Die Wächter / Camel-Club Bd.1
Thriller
Sie sind vier vergesse Helden. Und sie bilden einen der exklusivsten Clubs der Welt. Ihr Anführer ist Oliver Stone. Er und seine Jungs beobachten Tag und Nacht das Weiße Haus und die Skandale Washingstons. Und dann werden die selbst ernannten...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Wächter / Camel-Club Bd.1 “
Sie sind vier vergesse Helden. Und sie bilden einen der exklusivsten Clubs der Welt. Ihr Anführer ist Oliver Stone. Er und seine Jungs beobachten Tag und Nacht das Weiße Haus und die Skandale Washingstons. Und dann werden die selbst ernannten Wächter Zeugen eines Mordes, der die Sicherheit der Welt bedroht.
Klappentext zu „Die Wächter / Camel-Club Bd.1 “
Atemberaubend spannend - der 1. Fall für den Camel ClubEr ist einer der exklusivsten Clubs der Welt. Er existiert am Rande von Washington, D.C., hat keine Macht und besteht aus nur vier Mitgliedern. Ihr Ziel ist es, die Wahrheit zu finden.
Doch dann werden die selbst ernannten Wächter Zeugen eines Mordes. Die Verschwörung, von der sie seit langem ahnen, ist real - und sie bedroht das Weisse Haus, die Nation und die ganze Welt.
Der erste Band der erfolgreichen Thriller-Reihe um den Camel Club von Bestsellerautor David Baldacci.
Sie nennen sich der 'Camel Club'. Ihr exklusiver Verein besteht aus nur vier Mitgliedern, und sie alle waren einmal Helden. Doch ihr Land, für das sie ihr Leben aufs Spiel setzten, hat sie vergessen. Nun leben sie am Rande der Gesellschaft, und sie sehen sich als Wächter. Eines Tages, so hoffen sie, werden sie die Regierung zur Rechenschaft ziehen. Ein Mann führt dieses zusammengewürfelte Quartett an. Er ist ein Mann ohne Vergangenheit und nennt sich Oliver Stone. Tag und Nacht entwerfen Stone und seine Freunde wilde Verschwörungstheorien, beobachten das aktuelle Tagesgeschehen und die grossen und kleinen Skandale in Washington. Aber dann werden die selbst ernannten Wächter Zeugen eines Mordes, der Schockwellen bis ins Zentrum der Macht aussendet und die Sicherheit der Nation und der ganzen Welt bedroht. Und die einzigen, die das wahre Ausmass der Verschwörung erahnen, sind eine junge FBI-Agentin, ein altgedienter Secret-Service-Mann und die vier Mitglieder des Camel Club ...
Lese-Probe zu „Die Wächter / Camel-Club Bd.1 “
Die Wächter von David BaldacciProlog
Umhüllt vom sanften Dunkel, das über dem ländlichen Virginia lag, glitt der Chevy Suburban über die Straße. Der einundvierzigjährige Adnan al-Rimi saß am Steuer und konzentrierte sich auf die kurvenreiche Strecke. Hier gab es vielWild, und Adnan hatte keine Lust, plötzlich das blutige Geweih eines Hirschs durch die Windschutzscheibe krachen zu sehen. Adnan hatte es überhaupt satt, ständig attackiert zu werden. Er nahm seine behandschuhte Faust vom Lenkrad und tastete nach der Pistole, die unter seinem Jackett im Halfter steckte. Für ihn war die Waffe nicht bloß eine Beruhigung, sie war eine Notwendigkeit.
Auf der Rückbank saßen zwei seiner Begleiter. Der eine, der gerade munter in ein Handy plapperte, war Mohammed al-Zawahiri, ein Iraner, der kurz vor den Terroranschlägen des 11.September 2001 in die USA eingereist war.
