Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2
Kriminalroman
Mysteriöse Todesfälle im exotischen Laos führen Dr. Siri diesmal in die alte Königsstadt Luang Prabang
Etwas Wildes und Böses macht die Hauptstadt von Laos unsicher. Es scheint, als würde ein entlaufener Bär hilf lose...
Etwas Wildes und Böses macht die Hauptstadt von Laos unsicher. Es scheint, als würde ein entlaufener Bär hilf lose...
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Produktinformationen zu „Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2 “
Mysteriöse Todesfälle im exotischen Laos führen Dr. Siri diesmal in die alte Königsstadt Luang Prabang
Etwas Wildes und Böses macht die Hauptstadt von Laos unsicher. Es scheint, als würde ein entlaufener Bär hilf lose Frauen angreifen und töten. Dr. Siri, der einzige Leichenbeschauer von Laos, hat es aber noch mit einem weiteren Fall zu tun: Auch zwei Tote auf einem Fahrrad geben ihm Rätsel auf. Mit Unterstützung seiner Helfer, der Krankenschwester Dtui und ihres Kollegen Herrn Geung, geht Siri den Todesfällen auf gewohnt unorthodoxe Weise nach. Dabei bekommt er es mit einer seltsamen Holztruhe, einem toten Elefanten und einem geheimnisvollen Gärtner zu tun ...
Gewitzt, weise, eigenwillig. Dr. Siri ist ein ganz neuer Charakter im Krimi-Genre.
Etwas Wildes und Böses macht die Hauptstadt von Laos unsicher. Es scheint, als würde ein entlaufener Bär hilf lose Frauen angreifen und töten. Dr. Siri, der einzige Leichenbeschauer von Laos, hat es aber noch mit einem weiteren Fall zu tun: Auch zwei Tote auf einem Fahrrad geben ihm Rätsel auf. Mit Unterstützung seiner Helfer, der Krankenschwester Dtui und ihres Kollegen Herrn Geung, geht Siri den Todesfällen auf gewohnt unorthodoxe Weise nach. Dabei bekommt er es mit einer seltsamen Holztruhe, einem toten Elefanten und einem geheimnisvollen Gärtner zu tun ...
Gewitzt, weise, eigenwillig. Dr. Siri ist ein ganz neuer Charakter im Krimi-Genre.
Klappentext zu „Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2 “
Mysteriöse Todesfälle im exotischen Laos führen Dr. Siri diesmal in die alte Königsstadt Luang PrabangEtwas Wildes und Böses macht die Hauptstadt von Laos unsicher. Es scheint, als würde ein entlaufener Bär hilf lose Frauen angreifen und töten. Dr. Siri, der einzige Leichenbeschauer von Laos, hat es aber noch mit einem weiteren Fall zu tun: Auch zwei Tote auf einem Fahrrad geben ihm Rätsel auf. Mit Unterstützung seiner Helfer, der Krankenschwester Dtui und ihres Kollegen Herrn Geung, geht Siri den Todesfällen auf gewohnt unorthodoxe Weise nach. Dabei bekommt er es mit einer seltsamen Holztruhe, einem toten Elefanten und einem geheimnisvollen Gärtner zu tun ...
Gewitzt, weise, eigenwillig. Dr. Siri ist ein ganz neuer Charakter im Krimi-Genre.
Lese-Probe zu „Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2 “
Dr. Siri sieht Gespenster von Colin CotterillAus dem Englischen von Thomas Mohr
DEMOKRATISCHE VOLKSREPUBLIK LAOS,
MÄRZ 1977
Das Hammer-und-Sichel-Neon über dem Nachtclub des
Lane Xang Hotels summte und sprang flackernd an. Jenseits
des Mekong war die Sonne blassrot und bleischwer in
Thailand versunken, und die Hotelkellnerinnen entzündeten
die kleinen Laternen, die den schlichten himmelblauen
Saal in eine geheimnisvolle Höhle verwandelten.
Binnen Stundenfrist würde eine große vietnamesische
De legation hier das Unterhaltungsprogramm des Politbüros
der Laotischen Revolutionären Volkspartei über sich
ergehen lassen müssen. Die Abgesandten würden arme,
pelzbemützte Bauernjungen zu sehen bekommen, die tollpatschig
russische Kosakentänze zur Aufführung brachten.
Sie würden mittels langer Strohhalme halbvergorenen Reiswhisky
aus riesigen Bottichen schlürfen, bis sie kaum noch
stehen konnten. Und schließlich würden sie zu peinlichen
Tanzeinlagen mit stämmigen jungen Damen genötigt werden,
die nicht nur knöchellange Röcke, sondern auch fingerdickes
Make-up trugen.
Falls sie diese Lustbarkeiten wohlbehalten überstanden
hatten, durften sie sich zur Ruhe betten. Tags darauf dann
würden sie, mit mächtigem Brummschädel, ihren Namen
unter Dokumente setzen, die den Grundstein für den neuen
laotisch-vietnamesischen Freundschaftsvertrag legten, und
sich hernach an kaum etwas erinnern.
Aber noch war es nicht so weit. Die unterbesetzte Nachtschicht
des Hotels hatte die unterbesetzte Tagschicht abgelöst.
Die schwitzende Empfangschefin bügelte in dem
verglasten Kabuff hinter der Rezeption ein Hemd. Das Zimmermädchen
brachte einem kranken Gast im dritten Stock eine Schüssel Reisbrei.
... mehr
Hinter dem Haus verschloss ein alter Wachmann in einer
Jacke, die so groß war, dass sie ihm bis zu den Knien reichte,
das Tor zur Setthathirat Road. Nachts hielt das Tor streunende
Hunde und den einen oder anderen Touristen fern,
der im Garten vor den glühend heißen Nächten Schutz
und Zuflucht suchte. Die zweieinhalb Meter hohe Mauer,
die das Anwesen umgab, ließ es bedeutender erscheinen, als
es tatsächlich war.
Im schmuddeligen Swimmingpool trieb Laub. Blumen
standen säuberlich in Reih und Glied in den Rabatten; sie
bekamen mehr Wasser als die Leute draußen an der Straße.
Und dann waren da noch die Käfige. Sie waren aus massivem
Beton und so niedrig, dass ein Erwachsener sich bücken
musste, um hineinzusehen. Zwei von ihnen standen
leer. Sie beherbergten nur mehr die Geister der Tiere, die
einst hier eingesessen hatten: ein Affe, gefolgt von einem
Hirschen, ein wilder Hund, beerbt von einem Pfau.
Doch im harschen Schatten des dritten Käfigs schnaufte
etwas. Es bewegte sich nur selten, und wenn, dann höchstens,
um sich träge die trockene Haut zu kratzen. Der namenlose
Kragenbär wurde wie die Bougainvilleen mit dem
Gartenschlauch abgespritzt und bekam von Zeit zu Zeit
ein paar Küchenabfälle hingeworfen. Sein Fell war glanzlos
und fleckig, wie der Teppich in einem viel begangenen Flur.
