Die soziale Frage in Gerhart Hauptmanns literarischen Werken: 'Bahnwärter Thiel' und 'Die Weber'
Die vorliegende Arbeit untersucht die Motive der Industrialisierung unter dem Aspekt der 'sozialen Frage' in Gerhart Hauptmanns frühem literarischem Werk. Dabei gilt es zu untersuchen, in welchem Ausmass der Autor selbst als sozialpolitisch interessiert und...
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Produktinformationen zu „Die soziale Frage in Gerhart Hauptmanns literarischen Werken: 'Bahnwärter Thiel' und 'Die Weber' “
Klappentext zu „Die soziale Frage in Gerhart Hauptmanns literarischen Werken: 'Bahnwärter Thiel' und 'Die Weber' “
Die vorliegende Arbeit untersucht die Motive der Industrialisierung unter dem Aspekt der 'sozialen Frage' in Gerhart Hauptmanns frühem literarischem Werk. Dabei gilt es zu untersuchen, in welchem Ausmass der Autor selbst als sozialpolitisch interessiert und motiviert gesehen werden kann. In diesem Zusammenhang wird die Darstellung der Technisierung der Lebenswelt in seinen Werken analysiert. Die Untersuchung wird exemplarisch an der Novelle Bahnwärter Thiel und dem Drama Die Weber durchgeführt. Im Rahmen der Analyse werden die verschiedenen soziokulturellen Kontexte der Werke sowie die Parallelen, die die Rezeption beeinflusst haben, beschrieben. Da sich Armut und soziale Not nicht monokausal als Folge der Industrialisierung erklären, wird in der vorliegenden Arbeit der Schlüsselfunktion der Technik nachgegangen. Es wird betrachtet, wie Hauptmann die Technik behandelt und inwieweit er diese als Verursacher der 'sozialen Frage' darstellt. Ausserdem gibt das Werk einen Einblick in die historischen Hintergründe und die Verbindung von Naturalismus und Symbolismus, wobei das Technikmotiv im Vordergrund steht.
Lese-Probe zu „Die soziale Frage in Gerhart Hauptmanns literarischen Werken: 'Bahnwärter Thiel' und 'Die Weber' “
'Textprobe:Kapitel: 3.2.1. Korrelation Naturalismus und Symbolismus:
Aus den obigen Ausführungen geht hervor, dass die Novelle nicht allein der literarischen Hauptströmung ihrer Entstehungszeit, dem frühen Naturalismus, zugeordnet werden sollte. Bereits Erwähnung gefunden hat die teilweise typisch naturalistische Darstellungsform des Sekundenstils. Gemeinsam haben Gerhart Hauptmann wie auch die naturalistische Bewegung die Objektivität, mit der das Geschehen erzählt wird. In seinem Erzählstil liegt durchaus nicht der Duktus einer Wertung, es ist an der Leserschaft, sich selbst ein Urteil zu bilden. Als Merkmal für eine naturalistische Kategorisierung kann an der novellistischen Studie darüber hinaus die Wirklichkeitstreue der weniger Milieu- als vielmehr Landschaftsdarstellung, die detailreiche Präzision der Darstellung von Natur und das klinisch exakte Beschreiben des psychischen Verfalls Thiels verstanden werden. Dazu, wie ebenfalls unter 3.1 erwähnt, wenn auch nur kurz angerissen, ist die Besetzung der Heldenfigur mit einem den unteren Volksschichten zugehörigen Bahnwärter ebenfalls repräsentativ, 'dieser einfache Mensch wirkt typisch für die naturalistischen Menschen schlechthin'. Naturalistisch ist 'das Schwere, Dumpfe, nur Halbbewusste, die Sprachlosigkeit dieses Mannes', die Thematisierung sexueller Hörigkeit wie das Fehlen eines harmonischen Ausklangs - ein Bruch mit den inhaltlichen und formalen Konventionen des bürgerlichen Realismus.