Neben ihm saß ein Afghane namens Gul Khan, der sich erst seit wenigen Monaten in den Vereinigten Staaten aufhielt. Khan war ein muskulöser Hüne mit kahlrasiertem Schädel. Er trug eine Tarnjacke und überprüfte soeben mit geschickten Fingern seine Maschinenpistole, schob das Magazin in den Ladeschacht und stellte die Waffe auf Zwei- Schuss-Feuerstöße ein. Regentropfen prasselten gegen die Scheiben. Khan beobachtete müßig, wie sie am Seitenfenster hinunterrannen.
»Nette Gegend«, sagte er auf Paschto, ein Dialekt, den Adnan nur mit Mühe verstand. »In meiner Heimat verrotten die Kadaver russischer Panzer auf den Äckern.« Mit tiefer Befriedigung fügte er hinzu: »Und massenhaft ame rikanische Kadaver. Die Bauern pflügen einfach um sie herum.«
Adnan blickte in den Innenspiegel. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass hinter ihm ein Mann mit Maschinenpistole saß, mochte
... mehr
er auch islamischer Glaubensbruder sein. Ebenso wenig traute er Mohammed, dem Iraner, über den Weg. Adnan-al Rimi war in Saudi-Arabien geboren, aber schon als Junge in den Irak ausgewandert. Er hatte in dem grauenvollen Krieg zwischen dem Irak und dem Iran gekämpft und hegte noch heute eine heftige Abneigung gegen den Iran. Und Mohammed al-Zawahiri war Perser, kein Araber, was Adnans Misstrauen noch tiefer machte.
Mohammed beendete das Telefongespräch, wischte einen Dreckspritzer von seinen original amerikanischen Cowboystiefeln, warf einen Blick auf seine teure Armbanduhr, lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er sagte etwas auf Farsi, und Khan lachte. Der Atem des Afghanen roch intensiv nach Zwiebeln.
Adnan packte das Lenkrad fester. Es behagte ihm nicht, dass der Iraner mit ernsten Angelegenheiten so schnoddrig umging.
Sekunden später hörte Adnan ein Geräusch und blickte zum Seitenfenster hinaus. Auch Mohammed hatte das Geräusch gehört. Er ließ die Scheibe herunter, steckte den Kopf ins Freie und blickte zum bewölkten Himmel hinauf.
Als er rote Lichter blinken sah, rief er Adnan eine Anweisung zu. Adnan gab Gas. Die beiden Männer auf der Rückbank schnallten sich an. Der Chevy jagte über die gewundene Landstraße, wobei Adnan einige Kurven so eng nahm, dass die Männer auf der Rückbank sich krampfhaft an den Haltegriffen festhalten mussten.
Doch kein Auto der Welt konnte auf einer solch kurvigen Strecke einem Hubschrauber entkommen. Mohammed erteilte Adnan auf Farsi den Befehl, den Wagen unter eine Baumgruppe zu lenken, um dort abzuwarten, ob der Helikopter weiterflog. »Vielleicht hat es einen Unfall gegeben«, sagte er und blieb beim Farsi.
»Könnte es ein Rettungshubschrauber sein?«
Adnan zuckte die Achseln. Er beherrschte Farsi nicht allzu gut, sodass er die Nuancen dieser Sprache nicht immer erfasste. Doch man musste kein Linguist sein, um die Furcht in Mohammeds Stimme zu bemerken. Adnan lenkte den Wagen unter eine Baumgruppe und hielt. Die Männer stiegen aus und duckten sich neben das Fahrzeug.
Khan richtete die Maschinenpistole gen Himmel. Adnan zückte ebenfalls die Waffe. Mohammed behielt lediglich das Handy in der Faust und blickte unruhig nach oben. Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wäre der Hubschrauber verschwunden; dann aber fiel direkt über den Männern der Lichtstrahl eines Suchscheinwerfers durch das Blätterdach.
»Scheiße!«, stieß Mohammed auf Englisch hervor. Er nickte Adnan zu und gab ihm damit zu verstehen, er solle die Lage genauer prüfen.