Allein Buddha wusste, wie das Tier in seinem winzigen Gefängnis
so lange hatte überleben können; doch Buddha
stand in der sozialistischen Republik seit fünfzehn Monaten
in Acht und Bann.
Am frühen Abend und am Wochenende drängten sich
die Leute vor dem Käfig und glotzten. Der Bär glotzte zurück,
obwohl seine glasigen, blutunterlaufenen Augen die
schadenfrohen Gesichter schon lange nicht mehr richtig erkennen
konnten. Kinder lachten und zeigten mit dem Finger.
Heldenhafte Väter stießen Stöcke durch die Stäbe, aber
das schien den Kragenbär nicht im Mindesten zu stören.
Am nächsten Tag gab man natürlich dem alten Wachmann
die Schuld. »Zu viel Reiswhisky«, hieß es. »Schlamperei.«
Der Wachmann stritt selbstredend alles ab. Er schwor Stein
und Bein, die Käfigtür wieder verschlossen zu haben. Er
habe die Reste des Festessens zu Ehren der Vietnamesen
in die Futterschüssel des Tieres geworfen und den Käfig
dann verriegelt. Da sei er sich hundertprozentig sicher. Als
er gegen vier Uhr seine Runde gemacht habe, sei das Tier
jedenfalls noch da gewesen. Er habe nicht die leiseste Ahnung,
wie es habe entwischen können und wohin es verschwunden
sei. Trotzdem wurde er gefeuert.
Nach einer überstürzten Durchsuchung des Geländes
und der Gebäude erklärte der Geschäftsführer seinen Angestellten,
das Hotel sei sicher und die Sache nunmehr Angelegenheit
der Polizei. Im Übrigen halte er es für das Beste,
den Gästen die geglückte Flucht des Bären zu verheimlichen.
Für ihn war der Fall damit erledigt.
Für Vientiane hingegen fing er gerade erst an.
TRAUTES HEIM, GLÜCK ALLEIN?
Der neue Vorort schmorte in der Sonne. Genosse Civilai
entstieg seiner aufgeheizten schwarzen Limousine und
trat, ohne die Türen zu verriegeln, vor das Betonmausoleum,
das man Dr. Siri als neue Bleibe zugewiesen hatte.
Tor und Haustür standen offen, sodass er bis in den kleinen
Garten sehen konnte. Kein Mobiliar verstellte ihm den Blick.
Er schleuderte seine Sonntagssandalen von den Füßen
und betrat das Wohnzimmer. Es schien, als hätten Maler
und Bauarbeiter es eben erst verlassen. Die Wände erstrahlten
in demselben jungfräulichen Hellblau wie der Flughafen
Wattay. Sie waren gänzlich unbefleckt, nirgends hingen Bilder,
Plakate oder Fotos von Helden der Revolution. Keine
Stuckenten flogen in Formation. Keine Uhr tickte. Hätte er
nicht gewusst, dass Siri seit einem Monat hier lebte, hätte er
das Haus für unbewohnt gehalten.
Auf seinem Weg durch den Flur kam er an einem kleinen
Zimmer vorbei, wo achtlos aufgetürmte Kleider ihm verrieten,
dass er im Begriff war, sich einer primitiven Lebensform
zu nähern. Im Garten wurde er fündig. Dr. Siri Paiboun,
staatlicher Leichenbeschauer wider Willen, verwirrter
Seher und enttäuschter Kommunist in Personalunion,
schaukelte sanft in einer zwischen zwei Jackfruitbäumchen
aufgespannten Hängematte. Unter der Last eines gewichtigeren
Menschen wären die zarten Gewächse zweifellos zusammengebrochen.
In Siris Schatten lag Saloop, seines Zeichens Lebensretter
und Straßenköter außer Dienst, und sabberte gemächlich
auf die heiße Erde. Er klappte ein Auge auf, befand
Civilai für zu alt und zu kahl, um eine Bedrohung darzustellen,
und träumte weiter.
Noch vor vier Wochen war der Garten eine Schutthalde
gewesen. Jetzt war er ein Dschungel. Siri hatte alles darangesetzt,
die Umgebung wiederherzustellen, in der er die
letzten vierzig seiner zweiundsiebzig Lebensjahre verbracht
hatte. An den vergangenen vier Wochenenden war er mit
seinen lieben Kollegen aus der Pathologie durch die Außenbezirke
gezogen und hatte dort nach Herzenslust geplündert.
Sie hatten eine Unmenge von Bäumen und Sträuchern
in diesen bescheidenen Sandkasten verschleppt - der
Dank der Partei für Siris Dienste.
»Ich störe hoffentlich nicht«, sagte Civilai, der selbstverständlich
genau wusste, dass er störte. Siri schlug langsam
seine schaurig grünen Augen auf und sah, dass sein Freund
sich über ihn beugte.
»Ah, Boy. Stell er den eisgekühlten Limettensaft dort auf
den Tisch, und dann verkrümele er sich spornstreichs in
sein Dienstbotengemach.«
Civilai war zwei Tage älter als der Doktor. Die Freunde
hatten im Jahr des Hasen das Licht der Welt erblickt und
verfügten über die entsprechenden Eigenschaften, Fleiß
und Arglist. Nur mit ihren fleischlichen Gelüsten war es
nicht weit her: Beide hatten ihre erste Liebe geheiratet und
waren ihr ein Leben lang treu geblieben.Womit sie zu einer
in Laos eher seltenen Rammlerspezies gehörten.
»So also verbringt die bourgeoise Ärzteschaft den Sonntag?
Müsstest du nicht eigentlich Gräben für die Republik
ausheben?« Er sank auf die Holzpritsche auf der kleinen Veranda
und lehnte sich zurück.
»Ich bin ein gebrechlicher alter Mann, Bruder. Ein Tag
körperlicher Arbeit könnte mich direktemang ins Grab befördern.
Wie es aussieht, habe ich vermutlich ohnehin keine
vier Wochen mehr zu leben. Darum sollten deine Genossen
aus dem Politbüro sich schleunigst nach einem Pathologen
umsehen, der meinen Posten übernehmen kann.«
Dr. Siri war alles andere als gebrechlich. Es sollte Jahre
dauern, bis das Schicksal ihn in Schussweite der schwarzen
Bogenschützen des Todes führen würde. Noch flitzte der
ebenso gedrungene wie robuste Greis wie eine vorwitzige
Was serratte durch die Gegend. Selbst jüngere Männer hatten
bisweilen Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Sein Verstand war seit einiger Zeit sogar noch schärfer als
zuvor. Er war immer schon ein kluger Kopf gewesen; in den
vergangenen fünf Monaten jedoch hatte er sich die Sorte
Wissen angeeignet, die nicht an Universitäten unterrich tet
wird. Aus ihm schleierhaften Gründen war er als laotischer
Honorarkonsul ins Geisterreich entsandt worden.
