Die Profiteure / Lars M. Johansson Bd.2
- Kreditkarte, Paypal, Rechnungskauf
- 30 Tage Widerrufsrecht
Die Profiteure von Leif G. W. Persson
LESEPROBE
Voruntersuchungüber den Mord an Kataryna Rosenbaum,
Donnerstag,14. September, bis Montag,
2. Oktober1978
Die Wohnunglag im Untergeschoss. Sie bestand aus einem Zimmer mit Küche, und sowohl Kücheals auch Zimmer schauten auf die Strasse. Hinter der Wohnungstür gab es einenGang, der fünf Meter lang und knapp zwei Meter breit war und als Diele undAbstellraum diente. Die Küche und das einzige Zimmer waren, wenn man hereinkam,links. Die Küchentür lag am nächsten an der Wohnungstür dran, die Tür zumeinzigen Zimmer war dreieinhalb Meter vom Anfang des Ganges entfernt. Ansonstengab es in der Wohnung noch ein kleines Badezimmer mit Toilette, Waschbecken undDusche (Eingang vom Querende des Ganges), sowie eine grössere Garderobe beziehungsweiseAnkleidekammer. Dieser Raum lag hinter dem Bad, die Tür jedoch befand sich imeinzigen Zimmer. Der Leichnam lag auf dem Boden, etwa einen Meter von derWohnungstür entfernt, und es war dort so eng, dass Kriminaltechniker undErmittler jedesmal darüber hinwegsteigen mussten, wenn sie die Wohnung betretenoder verlassen wollten. Die Tote - eine Frau von etwa dreissig - lag auf derrechten Seite und mit den Füssen zur Wohnungstür, sie hatte die Knie an denBauch gezogen und Oberkörper und Kopf auf die Knie gesenkt. Ihr rechter Armruhte auf dem Boden und lag parallel zum Oberkörper, sie hatte die Faustgeballt. Der linke Arm umfasste die linke Seite des Kopfes, der Handrücken lagauf dem Boden, Unterseite und Handfläche waren nach oben gedreht. Die Frau trugeinen blauen Frotteebademantel mit halblangen Ärmeln und Gürtel. Der Mantel warbis zu ihrer Taille hochgerutscht, ihr linker Oberschenkel und die linkeGesässhälfte waren entblösst. Einen halben Meter rechts von der Toten, ungefährauf der Höhe ihrer Taille und nur einige Dezimeter von der rechten Flurwandentfernt, stand eine weisse Papiertüte. Die war ungefähr dreissig Zentimeterhoch, und an der Form war zu erkennen, dass sie einen Karton enthielt;viereckig, fünfundzwanzig Zentimeter breit, zehn Zentimeter hoch. Die Tüte warverschlossen, und es sollte noch etwa eine Stunde dauern, bis sie geöffnetwerden würde. Erst dann stellte sich heraus, was sie enthielt: zweiSchnittchen. Beide aus Weissbrot, eines mit Krabben, Eischeiben, Dill undMajonäse. Eines mit Roastbeef und geriebenem Meerrettich. Der Gang war spärlichmöbliert. Trotzdem war sofort zu sehen, dass »beträchtliche Unordnungherrschte«. Der Spiegel - über einem Telefontischchen zwischen den Türen zu Küchebeziehungsweise Zimmer angebracht - hing schief. Einer der beiden braunlasierten Holzstühle, die eigentlich Spiegel und Telefontischchen flankierten,war mitten im Gang vor der Tür zum Wohnzimmer umgekippt. Der zweite warzerbrochen, die Teile lagen wild herum. Der Sitz blockierte die Schwelle zurKüchentür. Der obere Teil der Rückenlehne sowie zwei der fünf Rückenleistenlagen unter dem Telefontischchen. Der Sitzrahmen, die restlichen drei Rückenleistenund drei der vier Stuhlbeine lagen dicht hinter dem Leichnam, sie hingen nochaneinander, aber nur ganz knapp. Das vierte Stuhlbein, zweiundvierzigZentimeter lang und vom Sitzrahmen losgebrochen, war in den Unterleib der Totengerammt worden. Aber das wurde erst später entdeckt. Die Frau hatte die Oberschenkelnämlich um die zehn Zentimeter des Stuhlbeins geklemmt, die aus ihrem Schritthervorragten. Ausserdem hatte sie heftig aus dem Unterleib geblutet, dasgeronnene Blut klebte an den Innenseiten ihrer Oberschenkel und an ihrem Gesäss.Wenn man genau hinsah, konnte man auf dem grauen Teppichboden einen ovalenFleck mit einem Radius von etwa fünfzehn Zentimetern sehen. Im Augenblick desTodes hatte der Schliessmuskel sich geöffnet und Urin freigesetzt, mit sehr vielBlut vermischten Urin. Die Kriminaltechniker - und auch die Ermittler derGewaltsektion - sahen genau hin. Sie erreichten den Tatort (Roslagsgata 40,Erdgeschoss, in Vasastaden) am 14. September 1979 um kurz vor sechs Uhrnachmittags. Es sollte fast eine Woche dauern, bis die Untersuchungen am Tatortabgeschlossen und die gelben Absperrschilder entfernt werden konnten. Währendder folgenden Monate betrachteten die Ermittler etliche Male die insgesamtfünfundzwanzig Fotos, die ihre Kollegen von der Technik am Donnerstag, dem 14.September, in der Roslagsgata 40 in Stockholm aufgenommen hatten. Die Frau, dietot auf dem Boden in einer Erdgeschosswohnung in der Roslagsgata liegt, istdreissig Jahre alt und Prostituierte. Sie ist schwedische Staatsbürgerin, wurdejedoch in Polen geboren. Schon nach etwa einer Stunde hat die Polizei - demZufall sei Dank - ihre Identität festgestellt. Sie heisst Kataryna Rosenbaum,geboren am 20. 