Geduckt lief der Iraker zum Rand der Baumgruppe und spähte zum Himmel. Der Hubschrauber schwebte zwanzig Meter über den Wipfeln. Adnan kehrte zu seinen Gefährten zurück und meldete seine Beobachtung. »Möglicherweise suchen sie einen Landeplatz«, endete er.
»Haben wir ein Raketenabschussgerät im Wagen?«, fragte Mohammed nervös. Er war es gewöhnt, bei solchen Einsätzen der Lenker und Denker zu sein, nicht aber, den Frontsoldaten abzugeben, der das Töten erledigte und dabei oft selbst ums Leben kam.
Adnan schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir heute Nacht eins brauchen könnten.«
»Scheiße«, wiederholte Mohammed und lauschte angestrengt.
»Hört ihr das auch? Ich glaube, sie landen.« Der Abwind der Rotoren ließ die Baumwipfel schwanken. Adnan nickte seinen Begleitern zu. »Das ist ein Hubschrauber mit nur zwei Mann Besatzung. Wir sind zu dritt.« Er richtete den Blick auf den Anführer. »Nimm deine Waffe, Mohammed«, sagte er mit fester Stimme. »Wir gehen nicht kampflos in den Tod, sondern nehmen die Amerikaner mit.«
»Dummkopf«, sagte Mohammed schroff. »Die haben längst andere verständigt. Die nageln uns hier fest, bis Unterstützung kommt.«
»Unsere Ausweise sind erstklassig«, entgegnete Adnan. »Die besten Fälschungen, die man für Geld kaufen kann.«
Der Iraner sah ihn an, als hätte Adnan den Verstand verloren. »Wir sind bewaffnete Ausländer mitten zwischen den Schweinezüchtern Virginias. Wenn die meine Fingerabdrücke nehmen, wissen sie binnen Sekunden, wer ich bin. Wir stecken in der Falle.« Er verzog das Gesicht.
»Wie konnte es so weit kommen?«
Adnan zeigte auf die Hand des Iraners. »Vielleicht, weil du andauernd mit dem Handy telefonierst. Du weißt doch, dass man die Dinger anpeilen kann. Ich hatte dich gewarnt. «
»Allahs Wille wird geschehen«, sagte Gul Khan und stellte die Maschinenpistole auf Dauerfeuer.
Ungläubig starrte Mohammed ihn an. »Wenn wir abgefangen werden, können wir unsere Pläne vergessen. Glaubst du, das ist Gottes Wille?« Er wies mit bebendem Finger in die rauschenden Baumwipfel. »Ich will«, sagte er energisch, »dass ihr mir die Amerikaner vom Leib haltet, wenn ich mich absetze. Knapp einen Kilometer westlich von hier ist eine Landstraße. Ich kann Marwan anrufen, dass er mich dort mit dem anderen Wagen abholt. Aber ihr müsst mir den Rücken freihalten.«
Mürrisch musterte Adnan den Anführer. An seiner Miene ließ sich ablesen, dass er jetzt ein Äquivalent für den Ausdruck »gequirlte Scheiße« benutzt hätte, gäbe es ihn in seiner Muttersprache.
»Also lenkt sie von mir ab. Unsere Sache verlangt dieses Opfer von euch!«, rief Mohammed und machte Anstalten, sich zu entfernen.
»Wenn wir sterben müssen, während du entkommst, gib mir wenigstens deine Waffe«, sagte Adnan. »Du wirst sie ja nicht brauchen.«
Der Iraner zog die Pistole und warf sie Adnan zu.