Diese neue Stellung vertrug sich wider Erwarten prächtig
mit seiner Tätigkeit als erster und einziger Leichenbeschauer
der Demokratischen Volksrepulik Laos. Zwar war
es ihm bislang nicht gelungen, die Besuche aus der Geisterwelt
zu steuern oder den Verstorbenen gezielte Fragen zu
stellen, dennoch bescherten sie ihm regelmäßig wertvolle
Hinweise. Was ihm an Erfahrung fehlte (er bekleidete das
Amt des Leichenbeschauers erst seit einem knappen Jahr),
machte er durch seine Zwiegespräche mit den Toten oftmals
mehr als wett. Sein dreidimensionaler Geist hatte eine
vierte Dimension hinzugewonnen.
»Wie sollten wir je einen Ersatz für dich finden, kleiner
Bruder? Du bist eine lebende Legende«, erwiderte Civilai.
»Eine Legende?« Siri setzte sich vorsichtig in der Hängematte
auf. »Sind Legenden nicht in aller Regel furchtbar
geschwätzig und nehmen es mit der Wahrheit nicht sonderlich genau?«
»Du hast's erfasst.«
»Heiß heute, was?«
»Verdammt heiß.«
Dieses alte Lied pfiffen in der heißen Jahreszeit sämtliche
Hauptstadtspatzen von den Dächern. Da es in den letzten
Monaten besonders heiß gewesen war, hörte man es dieser
Tage noch häufiger als sonst.
Jetzt erst bemerkte Siri den Stoffbeutel auf Civilais
Schoß. »Hast du mir was mitgebracht?«
»Nichts, was dich interessieren könnte.«
»Das musst du schon mir überlassen.«
»Die Sowjets machen uns den Hof. Sie wollen hier eine
Satellitenschüssel errichten, um die Yankees zu bespitzeln.
Solange wir uns zieren, versuchen sie, uns mit solchen Liebesgaben
zu ködern.« Er schnürte den Beutel auf und förderte eine Flasche zutage.
»Wodka?«
»Moskovskaya; der beste, den es gibt. Aber du hast doch
sicher keinen Durst.«
Kaum hatte Civilai das Wort Durst über die Lippen gebracht,
war Siri auch schon aus der Hängematte gesprungen
und kramte in der Küche nach einem zweiten Glas.
Der Vormittag ging nahtlos in den Nachmittag über.
»Ich verstehe nicht, wie die Russen dieses Seug zaufen
kön nen,« lallte Civilai und ließ den ganzen Satz zu einem
einzigen langen Wort zusammenschnurren.
»Ich auch nicht. Kein Wunder, dass die Frauen mehr
Haare haben als die Frauen.«
»Männer.«
»Wo?«
Damit hatte das Gespräch seinen Tiefpunkt erreicht.
Der klägliche Rest am Boden der Flasche reichte gerade
für zwei letzte Gläser. Die Freunde saßen nebeneinander
auf der langen, unbequemen Holzpritsche. Obwohl sich
der Garten nicht bewegte, schwankten sie wie zwei Schiffbrüchige
in einem Rettungsboot. Civilai hob den Blick und
betrachtete das zusammengerollte Moskitonetz, das über ihrem Kopf befestigt war.
»Schläfst du hier draußen, kleiner Bruder?«
Siri schüttelte den Kopf. »Ja.«
»Und wozu brauchst du dann ein Haus?«
»Meine Rede. Genau diese Frage habe ich auch Richter
Haeng gestellt. Aber er wollte mir den Garten partout nicht
ohne das Haus überlassen. Er sagte« - Siri imitierte den
schrillen, weinerlichen Singsang seines jungen Vorgesetzten
-, »›Wir sind ranghohe Parteimitglieder, Genosse Siri.
Als solche müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen. Auf
Bäumen zu schlafen sollte ausschließlich Primaten vorbehalten
bleiben.‹ Dass er weiß, was ein Primat ist, hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
»Was hast du gegen Häuser?«
»Ich habe nicht das Geringste gegen Häuser. Aber das
hier ist doch kein Haus. Ein Haus ist eine luftige Holzkonstruktion auf Felgen ...«
»Pfählen.«
»Sag ich doch. Auf Felgen, das knarrt, wenn man herumläuft.
Das bei Wind schwankt und bei Regen undicht wird.
Aber das? Das ist ein Sarkahoph ... ein ... ein Saroph ... Sarpho ... Sarkophag.«
»Ich hätte es nicht schöner sagen können.«
»Warum ist die Regierung eigentlich so sehr auf Beton fixiert?«
»Haltbarkeit. Dieses Haus wird auch in tausend Jahren
noch stehen, wenn deine Holzhäuser schon zehnmal zusammengebrochen
sind. Denk an die drei kleinen Schweinchen.«
»Ganz recht. Es ist ein Schweinestall.«
»Unsinn.«
»Dann ist es ein Grab. Ich komme mir vor wie lebendig
begraben. Es hat etwas zutiefst Morbides.«
»Und das sagst ausgerechnet du?«
»Ich bin Leichenbeschauer. Keine Leiche.«
Civilai lehnte sich lachend zurück. »Was machen eigentlich deine Geisterfreunde?«
Siri sah ihn prüfend an, aber Civilai schien sich über Siris
Verbindungen zur Geisterwelt ausnahmsweise einmal nicht lustig zu machen.
»Seit den untergetauchten Vietnamesen im November
herrscht im wesentlichen Funkstille. Andererseits hatten wir
seitdem auch keinen Mordfall mehr.«
»Sie melden sich also nur, wenn Not am Mann ist?«
»Nein. Sie sind ständig in unserer Nähe. Sie treten zwar
hin und wieder in Erscheinung, verhalten sich aber in aller
Regel ruhig. Spät« - er hickste -, »pardon, spätabends sitzt
manchmal eine alte Frau in meinem Büro. Sie hockt einfach
da. Ich warte immer darauf, dass sie etwas tut, mir ihre Tit-
ten zeigt oder dergleichen, aber sie sitzt bloß da, kaut Betelnüsse
und starrt mich an.«
»Weißt du was, Siri? Manchmal bist du mir richtig unheimlich.«
Civilai beugte sich vor und goss den Rest des
sowjetischen Bestechungsgeschenks in ihre angeschlagenen
Gläser. »Wir sollten das vertilgen, bevor es sich durch den Flaschenboden frisst.«
»Ein Prosit auf die illustre Union der sowialistischen Republizisten.«
»Ich glaube, du hast endgültig genug.«
Sie leerten ihre Kelche bis zur Neige, und Siri stand schwankend auf.
»Gott sei Dank, das wäre geschafft. Darauf einen Kaffee.«
Der Nachmittag ging nahtlos in den Abend über.
Der Schatten des Instant-Dschungels hatte sich über die
beiden wodkaseligen Patrioten gesenkt und erklomm nun
die Betonwand hinter ihnen. Der dickflüssige Kaffee riss
sie aus ihrem sonntäglichen Dschumm. Civilai unternahm
einen letzten Versuch, seinem Freund das neue Domizil schmackhaft zu machen.
