gebracht zu haben.
So ging das sieben Jahre.
Im achten Jahr, am 31. Dezember 1987, holte Jacob mich bei mir zu Hause ab. Er kam gegen halb vier, eine halbe Stunde zu spät, mit seinem Hund und seinem Freund Lou im Pick-up. Sie waren zusammen beim Eisfischen gewesen, ihrer Hauptbeschäftigung im Winter, und ehe wir zum Friedhof fahren konnten, mussten wir Lou noch zu Hause absetzen, ganz am anderen Ende von Ashenville.
Ich hatte Lou nie gemocht, und ich glaube nicht, dass er mich je gemocht hat. Er nannte mich Mr. Accountant, so als müsste ich mich meines Berufes, seiner Gewöhnlichkeit und seiner Stabilität schämen. Er schüchterte mich irgendwie ein, obwohl ich nie recht wusste, warum eigentlich. Es war keine physische Drohung. Er war klein, Mitte vierzig, und begann Speck anzusetzen.
© Fischer Taschenbuch Verlag
Übersetzung: Lutz-Werner Wolff
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Autoren-Porträt von Scott Smith
Scott Smith wurde 1965 in New Jersey geboren und studierte am Dartmouth College und an der Columbia University. Er ist Drehbuchautor und freier Schriftsteller. Der Autor lebt in New York City.
Bibliographische Angaben
- Autor: Scott Smith
- 2008, 480 Seiten, Masse: 12,3 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Wolff, Lutz-Werner
- Übersetzer: Lutz-W. Wolff
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596176174
- ISBN-13: 9783596176175
- Erscheinungsdatum: 01.09.2008
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