Khan, der bullige Afghane, wandte sich derweil in Richtung des Hubschraubers und lächelte. »Ich habe eine Idee, Adnan«, rief er über die Schulter. »Wir schießen in die Heckrotoren, bevor sie landen. Das hat sich in meiner Heimat gut bewährt. Sobald die Hubschrauber aufschlagen, bricht es ihnen das Genick.«
Die Kugel, die Khan traf, brach ironischerweise ihm das Genick. Der hoch gewachsene Afghane schlug zu Boden, als hätte jemand ihm die Beine weggetreten. Adnan schwenkte die Pistole von seinem ersten Opfer fort und zielte auf Mohammed, den dieser offensichtliche Verrat zur panischen Flucht trieb. Doch er war kein Sprinter, und die Cowboystiefel, denen seine Vorliebe gehörte, behinderten ihn zusätzlich. Als er über einen morschen Baumstumpf stolperte, holte Adnan ihn ein. Mohammed starrte seinen Gefährten an, der nun die Pistole auf ihn richtete. Einem Schwall von Beleidigungen auf Farsi folgten flehentliche Bitten in abgehacktem Arabisch; dann verlegte Mohammed sich aufs Englische.
»Adnan, bitte… warum? Warum?«
»Du handelst mit Drogen, um mit dem Geld unsere Sache zu fördern, behauptest du«, sagte Adnan auf Arabisch. »Aber du verbringst mehr Zeit damit, dir affige Cowboystiefel und teure Juwelen zu kaufen, als du für die Sache des Islam aufwendest. Du bist vom rechten Weg abgekommen. Du bist fast schon Amerikaner geworden. Aber das ist nicht der Grund, weshalb du jetzt sterben musst.«
»Dann sag mir den Grund!«, schrie der Iraner.
»Dein Tod ist dein Opfer für unsere Sache.« Adnan lächelte nicht, doch in seinen Augen spiegelte sich Triumph. Er tötete Mohammed mit einem aufgesetzten Schuss in die linke Schläfe. Dann eilte er zu der Lichtung, auf der inzwischen der Hubschrauber gelandet war, dessen Luke sich in diesem Augenblick öffnete.
Adnan hatte gelogen. In Wirklichkeit bot der Helikopter Platz für vier Personen. Zwei düster blickende Männer stiegen aus und kamen zu Adnan. Sie trugen einen großen Gegenstand zwischen sich. Nachdem Adnan sich eine Flinte aus dem Chevy Suburban geholt hatte, führte er die Ankömmlinge
zu Mohammeds Leichnam.
Der Gegenstand, den die Männer mit sich trugen, war ein Leichensack. Sie zogen den Reißverschluss auf. In dem Sack befand sich ein Mann, der bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Adnan besaß und gleichartige Kleidung trug. Der Mann atmete, war nur bewusstlos. In der Nähe des toten Iraners lehnten die Männer ihn in Sitzhaltung an einen Baumstamm. Adnan reichte einem der Fremden seine Brieftasche, der sie dem Bewusstlosen in die Innentasche des Jacketts schob. Der andere Mann nahm von Adnan die Flinte entgegen, drückte sie Mohammed in die leblosen Hände, richtete den Lauf auf den Bewusstlosen und jagte ihm eine Kugel in den Kopf, wobei dem Mann ein Teil des Gesichts weggerissen wurde. Binnen eines Lidschlags wurde er vom Lebenden zur Leiche. In solchen Dingen war Adnan Experte, wenn auch nicht aus freien Stücken. Wer außer einem Irren könnte sich für eine solche Berufung entscheiden?
Einen Moment später eilten Adnan und die beiden Männer zum Hubschrauber und stiegen ein. Sofort hob der Pilot ab. Weder die Rumpfseiten noch das Heck des Helikopters wiesen eine Kennzeichnung auf, und die beiden Männer auf den vorderen Sitzen trugen keine Uniform. Sie streiften Adnan mit einem knappen Blick, als er sich nun auf einem der hinteren Sitze angurtete. Man hätte meinen können, die Männer versuchten seine Anwesenheit zu ignorieren.
Adnan verschwendete keinen Gedanken mehr an seine toten Kameraden. Längst gingen seine Überlegungen weiter, beschäftigten sich mit dem Ruhm, der ihm bald zuteil werden würde. Falls sie Erfolg hatten, würde die Menschheit voller Ehrfurcht und Achtung von ihm sprechen.