»Ich finde es hier eigentlich ganz nett.«
»Dann ziehe ich zu deiner Frau, und du bekommst das Haus.«
»Ein verlockendes Angebot.«
»Es sollte eine Belohnung sein, stattdessen ist es eine Strafe,
älterer Bruder. Auf der einen Seite wohnt Fräulein Vong, die
ihre Nase grundsätzlich in alles steckt, was sie nichts angeht,
und auf der anderen ein korrupter Provinzfunktionär aus Oudomxai.«
»Warum schreist du nicht noch ein bisschen lauter?«
Siri ignorierte ihn. »Aus dem verfluchten Lautsprecher
an der nächsten Straßenecke plärren ab fünf Uhr in der
Frühe ununterbrochen Hetzreden gegen die nichtkommunistische
Welt. Ich könnte unglücklicher nicht sein.«
»Dir fehlt einfach eine brave Frau, die das Haus ein wenig
wohnlicher gestaltet. Du hast wohl nicht zufällig ...«
»Bäh.«
»Ich habe mich lediglich gefragt, ob du dich ...«
»Bäh.«
»... vielleicht bei ihr gemeldet hast.«
»Nein. Und das habe ich auch nicht vor. Im Übrigen bitte
ich von weiteren Fragen abzusehen.«
»Ich finde das albern.«
Siri schmollte ein Weilchen vor sich hin. Seit Bouas Tod
hatte es nur eine Frau, ein Rendezvous gegeben. Ein desaströses
Rendezvous. Siri wusste, dass er Lah würde lieben können.
Seine Gefühle wurden erwidert. Seit er in der Maho sot-
Klinik arbeitete, hielt Tante Lah auf ihrem Karren gegenüber
dem Krankenhaus jeden Tag ein eigens zubereitetes Baguette-
Sandwich für ihn bereit. Sie scherzten, sie flirteten,
und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn mochte.
Seit Boua, seine große Liebe, seine längst verstorbene
Frau, ihm postum ihren Segen erteilt hatte, stürzte er sich
wie ein Teenager in dieses neue Abenteuer. Als er Lah am
Abend jenes verhängnisvollen Rendezvous dort stehen sah,
prächtig herausgeputzt wie eine Likay-Königin, hatten ihn
die Schmetterlinge in seinem Bauch beinahe aus dem Sattel
seines Motorrades gehoben.
Sie kam in ungewohnten Stöckelschuhen auf ihn zugetrippelt
und küsste ihn auf die Wange.Als ihre Lippen seine
Haut streiften, regten sich Körperteile, die seit vielen Jahren
im Winterschlaf gelegen hatten. Ein vielversprechender
Auftakt. Er stand auf einem hohen Berg mit grandiosem
Ausblick auf einen traumhaft schönen Lebensabend.
Er wollte sich eben kopfüber hinunterstürzen, als sie ihm
das Geschenk überreichte. Es war hübsch verpackt, vermutlich
kostspielig und schwer. Sie sagte, sie habe es auf
dem Morgenmarkt entdeckt. Sie sagte, es habe zu ihr gesprochen.
Sie meinte, es werde seiner Pechsträhne ein Ende
setzen. Er öffnete die Schachtel, und seine Welt stürzte ein
wie eine schlampig konstruierte Tempelstupa.
In dem kleinen Pappsarg lag ein von zahllosen hoffnungsfrohen
Fingern abgegriffenes schwarzes Amulett. Es hing
an einem ausgefransten Lederriemen. Siri kannte es nur zu gut.
Lah lächelte, in der Hoffnung, dass ihr schneidiger Galan
ihr Lächeln erwidern würde. Stattdessen machte er ein furchterregendes
Gesicht. Seine struppigen weißen Brauen trafen
sich inmitten seiner tief zerfurchten Stirn. Er schüttelte langsam
den Kopf und fragte: »Wie konnten Sie das tun?«
»Wa-?«
Das Amulett in seiner linken Hand umklammernd, war
Siri ohne ein weiteres Wort auf seinem Motorrad davongerast.
Sie sah ihm nach, und ihre kirschroten Lippen bebten.
Sie hatte natürlich keine Ahnung, was sie getan hatte. Sie
hatte ihm eine Gefälligkeit erweisen, ihm zum Zeichen ihrer
Zuneigung ein kleines Geschenk machen wollen. Das war
ihr nun zum Verhängnis geworden. Sie hatte ihn nie wiedergesehen
und wusste bis heute nicht, warum.
Siri war zur tiefsten Stelle des Mekong gefahren und hatte
das Amulett weit ins schmutzigbraune Wasser hinausgeschleudert.
In seinem Leben gab es keine Zufälle mehr. So
viel stand fest. Alles war vorherbestimmt, auf einem heili-
gen Pergament vermerkt. Böse Geister verfolgten ihn. Voriges
Jahr, bei einem Exorzismus in Khammouan, hatte man
ihm genau dieses Amulett gegeben: ein antiker schwarzer
Stein zum Schutz gegen die bösen Waldgeister, die Phibob.
Doch das war ein Trick gewesen. In Wahrheit war der Stein
so etwas wie ein Schlüssel, der das Tor zwischen ihrer und
seiner Welt eröffnete. Er konnte von Glück sagen, dass er
ihre Attacke heil überstanden hatte. Nun wollten sie sich
an ihm rächen. Lah war auserwählt worden, um ihm diese
unheilvolle Botschaft zu überbringen, und deshalb war sie
eine Gefahr für ihn. Da lag es auf der Hand, dass für sie in
seinem Leben kein Platz war. Egal wie stark er sich zu ihr
hingezogen fühlte, es war unmöglich.
Civilai hielt das Ganze naturgemäß für einen großen
Haufen Büffeldung. Er meinte, wenn sich jenseits der siebzig
schon einmal die Gelegenheit zu einem Schäferstündchen
biete, dürfe man derlei Zufälle nicht überbewerten.
»In unserem Alter bekommt man so eine Chance schließlich
nicht alle Tage, kleiner Bruder.«
»Das war kein Zufall. Ich habe die Phibob zum Teufel gejagt
und so die Soldaten gerettet, die deren Bäume abholzen
wollten. Das hat den Geistern gar nicht geschmeckt. Aber
ich schwöre dir, die Hmong hatten den Stein vernichtet.«
»Hast du das mit eigenen Augen gesehen?«
»Jein. Nicht direkt mit eigenen Augen. Aber ich habe den
Staub gesehen, bevor sie ihn im Wald verstreut haben.«
»Dann kannst du auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er
von fraglichem Stein stammte. Rätsel Nummer eins gelöst.«
»Und wie ist er dann hierher, nach Vientiane gekommen?