6. 48 unter dem Namen Zielinska. Der Ermittler, der sie alsErster identifiziert und schliess- lich den Mann finden wird, den man des Mordesan ihr verdächtigt, heisst Jan Lewin, Kriminalinspektor Jan Lewin, geboren am 6.1. 46. Als Kataryna Rosenbaum tot aufgefunden wird, spielt Jan Lewin imPausenraum der Kriminalabteilung, vierter Stock, Haus A im Viertel Kronobergauf Kungsholmen, gerade Schach. Die Ermittlung im Mordfall Kataryna Rosenbaumhat einen dramatischen Auftakt: Martinshorn und Blaulicht. Und alles beruht aufeinem Missverständnis. Vierzehn Minuten nach fünf, das heisst fast genau eine Dreiviertelstunde,ehe Kriminalinspektor Jan Lewin in der Roslagsgata die Haustür durchschreitet,geht unter der Nummer 90 000 ein Anruf ein und wird an die Zentrale derStockholmer Polizeileitung durchgestellt. Der Anrufer besitzt in derRoslagsgata 33 - die Nummer 40 liegt schräg gegenüber auf der anderenStrassenseite - einen Obstladen, er ruft aus diesem Laden an. Seine Mitteilung lässtsich ungefähr so zusammenfassen (er ist ausser sich, und der Polizeiinspektor,der den Anruf entgegennimmt, muss mehrere Male nachfragen): Ein Mann hat soebenim Haus gegenüber eine Frau erschlagen. Die Hände des Mannes triefen vor Blut. DerLadenbesitzer hat ihn in seinem Laden in die Toilette gesperrt. ÜberPolizeifunk landet der Alarm bei 231, einem Streifenwagen aus dem zweitenWachbezirk, der soeben auf dem Weg nach Roslagstull die Odengata überquert.Schon um siebzehn Uhr zwanzig hält dieser Wagen vor der Roslagsgata 33. DasBlaulicht brennt noch, das Martinshorn wurde an der Strassenecke ausgeschaltet. Knappzehn Minuten später läuft in der Zentrale ein weiterer Anruf in derselben Sacheein. Diesmal von 231, der sich an der angegebenen Adresse aufhält. Verstärkungwird angefordert, vor Ort befindet sich eine weibliche Leiche, ausserdem habensie eine verdächtige »Mannsperson« festgenommen. Der Wachhabende in derZentrale schaut auf die Uhr - die Gewaltsektion hat vermutlich bereits vor übereiner Stunde Feierabend gemacht - und wählt die Nummer der Kriminalabteilung.Um halb sechs am Donnerstagnachmittag wird der Fall damit statt derOrdnungspolizei der Kriminalpolizei übertragen. Blaulicht und Sirenen hättensie sich sparen können. Es wird sich bald herausstellen, dass die Frau seitüber sechs Stunden tot und der Festgenommene vermutlich unschuldig ist. Aberdann wird es fast zwei Monate dauern, ehe Lewin und seine Kollegen einer Personhabhaft werden, die sie des Mordes an Kataryna Rosenbaum verdächtigen können. Soungefähr fängt also alles an. Während eine rotgesichtige, verschwitzte Streifeaus dem zweiten Wachdistrikt einem zweiundsechzigjährigen OberkellnerHandschellen anlegt - das spielt sich im Lagerraum eines Obstladens in derRoslagsgata ab -, beugt Kriminalinspektor Jan Lewin sich im Pausenraum über einSchachbrett. Die Funkstreife glaubt, einen Mörder festzunehmen. Der Oberkellnerringt mit zwei Polizisten und hat nur einen einzigen, übrigens restloswahnwitzigen Gedanken: sein Leben zu retten. Jan Lewin dagegen versucht, allseinen Mut zusammenzunehmen. Soll er es wagen, den weissen Bauern auf E 4 mitseinem Läufer zu schlagen? (...)
© btbVerlag
Übersetzung:Gabriele Haefs
- Autor: Leif G. W. Persson
- 2006, Deutsche Erstausgabe, 379 Seiten, Masse: 11,9 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Gabriele Haefs
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442733766
- ISBN-13: 9783442733767
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Profiteure / Lars M. Johansson Bd.2".
Kommentar verfassen