Offiziell war Adnan al-Rimi tot, aber nie würde sein Leben wertvoller sein als jetzt. Der Hubschrauber flog auf Nordkurs, nach West-Pennsylvania, zu einer Ortschaft namens Brennan. Schon eine Minute später war es still am Himmel des ländlichen Virginia. Nur das Rauschen des Regens, der langsam die Ströme Blut fortspülte, war zu vernehmen.
Übersetzung: Uwe Anton
Copyright © 2007 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG,
Bergisch Gladbach
Mohammed beendete das Telefongespräch, wischte einen Dreckspritzer von seinen original amerikanischen Cowboystiefeln, warf einen Blick auf seine teure Armbanduhr, lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er sagte etwas auf Farsi, und Khan lachte. Der Atem des Afghanen roch intensiv nach Zwiebeln.
Adnan packte das Lenkrad fester. Es behagte ihm nicht, dass der Iraner mit ernsten Angelegenheiten so schnoddrig umging.
Sekunden später hörte Adnan ein Geräusch und blickte zum Seitenfenster hinaus. Auch Mohammed hatte das Geräusch gehört. Er ließ die Scheibe herunter, steckte den Kopf ins Freie und blickte zum bewölkten Himmel hinauf.
Als er rote Lichter blinken sah, rief er Adnan eine Anweisung zu. Adnan gab Gas. Die beiden Männer auf der Rückbank schnallten sich an. Der Chevy jagte über die gewundene Landstraße, wobei Adnan einige Kurven so eng nahm, dass die Männer auf der Rückbank sich krampfhaft an den Haltegriffen festhalten mussten.
Doch kein Auto der Welt konnte auf einer solch kurvigen Strecke einem Hubschrauber entkommen. Mohammed erteilte Adnan auf Farsi den Befehl, den Wagen unter eine Baumgruppe zu lenken, um dort abzuwarten, ob der Helikopter weiterflog. »Vielleicht hat es einen Unfall gegeben«, sagte er und blieb beim Farsi.
»Könnte es ein Rettungshubschrauber sein?«
Adnan zuckte die Achseln. Er beherrschte Farsi nicht allzu gut, sodass er die Nuancen dieser Sprache nicht immer erfasste. Doch man musste kein Linguist sein, um die Furcht in Mohammeds Stimme zu bemerken. Adnan lenkte den Wagen unter eine Baumgruppe und hielt. Die Männer stiegen aus und duckten sich neben das Fahrzeug.
Khan richtete die Maschinenpistole gen Himmel. Adnan zückte ebenfalls die Waffe. Mohammed behielt lediglich das Handy in der Faust und blickte unruhig nach oben. Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wäre der Hubschrauber verschwunden; dann aber fiel direkt über den Männern der Lichtstrahl eines Suchscheinwerfers durch das Blätterdach.
»Scheiße!«, stieß Mohammed auf Englisch hervor. Er nickte Adnan zu und gab ihm damit zu verstehen, er solle die Lage genauer prüfen.
Geduckt lief der Iraker zum Rand der Baumgruppe und spähte zum Himmel. Der Hubschrauber schwebte zwanzig Meter über den Wipfeln. Adnan kehrte zu seinen Gefährten zurück und meldete seine Beobachtung. »Möglicherweise suchen sie einen Landeplatz«, endete er.
»Haben wir ein Raketenabschussgerät im Wagen?«, fragte Mohammed nervös. Er war es gewöhnt, bei solchen Einsätzen der Lenker und Denker zu sein, nicht aber, den Frontsoldaten abzugeben, der das Töten erledigte und dabei oft selbst ums Leben kam.
Adnan schüttelte den Kopf. »Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir heute Nacht eins brauchen könnten.«
»Scheiße«, wiederholte Mohammed und lauschte angestrengt.