Wie ist er auf den Markt gelangt? Und warum hat ihn unter
Tausenden von Menschen ausgerechnet Lah gekauft?«
»Ich bin ein erfahrener Staatsmann, dem das logische
Denken durchaus nicht fremd ist. Die meisten Nüsse, die
einem der Regierungsalltag in einem kleinen südostasiatischen
Land so beschert, bekomme ich mühelos geknackt.
Aber für heute ist meine Rätselquote erfüllt«, sagte Civilai.
»Und nun lass mich ziehen. Ich muss heim zu meiner lieben
Frau.Weißt du noch, wo mein Wagen steht?«
»Willst du dich in deinem Zustand etwa noch ans Steuer setzen?«
»Ei gewiss doch.Wen sollte ich auch überfahren?«
Siri nickte und eskortierte ihn zur Tür. Civilai hatte recht.
An einem Sonntagnachmittag im März schien es, als befände
sich Vientiane in den Klauen einer todbringenden
Seuche. Zwar mochte der eine oder andere Motorradfahrer
der nachmittäglichen Hitze trotzen, mochte hier und da
ein Hund auf dem Asphalt liegen und sich die Flöhe aus
dem Pelz brennen lassen. Aber die meisten Leute waren zu
Hause und warteten darauf, dass die Sonne unterging.
Später, in der Dämmerung, hüpften die jungen Mädchen
paarweise auf ihre Fahrräder und fuhren die Fangoum
Road entlang, aalten sich in der schwachen Brise, die
vom Fluss heraufwehte und boten sich den Knaben dar, die
ebenfalls paarweise in die andere Richtung radelten. Noch
lange nach Einbruch der Nacht wischten sie sich mit den
rosa Taschentüchern ihrer Mütter die schweißnasse Stirn.
Ende einer Durchfallkranken
Die alte Tante See wohnte in einem Schuppen hinter einer
baufälligen, weiß getünchten Villa aus der französischen
Kolonialzeit, die jetzt fünf Familien beherbergte. Ihren mageren
Lebensunterhalt verdiente sie sich mit den überreifen
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Published in agreement with the author,
c/o Baror International Inc.,Armonk, New York, U.S.A.
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagillustration: Copyright © The Artworks / Lucy Davey
Redaktion: Martina Klüver
AB • Herstellung: Str.
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN: 978-3-442-46693-1
www.goldmann-verlag.de
Hinter dem Haus verschloss ein alter Wachmann in einer
Jacke, die so groß war, dass sie ihm bis zu den Knien reichte,
das Tor zur Setthathirat Road. Nachts hielt das Tor streunende
Hunde und den einen oder anderen Touristen fern,
der im Garten vor den glühend heißen Nächten Schutz
und Zuflucht suchte. Die zweieinhalb Meter hohe Mauer,
die das Anwesen umgab, ließ es bedeutender erscheinen, als
es tatsächlich war.
Im schmuddeligen Swimmingpool trieb Laub. Blumen
standen säuberlich in Reih und Glied in den Rabatten; sie
bekamen mehr Wasser als die Leute draußen an der Straße.
Und dann waren da noch die Käfige. Sie waren aus massivem
Beton und so niedrig, dass ein Erwachsener sich bücken
musste, um hineinzusehen. Zwei von ihnen standen
leer. Sie beherbergten nur mehr die Geister der Tiere, die
einst hier eingesessen hatten: ein Affe, gefolgt von einem
Hirschen, ein wilder Hund, beerbt von einem Pfau.
Doch im harschen Schatten des dritten Käfigs schnaufte
etwas. Es bewegte sich nur selten, und wenn, dann höchstens,
um sich träge die trockene Haut zu kratzen. Der namenlose
Kragenbär wurde wie die Bougainvilleen mit dem
Gartenschlauch abgespritzt und bekam von Zeit zu Zeit
ein paar Küchenabfälle hingeworfen. Sein Fell war glanzlos
und fleckig, wie der Teppich in einem viel begangenen Flur.
Allein Buddha wusste, wie das Tier in seinem winzigen Gefängnis
so lange hatte überleben können; doch Buddha
stand in der sozialistischen Republik seit fünfzehn Monaten
in Acht und Bann.
Am frühen Abend und am Wochenende drängten sich
die Leute vor dem Käfig und glotzten. Der Bär glotzte zurück,
obwohl seine glasigen, blutunterlaufenen Augen die
schadenfrohen Gesichter schon lange nicht mehr richtig erkennen
konnten. Kinder lachten und zeigten mit dem Finger.
Heldenhafte Väter stießen Stöcke durch die Stäbe, aber
das schien den Kragenbär nicht im Mindesten zu stören.
Am nächsten Tag gab man natürlich dem alten Wachmann
die Schuld. »Zu viel Reiswhisky«, hieß es. »Schlamperei.«
Der Wachmann stritt selbstredend alles ab. Er schwor Stein
und Bein, die Käfigtür wieder verschlossen zu haben. Er
habe die Reste des Festessens zu Ehren der Vietnamesen
in die Futterschüssel des Tieres geworfen und den Käfig
dann verriegelt. Da sei er sich hundertprozentig sicher. Als
er gegen vier Uhr seine Runde gemacht habe, sei das Tier
jedenfalls noch da gewesen. Er habe nicht die leiseste Ahnung,
wie es habe entwischen können und wohin es verschwunden
sei. Trotzdem wurde er gefeuert.
Nach einer überstürzten Durchsuchung des Geländes
und der Gebäude erklärte der Geschäftsführer seinen Angestellten,
das Hotel sei sicher und die Sache nunmehr Angelegenheit
der Polizei. Im Übrigen halte er es für das Beste,
den Gästen die geglückte Flucht des Bären zu verheimlichen.
Für ihn war der Fall damit erledigt.
Für Vientiane hingegen fing er gerade erst an.
TRAUTES HEIM, GLÜCK ALLEIN?
Der neue Vorort schmorte in der Sonne. Genosse Civilai
entstieg seiner aufgeheizten schwarzen Limousine und
trat, ohne die Türen zu verriegeln, vor das Betonmausoleum,
das man Dr. Siri als neue Bleibe zugewiesen hatte.
Tor und Haustür standen offen, sodass er bis in den kleinen
Garten sehen konnte. Kein Mobiliar verstellte ihm den Blick.
Er schleuderte seine Sonntagssandalen von den Füßen
und betrat das Wohnzimmer. Es schien, als hätten Maler
und Bauarbeiter es eben erst verlassen. Die Wände erstrahlten
in demselben jungfräulichen Hellblau wie der Flughafen
Wattay. Sie waren gänzlich unbefleckt, nirgends hingen Bilder,
Plakate oder Fotos von Helden der Revolution. Keine
Stuckenten flogen in Formation. Keine Uhr tickte. Hätte er
nicht gewusst, dass Siri seit einem Monat hier lebte, hätte er
das Haus für unbewohnt gehalten.