Jedoch hat der junge Gerhart Hauptmann in dieser Novelle eine ganze Reihe Verfahrensweisen angewandt, die nicht naturalistisch sind, so bemerkt Roy C. Cowen beispielsweise 'wie die Handlung sich entfaltet und wie die Umweltschilderung die zunehmende geistige Verwirrung Thiels widerspiegelt überschreitet die Grenzen des doktrinären Naturalismus.' Dass expressionistische Züge in Erzählstil und Aufbau des ersten Teils zu erkennen sind, ist bereits unter 3.1 skizziert worden. Der Autor beschreibt darüber hinaus mit dem
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Feingefühl eines Impressionisten Farben und Akustik und derlei Sinnhaftes mehr. Obgleich bis ins Detail naturalistisch-exakt beschrieben, erinnern einzelne Naturdarstellungen an die Naturmetaphorik der Romantik, wie auch die Traumwelt in gleicher Weise diese Verweise nahelegt. Einerseits durchaus nicht unrealistisch sind Thiels Anfälle aus psychologisch-pathologischer - und damit naturalistischer - Sicht, aber die Bedeutung und 'wie sie in Erfüllung gehen, deutet zugleich auf eine Seite der Romantik hin.' Mit der Formwahl der Novelle knüpft Hauptmann an den bürgerlichen Realismus an. Mit dem Zusatz der 'Studie' ist das zuvor angedeutete Prinzip, auf moderne Weise Innovatives und Konventionelles zu synthetisieren, bereits im Titel offenkundig. Insoweit ist Martini beizupflichten wenn er feststellt: 'Tradition und Zukunft fliessen in ihr ineinander'.
Aus dieser Perspektive kann auch die Korrelation von Symbolhaftem und naturalistischer Darstellungsweise verstanden werden. Hauptmann wählt an entscheidenden Stellen durchaus eine symbolträchtige Bildsprache, die nicht so recht in das Postulat der Wissenschaftlichkeit, der Objektivität der naturalistischen Position passen will. Da wären die naturhaften Darstellungen, die in 'einer neuen und vitalisierten Naturmetaphorik' deutlich werden. Exemplarisch sei hier das rote Licht der Abendsonne genannt, das 'die Säulenarkaden der Kiefernstämme' (BW 19) zum Glühen bringt, darauf zu 'kaltem Verwesungslicht' (BW 19) wird. Oder das 'interpolierte Bild der Frühlingspracht' der Obstbaumblüten auf dem Acker neben Thiels Wärterhäuschen. Über dies ist hier die dämonisch-personifizierte Darstellung der Technik vermittels des Ding-Symbols Eisenbahn mehr aus Thiels Perspektive als aus der eines distanzierten Erzählers, aufzuführen: 'Zwei rote, runde Lichter durchdrangen wie die Glotzaugen eines riesigen Ungetüms die Dunkelheit. Ein blutiger Schein ging
Aus dieser Perspektive kann auch die Korrelation von Symbolhaftem und naturalistischer Darstellungsweise verstanden werden. Hauptmann wählt an entscheidenden Stellen durchaus eine symbolträchtige Bildsprache, die nicht so recht in das Postulat der Wissenschaftlichkeit, der Objektivität der naturalistischen Position passen will. Da wären die naturhaften Darstellungen, die in 'einer neuen und vitalisierten Naturmetaphorik' deutlich werden. Exemplarisch sei hier das rote Licht der Abendsonne genannt, das 'die Säulenarkaden der Kiefernstämme' (BW 19) zum Glühen bringt, darauf zu 'kaltem Verwesungslicht' (BW 19) wird. Oder das 'interpolierte Bild der Frühlingspracht' der Obstbaumblüten auf dem Acker neben Thiels Wärterhäuschen. Über dies ist hier die dämonisch-personifizierte Darstellung der Technik vermittels des Ding-Symbols Eisenbahn mehr aus Thiels Perspektive als aus der eines distanzierten Erzählers, aufzuführen: 'Zwei rote, runde Lichter durchdrangen wie die Glotzaugen eines riesigen Ungetüms die Dunkelheit. Ein blutiger Schein ging
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Bibliographische Angaben
- Autor: Matias Esser
- 2016, 72 Seiten, Masse: 15,5 x 22 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Diplomica
- ISBN-10: 3959348924
- ISBN-13: 9783959348928
- Erscheinungsdatum: 04.02.2016
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