»Hört ihr das auch? Ich glaube, sie landen.« Der Abwind der Rotoren ließ die Baumwipfel schwanken. Adnan nickte seinen Begleitern zu. »Das ist ein Hubschrauber mit nur zwei Mann Besatzung. Wir sind zu dritt.« Er richtete den Blick auf den Anführer. »Nimm deine Waffe, Mohammed«, sagte er mit fester Stimme. »Wir gehen nicht kampflos in den Tod, sondern nehmen die Amerikaner mit.«
»Dummkopf«, sagte Mohammed schroff. »Die haben längst andere verständigt. Die nageln uns hier fest, bis Unterstützung kommt.«
»Unsere Ausweise sind erstklassig«, entgegnete Adnan. »Die besten Fälschungen, die man für Geld kaufen kann.«
Der Iraner sah ihn an, als hätte Adnan den Verstand verloren. »Wir sind bewaffnete Ausländer mitten zwischen den Schweinezüchtern Virginias. Wenn die meine Fingerabdrücke nehmen, wissen sie binnen Sekunden, wer ich bin. Wir stecken in der Falle.« Er verzog das Gesicht.
»Wie konnte es so weit kommen?«
Adnan zeigte auf die Hand des Iraners. »Vielleicht, weil du andauernd mit dem Handy telefonierst. Du weißt doch, dass man die Dinger anpeilen kann. Ich hatte dich gewarnt. «
»Allahs Wille wird geschehen«, sagte Gul Khan und stellte die Maschinenpistole auf Dauerfeuer.
Ungläubig starrte Mohammed ihn an. »Wenn wir abgefangen werden, können wir unsere Pläne vergessen. Glaubst du, das ist Gottes Wille?« Er wies mit bebendem Finger in die rauschenden Baumwipfel. »Ich will«, sagte er energisch, »dass ihr mir die Amerikaner vom Leib haltet, wenn ich mich absetze. Knapp einen Kilometer westlich von hier ist eine Landstraße. Ich kann Marwan anrufen, dass er mich dort mit dem anderen Wagen abholt. Aber ihr müsst mir den Rücken freihalten.«
Mürrisch musterte Adnan den Anführer. An seiner Miene ließ sich ablesen, dass er jetzt ein Äquivalent für den Ausdruck »gequirlte Scheiße« benutzt hätte, gäbe es ihn in seiner Muttersprache.
»Also lenkt sie von mir ab. Unsere Sache verlangt dieses Opfer von euch!«, rief Mohammed und machte Anstalten, sich zu entfernen.
»Wenn wir sterben müssen, während du entkommst, gib mir wenigstens deine Waffe«, sagte Adnan. »Du wirst sie ja nicht brauchen.«
Der Iraner zog die Pistole und warf sie Adnan zu.
Khan, der bullige Afghane, wandte sich derweil in Richtung des Hubschraubers und lächelte. »Ich habe eine Idee, Adnan«, rief er über die Schulter. »Wir schießen in die Heckrotoren, bevor sie landen. Das hat sich in meiner Heimat gut bewährt. Sobald die Hubschrauber aufschlagen, bricht es ihnen das Genick.«
Die Kugel, die Khan traf, brach ironischerweise ihm das Genick. Der hoch gewachsene Afghane schlug zu Boden, als hätte jemand ihm die Beine weggetreten. Adnan schwenkte die Pistole von seinem ersten Opfer fort und zielte auf Mohammed, den dieser offensichtliche Verrat zur panischen Flucht trieb. Doch er war kein Sprinter, und die Cowboystiefel, denen seine Vorliebe gehörte, behinderten ihn zusätzlich. Als er über einen morschen Baumstumpf stolperte, holte Adnan ihn ein. Mohammed starrte seinen Gefährten an, der nun die Pistole auf ihn richtete. Einem Schwall von Beleidigungen auf Farsi folgten flehentliche Bitten in abgehacktem Arabisch; dann verlegte Mohammed sich aufs Englische.
»Adnan, bitte… warum? Warum?«
»Du handelst mit Drogen, um mit dem Geld unsere Sache zu fördern, behauptest du«, sagte Adnan auf Arabisch. »Aber du verbringst mehr Zeit damit, dir affige Cowboystiefel und teure Juwelen zu kaufen, als du für die Sache des Islam aufwendest. Du bist vom rechten Weg abgekommen. Du bist fast schon Amerikaner geworden. Aber das ist nicht der Grund, weshalb du jetzt sterben musst.«
»Dann sag mir den Grund!«, schrie der Iraner.