Auf seinem Weg durch den Flur kam er an einem kleinen
Zimmer vorbei, wo achtlos aufgetürmte Kleider ihm verrieten,
dass er im Begriff war, sich einer primitiven Lebensform
zu nähern. Im Garten wurde er fündig. Dr. Siri Paiboun,
staatlicher Leichenbeschauer wider Willen, verwirrter
Seher und enttäuschter Kommunist in Personalunion,
schaukelte sanft in einer zwischen zwei Jackfruitbäumchen
aufgespannten Hängematte. Unter der Last eines gewichtigeren
Menschen wären die zarten Gewächse zweifellos zusammengebrochen.
In Siris Schatten lag Saloop, seines Zeichens Lebensretter
und Straßenköter außer Dienst, und sabberte gemächlich
auf die heiße Erde. Er klappte ein Auge auf, befand
Civilai für zu alt und zu kahl, um eine Bedrohung darzustellen,
und träumte weiter.
Noch vor vier Wochen war der Garten eine Schutthalde
gewesen. Jetzt war er ein Dschungel. Siri hatte alles darangesetzt,
die Umgebung wiederherzustellen, in der er die
letzten vierzig seiner zweiundsiebzig Lebensjahre verbracht
hatte. An den vergangenen vier Wochenenden war er mit
seinen lieben Kollegen aus der Pathologie durch die Außenbezirke
gezogen und hatte dort nach Herzenslust geplündert.
Sie hatten eine Unmenge von Bäumen und Sträuchern
in diesen bescheidenen Sandkasten verschleppt - der
Dank der Partei für Siris Dienste.
»Ich störe hoffentlich nicht«, sagte Civilai, der selbstverständlich
genau wusste, dass er störte. Siri schlug langsam
seine schaurig grünen Augen auf und sah, dass sein Freund
sich über ihn beugte.
»Ah, Boy. Stell er den eisgekühlten Limettensaft dort auf
den Tisch, und dann verkrümele er sich spornstreichs in
sein Dienstbotengemach.«
Civilai war zwei Tage älter als der Doktor. Die Freunde
hatten im Jahr des Hasen das Licht der Welt erblickt und
verfügten über die entsprechenden Eigenschaften, Fleiß
und Arglist. Nur mit ihren fleischlichen Gelüsten war es
nicht weit her: Beide hatten ihre erste Liebe geheiratet und
waren ihr ein Leben lang treu geblieben.Womit sie zu einer
in Laos eher seltenen Rammlerspezies gehörten.
»So also verbringt die bourgeoise Ärzteschaft den Sonntag?
Müsstest du nicht eigentlich Gräben für die Republik
ausheben?« Er sank auf die Holzpritsche auf der kleinen Veranda
und lehnte sich zurück.
»Ich bin ein gebrechlicher alter Mann, Bruder. Ein Tag
körperlicher Arbeit könnte mich direktemang ins Grab befördern.
Wie es aussieht, habe ich vermutlich ohnehin keine
vier Wochen mehr zu leben. Darum sollten deine Genossen
aus dem Politbüro sich schleunigst nach einem Pathologen
umsehen, der meinen Posten übernehmen kann.«
Dr. Siri war alles andere als gebrechlich. Es sollte Jahre
dauern, bis das Schicksal ihn in Schussweite der schwarzen
Bogenschützen des Todes führen würde. Noch flitzte der
ebenso gedrungene wie robuste Greis wie eine vorwitzige
Was serratte durch die Gegend. Selbst jüngere Männer hatten
bisweilen Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Sein Verstand war seit einiger Zeit sogar noch schärfer als
zuvor. Er war immer schon ein kluger Kopf gewesen; in den
vergangenen fünf Monaten jedoch hatte er sich die Sorte
Wissen angeeignet, die nicht an Universitäten unterrich tet
wird. Aus ihm schleierhaften Gründen war er als laotischer
Honorarkonsul ins Geisterreich entsandt worden.
Diese neue Stellung vertrug sich wider Erwarten prächtig
mit seiner Tätigkeit als erster und einziger Leichenbeschauer
der Demokratischen Volksrepulik Laos. Zwar war
es ihm bislang nicht gelungen, die Besuche aus der Geisterwelt
zu steuern oder den Verstorbenen gezielte Fragen zu
stellen, dennoch bescherten sie ihm regelmäßig wertvolle
Hinweise. Was ihm an Erfahrung fehlte (er bekleidete das
Amt des Leichenbeschauers erst seit einem knappen Jahr),
machte er durch seine Zwiegespräche mit den Toten oftmals
mehr als wett. Sein dreidimensionaler Geist hatte eine
vierte Dimension hinzugewonnen.
»Wie sollten wir je einen Ersatz für dich finden, kleiner
Bruder? Du bist eine lebende Legende«, erwiderte Civilai.
»Eine Legende?« Siri setzte sich vorsichtig in der Hängematte
auf. »Sind Legenden nicht in aller Regel furchtbar
geschwätzig und nehmen es mit der Wahrheit nicht sonderlich genau?«
»Du hast's erfasst.«
»Heiß heute, was?«
»Verdammt heiß.«
Dieses alte Lied pfiffen in der heißen Jahreszeit sämtliche
Hauptstadtspatzen von den Dächern. Da es in den letzten
Monaten besonders heiß gewesen war, hörte man es dieser
Tage noch häufiger als sonst.
Jetzt erst bemerkte Siri den Stoffbeutel auf Civilais
Schoß. »Hast du mir was mitgebracht?«
»Nichts, was dich interessieren könnte.«
»Das musst du schon mir überlassen.«
»Die Sowjets machen uns den Hof. Sie wollen hier eine
Satellitenschüssel errichten, um die Yankees zu bespitzeln.
Solange wir uns zieren, versuchen sie, uns mit solchen Liebesgaben
zu ködern.« Er schnürte den Beutel auf und förderte eine Flasche zutage.
»Wodka?«
»Moskovskaya; der beste, den es gibt. Aber du hast doch
sicher keinen Durst.«
Kaum hatte Civilai das Wort Durst über die Lippen gebracht,
war Siri auch schon aus der Hängematte gesprungen
und kramte in der Küche nach einem zweiten Glas.
Der Vormittag ging nahtlos in den Nachmittag über.
»Ich verstehe nicht, wie die Russen dieses Seug zaufen
kön nen,« lallte Civilai und ließ den ganzen Satz zu einem
einzigen langen Wort zusammenschnurren.
»Ich auch nicht. Kein Wunder, dass die Frauen mehr
Haare haben als die Frauen.«
»Männer.«
»Wo?«
Damit hatte das Gespräch seinen Tiefpunkt erreicht.
Der klägliche Rest am Boden der Flasche reichte gerade
für zwei letzte Gläser. Die Freunde saßen nebeneinander
auf der langen, unbequemen Holzpritsche. Obwohl sich
der Garten nicht bewegte, schwankten sie wie zwei Schiffbrüchige
in einem Rettungsboot. Civilai hob den Blick und
betrachtete das zusammengerollte Moskitonetz, das über ihrem Kopf befestigt war.
