Die rote Stadt
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Eine blutige Mordserie im Hamburg der Kaiserzeit
Hamburg 1886: Im Hafen wächst ein riesiger Komplex heran, ein Jahrhundertwerk, die rote Stadt. Die Wirtschaft blüht und für ihre Bauprojekte ist den Hamburger Kaufleuten nichts zu teuer. Im Dovenhof gibt es sogar Fernsprecher, elektrisches Licht und den ersten Paternoster-Aufzug des Kontinents. Pech, dass bei der festlichen Eröffnung eine blutige Leiche in ihm ihre Runden dreht. Ein neues Opfer des unbekannten Messerstechers? Dass Commissarius Bischop in den Ruhestand gegangen ist, macht sich bei den Ermittlungen schmerzlich bemerkbar. Doch es gibt ja noch Filius Sören...
Die rote Stadt von Boris Meyn
LESEPROBE
Vorwort
Hamburg 1886 - Als der 38-jährigeSören Bischop nach mehr als sechs Jahren Abwesenheitin seine Heimat zurückkehrt, hat sich das Gesicht der Hansestadt grundlegendgeändert.
Die Veränderungen betreffen zumeinen das administrative Gefüge, vorrangig das Gerichtswesen und die Organisationder Polizei. Bereits seit 1868 gibt es in der Stadt kein Bürgermilitär mehr,und im Jahre 1876 hat man auch das Nacht Wächterkorps der Polizei aufgelöst. Anderen Stelle ist nun ein etwa 650 Mann starkes uniformiertes Konstablerkorps getreten, das von einigen hundert Sergeantenunterstützt wird. Eine Kriminalpolizei gibt es 1886 in Hamburg dagegen nochnicht. Die 1879 erlassenen Reichsjustizgesetze, das Gerichtsverfassungsgesetz,die Zivil- und Strafprozessordnung, haben auch in Hamburg die Zeit desfiskalischen Prozesses beendet und zu einem vom Senat unabhängigen Strafwesengeführt. Auch einige Deputationen - die Vorläufer der Behörden - sind zwischenzeitlichneu strukturiert worden. So hat man bereits in den sechziger Jahren dieSchifffahrts- und Hafendeputation aufgelöst und ihre Aufgaben auf die Baudeputation(Sektion für Strom und Hafenbau) sowie die Deputation für Handel undSchifffahrt aufgeteilt. Die Commerzdeputation heisstseit 1867 Handelskammer.
Auch die räumliche Struktur derStadt hat sich verändert. Besonders deutlich wird dies an der baulichen Verdichtungin den ehemaligen Stadterweiterungsgebieten und Vororten, wo bereits dieStrassenzüge einiger Stadtviertel vollständig mit grossen Mietzinshäusern bebautsind. Grosse Villen stehen nunmehr nicht alleine an der Elbchaussee und anderenAusfallstrassen, sondern säumen fast vollständig das Ufer der Aussenalster: Ausnur im Sommer bewohnten Landhäusern sind durch das Wachstum der Stadtganzjährig bewohnte Repräsentationsbauten geworden.
Hamburg 1886 - Zwei grosseBauprojekte beherrschen die Stadt. Mehr als vierzigJahre nachdem das alte Hamburger Rathaus während des Grossen Brandes 1842 gesprengtworden war, sollen Senat und Bürgerschaft endlich ein neues Domizil erhalten.Nach Entwürfen von Martin Haller als federführendem Mitglied einesRathausbaumeisterbundes wird mit dem Bau des neuen Rathauses auf dem bereitsseit 1843 hoffnungsvoll so benannten Rathausmarkt begonnen - ein Gebäude vonriesigen Ausmassen. Doch weitaus umfangreicher noch gestaltet sich das zweitegrosse Bauprojekt: die Zollanschlussbauten im zukünftigen Freihafenbezirk.Dieses Projekt hat jahrelang die Gemüter in Hamburg erhitzt und spaltet dieBewohner der Stadt auch weiterhin in zwei Lager.
Obwohl man schon 1868 dem DeutschenZollverein beigetreten ist, bleibt 1 Hamburg auch nach Gründung des DeutschenReiches Zollausland und Freihandelszone. Dieses Privileg hat man sich mitArtikel 34 der Reichsverfassung gesichert, der besagt. dass nur die Stadtselbst den Zollanschluss an das Deutsche Reich beantragen kann. Nachdem aberReichskanzler Bismarck 1876 seine liberale Handelspolitik abgebaut hat und zurSchutzzollpolitik übergegangen ist, verstärkt das Reich den Druck auf Hamburg,den Zollanschluss zu beantragen, und droht seit 1879 damit, notfalls auch daszu Preussen gehörende Altona einzubeziehen, um den ungehinderten Schiffs- undHandelsverkehr auf der Elbe zu Unterbinden. Hamburg droht innerhalb desDeutschen Reiches in die Isolation zu geraten, und es verwundert nicht, dassdie Debatten zwischen <Anschlüsslern> und<Protestlern> mit erbitterter Heftigkeit ausgefochten werden.
Als Hamburg im Mai 1881 schliesslichden Beschluss über die Bedingungen des Anschlusses Hamburgs an das DeutscheZollgebiet unterschreibt, hat man dem Reich in zähen Verhandlungen zumindesteinen Kompromiss abgerungen. Die Stadt behält nach dem Zollanschluss am 15. Oktober1888 einen verkleinerten Freihafenbezirk, und auch die Zollverwaltung soll inder Stadt verbleiben. Ausgehandelt worden ist weiterhin, dass sich das Reichmit der Hälfte der Kosten an den Zollanschlussbauten beteiligen muss, Hamburgaber vollständige Planungsautonomie behält. Was folgt, ist eine jahrelangeStandortdiskussion in den zuständigen Gremien, und erst im Februar 1883 kommtman aufgrund des Termindrucks zu einer Entscheidung: Die Zollanschlussbautensollen auf dem Areal der Kehrwieder-Windrahm-Inselentstehen, einem der ältesten Teile der Hansestadt.
Als Sören Bischop1886 die Stadt erreicht, sind die ehemaligen Arbeiterquartiere auf dem Kehrwieder und Teile der Kaufmannsvillen und Palais auf demWandrahm bereits niedergelegt. Dort, wo einstmals fast 20000 Menschen ihreHeimat hatten, wächst ein riesiger \Moloch aus Backsteinen empor -eine roteStadt.
© Rowohlt Verlag
- Autor: Boris Meyn
- 2003, 12. Aufl., 272 Seiten, 12 Schwarz-Weiss-Abbildungen, mit Abbildungen, Masse: 11,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499234076
- ISBN-13: 9783499234071
- Erscheinungsdatum: 17.09.2003
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