»Dein Tod ist dein Opfer für unsere Sache.« Adnan lächelte nicht, doch in seinen Augen spiegelte sich Triumph. Er tötete Mohammed mit einem aufgesetzten Schuss in die linke Schläfe. Dann eilte er zu der Lichtung, auf der inzwischen der Hubschrauber gelandet war, dessen Luke sich in diesem Augenblick öffnete.
Adnan hatte gelogen. In Wirklichkeit bot der Helikopter Platz für vier Personen. Zwei düster blickende Männer stiegen aus und kamen zu Adnan. Sie trugen einen großen Gegenstand zwischen sich. Nachdem Adnan sich eine Flinte aus dem Chevy Suburban geholt hatte, führte er die Ankömmlinge
zu Mohammeds Leichnam.
Der Gegenstand, den die Männer mit sich trugen, war ein Leichensack. Sie zogen den Reißverschluss auf. In dem Sack befand sich ein Mann, der bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Adnan besaß und gleichartige Kleidung trug. Der Mann atmete, war nur bewusstlos. In der Nähe des toten Iraners lehnten die Männer ihn in Sitzhaltung an einen Baumstamm. Adnan reichte einem der Fremden seine Brieftasche, der sie dem Bewusstlosen in die Innentasche des Jacketts schob. Der andere Mann nahm von Adnan die Flinte entgegen, drückte sie Mohammed in die leblosen Hände, richtete den Lauf auf den Bewusstlosen und jagte ihm eine Kugel in den Kopf, wobei dem Mann ein Teil des Gesichts weggerissen wurde. Binnen eines Lidschlags wurde er vom Lebenden zur Leiche. In solchen Dingen war Adnan Experte, wenn auch nicht aus freien Stücken. Wer außer einem Irren könnte sich für eine solche Berufung entscheiden?
Einen Moment später eilten Adnan und die beiden Männer zum Hubschrauber und stiegen ein. Sofort hob der Pilot ab. Weder die Rumpfseiten noch das Heck des Helikopters wiesen eine Kennzeichnung auf, und die beiden Männer auf den vorderen Sitzen trugen keine Uniform. Sie streiften Adnan mit einem knappen Blick, als er sich nun auf einem der hinteren Sitze angurtete. Man hätte meinen können, die Männer versuchten seine Anwesenheit zu ignorieren.
Adnan verschwendete keinen Gedanken mehr an seine toten Kameraden. Längst gingen seine Überlegungen weiter, beschäftigten sich mit dem Ruhm, der ihm bald zuteil werden würde. Falls sie Erfolg hatten, würde die Menschheit voller Ehrfurcht und Achtung von ihm sprechen.
Offiziell war Adnan al-Rimi tot, aber nie würde sein Leben wertvoller sein als jetzt. Der Hubschrauber flog auf Nordkurs, nach West-Pennsylvania, zu einer Ortschaft namens Brennan. Schon eine Minute später war es still am Himmel des ländlichen Virginia. Nur das Rauschen des Regens, der langsam die Ströme Blut fortspülte, war zu vernehmen.
Übersetzung: Uwe Anton
Copyright © 2007 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG,
Bergisch Gladbach
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Autoren-Porträt von David Baldacci
David Baldacci lives with his family in Virginia. He and his wife have founded the "Wish You Well Foundation", a nonprofit organization dedicated to supporting literacy efforts across America.
Bibliographische Angaben
- Autor: David Baldacci
- 2009, 592 Seiten, Masse: 12,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Uwe Anton
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3404163192
- ISBN-13: 9783404163199
- Erscheinungsdatum: 09.09.2009
Pressezitat
"Spannend." Super Illu, Berlin "Faszinierend ... Baldacci ist ein Autor, der immer eine gute Story verspricht und das Versprechen auch hält." Publishers Weekly
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