»Schläfst du hier draußen, kleiner Bruder?«
Siri schüttelte den Kopf. »Ja.«
»Und wozu brauchst du dann ein Haus?«
»Meine Rede. Genau diese Frage habe ich auch Richter
Haeng gestellt. Aber er wollte mir den Garten partout nicht
ohne das Haus überlassen. Er sagte« - Siri imitierte den
schrillen, weinerlichen Singsang seines jungen Vorgesetzten
-, »›Wir sind ranghohe Parteimitglieder, Genosse Siri.
Als solche müssen wir mit gutem Beispiel vorangehen. Auf
Bäumen zu schlafen sollte ausschließlich Primaten vorbehalten
bleiben.‹ Dass er weiß, was ein Primat ist, hätte ich ihm gar nicht zugetraut.«
»Was hast du gegen Häuser?«
»Ich habe nicht das Geringste gegen Häuser. Aber das
hier ist doch kein Haus. Ein Haus ist eine luftige Holzkonstruktion auf Felgen ...«
»Pfählen.«
»Sag ich doch. Auf Felgen, das knarrt, wenn man herumläuft.
Das bei Wind schwankt und bei Regen undicht wird.
Aber das? Das ist ein Sarkahoph ... ein ... ein Saroph ... Sarpho ... Sarkophag.«
»Ich hätte es nicht schöner sagen können.«
»Warum ist die Regierung eigentlich so sehr auf Beton fixiert?«
»Haltbarkeit. Dieses Haus wird auch in tausend Jahren
noch stehen, wenn deine Holzhäuser schon zehnmal zusammengebrochen
sind. Denk an die drei kleinen Schweinchen.«
»Ganz recht. Es ist ein Schweinestall.«
»Unsinn.«
»Dann ist es ein Grab. Ich komme mir vor wie lebendig
begraben. Es hat etwas zutiefst Morbides.«
»Und das sagst ausgerechnet du?«
»Ich bin Leichenbeschauer. Keine Leiche.«
Civilai lehnte sich lachend zurück. »Was machen eigentlich deine Geisterfreunde?«
Siri sah ihn prüfend an, aber Civilai schien sich über Siris
Verbindungen zur Geisterwelt ausnahmsweise einmal nicht lustig zu machen.
»Seit den untergetauchten Vietnamesen im November
herrscht im wesentlichen Funkstille. Andererseits hatten wir
seitdem auch keinen Mordfall mehr.«
»Sie melden sich also nur, wenn Not am Mann ist?«
»Nein. Sie sind ständig in unserer Nähe. Sie treten zwar
hin und wieder in Erscheinung, verhalten sich aber in aller
Regel ruhig. Spät« - er hickste -, »pardon, spätabends sitzt
manchmal eine alte Frau in meinem Büro. Sie hockt einfach
da. Ich warte immer darauf, dass sie etwas tut, mir ihre Tit-
ten zeigt oder dergleichen, aber sie sitzt bloß da, kaut Betelnüsse
und starrt mich an.«
»Weißt du was, Siri? Manchmal bist du mir richtig unheimlich.«
Civilai beugte sich vor und goss den Rest des
sowjetischen Bestechungsgeschenks in ihre angeschlagenen
Gläser. »Wir sollten das vertilgen, bevor es sich durch den Flaschenboden frisst.«
»Ein Prosit auf die illustre Union der sowialistischen Republizisten.«
»Ich glaube, du hast endgültig genug.«
Sie leerten ihre Kelche bis zur Neige, und Siri stand schwankend auf.
»Gott sei Dank, das wäre geschafft. Darauf einen Kaffee.«
Der Nachmittag ging nahtlos in den Abend über.
Der Schatten des Instant-Dschungels hatte sich über die
beiden wodkaseligen Patrioten gesenkt und erklomm nun
die Betonwand hinter ihnen. Der dickflüssige Kaffee riss
sie aus ihrem sonntäglichen Dschumm. Civilai unternahm
einen letzten Versuch, seinem Freund das neue Domizil schmackhaft zu machen.
»Ich finde es hier eigentlich ganz nett.«
»Dann ziehe ich zu deiner Frau, und du bekommst das Haus.«
»Ein verlockendes Angebot.«
»Es sollte eine Belohnung sein, stattdessen ist es eine Strafe,
älterer Bruder. Auf der einen Seite wohnt Fräulein Vong, die
ihre Nase grundsätzlich in alles steckt, was sie nichts angeht,
und auf der anderen ein korrupter Provinzfunktionär aus Oudomxai.«
»Warum schreist du nicht noch ein bisschen lauter?«
Siri ignorierte ihn. »Aus dem verfluchten Lautsprecher
an der nächsten Straßenecke plärren ab fünf Uhr in der
Frühe ununterbrochen Hetzreden gegen die nichtkommunistische
Welt. Ich könnte unglücklicher nicht sein.«
»Dir fehlt einfach eine brave Frau, die das Haus ein wenig
wohnlicher gestaltet. Du hast wohl nicht zufällig ...«
»Bäh.«
»Ich habe mich lediglich gefragt, ob du dich ...«
»Bäh.«
»... vielleicht bei ihr gemeldet hast.«
»Nein. Und das habe ich auch nicht vor. Im Übrigen bitte
ich von weiteren Fragen abzusehen.«
»Ich finde das albern.«
Siri schmollte ein Weilchen vor sich hin. Seit Bouas Tod
hatte es nur eine Frau, ein Rendezvous gegeben. Ein desaströses
Rendezvous. Siri wusste, dass er Lah würde lieben können.
Seine Gefühle wurden erwidert. Seit er in der Maho sot-
Klinik arbeitete, hielt Tante Lah auf ihrem Karren gegenüber
dem Krankenhaus jeden Tag ein eigens zubereitetes Baguette-
Sandwich für ihn bereit. Sie scherzten, sie flirteten,
und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn mochte.
Seit Boua, seine große Liebe, seine längst verstorbene
Frau, ihm postum ihren Segen erteilt hatte, stürzte er sich
wie ein Teenager in dieses neue Abenteuer. Als er Lah am
Abend jenes verhängnisvollen Rendezvous dort stehen sah,
prächtig herausgeputzt wie eine Likay-Königin, hatten ihn
die Schmetterlinge in seinem Bauch beinahe aus dem Sattel
seines Motorrades gehoben.
Sie kam in ungewohnten Stöckelschuhen auf ihn zugetrippelt
und küsste ihn auf die Wange.Als ihre Lippen seine
Haut streiften, regten sich Körperteile, die seit vielen Jahren
im Winterschlaf gelegen hatten. Ein vielversprechender
Auftakt. Er stand auf einem hohen Berg mit grandiosem
Ausblick auf einen traumhaft schönen Lebensabend.
Er wollte sich eben kopfüber hinunterstürzen, als sie ihm
das Geschenk überreichte. Es war hübsch verpackt, vermutlich
kostspielig und schwer. Sie sagte, sie habe es auf
dem Morgenmarkt entdeckt. Sie sagte, es habe zu ihr gesprochen.
Sie meinte, es werde seiner Pechsträhne ein Ende
setzen. Er öffnete die Schachtel, und seine Welt stürzte ein
wie eine schlampig konstruierte Tempelstupa.
In dem kleinen Pappsarg lag ein von zahllosen hoffnungsfrohen
Fingern abgegriffenes schwarzes Amulett. Es hing
an einem ausgefransten Lederriemen. Siri kannte es nur zu gut.
Lah lächelte, in der Hoffnung, dass ihr schneidiger Galan
ihr Lächeln erwidern würde. Stattdessen machte er ein furchterregendes
Gesicht. Seine struppigen weißen Brauen trafen
sich inmitten seiner tief zerfurchten Stirn. Er schüttelte langsam
den Kopf und fragte: »Wie konnten Sie das tun?«
»Wa-?«
Das Amulett in seiner linken Hand umklammernd, war
Siri ohne ein weiteres Wort auf seinem Motorrad davongerast.
Sie sah ihm nach, und ihre kirschroten Lippen bebten.
Sie hatte natürlich keine Ahnung, was sie getan hatte. Sie
hatte ihm eine Gefälligkeit erweisen, ihm zum Zeichen ihrer
Zuneigung ein kleines Geschenk machen wollen. Das war
ihr nun zum Verhängnis geworden. Sie hatte ihn nie wiedergesehen
und wusste bis heute nicht, warum.
Siri war zur tiefsten Stelle des Mekong gefahren und hatte
das Amulett weit ins schmutzigbraune Wasser hinausgeschleudert.
In seinem Leben gab es keine Zufälle mehr. So
viel stand fest. Alles war vorherbestimmt, auf einem heili-
gen Pergament vermerkt. Böse Geister verfolgten ihn. Voriges
Jahr, bei einem Exorzismus in Khammouan, hatte man
ihm genau dieses Amulett gegeben: ein antiker schwarzer
Stein zum Schutz gegen die bösen Waldgeister, die Phibob.
Doch das war ein Trick gewesen. In Wahrheit war der Stein
so etwas wie ein Schlüssel, der das Tor zwischen ihrer und
seiner Welt eröffnete. Er konnte von Glück sagen, dass er
ihre Attacke heil überstanden hatte. Nun wollten sie sich
an ihm rächen. Lah war auserwählt worden, um ihm diese
unheilvolle Botschaft zu überbringen, und deshalb war sie
eine Gefahr für ihn. Da lag es auf der Hand, dass für sie in
seinem Leben kein Platz war. Egal wie stark er sich zu ihr
hingezogen fühlte, es war unmöglich.
Civilai hielt das Ganze naturgemäß für einen großen
Haufen Büffeldung. Er meinte, wenn sich jenseits der siebzig
schon einmal die Gelegenheit zu einem Schäferstündchen
biete, dürfe man derlei Zufälle nicht überbewerten.
»In unserem Alter bekommt man so eine Chance schließlich
nicht alle Tage, kleiner Bruder.«
»Das war kein Zufall. Ich habe die Phibob zum Teufel gejagt
und so die Soldaten gerettet, die deren Bäume abholzen
wollten. Das hat den Geistern gar nicht geschmeckt. Aber
ich schwöre dir, die Hmong hatten den Stein vernichtet.«
»Hast du das mit eigenen Augen gesehen?«
»Jein. Nicht direkt mit eigenen Augen. Aber ich habe den
Staub gesehen, bevor sie ihn im Wald verstreut haben.«
»Dann kannst du auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er
von fraglichem Stein stammte. Rätsel Nummer eins gelöst.«
»Und wie ist er dann hierher, nach Vientiane gekommen?
Wie ist er auf den Markt gelangt? Und warum hat ihn unter
Tausenden von Menschen ausgerechnet Lah gekauft?«
»Ich bin ein erfahrener Staatsmann, dem das logische
Denken durchaus nicht fremd ist. Die meisten Nüsse, die
einem der Regierungsalltag in einem kleinen südostasiatischen
Land so beschert, bekomme ich mühelos geknackt.
Aber für heute ist meine Rätselquote erfüllt«, sagte Civilai.
»Und nun lass mich ziehen. Ich muss heim zu meiner lieben
Frau.Weißt du noch, wo mein Wagen steht?«
»Willst du dich in deinem Zustand etwa noch ans Steuer setzen?«
»Ei gewiss doch.Wen sollte ich auch überfahren?«
Siri nickte und eskortierte ihn zur Tür. Civilai hatte recht.
An einem Sonntagnachmittag im März schien es, als befände
sich Vientiane in den Klauen einer todbringenden
Seuche. Zwar mochte der eine oder andere Motorradfahrer
der nachmittäglichen Hitze trotzen, mochte hier und da
ein Hund auf dem Asphalt liegen und sich die Flöhe aus
dem Pelz brennen lassen. Aber die meisten Leute waren zu
Hause und warteten darauf, dass die Sonne unterging.
Später, in der Dämmerung, hüpften die jungen Mädchen
paarweise auf ihre Fahrräder und fuhren die Fangoum
Road entlang, aalten sich in der schwachen Brise, die
vom Fluss heraufwehte und boten sich den Knaben dar, die
ebenfalls paarweise in die andere Richtung radelten. Noch
lange nach Einbruch der Nacht wischten sie sich mit den
rosa Taschentüchern ihrer Mütter die schweißnasse Stirn.
Ende einer Durchfallkranken
Die alte Tante See wohnte in einem Schuppen hinter einer
baufälligen, weiß getünchten Villa aus der französischen
Kolonialzeit, die jetzt fünf Familien beherbergte. Ihren mageren
Lebensunterhalt verdiente sie sich mit den überreifen
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Redaktion: Martina Klüver
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Autoren-Porträt von Colin Cotterill
Colin Cotterill, in London geboren, begab sich nach einer Ausbildung zum Englischlehrer auf eine lange Weltreise. Mittlerweile lebt er in Chumphon, Thailand. Seine in Laos angesiedelte Krimireihe um Dr. Siri wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Thomas Mohr, geb. 1965 in Köln, übersetzt seit 1988 englischsprachige Literatur, u.a. Truman Capote, Emma Donoghue, James Ellroy, Olivia Laing und Mark Twain. Für sein übersetzerisches Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Colin Cotterill
- 2010, 336 Seiten, Masse: 18,5 x 11,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Thomas Mohr
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442466938
- ISBN-13: 9783442466931
- Erscheinungsdatum: 11.08.2010
Rezension zu „Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2 “
»Ein unverbrauchter und neuartiger Ermittler, der unmittelbar in Herz und Seele der Leser trifft. Ein Held, wie es ihn kein zweites Mal gibt.« The Philadelphia Inquirer
Kommentar zu "Dr. Siri sieht Gespenster / Dr. Siri Bd.2"
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